| Titel: | Ueber die Einwirkung von Schwefelkohlenstoff und Kohlenwasserstoffen auf Holzkohle; von Th. Sidot. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. CXXVIII., S. 473 | 
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                        CXXVIII.
                        Ueber die Einwirkung von Schwefelkohlenstoff und
                           								Kohlenwasserstoffen auf Holzkohle; von Th. Sidot.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXX p. 605; März
                              								1870.
                        Sidot, über die Wirkung von Schwefelkohlenstoff auf
                           								Holzkohle.
                        
                     
                        
                           In einer früheren MittheilungPolytechn. Journal Bd. CXCV S.
                                       											347. habe ich nachgewiesen, daß der Schwefelkohlenstoff durch die Holzkohle
                              									zersetzt wird, daß letztere dabei an Gewicht zunimmt und Schwefel frei wird. Ich
                              									suchte seitdem zu ermitteln, in welcher Weise der Schwefelkohlenstoff auf
                              									verschiedene organische, sowohl pflanzliche als thierische Körper einwirkt.
                           Bringt man kleine Holzstücke in ein Porzellanrohr, leitet bei gewöhnlicher Temperatur
                              									Schwefelkohlenstoff-Dampf hindurch, bis alle Luft ausgetrieben ist und
                              									erhitzt dann das Rohr langsam und allmählich bis zum Rothglühen, ungefähr eine
                              									Stunde lang, so findet man nach dem Erkalten in dem Rohre Stäbchen einer Kohle,
                              									welche in ihren physikalischen Eigenschaften von der gewöhnlichen Holzkohle
                              									abweicht. Diese neue Kohle läßt sich aus den verschiedensten Holzarten darstellen,
                              									aus Buchsbaum, Esche, Hagbuche, spanischem Holunder und Korkholz. Vor Allem zeichnet
                              									sie sich durch ihre Klangfähigkeit aus, welche derjenigen der klingendsten Metalle,
                              									wie des Stahles, Silbers, Aluminiums etc., sowie des Glases, völlig gleichkommt.
                           Zur Anfertigung eines klingenden Instrumentes drehte ich mir aus Eschenholz eine
                              									Klingel und behandelte dieselbe in der oben angegebenen Weise mit
                              									Schwefelkohlenstoff. Diese Klingel gibt einen Klang ähnlich dem einer Metallklingel
                              									von demselben Durchmesser. Allem Anscheine nach geben sehr harte und feste Holzarten die reinsten und
                              									harmonischesten Töne.
                           Diese Kohle unterscheidet sich auch von gewöhnlicher Holzkohle durch ihre
                              									Elasticität, sowie durch ihre große Leitungsfähigkeit für Wärme und Elektricität;
                              									wahrscheinlich könnte sie für die Kohlencylinder der Bunsen'schen Batterie angewandt werden.
                           Aus solcher Kohle angefertigte Stifte geben ein weit intensiveres elektrisches Licht,
                              									als die aus Gasretortenkohle bestehenden. Diese leitende Kohle verhält sich beim
                              									Erhitzen wie ein Metall; sie wird nach und nach in ihrer ganzen Masse weißglühend,
                              									ohne sich an irgend einer Stelle zu entzünden wie die gewöhnliche Kohle, und
                              									erkaltet sobald sie von der Wärmequelle entfernt wird. Hinsichtlich ihrer
                              									Leitungsfähigkeit kann man sie als in Kohk umgewandelte
                                 										Holzkohle betrachten. Analoge Resultate erhielt ich mit Flachs, Hanf,
                              									Baumwolle, Papier und Seide.
                           Die nach dem angegebenen Verfahren aus Holz dargestellte Kohle besitzt Metallglanz,
                              									jedoch nur an der Oberfläche. Sie ist dichter als die Holzkohle. Gase werden von ihr
                              									nicht mehr merklich absorbirt.
                           In letzterer Hinsicht bemerke ich, daß wenn man Holz in einem mit feinem
                              									Kohlengestübbe ausgefüllten Tiegel stark erhitzt, die erhaltene Holzkohle
                              									gleichfalls keine Gase absorbirt und auch ein guter Leiter für Wärme und
                              									Elektricität ist.
                           Außer dem Schwefelkohlenstoff verwandeln aber auch Holzgeist, Hydrocarbüre etc. das
                              									Holz in eine elastische und leitende Kohle. Wenn man Dampf von Methylalkohol über
                              									Holz leitet, welches in einem Porzellanrohr zum Rothglühen erhitzt worden, so wird
                              									dieser Dampf zersetzt, wobei sich die inneren Wandungen des Rohres mit einer Kohle
                              									bekleiden, welche einen Centimeter lange Fäden bildet, einen silberweißen
                              									schwammigen Kohk; diese Fäden scheinen aus kleinen aneinander gereihten Kügelchen zu
                              									bestehen.