| Titel: | Theorie der Dampfmaschine unter Zugrundelegung der Pambour'schen Annahme betreffs des expandirenden Dampfes und der Wiebe'schen Coefficienten für die Navier'sche Formel; von H. Haedicke, Marine-Ingenieur in Kiel. | 
| Autor: | H. Haedicke , Haedicke | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. CII., S. 377 | 
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                        CII.
                        Theorie der Dampfmaschine unter Zugrundelegung
                           								der Pambour'schen Annahme
                           								betreffs des expandirenden Dampfes und der Wiebe'schen Coefficienten für die Navier'sche Formel; von H. Haedicke, Marine-Ingenieur
                           								in Kiel.
                        Mit Abbildungen.
                        Haedicke, Theorie der Dampfmaschine.
                        
                     
                        
                           A. Arbeit
                                 										des Dampfes pro Flächeneinheit und Hub.
                           
                              1. Das allgemeine Spannungsdiagramm.
                              Denkt man sich den Druck des Dampfes pro
                                 										Flächeneinheit hinter dem Kolben als Ordinate, den Weg des Kolbens als Abscisse
                                 										aufgetragen, so erhält man eine Curve, welche wir mit dem Namen Spannungscurve
                                 										bezeichnen wollen. Diese Spannungscurve schließt mit der Abscisse und den beiden
                                 										Endordinaten eine Fläche ab, welche den Namen Spannungsdiagramm erhalten
                                 										möge.
                              Ein solches Spannungsdiagramm zeigt alsdann in dem Verlauf seiner Curve genau die
                                 										Abnahme des Dampfdruckes während des Fortschiebens des Kolbens an und würde auch
                                 										in seiner letzten Ordinate den Druck bezeichnen, welchen der Dampf am Ende
                                 										seines Hubes auf den Kolben ausübt.
                              Es gilt nun folgender Satz:
                              
                                 „Der Inhalt des Spannungsdiagrammes ausgedrückt in der Producteinheit
                                    											für Druck und Weg gibt in der erhaltenen Zahl die Arbeit des Dampfes auf der
                                    											einen Seite des Kolbens pro Flächeneinheit und
                                    											Hub.“
                                 
                              Es läßt sich dieser Satz leicht beweisen wie folgt:
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 196, S. 377
                                 Der Inhalt der Fläche wird erhalten durch Summirung der Elementarstreifen,
                                    											welche von je 2 sehr nahe aneinander liegenden Ordinaten begrenzt
                                    											werden.
                                 
                              Bezeichnet d H die Entfernung je zwei solcher Ordinaten, welche
                                 										die Größe p¹ haben mögen, dann ist p¹ . d H der
                                 										Inhalt des Elementarstreifens, also ( (p¹ .
                                 											d H) der Inhalt der ganzen Fläche. p¹ . d H
                                 										bezeichnet aber auch die Arbeit des Dampfes für den Weg d
                                    											H pro Flächeneinheit, also ist ( (p¹
                                 										. d H) auch die Gesammtarbeit des Dampfes pro Flächeneinheit und Hub.
                              
                           
                              2. Das theoretische Spannungsdiagramm.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 196, S. 378
                                 
                              Es werde nach einem Wege h, während dessen der Dampf
                                 										mit dem Kessel in Verbindung stehe, also eine constante Spannung behalten möge,
                                 										diese Verbindung abgeschnitten, und die Arbeit nur der Expansion überlassen.
                                 										Alsdann wird die Spannung abnehmen und nach dem jedesmaligen Volumen vermittelst
                                 										der Navier'schen Näherungsformel für gesättigten
                                 										Wasserdampf, unter der Pambour'schen Annahme daß der
                                 										expandirende Dampf als gesättigter anzusehen sey, zu berechnen seyn.
                              Bezeichnet ( das specifische Volumen des Dampfes, d.h. das Verhältniß des
                                 										Volumens einer bestimmten Gewichtsmenge Dampf zu dem eines gleichen Gewichtes
                                 										Wasser, und p den (absoluten) Druck des Dampfes in
                                 										Atmosphären, dann ist nach Navier:
                              μ = m/(n + p)
                              wo m und n mit genügender Genauigkeit nach Wiebe die Größe haben: m
                                 										= 2000 und n = 0,25. Sind nun V und V¹ die verschiedenen nach
                                 										einander eingenommenen Volumina ein und derselben Gewichtsmenge Dampf, so
                                 										ist
                              μ/μ¹ = V/V¹
                              wenn (¹ das zu V¹ gehörende specifische Volumen ist, welches unter dem Druck p¹ stehen möge. Dann ist:
                              μ/μ¹ = V/V¹ = (n + p¹)/(n + p) 
                              p¹ = V/V¹ (n + p) – n
                                 									
