| Titel: | Festigkeitsprobirapparate von Desgoffe und Ollivier in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. CIX., S. 406 | 
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                        CIX.
                        Festigkeitsprobirapparate von Desgoffe und Ollivier in Paris.
                        Nach dem Engineer, Januar 1870, S. 22 und Engineering, März 1870,
                              									S. 153.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VII.
                        Desgoffe's Festigkeits-Probirmaschinen.
                        
                     
                        
                           Zur Bestimmung der Widerstandsfähigkeit fester Körper gegen Längenausdehnung,
                              									Zusammendrückung oder Biegung sind nachstehend beschriebene, sehr zweckmäßig construirte und
                              									bereits vielfach erprobte Apparate dem Ingenieur Desgoffe in Paris patentirt worden.
                           Diese Festigkeitsmaschinen zeichnen sich durch die Art und Weise der Hervorbringung
                              									des nothwendigen Zuges oder Druckes, sowie der Messung der hervorgerufenen
                              									Kraftäußerung aus. Letztere wird durch ein neues – übrigens schon bekannt
                              									gewordenes – System für hydraulische Pressen, die sogenannten sterhydraulischen MaschinenPolytechn. Journal Bd. CLXXV S. 8 u.
                                    											418; Dr. Grothe's Jahresbericht IV u. V S.
                                    											600. ausgeübt. Während nämlich bei den bisher angewendeten Pressen ein
                              									Wasservolumen in den Cylinderraum gepumpt wird, wodurch der Preßkolben wegen der
                              									Unzusammendrückbarkeit des Wassers in dem Maaße auswärts geht, als dieses selbst aus
                              									dem Pumpenraum vom Druckkolben verdrängt wird, ist bei der neueren Construction der
                              									vermittelnde Wasserkörper dadurch umgangen, daß man den kleinen Kolben, welcher auch
                              									durch eine starke Darmsaite ersetzt ist, unmittelbar in den Arbeitscylinder oder in
                              									eine Erweiterung desselben drückt resp. zieht. Dadurch ist nun ein Verdrängen der
                              									inneren Flüssigkeit im Maaße des eingeführten Kolben- oder Saitenvolumens und
                              									daher ein Auswärtsgehen des Preßkolbens direct bewirkt, ohne daß eine Pumpe mit
                              									ihren Ventilröhren etc. und dem Wasserreservoir nöthig wäre.
                           Was die Messung der Kraftäußerung anbelangt, so wird diese durch ein geeignetes, in
                              									gehärteten Messerschneiden ruhendes Hebelsystem auf eine – einen Kolben
                              									bildende – Stahlplatte übertragen. Letztere paßt in einen gußeisernen
                              									Cylinder, pflanzt jedoch auf das in letzterem enthaltene Quecksilber den Druck durch
                              									Vermittelung einer Kautschukmembran fort, welche das Quecksilber von dem Kolben
                              									trennt. Ein mit dem Cylinderraum in Verbindung gebrachtes Manometer zeigt auf einer
                              									empirisch getheilten Scala die auf den Manometerkolben resp. auf den zu
                              									untersuchenden Körper ausgeübte Kraftäußerung an.
                           Die nähere Einrichtung dieser Apparate wird aus deren Beschreibung mit Hülfe der Fig. 8 bis 19
                              									ersichtlich.
                           
                        
                           A. Apparate
                                 										zur Bestimmung der absoluten Festigkeit (Fig. 8 bis 13).
                           Die Figuren 8
                              									und 9 stellen
                              									im Längsschnitt und Grundriß einen Apparat zur Bestimmung der absoluten Festigkeit von Bolzen dar.
                           Der Bolzen B, beiderseits mit Muttern versehen, ist
                              									derart in den Futtern m und n eingespannt, daß die Kraftausübung in gleicher Weise erfolgt, wie dieß
                              									bei der späteren Beanspruchung des Bolzens der Fall ist.
                           
