| Titel: | Ueber die Löslichkeit des Chlorsilbers, des Jodsilbers und des Bromsilbers in Quecksilbersalzen; von H. Debray. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. CXLVI., S. 525 | 
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                        CXLVI.
                        Ueber die Löslichkeit des Chlorsilbers, des
                           								Jodsilbers und des Bromsilbers in Quecksilbersalzen; von H. Debray.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXX p. 995; Mai
                              								1870.
                        Debray, über die Löslichkeit des Chlorsilbers etc. in
                           								Quecksilbersalzen.
                        
                     
                        
                           In meiner früheren (vorstehenden) Mittheilung habe ich nachgewiesen, daß das Chlorsilber, namentlich bei Anwendung von Wärme, in einer
                              									Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd sich auflöst und beim Erkalten aus dieser
                              									Lösung krystallisirt.
                           Auch Jodsilber und Bromsilber
                              									sind in einer concentrirten Auflösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd sehr
                              									löslich und krystallisiren daraus beim Erkalten in ihren gewöhnlichen Formen. Ein
                              									gleiches Verhalten zeigt das Quecksilberchlorür
                              									(Calomel), indem es sich bei höherer Temperatur selbst in einer verdünnten Lösung
                              									von salpetersaurem Quecksilberoxyd löst und sich beim Erkalten der Flüssigkeit in
                              									ziemlich scharf ausgebildeten Krystallen beinahe vollständig ausscheidet. So lassen
                              									sich z.B. 25 Grm. Calomel in einem halben Liter einer Lösung, welche 50 Grm.
                              									salpetersaures Quecksilberoxyd enthält, leicht auflösen. Das beim Erkalten
                              									ausgeschiedene Chlorür, auf einer Platte von verglühtem Porzellan getrocknet, hält
                              									nur Spuren von Nitrat zurück, welche sich durch Auswaschen mit Wasser leicht
                              									beseitigen lassen.
                           Demnach bilden das salpetersaure Quecksilberoxyd, sowie wahrscheinlich alle übrigen
                              									Quecksilberfalze wirkliche Auflösungsmittel für das unlösliche Chlorsilber und
                              									Quecksilberchlorür, sowie das ebenso unlösliche Bromsilber und Jodsilber. Man kannte
                              									bisher nur wenige Lösungsmittel für diese Körper; in den meisten Fällen wirken die
                              									als solche bezeichneten Substanzen auf das Chlorsilber, das Jod- und das
                              									Bromsilber in der Weise, daß sie (entgegengesetzt dem Verhalten der
                              									Quecksilbersalze) mit
                              									denselben lösliche Verbindungen bilden. Zu diesen Substanzen gehört das Cyankalium
                              									und das unterschwefligsaure Natron, welche mit Chlorsilber ein Doppelcyanür oder ein
                              									Doppel-Hyposulfit und gleichzeitig Chlorkalium, bezw. Chlornatrium geben. Das
                              									Chlorsilber wird bekanntlich auch von concentrirten Lösungen der Chloralkalien
                              									aufgelöst, weil krystallisirte lösliche Verbindungen von Chlorsilber und diesen
                              									Chloralkalien existiren.
                           Auf die Löslichkeit des Jodsilbers und des Bromsilbers in salpetersaurem
                              									Quecksilberoxyd hatten schon vor mir einige Chemiker aufmerksam gemacht; man
                              									vermuthete aber nicht, daß sie so bedeutend sey und ein so bequemes und rasches
                              									Mittel darbietet, das Jod- und das Bromsilber krystallisirt zu erhalten.
                           Auch eine Lösung von salpetersaurem Silberoxyd löst eine geringe Menge Chlorsilber
                              									auf; denn sehr häufig erhält man durch Behandlung von käuflichem salpetersaurem
                              									Silber mit etwas Wasser eine Lösung welche sich trübt, wenn man sie verdünnt.
                              									Obgleich die Menge des vom salpetersauren Silberoxyd aufgenommenen Chlorsilbers nur
                              									sehr gering ist, besonders in der Kälte, so ist sie doch hinreichend um den amorphen
                              									Niederschlag von Chlorsilber rasch in Krystalle umwandeln zu können, indem man ihn
                              									mit einer concentrirten Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd in Berührung
                              									bringt und diese abwechselnd erhitzt und wieder erkalten läßt. Ich habe unter diesen
                              									Umständen niemals die Entstehung einer Verbindung von Chlorsilber mit salpetersaurem
                              									Silberoxyd nachweisen können.
                           Salpetersaures Quecksilberoxydul löst bei höherer Temperatur beträchtliche Mengen von
                              									Quecksilberchlorür (Calomel) auf; letzteres scheidet sich bei langsamem Erkalten in
                              									schönen perlmutterartig glänzenden Krystallen aus; das Quecksilberchlorür ist jedoch
                              									in einer Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul bedeutend schwerer löslich als
                              									in der Lösung des Oxydsalzes.