                              Nach dieser Formel würde unter den gestellten Voraussetzungen der Druck p¹ zu berechnen seyn, welcher stattfinden
                                 										wird wenn das Volumen 
                                 										V mit dem anfänglichen Dampfdruck p in das Volumen V¹ übergegangen ist. Die hiernach berechneten auf einander
                                 										folgenden Ordinaten für die in dem Cylinder bei den verschiedenen
                                 										Kolbenstellungen befindliche Dampfspannung ergeben dann die Spannungscurve resp.
                                 										das Spannungsdiagramm.
                              Berücksichtigt man nunmehr noch den schädlichen Raum, d.h. das Volumen V₂, welches man zu dem von dem Kolben
                                 										beschriebenen Volumen hinzuaddiren muß, um den ganzen Raum des expandirenden
                                 										Dampfes zu erhalten, also den Spielraum des Kolbens bei seiner äußersten
                                 										Stellung und den von den Dampfcanälen eingeschlossenen Raum, so bestimmt sich
                                 										ein Druck p¹ für das Volumen V¹ (letzteres vom Kolben beschrieben) durch
                                 										die Gleichung:
                              p¹ = (V + V₂)/(V¹ + V₂) (n + p) – n
                                 									
                              wo dann V das vom Kolben
                                 										beschriebene Volumen für den Moment der Dampfabsperrung bezeichnet. Diejenige
                                 										Spannungscurve, welche ohne Berücksichtigung des schädlichen Raumes construirt
                                 										worden ist, endet mit der Ordinate:
                              p₁₁ = h/H (n + p) – n
                                 									
                              da wir für V und V¹ die Producte der Größen h und H
                                 										(Füllungs- und ganzer Hub) mit der Kolbenfläche (F) setzen können.
                              Die Curve hingegen, welche man unter Berücksichtung der Expansionswirkung des
                                 										schädlichen Raumes construirt, endet mit der Ordinate:
                              p₁₁ = (h + η)/(H + η) (n + p) – n
                                 									
                              wenn η die Größe ist,
                                 										mit welcher die Fläche F multiplicirt werden muß, um
                                 										das schädliche Volumen (V₂) zu ergeben.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 196, S. 379
                                 