                           Der Zug wird durch die Bewegung der Schraubenspindel S
                              									hervorgebracht, indem das Handrad D eine Drehung erhält.
                              									Statt diesem Handrad D kann aber auch eine
                              									Zahnradübersetzung mit gewöhnlicher Kurbel angeordnet werden, um die Schraube zu
                              									bewegen.
                           Zur Erzeugung eines stärkeren Zuges wird eine hydraulische Presse angewendet, deren
                              									nähere Einrichtung später besprochen wird und welche durch das Rohr r mit dem Preßcylinder N
                              									communicirt.
                           Die auf den Bolzen ausgeübte Kraftäußerung überträgt der in Messerschneiden ruhende
                              									Hebel H auf die Platte P,
                              									welche den Druck auf eine am Rande dicht eingeklemmte Kautschukmembran, auf das den
                              									Cylinderraum ausfüllende Quecksilber, endlich auf das Manometer M überträgt, an welchem der Druck in Meter
                              									Quecksilbersäule oder in Kilogrammen abgelesen wird.
                           Zur Bestimmung der Festigkeit von Kettengliedern ist ein
                              									Apparat in Figur
                                 										10 und 11 abgebildet; eine ganz ähnlich construirte Festigkeitsmaschine zeigen
                              										Fig. 12
                              									und 13, bei
                              									welcher die sterhydraulische Presse M (Fig. 10 und 11) der
                              									Raumersparniß wegen nicht gezeichnet wurde.
                           Der zu prüfende Stab oder die zu untersuchenden Kettenglieder werden zwischen die
                              									Halter m und n eingespannt.
                              									Der Halter m ist an dem Ende des Hebels H angebracht; n dagegen an
                              									dem Preßkolben R. Dieser ist mittelst Lederstulpen
                              									gehörig gedichtet und der Preßcylinder N mit dem
                              									sterhydraulischen Apparat M und mit einer kleinen
                              									Druckpumpe J (Fig. 10 und 11) in
                              									Verbindung. Mit dieser Pumpe wird der anfängliche Zug gegeben, um die einzelnen
                              									Theile schneller in die gehörige Stellung zu bringen.
                           Die Pumpe J, wie sie Desgoffe
                              									construirt, besitzt keine Saugventile; der Plunger ist mit einem Ansatz von
                              									kleinerem Durchmesser versehen, welcher durch eine Stopfbüchse am unteren Ende des
                              									Pumpenstiefels durchgeht und durchlöchert ist, um den Eintritt des Wassers in den
                              									Stiefel zu gestatten. Bei dem Auf- und Niedergehen des Plungers werden die
                              									Oeffnungen abwechselnd durch die Stopfbüchse bedeckt oder frei, und hierbei wird die
                              									gleiche Wirkung wie mit den Saugventilen bei den gewöhnlichen Constructionen
                              									erzielt.
                           Der den eigentlichen Zug hervorbringende sterhydraulische Apparat besteht aus einem
                              									mit Wasser gefüllten Cylinder M, in welchen ein Kolben
                              									mittelst Bewegung einer Schraube durch eine Schwungkurbel oder mittelst eines
                              									Vorgeleges L und Kurbel eingepreßt und demzufolge das
                              									Wasser in den erwähnten Preßcylinder N getrieben und der
                              									Druck auf den Preßkolben R gleichförmig verstärkt
                              									wird.
                           
                           Die Kraftäußerung wird in der schon oben beschriebenen Weise gemessen. Der
                              									Winkelhebel H wirkt entweder direct auf die Druckplatte
                              										P (Fig. 10) oder zunächst
                              									auf den Hebel H', welcher wie der erstere in
                              									Messerschneiden ruht und dessen längerer Arm auf den Druckkolben P wirksam ist (Fig. 11).
                           Das an dem Preßkolben R angebrachte Gegengewicht hat den
                              									Zweck, jenen nach Vollendung der Probe und Nachlassen des Druckes in die
                              									ursprüngliche Lage zurückzuführen.
                           
                        
                           B. Apparat
                                 										für Biegungsversuche (Fig. 14 und 15).
                           Der Haupttheil dieses Apparates, der mit einfachem Vorgelege versehene Preßkörper R und Preßcylinder N, sowie
                              									das die Kraftausübung messende Quecksilbermanometer M
                              									bedürfen nach dem oben Gesagten keiner weiteren Erklärung.
                           Hervorzuheben ist jedoch das Flectometer
                              									F, eine Vorrichtung um die stattfindende Durchbiegung
                              									des Probestabes ablesen zu können. Dasselbe besteht aus zwei zu beiden Seiten der
                              									Maschine angebrachten und unter sich durch Zugschrauben verbundenen gußeisernen
                              									Böcken m', von welchen der eine am oberen Ende einen
                              									Gradbogen mit Zeiger trägt.
                           Das Verfahren bei einem anzustellenden Biegungsversuche besteht darin, daß der
                              									Probestab zwischen die Schärfen der Keile a und c angelegt wird, welche sich in derselben Verticalebene
                              									befinden, worauf man den Stab durch die Messer b, f und
                              										d feststellt. Die Stellung der Schneide b erfolgt durch eingeschobene Keile, jene der Schneiden
                              										f und d durch Schrauben,
                              									und zwar in der Art, daß die durch den Keil g des
                              									Flectometers gehende Achse mit jener des Preßkörpers R
                              									zusammenfällt.
                           Wenn beim Beginne des Versuches durch den auf die Schneiden b und c wirkenden Druck auf dem Probestab
                              									Einkerbungen hervorgebracht werden sollten, welche natürlich nicht auf der Scala
                              									angezeigt werden dürfen, so verstellt sich das ganze System des Flectometers,
                              									welches auf den Kernen der Stellschrauben n ruht, um
                              									einen Bogen welcher dem durch die Eindrücke bei den Messern f und d erzeugten Spielraum entspricht.
                              									Dagegen kann eine solche Verstellung des Flectometers nicht mehr stattfinden, wenn
                              									die wirkliche Durchbiegung eintritt; diese wird vielmehr durch den Zeiger auf dem
                              									Gradbogen richtig angegeben und kann daselbst abgelesen werden.
                           Dieser in Figur
                                 										14 und 15 in 1/20 der natürlichen Größe abgebildete Apparat ist für Belastungen
                              									bis zu 20,000 Kilogrm. oder 200 Atmosphären Druck eingerichtet.
                           
