| Titel: | Das Verzinken von Kupfer und Messing auf sogenanntem nassen Wege, ohne Batterie; von Prof. Böttger. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. CXXVI., S. 467 | 
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                        CXXVI.
                        Das Verzinken von Kupfer und Messing auf
                           								sogenanntem nassen Wege, ohne Batterie; von Prof. Böttger.
                        Aus Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1870, Nr.
                              								8.
                        Böttger, über Verzinken von Kupfer und Messing auf nassem
                           								Wege.
                        
                     
                        
                           Bei Anstellung früherer Versuche, Kupferblechen auf sogenanntem nassen Wege, ohne
                              									Batterie, oberflächlich das Ansehen von Tomback oder Messing zu geben, wie dieß
                              									bekanntlich auf trockenem Wege mittelst Zinkdämpfen bei der Fabrication des unächten
                              									sogenannten Lyoner Goldes geschieht, fand ich ein sehr einfaches Verfahren, um
                              									Kupferdraht, Messingblech, Drahtgewebe von eben diesen Metallen, Stecknadeln, sogen.
                              									Flittergold u.s.w. mit einer spiegelblanken, festhaftenden Zinkschicht zu bekleiden, eine Beobachtung aus welcher der Techniker
                              									einigen Nutzen ziehen wird, die aber auch dem Elektriker in gewissen Fällen nützlich
                              									seyn kann; ich erinnere hier nur an die Benutzung der ganz dünnen mit Zink
                              									überzogenen Kupferbleche, die nach erfolgter Verzinkung auf der einen Seite mittelst
                              									verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure ihres Zinküberzuges beraubt, zur
                              									Construction Zamboni'scher Säulen und zu vielen anderen
                              									contact-elektrischen Versuchen mit Vortheil werden benutzt werden können.
                           Aus dem Verhalten der mit Salmiaksolution getränkten Pappscheiben zu Kupfer-
                              									und Zinkblechen bei Construction Volta'scher Säulen
                              									älterer Art war zu entnehmen, daß Salmiak der geeignetste Vermittler zur Verzinkung
                              									einer Kupfer- oder Messingfläche seyn müsse. Bringt man nämlich fein
                              									granulirtes Zink (welches man erhält, wenn man das in Fluß gebrachte Metall in einen
                              									zuvor stark erwärmten eisernen Mörser ausgießt und die flüssige Metallmasse schnell
                              									mit der eisernen Reibkeule bis zum Erstarren tüchtig durcheinander reibt) oder das
                              									sogenannte Zinkgrau (Zink in Staubform) in eine Porzellanschale oder in irgend ein
                              									anderes passendes, nicht metallisches Gefäß, übergießt dasselbe mit einer
                              									gesättigten Salmiaklösung, erhitzt diese bis zum Kochen, und wirft dann die zu
                              									verzinkenden, zuvor mit etwas verdünnter Salzsäure auf ihrer Oberfläche gereinigten
                              									oder vorgebeizten Gegenstände hinein, so überziehen sich dieselben, bei
                              									fortgesetztem Kochen der Masse, innerhalb weniger Minuten, mit einer spiegelblanken Zinkschicht, die durch mechanisches Reiben
                              									nur äußerst schwierig wieder zu entfernen ist.
                           Das Verzinken geschieht hier lediglich in Folge eines einfachen
                              									hydro-elektrischen Processes, indem das beim Kochen von Zinkstaub mit
                              									Salmiaksolution sich bildende Chlorzinkammonium durch die Gegenwart freier Zinkspäne
                              									und des Kupferbleches oder der kupfernen Gegenstände zerlegt wird. Das bei dem
                              									Aufeinanderwirken von Salmiak auf Zink freiwerdende Chlor von einem Theil Salmiak
                              									tritt an's Zink, während das mit dem Chlor verbunden gewesene Ammonium als Ammoniak
                              									gasförmig entweicht, ein unzerlegter Antheil Salmiak verbindet sich mit dem
                              									Chlorzink zu Chlorzinkammonium, einem sehr leicht löslichen und leicht zersetzt
                              									werdenden Doppelsalze. Befinden sich folglich in der Lösung desselben Zinkspäne im
                              									Ueberschuß, die gleichzeitig mit dem elektronegativen Kupfer in unmittelbarem
                              									Contact stehen, so zerfällt das Salz in seine Elemente, wobei das reducirt werdende
                              									Zink sich fest auf das negative Kupfer absetzt.
                           Weinstein, statt des Salmiaks, zu diesem Zweck in Anwendung gebracht, zeigt die
                              									erwähnte Eigenschaft nicht, obwohl man es vermuthen sollte, da weinsaures
                              									Zinkoxydkali leicht bei Behandlung des Zinkes mit Weinstein entsteht und dieses
                              									Doppelsalz bekanntlich ebenfalls sehr leicht löslich ist.