| Titel: | Neues Verfahren zur Gewinnung des Kupfers aus seinen Erzen auf nassem Wege; von Dr. T. Sterry Hunt und James Douglas jun. (Zweite Mittheilung.) | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. CXXIII., S. 457 | 
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                        CXXIII.
                        Neues Verfahren zur Gewinnung des Kupfers aus
                           								seinen Erzen auf nassem Wege; von Dr. T. Sterry Hunt und James Douglas
                           								jun. (Zweite Mittheilung.)
                        Aus dem Engineering and Mining Journal, März 1870, S.
                              									147.
                        Hunt und Douglas, Verfahren zur Gewinnung des Kupfers.
                        
                     
                        
                           Mit Bezugnahme auf das über diesen Gegenstand bereits MitgetheilteIn diesem Bande des polytechn. Journals S. 136;
                                    											zweites Aprilheft 1870. fügen wir demselben nach unserer Quelle die folgenden weiteren Bemerkungen
                              									hinzu.
                           Vorbereitung der Erze. – Das (a. a. O. S. 137)
                              									empfohlene Zubrennen der Carbonate hat den Zweck die Kohlensäure auszutreiben,
                              									welche im Bade ein zu starkes Aufbrausen hervorbringen würde. Wenn in dem Erze
                              									Kupferoxydul (Rothkupfererz, Ziegelerz etc.) vorwaltet, so muß dieses, wenigstens
                              									zum Theil, durch Zubrennen an freier Luft in Oxyd verwandelt werden, weil sönst ein
                              									Dritttheil des in ihm enthaltenen Kupfers ungelöst im Bade zurückbleiben würde.
                              									Durch das bis zur vollständigen Oxydation des Kupfers getriebene Abrösten der
                              									schwefelhaltigen Erze erhält man ein Gemenge von schwefelsaurem Kupferoxyd mit
                              									Kupferoxyd und einem Antheile Kupferoxydul; die Menge des letzteren kann nach Plattner 20 bis 30 Procent vom gesammten Kupfergehalte
                              									betragen. Durch ein weiter fortgesetztes Rösten bei hoher Temperatur wird sowohl das
                              									Oxydul als das Sulfat zu Kupferoxyd umgewandelt; doch ist dieß weniger vortheilhaft,
                              									weil dadurch Zeit- und Brennmaterial-Aufwand verursacht und das Kupfer
                              									in einen weniger löslichen Zustand versetzt wird. Ueberdieß genügt, wie schon früher
                              									bemerkt wurde, die große Menge von Kupferoxydul um einen beträchtlichen Antheil des
                              									Kupferchlorids in Chlorür zu verwandeln, wodurch bei der Niederschlagsarbeit an
                              									Eisen erspart wird.
                           Verbrauch an metallischem Eisen. – Mit wenigen
                              									Ausnahmen wird bekanntlich das aus seinen Erzen auf nassem Wege extrahirte Kupfer
                              									mittelst metallischen Eisens in metallischem Zustande, als Cementkupfer ausgefällt.
                              									Der Theorie nach sind zum Niederschlagen von 100 Th. Kupfer aus einer Lösung von
                              									schwefelsaurem Kupferoxyd oder von Kupferchlorid nicht ganz 89 Th. (88,3 Theile)
                              									reines Eisen erforderlich; in der Praxis aber wird dazu zwei- bis dreimal so
                              									viel verbraucht. Dieser große Eisenaufwand rührt, wie schon in der früheren Mittheilung über das
                              									neue Verfahren erklärt wurde, hauptsächlich von zwei Ursachen her:
                           1) Bei dem gewöhnlichen Verfahren zur nassen Extraction des Kupfers aus seinen Erzen
                              									werden zum Löslichmachen des Kupfers Säuren (zuweilen auch Eisenoxydsalze)
                              									angewendet, entweder als die hauptsächlichsten Agentien oder als Hülfsmittel. Bei
                              									Anwendung von Säuren enthalten die Lösungen mehr oder weniger von Eisenoxydsalzen
                              									zurück und diese verzehren das metallische Eisen, welches sonst das Kupfer
                              									niedergeschlagen haben würde. So consumirt eine 4 Aequivalente Eisen enthaltende
                              									Menge von schwefelsaurem Eisenoxyd 5 Aequivalente metallisches Eisen und wird
                              									dadurch in schwefelsaures Eisenoxydul verwandelt, indem sie gleichzeitig 4
                              									Aequivalente Eisen in Form von unlöslichem basischem schwefelsauren Oxyd absetzt,
                              									welches das ausgefällte Cementkupfer verunreinigt.
