| Titel: | Stetefeldt's Ofen zum chlorirenden Rösten der Silbererze. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. LXXI., S. 244 | 
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                        LXXI.
                        Stetefeldt's Ofen zum chlorirenden Rösten der Silbererze.
                        Aus dem Engineering and Mining Journal, Februar 1870, S.
                              									98.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Stetefeldt's Ofen zum Rösten der Silbererze.
                        
                     
                        
                           Seit der Entdeckung und Inangriffnahme der zahlreichen Erzlagerstätten in den
                              									westlichen Staaten und Territorien der nordamerikanischen Union ist keinem Zweige
                              									der Metallurgie größere Aufmerksamkeit zugewendet worden, als den verschiedenen
                              									Methoden zum Rösten von Erzen jeder Art. Man kann kaum eine bergmännische
                              									Zeitschrift oder eine in einem Bergwerksdistricte erscheinende Zeitung zur Hand
                              									nehmen, ohne auf Beschreibungen neuer Röstvorrichtungen zu stoßen, welche sämmtlich
                              									dahin lauten, daß die bezüglichen Erfindungen Alles übertreffen, was bis dahin auf
                              									diesem Gebiete geleistet worden sey. Die bedeutenden Kosten, welche das alte
                              									Röstverfahren im Flammofen verursacht, boten allerdings Veranlassung genug, irgend
                              									eine billigere und gleichzeitig wirksamere Methode aufzusuchen. Dieß ist namentlich
                              									bei denjenigen Silbererzen von Wichtigkeit, welche behufs der Amalgamation vor
                              									derselben einem chlorirenden Rösten unterworfen werden müssen. In diesem Falle
                              									betragen die Röstkosten häufig mehr als die Hälfte der gesammten Hüttenkosten; somit
                              									können ärmere Erze nicht mehr mit Nutzen zugute gemacht werden. Ungeachtet der
                              									Nothwendigkeit, irgend ein besseres und billigeres Röstverfahren einzuführen, war es
                              									jedoch mit außerordentlichen Schwierigkeiten verknüpft, zwei bezüglichen Erfindungen
                              									Eingang zu verschaffen, welche auf die einfachsten und rationellsten Principien
                              									basirt sind, nämlich dem vor ungefähr sechs Jahren in Freiberg eingeführten sogen.
                              										Terrassenofen von Gerstenhöfer, sowie dem vor drei Jahren zu Austin in Nevada erfundenen und
                              									in der der Nevada Silver Mining Company gehörenden
                              										„Erzmühle“ bei Reno in Nevada im October 1869 in
                              									regelmäßigen Betrieb gesetzten Röstofen von Stetefeldt.
                              									Beide Erfindungen wollen wir im Nachstehenden näher betrachten.
                           Gerstenhöfer machte die Beobachtung, daß Schwefelmetalle
                              									vollständig abgeröstet oder oxydirt werden, wenn sie gegen einen Strom von heißer
                              									Luft fallen, der in einem Schachte aufsteigt, in welchem Erzträger angebracht sind,
                              									die das Hinabfallen der Erztheilchen in bestimmten Intervallen unterbrechen und
                              										verzögern.Gerstenhöfers Röstofen ist nach beigegebener
                                    											Abbildung im polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIII S. 385 beschrieben.
                              								
                           
                           Stetefeldt fand, daß Silbererze, gleichviel in welcher
                              									Verbindung das Silber in ihnen enthalten ist, nach dem Vermengen mit Kochsalz sich
                              									vollständig chloriren, wenn sie gegen einen in einem Schachte aufsteigenden Strom
                              									von heißer Luft fallen, wenn auch dieser Schacht nicht mit Erzträgern zur
                              									Verzögerung des Fallens der Erztheilchen versehen ist.
                           Selbstverständlich müssen in beiden Fällen die Erze als Pulver von einem gewissen
                              									Feinheitsgrade verwendet werden, und in dem Gerstenhöfer'schen Ofen kann natürlich ein weit gröblicher zerkleintes
                              									Material abgeröstet werden, als in dem Stetefeldt'schen.
                           Die Construction des Gerstenhöfer'schen Ofens als bekannt
                              									voraussetzend, wollen wir denselben im Folgenden mit dem Stetefeldt'schen vergleichen und die Unterschiede zwischen beiden
                              									Röstapparaten hervorheben.
