| Titel: | Untersuchungen über die Verbrennung der Steinkohlen in Dampfkessel-Feuerungen; von A. Scheurer-Kestner und C. Meunier. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. IX., S. 22 | 
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                        IX.
                        Untersuchungen über die Verbrennung der
                           								Steinkohlen in Dampfkessel-Feuerungen; von A. Scheurer-Kestner und C. Meunier.
                        Im Auszug aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 									Mulhouse, 1868 et 1869, t. XXXVIII p. 195, 311, t. XXXIX p. 385 (nach den
                           									Annales du Génie
                                 										civil).
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Scheurer und Meunier, über die Verbrennung der Steinkohlen in
                           								Dampfkessel-Feuerungen.
                        
                     
                        
                           A. Scheurer-Kestner, Mitglied der Société industrielle de Mulhouse, hat sehr
                              									eingehende Untersuchungen über die Verbrennung der Steinkohle auf Dampfkesselherden ausgeführt, von denen
                              									wir im Nachstehenden eine gedrängte Uebersicht geben.
                           Nachdem der Verfasser die von seinen Vorgängern bei diesen Untersuchungen erzielten
                              									Resultate skizzirt hat, geht er zur näheren Begründung des bedeutenden Unterschiedes
                              									über, welcher sich zwischen dem absoluten Heizvermögen und dem praktischen
                              									Heizeffect der Kohle herausstellt.
                           
                              „Zur Nachweisung dieser Differenz, bemerkt er, dienten verschiedene
                                 										Rechnungselemente; die wichtigsten derselben sind:
                              
                           
                              Die chemische Zusammensetzung der Steinkohle, als Basis der Berechnung der
                                 										absoluten Heizkraft; die chemische Zusammensetzung der Steinkohlenasche, als
                                 										Rechnungselement zur Bestimmung des Verlustes an nicht verbranntem Kohlenstoff;
                                 										die Menge des verdampften Wassers und die Temperatur des erzeugten Dampfes; das
                                 										Volum der unter den Rost geführten Gase und die Temperatur derselben bei ihrem
                                 										Eintritte in die Esse.
                              
                           
                              Der aus der Berechnung dieser Daten sich ergebende theoretische Verlust besteht
                                 										selbst wieder aus verschiedenen Elementen; diese sind: die Bildung brennbarer,
                                 										der Verbrennung aber entgangener Gase und ihr Entweichen in die Esse; der durch
                                 										das Entweichen des gleichfalls der Verbrennung entzogenen Kohlenstoffes (des Rußes) in die Atmosphäre bedingte Verlust; die
                                 										Temperatur der Asche in dem Zeitpunkt wo sie durch den Rost fällt; endlich der
                                 										durch Ausstrahlung in die Kesselmauerung verursachte Wärmeverlust.
                              
                           
                              Diese letzteren Verlustquellen, deren Wichtigkeit einleuchtend ist, sind bisher
                                 										noch nicht näher bestimmt worden. Die drei ersten derselben können auf
                                 										experimentellem Wege festgestellt werden. Die vierte dürfte nur schwierig direct
                                 										zu bestimmen seyn, man wird daher ihren Betrag noch immer durch Differenz
                                 										bestimmen müssen, bis neue Versuche eine zuverlässige Methode zur Berechnung
                                 										ihres Werthes ergeben.
                              
                           A. Scheurer-Kestner unternahm seine Untersuchungen
                              									zu dem Zwecke, den Antheil zu bestimmen, welchen jede dieser Verlustquellen an dem
                              									Gesammtdeficit hat. Seine umfangreiche, im Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse mitgetheilte Abhandlung
                              									zerfällt in drei Abtheilungen. Wir geben nachstehend von der ersten derselben einen
                              									Auszug.
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung der durch die
                                 										Verbrennung der Steinkohle in Kesselfeuerungen entwickelten Gase; von A.
                                 										Scheurer-Kestner.
                           Nachdem der Verfasser daran erinnert hat, daß die ersten über die Zusammensetzung der
                              									Essengase veröffentlichten Untersuchungen von Péclet (1827) herrühren, mustert er die betreffenden Arbeiten von
                              										Ebelmen, Sauvage, Debette, Commines de Marsilly und
                              										Cailletet, und fährt dann fort:
                           Es handelte sich also darum, die Gase so aufzufangen, daß die zur Analyse bestimmte Probe die
                              									Zusammensetzung der gesammten gasförmigen, von der Verbrennung der Steinkohle
                              									während eines hinreichend langen Zeitraumes herrührenden Producte mindestens
                              									annähernd repräsentirte.
                           Die Probe muß die in sämmtlichen Stadien der Heizung sich entwickelnden Gase
                              									repräsentiren; diese verschiedenen Heizungsstadien aber sind von einander
                              									verschieden hinsichtlich des mehr oder weniger häufigen Oeffnens der Herdthür, der
                              									mehr oder weniger gleichmäßigen Vertheilung der Steinkohlen auf der Rostfläche, des
                              									Schürens und Aufgebens, der Häufigkeit und des Volums der Kohlenchargen, der
                              									Stellung der Register etc.
                           Dieser Bedingung suchte ich durch Anwendung besonderer Apparate zu entsprechen, und
                              									ich glaube daß dieselben mir zuverlässige Resultate geliefert haben.
                           Beschreibung der Apparate. – Der zu diesen
                              									Versuchen benutzte Dampfkessel hat drei Siederohren und
                              									ist mit sechs cylindrischen Vorwärmern (Vorwärmrohren) von Eisenblech versehen. Die
                              									Hauptdimensionen dieses Versuchskessels sind die nachstehenden:
                           
                              
                                 Länge des Kessels
                                     6,60
                                 Met.
                                 
                              
                                 Durchmesser desselben
                                     1,20
                                   „
                                 
                              
                                 Heizfläche desselben
                                   12,00
                                 Quadratmet.
                                 
                              
                                 Durchmesser der Siederohre
                                     0,50
                                 Met.
                                 
                              
                                 Heizfläche derselben
                                   28,00
                                 Quadratmet.
                                 
                              
                                 Gesammtheizfläche des Kessels
                                   40,00
                                 „
                                 
                              
                                 Länge der Vorwärmer
                                     7,90
                                 Met.
                                 
                              
                                 Durchmesser derselben
                                     0,50
                                   „
                                 
                              
                                 Heizfläche derselben
                                   71,00
                                 Quadratmet.
                                 
