| Titel: | Neues Verfahren zur Trennung des Zinnes von Arsen, Antimon und Molybdän; von Frank Wigglesworth Clarke. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. XLIII., S. 143 | 
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                        XLIII.
                        Neues Verfahren zur Trennung des Zinnes von
                           								Arsen, Antimon und Molybdän; von Frank
                              									Wigglesworth Clarke.
                        Aus dem American Journal of Science, Januar 1870, durch die Chemical News, März 1870, S.
                              									124.
                        Clarke, über Trennung des Zinnes von Arsen, Antimon und
                           								Molybdän.
                        
                     
                        
                           Vor einiger Zeit machte ich die Beobachtung, daß der auffallend krystallinische
                              									Niederschlag, welchen Oxalsäure in einer Lösung von Zinnchlorür hervorbringt, durch
                              									Schwefelwasserstoff weder geschwärzt, noch anderweitig angegriffen wird, was mich
                              									veranlaßte, eine Reihe von Versuchen über die Einwirkung der Oxalsäure auf gewisse
                              									Schwefelmetalle durchzuführen, wobei ich zu nachstehenden Resultaten gelangte.
                           Beide Schwefelungsstufen des Zinnes werden in frisch
                              									gefälltem und noch feuchtem Zustande durch mäßig langes Kochen mit überschüssiger
                              									Oxalsäure unter Entwickelung von Schwefelwasserstoff zersetzt. Das Zinnsulfuret
                              									(Einfachschwefelzinn) wird in unlösliches, krystallinisches oxalsaures Zinnoxydul
                              									verwandelt, während das gelbe Zinnsulfid (Bisulfuret) vollständig aufgelöst wird.
                              									Das im Handel vorkommende „mosaische Gold“ (Musivgold) scheint
                              									jedoch von der Oxalsäure nicht angegriffen zu werden. In Gegenwart von
                              									überschüssiger Oxalsäure wird Zinn durch Schwefelwasserstoff nicht gefällt.
                           Die Arsensulfurete werden selbst bei längerem Kochen mit
                              									der Säure kaum angegriffen. Zuweilen gehen Spuren des Metalles in Lösung, lassen
                              									sich aber durch eine oder zwei Blasen von Schwefelwasserstoffgas wieder
                              									niederschlagen. Die Fällung des Arsens als Schwefelmetall wird daher durch die
                              									Gegenwart eines selbst sehr bedeutenden Ueberschusses von Oxalsäure nicht
                              									verhindert.
                           Schwefelantimon zeigt ein etwas anderes Verhalten. Wenn
                              									auch bei längerem Kochen mit Oxalsäure beträchtliche Mengen des Metalles in Lösung
                              									gehen, so läßt sich doch jede Spur desselben durch Schwefelwasserstoff wieder
                              									niederschlagen.
                           Schwefelmolybdän (Molybdäntrisulfid) wird von Oxalsäure,
                              									selbst bei langem Kochen, gar nicht angegriffen.
                           Mit den Wolframsulfureten habe ich Resultate erhalten,
                              									welche nicht mit einander übereinstimmen. Unter gewissen Umständen scheinen sie in
                              									Oxalsäure ganz unlöslich zu seyn, unter anderen hingegen werden sie vollständig
                              									zersetzt und gehen dann theilweise in Lösung.
                           Vermittelst der Löslichkeit der Zinnsulfurete in Oxalsäure gelang es mir, Zinn völlig
                              									frei von Arsen und Molybdän und beinahe völlig frei von Antimon zu erhalten. Sind
                              									nur Arsen und Antimon vom Zinn zu trennen, so wende ich das nachstehende Verfahren
                              									an, welches sich mir als das beste erwiesen hat.
                           Die Lösung welche die drei Metalle enthält (und in der zur Fällung der
                              									Schwefelmetalle üblichen Weise dargestellt worden ist), versetze ich mit Oxalsäure
                              									in dem Verhältnisse von etwa 20 Grm. des Reagens auf jeden Gramm Zinn, wobei man
                              									besorgt seyn muß das Ganze so concentrirt zu erhalten, daß die Säure in der Kälte
                              									auskrystallisirt. Dann erhitzt man zum Sieden und leitet etwa zwanzig Minuten lang
                              									Schwefelwasserstoffgas in die Flüssigkeit. Anfänglich zeigt sich kein Niederschlag; sobald aber die
                              									Lösung mit dem Gase gesättigt ist, beginnen Schwefelarsen und Schwefelantimon sich
                              									auszuscheiden und sind bald vollständig niedergeschlagen. Hierauf läßt man das
                              									Ganze, wie gewöhnlich, eine halbe Stunde lang an einem warmen Orte stehen, bevor man
                              									filtrirt. Jede Spur von Arsen und Antimon ist nun ausgefällt, so daß im Filtrate
                              									keines dieser Metalle mit Hülfe des Marsh'schen Apparates
                              									nachzuweisen ist; ebenso wenig lassen sich mit Zink auf Platin Antimonflecken
                              									hervorrufen. Das ausgeschiedene Schwefelarsen ist absolut zinnfrei; das Antimon aber
                              									reißt stets eine Spur von diesem Metalle mit sich nieder; diese Spur ist jedoch bei
                              									sorgfältiger Ausführung des Verfahrens kaum nachzuweisen und kann daher gewöhnlich
                              									vernachlässigt werden. Wenn es jedoch auf größtmögliche Genauigkeit ankommt, so kann
                              									man das Schwefelantimon in einem Schwefelalkali wieder auflösen, die Lösung mit
                              									überschüssiger Oxalsäure zersetzen, mit etwas starkem Schwefelwasserstoffwasser zum
                              									Sieden erhitzen, filtriren und das Filtrat der anfänglich erhaltenen Zinnlösung
                              									hinzufügen.
