| Titel: | Notizen über eine neue Holzstofffabrication; von Otto Krieg. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. CLVII., S. 571 | 
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                        CLVII.
                        Notizen über eine neue Holzstofffabrication; von
                           									Otto Krieg.
                        Aus der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
                              									1870, Bd. XIV S. 289.
                        Krieg, über eine neue Holzstofffabrication.
                        
                     
                        
                           Das billigste, aber auch das schlechteste Papier ist das gewöhnliche Strohpapier in der gelben Naturfarbe des Strohes, aus
                              									welchem es bereitet ist; dieses Papier ist so außerordentlich spröde und brüchig,
                              									daß es nur zu Emballagen welche wenig auszuhalten haben, und dergleichen gebraucht werden kann und daher
                              									beim Publicum sehr in Mißcredit gekommen ist. Wer hätte wohl geglaubt, daß dasselbe
                              									Stroh, nach der gehörigen chemischen Behandlung, einen ganz vortrefflichen zähen
                              									Papierstoff abgeben kann? Nur der große Kieselsäuregehalt des natürlichen
                              									Strohhalmes ist der Festigkeit des daraus dargestellten Fabricates im Wege. Die
                              									Kieselsäure, welche glasartig die Fasern überzieht oder durchdringt, schneidet
                              									dieselben gewissermaßen entzwei, wenn sie sich biegen sollen; daher bricht das
                              									Strohpapier so leicht. Entfernt man dagegen die Kieselsäure, was durch Kochen mit
                              									starken caustischen Laugen geschieht, so bleibt eine geschmeidige schöne feste Faser
                              									zurück, welche sich bleichen läßt und ein vortreffliches Papier gibt. Zum Beispiel
                              									das Papier zu verschiedenen englischen Zeitungen, welche bekanntlich im Allgemeinen
                              									auf weit besseres Papier gedruckt werden als in Deutschland, besteht zum großen
                              									Theil aus gebleichter Strohfaser. Daily news und Lloyds' weekly bestehen aus 60 bis 70 Proc. Stroh und 30
                              									bis 40 Proc. Espartogras, enthalten also gar keine Lumpen. Dieser gebleichte
                              									Strohstoff, welcher in England schon seit 10 Jahren und länger mehr und mehr
                              									verwendet worden ist, hat in den letzten Jahren auch bei uns Eingang gefunden und
                              									wird mit Vortheil zu Mittel-Druck- und Kanzleipapieren als Zusatz zur
                              									Leinen – und Baumwollfaser verarbeitet.
                           Einer ähnlichen Verbesserung wie der Strohstoff für die Papierfabrication scheint nun
                              									auch noch der Holzstoff fähig zu seyn. Schon in einem
                              									früheren ArtikelZeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, Bd. XII S. 628. machte ich auf die großartige amerikanische Holzstofffabrik zu Manayunk bei
                              									Philadelphia aufmerksam. Dort wird das Holz nicht wie bei dem Völter'schen deutschen Systeme nur mechanisch behandelt, d.h. durch nasses
                              									Schleifen an einem schnell rotirenden Steine in die nöthige breiige Form gebracht,
                              									sondern das gröblich in Späne verwandelte oder geraspelte Holz wird mehr chemisch
                              									bearbeitet, das heißt bei hoher Temperatur und starkem Druck mit kräftigen
                              									caustischen Laugen behandelt, wodurch die Fasern so aufgelockert und weich werden,
                              									daß sie sich, ähnlich den Flachs- und Baumwollfasern, im Holländer leicht
                              									kurz mahlen und auch bleichen lassen. Es ließ sich von vornherein vermuthen, daß
                              									dieser gewissermaßen auf chemischem Wege präparirte Holzstoff dem gewöhnlichen Völter'schen Stoffe vorzuziehen seyn würde. Um darüber
                              									Gewißheit zu erlangen, setzte ich mich in Correspondenz mit den HHrn. Jessop und Moore, den Vorstehern jenes großen
                              									Actienunternehmens in Philadelphia, und bat um einige Proben ihres Holzstoffes resp. des daraus
                              									gefertigten Papieres. In freundlichster Weise erhielt ich die gewünschten Proben von
                              									Papier aus Fichten- und Pappelholz, welche allerdings meine Vermuthung im
                              									vollsten Maaße bestätigten. Dieses amerikanische Holzpapier besitzt eine
                              									außerordentliche Festigkeit und Zähigkeit, wie solche bei dem nach Völter'schem Systeme bereiteten Stoffe nicht entfernt zu
                              									finden ist; es hat dagegen viel Aehnlichkeit mit den japanesischen Papieren, welche
                              									meist aus dem Bast einer Art Maulbeerbaum gefertigt seyn sollen. Leider aber ist das
                              									oben angedeutete Manayunker Verfahren ein sehr viel kostspieligeres, und die HHrn.