                           Da ein billiges chlorirendes Rösten für den Silberbergbau des nordamerikanischen
                              									Westens eine Lebensfrage ist, so leuchtet ein, daß Stetefeldt's Erfindung für die dortigen Verhältnisse von weit größerer
                              									Wichtigkeit seyn muß, als diejenige von Gerstenhöfer. Es
                              									könnte aber die Frage gestellt werden, ob nicht der ältere Gerstenhöfer'sche Ofen ebenso gut zum chlorirenden, wie zum
                              									entschwefelnden Rösten zu benutzen ist? Wir antworten darauf mit Nein. Im Gerstenhöfer'schen Ofen können nur solche Erze mit
                              									günstigem Erfolge behandelt werden, welche während des Röstens bei Rothglühhitze
                              									keine Neigung zum Sintern oder Zusammenbacken besitzen. Nun zeigen aber die kleinen,
                              									mit Kochsalz vermengten Erztheilchen beim Rösten in hohem Grade das Bestreben
                              									zusammenzusintern und an den Trägern festzuhaften; sie würden also den Schacht bald
                              									gänzlich verstopfen und den Weiterbetrieb des Ofens verhindern.
                           Es ergibt sich daraus, daß der Gerstenhöfer'sche Ofen
                              									selbst zum entschwefelnden Rösten nur eine beschränkte Anwendung finden wird, und
                              									daß gewisse Erzclassen in ihm gar nicht verarbeitet werden können. Dahin gehören
                              									namentlich bleiglanzführende Erze, deren Röstung im Flammofen die kostspieligste
                              									ist.
                           Nach Stetefeldt's Ansicht sind die Erzträger bei dem Gerstenhöfer'schen Ofen ganz überflüssig und können alle Erze, selbst
                              									Bleiglanz, dadurch entschwefelt werden, daß man sie in genügend fein zertheiltem
                              									Zustande durch einen glatten, von unten geheizten Schacht fallen läßt. Das
                              									Entweichen von nicht gargeröstetem Erzstaube durch den Schacht ist von keinem
                              									Belang, da beim Stetefeldt'schen Ofen eine besondere
                              									Feuerung zum Abrösten dieser mitgerissenen feinen Theilchen vorhanden ist. Ueberdieß beruht die
                              									Veschickungsart bei dem Stetefeldt'schen Röstofen auf
                              									ganz anderen Principien als bei dem Gerstenhöfer'schen.
                           Daß ein Ofen ohne Erzträger leichter und billiger anzulegen, dabei dauerhafter ist
                              									und weniger leicht in Unordnung kommt, ferner sein Betrieb weniger Anstrengung und
                              									Geschicklichkeit erfordert, wird Jedermann zugestehen.
                           Es zeigte sich sehr schwierig, einen geeigneten Apparat zum Chargiren des Stetefeldt'schen Ofens zu beschaffen. – Gerstenhöfer's Vorrichtung zu diesem Zwecke, aus
                              									geriffelten Walzen bestehend, welche das Erz durch Schlitze pressen, die im oberen
                              									Theile des Ofens angebracht sind, hat sich als nicht anwendbar erwiesen. Das Erz
                              									fiel in Klumpen hinab und kam in fast noch rohem Zustande auf der Sohle des
                              									Schachtes an. Der Grund dieser Erscheinung liegt einfach in dem Bestreben welches
                              									die Theilchen aller fein gepulverten Mineralkörper haben, an einander zu haften,
                              									sich zusammen zu ballen, wenn sie in einer etwas comprimirten Masse durch Luft
                              									fallen. Es ist demnach erforderlich, das Erzmehl in so fein vertheiltem Zustande
                              									einzuführen, daß seine sämmtlichen Theilchen in der kurzen Zeit ihres Hinabfallens
                              									durch den Schacht von der Hitze gehörig durchdrungen werden.
                           Stetefeldt's Beschickungsapparat ist in seiner jetzigen
                              									Gestalt folgendermaßen eingerichtet.
