| Titel: | HenryBessemer's Flammofen mit Hoch- und Niederdruck. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. LXVIII., S. 220 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LXVIII.
                        HenryBessemer's Flammofen mit Hoch- und Niederdruck.
                        Aus Engineering, Januar 1870, S.
                              								39.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Bessemer's Flammofen mit Hoch- und Niederdruck.
                        
                     
                        
                           Wir haben vor einiger Zeit bei Mittheilung von Henry Bessemer's System der Hochdrucköfen für die
                              									Stabeisen- und StahlfabricationPolytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIII S. 376. einen Hochdruck-Kupolofen nach
                              									beigegebener Abbildung beschrieben und kürzlich Bessemer's Anwendung dieses Constructionsprincips auch auf die Converter
                              									Polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCV S. 331. nach seiner Patentbeschreibung nachgetragen.
                           Durch den hier zu beschreibenden Flammofen zur
                              									Gußstahl-Fabrication bezweckt der Erfinder die bei der beständigen Anwendung
                              									des Hochdrucksystemes unvermeidliche starke Abnutzung des Apparates zu vermindern,
                              									und zwar in der Weise, daß die Einsätze durch Betrieb des Ofens mit dem gewöhnlichen
                              									Essenzuge angewärmt werden, wornach man zur Erzielung der schließlich erforderlichen
                              									höheren Temperatur das Hochdrucksystem anwendet.
                           Figur 1 stellt
                              									einen Längendurchschnitt durch Ofen und Fuchscanal dar, wie die Anordnung für das
                              									Anwärmen ihn ergibt, während Fig. 2 denselben
                              									Durchschnitt mit den zur Erzeugung hohen inneren Druckes erforderlichen
                              									Veränderungen in den Fuchsdimensionen vorstellt.
                           Figur 3 gibt
                              									eine Seitenansicht des Ofens, Fig. 4 eine Endansicht mit
                              									hinweggedachter Esse, Fig. 5 einen Querschnitt
                              									durch den Herd und Fig. 6 eine Stirnansicht der Feuerseite.
                           In den Abbildungen ist a die äußere Armatur des Ofens,
                              									aus zusammengenieteten und verstemmten Eisen- oder Stahlplatten von
                              									bedeutender Festigkeit bestehend, an welche die Stirnplatte a* von Gußeisen mittelst Flanschen und Winkeleisen so fest angeschlossen
                              									ist, daß gasförmige Producte nicht zu entweichen vermögen. Das Futter d des Ofens besteht aus feuerfesten Steinen. Der
                              									Feuerraum c ist rechtwinklich und enthält einen aus
                              									Walzeisenstäben d construirten Rost, der auf ebenfalls
                              									gewalzten Rostbalken e ruht.
                           Die Enden der Rostbalken ragen aus der Armatur der Seitenwände hervor bei e* und dienen als Ankerstäbe, während ein dritter
                              									wirklicher Ankerstab f durch den Aschenfall gelegt ist. Die Feuerbrücke b* hat ein Wasserkühlungsrohr h, um das Mauerwerk zu schützen.
                           Der Herd m des Ofens ist fast waagrecht und hat nur an
                              									der Seite, nach dem Abstich n zu, eine geringe
                              									Einsenkung, um den Abfluß der Charge zu erleichtern. Das bewegliche Gewölbe a₂ ist aus starken Stahl- oder
                              									Eisenplatten zusammengesetzt und außerdem noch mit T-Schienen a₃ versteift, während die
                              									starken Längsflanschen a₁ einen festen Rückhalt
                              									für das feuerfeste Futter abgeben und gleichzeitig mittelst der Keilbolzen i, i die Verbindung mit dem unteren Theil des Ofens
                              									herstellen. Diese Bolzen ragen durch den Flansch des Untertheiles a₅ und werden oberhalb des oberen Flansches mit
                              									den Keilsplinten versehen. Entfernt man dieselben und die Bolzen, so läßt sich
                              									jederzeit der Ofen mit Hülfe starker Krahne aufdecken, wozu einige Ringe an den
                              									Seitenflanschen befestigt sind. Die Paßflächenfugen beider Ofenhälften werden durch
                              									Thonbrei gedichtet, wenn der Ofen wieder zusammengesetzt wird.
                           Bei j zieht sich der Herd der Breite nach zusammen und
                              									endet bei j∗ in
                              									einer kreisrunden Oeffnung, durch welche die Einsätze k
                              									vor Beginn des Betriebes in der durch die Zeichnung veranschaulichten Weise in dem
                              									Ofen angeordnet werden. An dieser Stelle ist die gußeiserne Stirnplatte des Ofens
                              									mit einem dicken Flansch versehen, der hohl ist und einen Canal r enthält. Dieser Canal ist bestimmt, comprimirte Luft
                              									aufzunehmen, welche durch das Rohr l und den Hahn o ihren Zugang findet. Aus dem Ring tritt durch viele
                              									feine Oeffnungen r∗ eine größere Anzahl Luftstrahlen zwischen die Paßflächen des
                              									Ofens und des Ringes s an dem beweglichen Fuchse; sie
                              									verhindern das Ausbrechen von Verbrennungsproducten an dieser mehr oder minder
                              									empfindlichen Stelle.