                              
                                 Gesammtheizfläche des Kessels, der Siederohre undder
                                    											Vorwärmer
                                 111,00
                                 „
                                 
                              
                                 Verhältniß zwischen der Heizfläche der Vorwärmerund der
                                    											des Kessels
                                     1,78 : 1
                                 
                              
                                 Länge des Rostes
                                     1,28
                                 Met.
                                 
                              
                                 Breite desselben
                                     1,40
                                   „
                                 
                              
                                 Abstand der Roststäbe von einander
                                     0,008
                                   „
                                 
                              
                                 Rostfläche ohne die Roststabköpfe
                                     1,79
                                 Quadratmet.
                                 
                              
                                 Leere Rostfläche
                                     0,51
                                 „
                                 
                              
                                 Volle Rostfläche
                                     1,28
                                 „
                                 
                              
                           In Fig. 21 bis
                              										25 sind
                              									die verschiedenen von mir benutzten Apparate und ihre Aufstellung zum Zwecke des
                              									Aufsammelns der Gase dargestellt.
                           Gasometer. – Als Recipient für die zur Analyse
                              									bestimmten Gase konnte ich ein Wassergasometer nicht anwenden, wegen der Differenzen
                              										in den
                              									Absorptionsquotienten der die Verbrennungsproducte bildenden Gase. Um eine
                              									Durchschnittsprobe zu erhalten, würde jedoch die directe Anwendung eines
                              									Quecksilbergasometers wegen des großen demselben zu gebenden Volums und der hierbei
                              									erforderlichen enormen Quecksilbermengen unmöglich gewesen seyn.
                           Ich suchte demnach einen Apparat zu construiren, welcher mir die Anwendung von Wasser
                              									als Aspirationsmittel gestattete, dabei aber auch das Auffangen der zu analysirenden
                              									Gase über Quecksilber, ohne dieselben, mit Wasser in Berührung zu bringen. Nach
                              									zahlreichen Versuchen blieb ich bei folgenden Anordnungen stehen, mittelst deren ich
                              									den beabsichtigten Zweck vollständig erreichte.
                           Da ich gleichzeitig die eudiometrische sowohl, als die Wägungsmethode anwenden zu
                              									können wünschte, so mußte das zu benutzende Gasometer eine sehr genaue Messung des
                              									in ihm enthaltenen Gases gestatten.
                           In Figur 21
                              									ist mein Quecksilbergasometer dargestellt. Dasselbe besteht aus einer am oberen, wie
                              									am unteren Theile tubulirten Flasche von starkem Glase von beiläufig drei Liter
                              									Fassungsraum, welche vierzig Kilogrm. Quecksilber enthält und ein Mariotte'sches Gefäß bildet, in welchem das Wasser durch
                              									Quecksilber ersetzt ist. Die obere Tubulatur wird mit einem zweifach durchbohrten
                              									Korkpfropfen verschlossen, durch den die Glasröhren a
                              									und b hindurchgehen, und der unten schräg abgeschnitten
                              									ist, so daß das Rohr b am oberen Theile des Kegels
                              									mündet.
                           Bei dieser Anordnung läßt sich das Gasometer leicht mit Quecksilber füllen, ohne daß
                              									eine Luftblase anhaften bleiben kann, wenn der Hahn des Rohres b offen ist. Das Manometerrohr c dient zur Bestimmung des Druckes im Inneren des Apparates. Das Rohr d ist ebenso wie das Manometerrohr in einem
                              									Kautschukpfropfen befestigt, welcher die untere (horizontale) Tubulatur des
                              									Gasometers verschließt, und läßt sich im Pfropfen drehen, so daß man ihm die in Fig. 21 oder
                              									die in Fig.
                                 										25 gezeichnete Stellung geben kann. Zum Messen des Gasvolums dient eine in
                              									das Glas gravirte Millimetertheilung. Das Rohr a ist mit
                              									geringer Reibung in den Korkstopfen eingepaßt und läßt sich unter allen Umständen in
                              									demselben auf- und abschieben, ohne daß dadurch ein Gasverlust verursacht
                              									wird.
                           Sämmtliche Verbindungen werden mit Paraffin überzogen; nur das Rohr a wird eingefettet, damit es sich im Korkstopfen
                              									leichter bewegen läßt.
                           Zum Aichen, wozu Wasser benutzt wurde, stellte ich das Gasometer auf eine horizontale
                              									Ebene und drückte das gerade Rohr a hinab, bis sein unteres Ende den
                              									Boden der Flasche erreichte, damit ich ihm auch beim Messen der Gase diese Stellung
                              									geben konnte. Nachdem das Gasometer mit Wasser gefüllt war, verschloß ich die obere
                              									Mündung des Rohres a mit ein wenig Wachs, damit es mit
                              									Wasser gefüllt bleibt, während die Flasche sich entleert; durch diese
                              									Vorsichtsmaßregel werden ganz dieselben Bedingungen erreicht, wie sie beim Messen
                              									des aus dem Gasometer für die Analyse ausgetriebenen Gases obwalten; das Volum des
                              									in diesem Rohre befindlichen Gases wird selbstverständlich von demjenigen des
                              									Gasometers abgezogen.
                           Auf diese Weise wurden fünfzehn Aichungspunkte bestimmt; der Parallelismus der
                              									Flaschenwandungen zwischen denselben schien mir genügend, um die Zwischenpunkte
                              									durch Interpolation bestimmen zu dürfen.