                              Die letzte Ordinate wird etwas größer seyn als die erstere, und es wird daher die
                                 										unter Berücksichtigung des schädlichen Raumes construirte Curve eine größere
                                 										Fläche abschließen als die Spannungscurve, welche unter Vernachlässigung des
                                 										schädlichen Raumes construirt worden ist. Spannt man nunmehr vom Anfangspunkt
                                 										der Curven aus bis zu dem Endpunkt der kleineren Ordinate (p₁) eine Parabel, so ergibt eine
                                 										vergleichende Berechnung, daß der Inhalt der von dieser Parabel abgeschlossenen
                                 										Fläche sehr nahe gleich ist der von der genauen Spannungscurve abgegrenzten,
                                 										wenn man den schädlichen Raum zu der in der Praxis häufig vorkommenden Größe von
                                 										1/16 – 1/18 annimmt. Wir sind daher berechtigt, bei Berechnung der Fläche
                                 										des Spannungsdiagrammes diejenige Parabel zu Grunde zu legen, welche ihren
                                 										Scheitelpunkt im Anfangspunkt der Expansionscurve hat, und durch den Endpunkt
                                 										der kleinen Ordinate (p₁) geht. Der Fehler,
                                 										welcher hierdurch entsteht, ist, wie man sich durch eine vergleichende
                                 										Berechnung oder durch Construction der Curven überzeugen kann, so gering, daß er
                                 										gegenüber den anderen in den Annahmen enthaltenen Ungenauigkeiten und besonders
                                 										gegenüber der enormen Vereinfachung welche dadurch, also bei genügend gleicher
                                 										Genauigkeit in den Formeln erzielt wird, vollständig übersehen werden kann. Es
                                 										wird Niemand eine Formel für eine Dampfmaschine aus dem Grunde benutzen, um
                                 										absolut genau bis auf Zehntel-Pferdestärken die Arbeit des Dampfes zu
                                 										berechnen. Wenn aber der Bau einer Formel beliebige Operationen mit den
                                 										wichtigsten Größen gestattet, so ist eben dadurch die Möglichkeit gegeben, in
                                 										bequemer und, wie wir sehen werden, leicht übersichtlicher Weise die Einflüsse
                                 										mathematisch darzustellen und zu berechnen, welche eine Variation der wichtigen
                                 										Größen, Füllungsgrad und anfängliche Spannung, zur Folge hat. Diese Größen
                                 										standen bisher zum Theil unter dem nicht gerade sehr zugänglichen Zeichen des
                                 											log nat, wodurch das beliebige Umwandeln der
                                 										Formeln verhindert oder doch sehr erschwert wurde.
                              Die Einführung der Parabel mit ihrer schönen Eigenschaft, für die von derselben
                                 										abgeschlossene Fläche einen einfachen Ausdruck zu geben, überwindet diese
                                 										Schwierigkeit, und wird uns nunmehr einen bequemeren Einblick in die
                                 										Expansionsarbeit gestatten.Der schädliche Raum liegt meist zwischen 1/20 – 1/15, er beträgt
                                       												beispielsweise für die großen Penn'schen
                                       												Dampfcylinder 1/16. Berechnet man nun unter den ungünstigen
                                       												Verhältnissen: 2/10 Füllung und 4 Atm. anfänglicher Druck, 10
                                       												verschiedene Ordinaten, so erhält man:  I.(V₂ = 1/20) 4; 4; 2,78;
                                             														2,11; 1,683; 1,382; 1,165; 0,999; 0,870; 0,762. II.(Parabel) 4; 4; 2,792; 2,29; 1,891; 1,594; 1,311; 1,052; 0,82;
                                             														0,6.III.(V₂ = 1/15) 4; 4; 2,83;
                                             														2,175; 1,745; 1,446; 1,222; 1,055; 0,92; 0,81.Schon die hiernach aufgetragenen Curven zeigen, daß die Parabel gerade so
                                       												viel zugibt, wie sie stellenweise abschneidet. Die berechnete Fläche
                                       												liegt für die Parabel in der Mitte von den beiden anderen, genügt also
                                       												den strengsten Anforderungen, die man billiger Weise stellen kann. Die
                                       												Differenz geht nach Hundertsteln Atmosphären.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 196, S. 380
                                 
                              
                              Die Fläche des Spannungsdiagrammes setzt sich aus den beiden Größen f₁ und f₁₁ zusammen, von denen f₁ die Arbeit des Dampfes bei gleicher Spannung pro Flächeneinheit, und f₁₁ die der Expansion darstellt. Es ist mithin
                                 										zunächst:
                              f₁ = h . p.
                              Ferner wird f₁₁ unter Berücksichtigung
                                 										der Eigenschaft der Parabel:
                              f₁₁ = (H – h) p₁ + 1/3 (H
                                 										– h) (p –
                                 											p₁)
                              f₁₁ = (H – h)/3 (p + 2
                                 											p₁), wo
                              p₁ = h/H (n + p) – n
                                 									
                              Bezeichnen wir nun das Verhältniß
                              h/H
                                 										(Füllungsgrad) = ε
                              dann ist
                              (H – h)/3 = H/3 (1 –
                                 											ε), und
                              f₁ = H/h (1 – ε) (p + 2 ε [n + p] – n)
                              Setzen wir nun n = 0,25, wo p in Atm. angegeben seyn muß, dann wird:
                              f₁ = H/6 (1 – ε) (ε [4 p + 1] + 2 p – 1)
                              Mithin wird das Verhältniß der Arbeit der Expansion zu der der Füllung:
                              f₁₁/f₁ = E = H/6ph (1 – ε) (ε [4
                                 											p + 1] 2 p –
                                 										1)
                              oder
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 196, S. 381
                                 