                           Um nun nach Belieben mit gewöhnlichem Luftzug oder mit Hochdruck zu arbeiten, wendet
                              										Bessemer die auf einer horizontalen Achse C befestigten doppelten Füchse A und B an. Die Lager D der Achse C sind Hängelager und an der
                              									Unterseite der Bodenplatten E angeschraubt. Die Füchse
                              										A und B haben vernietete
                              									eiserne Armaturen und sind mit segmentförmigen Façonsteinen F gefüttert. An einem Ende des Fuchses A ist ein Flansch A∗ und am Fuchs B
                              									ein eben solcher Flansch B∗ angebracht, dazu bestimmt, sich an einen eisernen Ring G zu fügen, welcher über einem aus der Esse H∗
                              									hervortretenden Canal H sich befindet. Die anderen Enden
                              									der Füchse tragen lose Ringe s, deren eine Seite mit
                              									einer rund umlaufenden halbkreisförmigen Nuth versehen ist, während die andere eine
                              									Reihe von schrägen Segmentflächen, wie eine Walzwerkskuppelung gebildet, zeigt
                              									(siehe s∗ in Figur 3).
                              									Diesem Ring entspricht ein anderer auf den Füchsen festgenieteter u; steckt man nun einen Hebel in die Oeffnung v des Ringes s und dreht
                              									denselben nach einer bestimmten Richtung, so schieben sich die schrägen Flächen auf
                              									einander und der Ring s wird mit seiner dem Ofen
                              									zugekehrten Fläche fest an denselben angedrückt. Die Länge der Füchse A und B, deren
                              									Bewegungsmechanismus aus der Zeichnung deutlich erhellt, ist stets so groß zu
                              									nehmen, daß zwischen Ofen und Esse hinreichend Raum für die Arbeiter bleibt, um den
                              									Ofen bequem zu besetzen.
                           Sind beide Füchse bei Seite gedreht (Figur 4), so werden die
                              									Materialien in den Ofen gebracht, der Fuchs A
                              									vorgeschoben und durch Andrehen der verzahnten Scheibe s
                              									gegen den Ofentheil j∗ gedrückt. Damit ist eine gewöhnliche Essenfeuerung hergestellt
                              									und es wird bei offener Aschenfallthür L (mit dem
                              									Handgriff M) losgefeuert, indem man die Oeffnung C∗, welche sonst
                              									durch die Thür N dicht verschlossen werden kann,
                              									benutzt. Diese Thür N wird durch den Griff O (Figur 6) waagrecht hin und
                              									her bewegt, indem sie genau an der Armaturplatte a∗ anliegt und nach der Feuerseite durch ein
                              									Futter N∗
                              									geschützt ist.
                           Die Arbeit verläuft nun folgendermaaßen: Ist der Ofen in der durch Figur 1 veranschaulichten
                              									Weise zusammengesetzt und angeheizt, so feuert man bei gewöhnlichem Luftzug, bis die
                              									Einsätze weißglühend sind und Schweißhitze eintritt. Dann wird der Rost rein gemacht
                              									und reichlich mit Brennmaterial beschüttet, Feuerthür und Aschenfall werden dicht
                              									und sicher verschlossen und der Fuchs A gelöst. Sobald
                              									der Fuchs B mit seiner engen Mündung angeschlossen ist,
                              									wird der Fuchs des Ringes s und des Ofenflansches durch
                              									Oeffnen des Lufthahnes o mit Luft gedichtet und
                              									schließlich Unterwind gegeben.
                           Der Unterwind gelangt durch das vielfach durchlöcherte Rohr Q in den geschlossenen Aschenfall und verbreitet sich daselbst, um sehr
                              									kräftig auf den Rost zu wirken.
                           Der Druck, welchen Bessemer anwendet, ist derselbe wie bei
                              									seinen Kupolöfen, nämlich 30–50 Pfd. pro
                              									Quadratzoll und derselbe veranlaßt eine intensive Verbrennung der Brennstoffe; die
                              									Wirkung wird dadurch erhalten, daß der Fuchs B mit einem
                              									feuerfesten Einlaßmund R∗ versehen ist, der viel zu klein angeordnet wird, um eine rasche
                              									Ausgleichung der Temperatur herbeizuführen. Das Querschnittsverhältniß zwischen
                              									dieser Fuchsöffnung und der Rostfläche ist gewöhnlich wie 1 : 12; es hängt jedoch
                              									von der Pressung ab, mit welcher der Ofen betrieben werden soll.
                           In kürzester Frist wird der Einsatz flüssig und kann abgestochen werden; man mischt
                              									demselben die Zusätze entweder dann erst bei oder setzt sie gleich mit in den Ofen,
                              									wiewohl in letzterem Fall das ungleiche Verhalten derselben und des Schmiedeeisens und Stahles
                              									unzuträglich für die Homogenität und die Güte des Productes wirken dürfte.
                           Wir hoffen, bald Details über Resultate bei dem Betrieb dieses Ofens mittheilen zu
                              									können.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
