| Titel: | Saftgewinnungs- und Reinigungsverfahren mit Schwefelsäure, schwefligsaurem Kalk, Kalk und Alkohol; ausgeführt in der Zuckerfabrik Marly bei Valenciennes, von Duquesne und Gil. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. XXI., S. 83 | 
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                        XXI.
                        Saftgewinnungs- und Reinigungsverfahren
                           								mit Schwefelsäure, schwefligsaurem Kalk, Kalk und Alkohol; ausgeführt in der
                           								Zuckerfabrik Marly bei Valenciennes, von Duquesne und Gil.
                        Nach Mittheilungen in der Sucrerie indigène, 1870,
                              									Nr. 12.
                        Duquesne und Gil's Saftgewinnungs- und Reinigungsverfahren
                           								für Zuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           Die Rüben werden in einer Schneidmaschine zu feinen Bändern geschnitten, ähnlich wie
                              									für die Diffusion, und in einer ähnlichen Batterie mit (kaltem?) Wasser ausgelaugt.
                              									Die Auslauggefäße enthalten 4000 Kilogrm. Rüben und 100 Hektoliter Saft; das Wasser
                              									geht über vierzehn Gefäße.
                           In das vierte Gefäß, vom Auslauf an gerechnet, werden 10 Liter Schwefelsäure von
                              									55° Baumé, vorher mit einem Hektoliter Wasser vermischt, gesetzt, um
                              									die „Rüben zu tödten“ und sich mit den darin vorhandenen Basen
                              									zu vereinigen. In das folgende Gefäß, also in das dritte vom Auslauf, kommen ferner
                              									40 Kilogrm. schwefligsaurer Kalk in Form einer Milch. Beim Zusammentreffen der
                              									schwefelsauren Flüssigkeit hiermit entsteht Gyps, der als Scheidemittel wirkt, und schweflige Säure, die
                              									antiseptisch und entfärbend wirken soll.
                           Der abfließende Saft wird mit etwas Kalk gekocht und der Schaum abgeschöpft, dann
                              									über Kohle filtrirt, auf 30° Baumé eingedampft und abermals
                              									filtrirt.
                           Die Schnitzel werden in alten Schlammpressen ausgepreßt, betragen dann 40 Proc. vom
                              									Rübengewicht und halten sich, namentlich mit Melasse gemischt, gut.
                           Der filtrirte Dicksaft wird nun in geschlossenen Gefäßen (Verfahren von Pesier
                              									Beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXVI
                                       												S. 366; man s. auch Stammer's
                                    											Beurtheilung dieses Verfahrens in Bd. CLXXI S. 211) mit seinem vierfachen Gewicht Alkohol gemischt, von dem sich bildenden
                              									Niederschlag getrennt, mechanisch filtrirt und im Destillirapparat entgeistet.
                              									Ebenso wird der Niederschlag von seinem Alkoholgehalt befreit. Man erhält so den zum
                              									Saftreinigen nöthigen Alkohol immer wieder, und einen gereinigten Saft, der im
                              									Vacuum verkocht wird. Der salzhaltige Rückstand aus dem Niederschlag entbehrt noch
                              									einer passenden Anwendung.
                           Das erste und zweite Product geht direct zur Consumtion; sein Geschmack soll viel
                              									Aehnlichkeit mit dem des Colonialzuckers besitzen.
                           Es sollen aus 10procentigen Rüben im Ganzen 8 Proc.
                              									Rohzucker, alle Producte gerechnet, erhalten werden. Die oben genannte Fabrik
                              									verarbeitet täglich 1400 Kilogrm. Rüben und braucht dazu 15 Hektoliter alte
                              									Knochenkohle; die neue Kohle soll sich als nachtheilig erwiesen haben.