| Titel: | Verbesserungen an Rectificationsapparaten für Spiritusraffinerien, von D. Savalle und Comp. in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. CXXIX., S. 473 | 
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                        CXXIX.
                        Verbesserungen an Rectificationsapparaten für
                           								Spiritusraffinerien, von D.
                              									Savalle und Comp. in Paris.
                        Nach Armengaud's Génie industriel, März 1870, S.
                              								113.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VIII.
                        Savalle's Rectificationsapparaten für
                           								Spiritusraffinerien.
                        
                     
                        
                           An den Savalle'schen Apparaten sind in neuester Zeit
                              									Verbesserungen angebracht worden, welche im Folgenden unter Vorausschickung der allgemeinen
                              									Einrichtung, nebst praktischen Betriebsresultaten dargelegt werden sollen.
                           Wie man aus Figur
                                 										10 ersieht, besteht der Apparat aus dem Kessel A, welcher den zu rectificirenden Branntwein empfängt; die Heizung
                              									geschieht durch das Dampfrohr 1 und das Condensationswasser läuft durch den Hahn 2
                              									ab. Der Doppelhahn 3 dient zum Füllen und Entleeren; außerdem ist das Luftventil 8,
                              									das Mannloch 9 und das Standrohr 10 angebracht.
                           Ueber dem Kessel befindet sich die Colonne B mit den
                              									25–30 Zwischenbecken, in welchen die Reinigung und Trennung der Producte vor
                              									sich geht.
                           Oben steht der innere Raum der Colonne durch das gebogene Rohr g mit dem Condensator und Analyseur C in
                              									Verbindung, welcher eine Anzahl Röhren zwischen zwei Doppelböden enthält. Der Raum
                              									desselben ist also in drei Theile getheilt: der mittlere, aus Röhren bestehende,
                              									erhält die Dämpfe durch das Rohr g; der unterste
                              									empfängt kaltes Wasser, welches durch die Röhren emporsteigt, um aus dem obersten
                              									Theile durch m abzufließen.
                           Das Rohr h führt die schwachen Dämpfe nach der Colonne
                              									zurück, das Rohr i die starken in den Abkühler D. Die Construction dieses letzteren ist der des
                              									Condensators ähnlich: das kalte Wasser tritt in die Röhren durch den Regulirhahn 4
                              									am Rohr k ein; die Abkühlungsfläche des Röhrensystemes
                              									ist eine sehr große.
                           Der Dampfregulator E in der Heizdampfleitung ist von sehr
                              									sicherer Wirkung; er steht einerseits mit dem Kessel durch das Rohr j und andererseits durch das Rohr 1 mit dem Ventil 1 in
                              									Verbindung, welches durch eine Stange mit dem Hebel des Schwimmers zusammenhängt. Im
                              									Uebrigen ist die Construction des Regulators bereits früher beschrieben worden.Polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXIII S. 439.
                              								