                           2) Die andere Ursache des großen Verlustes an metallischem Eisen ist die Einwirkung
                              									der Luft. Behufs vollständiger Ausscheidung des Kupfers aus den Lösungen nimmt man
                              									zu einer mehrtägigen Digestion mit metallischem Eisen seine Zuflucht. Das dabei
                              									entstehende Eisenoxydulsalz absorbirt begierig Sauerstoff aus der Luft und wird
                              									dadurch in ein Gemenge von unlöslichem und von löslichem Oxydsalz verwandelt. Das
                              									letztere löst, wie oben nachgewiesen wurde, eine neue Quantität von metallischem
                              									Eisen auf und veranlaßt wieder die Entstehung eines Antheiles unlöslichen
                              									Oxydsalzes, welches mit dem Cementkupfer niederfällt.
                           Aus den angegebenen Gründen beträgt der Eisenverbrauch zur Fällung von 100 Th.
                              									Kupfer, anstatt 89 Theile, 200 bis 300, je nach den Verhältnissen. Dieses
                              									Cementkupfer ist überdieß mit einer gewöhnlich 20 bis 40 Procent und mehr
                              									betragenden Menge von unlöslichen Eisenoxydverbindungen verunreinigt. Durch das neue
                              									Verfahren werden diese beiden Fehler beseitigt; dasselbe ermöglicht uns die
                              									Darstellung eines reinen Cementkupfers mit einem sehr
                              									geringen Eisenverbrauch. Die mit dem Eisenchlorürbade erhaltene Lösung kann kein
                              									Eisenoxydsalz in Lösung halten und wird, wenn Kupferoxyd allein angewendet wurde, 3
                              									Aequivalente Kupfer mit 2 Aequivalenten Chlor verbunden enthalten, so daß jene durch
                              									2 Aequiv. Eisen gefällt werden, was 59 Theilen metallischen Eisens auf 100 Th.
                              									metallisches Kupfer entspricht. Wenn in Folge der Gegenwart von viel Kupferoxydul
                              									oder aus anderen Ursachen der größere Theil des Kupfers als Chlorür zugegen ist, so
                              									erfordert die Fällung von 2 Aequivalenten Kupfer nur 1 Aequiv. Eisen, entsprechend
                              									45 Th. des letzteren auf 100 Th. des ersteren.
                           Anfänglich schlägt sich das Kupfer aus den Lösungen rasch nieder, namentlich wenn dieselben heiß
                              									sind und umgerührt werden. Da die benutzten Flüssigkeiten bei dem neuen Verfahren
                              									nicht wie bei der gewöhnlichen Methode abgeworfen werden, so fällt die lange
                              									Digestion mit Eisen, welche erforderlich ist um die letzten Spuren von Kupfer zu
                              									entfernen, weg; man zieht die Flüssigkeit, nachdem sie den größeren Theil ihres
                              									Kupfergehaltes abgegeben hat, ab und verwendet sie zur Behandlung einer neuen
                              									Portion Erz. Auf diese Weise wird die längere Einwirkung der Luft auf das Bad
                              									vermieden und man erhält mit einem Minimalaufwand von Eisen ein von unlöslichen
                              									Eisensalzen fast gänzlich freies Cementkupfer.