                           Auf dem Obertheile des Ofens ruht ein hohler gußeiserner Rahmen, der mittelst eines
                              									schwachen Wasserstromes kühl erhalten wird. In diesem Rahmen oder Rumpf ist ein
                              									ebenfalls gußeiserner Rost eingesetzt und auf diesem liegt ein aus russischem
                              									Eisenblech angefertigter Siebboden (Nr. 0 des Handels). Dicht auf diesem Blechsiebe
                              									bewegt sich, innerhalb des Rumpfes, ein an einem Rahmen befestigtes grobes Drahtsieb
                              									(Nr. 3 des Handels). Dieser Rahmen ist mit Flantschen versehen, welche außerhalb des
                              									Rumpfes auf verstellbaren Frictionsrollen aufliegen, und erhält seine Bewegung von
                              									einer Kurbel mit 1 2/3 Zoll Excentricität. Um zu verhindern, daß mit dem groben
                              									Siebe zugleich eine Schicht Erzmehl bewegt wird, ist eine Anzahl dünner eiserner
                              									Klingen quer durch den Rumpf so angeordnet, daß ihre unteren Kanten bis dicht zu dem
                              									gedachten Siebboden hinabreichen und das Mehl an seinem Platze erhalten. Wenn die
                              									Kurbel in Bewegung gesetzt wird, so dringen die Maschen des groben Drahtsiebes in
                              									das Erzmehl ein und treiben dasselbe durch die Oeffnungen des blechernen Siebbodens
                              									hindurch. Auf diese Weise gelangt das Erz in Form eines continuirlichen Stromes in
                              									den Ofen. Auf dem Werke bei Reno wurde eine verschiedene Geschwindigkeit der
                              									Kurbelachse versucht, von 30 bis zu 70 Umdrehungen per
                              									Minute.
                           
                        
                           
                           Construction des auf der Erzmühle bei
                                 										Reno angelegten Stetefeldt'schen Ofens (Fig. 4).
                           A Schacht, in welchen das Erz hinabfällt.
                           B oberer Theil dieses Schachtes, an welchem der
                              									Beschickungsapparat angebracht ist.
                           C Schieber, welcher eingesetzt wird, wenn die Siebe des
                              									Beschickungsapparates ausgewechselt werden müssen.
                           D Thür, welche zum Ausziehen des abgerösteten Erzmehles
                              									aus dem Ofen dient.
                           E Feuerräume.
                           F Zug, durch welchen die Gase nahe am Obertheile des
                              									Schachtes entweichen.
                           G gußeiserne Feuerbrücke von triangulärer Form.
                           H Rost, aus Gußeisenplatten bestehend, welcher den Boden
                              									des Canales F bildet und dazu dient, die sich hier
                              									absetzenden geringen Mengen von Flugstaub in die Kammer J zu führen.
                           K Thür zum Ausziehen des Flugstaubes aus J.
                           L Feuerstelle, durch welche der untere Theil des Canales
                              										F geheizt und der Flugstaub geröstet wird.
                           M Canal, welcher mit der Fluggestübbe-Kammer in
                              									Verbindung steht.
                           N Thüren, die zu M führen
                              									und zum Ausziehen des Flugstaubes bestimmt sind.
                           O Fluggestübbe-Kammer.
                           Bei dem Ofen zu Reno ist die Haupt-Flugstaub-Kammer 24 (engl.) Fuß
                              									lang, 8 Fuß breit und 10 Fuß hoch. Aus ihr treten die heißen Verbrennungsgase unter
                              									einen 39 Fuß langen und 7 Fuß breiten Trockenofen. Die unter dem Trockenofen
                              									hindurchgehenden beiden Zugcanäle haben 3 Fuß Breite und 4 Fuß Höhe. Von dem
                              									Trockenofen aus führt ein 3 Fuß 4 Zoll breiter, 4 Fuß 6 Zoll hoher und ungefähr 180
                              									Fuß langer Zugcanal zu einer an einem Hügelabhange stehenden eifernen Esse von 2 Fuß
                              									6 Zoll Durchmesser, deren Mündung ungefähr 40 Fuß über die Mündung des Ofens
                              									hinaufragt.
                           Die Herde und die Gewölbe sind aus den besten feuerfesten Steinen, die übrigen Theile
                              									des Ofens aber aus gewöhnlichen Ziegelsteinen aufgeführt. Sämmtliche Ofenwandungen
                              									sind doppelt und hohl angelegt. Der Ofen ist mittelst schmiedeeiserner Schienen und
                              									7/8 zölliger Stäbe gehörig verankert.