                           Als ein ganz neuer Theil des verbesserten Apparates ist der (im Folgenden
                              									beschriebene) Verschluß F anzuführen, unter welchem sich
                              									ein besonderes Gefäß zur Abscheidung der wesentlichen Oele und der schlecht
                              									schmeckenden Producte befindet. Die Hähne 5, 6 u. 7 dienen respective zum Abfluß des
                              									unreinen Alkohols, der Aether und des reinen Alkohols.
                           Hervorzuheben ist ferner das eiserne Gestell, welches nicht nur die einzelnen Theile
                              									trägt, sondern auch die sämmtlichen Rohrleitungen richtig und ohne die geringste
                              									Unsicherheit anzubringen gestattet; dabei ist es solid und elegant, und gewährt
                              									den Vortheil daß durch die bloße Bezeichnung aller Stücke jeder Arbeiter im Stande
                              									ist den Apparat zusammenzusetzen.
                           Der „Verschluß,“ welchen man hier besser als
                              										„Abfluß“ bezeichnet und der zugleich zum Messen dient, ist
                              									in Fig. 11 in
                              									vergrößertem Maaßstabe dargestellt; er ist nicht bloß bei diesen
                              									Rectifications-, sondern auch bei allen Destillirapparaten anzuwenden.
                              									Derselbe gibt genau die stündliche Leistung des Apparates bei regelmäßigem Betriebe
                              									an, und ermöglicht so eine leichte Controlle der Apparatführung. Er beruht darauf,
                              									daß bei verschiedenem Drucke durch eine gegebene Oeffnung verschiedene, genau
                              									bestimmbare Mengen Flüssigkeit abfließen und besteht aus einer Glasglocke E mit graduirter Röhre, welche in der Mitte der Schale
                              										L angebracht ist, die zugleich zur Aufnahme des
                              									Alkohols im Falle des Zerbrechens der Glocke dient. Unter dieser Schale befindet
                              									sich das kupferne Knierohr C, dessen einer Schenkel mit
                              									dem Zuleitungsrohr B vom Kühlapparate verbunden ist,
                              									während der andere abwärts nach dem Gefäß G leitet, von
                              									wo aus die verschiedenen Leitungen abgehen; außerdem ist der Probirhahn D vorhanden.
                           Der Alkohol fließt durch die Oeffnung F in dieses Gefäß
                              									hinein; hier dient der Hahn J für das reine, I für das unreinere und der untere Hahn für das
                              									schlechte Product.
                           Die von B herkommende Flüssigkeit füllt zunächst den Raum
                              									zwischen dem Rohre C und der graduirten Röhre F und steigt dann in die Höhe, um nach und nach durch
                              									die in der letzteren befindliche Oeffnung F abzufließen.
                              									Da diese Oeffnung nur einen beschränkten Querschnitt hat, so kann der Alkoholstrom,
                              									obwohl continuirlich zufließend, nicht vollständig Abfluß finden. Es steigt also die
                              									Flüssigkeitssäule unter der Glocke so lang, bis bei dem entstehenden Drucke die
                              									ganze zufließende Menge durch F abzufließen im Stande
                              									ist. Der Standpunkt der Flüssigkeit unter der Glocke, welchen man an der Graduirung
                              									ablesen kann, wechselt folglich mit dem in einem bestimmten Zeitpunkt
                              									durchfließenden Volumen; die Graduirung ist so eingerichtet, daß sie jedesmal die
                              									stündliche Production angibt.
                           Die Hähne am Gefäße G stehen so, daß auch die geringste
                              									Menge unreinen Alkohols, welche am Ende eines Abtriebes sich zeigte, nach dem
                              									betreffenden Behälter hinabfließen müßte.
                           Die von Savalle an diesem „Abfluß“
                              									angebrachten wesentlichen Verbesserungen ergeben sich aus Folgendem:
                           Das Alkohol tritt (wie man aus Fig. 11 ersieht) von
                              									unten her, gleichförmig und ohne jeden Stoß ein, es braucht also oben keine Oeffnung
                              										mehr vorhanden zu
                              									seyn und die Verdunstung ist ganz vermieden; der Probirhahn D, die Schale zum Schutze der Glocke, die verschiedenen Leitungen für die
                              									verschiedenen Producte sind Vorzüge dieses Apparates, welche Jedem einleuchten
                              									werden und bei der Arbeit sehr fühlbare Dienste leisten.
                           Die Größe der Oeffnung in F muß für jeden einzelnen
                              									Apparat bestimmt werden; dieß geschieht wie folgt:
                           Man drückt den oberhalb dieser Oeffnung F am Rohre
                              									befindlichen Ring mittelst eines Stabes allmählich und so weit nach unten, bis die
                              									Flüssigkeit bei vollem Gange des Apparates bis zum Striche 15 steigt. Man sieht nun
                              									gleich, ob der Apparat rascher oder langsamer geht; im ersteren Falle steigt die
                              									Flüssigkeit bis sie durch die obere Oeffnung des Rohres überfließt, im letzteren
                              									fällt sie um mehrere Grade.
                           Beim Reguliren des Abflußes hat man auf zwei wesentliche Bedingungen zu achten:
                              									erstens soll der Condensationswasser-Behälter immer voll seyn und das Wasser
                              									daraus ununterbrochen durch ein Ueberfallrohr abfließen, damit eine gleichmäßige
                              									Condensation stattfindet; zweitens muß man den Condensationswasser-Hahn genau
                              									so weit stellen, wie es eine gute Arbeit des Apparates bedingt.
                           Es ist zu bemerken, daß die Wirkungen durch Hinabschieben des Ringes sich nicht
                              									augenblicklich, sondern erst in einigen Minuten zeigen; man muß daher nur nach und
                              									nach weiter gehen und mindestens 20 Minuten brauchen, um den Punkt der verlangten
                              									Regelmäßigkeit zu suchen, so daß man sehr genau die Wirkung jeder Verengerung der
                              									Abflußöffnung beobachten kann; man geht sonst leicht zu weit damit und muß dann
                              									wieder von vorn beginnen.
                           Die Erfahrung zeigt, daß bei einer Production von 400 Liter in der Stunde die
                              									Abflußöffnung 60 Quadratmillimeter hat; hiernach kann man leicht die Größe für jeden
                              									anderen Apparat berechnen; da dieß aber bei der Schwierigkeit, so kleine Oeffnungen
                              									genau herzustellen, nur annähernd geschehen kann, so ist die eben beschriebene
                              									praktische Art der Einstellung sehr zu empfehlen. Erwähnenswerth ist noch, daß die
                              									geringste Abweichung im Speisen des Condensationswassers am Abfluß sofort angezeigt
                              									wird und es also leicht ist, in diesem Falle sogleich Nachhülfe zu treffen.
                           
