| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. , S. 86 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Neue Knopflochnähmaschine.
                           Der Pariser Mechaniker M. J. Guttmann hat der Société d'Encouragement eine
                              									Knopflochnähmaschine vorgezeigt, welche nach Armengaud's
                              									Génie industriel, Januar 1870, S. 52 nachstehende
                              									Einrichtung hat.
                           Die neue Maschine ist eine Schiffchenmaschine mit zwei
                              									Nadeln an einem (abwechselnd) sich drehenden Nadelführer; die eine Nadel ist in der
                              									Achsenrichtung desselben, die zweite excentrisch befestigt. Die Maschine ist daher
                              									eine Dreifädenmaschine.
                           Der Schiffchenfaden und jener der centralen Nadel haben eine starke Spannung und sind
                              									gleich dick. Beide verschlingen sich am Rand des Knopfloches und bilden ringsherum
                              									eine Art Schnürchen. Der dritte Faden, jener der excentrisch gestellten Nadel, ist
                              									viel feiner und besitzt eine sehr geringe Spannung. Derselbe füllt den Zwischenraum
                              									zwischen dem Nadelstich und dem Rand des Loches aus.
                           Diese Knopflochmaschine besitzt einige specielle Mechanismen: jene welche die Drehung
                              									(Oscillation) des Nadelführers bewerkstelligen und welche ausgerückt werden können,
                              									wenn eine gewöhnliche (Stepp-) Naht hergestellt werden soll; ferner einen
                              									Arretirungshebel für den Schiffchenfaden, um denselben während der Verschlingung
                              									gespannt zu erhalten; einen Schutzhebel für die Nadelspitzen, um deren Abbrechen
                              									durch den Stoß des Schiffchens zu verhindern; einen Knopflochführer etc.
                           Man kann die Maschine auch zur Erzeugung der überwendlichen, ebenso der Steppnaht
                              									verwenden. Das „hannoversche Wochenblatt für Handel und
                                 										Gewerbe“ berichtet in Nr. 45 des vorigen Jahrganges S. 368 über eine
                              									neue zur permanenten Gewerbe-Ausstellung von Hrn. Timmann in Hannover eingesendete empfehlenswerthe Knopflochnähmaschine, welche das Ausgezeichnetste ihrer
                              									Art genannt zu werden verdient, indem sie die Eigenschaften einer für gewöhnlichen
                              									Steppstich brauchbaren Maschine mit der Knopflochnähmaschine vereinigt und außerdem
                              									zugleich die allereinfachste Construction einer brauchbaren Knopflochmaschine ist, welche bis jetzt
                              									bekannt wurde.
                           Da der gebrachte Bericht den obigen über die Guttmann'sche
                              									Nähmaschine ergänzt, so mag derselbe hier beigefügt werden.
                           Die neue Maschine arbeitet – abgesehen von dem sogenannten Vorpaß oder Anlegefaden – mit drei verschiedenen Fäden, nämlich zwei Nadelfäden und
                              									einem Schützenfaden, wovon letzterer von der Spule einer gewöhnlichen Weberschütze,
                              									wie bei den Maschinen von Howe, Singer u.a., geliefert
                              									wird. Die beiden vorhandenen Nadeln (gewöhnliche Maschinennadeln) befinden sich an
                              									derselben verticalen Nadelstange, welche letztere außer ihrer geradlinig auf-
                              									und abgehenden Bewegung noch eine um ihre Achse drehende, hin- und hergehende Bewegung
                              									annehmen kann, die ihr durch einen einfachen Zahnstangen-Mechanismus ertheilt
                              									wird.
                           Die eine dieser Nadeln ist genau in der Achsenrichtung der cylindrischen Nadelstange,
                              									die andere im Mantel der letzteren befestigt. Beim Nähen von Knopflöchern
                              									durchsticht nur die Mantelnadel den betreffenden Stoff, während die andere, die
                              									Achsennadel, beim gemeinsamen Niedergange mit der Mantelnadel den Stoff nur
                              									tangirt.
                           Die Schütze geht durch beide von den Nadeln unterwärts gebildeten Schlingen und zieht
                              									den dritten Faden durch letztere. Beide Nadeln gehen hierauf in die Höhe, wobei die
                              									Achsennadel ihre Richtungslinie nicht verläßt, während die Mantelnadel um letztere
                              									einen halben Umlauf, und zwar beim ersten Stich nach einer Richtung (nach rechts),
                              									beim darauf folgenden zweiten Stich nach der anderen Richtung (nach links) macht.
                              									Hierdurch wird der erforderliche überwendliche Stich und zwar als Kreuzstich
                              									gemacht, wobei schließlich der Achsfaden den Schützenfaden mehrfach umschlingt.
                           Durch Lösung eines einzigen Bolzens am Hebel zur vorgedachten Zahnstangenbewegung und
                              									Entfernung der Mantelnadel verwandelt man die Knopflochmaschine ohne Weiteres in
                              									eine gewöhnliche Steppstichmaschine mit Schütze, mit welcher dann noch allerlei neue Luxus Phantasie-Nähte gemacht werden
                              									können.
                           Der Preis einer solchen Maschine wird mit 110 Thaler angegeben.
                           
