| Titel: | Patentirter elektrischer Wasserstands-Anzeiger, ausgeführt in der k. k. Wasserleitung zu Pola, von Ferd. Hütner k. k. Maschinen-Ingenieur. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. CXXI., S. 436 | 
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                        CXXI.
                        Patentirter elektrischer
                           								Wasserstands-Anzeiger, ausgeführt in der k. k. Wasserleitung zu Pola, von
                           									Ferd. Hütner k. k.
                           								Maschinen-Ingenieur.
                        Aus der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
                                 										Architektenvereines, 1870 S. 45.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
                        Hütner's elektrischer Wasserstands-Anzeiger.
                        
                     
                        
                           Fast immer ist der Bedarf eines Wasserstand-Anzeigers da vorhanden, wo ein
                              									Pumpwerk Wasser in ein höher gelegenes Reservoir zu schaffen hat, von welchem es
                              									dann in Röhren an den Consumort abfließt. Das Reservoir ist in den meisten Fällen
                              									weit vom Pumpenhause entfernt und hoch über demselben gelegen und doch muß in
                              									letzterem der Stand des Wassers im Reservoir bekannt seyn, um das In- und
                              									Außergangsetzen der Maschine zur richtigen Zeit zu bewirken. Auch dürfte es gewiß
                              									sehr bequem und vortheilhaft seyn, in einem Arbeitsbureau das Mittel an der Hand zu
                              									haben, Wasserstände etwa Fuß für Fuß in mehreren verschieden gelegenen Reservoiren
                              									jeden Augenblick zu wissen und die etwa dort angestellten Wärter controlliren zu
                              									können. Sobald eine Flüssigkeit, deren Höhe bekannt seyn soll, sich tiefer befindet
                              									als der Beobachtungsort (wie in Schachten) kann natürlich keiner der Apparate, die
                              									sich auf Druck gründen, zu dem besprochenen Zwecke angewendet werden; übrigens hinkt
                              									die eine Sorte der Druckmesser an der nicht stets gleichbleibenden Elasticität und
                              									Fühlbarkeit der angewendeten Feder, die andere an den zu langen benöthigten
                              									Quecksilbersäulen und den daraus resultirenden Fehlern, sobald die hier vorkommenden
                              									constanten Drücke von einigen Atmosphären und die nachherigen variablen Drücke von
                              									etwa 1/2 Pfund zu 1/2 Pfund in Betracht gezogen werden.
                           Am häufigsten genügt es zu wissen, wann der höchste Wasserstand im Reservoir
                              									erreicht, oder der niederste Wasserstand eingetreten ist. Diese Anforderung wurde
                              									auch an vorliegenden Anzeiger gestellt (welcher in der k. k. Wasserleitung zu Pola
                              									aufgestellt ist und seit einem Jahre ohne die geringste Reparatur arbeitet), und
                              									zwar ist der höchste Stand im Reservoir entsprechend dessen Tiefe mit 8 Fuß,
                              									hingegen der niederste, welcher überhaupt nur eintreten darf, mit 4 Fuß normirt,
                              									außerdem sollen aber noch die Höhen 5, 6 und 7 Fuß ermittelt werden können. Das
                              									Wasserreservoir ist 1300 Fuß von dem Pumpenhause entfernt und befindet sich 106 Fuß
                              									über demselben.
                           Die Bestandtheile dieses elektrischen Wasserstand-Anzeigers, Fig. 24, sind
                              									folgende:
                           1) Eine elektrische Batterie (V) von Siemens und Halske, bestehend
                              									aus zwei Elementen.
                           2) Die Zeichengeber X und X°.
                           3) Ein sogenanntes Segment Y.
                           4) Der Schwimmapparat Z.
                           5) Die Leitungsdrähte r, r', 5°, 6°,
                              									7° und 4°, 8°.
                           Die Bestandtheile 1), 2), 3) sind im Pumpenhause aufgestellt (können auch in einem
                              									Control-Bureau seyn) und nehmen eine Fläche von zwei Quadratfuß ein. Der
                              									Schwimmapparat hängt vertical im Flüssigkeits-Reservoir. Die Leitungsdrähte
                              									verbinden die Theile 1), 2), 3) mit 4).
                           Das Princip ist kurz folgendes: Im Reservoir ist ein in eine heberförmige Röhre
                              									eingeschlossener Schwimmer E auf Quecksilber, auf das
                              									bei c die Wassersäule im Reservoir drückt.