                           Rohr zum Auffangen der Gase. – Fig. 22 stellt das Rohr
                              									zum Aspiriren oder Auffangen der Gase (das Aspirationsrohr) dar. Es besteht in einem
                              									Platinrohr a, b von 10 Millimeter Durchmesser und 700
                              									Millim. Länge, welches im Sinne seiner Länge mit einer Nuth c, d von einigen Zehntelmillimetern Oeffnung versehen ist. Das Ende b ist mittelst eines Platinmuffes verschlossen; an das
                              									Ende a ist ein Kupferrohr a,
                                 										e gelöthet, welches durch einen Liebig'schen
                              									Kühler f, g hindurchgeht; letzterer ist mit den zum
                              									Ein- und Austritt des Wassers dienenden Tubulaturen o und r versehen.
                           Das Rohr a, e ist bei e offen
                              									und mit einen: Tubulus h versehen. Die Aspiration
                              									erfolgt durch die Nuth des Platinrohres. Da sich diese Nuth oft durch Ruß verstopft,
                              									wodurch Unregelmäßigkeiten in der Aspiration verursacht und häufige Unterbrechungen
                              									nothwendig werden, so habe ich an dem Apparate einen beweglichen Drahtstab i, k angebracht, an dessen Ende k ein Platinblech befestigt ist, welches auf dem Cylinder l aufliegt und in die Nuth paßt. Dieser Draht geht durch
                              									zwei an den Kühlapparat gelöthete ringförmige Halter m
                              									und n, sowie durch die Scheibe p hindurch; letztere dient zum Festhalten des Kittes für die Verbindung
                              									des Apparates mit den Wandungen der Kesselmauerung. Um während des Auffangens der
                              									Gase die äußere Luft auszuschließen, geht der Draht n, m
                              									durch eine zwischen den Scheiben p und q eingepreßte Kautschukplatte; mittelst des Ringes an
                              									seinem Ende i führt man ihn in die Nuth ein, um diese
                              									reinigen zu können ohne den Gang des Apparates zu beeinträchtigen.
                           Der Schnitt nach A, B zeigt die Anordnung des
                              									Platinplättchens k in der Nuth und seine
                              									Befestigungsweise am Drahtstabe.
                           Aspirationsapparat. – Bei meinen ersten Versuchen
                              									wendete ich zwei Gasometer von je 50 Liter Inhalt an und ließ dieselben abwechselnd
                              										als Aspiratoren
                              									fungiren. Da aber meine Versuche die Ansaugung von mehreren Kubikmetern Gas
                              									innerhalb einiger Stunden erforderten, so war die Arbeit hierbei sehr anstrengend;
                              									ich ersetzte dieselben daher durch einen leicht zusammenzustellenden continuirlich
                              									wirkenden Aspirationsapparat, welcher für Versuche von längerer Dauer sehr
                              									zweckmäßig ist.
                           In Fig. 23 ist
                              									die ganze Anordnung zum Nehmen der Gasproben in der Vorderansicht, und in Fig. 24 in der
                              									Seitenansicht dargestellt. Das Rohr e, b (Fig. 24) wird
                              									in eine zu diesem Zwecke im Mauerwerke ausgesparte Oeffnung eingeführt; der mit a, b (Fig. 24) bezeichnete
                              									Theil desselben kommt in den Zugcanal für die Verbrennungsgase zu liegen. Das
                              									Rohrende e wird mit dem Bleirohr V (Fig.
                                 										23) mittelst eines Kautschukrohres in Verbindung gesetzt. V ist mit einem anderen, gleichfalls aus Blei
                              									bestehenden Rohre Y, Z (Fig. 23) durch Löthung
                              									verbunden. Wird der Hahn Y geöffnet, so strömt aus einem
                              									höher liegenden Behälter Wasser zu und fließt bei Z ab.
                              									Durch geeignete Regulirung der beiden Hähne Y und X wird in dem Rohre V,
                              									folglich auch im Apparate e, a, b (Fig. 23) eine Aspiration
                              									hergestellt, deren Stärke von der Länge des Rohres Y, Z
                              									und von der Menge des bei Y zufließenden Wassers
                              									abhängt. Das durch e, V, X aspirirte Gas wird durch das
                              									Wasser in den Behälter Z mitgerissen und kann hier
                              									gemessen werden.
                           Allgemeine Anordnungen. – In Fig. 24 und 25 ist die
                              									Aufstellung des ganzen Apparates dargestellt. Das Gasometer kommt auf eine mit
                              									aufgebogenem Rande versehene Blechplatte zu stehen, welche zum Auffangen des bei
                              									seiner Füllung ausfließenden Quecksilbers dient; letzteres fließt durch das
                              									Schwarzblechrohr a', b' in einen Behälter ab. Die beiden
                              									in einen Werkstein eingekitteten Träger c', c' dienen
                              									dem zum Füllen des Gasometers angewandten Quecksilbergefäße als Halter; das Füllen
                              									geschieht mittelst eines gläsernen Heberrohres durch den Tubulus a des Gasometers (Fig. 21). Die Röhren d', e' dienen zur Speisung des Kühlers mit Wasser.
                           Der mit a, b bezeichnete Theil des Aspirationsrohres
                              										(Fig. 24)
                              									wird in den Strom der abziehenden Verbrennungsgase eingeführt; bei der Aspiration
                              									ziehen die Gase durch die Nuth ein, und zwar in der ganzen
                                 										Länge derselben; ich betone dieß, weil die Aspiration in dieser Weise auf
                              									einem größeren Querschnitt des Ableitungscanales stattfindet. Um diese Ansaugung auf der ganzen Länge der Nuth herzustellen, muß man im
                              									Inneren des Aspirationsrohres continuirlich eine Depression von mehreren Millimetern
                              									Quecksilbersäule unterhalten; bei der kräftigen Aspiration des angewandten Systemes ist
                              									diese Bedingung leicht zu erfüllen.
                           Die Stellung der Hähne V und X wird durch Messen der in der Zeiteinheit in Z eintretenden Gasmenge regulirt; sie betrug bei meinen Versuchen 4 bis 5
                              									Liter per Minute.
                           Indem man den Hahn am Ausflußrohr d des Gasometers (Fig. 21)
                              									regulirt, erzeugt man bei h eine Aspiration, durch