                        
                           Geschmiedete Holzschrauben.
                           Die Gewinde der Holzschrauben werden nach der bekannten Fabricationsmethode durch
                              									Schneidwerkzeuge erzeugt. Dieser Proceß ist nicht allein kostspielig, sondern es
                              									werden dabei auch die Fasern des Eisendrahtes zwischen den Windungen unterbrochen,
                              									der Zusammenhang derselben mit jenen des Schraubenschaftes wird geschwächt.
                           H. P. Boyd (Low Walker,
                                 										Newcastle-upon-Tyne) hat sich ein Verfahren patentiren
                              									lassen, nach welchem Holzschrauben aller Größen durch Schmieden erzeugt werden, wobei also die Fasern zwischen den Windungen nur
                              									gebogen, keineswegs unterbrochen werden. Der Preis der geschmiedeten Holzschrauben
                              									soll jenen der in bisher üblicher Art erzeugten Holzschrauben nicht
                              									überschreiten.
                           Dabei sind die kleinen wie die großen Holzschrauben mit gleicher Sorgfalt und
                              									Genauigkeit ausgearbeitet, auf der Oberfläche so glatt als ob sie geschnitten wären,
                              									außerdem mit der natürlichen, gegen Rost schützenden Eisenhaut versehen.
                           Besondere Verwendung finden die geschmiedeten Holzschrauben beim Schiffsbau zur
                              									Befestigung der Panzerplatten auf die hölzerne Unterlage, zum Festschrauben von
                              									Schienenstühlen etc.
                           
                        
                           Fabrication von Metallröhren.
                           F. N. Gisborne und H. Allman,
                              									Ingenieure in London, stellen nach ihrem vorjährigen Patente aus Metallstreifen
                              									Röhren her, welche als Telegraphenstangen, Masten,
                              									Röhrenbalken, Dampfleitungsröhren u. dgl. verwendet werden können. Zu diesem Zweck
                              									werden die Metallstreifen spiralförmig aufgewickelt, so daß eine spiralförmige Fuge
                              									mit übergreifendem Rande entsteht, welche alsdann vernietet, verschweißt oder durch
                              									Löthen oder Galvanisiren (Verzinken) geschlossen wird. Dadurch soll mit dem Minimum
                              									von Materialaufwand das Maximum (?) der Festigkeit erzielt werden.
                           Bei Telegraphenstangen stellen die Erfinder jede Stange aus zwei Theilen her. An dem
                              									unteren Theil ist eine Platte von größerem Durchmesser angebracht, welche in die
                              									Erde eingegraben wird; dann erst wird der obere Rohrtheil befestigt. Oben ist
                              									derselbe mit Ebenholz oder einem anderen nicht leitenden Material gefüttert, an
                              									welchem der Leitungsdraht befestigt wird, indem er durch Oeffnungen der Röhre
                              									hindurchgeht, oder auch auf Armen ruht, welche an dem Nichtleiter angebracht
                              									sind.
                           Die verwendeten Metallstreifen können gewellt oder auch anders geformt seyn, um die
                              									fertige Röhre alsdann ornamentalisch verziert zu erhalten. Um die Steifigkeit
                              									derselben zu erhöhen, können auch zwei oder mehrere Metallstreifen in
                              									entgegengesetzten Windungen aufgewickelt und verbunden werden. (Armengaud's
                              									Génie industriel, Februar 1870, S. 109).
                           