                           Das regenerirte Bad. – Wenn die Einwirkung der
                              									Luft ausgeschlossen wird, so findet man daß das Bad nach vollständiger Ausfällung
                              									des Kupfers durch Eisen, beinahe ebenso reich an Eisenchlorür ist als vor der Lösung
                              									des Kupfers. Der Verlust, welcher von der Abscheidung eines Antheiles
                              									Eisenoxychlorid während des Auslesens herrührt, ist ein wandelbarer und beträgt in
                              									manchen Fällen nicht über 6 Procent. Zum Ersatze dieses Verlustes kann man in
                              									dreierlei Weise verfahren: 1) man kann das Bad direct mit einer geeigneten Menge von
                              									schwefelsaurem Eisenoxydul oder von Eisenchlorür versetzen; oder 2) etwas
                              									schwefelsaures Kupferoxyd aus dem gerösteten Erze hinzufügen; oder endlich 3)
                              									Schwefligsäure anwenden. Das erste Verfahren bedarf keiner speciellen Erläuterung;
                              									das zweite und das dritte werden im Nachfolgenden näher erörtert werden. Den
                              									Eisengehalt des Bades muß man von Zeit zu Zeit auf folgende Weise bestimmen: Man
                              									verdünnt eine geringe Menge des Bades, welche durch mehrstündige Digestion mit
                              									metallischem Eisen in einer wohlverschlossenen Flasche vom Kupfer befreit worden,
                              									mit der 20fachen Gewichtsmenge Wasser und säuert mit Schwefelsäure stark an; dann
                              									setzt man derselben aus einer Bürette so lange eine titrirte Lösung von
                              									übermangansaurem Kali zu, als letztere noch entfärbt wird. Mittelst vergleichender
                              									an dem regenerirten Bade ausgeführter Proben dieser Art läßt sich der
                              									Eisenchlorürgehalt desselben leicht bestimmen.
                           Die Eisenoxydulsalze. – Für die Zubereitung des
                              									Bades wird entweder schwefelsaures Eisenoxydul oder Eisenchlorür angewendet.
                              									Ersteres Salz, welches bekanntlich Handelsartikel ist, kann man an vielen Orten
                              									erhalten wo Eisenchlorür nicht leicht zu haben ist. Letzteres läßt sich aber zu
                              									unserem Zwecke überall darstellen, wo es geschwefelte Kupfererze gibt. Bekanntlich
                              									wird beim Rösten dieser Erze ein bedeutender Antheil des in ihnen enthaltenen
                              									Kupfers in Schwefelsäuresalz (Kupfervitriol) verwandelt, welches sich mit Wasser aus
                              									den gerösteten Erzen leicht auslaugen läßt. Setzt man zu je 63,4 Pfund in dieser Weise gelüsten
                              									Kupfers 120 Pfd. Kochsalz und behandelt die Flüssigkeit in einem verschlossenen
                              									Gefäße (am besten unter Anwendung von Wärme) mit Eisen, bis das Kupfer ausgefällt
                              									ist, so enthält die Lösung so viel Eisenchlorür, daß man nur 200 Pfd. Kochsalz und
                              									die genügende Menge Wasser zuzusetzen braucht, um sich 100 Gallons des Bades von der
                              									früher angegebenen Stärke darzustellen.
                           Wenn ein bis zur Vitriolbildung abgeröstetes Erz dem Eisenchlorürbade direct
                              									zugesetzt wird, so enthält das regenerirte Bad nach dem Ausfällen des Kupfers durch
                              									metallisches Eisen nicht allein das Eisenoxydulsalz welches dem ursprünglich in dem
                              									Bade zugegen gewesenen entspricht, sondern auch das durch die Einwirkung des
                              									metallischen Eisens auf den eingeführten Kupfervitriol entstandene, wobei durch
                              									doppelte Zersetzung Eisenchlorür und schwefelsaures Natron gebildet wurde; das Bad
                              									wird also sowohl durch die Gegenwart von Sulfaten, als durch überschüssiges
                              									Eisenchlorür verunreinigt. Zur Vermeidung dieses Uebelstandes schlagen wir
                              									derartigen abgerösteten Erzen (wie bereits in §. 11 der ersten Mittheilung S.