                              									welche ein constanter Antheil des durch das Rohr a, e
                              										(Fig. 24)
                              									strömenden Gases weggenommen wird; bei meinen Versuchen schwankte dieser Antheil
                              									zwischen 1/250 und 1/500.
                           Details des experimentellen Verfahrens. – Wie ich
                              									bereits bemerkte, besteht mein Zweck bei Anwendung dieser Apparate darin, in dem
                              									Quecksilbergasometer ein Gasvolum zu sammeln, welches möglichst genau die chemische
                              									Zusammensetzung der Gesammtmenge der in die Esse tretenden Gase repräsentirt. Hierzu
                              									schien es mir unerläßlich, nachstehende Bedingungen zu erfüllen:
                           1) continuirlich und während der ganzen Dauer eines Versuches von dem in die Esse
                              									tretenden Gasstrome ein hinlänglich großes Volum aufzusammeln;
                           2) das Gas in einer den ganzen Querschnitt des zur Esse führenden Canales umfassenden
                              									Erstreckung zu sammeln;
                           3) von diesen Gasen selbst eine neue Quantität in der Art zur Probe zu ziehen, daß
                              									dieselbe deren durchschnittliche chemische Zusammensetzung repräsentirt.
                           Durch die Arbeiten von Ebelmen wurde nachgewiesen, daß die
                              									Gase in den Hohöfen ein ziemlich inniges Gemisch bilden; bei der Untersuchung der
                              									Gase hingegen, welche sich in einer Dampfkesselfeuerung entwickeln, erkennt man
                              									schon am Ansehen, daß sie Ströme enthalten, welche nicht homogen sind; um eine
                              									wirkliche Durchschnittsprobe zu erhalten, hätte ich daher ein Gasometer von mehreren
                              									Kubikmetern Inhalt aufstellen müssen – eine Bedingung, deren Erfüllung
                              									beinahe unmöglich ist, da die Gase nicht über Wasser aufgefangen werden dürfen.
                           Ich umging diese Schwierigkeit mittelst des zweifachen Auffangens des Gases; nämlich
                              									erstens mittelst des Rohres b, a, e (Fig. 22 und 24), und
                              									zweitens mittelst des Rohres a des Gasometers und der
                              									Tubulatur h (Fig. 22 und 24).
                           Gewöhnlich sammelte ich ungefähr 1/1000 des Gesammtvolums der in die Esse tretenden
                              									und 1/250 bis 1/500 des Volums der durch das erste Rohr angesogenen Gase auf. Das
                              									Quecksilbergasometer enthielt somit ungefähr 1/500,000 der bei der Verbrennung der
                              									Steinkohle entwickelten Gase; dieses Fünfhunderttausendtel repräsentirt aber sehr wahrscheinlich eine
                              									wirkliche Durchschnittsprobe; die Uebereinstimmung der erhaltenen Resultate
                              									bestätigt auch diese Annahme.
                           Zunächst bringt man das Aspirationsrohr b, a, e in die in
                              									der Steinplatte angebrachte Oeffnung. Die punktirte Linie m,
                                 										u in Fig.
                                 										24 bezeichnet die Grenze zwischen dem Zugcanale und der Mauer. Die Scheibe
                              										p, q (Fig. 22) wird auf ihrer
                              									inneren Seite mit Kitt bestrichen, dann das Kautschukrohr h,
                                 										a (Fig.
                                 										23 u. 24) bei a mit einem Glasstöpsel verschlossen.
                              									Hierauf wird der Aspirator in Gang gesetzt.
                           Es handelt sich nun darum, das Gasometer mit dem Rohre h
                              									in Verbindung zu bringen, ohne daß Luft eindringt. Zu diesem Zwecke öffnet man die
                              									Hähne der Röhren b und c,
                              									Fig. 21, und
                              									schließt den Hahn d; wenn das Quecksilber bei b auszufließen beginnt, schließt man den Hahn dieses
                              									Rohres und läßt das Niveau des Quecksilbers bis zur Höhe von a (Fig.
                                 										21) steigen. In diesem Moment sind Gasometer und Röhren mit Quecksilber
                              									gefüllt; man bringt nun das Rohr a mit der Tubulatur h (Fig. 24) mittelst eines
                              									Kautschukrohres in Verbindung; um aber die in diesem und in h etwa vorhandene Luft zu entfernen, nimmt man den Glaspfropfen weg, indem
                              									man das Kautschukrohr zwischen den Fingern zusammenpreßt und saugt mit dem Munde an,
                              									bis das Gas aus dem Aspirationsrohre e, a, b das
                              									Kautschukrohr anfüllt; nun braucht man nur die Verbindung zwischen h und dem Gasometer herzustellen. Läßt man jetzt das
                              									Quecksilber durch die Mündung des Rohres d (Fig. 23)
                              									abfließen, so tritt das Gas durch das Rohr a in das
                              									Gasometer ein.
                           Bei meinen ersten Versuchen war das untere Ende des Rohres a (Fig.
                                 										21) ganz offen und das Gas drang stoßweise in das Gasometer; die
                              									Aspiration erfolgte daher unregelmäßig. Die Beseitigung dieser Schwierigkeit gelang
                              									mir dadurch, daß ich das Rohr am unteren Ende auszog, wornach das Gas in einem
                              									continuirlichen Strahle eintrat.
                           Nachdem der Apparat vorgerichtet und der Ausfluß des Wassers und des Quecksilbers
                              									regulirt worden, braucht man nur während des Ganges von Zeit zu Zeit den Draht i (Fig. 24) in die Nuth des
                              									Aspirationsrohres zu schieben, um diese vom Ruße zu reinigen. Es genügt, die
                              									Differenzen des Quecksilberstandes im Gasometer und im Manometerrohre zu beobachten,
                              									um zu erfahren ob sich die Nuth verstopft hat oder nicht. Die Niveaudifferenz
                              									schwankte bei meinen Versuchen zwischen 1 und 3 Millimet.; sobald die Nuth sich zu
                              									verstopfen begann, nahm diese Differenz merklich zu; durch Hantirung mit dem
                              									Drahtputzer i brachte man das Quecksilber auf seinen
                              									ursprünglichen Stand zurück.
                           