                           Bezüglich der Construction des Ofens werden nachstehende Aenderungen
                              									beabsichtigt:
                           
                           1) Die Anwendung von Kohlenoxydgas als Brennmaterial; dasselbe soll in besonderen
                              									Generatoren aus Holzkohlen erzeugt werden, welche ähnlich wie die Mansfeld'schen
                              									Kupferraffiniröfen construirt sind. Auf diese Weise läßt sich eine weit
                              									gleichmäßigere Hitze erzielen und viel an Arbeit sparen, da die Generatoren nur alle
                              									drei bis vier Stunden beschickt zu werden brauchen.
                           2) Die Kammer I soll wegfallen und der Canal F direct an die Seite R, R
                              									des Schachtes (s. den Grundriß, Fig. 4) verlegt
                              									werden.
                           3) Es soll mit dem Ofen ein ausgedehnteres System von Flugstaub-Kammern
                              									verbunden werden.
                           Behandlung der Erze. – Die Erze werden im Trockenofen mit der erforderlichen
                              									Quantität Kochsalz vermengt und unter Anwendung eines Trockenquetschwerkes durch ein
                              									Drahtsieb von Nr. 40 geschlagen. Ein Arbeiter bringt dann das Mehl in ein rotirendes
                              									Sieb, durch welches alle etwa vorhandenen gröberen Theilchen ausgeschieden werden.
                              									Hierauf wird das durchgesiebte Mehl mittelst eines Elevators zur Mündung des Ofens
                              									emporgehoben und in einen Kasten entleert, welcher den Rumpf des
                              									Beschickungsapparates gefüllt erhält.
                           Auf allen Herden wird ein möglichst gleichmäßiges Feuer unterhalten und die
                              									Temperatur in der Weise regulirt, daß das geröstete Gut auf der Sohle des Schachtes
                              									rothglüht, ohne zusammen zu backen oder zu sintern. Sobald eine Post von 1000 Pfund
                              									bis zu einer Tonne abgeröstet ist, wird sie aus dem Ofen gezogen und in der üblichen
                              									Weise dem Erkalten überlassen. Gleichzeitig wird auch Röstgut durch die Thüren N, N ausgezogen, indem sich hier viel Flugstaub absetzt,
                              									der durch die Feuerung L geröstet wird.
                           Die im Stetefeldt'schen Ofen
                                 										stattfindenden chemischen Vorgänge. – Küstel beschreibt die bei dem chlorirenden Rösten der Silbererze in diesem
                              									Ofen stattfindenden chemischen Processe in nachstehender Weise:
                           
                              „Auf den ersten Blick könnte es scheinen, daß in der kurzen Zeit von zwei
                                 										Secunden, während welcher das fallende Erz der Einwirkung der Flamme ausgesetzt
                                 										ist, eine vollständige Chlorirung desselben nicht erfolgen kann, namentlich wenn
                                 										wir die bekannten Vorgänge im gewöhnlichen Flammenröstofen in Betracht ziehen,
                                 										nämlich daß sich anfänglich, bei dunkler Rothglühhitze, in Folge der Einwirkung
                                 										des atmosphärischen Sauerstoffes, Schwefligsäure bildet, während das seines
                                 										Schwefels beraubte Sulfuret zu Oxyd wird; der Sauerstoff der Luft und des Oxydes
                                 										wandeln die Schwefligsäure zu Schwefelsäure um und diese verbindet sich
                                 										ihrerseits mit dem Metalloxyde zu Sulfat; letzteres wirkt auf das Kochsalz zersetzend ein, so
                                 										daß Chlor frei wird und die Bildung von Chloriden beginnt.“
                              
                           
                              „Diese Reactionen und Umsetzungsprocesse erfordern Zeit, welche den Erzen
                                 										im Stetefeldt'schen Ofen nicht dargeboten wird; die
                                 										Chlorirung wird aber dennoch bewirkt und zwar in sehr vollkommener Weise, mit