                              Mit dieser Gleichung ist man im Stande sofort das Verhältniß zu bestimmen,
                                 										welches zwischen der Expansionsarbeit und der der Füllung besteht. Ist dieses
                                 										Verhältniß, zu berechnen also aus dem anfänglichen Druck und dem Füllungsgrad,
                                 										bekannt, dann ist die Gesammtarbeit pro Hub und
                                 										Flächeneinheit:
                              f = f₁ + f₁₁ = f₁ + f₁
                                 											E = f₁ (1 +
                                 											E)
                              f = p
                                 										. E . ε (1 + E).
                              Denkt man sich nun einen mittleren Druck p₀,
                                 										welcher mit dem Hub H multiplicirt die Arbeit pro Flächeneinheit und Hub gibt, dann ist
                              p₀ . H = p . H . ε (1 + E)
                              II)   p₀ =
                                 											p ε (1 + E).
                              Ist also der anfängliche Druck und der Füllungsgrad gegeben, so läßt sich mit
                                 										Hülfe der Formeln I und II leicht der mittlere Druck berechnen. Ist andererseits
                                 										dieser angegeben oder aus den Dimensionen der Maschine und den zu leistenden
                                 										Pferdestärken berechnet, so ist es ebenfalls mit Hülfe der angegebenen Formeln
                                 										sehr leicht, bei angenommenem anfänglichen Druck den Füllungsgrad oder bei
                                 										angenommenem Füllungsgrad jenen zu bestimmen.
                              Es sey z.B. gegeben:
                              anfängliche Spannung (p) = 3
                                 										Atm.
                              Füllungsgrad (ε) = 0,4.
                              Dann berechnet sich aus Formel I:
                              E = 0,85, und hieraus mit Formel II:
                              P₀ = 2,22 Atm.,
                              d.h. wir erhalten dieselbe Arbeit, wenn wir, anstatt 4/10
                                 										des Hubes mit 3 Atm., von da ab durch Expansion den Kolben zu treiben, auf
                                 										denselben während des ganzen Hubes den Druck von 2,22 Atm. wirken lassen. Oder:
                                 										Es habe sich aus den Dimensionen und den gewünschten Umdrehungszahlen ergeben,
                                 										daß der mittlere Druck auf den Kolben die Größe von 1,602 Atm. haben müsse; wie
                                 										viel Füllung muß gegeben werden, damit bei dem Druck des vorhandenen Kessels von
                                 										2,5 Atm. jener mittlere Druck erreicht werde?
                              Aus den Gleichungen:
                              p₀ = p ε (1 + E)
                                 										und
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 196, S. 382
                                 
                              ergibt sich für
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 196, S. 382
                                 
                              Setzen wir hier die oben gegebenen Werthe für p (=
                                 										2,5) und p₀ (= 1,602) ein, so erhalten wir:
                              ε = 0,3
                              d.h. es muß der Dampf 3/10 des Hubes mit dem constanten
                                 										Druck = 2,5 Atm.
                                 										wirken, wenn sein mittlerer Druck unter Berücksichtigung der Expansion = 1,602
                                 										Atm. seyn soll.
                              Oder endlich:
                              Welcher anfängliche Dampfdruck muß gegeben werden, um bei einer Füllung von 0,4
                                 										den mittleren Druck von 1,453 Atm. zu erhalten?
                              Berechnet man wieder aus den beiden Gleichungen
                              p₀ = p ε (1 + E)
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 196, S. 383
                                 
                              die Größe p, so erhält man
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 196, S. 383
                                 
                              Setzt man hier obige Werthe ein, so erhält man
                              p = 2
                              Diese Beispiele haben zugleich folgende Formeln ergeben:
                              1) Gegeben p und p₀:
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 196, S. 383
                                 
                              2) Gegeben ε und p: . . . . . . . . . 2)
                              p₀ = p – 1/6 (1 – ε)² (4 p + 1)
                              3) Gegeben ε und p₀: . . . . . . . . . 3)
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 196, S. 383
                                 
                              wobei die Formel unter 2 direct durch Umwandlung der ad 3 gegebenen folgt.
                              Zur leichteren Uebersicht diene die S. 384 folgende Tabelle. Sie gibt für angenommene Werthe von p (anfänglicher Druck) und ε
                                 										(Füllungsgrad) direct den mittleren Druck p₀
                                 										an. So ist z.B. für p = 2,5, ε = 0,2, der mittlere Druck = 1,33 Atm.
                              Die Tabelle zeigt ferner, wie man für denselben zu erzielenden mittleren Druck
                                 										die Größen p und ε zu wählen hat. So erhält man beispielsweise den oben
                                 										berechneten mittleren Druck auch durch Anwendung (annähernd) des anfänglichen
                                 										Druckes p = 1,5 bei der Füllung ε = 0,6.
                              
