| Titel: | Die Darstellung des Gußstahles durch Frischen von Roheisen mittelst Erhitzung durch intermoleculare Verbrennung; von S. Jordan, Ingenieur und Professor der Metallurgie an der École centrale. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. LXX., S. 225 | 
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                        LXX.
                        Die Darstellung des Gußstahles durch Frischen von
                           								Roheisen mittelst Erhitzung durch intermoleculare Verbrennung; von S. Jordan, Ingenieur und
                           								Professor der Metallurgie an der École
                              								centrale.
                        MitgetheiltWenn der folgende Aufsatz auch manches Bekannte enthält, und in vielen Punkten
                                 										auf die französischen Verhältnisse besonders Rücksicht nimmt, so bringt derselbe
                                 										doch manche Thatsachen bezüglich der neueren Hüttenprocesse in einer Weise
                                 										zusammengestellt und begründet, wie dieß bis jetzt in der Literatur noch nicht
                                 										geschah. Vielen Fachgenossen wird es gewiß erwünscht erscheinen, Thatsachen,
                                 										welche als bekannt und richtig angesehen wurden, aufgeklärt und nachgewiesen,
                                 										Größen, welche beiläufig beurtheilt wurden, in Zahlen ausgedrückt zu finden. Da
                                 										eine derartige Arbeit dadurch so schwierig wird, daß es noch in vieler Beziehung
                                 										an einer entsprechenden Grundlage, an genügenden Versuchen und Bestimmungen
                                 										fehlt, so kann dieselbe noch keinen Anspruch auf Vollkommenheit machen, muß aber
                                 										auf jeden Fall als ein sehr werthvoller Beitrag zur Kenntniß der neueren
                                 										Eisenhüttenprocesse angesehen werden, weßhalb ich dieselbe unverkürzt
                                 										wiedergeben will.Kupelwieser.aus den Memoiren der Société des Ingénieurs civils von Franz
                                    									Kupelwieser, Professor an der k. k. Bergakademie in Leoben.
                        Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1870, Nr.
                              								16.
                        Jordan, über Darstellung des Gußstahles durch Frischen von
                           								Roheisen.
                        
                     
                        
                           I. Allgemeine Betrachtungen.
                           Bekanntlich sind die constituirenden Bestandtheile des Roheisens der Hauptsache nach
                              									das Eisen, der Kohlenstoff in
                              									einer wechselnden Menge von 2 bis 5 Proc., das Silicium,
                              									welches in einer Menge von 0,25 bis 3,50 Proc. selten fehlt, sowie manchesmal das
                              									Mangan, welches von 0 bis 10, ja selbst 12 Proc. zu finden ist; endlich verschiedene
                              									Metalloide, wie Schwefel und Phosphor, welche die Qualität des Metalles immer
                              									vermindern, was jedoch in geringerem Grade der Fall ist, wenn beide zu gleicher Zeit
                              									vorhanden sind.
                           Das Frischen des Roheisens hat den Zweck, das Eisen dem Zustande des reinen Eisens
                              									näher zu bringen, indem Schwefel und Phosphor abgeschieden, durch Verbrennen des
                              									Kohlenstoffes das Eisen entkohlt wird. Silicium und Mangan werden gleichzeitig
                              									beinahe vollkommen abgeschieden und in die Schlacke übergeführt. Es ist nicht meine
                              									Absicht, die hinreichend bekannte Theorie der Frischprocesse zu wiederholen, sondern
                              									nur einige durch die Praxis constatirte Thatsachen, sowie einige Grundsätze dieser
                              									Theorie in's Gedächtniß zurückzurufen.
                           
                           Das erste fremde Element, welches beim Frischen abgeschieden wird, ist das Silicium.
                              									Sowohl im Frischfeuer wie im Puddlingsofen wird Silicium in der ersten Periode als
                              									Kieselerde abgeschieden, während sich der Kohlenstoff in dem Bade concentrirt. Diese
                              									Thatsache ist durch die Analysen verschiedener Chemiker, welche die Frischprocesse
                              									studirten, vorzüglich aber durch Crace Calvert und Johnson nachgewiesen worden.
                           Bei einem gut geführten Frischprocesse muß die Reinigung, sowie die Entkohlung so
                              									weit wie möglich vorwärtsschreiten.
                           Bei der Entkohlung, es mag dieselbe durch directe Einwirkung, wie bei der
                              									Trockenfrischung, oder durch an Eisenoxydul reiche Silicate erfolgen, entweicht der
                              									Kohlenstoff immer in Form von Kohlenoxydgas und nicht von Kohlensäure.Kohlensäure kann außerdem bei hoher Temperatur in Gegenwart von Eisen nicht
                                    											bestehen. Es ist auch bekannt, daß das Resultat der Reduction des
                                    											Eisenoxydes durch Kohlenstoff Kohlenoxydgas und nicht Kohlensäure ist. Es ist leicht, dieß während des Aufkochens im Puddlingsofen, sowie im
                              									Bessemerofen während der Entkohlungsperiode nachzuweisen.
                           Wenn das Roheisen wenig Kohlenstoff, hingegen aber bedeutendere Mengen von Schwefel
                              									und Phosphor enthält, so wird eine Reinigung nicht vor einer vollkommenen Entkohlung
                              									zu Ende gehen und man erhält als Resultat des Frischprocesses ein entkohltes Eisen,
                              									welches weich und sehnig ist, wenn die Reinigung vollkommen war, spröde und
                              									rothbrüchig, wenn das Eisen schwefelhaltig ist, brüchig und grobkörnig, wenn
                              									Phosphor zurückblieb.
                           Wenn man hingegen ein sehr kohlenstoffreiches Roheisen hat, welches wenig Schwefel
                              									und Phosphor, hingegen um so mehr Mangan enthält (welches letztere durch seine
                              									Anwesenheit allein schon einen großen Grad von Reinheit, sowie die Neigung, sich
                              									leicht reinigen zu lassen und die Gutkohlung zu verzögern, anzeigt), so kann die
                              									Reinigung schnell vollendet seyn und man erhält ein Product welches entweder Stahl,
                              									oder ein mehr oder weniger stahlartiges Eisen oder Feinkorneisen ist, je nachdem der
                              									Frischproceß früher oder später unterbrochen wurde. Diejenigen Sorten Roheisen,
                              									welche diesen Bedingungen entsprechen, nennt man Stahlroheisen. Die Stahlhüttenleute
                              									wissen gegenwärtig recht gut, was sie von dem alten Geheimniß über die Stahlnatur
                              									des Roheisens zu halten haben.
                           Das Frischen des Roheisens erfolgte bis in die letzten Jahre einzig dadurch, daß man
                              									dasselbe in flüssigen Zustand entweder in unmittelbarer Berührung mit reinem
                              									Brennstoff, wie in Frischfeuern, oder in einem Flammofen, der durch festen
                              									Brennstoff oder durch Gase erhitzt wird, versetzte und sodann Luft oder
                              									Eisen- und Manganoxydate oxydirend einwirken ließ. Bei diesen verschiedenen
                              									Processen bekümmerte man sich nicht um den Gewinn oder Verlust an Wärme, welche
                              									durch die Reactionen im flüssigen Bade hervorgebracht wurden, sondern man führte von
                              									außen bedeutende Mengen von Wärme zu, von welcher der größte Theil durch die
                              									Verbrennungsgase, sowie durch Ausstrahlung der Ofenwände verloren geht, während nur
                              									ein sehr geringer Theil dem Metallbade durch eine oberflächliche Berührung mit der
                              									Flamme, sowie durch strahlende Wärme der Wände zu Gute kommt. Um in einem
                              									Puddlingsofen, bei welchem das Einschmelzen des Roheisens circa eine halbe Stunde dauert, eine Charge von 200 Kil. Roheisen
                              									einzuschmelzen und auf eine Temperatur von beiläufig 1400° C. zu erhitzen,
                              									braucht man 100 Kil. Kohle. Von den 750000 Calorien, welche man annäherungsweise
                              									erzeugt, werden 5–600000 durch die Verbrennungsproducte weggeführt, 100000
                              									gehen durch Ausstrahlung der Ofenwände verloren, während nur annäherungsweise 60000
                              									oder 1/12 der Gesammtmenge im Roheisenbade nutzbar gemacht wird.
                           Seit beiläufig 15 Jahren erschienen neue Frischmethoden, bei welchen man bemüht war,
                              									an Wärme bedeutend zu sparen. Ist das Roheisen einmal flüssig, so vermeidet man
                              									jeden weiteren Brennstoffverbrauch, und man erhitzt das Bad, indem man durch
                              									Zuführung von oxydirenden Mitteln Silicium, Mangan, Kohlenstoff, welcher sich im
                              									Roheisen befindet, sowie selbst einen Theil des Eisens verbrennt. Die Wärmemenge,
                              									welche im Inneren der weißglühenden Masse durch intermoleculare Verbrennung erzeugt
                              									wird, wird viel besser ausgenutzt, den Ofenwänden wird dieselbe so zu sagen erst aus
                              									zweiter Hand mitgetheilt. Sie absorbiren und geben um so weniger Wärme ab, je
                              									schneller die Operationen durchgeführt werden; sie werden aber auch durch die
                              									erzeugte Wärme weniger angegriffen. Es ist wohl kaum erforderlich zu bemerken, daß
                              									der Typus dieser neuen Reihe von Frischprocessen durch den Bessemer-Proceß
                              									charakterisirt ist. Man erinnere sich nur an das Aufsehen, welches durch das
                              									Auftreten Bessemer's im Jahre 1856 in der metallurgischen
                              									Welt hervorgebracht wurde, indem er ankündigte, daß er direct aus Roheisen ohne
                              									Anwendung von Brennstoff Gußstahl erzeuge. Die Oxydationsmittel, welche theils
                              									vorgeschlagen, theils angewendet oder versucht wurden, sind vorzüglich: Sauerstoff, Luft und Wasserdampf.
                           Ich beabsichtige hier so sorgfältig als möglich zu untersuchen, auf welche Weise
                              									diese Mittel auf die Temperatur des flüssigen Roheisenbades einwirken können, um mit
                              									Hülfe der durch dieses Studium erlangten Kenntnisse mehrere dieser neuen Processe
                              									beurtheilen zu können.
                           