                              									139 beschrieben wurde) so viel Kalk zu, als zur Umwandlung alles Kupfervitriols oder
                              									doch des größten Theiles von demselben zu unlöslichem schwefelsaurem Kalk und
                              									Kupferoxydhydrat erforderlich ist, welches letztere in dem Eisenchlorürbade sogleich
                              									in Lösung geht. Wie früher angegeben worden, kann man eine kleine Menge
                              									Kupfervitriol durch den Kalk unzersetzt lassen, wo dann durch Einwirkung desselben
                              									auf das metallische Eisen die Menge Eisenvitriol gebildet wird, welche zum Ersatze
                              									des bereits erklärten kleinen Verlustes und zur Erhaltung des regenerirten Bades auf
                              									seiner (durch die Chamäleonprobe zu ermittelnden) ursprünglichen Stärke erforderlich
                              									ist.
                           Bei der Anwendung von Eisenvitriol zur Darstellung des Bades wird viel schwefelsaures
                              									Natron in dasselbe eingeführt. Ein bedeutender Antheil desselben krystallisirt aber
                              									aus, wenn man das Bad einer niedrigen Temperatur aussetzt und läßt sich auf diesem
                              									Wege beseitigen. Auch kann man, wie ebenfalls schon angegeben wurde, mit Vortheil
                              									einen Antheil Chlorcalcium verwenden, wo dieses Salz billig zu haben ist. Für
                              									Gegenden wo Salzsäure als Nebenproduct billig zu bekommen ist, dürfte es am meisten
                              									zu empfehlen seyn, durch Sättigen der rohen Säure mit Eisenabfällen direct
                              									Eisenchlorür darzustellen und dieses Product in der bereits erklärten Weise
                              									anzuwenden.
                           Anwendung von Schwefligsäure. – Wird die aus der
                              									Einwirkung des Kupferoxydes auf das Eisenchlorürbad resultirende Flüssigkeit erhitzt
                              									und mit überschüssiger Schwefligsäure behandelt, so wird das abgeschiedene Eisenoxyd
                              									vollständig zu Oxydulsalz umgewandelt und das Bad enthält nach der Fällung durch
                              									metallisches Eisen viel mehr Oxydulsalz als anfangs. Ein solches Resultat ist
                              									natürlich zu vermeiden; bringt man aber gegen Ende der Digestion eine geringe Menge
                              									von Schwefligsäure in das Bad, so ist es leicht, so viel von dem ausgeschiedenen
                              									Eisenoxychlorid oder Eisenoxyd in Lösung gehen zu lassen, daß der sonst
                              									stattfindende Eisenverlust verhütet wird und das regenerirte Bad ohne Zusatz von
                              									Eisensalz oder von Kupfervitriol seine normale Stärke behält.
                           Lösungsvermögen des Kupferchlorids. –
                              									Kupferchlorid greift metallisches Kupfer leicht an und bildet mit demselben
                              									Kupferchlorür. Demzufolge wird, wie wir schon früher auseinandersetzten, das bei der
                              									Einwirkung des Eisenchlorürbades auf Kupferoxydul sich abscheidende metallische
                              									Kupfer sofort aufgelöst, wenn ein Aequivalent Kupferoxyd zugegen ist, um die
                              									erforderliche Menge Kupferchlorid zu liefern. Das Kupferchlorid wirkt auch auf
                              									gewisse Schwefelkupferverbindungen ein. Kupferglanz, Buntkupfererz oder
                              									Hüttenproducte von analoger Zusammensetzung (Stein) werden von einer mit Kochsalz
                              									versetzten Kupferchloridlösung unter Bildung von Kupferchlorür rasch gelöst. Demnach
                              									gibt ein unvollständig geröstetes Schwefelkupfererz, welches noch eine kleine Menge
                              									von kupferreichem Sulfuret enthält, dieses an ein kupferchloridhaltiges Bad ab.
                           ––––––––––
                           In einem Schreiben an den Herausgeber des Engineering and
                                 										Mining Journal vom 4. März d. J. macht Dr. J.
                              										Sterry Hunt (in Montreal)
                              									noch folgende Mittheilungen über sein neues Verfahren zur Kupferextraction auf
                              									nassem Wege.