                              Tabelle.
                              Mittlerer Druck im Cylinder bei der
                                    											anfänglichen absoluten Spannung p und dem
                                    											Füllungsgrad ε in Atm.
                              
                                 
                                    Auf. Span.p
                                    Werthe für den Füllungsgrad ε
                                    
                                 
                                    in Atm.
                                    0,1
                                    0,2
                                    0,3
                                    0,4
                                    0,5
                                    0,6
                                    0,7
                                    0,8
                                    0,9
                                    
                                 
                                    0,5  
                                    0,095
                                    0,18
                                    0,255
                                    0,32
                                    0,375
                                    0,42
                                    0,455
                                    0,48
                                    0,495
                                    
                                 
                                    0,75
                                    0,21
                                    0,32
                                    0,42
                                    0,51
                                    0,58
                                    0,64
                                    0,69
                                    0,72
                                    0,74
                                    
                                 
                                    1
                                    0,325
                                    0,47
                                    0,59
                                    0,70
                                    0,79
                                    0,87
                                    0,92
                                    0,97
                                    0,99
                                    
                                 
                                    1,5  
                                    0,455
                                    0,75
                                    0,93
                                    1,08
                                    1,21
                                    1,31
                                    1,395
                                    1,45
                                    1,49
                                    
                                 
                                    2
                                    0,785
                                    1,04
                                    1,27
                                    1,45
                                    1,625
                                    1,76
                                    1,87
                                    1,94
                                    1,985
                                    
                                 
                                    2,5  
                                    1,015
                                    1,33
                                    1,60
                                    1,77
                                    2,04
                                    2,21
                                    2,33
                                    2,43
                                    2,48
                                    
                                 
                                    3
                                    1,245
                                    1,61
                                    1,935
                                    2,22
                                    2,45
                                    2,65
                                    2,805
                                    2,91
                                    2,98
                                    
                                 
                                    3,5  
                                    1,47
                                    1,90
                                    2,27
                                    2,60
                                    2,88
                                    3,10
                                    3,28
                                    3,40
                                    3,47
                                    
                                 
                                    4
                                    1,705
                                    2,19
                                    2,61
                                    2,98
                                    3,39
                                    3,545
                                    3,74
                                    3,89
                                    3,97
                                    
                                 
                              Aus dem bisher eingeschlagenen Wege geht hervor, daß für p immer der absolute Dampfdruck (ohne Berücksichtigung des
                                 										Gegendruckes) einzuführen ist.
                              Welchen Einfluß nun die Wahl der eben berechneten Werthe für p und ε (bei
                                 										Annahme desselben mittleren Druckes, also derselben Leistung der Maschine) auf
                                 										die Arbeit des Dampfes resp. den Kohlenverbrauch hat, wollen wir später
                                 										betrachten.
                              
                           
                        