                           Um einen bestimmten Fall zu betrachten, will ich ein Bad von 1000 Kil. grauen
                              									flüssigen Roheisens, welches auf eine höhere als die Schmelztemperatur, z.B. auf
                              									1400ºC. erhitzt ist, annehmen. Wie groß wird die im Bade enthaltene
                              									Wärmemenge seyn?
                           Nach Pouillet und Péclet
                              									sind die Schmelztemperaturen des Roheisens folgende:
                           
                              
                                 1050º für
                                 stark gekohltes weißes
                                 Roheisen
                                 
                              
                                 1200º  „
                                 graues graphitisches
                                 „
                                 
                              
                                 1250º  „
                                     „    
                                    											manganhaltiges
                                 „
                                 
                              
                           Die Wärme-Capacitäten sind nach Regnault:
                           
                              
                                 0,1098 für
                                 Eisen zwischen
                                 0º und 100º
                                 
                              
                                 0,1255  „
                                     „        
                                    											„
                                 0º   „   350º
                                 
                              
                                 0,1273  „
                                 feinirtes Roheisen zwischen 
                                 0º   „   100º
                                 
                              
                                 0,1298  „
                                 weißes hochgekohltes Roheisen.
                                 
                                 
                              
                           Nach den Versuchen eines geschickten schwedischen Chemikers ist die mittlere
                              									Wärmecapacität des gewöhnlichen grauen Roheisens:
                           
                              
                                 0,13 zwischen 0º
                                 und 200º 
                                 
                              
                                 0,17      „        0º
                                   „ 1000º 
                                 
                              
                                 0,21 für flüssiges
                                 Roheisen.
                                 
                              
                           Die latente Schmelzwärme beträgt nach demselben Autor nahe 46 Calorien.Ich glaube nicht 233 Calorien, wie kürzlich von einem Schriftsteller
                                    											angegeben wurde, einführen zu dürfen, weil diese Zahl durch Anwendung einer
                                    											unrichtigen Formel erhalten zu seyn scheint. Die größte Menge von Wärme
                                    											welche man im Roheisen, das über seinen Schmelzpunkt erhitzt wurde, finden
                                    											konnte, überstieg nicht 330 Calorien. Würden 233 Calorien der latenten Wärme
                                    											entsprechen, so wären nur 100 Calorien erforderlich, nm das Roheisen von
                                    											0º auf 1400º zu erhitzen, was der Erfahrung widerspricht.
                              								
                           Die Menge Calorien, welche von 1000 Kil. flüssigen Roheisens aufgenommen werden, sind
                              									demzufolge:
                           1000 (1200 × 0,17 + 46 + 200 × 0,21) = 292000
                              									Cal.
                           Man müßte 210 Calorien hinzufügen oder wegnehmen, wenn man die Temperatur um je 1
                              									Grad ändert.
                           Wenn man 42000 Wärmeeinheiten wegnimmt, so erhält man das Roheisen auf dem
                              									Schmelzpunkte.
                           Ich werde annehmen, daß das Roheisen in einem feuerbeständigen Gefäße, dessen Wände
                              									für Wärme undurchdringlich sind, enthalten sey und in dasselbe Sauerstoff, Luft oder
                              									trockener Wasserdampf in feinzertheiltem Zustande eingeführt werde.
                           