                           
                              „Die weiteren Versuche mit der von J. Douglas
                                 										und mir erfundenen Methode der nassen Kupfergewinnung wurden dadurch
                                 										aufgehalten, daß wir zweckmäßigere Auslaugbottiche zu construiren suchen mußten.
                                 										Die zu Harvey Hill anfänglich benutzten Behälter gestatteten ein gründliches
                                 										Durchrühren ihres Inhaltes nicht, und deßhalb waren, obgleich wir bei den ersten
                                 										Proben etwa 1 Tonne Kupfer extrahirt hatten, die Resultate unvollständig. Jetzt
                                 										aber sind wir im Begriffe Lauggefäße mit verticalen Rührern einzurichten, mit
                                 										denen wir die mechanischen Schwierigkeiten zu überwinden gedenken. Inzwischen
                                 										haben wir Versuche mit einem Freiberger Fasse abgeführt und sind bei denselben
                                 										zu nachstehenden Ergebnissen gelangt:
                              
                           
                              Die zu etwa 20 Procent aufbereiteten Erze, welche eine beträchtliche Menge von
                                 										Kalk- und Magnesiacarbonaten enthielten, wurden durch ein Sieb von vierzig Maschen auf
                                 										den Linearzoll geschlagen und bei dunkler Rothglühhitze zugebrannt, worauf sie
                                 										einen Gehalt von 5 bis 6 Procent Kupfer in Form von löslichem Sulfat zeigten,
                                 										während der Rest aus Oxyd bestand. Von diesen Erzen wurden Chargen von drei bis
                                 										vier Centner in das (nach unserer Vorschrift dargestellte) vorher auf
                                 										100° C. erhitzte Eisenchlorürbad gebracht und nachdem das Ganze in dem
                                 										rotirenden Fasse sechs Stunden lang in Bewegung erhalten worden war, fand sich,
                                 										daß die Bergart nur noch 0,5 Proc. ungelöst gebliebenes Kupfer enthielt. Aus den
                                 										erhaltenen Lösungen wurden bei verschiedenen Versuchen durch 100 Th.
                                 										metallisches Eisen 170 bis 172 Th. reines Cementkupfer niedergeschlagen. Die
                                 										Fällung erfolgt in den Behältern sehr rasch, wenn das Eisen in verschiedenen
                                 										Niveau's auf Rosten liegt und die Flüssigkeit durch Einleiten von etwas Dampf
                                 										heiß erhalten wird. Nach Verlauf von zwölf Stunden kann die von ihrem
                                 										Kupfergehalte beinahe vollständig befreite Lösung zur Behandlung einer neuen
                                 										Erzcharge verwendet werden.
                              
                           
                              Bei diesem Processe finden folgende Reactionen statt:
                              
                           
                              1) Aus der Eisenchlorürlösung wird durch das Kupferoxyd unter Bildung von
                                 										Chlorkupfer (Chlorür nebst Chlorid) Eisenoxyd niedergeschlagen. 2) Aus dem
                                 										Chlorkupfer schlägt das metallische Eisen metallisches Kupfer nieder, während
                                 										sich Eisenchlorür regenerirt. Diese beiden Vorgänge können bei Beobachtung
                                 										gewisser Vorsichtsmaßregeln unbegrenzt lange Zeit hinter einander hervorgerufen
                                 										werden. Bei den oben erwähnten Versuchen stellte sich heraus, daß die Menge des
                                 										regenerirten Eisenchlorürs ungefähr 80 Procent von der in dem ursprünglichen
                                 										Bade vorhanden gewesenen betrug. Dieser Verlust, welcher bei sorgfältigem
                                 										Luftabschlusse weit geringer ausfällt, läßt sich, wie schon erwähnt, durch
                                 										Einwirkenlassen von Schwefligsäure auf das gefällte Eisenoxyd ausgleichen.