                           B. Arbeit
                                 										des Kolbens in Pferdestärken.
                           Um nun die wirklich geleistete Arbeit des Kolbens – unter Einwirkung der
                              									Dampfspannungen, also ohne Berücksichtigung von Reibungswiderständen – zu
                              									erhalten, haben wir zunächst von dem (mittleren) Druck des Dampfes auf der einen
                              									Seite des Kolbens den mittleren Gegendruck (auf der anderen Seite) abzuziehen. Wir
                              									erhalten dann den treibenden Ueberdruck. Bezeichnen wir diesen Gegendruck mit a, so wird der treibende Ueberdruck ausgedrückt seyn
                              									durch p₀ – a,
                              									wo beide Grüßen nach dem Bisherigen in Atmosphären anzugeben sind.
                           Bezeichnen nun p₀' und
                              										a dieselben Pressungen, angegeben in
                              									Gewichtseinheiten pro Flächeneinheit,
                           D den Durchmesser des Dampfkolbens,
                           H den Hub desselben,
                           N die Umdrehungen pro
                              									Minute,
                           so ist die Arbeit pro Secunde:
                           (p₀' – a') πD²/4 . H 2N/60
                           Dieser Ausdruck enthält zunächst die Größen: D² .
                              										H . N . (p₀' – a'), und außerdem die constanten Zahlen:
                              										2„π“/(60 . 4) Führt man H in Fußen preußisch, D in Zollen, p₀ und a' in Pfunden ein, so ist derselbe
                              									noch mit 480 zu dividiren, um Pferdestärken P zu geben.
                              									Für englische Maaße würde der Divisor 550, für französische Maaße (D u. H in Met.) 75
                              									betragen.
                           Ebenso hat man noch entsprechende Factoren einzuführen, wenn die Formel D und H in gleichen
                              									Einheiten, p₀ und a'
                              									in Atmosphären ausgedrückt enthalten soll. Alle diese von dem Maaßsystem abhängigen
                              									Größen werden je eine Constante ergeben, mit welcher das Product D² . H . N (p₀ – a) multiplicirt werden muß, um die erhaltenen P zu liefern. Diese Constanten berechnen sich nun
                              									für:
                           preuß. Maaß (D u. H in Fußen, p₀ u. a in Atm.): = 0,11
                           engl. Maaß (D u. H in Fußen, p₀ u. a in Atm.): = 0,0997
                           franz. Maaß (D u. H in Meter, p₀ u. a in Atm.): = 3,61
                           Bezeichnen wir dieselbe mit C, so berechnen sich die
                              									geleisteten Pferdestärken unter Annahme der eingeführten Bezeichnungen durch:
                           III)   P = C . D² . H . N (p₀ – a)
                           Man ist hiernach zunächst im Stande, durch sehr einfache elementare Rechnung die von
                              									einer gegebenen Maschine geleisteten Pferdestärken zu berechnen, wenn außer den
                              									Dimensionen und Umdrehungen derselben der anfängliche Dampfdruck und die Füllung
                              									nebst dem Gegendruck gegeben ist.
                           Für diesen Gegendruck dürfen vielleicht im Mittel folgende Annahmen zu empfehlen
                              									seyn, wenn nicht irgend welche besonderen Verhältnisse denselben anderweitig
                              									beeinflussen:
                           für Maschinen mit Condensation,
                           a = 0,1 Atm.
                           für Maschinen ohne Condensation,
                           a = 1,07 Atm. (a' = 15 Pfd. pro Quadratzoll).
                           Zum Beweise der Uebereinstimmung zwischen den nach dieser Methode berechneten Werthen
                              									und denjenigen welche mit Hülfe der genauen (Pambour'schen) Formel:
                           p₀ = 1/H (p h + (h + η) (0,25 + p) log nat (H + η)/(h + η) – 0,25
                              										(H – h))
                           bestimmten herrscht, diene folgendes Beispiel:
                           Eine (ausgeführte) zweicylindrische Trunkmaschine habe folgende Dimensionen
                              									(englisches Maaß):
                           Kolbendurchmesser D = 64 Zoll,
                           Trunkdurchmesser d = 28 Zoll,
                           Hub H = 39 Zoll.
                           
                           Sie möge mit 1 Atmosphäre Ueberdruck 62 Umdrehungen bei 24 Zoll (30 Zoll = 1 Atm.)
                              									Vacuum und 0,64 Füllung machen.
                           Der schädliche Raum betrage 1/16 des Volumens (η =
                              										H/16
                           Es wird dann:
                           
                              
                                 H = 3,25
                                 p = 2
                                 
                                 
                              
                                 D² – d² = 23
                                 h = H . ε = 2,08
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 a = 0,2
                                 
                              
                                 N = 62
                                 η = H/16 =
                                    											0,1625
                                 
                                 
                              
                           p₀ = 1/H (p h + (h + η) (0,25 + p) log nat (H + η)/(h + η) – 0,25 (H
                              									– h))
                           p₀ = 1/3,25 (4,16 + 2,0875
                              									– 0,2925)
                           
                              
                                 p₀
                                 
                                 1,832
                                 
                              
                                 
                                    a
                                    
                                 =
                                 0,2
                                 
                              
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 p₀ – a
                                 =
                                 1,632
                                 
                              
                           woraus sich für die Pferdestärken ergibt:
                           P = 1508.
                           Die oben entwickelte Formel gibt:
                           p₀ = p – 1/6 (1 – ε)²
                              									(4 p + 1)
                           p₀ = 2 – 1/6
                              									(0,36)². 9
                           