                              
                              Verbrennung des Eisens.
                              1. Durch reines Sauerstoffgas. – Für jedes
                                 										Hundertel (10 Kil.) verbranntes Eisen sind erforderlich 10/3,5 = 2,857 Kil.
                                 										Sauerstoff, welche 12,857 Kil. Eisenoxydul geben, bei deren Erzeugung nach Dulong 2,857 × 4327 = 12362 Calorien
                                 										entwickelt werden.
                              Diese Wärmemenge wird aber dem Eisenbade nicht vollkommen zu Gute kommen, weil
                                 										das gebildete Oxyd eine viel größere Wärmecapacität als metallisches Eisen hat
                                 										(0,17 anstatt 0,11 im festen und vermutlich noch mehr im flüssigen Zustande),
                                 										und um auf die Temperatur des Bades gebracht zu werden, noch (12,857 ×
                                 										0,17 – 10 × 0,11) × 1400 = 1520 Calorien absorbiren
                                 										würde.
                              Es würden somit zur Erhitzung des Bades noch 10840 Calorien übrig bleiben, und
                                 										somit für jedes Hundertel durch Sauerstoff verbrannten Eisens die Temperatur des
                                 										Bades um nahe 50 Grade steigen. Da das Eisenoxydul unverändert im Bade
                                 										zurückbleibt, so wird dem Gefäße nach Außen keine Wärme entnommen. Durch
                                 										Einleitung eines kräftigen Strahles Sauerstoff würde aber die Temperatur so hoch
                                 										steigen, daß kein Gefäß aushalten würde, die Reaction wäre sehr lebhaft und
                                 										rasch, das Gefäß würde wenig Wärme durch Ausstrahlung verlieren.
                              2. Durch atmosphärische Luft. – Für je 10 Kil.
                                 										verbrannten Eisens sind 2,857 Kil. Sauerstoff erforderlich, welchem 2,857
                                 										× 77/23 = 9,570 Kil. Stickstoff entsprechen. Die Menge der erzeugten
                                 										Calorien würde wie oben nahezu 10840 erreichen, wenn nicht der Stickstoff,
                                 										nachdem er die anfängliche Temperatur des Metallbades angenommen hat, entweichen
                                 										und somit 9,57 × 0,244 × 1400 = 3269 Calorien wegführen würde. Es
                                 										würden dem Bade somit nur 7570 Calorien zugeführt werden, eine Zahl, welche
                                 										hinreichend groß erscheint, um durch das Verbrennen von einigen Hunderteln
                                 										Eisens die Temperatur rasch zu steigern.
                              3. Durch Wasserdampf. – Ich will trockenen
                                 										Wasserdampf auf 100º erhitzt annehmen. (Den Dampf zu überhitzen, würde
                                 										von keinem großen Werthe seyn, und es wäre besser das Bad zu überhitzen, weil
                                 										die Leitungsfähigkeit desselben eine größere, die specifische Wärme hingegen
                                 										eine geringere als die des Dampfes ist.) – Für je 10 Kil. verbrannten
                                 										Eisens sind erforderlich 2,857 Kil. Sauerstoff und somit 2,857 × 9/8 =
                                 										3,214 Kil. Dampf, welche 0,357 Kil. Wasserstoff enthalten. Der Wasserdampf kommt mit
                                 										100º an, absorbirt bei seiner Zersetzung1 Kil. O und 8 Kil. H von 100 Graden erzeugen, indem sie sich verbinden, 34462
                                       												Calorien und 9 Kil. Wasserdampf auf 1000 erhitzt, d. i. (34462 –
                                       												5950) = 29512 Calorien. – Ebenso werden bei ihrer Zersetzung 9
                                       												Kil. Wasserdampf 29512 Calorien absorbiren. 29512 × 0,357 = 10538 Calorien und führt, indem er entweicht,
                                 										0,357 × 3,40 × 1300 = 1578 Calorien mit. Der Gesammtverlust
                                 										beträgt somit 10538 + 1578 = 12116 Calorien.
                              Will man jedoch genau rechnen, so muß man die Wärmemenge welche die 2,857 Kil.
                                 										Sauerstoff mitbringen, somit 2,857 × 0,218 × 100 = 62 Calorien in
                                 										Abrechnung bringen, wodurch sich der Verlust auf 12054 Calorien reducirt.
                              An Wärme würden, wie oben gezeigt, nahe 10840 Cal. erzeugt, und es würde ein
                                 										schließlicher Wärmeverlust für je 10 Kil. durch Wasserdampf verbranntes Eisen,
                                 										von 1214 Calorien resultiren.
                              Wenn man Wasserdampf in flüssiges Roheisen einführt, würde man ein Gemenge von
                                 										Eisen und Eisenoxydaten erhalten, dessen Temperatur stark abnehmen würde, wenn
                                 										man nicht Wärme von Außen zuführt. Durch Ueberhitzen der Wasserdämpfe wäre dieß
                                 										nicht leicht möglich, weil man bei der Wärmecapacität des Wasserdampfes von
                                 										0,475 denselben auf 850º erhitzen mühte, wenn man das Metallbad nur auf
                                 										der gleichen Temperatur erhalten wollte, während eine derartige Ueberhitzung
                                 										praktisch nicht leicht durchführbar ist.
                              Allerdings habe ich vorausgesetzt, daß der Wasserstoff mit der anfänglichen
                                 										Temperatur des Metallbades entweicht, was nicht ganz richtig ist; andererseits
                                 										habe ich aber auch auf die Abkühlung des Gefäßes keine Rücksicht genommen, so
                                 										daß kein wesentlicher Fehler entstehen dürfte.
                              
                           
                              Verbrennung des Mangans.
                              Das Aequivalent des Mangans ist wenig verschieden von dem des Eisens, während
                                 										seine Wärmecapacität etwas größer ist. Hingegen ist die Wärmecapacität des
                                 										Manganoxydes nahezu gleich der des Eisenoxydes. Es ist daher anzunehmen, daß die
                                 										calorischen Erscheinungen beider Stoffe sehr ähnlich sind.
                              
                           
                              Verbrennung von
                                    										Kohlenstoff.
                              1. Durch reines Sauerstoffgas. – Um je ein
                                 										Hundertel Kohlenstoff (10 Kil.) zu 23,333 Kil. Kohlenoxydgas zu verbrennen, sind
                                 										13,333 Kil. Sauerstoff erforderlich. Es mag die Verbrennung direct oder
                                 										indirect, das ist durch Vermittlung von Eisenoxydaten welche in Berührung mit Kohlenstoff
                                 										reducirt werden, erfolgen: so wird das Product immer Kohlenoxydgas seyn. Die
                                 										erzeugte Wärmemenge wird immer der entsprechen, welche bei Verbrennung des
                                 										Kohlenstoffes zu Kohlenoxydgas entwickelt wird, denn wenn sich auch unmittelbar
                                 										Eisenoxydate bilden, so werden dieselben bei der Oxydation des Kohlenstoffes
                                 										zerlegt und die beiden Reactionen werden sich vom Standpunkte der Wärme aus
                                 										aufheben. Die Resultate der Verbrennung werden seyn: 23,333 Kil. Kohlenoxydgas
                                 										und 10 × 2473 = 24730 Calorien.
                              Kohlenoxydgas wird, indem es mit einer Temperatur von 1400º entweicht, an
                                 										Wärme entführen
                              (23,333 × 0 . 2479 – 10 × 0,241) 1400 =
                                 										4518 Calorien.
                              Es bleiben somit im Bade:
                              24730 – 4718 = 20012 Calorien für jedes Hundertel
                                 										mit Sauerstoff verbrannten Kohlenstoffes.
                              2. Durch atmosphärische Luft. – Um je 10 Kil.
                                 										Kohlenstoff zu verbrennen, sind 13,333 Kil. Sauerstoff erforderlich, welchen ein
                                 										Gewicht von 13,333 × 77/23 = 44,666 Kil. Stickstoff entspricht.
                              Die erzeugte Wärmemenge wird immer 24730 Cal. betragen, von welchen jedoch 4718
                                 										Cal. durch Kohlenoxydgas und 44,666 × 0,244 × 1400 = 15260 Cal.
                                 										durch Stickstoff entführt werden. Es bleiben somit für die Erwärmung des Bades
                                 										nur 24730 – (4718 + 15260) = 4752 Calorien, wodurch nur eine Erwärmung
                                 										des Bades um 22º möglich wird.Demzufolge wird ein Einblasen von Kohlenstoff (Holzkohlenpulver die
                                       												Temperatur im Converter nicht wesentlich zu erhöhen im Stande seyn.Kupelwieser
                                 									
                              Aufmerksam zu machen ist darauf, wie groß der Wärmeverlust durch Erhitzung der
                                 										gasförmigen Verbrennungsproducte ist, während der Gewinn an Calorien ein
                                 										bedeutender ist, wenn die Producte im flüssigen oder festen Zustande im
                                 										Metallbade zurückbleiben.
                              3. Durch Wasserdampf. – Um je 10 Kil.
                                 										Kohlenstoff zu verbrennen, sind 13,333 Kil. Sauerstoff erforderlich, welche mit
                                 										1,667 Kil. Wasserstoff 15 Kil. Wasserdampf geben. Die Zerlegung dieses
                                 										Wasserdampfes absorbirt 1,667 × 29512 = 49187 Calorien; der Wasserstoff,
                                 										welcher während seines Durchganges von 100 auf 1400º erhitzt wird, nimmt
                                 										1,667 × 3,4 × 1300 = 7367 Cal. mit; der Gesammtverlust beträgt
                                 										somit 49187 + 7367 = 56554 Calorien.
                              Der Gewinn an Wärme wird, wie oben gezeigt, nur 24730 – 4718 = 20012
                                 										Calorien betragen. Die Wärmemenge welche das Bad abgeben müßte, würde somit 56554
                                 										– 20012 = 36542 Cal. ausmachen, von welchen jedoch die Wärmemenge welche
                                 										der Sauerstoff mitbringt, sonnt 13,333 × 0,218 × 100 = 290 Cal.
                                 										abzuziehen wären. Der schließliche Verlust würde somit 36252 Cal. betragen.
                              Die Temperaturabnahme, hervorgerufen durch diesen Verlust, macht die Entkohlung
                                 										des Roheisens durch Wasserdampf unmöglich, wenn man nicht durch
                                 										Temperaturzuführung von Außen die rasche Abkühlung, welche durch Verbrennung von
                                 										einigen Hunderteln Kohle hervorgebracht wird, verhindert.
                              