                              										Jessop und Moore schrieben mir auch am Schlusse
                              									ihres Briefes vom 22. Juni 1868: „bei unseren theueren Arbeitslöhnen,
                                 										hohen Steuern und hohen Preisen der Chemikalien und unter Berücksichtigung der
                                 										großen Unkosten, Reparaturen etc. ist es gegenwärtig
                                 										vortheilhafter, Papier aus Lumpen zu machen.“ Hieraus glaubte ich
                              									schließen zu dürfen, daß das ganze kostspielige Unternehmen wohl keinen recht
                              									praktischen Erfolg haben möchte; denn wenn ein Surrogat, welches ein anderes
                              									Material ersetzen soll, selbst themer als das ursprüngliche Material zu stehen
                              									kommt, so hört es auf ein Surrogat zu seyn. Ich hatte daher diese chemische
                              									Holzstoffbereitung schon wieder ganz aus den Augen verloren, als ich kürzlich im Engineer vom 24. September 1869 einen Bericht fand über
                              									eine ähnliche Fabrik in England: Cone Mills bei Lydney in Gloucestershire, im Besitz
                              									einer Actiengesellschaft, der Gloucester Paper Company.
                              									Auch von dort erhielt ich auf meine Bitte sehr bereitwillig Stoff- und
                              									Papierproben, welche mich wieder aufs Neue davon überzeugten, wie vorzüglich der
                              									durch dieses chemische Verfahren gewonnene Holzstoff gegen den auf nur mechanischem
                              									Wege zubereiteten ist. Den besten Beweis für die Güte dieses neuen Holzstoffes gibt
                              									wohl der Umstand, daß die genannte Fabrik gegenwärtig aus reinem Holz fabricirtes
                              									Papier zu dem sogenannten Schmirgel- und Glaspapier liefert, welches gerade,
                              									wie bekannt, die allergrößte Zähigkeit besitzen muß, ein Resultat welches mit Völter'schem Stoff absolut unerreichbar seyn würde. Hr.
                              										Houghton, welcher an der
                              									Spitze der Cone Mills steht, vergleicht in seinem Schreiben an mich den Völter'schen Stoff, wenn auch in etwas übertriebener
                              									Weise, aber doch nicht ganz mit Unrecht, mit
                              									Porzellanthon, dem gewöhnlichen erdigen Füllstoff, welchen die Papierfabrikanten
                              									seiner Billigkeit wegen in größeren oder kleineren Quantitäten anwenden, der aber
                              									natürlich an und für sich gar keine Festigkeit besitzt.
                           Da nun der Gegenstand entschieden von großem Interesse ist, so mögen noch einige
                              									speciellere Notizen nach dem Engineer hier folgen.
                           
                           Die Maschine, durch welche zunächst das Holz in Späne verwandelt wird, der sogenannte
                              										Holzschneider, besteht aus einer schweren gußeisernen
                              									Scheibe von 4 Tonnen (80 Ctr.) Gewicht, in directester Weise von einer Dampfmaschine
                              									von 8 Pfrdst. bewegt, indem jene Scheibe gewissermaßen das Schwungrad der Maschine
                              									bildet und bis 250 Umdrehungen pro Minute macht. Ein an
                              									der einen Seitenfläche der Scheibe befestigtes Messer schneidet etwa 1/2 Zoll (12,5
                              									Millimet.) dicke Späne von den Enden der Holzklötze ab, welche nach und nach auf der
                              									geneigten Bahn der Scheibe immer weiter zugeführt werden. Die Späne fallen nun noch
                              									zwischen zwei horizontale cannelirte Walzen, welche
                              									dieselben weiter zermalmen und die Fasern öffnen. Die zwischen den Walzen
                              									herauskommenden Späne werden in cylinderförmige Drahtkörbe, welche mit kleinen
                              									Rädern versehen sind, gepackt und auf Eisenbahnschienen in den Kochapparat hineingerollt. Dieser letztere hat das Ansehen eines
                              									gewöhnlichen horizontalen cylindrischen Dampfkessels, ist aus 9/16 zölligem (14
                              									Millimet.) Lowmooreisen construirt und 32 Fuß (9,75 Met.) lang bei einem Durchmesser
                              									von 3,9 Fuß (1,19 Met.). Dieser Apparat wird aber nicht wie ein gewöhnlicher
                              									Dampfkessel durch directes Feuer erwärmt, sondern, und das ist das Eigenthümliche
                              									dieses Systemes, durch Hochdruckröhren in denen Wasser von dem Ofen aus durch den
                              									Kessel und wieder zurück circulirt, also gewissermaßen durch eine Heißwasserheizung.