                                 										Leitet man, während die Lösung stattfindet, einen Strom von diesem Gase durch
                                 										das Faß, so kann man, wie wir bei unseren Versuchen gefunden haben, bei der
                                 										Arbeit im Großen 20 bis 50 Procent von Eisenoxydulsalzen in dem regenerirten
                                 										Bade gewinnen – ein Resultat welches das angestrebte Ziel, die Erhaltung
                                 										der ursprünglichen Stärke, weit überschreitet. In der Praxis ist die Anwendung
                                 										der aus den Röstöfen entweichenden Schwefligsäuredämpfe zu diesem Zwecke, wie
                                 										dieselbe in der Specification unseres englischen Patentes (in der ersten
                                 										Mittheilung) beschrieben worden, mit dem Uebelstande verknüpft, daß der stets
                                 										gegenwärtige atmosphärische Sauerstoff alles Kupferchlorür auf Kosten eines
                                 										Theiles zersetzten Eisenchlorürs zu Kupferchlorid umwandelt. Erst hiernach
                                 										reducirt die Schwefligsäure das suspendirte Eisenoxyd unter Bildung von unlöslichem
                                 										schwefligsaurem und löslichem schwefelsaurem Eisenoxydul. Wir geben daher einer
                                 										anderen, in der amerikanischen Patentbeschreibung angeführten, in der englischen
                                 										dagegen aus Versehen unerwähnt gebliebenen Methode den Vorzug; dieselbe besteht
                                 										darin, den unlöslichen Rückstand von der Lösung des Kupferoxydes mit
                                 										Schwefligsäure zu behandeln. Die von der Bergart rasch in ein Abklärgefäß
                                 										abgezogene trübe Lösung setzt das in ihr suspendirte Eisenoxyd bald ab; die
                                 										Flüssigkeit wird dann in das Eisenabfälle enthaltende Fällungsgefäß gebracht;
                                 										der nur wenig von der Kupferlösung zurückhaltende Absatz von Eisenoxyd, wird für
                                 										sich mit einem Strome von Schwefligsäuregas behandelt und liefert eine zur
                                 										Wiederverstärkung des Bades mehr als hinlängliche Menge Eisenoxydulsalz. Die
                                 										Stärke des Bades wird auf die früher angegebene Weise mit einer titrirten
                                 										Chamäleonlösung bestimmt.
                              
                           
                              In einer Bemerkung zu der Beschreibung unseres Patentes machte ich auf die
                                 										Eigenschaft des Kupferchlorids aufmerksam, den Kupfergehalt von Kupferglanz,
                                 										Buntkupfererz und reichem Kupferstein aufzunehmen. (Auf Kupferkies hingegen übt das Kupferchlorid nur eine geringe Einwirkung
                                 										aus und bloß das Eisen dieses Doppelsulfurets wird angegriffen.) Diese Reaction
                                 										des Kupferchlorids ist dem schon von Karsten
                                 										beobachteten Verhalten des Kupferchlorids zu Schwefelsilber analog. Eine kochsalzhaltige Lösung von Kupferchlorid
                                 										chlorirt nämlich und löst sowohl Schwefelsilber als metallisches Silber, und auf
                                 										dieser Reaction beruht das alte spanische Patio-Verfahren zur Extraction
                                 										des Silbers aus seinen Erzen. Wir haben dieses Verhalten bei Anwendung unseres
                                 										neuen Processes zur Verhüttung der ostcanadischen Erze benutzt, von denen
                                 										mehrere sowohl Gold als auch Silber enthalten, und gefunden daß durch unser
                                 										Eisenbad das Silber aus silberhaltigen Kupfererzen leicht extrahirt wird; aus
                                 										der Lösung kann es dann mittelst Filtration durch schwammförmiges Kupfer (wie
                                 										beim Augustin'schen Processe) niedergeschlagen
                                 										werden. Andere, mit reichem goldhaltigem Kupferstein angestellte Versuche
                                 										zeigten, wie sich erwarten ließ, daß der Rückstand, nachdem das Silber und das
                                 										Kupfer durch unser Bad extrahirt worden, das Gold in einem für seine Entfernung
                                 										durch Chlorirung günstigen Zustande enthält. Es sind daher bei Anwendung des
                                 										neuen Kupferprocesses auf gold- und silberhaltige Kupfererze, wie die in
                                 										Colorado vorkommenden, die besten Erfolge zu erwarten.“