                                 										weniger Kochsalz und in wenigen Secunden. Der in diesem Ofen stattfindende
                                 										chemische Vorgang ist folgender: Sobald das Erzmehl in den Ofen kommt, entzündet
                                 										sich jedes Partikel des Sulfurets, da es von einer glühenden Atmosphäre umgeben
                                 										ist; gleichzeitig entwickelt sich dampfförmiger Schwefel, welcher durch den
                                 										Sauerstoff der die Roste in unzersetztem Zustande durchströmenden Luft zu
                                 										Schwefligsäure verbrannt wird, während das Metall sich in Oxyd verwandelt. Die
                                 										Schwefligsäure oxydirt sich in Berührung mit Erztheilchen und Sauerstoff zu
                                 										Schwefelsäure; letztere verbindet sich aber nicht mit dem Metalloxyd zu einem
                                 										Sulfat (wie es beim gewöhnlichen Flammenröstofen der Fall ist), oder höchstens
                                 										in unbedeutender Menge, weil die Temperatur zu hoch ist; dagegen wirkt sie
                                 										direct auf das glühende Chlornatrium und macht aus demselben Chlor frei. Aus dem
                                 										Brennmaterial geht Wasserdampf in die Verbrennungsgase über und vermittelt die
                                 										Entstehung von Chlorwasserstoffsäure. Die Gegenwart der letzteren rührt aber
                                 										nicht allein unmittelbar von der Zersetzung des Kochsalzes, sondern auch von
                                 										derjenigen der Chlormetalle her, welche sich in den oberen Ofentheilen bilden
                                 										und in Folge der Einwirkung der heißen Flammen zu Oxyden und zu
                                 										Chlorwasserstoffsäure zerlegt werden. Der ganze Ofenraum ist dann mit glühendem
                                 										Chlorgas, Chlorwasserstoffsäure-, Schwefligsäure- und
                                 										Schwefelsäuregas, sowie mit glühendem Sauerstoff, glühendem Wasserdampf und
                                 										glühenden Dämpfen der flüchtigen Chlormetalle erfüllt, welche sämmtlich sehr
                                 										kräftig auf die Sulfurete und Oxyde einwirken. Das Chlor zerlegt die Sulfurete
                                 										direct unter Bildung von Chlormetall und Chlorschwefel; es zersetzt die Oxyde
                                 										und Sulfate, und verbindet sich auch mit denselben. Ebenso verhält sich die
                                 										Chlorwasserstoffsäure. Die Schwefelsäure zersetzt das Kochsalz und oxydirt die
                                 										Sulfurete, während der Sauerstoff die Entstehung von Schweflig- und
                                 										Schwefelsäure, sowie von Oxyden veranlaßt. Das rothglühende Erzmehl fällt zur
                                 										Schachtsohle nieder, häuft sich hier an und fährt fort, Chlorgas etc. von sich
                                 										zu geben.“
                              
                           
                              „Betrachten wir jetzt ein kleines Erzpartikel (denn nur als solches, nicht
                                 										als eine Masse, kann das Erz bei seinem Hinabfallen in den Ofenschacht
                                 										betrachtet werden) in rothglühendem Zustande, wie es gleichzeitig von den
                                 										sämmtlichen genannten Gasen, die von allen Seiten ungehindert zuströmen,
                                 										angegriffen wird, so finden wir, daß das Princip, auf welches der Stetefeldt'sche Ofen basirt ist, darin besteht, die Chlorirung zu
                                 										bewirken bevor das Erztheilchen die Schachtsohle erreicht. Der durch die Flamme
                                 										der kleineren Feuerung ziehende Flugstaub befindet sich in einem für die
                                 										Chlorirung sogar noch günstigeren Zustande, insofern er mit allen im größeren
                                 										Ofenschachte gebildeten, chlorirend einwirkenden Oasen eine längere Zeit in
                                 										Contact bleibt.
