| Titel: | Ueber die Erkennung und Unterscheidung der Krappfarbstoffe für sich und auf Geweben; von Prof. W. Stein. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. XVIII., S. 72 | 
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                        XVIII.
                        Ueber die Erkennung und Unterscheidung der
                           								Krappfarbstoffe für sich und auf Geweben; von Prof. W. Stein.
                        Aus dem polytechnischen Centralblatt. 1870 S.
                              								415.
                        Stein, über Erkennung und Unterscheidung der
                           								Krappfarbstoffe.
                        
                     
                        
                           Wenn man mit Krapp gefärbte oder gedruckte Stoffe in einer concentrirten Lösung von
                              									schwefelsaurer Thonerde kurze Zeit kocht, so erhält man eine im durchgehenden Lichte
                              									roth, mit einem mehr oder weniger deutlichen Stich in's Blaue gefärbte Flüssigkeit,
                              									welche mit einem goldgrünen Reflex fluorescirt. Ursache der Fluorescenz ist, wie man
                              									sich leicht überzeugen kann, nur der eine der Krappfarbstoffe, das Purpurin. Das
                              									Alizarin bringt sie nicht, wenigstens nicht in einem mit bloßem Auge bemerkbarem
                              									Grade hervor. Nur wenn ich mit Hülfe einer Loupe ein Strahlenbündel in die
                              									Flüssigkeit treten ließ, konnte ich auch bei der bloß Alizarin enthaltenden
                              									Flüssigkeit eine Andeutung von Fluorescenz beobachten, welche jedoch höchst
                              									wahrscheinlich von einer vielleicht während des Auffärbens erzeugten spurweisen
                              									Beimischung von Purpurin herrührte. Außerdem färbte Alizarin die schwefelsaure
                              									Thonerde weniger lebhaft, als Purpurin, und nach circa
                              									12stündigem Stehen hatte es sich aus der Lösung wieder abgeschieden, während
                              									letzteres nach mehreren Tagen noch gelöst war.
                           Mit Hülfe der schwefelsauren Thonerde kann man sonach Alizarin und Purpurin sicher
                              									von einander unterscheiden und die Gegenwart des letzteren im Krapp und dessen
                              									Präparaten leicht nachweisen. Mir ist bis jetzt weder eine Krappsorte, noch ein
                              									Krapppräparat, vorgekommen, welche es nicht enthalten hätten. Da es nun, wie mich
                              									Versuche gelehrt haben, sich schneller mit der Faser verbindet, als das Alizarin, so
                              									muß es selbstverständlich auf jedem mit Krapp gefärbten Zeuge sich vorfinden, d.h.
                              										das Krapproth ist durch sein Verhalten gegen schwefelsaure
                                 										Thonerde von allen anderen rothen Zeugfarben sicher zu unterscheiden.
                           Neben dem Purpurin läßt sich die Gegenwart des Alizarins im gewöhnlichen Krapproth,
                              									wie im Türkischroth, unter Benutzung der Beobachtung von Schunck ohne Schwierigkeit erkennen, indem man mit einer Lösung von
                              									kohlensaurem Kali wiederholt und jedenfalls so lange bis die Flüssigkeit nicht
                              									merklich mehr gefärbt erscheint, auskocht, und auf diese Weise die
                              									Purpurin-Thonerde abzieht. Der Rückstand wird mit Wasser kochend gespült und
                              									dann mit Barytwasser erwärmt. Das Alizarin gibt sich schon dadurch zu erkennen, daß
                              									der Stoff nach dem Auskochen mit kohlensaurem Kali nicht gebleicht erscheint;
                              									andererseits wird seine Anwesenheit bestätigt, wenn die rückständige Farbe des
                              									Stoffes durch Erwärmung mit Barytwasser in Violett übergegangen ist. Uebrigens läßt
                              									sich das Alizarin auch mit Hülfe von salzsaurem Alkohol (weingeistiger
                              									Salzsäurelösung) leicht abziehen und weiter untersuchen.