                           In dieser Weise kann der Apparat während mehrerer Stunden functioniren, ohne einer
                              									weiteren Controlle als der angegebenen und der Ueberwachung des Wasser- und
                              									Quecksilberabflusses zu bedürfen; in den meisten Fällen braucht man nur den Draht zu
                              									handhaben.
                           Nach Beendigung der Operation, d.h. wenn das Gasometer mit Gas hinlänglich gefüllt
                              									ist, schließt man den Hahn d (Fig. 23), nimmt das
                              									Kautschukrohr a, h ab und dreht das Abflußrohr d in die in Fig. 25 angegebene
                              									Stellung; man kann alsdann das Gasometer transportiren, ohne einen Verlust oder ein
                              									Eindringen von Luft befürchten zu müssen. Zur Vermeidung von Absorptionen in Folge
                              									von Temperaturänderungen ist es zu empfehlen, vorher eine geringe Menge Quecksilber
                              									in das Rohr a zu gießen und dadurch im Gasometer eine
                              									Spannkraft von einigen Millimetern zu erzeugen.
                           Behufs der Messung des Gases stellt man das Gasometer auf eine horizontale Fläche;
                              									man schiebt das Rohr a (Fig. 21) bis zum Boden
                              									der Flasche hinab, so daß es wieder die Stellung wie beim Aichen erhält; ein in
                              									dieses Rohr eingeführtes Thermometer zeigt die Temperatur des Gases im Momente der
                              									Beobachtung an und man berechnet den Druck des Gases, indem man die mittelst des
                              									Kathetometers gemessene Niveaudifferenz zwischen dem Manometerrohre und dem
                              									Quecksilberstande im Gasometer, zum Barometerstande addirt oder von demselben
                              									subtrahirt. Da das aufgefangene Gas stets mit Wasser gesättigt ist, so muß man bei
                              									den Berechnungen die Correction für die Spannkraft des Wasserdampfes bei der
                              									Temperatur der Beobachtung vornehmen. Dasselbe System von Beobachtungen gibt das
                              									Volum des Gases, welches nach der Entnahme der für die Analyse bestimmten Probe
                              									zurückbleibt.
                           In Fig. 25 ist
                              									der Apparat zur Ausführung der Gewichtsanalyse nach dem
                              									(modificirten) Ebelmen'schen Verfahren abgebildet.
                              									Hinsichtlich dieses bekannten Verfahrens bemerke ich nur, daß ich, um das Gas aus
                              									dem Gasometer zu verdrängen, einen Glasheber S
                              									anwendete, der das Quecksilber aus dem Gefäße O mittelst
                              									des Trichterrohres a' in das Gasometer a überführte (Fig. 25).
                           Die Verbindung des Gasometers mit diesem Apparate bietet keine Schwierigkeit dar. Um
                              									den Apparat in Gang zu bringen, braucht man nur den Hahn b zu öffnen und den Heber S mit Quecksilber
                              									anzusaugen.
                           Dieser Apparat gibt direct das Gewicht der Kohlensäure; die brennbaren Gase werden
                              									nämlich in Kohlensäure und Wasser umgewandelt und diese von den Röhren t, t' und t''
                              									zurückgehalten. Die auf diese Weise erhaltenen Data rechnete ich zu Kohlenstoffdampf
                              									und Wasserstoff um.
                           Anstatt den Sauerstoff durch Wägung zu bestimmen (was nicht zu genauen Resultaten führt),
                              									ermittelte ich denselben auf eudiometrischem Wege.
                           Nach dem Vorstehenden glaube ich berechtigt zu seyn, die von mir analysirten
                              									Gasproben als wirkliche Durchschnittsproben zu betrachten, welche mir gestatten die
                              									zur Verbrennung einer Steinkohle von bekannter chemischer Zusammensetzung
                              									verbrauchte Luftmenge zu berechnen, ferner den Verlust in Folge der Bildung der
                              									durch die Esse entweichenden brennbaren Gase zu berechnen, und – da diese
                              									Analysen mit den Producten sorgfältig geleiteter und absichtlich unter
                              									verschiedenartigen Bedingungen ausgeführter Verbrennungen angestellt wurden –
                              									die theoretischen Bedingungen festzustellen, denen entsprochen werden muß, um zu der
                              									(hinsichtlich der Zusammensetzung der gasförmigen Verbrennungsproducte) in
                              									ökonomischer Beziehung vortheilhaftesten Verwendung der Steinkohle zu gelangen.
                           Theorie der Rauchbildung. – Eine Frage blieb
                              									jedoch noch zu erledigen: nämlich das Entweichen von sehr fein zertheiltem
                              									Kohlenstoff in Form von Ruß.
                           Bekanntlich erzeugt reiner Kohlenstoff beim Verbrennen, selbst bei ungenügendem
                              									Luftzutritt, niemals Rauch; Holzkohle und Kohks erzeugen keinen Rauch; die
                              									kohlenwasserstoffhaltigen Körper hingegen verbreiten Rauch, wenn sie bei
                              									unzureichendem Luftzutritte verbrennen; manche von denselben lassen sich gar nicht
                              									anzünden, ohne eine ruhende Flamme zu geben.
                           Da seit mehreren Jahren in dieser Beziehung neue Thatsachen beobachtet worden sind,
                              									so ist es möglich, mit Hülfe der gemachten Entdeckungen eine rationelle Theorie der
                              									Rußbildung aufzustellen.
                           Wie H. Sainte-Claire Deville nachgewiesen hat,
                              									trennen sich, wenn ein zusammengesetztes Gas zu einer genügend hohen Temperatur
                              									erhitzt wird, die Elemente desselben von einander; wird das aus dieser Dissociation
                              									(dem Zerfallen) resultirende Gasgemisch rasch abgekühlt,
                              									so findet man in den kalten Gasen an Stelle der ursprünglichen Verbindung ein bloßes Gemisch. Bei langsamem Erkalten hingegen verbinden sich die getrennten
                              									Elemente wieder, so daß die ursprüngliche Verbindung hergestellt wird. Auf diese
                              									Beobachtung werde ich mich bei Aufstellung meiner Theorie zunächst stützen.
                           Ferner hat Berthelot gezeigt, daß wenn gewisse
                              									zusammengesetzte Körper, namentlich die Hydrocarbüre, der Einwirkung einer höheren
                              									Temperatur unterworfen werden, sich auf Kosten ihrer Bestandtheile neue Verbindungen
                              									bilden können und daß diese Zersetzung von Kohlenstoff-Ablagerung begleitet
                              									seyn kann.
                           