                        
                           
                           Wiederherstellung von verbranntem Gußstahl.
                           So mancher Besitzer einer mechanischen Werkstätte, heißt es im praktischen Maschinen-Constructeur, hat schon bei Durchsicht seiner
                              									Rechnungen gefragt, wie es doch möglich ist, daß so viel Geld für Gußstahl
                              									ausgegeben wurde, und doch ist die Sache sehr einfach: Man braucht nur der
                              									Behandlung der Gußstahl-, Dreh-, Flach- und Kreuzmeißel, der
                              									Bohrer etc. in einer mechanischen Werkstätte einmal zuzusehen, so weiß der
                              									Betreffende gleich, wo sein Geld geblieben.
                           Es wird da durch das ewige Warmmachen, Ausrecken, Härten u.s.w. so viel Stahl
                              									verbrannt, heimlich abgehauen und fortgeworfen, daß es wohl der Mühe lohnt, ein so
                              									einfaches billiges Gegenmittel, wie das unten folgende, in jeder auch noch so
                              									kleinen Werkstätte einzuführen.
                           Man schmelze 3 Gewichtstheile reines Colophonium in einem Tiegel und setze nach dem
                              									Flüssigwerden unter langsamem Umrühren 2 Gewichtstheile gutes gekochtes Leinöl zu,
                              									wobei man aber vorsichtig zu Werke gehen muß, da das Gemisch bei hoher Temperatur
                              									leicht in Flammen aufgeht. Man erhält schließlich eine dunkelbraune Masse von
                              									Syrups-Consistenz, welche die Eigenschaft hat, daß jedes auch noch so sehr
                              									verbrannte Stückchen Gußstahl, rothwarm hineingetaucht, sofort wieder seine
                              									ursprüngliche Güte erhält, und wenn die Operation mehrmals hintereinander wiederholt
                              									wird, eine Qualität Stahl hervorbringt, welche ursprünglich in solcher Feinheit
                              									nicht vorhanden war.
                           Es ist wirklich überraschend, zu sehen, wie ein bis zur Reißnadel ausgerecktes Stück
                              									Gußstahl mit Willen verbrannt, in die Masse hineingetaucht, sich, man möchte sagen,
                              									bis zur unsichtbaren Spitze ausstrecken läßt, ohne das geringste Bestreben zu
                              									zeigen, brüchig zu werden oder sich gar zu spalten.
                           Die Härtung geschieht am besten dunkelroth und in Regenwasser.
                           Wichtig ist die Anwendung des Mittels für die Fabrication der Gußstahlpillen zum
                              									Schärfen der Champagne-Steine,Bekanntlich verwerfen nämlich die Reisenden der
                                    											Champagne-Mühlstein-Fabrication alle Werkzeuge, die nicht von
                                    											ihnen selbst geliefert werden. denn jeder Mühlenbesitzer, der obige Steine eingeführt hat, weiß, was es
                              									kostet, ehe er Pillen erhält, welche einigermaßen ihren Zweck erfüllen, und bei
                              									Anwendung obiger Masse wird man finden, daß mit dem gewöhnlichen in Deutschland
                              									fabricirten Gußstahl ein Instrument von so vorzüglicher Härte hergestellt werden
                              									kann, daß es jedem anderen, auch dem so sehr gepriesenen aus Frankreich, kühn die
                              									Spitze bieten kann.
                           