                           
                              Verbrennung des
                                    										Siliciums.
                              1. Durch reines Sauerstoffgas. – Zur
                                 										Verbrennung von einem Hundertel oder 10 Kil. Silicium sind 10 × 24/21,5 =
                                 										11,16 Kil. Sauerstoff erforderlich, welche 21,16 Kil. Kieselerde geben. Welche
                                 										Wärmemenge wird durch diese Verbrennung erzeugt?
                              Die Physiker haben leider weder die Wärmemenge welche beim Verbrennen des
                                 										Siliciums entwickelt wird, noch weniger die specifische Wärme desselben
                                 										bestimmt. Wenn man jedoch einerseits berücksichtigt, daß das Silicium nach
                                 										Versuchen im Laboratorium, wenn auch langsamer als dichter Kohlenstoff, so doch
                                 										mit großer Energie verbrennt, andererseits aber die Verbrennung eine
                                 										vollständige, das Product ein fester Körper und viel beständiger als Kohlensäure
                                 										ist: so kann man, ohne sehr große Fehler zu begehen, annehmen, daß die
                                 										Wärmemenge welche beim Verbrennen des Siliciums zu Kieselerde entwickelt wird,
                                 										gleich sey jener, welche bei der Verbrennung des Kohlenstoffes zu Kohlensäure
                                 										entsteht, das sind 8000 Calorien.Troost und Hautefeuille haben kürzlich die Verbrennungswärme des
                                       												Siliciums bestimmt; man s. ihre Abhandlung in diesem Bande des polytechn. Journals S. 55 (erstes Aprilheft
                                       												1870). Sie fanden, daß 1 Aequivalent Silicium
                                       												mehr als doppelt so viel Wärme entwickelt als 1 Aeq. Kohlenstoff, indem dieser sich mit Sauerstoff
                                       												zu Kohlensäure verbindet. Wenn der Kohlenstoff nur in Kohlenoxyd
                                       												übergeht, so entwickelt er ungefähr dreimal weniger Wärme als die
                                       												gleiche Gewichtsmenge Silicium, welche zu Kieselsäure verbrennt.A. d. Red.
                                 									
                              10 Kil. Silicium auf 1400 Grade erhitzt geben bei ihrer Verbrennung in Sauerstoff
                                 										80000 Cal. Ein Theil dieser Wärmemenge wird durch Bildung von Kieselerde
                                 										gebunden. Es ist allerdings unmöglich, diese Menge genau zu berechnen, da man
                                 										die Wärmecapacität des Siliciums nicht kennt, aber man kann sie nahezu gleich
                                 										setzen jener Wärme, welche erforderlich ist um den eingeblasenen Sauerstoff auf
                                 										die Temperatur des Bades zu bringen, das sind 11,16 × 0,218 × 1400 = 3406 Cal. Das
                                 										Metallbad erhält somit die enorme Quantität von 76594 Cal.
                              Man ersieht daraus, daß das Silicium es der Beständigkeit der erzeugten
                                 										Kieselerde verdankt, daß dieselbe, indem sie im Bade zurückbleibt, eine so große
                                 										Wärmequelle bietet. Durch Verbrennung eines Hundertels von Silicium in
                                 										Sauerstoff wird die Temperatur so weit gesteigert, daß kein Gefäß widerstehen
                                 										könnte.
                              2. Durch atmosphärische Luft. – Unter denselben
                                 										Bedingungen wie oben würde der Gewinn an Wärme 76594 Cal. betragen, weniger der
                                 										Wärmemenge welche durch den Stickstoff der Luft weggeführt wird. Um dieß
                                 										beurtheilen zu können, müßte man die erzeugte Temperatur kennen. Als untere
                                 										Grenze der Temperatur mit welcher der Stickstoff entweicht, sind 1400 Grade
                                 										anzunehmen.
                              Die Menge Stickstoff beträgt 11,16 × 77/23 = 37,386 Kil. und die Menge
                                 										Wärme welche derselbe wegführt, beträgt 37,386 × 0,244 × 1400 =
                                 										12770 Cal.
                              Das Bad erhält somit 76594 – 12770 = 63824 Cal., eine noch immer sehr
                                 										beträchtliche Menge.
                              3. Durch Wasserdampf. – Die Verbrennung von 10
                                 										Kil. Silicium in Sauerstoff würde in diesem Falle 76594 Wärmeeinheiten
                                 										hervorbringen, allein 11,16 Kil. werden durch Zersetzung von 12,555 Kil.
                                 										Wasserdampf, welche 1,395 Kil. Wasserstoff enthalten, erhalten. Die bei der
                                 										Zersetzung absorbirte Wärme gibt aber 1,395 × 29512 = 41169
                                 										Wärmeeinheiten; Wasserstoffgas führt außerdem noch weg 1,395 × 3,40
                                 										× 1300 = 6166 Cal.
                              Es bleiben daher im Bade zurück:
                              76594 – (41169 + 6166) = 29259 Cal., welchen man
                                 										noch die durch den Sauerstoff zugeführte Wärmemenge 11,16 × 0,218
                                 										× 100 = 236 Cal. zufügen müßte.
                              Es ist somit die ganze dem Bade zugeführte Wärmemenge gleich 29502 Cal.
                              Zu bemerken ist noch, daß das Silicium das einzige der Elemente im Roheisen ist,
                                 										welches bei der Verbrennung in Wasserdampf einen Gewinn von Wärme für das Bad
                                 										gibt. Diese Thatsache erklärt die von mehreren Metallurgen empfohlene
                                 										Durchführung des Frischens mit Wasserdampf in den ersten Stadien des
                                 										Processes.
                              Auf Grundlage des vorhergehenden Studiums über die Erhitzung eines Roheisenbades
                                 										von 1000 Kil. will ich nun die Zusammensetzung eines gut brauchbaren
                                 										Bessemer-Roheisens, wie dasselbe in Terrenoire, Saint-Louis oder
                                 										Givor erzeugt wird, substituiren:
                              
                                 
                                    1000 Kil. Roheisen enthalten
                                    
                                       
                                       
                                       
                                      42,50 Kohlenstoff  20,00
                                       												Silicium937,50 Eisen und Mangan.
                                    
                                 
                              Ich will auch annehmen, daß die Entkohlung in allen drei Fällen, welche wir nun
                                 										betrachten wollen, eine vollkommene sey, sowie man es in der That in den Hütten
                                 										durchführt, um schließlich durch Zusatz von Spiegeleisen rückzukohlen.
                              Wenn man den Abgang wie gewöhnlich rechnet, so würde man 850 Kil. entkohltes
                                 										Metall erhalten.
                              
                           
                        
                           II. Pneumatisches oder
                                 										Wind-Frischen.
                           Wenn man feinvertheilten Wind in ein Bad von Roheisen einbläst, so wird man an Wärme
                              									gewinnen:
                           durch Verbrennung von
                           
                              
                                 20    Kil. Si
                                     2 × 63824
                                 = 127648 Calorien
                                 
                              
                                 42,5 Kil. C
                                 4,25 × 4752
                                 =
                                    											  20176        „
                                 
                              
                                 87,5 Kil. Fe u. Mn
                                 8,75 × 7570
                                 =
                                    											  66237        „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Zusammen
                                    214061 Calorien.
                                 