                              
                           Die mit dem Stetefeldt'schen Ofenerzieltenpraktischen
                                 										Resultate; die Chlorirung. – In den ersten Wochen nach der
                              									Inbetriebsetzung des Ofens zu Reno wurden sehr zahlreiche Versuche abgeführt, bei
                              									denen sich zeigte, daß zwischen 88 und 92 1/2 Procent von dem in den Erzen
                              									enthaltenen Silber chlorirt wurden und sich dann durch Amalgamation leicht und
                              									vollständig extrahiren ließen. Der durch die Thür N
                              									ausgezogene abgeröstete Flugstaub ist gewöhnlich um 1 Proc. besser chlorirt, als das
                              									aus dem Hauptofenschachte entfernte Röstgut. Nach Einführung eines verbesserten
                              									Feuerungssystemes wird die Chlorirung sich stets auf mindestens 90 Procent
                              									erstrecken, und wir bezweifeln keineswegs, daß noch weit günstigere Erfolge erzielt
                              									werden. Im Flammenröstofen kann ein derartiges Resultat nur von sehr geübten Röstern
                              									erlangt werden. Im Stetefeldt'schen Ofen ist bei nur
                              									einigermaßen sorgfältiger Leitung des Processes ein Todtrösten nicht zu befürchten
                              									und das abgeröstete Erzmehl ist, da es keine Klümpchen oder zusammengesinterte
                              									Stücke enthält, für die Amalgamation vortrefflich geeignet. Erze vom
                              									verschiedenartigsten Charakter ließen sich mit gleich günstigem Erfolge rösten;
                              									selbst solche, die nur aus silberhaltigem Bleiglanz bestanden, boten bei ihrer
                              									Behandlung im Röstofen durchaus keine Schwierigkeiten dar. In dieser Hinsicht eignet
                              									sich der Stetefeldt'sche Ofen zum Rösten von sehr
                              									antimon- und bleireichen Erzen in ausgezeichneter Weise.
                           Menge des dem Röstgute zuzuschlagenden Kochsalzes.
                              									– Bei Flammenröstöfen werden gewöhnlich 10 Procent Kochsalz den Erzen
                              									beigemengt; im Stetefeldt'schen Ofen läßt sich nach den
                              									bisherigen Erfahrungen diese Menge bei reichen Erzen ohne Gefahr auf 6 Proc. und bei
                              									ärmeren auf 3 bis 4 Proc. reduciren. Im Stetefeldt'schen
                              									Ofen wird nämlich alles Kochsalz zersetzt und zur Verwerthung gebracht, wogegen im
                              									Flammenofen ein bedeutender Antheil desselben in Form von Klümpchen und in ganz
                              									unverändertem Zustande unverwerthet bleibt.
                           Brennmaterialbedarf. – Die zur Erhitzung des
                              									Ofenschachtes erforderliche Brennmaterialmenge ist von der Beschaffenheit der Erze
                              									sehr abhängig; je mehr Sulfurete dieselben enthalten, desto weniger Brennstoff ist
                              									zu ihrer Röstung erforderlich, weil die Sulfurete, wenn sie in größeren Mengen in den Ofenschacht
                              									gelangen, die Temperatur desselben bedeutend erhöhen.
                           Arbeitslöhne. – Auf dem Werke in Reno sind acht
                              									Mann beim Röstofen beschäftigt; drei arbeiten als Feuerleute, drei haben das
                              									Ausziehen und Abkühlen der Röstposten zu besorgen und zwei haben den Elevator und
                              									den Speiseapparat zu überwachen. Bei Anwendung von mit Holzkohlen betriebenen
                              									Gasgeneratoren kann die Arbeit von drei Mann erspart werden, denn die an dem
                              									Chargirapparate beschäftigten zwei Arbeiter können ganz gut das Laden der
                              									Generatoren mit besorgen, so daß zum Betriebe des Röstofens im Ganzen nur fünf Mann
                              									nöthig sind. Hiernach kann man leicht berechnen, wie sehr die Röstkosten durch
                              									Anwendung des Stetefeldt'schen Ofens reducirt werden. Für
                              									eine Mühle, welche binnen 24 Stunden 20 Tonnen Erzmehl zu liefern vermag, würden
                              									mindestens zehn Flammenröstöfen erforderlich seyn. Für diese ist innerhalb desselben
                              									Zeitraumes die Arbeit von 2 Karrenläufern, 2 Mehlkühlern, 2 Erzmännern und 30
                              									Röstern, also von 36 Männern nöthig; außerdem an Brennmaterial mindestens 10 Klafter
                              										(cords) Holz; an Salz 10 Procent = 4000 Pfd. Bei
                              									Benutzung des Stetefeldt'schen Ofens werden jene 20
                              									Tonnen Erz mit 8 Mann (bei Anwendung von Holzkohlen als Brennmaterial mit nur 5
                              									Mann), ferner mit einem Aufwände von 2 Klaftern Holz und 2000 Pfund Salz abgeröstet.
                              									Ueberdieß sind, wie bereits erwähnt, die Kosten für Anlage eines Stetefeldt'schen Ofens geringer als diejenigen für
                              									Herstellung einer entsprechenden Anzahl von Flammenöfen; auch verursacht jener Ofen
                              									weniger Reparaturkosten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