                              									Sobald der Kessel die erforderliche Zahl Drahtkörbe enthält, wird er durch einen
                              									aufgeschraubten Deckel fest verschlossen, darauf durch eine Centrifugalpumpe mit
                              									einer starken Lösung von caustischem Natron gefüllt und das Ganze für 5 bis 6
                              									Stunden auf eine möglichst hohe Temperatur gebracht. In dem ersten Artikel sind
                              									dafür 220° F. (104,4° C.) angegeben; in einem späteren Artikel sagt
                              										Houghton, daß er gerade auf die Temperatur ein großes
                              									Gewicht lege und gewöhnlich eine um 150° F. höhere Temperatur, also
                              									370° F. (187 1/2° C.) anwende. Diese letztere Temperatur würde dann
                              									einem Dampfdruck von 11 Atmosphären entsprechen.
                           Sobald so das Holz genügend gekocht ist, wird es aus dem Kessel gezogen; es hat dann
                              									eine blaugraue Farbe und wird nun im Holländer ganz wie Lumpenstoff behandelt,
                              									gewaschen, gemahlen etc., und läßt sich auch durch Chlor bleichen. Die aus dem
                              									Kochkessel abgelaufene Lauge wird zum Zweck der Wiedergewinnung des kostspieligen
                              									Natrons in große Abdampfpfannen gepumpt und durch darin hin- und herlaufend
                              									angebrachte Heizröhren bis zur Syrupsdicke eingedampft. Darauf wird die Flüssigkeit
                              									in flachen eisernen Pfannen über directem Feuer erhitzt und weiter in eine mehr
                              									consistente Masse verwandelt. Der Inhalt dieser Pfannen sieht vermöge des großen Gehaltes an Harz
                              									und Extractivstoffen des Holzes ganz schwarz und wie geschmolzenes Pech aus. Wenn
                              									die Masse endlich fest geworden ist, wird sie auf einen Herd gebracht und durch
                              									Brennen in gute calcinirte Soda umgewandelt. Die bei diesem Proceß entweichenden
                              									Gase, etwa 2 Kbkfß. pro Pfund Holz (0,115 Kubikmeter pro Kilogrm.), werden unter den letzten Abdampfpfannen
                              									mit verbrannt. Jetzt hat man nur noch nöthig, diese Soda mit gebranntem Kalk zu
                              									behandeln, um sie in den ursprünglich caustischen Zustand zurückzubringen, und man
                              									gewinnt auf diese Weise 80 Proc. des ursprünglich verwendeten Quantums.
                           Auf diese Mittheilungen erwidert in einer der nächsten Nummern des Engineer vom 10. December 1869 Houghton, welcher sich als Erfinder des neuen Processes bekennt, in
                              									ausführlicher Weise; er sucht zunächst die Behauptung, daß der so präparirte
                              									Holzstoff etwas theuerer als der gebleichte Stroh- oder Espartostoff zu
                              									stehen käme, zu widerlegen; er gibt zu, daß der Verlust beim Kochen wohl etwas
                              									größer sey, der Holzstoff selbst dann aber auch 25 bis 33 Proc. mehr Werth als
                              									Strohstoff habe wegen seiner wunderbaren Festigkeit, Länge der Faser und Reinheit.