                              
                           Nimmt man an, daß die Wärmecapacität des geschmolzenen Eisens 0,16 sey (die
                              									Wärmecapacität des Roheisens wird um die Hälfte vermehrt, wenn dasselbe von
                              									0º bis zur Schmelztemperatur erwärmt wird, weßhalb ich annehme daß dasselbe
                              									auch beim Eisen der Fall ist), so sieht man, daß die vom Bade aufgenommene
                              									Wärmemenge hinreicht, die Temperatur um beiläufig 1350º zu erhöhen, wenn es
                              									nur aus Eisen ohne Schlacken bestünde, keine Wärmeausstrahlung durch die Wände des
                              									Gefäßes stattfände und die Gase nicht mit einer höheren Temperatur als mit
                              									1400º, wie in der Berechnung angenommen wurde, ausströmen würden, was
                              									vermuthlich der Fall ist. Hinzufügen muß ich noch, daß bei den hohen Temperaturen,
                              									und ungeachtet der Windpressung von 1 Atmosphäre, mit welcher man gewöhnlich
                              									arbeitet, die Kraft der Zersetzung einen großen Einfluß ausübt, und daß sich die
                              									Verbindungen nicht so exact und vollkommen bilden, als in der Berechnung angenommen
                              									wurde.
                           Die oben angeführten Ziffern reichen noch nicht hin, die bis jetzt ungekannten
                              									Temperaturen, welche man im Bessemer-Ofen erhält, zu erklären, denn bei den
                              									Temperaturen welche man bei der Verarbeitung sehr siliciumreichen Roheisens erhält,
                              									sieht man den weichen Stahl mit einer Dünnflüssigkeit und mit einer Farbe, welche lebhaft
                              									an die Flamme des Alkohols erinnert.
                           Die Praxis hat gezeigt daß, wenn das in den Converter gebrachte Roheisen weniger als
                              									1 1/4 Proc. Silicium enthält, die Chargen häufig wegen Mangel an Hitze verunglücken.
                              									Wenn man bedenkt, daß das in den Bessemerofen eingetragene Roheisen beim Umschmelzen
                              									im Flammofen 1 Proc. Silicium verliert, so ist erklärlich, daß die Stahlhütten
                              									selbst die reinsten Roheisensorten nicht anwenden wollen und können, wenn sie nicht
                              									wenigstens 2 oder 2,5 Proc. Silicium enthalten, wie ich dieß schon im Jahre 1864 in
                              									den Stahlhütten des Siegenerlandes beobachtet habe. Die Schwierigkeit, reine
                              									Roheisensorten mit einem hinreichenden Gehalt an Silicium zu erzeugen, ist die
                              									größte, mit welcher die französischen Hütten, welche Bessemer-Roheisen
                              									erzeugen, zu kämpfen haben. Die Hütte in Terrenoire war die erste in Frankreich,
                              									welche diese Schwierigkeit dadurch beseitigt hat, daß das Roheisen direct vom
                              									Hohofen entnommen wird. Jene Hütten, welche die zweite Schmelzung umgehen können,
                              									reichen mit einem Siliciumgehalt von 1 1/2 Proc. aus; selbst bei regelmäßigem
                              									Hohofengange erhält man leicht 1 1/2 bis 2 Proc., aber 2 1/2 bis 3 Proc. nur bei
                              									Schwankungen des Betriebes, um sicher zu seyn, daß keine Charge verunglücke.
                           Bei der Roheisen-Fabrication schließen sich gleichsam Mangan und Silicium
                              									gegenseitig aus, weßhalb graues Roheisen, welches auch selbst nur 2 Proc. Mangan
                              									enthält, nicht die erforderliche Menge Silicium besitzt, um mit Sicherheit nach
                              									einer zweiten Schmelzung im Bessemer-Ofen verwendet werden zu können. Die
                              									manganreichen, aber siliciumarmen Roheisensorten nennt man in den Bessemerhütten
                              									kalte Roheisensorten und man wendet sie gewöhnlich gemengt mit anderen, den
                              									sogenannten heißen Roheisensorten an, welche im Gegentheil reich an Silicium (über 2
                              									1/2 Proc.) und arm an Mangan sind. Um weiche Stahlsorten für Bleche, Bandagen und
                              									Gewehrläufe zu erzeugen, wendet man weiche, manganarme Roheisensorten an, da man
                              									viel Hitze und wenig Kohlenstoff im Roheisenbade braucht.
                           Die englischen Hämatit-Roheisensorten, welche für Erzeugung eines weichen
                              									Bessemerstahles einen bedeutenden Ruf haben, enthalten nicht mehr als 1/2 Proc.
                              									Mangan. Um hingegen harten Stahl für Eisenbahnschienen zu erzeugen, setzt man oft
                              									eine bedeutende Menge von kaltem, manganreichen Roheisen zu.
                           In beiden Fällen treibt man die Entkohlung bis zu Ende, um geschmolzenes Eisen, ja
                              									selbst etwas verbranntes Eisen zu erhalten, bei welchem so zu sagen etwas
                              									Eisenoxydate zwischengelagert sind. Hierauf setzt man eine bestimmte Menge Spiegeleisen (mit
                              									4–5 Proc. Kohlenstoff und 7–10 Proc. Mangan, aber höchstens mit 1/2
                              									Proc. Silicium) zu, und zwar um so mehr, je härter man den Stahl haben will. Die
                              									Menge des zugesetzten Spiegeleisens schwankt zwischen 6 und 12 Proc. Dieser
                              									Roheisenzusatz bewirkt die Reduction der aufgenommenen Eisenoxydate, sowie die
                              									größere oder geringere Rückkohlung des Eisens. Man gibt noch etwas Wind und
                              									schreitet zum Guß.
                           Die Temperatur des Metallbades braucht nicht so hoch zu seyn, wenn der Stahl hoch
                              									gekohlt, hart ist, als wenn er wenig gekohlt, d. i. weich ist. – Bei gleicher
                              									Temperatur ist der höher gekohlte Stahl aber immer flüssiger. Ein Ueberschuß an
                              									Temperatur ist immer von Vortheil, und man kann denselben dadurch ausnutzen, daß man
                              									Eisen- und Stahlabfälle in den Converter wirft, welche sich im Bade
                              									vollkommen auflösen, wenn dasselbe hinreichend heiß ist; endlich kann man das Metall
                              									eine Zeit lang in der Gußpfanne stehen lassen (manchmal 10 Minuten), damit Blasen
                              									von Luft und Kohlenoxydgas, sowie Schlacken an die Oberfläche kommen, wodurch
                              									dichtere Güsse erzielt werden.
                           Um die Blasenräume in den Gußblöcken thunlichst zu vermeiden, muß man das Gebläse
                              									abstellen, sobald die Entkohlung vollendet ist, und nicht zu viel Eisenoxydate
                              									bilden. Je mehr von den letzteren vorhanden ist, desto mehr Kohlenoxydgasblasen
                              									werden sich bilden nach dem Zusatz von Spiegeleisen, und man wird um so mehr
                              									zusetzen müssen, um den gleichen Grad von Härte zu erhalten.
                           Um den Moment in welchem der Kohlenstoff verbrannt ist, zu erkennen, bedient man sich
                              									folgender Mittel:
                           1) Das Aussehen der Flamme und Funken, welche aus dem Halse der Retorte entweichen.
                              									Sobald nur mehr wenig Kohlenoxydgas entwickelt wird, sinkt die lange, hell
                              									leuchtende Flamme, welche aus dem Apparate entweicht, schnell; man sieht nur noch
                              									einen mehr oder weniger rothen Lichtbüschel, gebildet von weißglühendem Stickstoff,
                              									in welchem Staub von Eisenoxydaten eingemengt ist. Die noch durch metallische
                              									Kügelchen hervorgebrachten Funken sind, so lange das Bad noch gekohlt ist, roth,
                              									werden aber in dem Maaßs als das Eisen rein wird, weiß.
                           2) Der Wechsel des Geräusches im Apparat. Wenn aus der Eisenmasse nur mehr Stickstoff
                              									entweicht, ist das Aufkochen nicht mehr dasselbe, als wenn zu gleicher Zeit
                              									Kohlenoxydgas entweicht.
                           3) Die Spectral-Analyse der Flamme. Wenn alle Linien verschwunden sind und nur
                              									noch die des Natriums übrig bleibt, ist die Entkohlung vollendet.
                           