                        
                           Ueber Condensation des entstehenden Wasserstoffes durch
                              									Nickel.
                           Im Handel findet man Nickelklumpen, welche so porös sind, daß ein Wassertropfen, auf
                              									ihre Oberfläche gebracht, ebenso rasch in's Innere dringt, wie auf trockenem Gyps.
                              									Wenn man nun dieses Nickel 12 Stunden lang als negative Elektrode in einem
                              									Wasservoltameter benutzt, so kann es, wie Raoult der
                              									Pariser Akademie am 11. October des vorigen Jahres mitgetheilt, wenigstens sein
                              									165faches Volumen Wasserstoff condensiren. Wenn man es dann, nachdem es so mit
                              									Wasserstoff geladen ist, aus dem Stromkreise entfernt und in Wasser taucht, dann
                              									läßt es in 2 oder 3 Tagen die Gesammtheit des absorbirten Wasserstoffes
                              									entweichen.
                           Dasselbe Stück Nickel kann zu einem zweiten und einem dritten Versuche dienen; seine
                              									Fähigkeit, Wasserstoff zu condensiren und ihn dann frei zu machen, scheint beim
                              									Gebrauch noch zu wachsen. Gleichwohl kann es nicht mehr als fünfmal benutzt werden,
                              									weil es eine tiefe moleculare Aenderung erleidet; es wird nämlich in seiner ganzen
                              									Masse körnig, brüchig und zerfällt schließlich in Staub. Platinmohr und Kohle,
                              									derselben Behandlung unterworfen, haben nach Unterbrechung des Stromes keinen
                              									Wasserstoff gegeben. Ebenso wenig bietet compactes Nickel die Erscheinung dar,
                              									welche beim porösen Metall so auffallend ist.
                           Gleichwohl muß man annehmen, daß das compacte Nickel nicht gänzlich ohne
                              									Verwandtschaft zum Wasserstoff ist. Wenn nämlich compactes Nickel in einem
                              									Voltameter durch Wasserstoff polarisirt worden, so behält es diese Polarisation
                              									lange Zeit, nachdem der
                              									Strom aufgehört hat, und viel länger, als alle anderen Metalle, mit Ausnahme des
                              									Palladiums. Dieß deutet offenbar darauf hin, daß das compacte Nickel den Wasserstoff
                              									an seiner Oberfläche mit einer besonderen Energie festhält, und die auffallende
                              									Wirkung des porösen Nickels mag nur von der so bedeutend vermehrten Oberfläche
                              									herrühren.
                           Von einem Eindringen des Wasserstoffes in die Masse des Metalles, wie sie Graham am Palladium gefunden, ist trotz der großen
                              									Verwandtschaft nichts wahrzunehmen.
                           
                        
                           Behandlung von Silberrückständen der Photographen.
                           Von einer der bedeutendsten französischen Silberscheideanstalten wird empfohlen,
                              									sämmtliche Rückstände direct mittelst Zink- oder
                              										Kupferplatten niederzuschlagen. In ein passendes
                              									großes Gefäß hängt man fünf bis sechs Pfund solcher Platten, und gießt sämmtliche
                              									gold- und silberhaltigen Flüssigkeiten hinein. Wenn es gefüllt ist, lasse man
                              									es acht bis zehn Tage stehen. Man wird dann die edlen Metalle im schwammigen
                              									Zustande an den Platten hängend finden. Man gießt dann die Flüssigkeit fort und
                              									gießt wieder neue Waschwässer etc. hinein. Die Platten werden von Zeit zu Zeit
                              									abgeschabt, damit immer neue Flächen mit der Flüssigkeit in Berührung kommen. Wenn
                              									sich eine hinreichende Menge von Niederschlag am Boden gesammelt hat, bringt man ihn
                              									auf ein Filter und trocknet ihn.
                           Aus den Fixirbädern schlagen sich die edlen Metalle langsamer nieder; man wird diese
                              									daher am besten in einem besonderen Gefäß sammeln, in welches man zugleich alte
                              									Tonbäder und den gebrauchten Entwickler gießt. Die Reduction wird durch das Eisen
                              									und die Essigsäure sehr erleichtert. (Photographisches Archiv, April 1870, S.
                              									103.)
                           
