| Titel: | Verfahren zum Trocknen von Gießformen mittelst heißer Luft; von Brunnon und Söhne zu Rive-de-Gier in Frankreich. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. CXXXVIII., S. 503 | 
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                        CXXXVIII.
                        Verfahren zum Trocknen von Gießformen mittelst
                           								heißer Luft; von Brunnon
                           								und Söhne zu Rive-de-Gier in
                           								Frankreich.
                        Aus Engineering, März 1870, S. 208.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IX.
                        Brunnon's Trocknen der Gießformen durch heiße Luft.
                        
                     
                        
                           Wir beschreiben im Nachfolgenden eine sehr zweckmäßige neue Methode zum Trocknen von
                              									Gießformen, welche in den Gießereien zu Rive-de-Gier von Brunnon und Söhne, den
                              									Dirigenten dieser Werke, eingeführt worden ist. Offenbar ist das Trocknen der
                              									Gießformen nach dem gewöhnlichen Verfahren mittelst offener, in den Formen
                              									angemachter Feuer eine ebenso unvollkommene als zeitraubende und kostspielige
                              									Methode. Die Wärme wird dabei auf die Form nur durch Strahlung übertragen und läßt
                              									sich nicht auf alle Theile gleichzeitig vertheilen; in Folge davon bleiben fast
                              									immer einzelne Stellen feucht, während andere verbrennen. Bei diesem
                              									Trockenverfahren fallen auch oft, besonders wenn das Feuer auf dünnen Platten
                              									angezündet wird, Aschen- und Schlackentheile, oder Stückchen von
                              									unverbranntem Brennmaterial in die Form hinein, welche durch Blasen mittelst eines
                              									Handblasebalgs entfernt werden müssen; dabei werden aber nicht selten auch einzelne
                              									Theilchen (dünne Kanten, Ecken etc.) von dem Formsande selbst mit weggerissen.
                              									Ferner ist der Aufwand an Brennmaterial sehr bedeutend und erreicht oft den dritten
                              									Theil vom Werthe des zukünftigen Gußstückes, da bei einigermaßen großen Formen eine
                              									größere Anzahl von Feuern angezündet werden muß. Dagegen brauchen die Formen bei der
                              									neuen Trockenmethode nicht bewegt zu werden.
                           Das Trocknen in Trockenkammern ist ohne Zweifel weniger kostspielig, indem mehrere Formen
                              									gleichzeitig in die Trockenkammer gebracht werden können; dieses Verfahren erfüllt
                              									jedoch seinen Zweck keineswegs vollständig. Es kommt dabei häufig vor, daß die zu
                              									trocknenden Formen den Trockenraum nicht ganz ausfüllen und dann kann von einer
                              									Ersparniß an Brennmaterial nicht die Rede seyn. Außerdem ist diese Trockenmethode
                              									noch mit anderen, den Gießern wohlbekannten Schattenseiten behaftet. Da nämlich die
                              									Formen nothwendiger Weise über einander gestellt werden müssen, so sind sie
                              									keineswegs einer gleichmäßigen Temperatur ausgesetzt; die oberen Schichten werden am
                              									stärksten erhitzt und die Feuchtigkeit schlägt sich beständig auf den tiefer
                              									stehenden Formen nieder; es ist demnach unerläßlich, die durch eine erstmalige
                              									Operation nicht hinlänglich getrockneten Formen zum zweitenmal im Trockenraum stehen
                              									zu lassen. In Folge einer solchen Unregelmäßigkeit kommt es, namentlich bei Formen
                              									von größeren Dimensionen, nicht selten vor, daß von denselben Stücke abbrechen, eine
                              									Gefahr welche durch das unvermeidliche Anfassen beim Einsetzen in die Trockenkammer
                              									und beim Herausnehmen aus derselben, beim Aufstellen am Gießplatze etc. noch
                              									vermehrt wird; solche Verletzungen müssen aber wieder ausgebessert werden und diese
                              									Reparaturen der trockenen Sandform sind natürlich mühsam. Endlich dürfen wir nicht
                              									unerwähnt lassen, daß diese Methode des Trocknens die Anwendung von Formkästen und eine beständige Handhabung schwerer Lasten
                              									nöthig macht. Zur Vermeidung dieser Uebelstände haben die HHrn. Brunnon für ihre Gießerei die im
                              									Folgenden beschriebene Einrichtung getroffen.
                           Wie aus dem Verticaldurchschnitt, Figur 9, ersichtlich ist,
                              									liegt in einer gemauerten Grube D ein eiserner Rost von
                              									verhältnißmäßiger Größe für die auszutrocknenden Formen. In einer oberhalb
                              									angebrachten Gußeisenplatte befinden sich Oeffnungen O,
                              									welche für gewöhnlich durch Deckel verschlossen sind; zu diesen Oeffnungen leiten
                              									radiale Canäle E aus dem Ofenraum. Ein Deckel H (Fig. 10) liegt oberhalb
                              									des Rostes; derselbe kann zum Einbringen des Brennmaterials entfernt werden. Bei
                              									Benutzung des Apparates werden in die Oeffnungen O
                              									Röhren L eingesetzt, durch welche die heiße Luft nach
                              									der Mitte der Formen geführt wird, in denen sie nach dem Rande zu circulirt und
                              									durch Oeffnungen N entweicht. Die Menge der zuströmenden
                              									Luft kann durch Schieber in den Oeffnungen O regulirt
                              									werden. Man erreicht auf diese Weise eine hinreichende Controlle des
                              									Trockenprocesses und es ist unmöglich, irgendeinen Theil der Formen zu verbrennen
                              									oder ungleich auszutrocknen. Noch zweckmäßiger ist die Operation durchzuführen, wenn
                              									kein rasches Austrocknen erforderlich ist. Läßt man einen heißen Luftstrom in die
                              										Form eintreten und
                              									verschließt sodann die Luftöffnungen, so wirkt die Hitze hinreichend langsam zum
                              									Austrocknen des Sandes.
                           Die Feuerung besteht aus einem kleinen Ofen, in welchem der Wärmeverlust auf ein
                              									Minimum reducirt ist; der Zutritt der warmen Luft ist leicht zu reguliren. Die Luft,
                              									welche durch einen Ventilator aus dem Canale B zuströmt,
                              									umgibt zum größten Theil den Ofen von außen und erwärmt sich durch Berührung und
                              									Strahlung. Hierdurch wird auch verhindert, daß Asche etc. von der Luft in die Formen
                              									mit fortgerissen wird. Die Hitze gelangt auf die beschriebene Weise besser zur
                              									Verwendung als in den gewöhnlichen Trockenkammern, da die warme Luft allseitig zur
                              									Wirkung kommt und nicht erst die ganze Dicke der Formen zu durchdringen braucht, ehe
                              									sie die innere Seite erreicht.
                           Das vorliegende System ist seit länger als einem Jahre in der Gießerei der HHrn.
                              										Brunnon in erfolgreicher
                              									Anwendung und hat sich in Bezug auf Brennmaterial- und Zeitersparniß sowie
                              									Verläßlichkeit der Wirkung vorzüglich bewährt.
                           
                        
                     
                  
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