                           4) Die Schlackenprobe. Dieses Mittel, in Frankreich wenig gekannt, wird vorzüglich in
                              									Deutschland angewendet.
                           Ich habe dasselbe in der Stahlhütte zu Hoerde angewendet gesehen. Man nimmt mit einer
                              									Eisenstange, welche man in den Converter eintaucht, ein wenig Schlacke und kühlt
                              									dieselbe ab. Wenn sie gelbgrün ist (welche Farbe nur einen, geringen Gehalt von
                              									Eisenoxydaten anzeigt), so ist das Metall noch gekohlt; ist sie hingegen graublau
                              									(von einem großen Gehalt an Eisenoxydaten), so ist das Metall entkohlt.
                           In einigen Gegenden, wo man schwer siliciumreiche Roheisensorten erhält, suchte man
                              									nach Mitteln, um siliciumarme Roheisensorten im Bessemerofen verarbeiten zu
                              									können.
                           In Hoerde, wo man zur Erzeugung von weichem Stahl englisches Hämatit-Roheisen
                              									verarbeitet, sah ich für harten Stahl wenig Silicium haltendes Roheisen, erblasen
                              									aus rothen Hämatiten, Spatheisensteinen und Kieseleisensteinen, angewendet. Man
                              									gattirte in der Weise, daß das ursprüngliche Metallbad 1 Proc. Silicium und
                              									wenigstens 2,75 Proc. Mangan enthielt. Auf diese Weise konnte man den Proceß gerade
                              									noch durchführen, obwohl der Verlauf viel kürzer als in den englischen und
                              									französischen Stahlhütten war. Die durch Verbrennung des Mangans, welches früher
                              									oxydirt wird als Eisen, und der geringen Menge des Siliciums erzeugte Temperatur
                              									reichte eben hin, um harten Stahl genügend flüssig zu erhalten. Man konnte aber das
                              									Ende des Processes nicht mit Hülfe der gewöhnlichen Mittel erkennen, da ein dicker
                              									Rauch, ohne Zweifel hervorgebracht durch die im festen Zustande durch den Wind
                              									ausgeblasenen Oxyde des Mangans und Eisens, die Beobachtung der Flamme verhinderte,
                              									und daher zur Schlackenprobe Zuflucht genommen werden mußte.
                           In Turrach wird, so sagt man, Blei zugesetzt, um auf diese Weise ein besseres Product
                              									zu erzielen. Das Blei kann offenbar nur als Brennmaterial dienen und geht in die
                              									Schlacken. In Neuberg wird Kohlenpulver eingeblasen.
                           Ich habe nichts über den Schwefel und Phosphor gesagt. Durch das Windfrischen selbst
                              									wird von diesen beiden Körpern nichts abgeschieden. Der Schwefel bleibt in dem
                              									entkohlten Metall. Man kann übrigens eine gewisse Reinigung am Ende der Operation
                              									hervorbringen und die Gegenwart des Schwefels durch Zusatz von sehr manganreichem
                              									Spiegeleisen überdecken. Allein der erhaltene Stahl wird immer etwas rothbrüchig,
                              									sobald die Menge des Schwefels im Roheisen einige Zehntausendtel übersteigt.
                           Um den Phosphor zu beseitigen, kennt man keine Mittel; sobald das Roheisen davon eine nur
                              									halbwegs größere Menge enthält, werden Wärme Erscheinungen von sehr großer
                              									Intensität hervorgebracht, der Converter ist in der Regel sehr beschädigt; man hat
                              									aber die Umstände noch nicht genügend studirt, um denselben leicht zu entfernen.
                           Bessemer hat sich sehr bemüht Mittel zu finden, um Stahl
                              									aus unreinem, vorzüglich phosphorhaltigem Roheisen zu erzeugen. Er hat zwei
                              									verschiedene Processe versucht, welche beide jedoch auf die Abscheidung des
                              									Phosphors durch Einwirkung von eisenreicher Schlacke in einer oxydirenden Atmosphäre
                              									basirt waren. Man weiß in der That, daß bei der gewöhnlichen Puddlingsarbeit der
                              									Phosphor großentheils aus dem Roheisen in die Schlacke übergeführt werden kann, wenn
                              									die Schlacke hinreichend mit Eisenoxydaten gesättigt ist.
                           Bei der ersten Methode der Arbeit, welche nichts anderes als eine Modification des
                              									Processes von Parry ist, unterwirft Bessemer das phosphorhaltige Roheisen einem eigentlichen Durcharbeiten in
                              									einem oscillirenden Puddlingsofen, welcher durch Gase geheizt wird. Die so erhaltene
                              									Eisenmasse kohlt er zurück, indem er sie im Tiegel oder im Kupolofen mit Kohlenstoff
                              									haltenden Materialien umschmilzt, und behandelt dieselbe schließlich im Gemenge mit
                              									grauem, siliciumreichen aber hinreichend reinen Roheisen im Converter.
                           In einem zweiten weitaus neueren Processe wendet Bessemer
                              									allein seinen Converter an, bringt aber in demselben zwei um 90º von einander
                              									getrennte, mit Düsen versehene Böden an. Er beginnt das Frischen auf dem kleinen
                              									Boden, der sowie der Herd des Puddlingofens mit Schlacken umgeben ist, und steigert
                              									nun die Temperatur, indem Wind eingeblasen und Silicium verschlackt wird. Nun wird
                              									Dampf eingeleitet, um die Temperatur so weit abzukühlen, um ein Gemenge von Schlacke
                              									und Eisen zu erzeugen, um auf diese Weise Phosphor abzuscheiden. Sobald er auf
                              									diesem Punkt angekommen ist, wendet er den Converter so, um eine neue Charge von
                              									siliciumhaltendem aber phosphorfreiem Roheisen eintragen zu können, und verarbeitet
                              									nun beide Quantitäten gemeinschaftlich auf dem größeren Boden wie gewöhnlich. Ich
                              									weiß noch nicht, welche praktischen Resultate dieser Proceß gegeben hat.
                           Um das, was dem pneumatischen Frischprocesse eigenthümlich ist, zu fixiren, will ich
                              									erwähnen, daß die Metallmassen welche durch die intermoleculare Verbrennung erhitzt
                              									werden, bedeutend sind. Es ist nothwendig, daß die Massen so groß als möglich seyen,
                              									der todten Masse des Apparates halber, in welchem man arbeitet. Die äußere
                              									Oberfläche soll im Verhältniß zur Masse des Metalles so klein als möglich seyn. Die
                              									Nothwendigkeit, diesen beiden Bedingungen zu entsprechen, hat dahin geführt, um einerseits eine
                              									große Wärmeabsorption durch das Gesäß, andererseits eine zu große Abkühlung zu
                              									vermeiden, bis zu 20 Tonnen auf einmal zu verarbeiten und ellipsoidische Converters
                              									zu verwenden.
                           Erfahrungen kann man nicht mit kleinen Quantitäten Roheisens sammeln. Die ersten
                              									Versuche von Bessemer und Baxterhause im Jahre 1856 verarbeiteten allerdings nur 7 Centner englisch.
                              									Sie sind aber immerhin schon kostspielig und es ist begreiflich, daß die Erfinder
                              									auf der neu betretenen Bahn langsam vorwärts schritten.
                           Bemerken muß ich noch, daß die Windstrahlen den Wänden des Apparates nicht zu nahe
                              									gelegt werden dürfen, weil dieselben sonst zu schnell zu Grunde gehen. Dieß ist auch
                              									der Grund, warum der Boden einen kleineren Durchmesser als der Bauch der Retorte
                              									haben muß, und die Düsen nicht zu nahe an dem Rande des Bodens stehen sollen.
                           