                        
                           Das Sprengmittel „Dualin.“
                              								
                           Dieser neue Sprengkörper, welcher von seinem Erfinder Hrn. C. Dittmar, Artillerie-Lieutenant a. D., in Charlottenburg bei Berlin
                              									fabricirt wird, ist derzeit ein für den Bergwerksbetrieb sehr empfehlenswerthes
                              									Sprengmittel geworden. In Folge seines billigen Preises und der entsprechend höheren
                              									Wirkung gegenüber Schwarzpulver gewährt es Ersparungen, die bei einem einzelnen
                              									Schuß schon Bedeutendes ausmachen, in der großen Masse aber sehr in's Gewicht
                              									fallen, indem, während der Preis des Dualins nur etwa das Vierfache des
                              									Pulverpreises beträgt, seine Wirkung 6–8 Mal so groß ist. Außer den directen
                              									Ersparnissen ist es auch in Bezug auf Zeitersparniß empfehlenswerth, da es immer nur
                              									in fertigen Patronen versendet wird und somit das Patronenmachen von Seiten des
                              									Arbeiters erspart wird und derselbe bloß nöthig hat, die fertige Patrone in's
                              									Bohrloch einzuschieben. Durch das Benutzen fertiger Patronen sind denn auch die
                              									Kopfschmerzen beseitigt, welche durch das Anfassen und in den Mundbringen des
                              									Dualins dem Arbeiter wohl verursacht, dagegen mit Unrecht den Explosionsgasen
                              									zugeschrieben wurden. Auch kann die mit geübten Leuten arbeitende Fabrik des
                              									Erfinders die Patronen sorgfältiger, fester und gleichmäßiger anfertigen lassen, als
                              									dieß durch die Hand des Grubenarbeiters geschieht, der nur zeitweise diese Arbeit
                              									verrichtet. Die Patronen werden in verschiedenen Durchmessern, wie man sie bei den
                              									einzelnen Gruben benöthigt, jedoch in ziemlich gleichen Längen von 6–8'' an geliefert. Benöthigt man zu einem Bohrloch eine
                              									größere Länge, die sich durch ein Vielfaches der einzelnen Längen nicht herstellen
                              									läßt, so wird eine Patrone entweder durchgebrochen oder durchgeschnitten und stumpf
                              									an die andere Patrone angestoßen.
                           An trockenem Ort wird die Zündung mit dem Halme, der am
                              									besten bis in die Patrone reicht, oder mit dem Raketchen vorgenommen; die Besetzung
                              									erfolgt in diesem Falle so wie bei gewöhnlichem Pulver.
                           An nassem Orte zündet man mit dem Zündhütchen und mit der
                              									Zündschnur; hier genügt es auch, an Stelle des Besatzes bloß Wasser aufzugießen.
                           Das Dualin ist gerade für Steinkohle sehr gut verwendbar,
                              									indem es bei seiner bedeutenden Wirkung auch einen großen Stückkohlenfall gibt. Bei
                              									der Anwendung in der Kohle ist nur Eines zu beachten, daß, um die volle Wirkung zu
                              									erzielen, es besser ist, Bohrlöcher von geringeren Weiten zu nehmen, damit die dem Dualin dargebotene
                              									wirksame Fläche eine größere wird. Im Gestein scheint die
                              									Weite des Bohrloches weniger wesentlich zu seyn. Sehr wichtig ist es, die Patrone
                              									bis auf den Boden des Bohrloches fest aufzustoßen, um einen schädlichen Zwischenraum zu vermeiden, welcher
                              									der Wirkung hindernd im Wege ist und auch Veranlassung zu einer theilweise nur
                              									unvollkommenen Explosion geben kann.
                           In Oberschlesien sind in neuester Zeit von Hrn. Dittmar
                              									selbst und auf einzelnen Gruben Versuche angestellt
                              									worden, welche die besten Resultate ergaben; so auf den Borsig'schen Gruben in Biskupitz, wo das Dualin sich theilweise schon
                              									eingebürgert hat, und auf Königsgrube, deren lebhaftes
                              									Interesse für alle Neuerungen beim Grubenbetrieb bekannt ist. Ueberall, wo die
                              									Versuche in der Kohle gemacht wurden, ist der Beweis
                              									geliefert worden, daß das Dualin eine mehr allmähliche und stoßende, als plötzlich
                              									zerschmetternde Wirkung zeigt. Dieß ist auch der Grund, weßhalb es mit Vortheil beim
                              										Steinsalz-Bergbau in Staßfurt zu verwenden
                              									ist, wie solches die Versuche in Staßfurt zur Genüge darthaten.
                           Im Nassauer District hat dasselbe auf den Eisenerz-Gruben wie beim Steinbruchbetrieb sich billiger als Pulver herausgestellt, ebenso im
                              									Mansfeld'schen.
                           Allen Bergbautreibenden kann es nur erwünscht seyn, daß nunmehr durch die größere