                        
                           Kosten für die Rectification eines
                                 										Hektoliter Alkohol.
                           Die Kosten für Rectification in den Savalle'schen
                              									Spiritusraffinerien werden für die Apparate zu 100 Liter 3/6, auf 3,75 Francs für
                              									kleine und 3 Francs für große Fabriken geschätzt.
                           
                           Für eine Production von 2000 Liter fein 3/6 vertheilen sich die Kosten folgendermaßen
                              										pro Hektoliter Feinsprit:
                           
                              
                                 
                                 Francs.
                                 
                              
                                 Brennstoff, 40 Kilogr.
                                 1,00
                                 
                              
                                 Verlust 2 Proc. Rohspiritus
                                 1,20
                                 
                              
                                 Handarbeit
                                 1,00
                                 
                              
                                 Generalkosten, Zinsen, Abschreibung
                                 0,55
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 3,75
                                 
                              
                           
                        
                           Annähernder Kostenanschlag für eine
                                 										vollständige Spiritusraffinerie, mit einer Production von 2000–2400
                              										Liter Feinsprit 3/6 von
                              									95–97° in 24 Stunden.
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Francs.
                                 
                              
                                 1)
                                 Dampfkessel von 12 Pferdekr. mit Garnitur aus Gußeisen
                                   1650
                                 
                              
                                 2)
                                 Dampfmaschine: Kaltwasserpumpe, Speisepumpe, Rohspritpumpe,
                                    											Transmissionen
                                   3000
                                 
                              
                                 3)
                                 Rectificationsapparat Nr. 2 mit Kessel aus Eisenblech
                                    											(Kupferkessel 3500 Fr. mehr.)
                                   8000
                                 
                              
                                 4)
                                 Behälter:
                                 
                                 
                              
                                 
                                 einer für 
                                    											„      „ 
                                    											„      „ 
                                    											„      „
                                 Rohsprit von3/6 Feinsprit vonkaltes Wasser vonwarmes Wasser
                                    											von
                                 100
                                    											Hektoliter  50      „  25      „  15      „
                                 
                                    
                                    
                                   1650
                                 
                              
                                 5)
                                 Hähne und Rohrleitungen ungefähr
                                   1700
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 16000
                                 
                              
                           In ähnlicher Weise werden die Kosten für eine Production von 3600–4000 und von
                              									6200–7000 Liter in 24 Stunden auf bezüglich 28000 und 39000 Francs
                              									berechnet.
                           Die Vorzüge des Savalle'schen Systemes vor allen anderen
                              									sind folgende:
                           1) Beim Anfange des Abtriebes ist der Apparat leer und vollkommen rein, während die
                              									anderen Apparate die Becken ihrer Colonne mit schmutzigem Wasser und wesentlichen
                              									Oelen gefüllt haben.
                           2) Der Apparat ist von dem guten Willen des beaufsichtigenden Arbeiters vollkommen
                              									unabhängig, da er ganz selbstthätig und mit mathematischer Genauigkeit arbeitet.
                           3) Das Product ist einige Grade stärker und mithin auch reiner als bei anderen
                              									Apparaten.
                           4) Der Abtrieb ist auch anders beendigt, indem man diesen Punkt mit Gewißheit
                              									vorhersieht und sich also vor den Nachtheilen des Nichtbeachtens des ersten
                              									Augenblickes zum Umstellen des Productes schützen kann. Die richtige Fractionirung
                              									des Alkohols ist daher eine leichte Sache.
                           5) Bei anderen Apparaten braucht man 2–3 Stunden, um den schlechten Alkohol und die Oele
                              									zu beseitigen; hier dauert dich nur 2 Minuten.
                           6) Der Arbeitsverlust beträgt nur 1–2 Procent Alkohol, während man sonst
                              									5–8 Proc. verlor.
                           Nach speciellen Angaben über eine einmonatliche Arbeit in der Raffinerie des Hrn. E.
                              										Porion in Wardrecques bei
                              									St. Omer (Pasde-Calais), wobei 2091,38 Hektoliter Melassenspiritus
                              									rectificirt wurden, sind folgende Resultate erzielt worden (alle Producte als 3/6
                              									berechnet):
                           
                              
                                 
                                 Hektolit.
                                 
                                 Proc.
                                 
                              
                                 schlechter Alkohol, nochmals zu rectificiren
                                     62,84
                                 oder
                                     3
                                 
                              
                                 mittlere Qualität
                                   445,82
                                 –
                                   21,28
                                 
                              
                                 extrafeiner Alkohol
                                 1496,70
                                 –
                                   71,60
                                 
                              
                                 schlechter Alkohol, nochmals zu rectificiren
                                     49,31
                                 –
                                     2,35
                                 
                              
                                    Verlust
                                     37,21
                                 –
                                     1,77
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 2091,28
                                 –
                                 100
                                 
                              
                           Der Apparat lieferte in der Stunde 576 1/2 Liter guten Alkohol von 95 Proc.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