                        
                           
                           C. Apparat
                                 										zur Bestimmung der rückwirkenden Festigkeit und der Härte fester Körper
                              										(Fig. 16
                              									bis 18).
                           Wie aus den Abbildungen dieses Durometers in Figur 16 bis 18 zu
                              									entnehmen ist, wird die durch eine Schraube S mit oder
                              									ohne Uebersetzung auf den eingespannten Körper ausgeübte Kraftäußerung vermittelst
                              									des in gehärteten Messerschneiden ruhenden Hebelsystemes m und H (welches in Figur 18 im größeren
                              									Maaßstab gezeichnet ist) auf den Druckmesser M
                              									übertragen.
                           Bei vergleichenden Versuchen z.B. über die Widerstandsfähigkeit von Holz, Bandagen,
                              									Eisenbahnschienen u. dgl. wird der zu untersuchende Körper zwischen dem Winkelhebel
                              										m und dem Stempel n
                              									gestellt und das Handrad so lange gedreht, bis die Spitze n (welche aus vorzüglichem Stahl angefertigt ist, um das Abstumpfen
                              									derselben während einer und derselben Versuchsreihe zu verhüten) den betreffenden
                              									Körper berührt.
                           Die Kenntniß des Druckes, bei welchem ein Eindruck beginnt und welcher am Manometer
                              									abgelesen wird, gibt einen Anhaltspunkt zur Beurtheilung der Verwendbarkeit
                              									verschiedener Materialien.
                           Je nach dem zu untersuchenden Körper und dem beabsichtigten Zweck muß die Form des
                              									Stempels n gewählt werden. Man nimmt für Stahl eine
                              									conische, für Eisen eine cylindrische, für Messing, Holz und Blei am geeignetsten
                              									eine prismatische Stempelform.Nach einem Aufsatz von Ingenieur Glaser im „Civilingenieur“ 1869 S. 505
                                    											und 1870 S. 1 bedient sich der Wagenfabrikant Colas in Courbevoie dieses Apparates mit sehr großem Erfolg, um
                                    											den Härte- resp. Trockenheitsgrad des Holzes festzustellen. Ein
                                    											solcher Versuch ist hinreichend, um den Werth des Holzes für die
                                    											beabsichtigte Verwendung sofort bestimmen zu können. – Referent
                                    											verweist an dieser Stelle auch auf die eingehende Beschreibung dieser von
                                    												Desgoffe in Paris und jener von Werder (Director der Waggonfabrik Klett u. Comp. in
                                    											Nürnberg) construirten Festigkeits-Probirmaschinen in Armengaud's Publication industrielle, vol. XVIII p. 41 u.s.f.
                              								
                           
                        
                           D. Maschine
                                 										zum Probiren der Flintenläufe und Kanonenrohre (Figur 19).
                           Diese Maschine, von welcher Ansicht und theilweiser Schnitt in Figur 19 dargestellt
                              									sind, wird gegenwärtig von dem französischen Gouvernement zur Prüfung der zu
                              									übernehmenden Flintenläufe, auch Kanonenrohre angewendet.
                           Das Probestück W wird mit Wasser gefüllt in das feste
                              									Gerüst B, B' eingespannt und ein dichter Abschluß unten
                              									durch einen Lederring bewerkstelligt.
                           
                           Der Preßkolben A des Preßcylinders N greift mit dem oberen dünneren Theil C in
                              									das zu prüfende Rohr hinein.
                           Die Pressung in dem Preßcylinder N, welche bis auf 1000
                              									Atmosphären gesteigert werden kann, wird durch die mit dem Cylinder in Verbindung
                              									stehende sterhydraulische Anordnung hervorgerufen. D
                              									bezeichnet ein starkes gußeisernes, mit Wasser gefülltes Gehäuse, in welchem eine
                              									kleine Trommel drehbar angeordnet ist. Durch Drehen derselben nach der einen
                              									Richtung wird die starke Darmsaite s aufgewickelt und
                              									hierdurch das Wasser gleichmäßig in den Preßraum N
                              									gedrängt.
                           Nach Ablauf der Probe muß vor dem Herausnehmen des Laufes W die Pressung durch Zurückdrehen der Schnur s
                              									nachgelassen werden, zu welchem Zweck die Kurbel der Trommel D' zur Aufwindung in Umdrehung gesetzt wird.
                           Die Größe des Druckes ist am Manometer bei D
                              									abzulesen.
                           
                              J. Z.
                              
                           
                        
                     
                  
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