                              									Concurrenz die Kosten der neuen Sprengmittel billiger
                              									werden und somit Gelegenheit geboten ist, weiterhin eine minder beschränkte
                              									Anwendung zu gestatten, als bisher, wo die Preise gegenüber Schwarzpulver immer noch
                              									zu hoch waren. Jetzt wird endlich die Differenz der Preise immer geringer und darf
                              									man hoffen, daß die Zeit nicht zu fern liegt, wo es den
                              									Nitroglycerin-Präparaten durch Wohlfeilheit gelungen seyn wird, sich
                              									allgemein Eingang zu verschaffen.
                           Wir glauben, daß das Dualin in seiner jetzigen Qualität wie Preis alle Aussicht hat,
                              									sich beim Bergbau einzubürgern, besonders beim Kohlenbergbau, wo es durch seine
                              									große, aber dennoch nicht allzu plötzlich wirkende Kraft mit dem Pulver rivalisiren
                              									kann.
                           Sicher ist aber, daß bei der Anwendung von festem Nitroglycerin auch beim Gezähe und der Arbeit selbst
                              									noch vielfach Aenderungen und Neuerungen vorzunehmen seyn werden, indem einmal über
                              									die zweckmäßigste Tiefe und den richtigen Durchmesser der Bohrlöcher, sowie über die
                              									Stellung der Bohrlöcher vielfach noch die Erfahrungen fehlen und in jedem einzelnen
                              									Falle erst durch längere und sorgfältigere Versuche sich erreichen lassen.
                              									(Berggeist.)
                           Darstellung des Dualins nach der Patentbeschreibung des
                                 										Erfinders. – Der American Artizan, 1870
                              									Nr. 6, enthält S. 90 die Beschreibung der Darstellung des Dualins von Carl Dittmar in Charlottenburg selbst, wahrscheinlich die von
                              									demselben zur Erlangung des amerikanischen Patentes abgegebene, wie dieselbe denn
                              									auch den bekannten Charakter der Patentbeschreibung sehr deutlich zeigt. Dualin,
                              									heißt es darin, ist ein gelblich braunes Pulver, im Ansehen virginischem Rauchtabak
                              									ähnlich. An offener Luft entzündet, verbrennt es ohne Explosion, in beschränktem
                              									Raum dagegen kann es ebenso wie gewöhnliches Pulver zur Explosion gebracht werden.
                              									Gegen Stoß ist es nicht empfindlich; es zersetzt sich nicht von selbst und bäckt
                              									nicht zusammen, läßt sich rasch in Patronen füllen und sich ebenso gut an warmen wie
                              									an kalten, an trockenen wie an feuchten Orten aufbewahren. Seine Stärke ist 4 bis 10
                              									Mal so groß wie die von gewöhnlichem Pulver und größer als die von Dynamit. Das
                              									Dualin besteht aus Cellulose, Nitrocellulose, Nitrostärke, Nitromannit und
                              									Nitroglycerin, in verschiedenen Verhältnissen je nach der gewünschten Stärke
                              									gemischt. Die Cellulose wird aus sägemehlartig zerkleinertem weichen Holz, wie
                              									Fichte oder Pappel, durch Behandeln mit verdünnten Säuren und nachheriges Kochen in
                              									Sodalösung hergestellt und dann nach vollständigem Trocknen gemischt
                           1) mit Salpeter und Nitroglycerin; oder
                           2) zunächst durch Behandeln mit Salpetersäure von 48° Baumé und
                              									Schwefelsäure von 66° Baumé in Nitrocellulose übergeführt und dann mit
                              									Nitroglycerin vermischt; oder
                           3) die trockene Cellulose wird mit wasserfreiem Glycerin bis zur Consistenz eines
                              									dicken Breies gemischt und allmählich unter höchst sorgfältigem Umrühren und
                              									Kühlhalten mit ihrer 8- bis 10fachen Menge eines Gemisches von Schwefelsäure
                              									von 66° Baumé und Salpetersäure von 48° Baumé vermischt.
                              									Das Umrühren wird wenigstens eine halbe Stunde lang fortgesetzt, worauf das Gemisch
                              									in ein Wasserbad von
                              									seiner zehnfachen Menge gebracht wird. Nach wiederholtem Auswaschen mit reinem
                              									Wasser wird die Masse eine oder zwei Stunden lang in verdünnter Sodalauge umgerührt,
                              									dann wieder mit reinem Wasser gewaschen und durch Erwärmen mittelst heißen Wassers
                              									und Behandeln mit concentrirter Schwefelsäure und Chlorcalcium wasserfrei gemacht.
                              									Hierauf wird sie mit der nach Nr. 1, 2 oder 4 behandelten Masse zu einem trockenen
                              									Pulver vermischt, von welchem der als Patronenfüllung verwerthbare Staub abgesiebt
                              									wird. Oder
                           4) die Cellulose wird verkohlt, fein gepulvert, in concentrirter Salpeterlösung