                              									Nicht uninteressant sind nun die Notizen, welche Houghton
                              									über die Geschichte seiner Erfindung gibt. Vor vielen Jahren schon habe er entdeckt,
                              									daß Holz dasjenige Material sey, welches als Faserstoff für die Papierfabrication
                              									nichts zu wünschen übrig lasse. Was ihn anfangs bewogen habe, immer nur ganz dünne
                              									Holzspäne und zwar so dünn als nur irgend möglich zu den Versuchen zu verwenden, das
                              									wisse er selbst nicht. Kurz, gerade an dem Festhalten des Holzes in fein zertheiltem
                              									Zustande sey er gescheitert. Es sey nämlich ein Haupterforderniß, daß das Holz beim
                              									Kochen vollständig von caustischer Lauge bedeckt sey, und da Holzspäne ein sehr großes Volumen einnehmen, so sey sehr viel Lauge
                              									erforderlich gewesen und der Proceß zu theuer geworden. Habe er versucht die
                              									Holzspäne im Kochkessel festzustampfen, so sey die Lauge nicht durchgedrungen und
                              									seyen nur die äußeren Theile gut gekocht gewesen. Er sey daher damals zu dem
                              									Schlusse gekommen, die Sache könne sich niemals rentiren, und er habe sie jahrelang
                              									liegen lassen und sich inzwischen mit großem Erfolg mit dem Verarbeiten der
                              									schlechtesten Flachs- und Hanfabfälle zu gutem Papierstoff beschäftigt. Zu
                              									dieser Zeit habe Jemand in Amerika gefunden, daß aus Bambusrohr ein ausgezeichneter
                              									Faserstoff für die Papierfabrication zu gewinnen sey; derselbe habe den Bambus in
                              									einem röhrenartigen Gefäß unter sehr hohem Dampfdruck gekocht, dessen Endverschluß
                              									durch eine Feder plötzlich geöffnet werden konnte, um den ganzen Inhalt
                              									explosionsartig gegen
                              									eine feste Wand zu schleudern. Dieses Verfahren habe wohl seinen Zweck erfüllt, sey
                              									aber wegen der vielen dabei vorgekommenen Unglücksfälle von der Regierung inhibirt
                              									worden. Einige Kaufleute in Jamaika jedoch, welche von der erfolgreichen Verwandlung
                              									des bei ihnen einheimischen Bambus in werthvolle Papiermasse gehört hatten, griffen
                              									die Sache wieder auf und schickten Proben an verschiedene Papierfabrikanten nach
                              									England. Auf diese Weise sey der Bambus in seine (Houghton's) Hände gekommen und er hätte mit
                              									Leichtigkeit die schönsten Papierfasern daraus dargestellt. Aber (und dieß ist der
                              									merkwürdige Zufall), um das Bambusrohr im Kochkessel festzuhalten, habe er einige
                              									gewöhnliche Lattenstücke aus Holz verwendet und beim Entleeren des Kessels nach dem
                              									Kochen zu seinem Erstaunen gefunden, daß die Lattenstücke ebenso gut aufgeschlossen
                              									waren als der Bambus. Darauf habe er mit dem besten Erfolge einen ganzen Kessel voll
                              									Lattenstücke zu kochen versucht und gefunden, daß er in dieser Form fünfmal so viel
                              									Holz in dem Kessel unterbringen konnte, als früher in Form von feinen Spänen und mit
                              									demselben Quantum Alkali. Auf diese Weise habe der Zufall ihn geführt, vielleicht
                              										„den Faserstoff der Zukunft“ zu finden. Bald darauf habe er
                              									seine Erfindung an die Gloucestershire
                                 										Paper-Company verkauft und die dazu gehörigen Maschinen in Cone
                              									Mills bei Lydney aufgestellt. Im Anfange habe er durch Maschinen gewissermaßen
                              									Lattenstücke zu schneiden gesucht, endlich aber, von der Idee einer Rüben-
                              									oder Häckselschneidmaschine ausgehend, die oben schon beschriebene Schneidmaschine
                              									construirt, mit welcher man jetzt in Cone Mills vortheilhaft arbeite. Nun beschreibt
                              										Houghton in seinem Briefe nochmals seinen großen
                              									Kochkessel, wie derselbe 60 bis 90 Ctr. Holz aufnehmen könne, wie derselbe mit
                              									caustischer Lauge gefüllt und dann bis auf 165 Pfd. (11,6 Kilogrm. pro Quadratcentimeter) Druck erhitzt werde, wie man dann
                              									nach dem Abblasen des Dampfes die Lauge ablaufen lasse und den ganzen Kessel zur
                              									Abkühlung und weiteren Auslaugung nochmals mit kaltem Wasser fülle, bevor der Stoff
                              									herausgenommen werde etc. Houghton legt dabei besonderes
                              									Gewicht auf die Erhitzung durch die geschlossenen Heißwasserröhren, und wohl auch
                              									mit Recht, denn es läßt sich nicht leugnen, daß dieses System unbestreitbare Vorzüge
                              									hat. Bei dem gewöhnlichen Verfahren, dem Erhitzen durch directe Einleitung von
                              									Dämpfen, wird die Lauge fortwährend mehr verdünnt und unwirksamer gemacht, ebenso
                              									wie auch hinterher das Eindampfen der Lauge bei größerer Verdünnung kostspieliger
                              									wird. Ein Erhitzen des Kochkessels über directem Feuer soll aber unthunlich seyn,
                              									weil die Wände des Kessels sich inwendig bald mit dicken Lagen der harzigen
                              									Bestandtheile des Holzes
                              									überzögen und die Feuerung unwirksamer machten, während die Heizröhren dagegen sich
                              									mit keinerlei Kesselstein bedeckten; das Kochen überhaupt sey so ökonomisch, daß auf
                              									1 Tonne fertigen Papierstoff nur 1/2 Tonne Kohlen gebraucht würde.
                           Diese Mittheilungen Houghton's
                              									riefen in der nächsten Nummer des Engineer vom 24
                              									December 1809 eine Erwiderung eines anscheinend erfahrenen Papierfabrikanten R.