                           Ist der Wasserstand 4, 5, 6, 7 oder 8 Fuß hoch, so ist der Kopf g des Schwimmers, welcher gegen E isolirt ist, mit dem Plättchen 4, 5, 6, 7 oder 8 im Contact. Der Abstand
                              									der Plättchen gibt sich empirisch, oder, wenn die Röhre calibrirt, durch Rechnung:
                              									Bezeichnet nämlich h die drückende Wassersäule, h' die drückende Quecksilbersäule, welche dem Wasser das
                              									Gleichgewicht hält; ferner s das specifische Gewicht des
                              									Wassers im Bassin, s' das specifische Gewicht des
                              									Quecksilbers, so ist h : h'
                              									= s' : s und h' = h . s/s' und für h = 1 Fuß
                           h' = s/s' = 0,076 Fuß = 0,912 Zoll.
                           Da aber in dem kürzeren Schenkel das Quecksilber fällt, so ist das relative Steigen des Schwimmers
                              									im längeren Schenkel per 1 Fuß der drückenden
                              									Wassersäule h'' = h'/2 =
                              									0,456 Zoll = 5,5 Linien, wenn man gleichzeitig die dadurch entstehende Correctur
                              									einführt, daß im kürzeren Schenkel die drückende Wassersäule um die Größe der
                              									Senkung des Quecksilbers wächst.
                           Die Plättchen sind unter sich isolirt und jedes ist für sich mit einem Drahte in
                              									Verbindung: 5 mit 5°, 6 mit 6°, 7 mit 7° und 4 wie 8 haben den
                              									gemeinschaftlichen Draht 4° 8°.
                           Der Draht 4° 8° geht zum Zeichengeber X°, welcher wieder durch r' mit dem
                              									negativen Pole der elektrischen Batterie in Verbindung steht.
                           Der Draht 5° geht zum Plättchen 5'', 6° zu
                              										6'', 7° zu 7''
                              									des Segmentes Y, welches durch r' mit dem Zeichengeber X und dem negativen
                              									Pole der Batterie in Verbindung steht.
                           Ferner geht ein Draht r von dem positiven Pole der
                              									Batterie zu dem Kopfe g des Schwimmers.
                           Der elektrische Strom nun kommt immer von der Batterie durch r bis g und geht jetzt in dasjenige Plättchen,
                              									mit welchem g je nach dem Wasserstande in Berührung
                              									ist.
                           Wäre er am höchsten oder niedersten, so setzt der Strom durch den Draht 4°
                              									8° seinen Weg fort, geht durch X° zur
                              									Batterie und der Zeichengeber läutet so stark, daß der Ton im ganzen Maschinenhause
                              									gut vernommen wird. Durch Contactherstellung mit einem Stift umgeht der Strom den
                              									Zeichengeber und hört auf zu läuten.
                           Wäre der Wasserstand aber etwa 6 Fuß hoch im Reservoir, so ginge der elektrische
                              									Strom durch das Plättchen 6 in den Draht 6° und käme zu 6'' des Segmentes, wo er stockt. Dreht man aber den Hebel
                              										m auf 6'', so kann der
                              									Strom weiter durch X und den negativen Pol der Batterie.
                              									In demselben Augenblicke wird auch die Nadel x aus dem
                              									magnetischen Meridiane abgelenkt, was das Zeichen ist.
                           Man sieht also aus dieser Beschreibung, daß der höchste und niederste Wasserstand
                              									lärmend selbstthätig kundgegeben wird.
                           Die übrigen drei Wasserstände erfährt man, indem man den Hebel m langsam über 5'', 6'', 7'' dreht und gleichzeitig sieht, wenn die
                              									Nadel das Zeichen macht.
                           Bei der beschriebenen Ausstellung ist 4° mit 8° vereinigt, weil ein
                              									Zweifel, ob der höchste oder niederste Stand ist, hier speciell nicht eintritt.
                              									Sonst können 4° und 8° isolirt geführt werden.
                           Wird überhaupt bloß verlangt, daß der höchste und niederste Wasserstand lärmend
                              									selbstthätig kund gemacht wird, so fällt das Segment Y,
                              										wie der Zeichengeber
                              										H weg, und der Schwimmapparat wie die Stromleitung
                              									wird noch einfacher.
                           Ein elektrischer Anzeiger kommt dann einigemale billiger zu stehen als jeder andere
                              									Apparat zur Erreichung des gleichen Zweckes.
                           Ferd. Hütner.
                           
                        
                     
                  
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