                              									gekocht, nach Zusatz von Soda rasch getrocknet und mit Nitroglycerin oder nach 1, 2
                              									oder 3 dargestelltem Dualin vermischt.
                           5) Zur Darstellung von Nitrostärke, als Bestandtheil des Dualins, wird
                           a. Stärke vollständig getrocknet, bis sie eine
                              									gelblich-braune Farbe annimmt, dann fein gepulvert und mit wasserfreiem
                              									Glycerin gemengt. Die Masse wird dann langsam in ihre zehnfache Menge eines
                              									Gemisches von Salpetersäure von 48° Baumé und Schwefelsäure von
                              									66° Baumé unter höchst sorgfältigem Umrühren und Abkühlen gebracht;
                              									das Umrühren wird eine halbe Stunde lang fortgesetzt und die Masse in ein Wasserbad
                              									gebracht, wiederholt mit reinem Wasser ausgewaschen, hierauf in Sodalauge, dann in
                              									ein anderes Wasserbad gebracht und endlich durch Erwärmen mittelst heißen Wassers
                              									und Behandeln mit concentrirter Schwefelsäure und Chlorcalcium wasserfrei gemacht.
                              									Darauf wird sie durch ein feines Sieb gegeben und mit getrockneter gepulverter
                              									Stärke, die mit Salpeterlösung behandelt ist, oder mit Cellulose vermischt, die wie
                              									oben angegeben präparirt ist. Oder
                           b. die getrocknete Stärke wird mit gepulverter Cellulose
                              									oder mit dem nach 3. erhaltenen Dualinstaub vermischt, in ein Gemenge von
                              									Salpetersäure von 48° Baumé und Schwefelsäure von 66°
                              									Baumé gebracht und wie unter a. weiter
                              									behandelt.
                           6) In einer dem früher Angegebenen entsprechenden Weise wird Mannit mit wasserfreiem
                              									Glycerin gemischt und mit den anderen Bestandtheilen des Dualins verbunden.
                           Nach dem Vorstehenden darf man wohl annehmen, daß das Dualin einfach mit
                              									Nitroglycerin getränktes Schultze'sches PulverDie Darstellung des Schultze'schen Schieß- und Sprengpulvers ist im
                                    											polytechn. Journal, 1865, Bd. CLXXV S. 453 beschrieben. ist. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 12.)
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung des Kreideschlammes vom Grunde des
                              									atlantischen Meeres; von J. Mahony.
                           In der Versammlung der Philosophical Society zu Glasgow
                              									vom 14. Februar 1870 sprach Mahony von dem allgemeinen
                              									Interesse, welches die Beschaffenheit des Meeresbodens im atlantischen Ocean und die
                              									obwaltenden Bedingungen des thierischen Lebens in diesen Tiefen erweckt haben,
                              									seitdem gelegentlich der transatlantischen Kabelverbindung in dieser Hinsicht die
                              									ersten Untersuchungen angestellt wurden. Vor dieser Zeit hatte Professor E. Forbes die Ansicht ausgesprochen, daß in größeren Tiefen
                              									als 200 Fathoms (600 Fuß engl.) organisirte Wesen nicht leben können; Dr.
                              									Wallich hatte jedoch nachgewiesen, daß selbst in Tiefen
                              									von 1260 Fathoms (3780 engl. Fuß) noch thierisches Leben existirt und durch
                              									verschiedene Specien von Asteriden (Seesternen) und durch Globigerinae repräsentirt wird, ferner daß das von Irland nach Nordamerika
                              									sich erstreckende, verhältnißmäßig ebene Plateau mit einem feinen weißen Schlamme
                              										(„ooze“ benannt) bedeckt ist. Mahony ging dann zu den von
                              									dem königl. großbritannischen Kriegsschiffe „Porcupine“
                              									ausgeführten Tiefbaggerungen (mit dem Schleppnetze) über und theilte der Versammlung
                              									mit, daß er durch Professor Wyville Thomson eine nach
                              									Glasgow gesandte Probe von diesem Meeresschlamme erhalten habe. Derselbe war in 150
                              									Meilen westlicher Entfernung von Quessant in einer Tiefe von 2435 Fathoms (7305 Fuß)
                              									gesammelt den, wo die Temperatur des Meeresbodens 36,50 Fahr. (+ 2,3°C.)
                              									betrug. Ein Theil dieser Probe war an der Luft getrocknet, und ein anderer,
                              									kleinerer Theil derselben in frischem Zustande in Methylalkohol eingesetzt worden. Mahony hat den Schlamm sowohl in chemischer als in
                              									zoologischer Hinsicht untersucht. Die Analyse desselben ergab folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kieselsäure 
                                 26,60
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Phosphate 
                                 3,80
                                 