                           Für die Trennung des Zinnes vom Molybdän mußte ich – wegen der mit der Fällung
                              									des Molybdäns durch Schwefelwasserstoff verbundenen Schwierigkeit – meine
                              									Methode etwas abändern. Wenn man eine Lösung, welche ein Molybdänsäuresalz enthält,
                              									mit überschüssigem Schwefelalkali versetzt, dann das entstandene Sulfosalz mittelst
                              									einer reichlichen Menge verdünnter Chlorwasserstoffsäure zersetzt, und das Ganze
                              									über Nacht an einem warmen Orte stehen läßt, so wird, wie ich gefunden habe, jede
                              									Spur von Molybdän niedergeschlagen. Das auf diese Weise erhaltene Schwefelmetall
                              									läßt sich mit einem Gemisch von verdünnter Salzsäure und Salmiak leicht auswaschen.
                              									Schlägt man nun mittelst dieses Verfahrens Zinn und Molybdän zusammen nieder, so
                              									läßt sich jede Spur von dem ersteren durch etwa dreiviertelstündiges Kochen der
                              									gemengten Schwefelmetalle mit Oxalsäure (in dem oben angegebenen Verhältnisse
                              									angewandt) in Lösung bringen. Es ist zu empfehlen, beim Kochen der Lösung etwas
                              									verdünnte Salzsäure zuzusetzen.
                           Ist auch Antimon in dem Gemenge der Schwefelmetalle enthalten, so muß man, kurz bevor
                              									man mit dem Kochen aufhört, die Lösung mit dem gleichen Volum starkem
                              									Schwefelwasserstoffwasser versetzen, um etwa in Lösung gegangene Antheile dieses
                              									Metalles wieder niederzuschlagen. Nach dem Filtriren läßt sich kein Molybdän im
                              									Filtrate nachweisen und das gefällte Schwefelmolybdän ist absolut zinnfrei. In allen
                              									diesen Fällen ist das Zinn in Form einer Zinnsäure-Verbindung angenommen. Die
                              									niedrigere Schwefelungsstufe dieses Metalles wird durch die Säure zu einem in Wasser unlöslichen
                              									Oxalsäuresalz umgewandelt; da aber letzteres sich in fast unbeschränkter Menge in
                              									verdünnter Salzsäure löst, so würde seine Bildung bei der Analyse auch nicht
                              									hinderlich seyn.
                           Da die vollständige Fällung des Zinnes nach den gewöhnlichen Methoden durch die
                              									Gegenwart von Oxalsäure einigermaßen beeinträchtigt wird, so mußte ich auf ein
                              									Verfahren zur Bestimmung dieses Metalles, nach ausgeführter Trennung desselben von
                              									seinen Begleitern, bedacht seyn. Schließlich blieb ich bei folgender Methode stehen.
                              									Die Lösung wird zunächst mit Ammoniak schwach alkalisch gemacht; dann versetzt man
                              									sie mit so viel Schwefelwasserstoff-Ammoniak, daß sich der anfänglich
                              									entstandene Niederschlag wieder auflöst; hierauf fügt man überschüssige Essigsäure
                              									zu und läßt das Ganze einige Stunden an einem warmen Orte stehen. Essigsäure muß man deßhalb anwenden, weil stärkere Säuren
                              									einen Antheil Oxalsäure frei machen würden und diese wieder etwas Zinn auflösen
                              									könnte. Der anfänglich von Weiß in Blaßgelb übergehende Niederschlag nimmt rasch
                              									eine dunklere Farbe an und besteht aus einem Gemenge von Zinnoxyd und Zinnsulfid.
                              									Man wäscht denselben mit einer Lösung von salpetersaurem Ammoniak aus, glüht ihn und
                              									wägt ihn als SnO². Bei zwei auf einander folgenden Versuchen, bei denen ich
                              									eine abgewogene Menge Zinn mit unbekannten Verhältnissen von Arsen und Antimon
                              									mengte, erhielt ich nach Trennung der letzteren 99,93 und bezüglich 99,57 Procent
                              									Zinn. Bei dem zweiten Versuche rührte der Verlust davon her, daß ich dem
                              									Zinnniederschlage nicht hinlängliche Zeit gelassen hatte, sich vor dem Filtriren
                              									vollständig abzusetzen; dieser Verlust war also Folge einer unvollständigen
                              									Fällung.
                           Das Arsen und Antimon können, da sie in Form von Schwefelmetall gegeben sind,
                              									mittelst einer der üblichen Methoden bestimmt werden. Ich wende zu ihrer Trennung
                              									das Verfahren von Bunsen mit Schwefligsäure an; dasselbe
                              									ist zwar keineswegs ein vollkommenes, aber doch allen anderen Methoden vorzuziehen.
                              									Das Verfahren von Lenssen, nach welchem das Arsen aus der
                              									Lösung beider Schwefelmetalle als arsensaure Ammoniak-Magnesia gefällt wird,
                              									ist ohne Werth.