                              
                                 p₀
                                 =
                                 1,856
                                 
                              
                                 
                                    a
                                    
                                 =
                                 0,2
                                 
                              
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 1,6056
                                 
                              
                           Also eine Differenz von 26/1000 Atmosphären.
                           Die hiermit berechneten Pferdestärken belaufen sich auf
                           P = 484.
                           Der bei dieser Berechnung zu Grunde gelegte schädliche Raum beträgt 1/16 des von dem
                              									Kolben beschriebenen Volumens. Derselbe ist, wie die ganze Aufgabe, der Praxis
                              									entnommen, indem das Volumen der Canäle sich zu 9750 Kubikzoll berechnete. Hierzu
                              									kommt noch der doppelte Spielraum des Kolbens von je 1/2 Zoll bei 2600 Quadratzoll
                              									Kolbenfläche, wodurch sich der schädliche Raum pro Hub
                              									auf 6175 Kubikzoll bestimmt. Dieß gibt ziemlich genau 1/16 des Volumens.
                           Uebrigens stimmt der nach der vorgelegten neuen Methode berechnete Werth für den
                              									mittleren Druck in diesem Falle merkwürdig genau mit demjenigen überein, welchen man
                              									unter Annahme von η = H/20 (die gewöhnliche) bestimmt.
                           
                           Es wird alsdann:
                           η = 0,1625
                           p₀ = 1/3,25 (4,16 + 2,0022
                              									– 0,2925)
                           
                              
                                 p₀
                                 =
                                 1,80603
                                 
                              
                                 
                                    a
                                    
                                 =
                                 0,2
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 p₀ – a
                                 =
                                 1,606
                                 
                              
                           Es dürfte hierdurch die für die Praxis genügende Uebereinstimmung bewiesen seyn;
                              									denn, wie schon oben berührt, es kann wohl kaum bei Benutzung derartiger Formeln,
                              									deren Grundlagen schon an und für sich so nachgiebiger und man darf wohl sagen,
                              									hypothetischer Natur sind, auf eine noch größere Genauigkeit ankommen.
                           Jedenfalls aber gibt diese Methode eine leicht und schnell zu berechnende, immer
                              									wieder zu findende Zahl für die theoretische Leistung einer Maschine, welche wohl
                              									besser als viele andere zu Vergleichen zwischen verschiedenen Maschinen unter
                              									verschiedenen Verhältnissen sich eignen dürfte.
                           Es wäre nun äußerst wünschenswerth zu wissen, in welchem Verhältniß diese so
                              									berechneten Pferdestärken zu den wirklich von der Maschinenwelle geleisteten stehen.
                              									Würde man dieses kennen, würde man z.B. eine Tabelle besitzen, welche für
                              									verschiedene Arten der Maschinen einen Coefficienten ergibt, mit welchem die nach
                              									der angegebenen Methode berechneten Pferdestärken multiplicirt werden müssen, um die
                              									effectiv von der Welle geleisteten zu erhalten, so würde ein wichtiger Schritt in
                              									der Vorausbestimmung der Leistungen oder Dimensionen der Maschine gethan seyn.
                           Es kann dieß nur durch eine möglichst häufige Zusammenstellung theoretisch und
                              									praktisch erhaltener Werthe geschehen.Es richtet daher der Verfasser an alle diejenigen welche im Stande sind und
                                    											Gelegenheit haben, die von einer Maschinenwelle
                                       												geleistete Arbeit z.B. mittelst des Bremsdynamometers zu bestimmen, die Bitte, die erhaltenen Werthe mit den notwendigsten Daten (Dimensionen,
                                    											Umdrehungen, Druck im Schieberkasten, Füllungsgrad) und wo möglich einigen
                                    											Angaben über die Art der Maschine ihm (direct oder durch Vermittlung der
                                    											Redaction dieses Journals) zuzusenden. Vielleicht gelingt es auf diese
                                    											Weise, eine durchgehend anzuwendende, brauchbare Methode zur praktischen und
                                    											schnellen Bestimmung der Leistungen und Dimensionen der Dampfmaschinen zu
                                    											erhalten.Haedicke.
                              								
                           Wir werden später sehen, wie sich diese Theorie noch weiter anwenden läßt.