                           Mit der Kenntniß dieser beiden Thatsachen ist die theoretische Frage der Rußbildung
                              									fast gelöst. Worin besteht nämlich der Vorgang auf einem mit Steinkohle beschickten
                              									Roste? Ich nehme an, der Rost sey mit zur Hälfte verbrannter Kohle bedeckt und
                              									enthalte daher nur noch glühende Kohks; alsdann bildet sich kein Ruß. Wird nun
                              									frische Kohle aufgegeben, so bedeckt sich die Masse sofort mit schwarzem Rauche,
                              									welcher in die Zugcanäle tritt. Die Menge dieses Rauches nimmt bald ab und
                              									schließlich verschwindet er, um bei erneuertem Aufgeben von Kohlen wieder zu
                              									erscheinen.
                           In diesem Falle findet nachstehender Vorgang statt. In dem Augenblick wo die
                              									Steinkohle, eine kohlenwasserstoffhaltige Verbindung, auf die glühenden Kohks
                              									gelangte, erleiden die in ihr enthaltenen Hydrocarbüre die Einwirkung einer hohen
                              									Temperatur; es tritt sogar eine Destillation dieser Substanzen ein. Sobald die in
                              									Folge der Erhitzung entstandenen Dämpfe mit der Luft in Berührung kommen, entzünden
                              									sie sich und vermehren den sie umgebenden Sauerstoff. Wird der Sauerstoff nicht
                              									durch neu hinzutretende Luftmengen ersetzt, so bildet sich eine Gasschicht, welche
                              									in die Esse in demselben Zustande entweicht, worin sie den Rost verließ, d.h. im
                              									unvollkommen verbrannten; daher rührt die Gegenwart von Hydrocarbüren in den
                              									gasförmigen Verbrennungsproducten der Steinkohle.
                           Dieß ist die erste Hypothese, welche sich uns darbietet. Die zweite beruht auf Deville's Beobachtung. In dem Augenblick wo die
                              									Hydrocarbüre in Folge der Einwirkung einer sehr hohen Temperatur sich aus der
                              									Steinkohle entwickeln, verhalten sie sich wie ein Gemisch von Kohlenstoffdampf und
                              									Wasserstoff. Wird diesem Gasgemisch eine genügende Luftmenge dargeboten, so erfolgt
                              									eine vollständige Verbrennung; im entgegengesetzten Falle wird die Verbrennung
                              									unvollständig seyn und alsdann haben wir bei langsamem Erkalten wieder den ersten
                              									Fall vor uns. Erkalten aber die Gase rasch, was durch ihre Berührung mit den Wänden
                              									und dem Gewölbe der Feuerung, oder selbst durch den zutretenden Strom kalter Luft
                              									verursacht werden kann, so scheidet sich Kohlenstoff in Form von Ruß aus und es
                              									bleibt freier Wasserstoff zurück. Daher die Gegenwart von freiem Wasserstoff in den
                              									gasförmigen Verbrennungsproducten, sowie diejenige einer Quantität von Neuem
                              									gebildeter Hydrocarbüre.
                           Die dritte Hypothese endlich beruht auf Berthelot's
                              									Beobachtung. Das von der Steinkohle abdestillirende Hydrocarbür wird durch die hohe
                              									Temperatur des Herdes zersetzt, und es entstehen unter Abscheidung von fein
                              									zertheiltem Kohlenstoff, mit anderen Worten, unter Rußbildung
                              									 neue Verbindungen. Bei
                              									genügendem Luftzutritte verbrennt Alles; mangelt es aber an Luft, so bleibt sowohl
                              									der Ruß, als das entstandene neue Hydrocarbür bestehen.
                           Auf diese Weise bildet sich der Rauch. Wie wir gesehen haben, ist stets ein Mangel an
                              									Luft, wenn nicht die einzige, so doch mindestens eine nothwendige Ursache der
                              									Rauchbildung. Diese Behauptung könnte Verwunderung erregen, insofern nachgewiesen
                              									worden ist, daß die gasförmigen Producte der Steinkohlenverbrennung stets einen
                              									Ueberschuß von Luft enthalten; dieser Einwurf ist aber unbegründet. Wenn wir sagen,
                              									daß ein Mangel an Luft vorhanden ist, so bezieht sich dieß nur auf eine gegebene
                              										„Gasader“ (Gasschicht). Nun können wir aber die aus einer
                              									Feuerung entweichenden Gase als eine Masse von parallel circulirenden Gasadern
                              									betrachten, von denen die einen reich an Sauerstoff sind, die anderen arm, und
                              									wieder andere desselben gänzlich beraubt sind; nachdem sich diese verschiedenen
                              									Gasschichten in Folge ihrer Bewegung um den Apparat vermischt haben, können sie
                              									schon so weit erkaltet seyn, daß der Sauerstoff auf die brennbaren Gase ohne Wirkung
                              									bleibt. Auf diese Weise findet ungeachtet des in der Gesammtheit der
                              									Verbrennungsproducte vorhandenen Luftüberschusses, doch wegen des Luftmangels in
                              									gewissen Gasschichten eine Rußbildung statt.
                           Aus der Theorie ergibt sich, daß es zur Vermeidung oder Verminderung der Rauchbildung
                              									hinreichen würde, die Gase, sobald sie den Rost verlassen, mit einander zu mischen.
                              									Dieses Resultat ist auch wirklich erreicht worden.
                           Nachstehenden Versuch habe ich oft und stets mit denselben Resultaten wiederholt.
                              									Führt man ein Metallrohr durch eine im Mauerwerke in geringer Entfernung von der
                              									Feuerbrücke angebrachte Oeffnung in den Strom der aus dem Herde entweichenden Gase
                              									ein, so setzt sich, wenn das Rohr durch kaltes in ihm circulirendes Wasser kühl
                              									erhalten wird, an seiner Außenfläche eine sehr große Menge Ruß ab, welcher nicht
                              									verbrennt und dessen Menge fortwährend zunimmt, bis die von ihm gebildete Schicht so
                              									dick wird, daß das Kühlwasser auf die Außenfläche des Rohres nicht mehr wirkt.
                              									Unterbricht man darauf den Zufluß von frischem Wasser und entleert man das Rohr
                              									durch Neigen desselben vollständig, so verschwindet der auf demselben abgelagerte
                              									Ruß allmählich und nachdem das Rohr die Temperatur des es umgebenden Mediums
                              									angenommen hat, bildet sich auf demselben keine neue Rußablagerung. Läßt man dann
                              									aber wieder kaltes Wasser in das Rohr treten, so überzieht es sich von Neuem mit
                              									einer dicken Rußschicht.
                           Diese Thatsache ist nach dem, was wir vorher über die Rauchbildung gesagt haben, leicht zu
                              									erklären: die momentan zerfallenen Gase kommen mit einer kalten Fläche in Berührung;
                              									der durch dieselbe abgekühlte Kohlenstoff schlägt sich auf diese Fläche nieder und
                              									wird dann, sobald er wieder eine genügend hohe Temperatur angenommen hat, von dem
                              									vom Roste herbeikommenden Sauerstoff aufgelöst und in Kohlensäure umgewandelt.
                           Bestimmung des Rußes. Ich wandte zu diesem Zwecke ein
                              									Rohr an, dessen eine Oeffnung in den zur Esse führenden Zugcanal mündete. Da ich, um
                              									eine Durchschnittsprobe zu erhalten, die bei der Analyse der Gase befolgten Methoden
                              									hier nicht anwenden konnte, so nahm ich die Gasproben in möglichst großer Entfernung
                              									vom Herde. Die zur Analyse bestimmten Gase waren in dem Augenblicke aufgefangen
                              									worden, wo sie den Kessel verlassen, um das Eindringen äußerer Luft durch die Fugen
                              									der Register zu vermeiden. Zur Bestimmung des Rußes fing ich die Gase an der Stelle
                              									auf, wo sie unter den Vorwärmern hervortreten; in dieser Entfernung vom Roste haben
                              									sie viermal um sich selbst circulirt und sind weit vollständiger gemischt.
                           Anfänglich bediente ich mich eines an einem Ende ausgezogenen (und an der Spitze
                              									abgebrochenen), mit Quarzpulver gefüllten Glasrohres, in
                              									welches das Gas mittelst eines gleichzeitig zum Messen desselben dienenden
                              									Gasometers eingesogen wurde; der Ruß setzte sich auf den Quarztheilchen ab.
                           Dieses Verfahren ist jedoch nicht so praktisch wie das nachstehende. Es wurde mir
                              									mitgetheilt, daß der Bergingenieur Minary zu
                              									Besançon zu dem gleichen Zwecke Amianth (Asbest)
                              									anzuwenden und den Ruß durch Wägung zu bestimmen beabsichtigte. Diesem Plane
                              									entlehnte ich die Benutzung des Amianths an Stelle des Quarzes.
                           Das von mir angewandte Glasrohr ist dem bei organischen Elementaranalysen üblichen
                              									Verbrennungsrohre ähnlich und enthält auf eine Länge von 20 Centimeter eine
                              									Asbestschicht, welche im mittleren Theile des Rohres durch zwei Spiralen aus
                              									Kupferdraht festgehalten wird. Das weite Rohrende wurde in den Canal eingeführt und
                              									dann nebst dem ausgezogenen Ende mit dem Aspirator in Verbindung gesetzt.
                           Die Nothwendigkeit, den Asbest in die Mitte des Rohres zu bringen, ist durch die von
                              									mir anstatt der directen Wägung angewandte Bestimmungsmethode bedingt. Ich zog es
                              									nämlich vor, den Ruß in Kohlensäure umzuwandeln und die Menge derselben durch Wägung
                              									zu ermitteln. Zu diesem Zwecke erhitzt man das den Ruß enthaltende Rohr in einem
                              									gewöhnlichen Verbrennungsofen zum Rothglühen, leitet einen Strom trockenes Sauerstoffgas hindurch
                              									und fängt die entstandene Kohlensäure nach vollständigem Austrocknen in einem
                              									gewogenen Kali-Apparate auf.
                           Die Ausführung dieses Versuches ist leicht, da sich fast gar nichts von dem Ruße an
                              									das Glas anhängt und derselbe vom Asbest sehr vollständig zurückgehalten wird. Bei
                              									den zwei von mir ausgeführten Versuchen war der ganze Rußgehalt des durch das Rohr
                              									hindurchgeleiteten Gases vom Asbest vollständig zurückgehalten worden und hatte
                              									denselben nur bis zur Tiefe von einigen Centimetern durchdrungen. –
                           Der im Vorstehenden auszugsweise mitgetheilten Abhandlung ist ein sehr eingehender
                              									Bericht über vierzehn Analysen beigefügt, den wir hier nicht wiedergeben können. Wir
                              									beschränken uns auf die Mittheilung der für die Praxis sich ergebenden
                              									Schlußfolgerungen, zu denen Hr. Scheurer-Kestner
                              									gelangt ist.
                           