                        
                           III. Das Frischen durch
                                 									Wasserdampf.
                           Leitet man in das früher schon betrachtete Roheisenbad feinzertheilten trockenen
                              									Dampf ein, so wird der Gewinn und Verlust an Wärme folgender seyn:
                           Durch Verbrennung von
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Gewinn
                                 Verlust
                                 
                              
                                 20    Kil.
                                 Si
                                      2 × 29502
                                 59004
                                 –
                                 
                              
                                 42,5 Kil.
                                 C
                                 4,25 × 36252
                                 –
                                 154071
                                 
                              
                                 87,5 Kil.
                                 Fe
                                 8,75 × 1214
                                 –
                                  10622
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 59004
                                 164693
                                 
                              
                           Es resultirt somit ein Verlust von 105689 Calorien.
                           Nimmt man die specifische Wärme des geschmolzenen Eisens sowie früher zu 0,16 an, so
                              									ersieht man, daß die Temperatur des Roheisenbades um beiläufig 700 Grade abnehmen
                              									würde, abgesehen von den Wärmeverlusten durch das Gefäß, und man würde, anstatt
                              									flüssiges Metall zu erhalten, ein breiiges Gemenge von Eisen und Eisenoxyden
                              									erhalten.
                           Bemerkt zu werden verdient, daß bei Beginn des Processes, da Silicium früher
                              									verbrennt als Kohlenstoff, eine geringe Temperaturzunahme bemerkbar seyn wird,
                              									sobald aber das Silicium abgeschieden, würde durch Zersetzung des Wasserdampfes eine
                              									bedeutende Wärme-Abnahme stattfinden. Die Molecüle der flüssigen Masse
                              									verlieren sehr an Beweglichkeit und die nachfolgenden Reactionen werden schwerlich
                              									in der ganzen Masse eine entsprechende Gleichförmigkeit hervorbringen. Da endlich
                              									die Menge des eingeführten Dampfes viel schwieriger zu bestimmen ist, als die des
                              									eingeblasenen Windes, wäre es leicht, einen Ueberschuß an Dampf zu geben, wodurch eine
                              									noch viel größere Abkühlung erfolgen würde.
                           Ich halte es für nothwendig zu wiederholen, daß ich in diesen Berechnungen angenommen
                              									habe, daß die Gase (Wasserstoff und Kohlenoxydgas) mit einer Temperatur von
                              									1400º entweichen. Dieß ist nicht ganz richtig, denn die Oase entweichen mit
                              									einer viel geringeren Temperatur, annäherungsweise mit 500 bis 600 Graden. Unsere
                              									Schlüsse bleiben aber dieselben, und wenn man die Rechnungen auch unter dieser
                              									Annahme wiederholt, so findet man ohne Rücksicht auf Abkühlung noch immer einen
                              									Wärmeverlust des Roheisenbades von mehr als 60000 Calorien.
                           Es würde daher das Frischen mit Wasserdampf weder bei einem Bessemer Roheisen, noch
                              									viel weniger aber bei einem gewöhnlichen Stahl-Roheisen (kohlenstoff-
                              									und manganreich, aber arm an Silicium) gelingen. Um nicht einen theoretischen Abgang
                              									(der immer geringer als der in der Praxis seyn wird) an Temperatur zu haben, müßte
                              									man ein wenig gekohltes aber an Silicium sehr reiches Roheisen, welches etwa
                              									3–5 Proc. Silicium, aber höchstens 2–3 Proc. Kohlenstoff hätte,
                              									anwenden.
                           Mit einem solchen Roheisen und einer sehr geregelten Dampfeinströmung würde man
                              									vielleicht mit Beibehaltung des Flüssigkeits-Zustandes entkohlen können. Bei
                              									einem regelmäßigen Hohofenbetriebe kann man aber so siliciumreiche und
                              									kohlenstoffarme Roheisensorten nicht erzeugen, man erhält sie nur bei sehr trockenem
                              									Gang und sind dieselben schwer umzuschmelzen. Man kann solches Roheisen nur aus
                              									armen, manganfreien Erzen erzeugen, welche meist mehr oder weniger phosphorhaltig
                              									sind.
                           Es ist nun leicht verständlich, warum die oft wiederholten Versuche, welche Guest im Jahre 1845 in Dowlais mit Frischen durch Dampf
                              									durchführte, weder im Frischfeuer noch im Flammofen, obwohl man nach den ersten
                              									Versuchen große Hoffnungen hegte, zu einem Resultate führten. Truran, Ingenieur von Dowlais und der bekannte Verfasser des großen Werkes
                              									über Metallurgie:„The manufacture of Iron in
                                    											Great-Britain,“ beschreibt diese Versuche und führt
                              									an, warum sie aufgegeben wurden. Er führt ferner an (in „The useful Metals and their Alloys,“ pag.
                              									226), daß die neueren Versuche Nasmyth's bestätigt haben,
                              									daß durch Einblasen von Dampf in ein Roheisenbad die Temperatur abnehme.
                           Percy, Professor der Metallurgie in London, gibt dieselbe
                              									Erklärung und erhebt gegen Bessemer die Stimme, als
                              									derselbe in seinen ersten Patenten angibt, Gußstahl durch Einblasen von Wind oder
                              									Wasserdampf zu erzeugen, indem nicht zu erwarten sey, Gußstahl durch Einblasen von Wasserdampf aus
                              									Roheisen zu erzeugen. Die in Frankreich, vorzüglich in Ruelle, seit einem Jahrzehnt
                              									durch Galy-Cazalat ausgeführten Versuche haben bis
                              									jetzt kein wesentlich verschiedenes Resultat von dem in England erhaltenen
                              									erreicht.
                           Man hatte gehofft, durch Frischen mit Dampf Wasserstoffgas, durch Zersetzung des
                              									Wasserdampfes erzeugt, zur Reinigung des Roheisenbades von Schwefel und Phosphor
                              									ausnutzen zu können. Ich kenne weder die in dieser Richtung durchgeführten Versuche,
                              									noch die authentischen Analysen, welche nachweisen daß dieß so sey. Es gibt aber
                              									Gründe, welche die Möglichkeit einer Reinigung durch Wasserstoffgas bezweifeln
                              									lassen. Der Schwefel ist leichter durch Oxydation als durch Reduction zu entfernen,
                              									und die Verwandtschaft des Schwefels zum Wasserstoffgas ist keine sehr starke. Man
                              									weiß, daß Wasserstoffgas durch ein heißes Porzellanrohr, welches Schwefel enthält,
                              									geleitet, sich theilweise in Schwefelwasserstoffgas verwandelt, ebenso weiß man nach
                              									den Erfahrungen von Boussingault und Bouis, daß Wasserstoffgas, über glühendes Eisen oder
                              									Stahl geleitet, den Geruch von Schwefelwasserstoffgas annimmt. Andererseits weiß man
                              									aber auch, daß der Schwefel sich mit dem Eisen verbindet und Wasserstoff entweicht,
                              									wenn man Schwefelwasserstoffgas über rothglühendes Eisen leitet. Berthier hat bereits erkannt, daß das
                              									Einfach-Schwefeleisen durch Wasserstoff selbst bei den höchsten Temperaturen
                              									nicht zerlegt wird. Er hat ferner gezeigt, daß dasselbe
                              									Einfach-Schwefeleisen, im reinen Zustande drei Stunden lang erhitzt in einem
                              									Strom von Wasserdampf erhalten, nur die Hälfte des Schwefels verloren habe. Was
                              									hingegen Phosphorwasserstoff anbelangt, so ist dieß eine sehr wenig feste
                              									Verbindung, und ich für meinen Theil glaube nicht, daß die geringe Verwandtschaft
                              									des Wasserstoffes die große Affinität des Eisens zum Phosphor überwinden könne.
                              									Uebrigens darf man nicht vergessen, daß Schwefel und Phosphor in dem Roheisenbade
                              									sehr fein vertheilt enthalten sind, da meist nur einige Tausentel zu finden
                              									sind.
                           