                              									hervor, welcher nicht zugeben will, daß der Holzstoff nach dem neuen patentirten
                              									Verfahren dem Stoff aus Stroh oder Esparto vorzuziehen sey, indem er die
                              									Herstellungskosten für ersteren als höher herausrechnet als für letztere beiden
                              									Surrogate. Darauf repliciren Houghton und sein Ingenieur
                              										Lee nochmals, und der
                              									Anonymus R. am 14. Januar zum zweiten Male, ohne viel Neues noch vorzubringen. Nur
                              									einige positive Zahlen über Preise etc. sind von Interesse; es wird z.B. constatirt,
                              									daß gegenwärtig auf dem englischen Markt der Papierfabrikant für 1 Tonne Stroh 30
                              									bis 50 Shilling (für 100 Pfd. 15 bis 25 Sgr.), für ein gleiches Gewicht Esparto aber
                              									7 Pfd. Sterl. (für 100 Pfd. 2 1/3 Thlr.) zahlen muß. Für die Holzabfälle, welche Houghton verarbeitet, Bret- und Klötzerenden und
                              									alle möglichen Abfälle von großen Holzhandlungen und Sägemühlen, gibt derselbe als
                              									Preis an Ort und Stelle, wahrscheinlich in Schweden oder Finnland, von wo England
                              									das meiste Holz bezieht, 2 1/2 Shilling pro Tonne an (1
                              									1/4 Sgr. pro 100 Pfd.), und zwar seyen ihm zu diesem
                              									Preise 15,000 Tonnen pro Jahr angeboten worden. Sein Gegner R. sucht nachzuweisen,
                              									daß das Holz mit der Fracht, welche Houghton verschweigt, sich mindestens auf 35 Shilling (17 172 Sgr. pro 100 Pfd.) oder ziemlich ebenso theuer als Stroh
                              									stellen dürfte. Derselbe gibt ferner an, daß, um 1 Tonne fertigen Strohstoff zu
                              									liefern, 780 Pfd. Alkali im Werthe von 5 Pfd. Sterl. (33 1/3 Thlr.) erforderlich
                              									seyen, zu einer Tonne Holzstoff dagegen 1800 Pfd. im Werthe von 11 1/2 Pfd. Sterl.
                              									(76 2/3 Thlr.); dieses ungünstige Verhältniß wurde zum Theil dadurch herbeigeführt,
                              									daß zur Herstellung von 1 Tonne Papier etwa 3 Tonnen Holz erforderlich seyen,
                              									dagegen nur 2 1/2 Tonnen Stroh oder 2 Tonnen Esparto. Es stelle sich demnach die
                              									Calculation für den neuen Holzstoff entschieden ungünstiger als für die beiden
                              									anderen Surrogate.
                           Doch nun genug von diesem Federkrieg, welcher bisher im Engineer um diesen auf chemischem Wege bereiteten Holzfaserstoff geführt
                              									wurde. Es ist natürlich gegenwärtig noch nicht möglich, ein endgültiges Urtheil über
                              									die Sache zu fällen, aber so viel scheint doch festzustehen, daß der Holzstoff noch
                              									einer ungeahnten Veredelung fähig ist und von den Papierfabrikanten nicht aus den
                              									Augen verloren werden darf.
                           
                           Zum Schluß will ich noch auf eine eigenthümliche Reaction aufmerksam machen. Es ist
                              									bekannt, daß Anilinsalze das natürliche Holz intensiv gelb färben. Eine verdünnte
                              									wässerige Lösung von schwefelsaurem Anilin ist daher ein sehr empfindliches Reagens
                              									auf Holzstoff (Völter'schen) im Papier, indem sich
                              									dasselbe beim Betupfen, sobald es nur wenige Procente Holz enthält, intensiv gelb
                              									färbt. Diese Reaction bleibt nun vollständig aus bei dem auf dem chemischen Wege
                              									präparirten Holzstoff.