                              „Es ergibt sich also aus diesen Versuchen, daß man das Minimum von
                                 										brennbaren Gasen in den gasförmigen Verbrennungsproducten der Steinkohle
                                 										erhält:
                              
                           
                              1) durch Zuführung einer hinlänglichen Menge atmosphärischer Luft, welche
                                 										mindestens 10 Kubikmeter per Kilogrm. Steinkohle
                                 										betragen muß; die Verluste welche, wenn das Volum der per Kilogr. Kohle zugeführten Luft nicht mehr als 8 Kubikmeter
                                 										beträgt, sehr bedeutend sind, können durch Zuführung von 15 Kubikmet. auf 3
                                 										Proc. reducirt werden;
                              
                           
                              2) durch häufigeres Aufgeben der Kohlenchargen bei gleichzeitiger Verminderung
                                 										ihres Gewichtes; auf diese Weise lassen sich bis zu 6 Procent des gesammten
                                 										Kohlenstoffgehaltes der Steinkohle am Verlust ersparen;
                              
                           
                              3) durch Niedrighalten der auf dem Roste liegenden Kohlenschicht; die zwei nach
                                 										dieser Richtung hin abgeführten Versuche ergaben eine Differenz von 5 Procent
                                 										Kohlenstoff. Sorgt man dafür, daß die Kohlenschicht auf dem Roste stets eine nur
                                 										geringe Dicke hat, so vermeidet man zum großen Theile die Bildung von
                                 										Kohlenoxyd. Dieses Gas entsteht nicht in der Weise wie die Hydrocarbüre; es
                                 										entwickelt sich nur in Folge der Einwirkung der gebildeten Kohlensäure auf den
                                 										zum Rothglühen erhitzten Kohlenstoff; daher kann man durch Verminderung der Höhe
                                 										der von dem glühenden Material gebildeten Schicht auch den Contact der
                                 										gebildeten Kohlensäure mit demselben vermindern. Es ergibt sich daraus, daß es
                                 										vortheilhaft ist, den Rost etwas öfter zu reinigen, als es gewöhnlich
                                 										geschieht.“
                              
                           Wie der Verfasser selbst bemerkt, führen diese Schlüsse zu gar
                                 										keiner neuen Thatsache; sie bestätigen nur die Ergebnisse früherer
                                 										Untersuchungen derselben Art. Wenn wir hier einen großen Theil der Scheurer'schen Arbeit wiedergaben, so geschah es
                              									hauptsächlich in der Absicht, die von diesem Chemiker angewandten analytischen Methoden mitzutheilen.
                           
                           Scheurer-Kestner setzte seine Untersuchungen
                              									später in Gemeinschaft mit dem Bergingenieur C. Meunier
                              									fort; wir geben im Nachstehenden die Haupt-Schlußfolgerungen ihrer
                              									Arbeit.
                           