                        
                           IV. Frischen durch
                                 									Sauerstoffgas.
                           Meines Wissens sind bis jetzt keine Versuche direct mit reinem Sauerstoffgas, oder
                              									mit sauerstoffreicherer Luft zum Frischen gemacht worden. Der von Tessié von Mothay angegebene ökonomische Proceß
                              									zur Erzeugung von Sauerstoff wird dieß vielleicht möglich machen, sobald dieses Gas
                              									in der That um einen hinreichend billigen Preis erzeugt werden kann.
                           Man beschäftigt sich aber schon nahe ein Jahr lang in England mit einem Systeme der
                              									Stahlfabrication aus phosphorhaltigem Roheisen, dem Heaton'schen Processe, welcher nichts anderes als ein Frischen mit
                              									Sauerstoff ist. Man gibt auf den Boden eines Converters, welcher die Gestalt eines
                              									Kupolofens hat, eine bestimmte Quantität salpetersaures Natron, bedeckt dasselbe mit
                              									einer durchlochten Gußeisenplatte, welche dazu bestimmt ist, das Aufsteigen
                              									desselben im Bade beim Eingießen des flüssigen Roheisens zu verhindern. Es erfolgt
                              									eine heftige Reaction, und sobald wieder Ruhe eingetreten ist erhält man aus dem
                              									Kupolofen bald ein breiiges, bald flüssiges Metall, welches beinahe entkohltes Eisen
                              									ist. Die Wärme zerlegt, wie bekannt, die Salpetersäure in Sauerstoff und Stickstoff.
                              									Der Sauerstoff bewirkt die Verbrennung des Siliciums und Kohlenstoffes, und seine
                              									kräftige oxydirende Wirkung führt Phosphor bei Anwesenheit des Alkali als
                              									phosphorsaures Natron in die Schlacke.
                           Nach den Analysen welche ich kenne, ist es gewiß, daß die Schlacken dieses Processes
                              									eine bedeutende Quantität phosphorsaures Natron enthalten; nachzuweisen ist aber
                              									noch, ob auf diese Weise der ganze Phosphorgehalt des Metalles abgeschieden werde,
                              									ob die Reinigung eine vollständigere als bei den gewöhnlichen Frischprocessen sey,
                              									oder ob nur Wind und die basischen Eisensilicate wirken.
                           Man hat gefunden, indem man sowohl graue siliciumreiche, sowie kalte weiße
                              									Roheisensorten, beide von Moselle, anwendete, daß die grauen siliciumreichen Sorten
                              									ein viel heißeres Metall, welches längere Zeit flüssig bleibt, geben, als das weiße
                              									Roheisen, welches beinahe kein Silicium enthielt. Diese Thatsache beweist abermals
                              									die große Rolle, welche das Silicium in allen Frischprocessen spielt, bei welchen
                              									die Erhitzung durch intermoleculare Verbrennung erfolgt.
                           H. Bessemer hat Einrichtungen, welche bequemer als die von
                              										Heaton sind, in Vorschlag gebracht, um das
                              									salpetersaure Natron bequemer in den oscillirenden Convertern anwenden und das
                              									flüssige Metall in Coquillen entleeren zu können. Sie sind jedoch meines Wissens
                              									noch nicht versucht. Er wendet salpetersaures Natron entweder im gepulverten
                              									Zustande an und bläst dasselbe mit dem Winde ein, oder führt dasselbe unter Druck im
                              									flüssigen oder im geschmolzenen, festen und massiven Zustande ein.
                           
                        
                           V. Schlußbemerkung.
                           In jedem dieser drei Systeme der Frischmethoden, welche wir näher betrachtet haben,
                              									wird die Erhitzung des Bades erreicht oder versucht durch die Verbrennung
                              									verschiedener Elemente des Roheisens in Sauerstoff.
                           Es gibt in der That kein anderes Verbrennungsmittel, welches so leicht zu erhalten ist und bei
                              									seiner Verbindung mit Silicium und Kohlenstoff eine so bedeutende Wärmemenge
                              									entwickelt. Man könnte versuchen, der Reinigung halber sich der Verwandtschaft des
                              									Chlors zum Schwefel und Phosphor zu bedienen; aber ungeachtet der hohen Temperatur,
                              									welche durch Verbrennung des Eisens in Chlor erzeugt wird, ist es nicht
                              									wahrscheinlich, daß dieses Gas je zur intermolecularen Erhitzung verwendet wird.
                           Man hat in der letzten Zeit vorgeschlagen, das Roheisenbad welches in einem Converter
                              									aufgenommen ist, durch Wasserstoff und Luft, welche durch doppelte Düsen eingeblasen
                              									werden, zu erhitzen. Man hofft auf diese Weise durch Verbrennung von Wasserstoff
                              									eine große Menge Wärme im Metallbade zu entwickeln und dadurch demselben eine sehr
                              									hohe Temperatur zu ertheilen.
                           Diese Annahme hat jedoch wenig Aussicht auf Erfolg. Wasserstoff und der Sauerstoff
                              									der Luft werden unter einer großen Pressung durch zwei benachbarte Oeffnungen oder
                              									auch nur durch eine eingeführt, und indem sie sich ganz oder theilweise verbinden,
                              									erzeugen sie Wärme und Wasserdampf. Bei der darauf folgenden Zerlegung des
                              									Wasserdampfes wird aber so viel Wärme gebunden, als eben erzeugt wurde. Die
                              									intermoleculare Verbrennung wird somit nur so viel Hitze erzeugen, als ob bloß Luft
                              									eingeblasen worden wäre, hingegen würde Wasserstoffgas einen Theil der erzeugten
                              									Wärme entführen. Als Brennstoff würde nur immer das eine oder andere der Elemente
                              									des Roheisens dienen.
                           Es würde nahe dasselbe bleiben, wenn man, anstatt Wasserstoffgas, Leuchtgas durch
                              									Destillation der Kohlen erzeugt, oder jenes Gas welches durch Zersetzung des über
                              									glühende Kohks geleiteten Wasserdampfes erhalten wird, verwenden würde. Allein in
                              									beiden Fällen könnte entweder das Kohlenwasserstoffgas oder das Kohlenoxydgas die
                              									vollkommene Entkohlung des Roheisenbades verzögern, weil diese Gase bis auf einen
                              									gewissen Grad eine kohlende Wirkung ausüben. Man hat letzthin in der kaiserlichen
                              									Hütte zu Gusrigny ein ähnliches, von Archereau
                              									angegebenes System der Erhitzung und Frischung versucht, aber die Resultate noch
                              									nicht veröffentlicht. Zur Verbrennung wurde immer Sauerstoff verwendet, und je mehr
                              									derselbe mit anderen Gasen, wie N, H, CO vermengt ist, um so weniger energisch muß
                              									die Erhitzung werden.