Titel: Aechtes Violett mit Naphtylamin zum Drucken und Färben der baumwollenen und leinenen Stoffe, von Blumer-Zweifel.
Fundstelle: Band 196, Jahrgang 1870, Nr. XVI., S. 66
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XVI. Aechtes Violett mit Naphtylamin zum Drucken und Färben der baumwollenen und leinenen Stoffe, von Blumer-Zweifel. Französisches Patent vom 6. Juli 1869. – Nach dem Moniteur scientifique in der Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 10. Blumer's Naphtylamin-Violett zum Drucken und Färben baumwollener Stoffe. Das Violett des Naphtylamins, um welches es sich hier handelt und welches für den Druck benutzt werden soll, ist das Naphtameïn von Piria. Vor etwa 20 Jahren entdeckte dieser Chemiker, daß die Salze des Naphtylamins, wenn sie mit den Lösungen gewisser oxydirender Metallsalze gemischt werden, eine sehr hübsche violette Farbe geben. Ebenso gibt eine Auflösung von chlorwasserstoffsaurem Naphtylamin bei seiner Mischung mit einer Auflösung von Eisenchlorid unmittelbar und in der Kälte eine entsprechende Quantität Naphtameïn, welches man sammeln und auf einem Filter auswaschen kann. Passend hergestellt und gereinigt, wurde dieser Körper Gegenstand einer großen Zahl von Versuchen zur Befestigung desselben auf Geweben durch Färberei oder Druck. Man kann das Resultat aller jener fruchtlosen Versuche in dem Jahrgang 1861 des Moniteur scientifique finden, und zwar in den Artikeln von E. Kopp über die künstlichen Farbstoffe. Der geringe Erfolg der Naphtameïn-Farbe rührt daher, daß die Farbe, wenn sie auf dem Stoff fixirt ist, bei weitem nicht die Lebhaftigkeit besitzt, als in der Lösung. Blumer-Zweifel glaubt nun diesen Fehler dadurch beseitigt zu haben, daß er den Farbstoff sich auf dem Stoff nach Art des Anilinschwarz entwickeln läßt, und so ist das Verfahren, welches den Gegenstand seines Patentes ausmacht, folgendes: In einem Liter eines passenden heißen Verdickungsmittels löst er 30 Grm. chlorwasserstoffsaures Naphtylamin und fügt, wenn die Mischung erkaltet ist, 15 Grm. Kupferchlorid-Lösung von 15° Baumé hinzu. Diese Mischung wird zum Druck von Leinen- und Baumwollstoffen verwendet; aber wenn man Stoffe färben will, so klotzt man dieselben unter Fortlassen des Verdickungsmittels und vermindert die Quantität des Kupferchlorids um ein Viertel. Es muß noch hinzugefügt werden, daß, wenn man statt 30 Grm. chlorwasserstoffsauren Naphtylamins 15 Grm. nimmt, man eine hellere Nüance bekommt, mit 45 Grm. dagegen eine dunklere. Die gedruckten oder geklotzten Stoffe werden dann 2–3 Tage lang in Oxydationskammern einer Temperatur von 25° C. ausgesetzt. Hierbei geht die Oxydation des Naphtylamins durch das Kupferchlorid vor sich. Blumer-Zweifel sagt, daß hier das Ozon wirke. Es ist dagegen anzunehmen, daß dieß nicht der Fall ist, weil nicht gesagt ist, woher das Ozon kommen soll. Wenn die Farbe hinlänglich entwickelt ist, so wäscht man die Stoffe mit heißem Wasser oder auch mit Seifenwasser, und der Farbstoff ist auf dem Stoff befestigt. Man muß noch beachten, daß, wenn man schließlich mit alkalischem Wasser wäscht, das Violett röthlich bleibt, während bei Anwendung von schwach saurem Wasser eine bläuliche Nüance entsteht. Trotz der Aechtheit, welche die Farbe nach dem Patent besitzen soll, ist nicht anzunehmen, daß dieselbe Angesichts der schönen Anilinviolett wird aufkommen können; indessen verlohnt es sich, einen Versuch mit der Farbe zu machen.