                        
                           Resultate über den Heizeffect der
                                 										Steinkohlen bei Dampfkessel-Feuerungen; von A. Scheurer und C.
                                 										Meunier.
                           I. Zum Probiren einer Steinkohle auf ihren Heizeffect kann man mit Vortheil ein Calorimeter anwenden. Die mittelst dieses Apparates
                              									erhaltenen Resultate sind genauer als die durch Heizen eines Dampfkessels erzielten.
                              									Während das erstere Verfahren eine Annäherung bis auf einige Tausendtel gestattet,
                              									liefert die Probe unter einem Dampfkessel Resultate welche um 2 bis 3 Procent von
                              									einander abweichen.
                           Nachdem die Verbrennungswärme der zu prüfenden Steinkohlensorten bestimmt worden,
                              									genügt es, eine kleine Menge derselben auf einem gewöhnlichen Herde und ohne
                              									besondere Vorsichtsmaßregeln zu verbrennen, um mittelst der in unserer Arbeit
                              									enthaltenen Daten und der bei dieser Verbrennung zurückbleibenden Asche ihren
                              									relativen Werth zu erfahren.
                           Wir nehmen keinen Anstand, diese Probirmethode für alle die Fälle zu empfehlen, wo
                              									der Werth eines Brennmateriales mit strenger Genauigkeit festgestellt werden
                              									soll.
                           II. Unsere Versuche gestatteten uns zu entdecken, welche Mängel dem von uns
                              									angewandten Heizsystem anhaften, indem sich aus denselben ergab, wo und wie die
                              									Wärmeverluste stattgefunden haben:
                           60 Proc. des in der Steinkohle disponiblen Wärmestoffes werden zur Dampferzeugung
                              									verwendet;
                           7 Proc. gehen in Folge fehlerhafter Verbrennung verloren;
                           5 Proc. werden durch die gasförmigen Verbrennungsproducte in die Esse
                              									mitgerissen;
                           2 1/2 Proc. sind in diesen Gasen selbst enthalten und entsprechen der Verdampfung des
                              									durch die Verbrennung des Wasserstoffes der Steinkohle gebildeten Wassers;
                           25 1/2 Proc., welche noch fehlen, müssen dem Verluste durch Ausstrahlung des
                              									Mauerwerkes zugeschrieben werden.
                           III. Da die wirklichen Verlustquellen bekannt sind, so ist nunmehr das
                              									Untersuchungsfeld genau begrenzt; man braucht nicht mehr auf's Gerathewohl zu
                              									experimentiren und ist nicht mehr der Gefahr ausgesetzt, unerreichbare Resultate zu
                              									verfolgen. Man erkennt auf den ersten Blick, daß man es aufgeben muß, eine bessere
                              									Benutzung des Wärmestoffes erreichen zu wollen durch besondere Formen des Kessels
                              									oder der Siederohre, oder
                              									durch Abänderungen in den Einrichtungen der RosteWir reden hier nur von gewöhnlichen Rosten und lassen die Feuerungen zur
                                    											Gaserzeugung unberücksichtigt. oder der Vorwärmer etc. Der Hauptfehler der
                                 										Generatoren mit drei Siederohren, welche im Elsaß gebräuchlich sind,
                              									besteht in der enormen Fläche, welche die Flamme und die Verbrennungsgase rein zum
                              									Verluste erhitzen. Das Mauerwerk leitet die Wärme allerdings schlecht; der vierte
                              									oder fünfte Theil derselben kann sich aber wohl in eine Oberfläche verlieren, welche
                              									manchmal das Doppelte von derjenigen des Kessels erreicht.
                           Ferner ergaben unsere Untersuchungen, daß die Abkühlung
                              									(Wärme-Transmission) bei dem von uns angewendeten Generator die
                              									hauptsächlichste Verlustquelle bildet. Zur Beseitigung derselben bieten sich nach
                              									unserer Ansicht zwei Mittel dar:
                           1) die Anwendung von Kesseln mit innerer Feuerung;
                           2) Verbesserungen in der Einmauerung der mit äußerer Feuerung versehenen Kessel.
                           Eine zweckmäßige Verbindung dieser beiden, sich keineswegs ausschließenden Mittel
                              									würde vielleicht zu günstigen Resultaten führen und eine bedeutende Verbesserung
                              									herbeiführen. Wir wollen keineswegs behaupten, daß nur Generatoren mit innerer
                              									Feuerung das Maximum von Nutzeffect zu geben vermögen.
                           Kann man annehmen, daß bei einem Elsasser Dampfkessel, der jetzt durch Strahlung 20
                              									bis 22 Proc. verliert, durch Abänderungen in der Einmauerung dieser Verlust sich auf
                              									10 bis 12 Procent herabbringen läßt? Die ganze Frage reducirt sich darauf, welchen
                              									Einfluß werden die Verbesserungen des Mauerwerkes haben, und welche Differenzen
                              									werden sich dann noch zwischen dem System mit innerer und dem mit äußerer Feuerung
                              									herausstellen?
                           Die Verluste durch Abkühlung sind beträchtlich und erreichen der unseren Elsasser
                              									Kesseln 20 Procent.
                           Bei den Kesseln mit innerer Feuerung hingegen scheint dieser Verlust weniger
                              									beträchtlich zu seyn.
                           Wenn unsere Berechnungen richtig sind, so würden die Röhrenkessel eine Verwerthung
                              									von 74,5 Procent der gesammten Wärmemenge geben, während der beste Kessel mit
                              									äußerer Feuerung nicht über 65 Procent liefern würde.
                           IV. Wir suchten die Summe der Wärmeeinheiten zu bestimmen, welche durch die
                              									Beseitigung der abkühlend wirkenden Flächen zur Verwerthung gebracht werden können. Diese
                              									Verbesserung ist aber nicht die einzige, welche möglich ist; es ließe sich auch ein
                              									Theil der Verluste vermeiden, welche durch die Entwickelung der brennbaren Gase
                              									veranlaßt werden; zu diesen gehört der Ruß, dessen Bildung mit derjenigen der
                              									brennbaren Gase innig verknüpft ist.
                           Es ergibt sich aber aus der durch Einen von uns (Scheurer)
                              									in der ersten Abtheilung seiner Untersuchungen aufgestellten Rußbildungstheorie, daß
                              									man eine Beseitigung des Rußes nicht hoffen kann, ohne eine vollständige Abänderung
                              									des Verbrennungssystemes. Die Anwendung gewisser Verfahrungsarten, wie derjenigen
                              									von Thierry, gestattet allerdings eine Verminderung der
                              									Rußbildung, verursacht aber einen beträchtlichen Dampfaufwand. Andererseits sind die
                              									Wärmeverluste in Folge der Rußbildung von so geringer Bedeutung, daß man die
                              									Hoffnung aufgeben muß, in der Vermeidung derselben jemals einen Vortheil finden zu
                              									können.
                           Nur die Gasöfen würden diese Vortheile realisiren. Leider wissen wir, daß die bisher
                              									gemachten Versuche, dieses Verbrennungssystem bei den Dampfgeneratoren anzuwenden,
                              									keine günstigen Resultate gegeben haben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