                              
                                 Eisenoxydul 
                                 0,08
                                 
                              
                                 kohlensaurer Kalk 
                                 58,80
                                 
                              
                                 kohlensaure Magnesia 
                                 1,76
                                 
                              
                                 schwefelsaurer Kalk
                                 Spur
                                 
                              
                                 lösliche Salze 
                                 4,20
                                 
                              
                                 organische Substanz 
                                 2,30
                                 
                              
                                 Wasser 
                                 2,50
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,04
                                 
                              
                           Unter dem Mikroskope zeigte sich, daß die Kieselsäure zum größten Theil kleine,
                              									structurlose Fragmente bildet, von denen einige krystallinisch sind. Auch wurde eine
                              									geringe Anzahl von Diatomeen gefunden. Der kohlensaure Kalk bildet größere, den Foraminiferen angehörende Organismen, von denen manche
                              									noch Theilchen von der gallertartigen Substanz enthalten, aus denen der Leib dieser
                              									niederen Organismen besteht und welche Dujardin
                              									sarcode (Protoplasma) benennt. Diese lieferte
                              									zweifelsohne die in der Analyse bestimmte organische Substanz. Die löslichen Salze
                              									rührten wohl aus dem Seewasser her, von welchem der Schlamm durchtränkt war.
                           Mahony erörterte dann die Frage: „Wird durch
                                 										die Gegenwart der gallertartigen Substanz der Foraminiferen bewiesen, daß diese
                                 										Thiere auf dem Meeresgrunde leben und sterben?“ So weit der
                              									Luftgehalt des Wassers bei dieser Frage in's Spiel komme, finde er keine
                              									Schwierigkeit, dieselbe zu bejahen, namentlich wenn er die Aufklärungen in Erwägung
                              									ziehe, welche aus den neuen Mittheilungen von J. Hunter
                              									„über die an Bord des „Porcupine“ ausgeführten
                                 										Analysen von Seewasser“ (im Journal of the
                                 										Chemical Society Januar 1870) in diesem Betreff sich ergaben. Er schloß
                              									seinen Vortrag mit Darlegung der Ansicht, daß auf dem Grunde des nordatlantischen
                              									Oceans die Bildung von Kreide ununterbrochen fortschreite, indem die Identität des
                              									Schlammes von diesem Meeresgrunde mit Kreide ganz augenscheinlich ist. Die
                              									Kieselsäurekörner finden ihr Seitenstück in den an Kreideklippen wahrzunehmenden
                              									Lagen von Feuersteinknollen (deren Bildung nach aller Wahrscheinlichkeit von einer
                              									Zusammenhäufung feiner Kieselsäuretheilchen um einen centralen Kern herrühre),
                              									während die im Schlamme beobachteten Reste winziger Organismen in vielen Fällen mit
                              									denen, welche lange Zeitalter vorher in den Sedimenten eingeschlossen wurden,
                              									identisch sind. (Chemical News, vol. XXI p. 91; Februar 1870.)
                           
                        
                           Ueber einen außerordentlich haltbaren, die mannichfaltigsten
                              									Verwendungen zulassenden Kitt; nach C. Rost.
                           Der Genannte macht Fabrikbesitzer und Chemiker auf einen Kitt aufmerksam, der seiner
                              									vorzüglichen Eigenschaften halber die größte Beachtung verdient. Dieser Kitt, nicht
                              									nur gegen concentrirte und verdünnte Säuren, sondern auch gegen alkalische Laugen,
                              									Aether, Alkohol, Benzol, Schwefelkohlenstoff u. dgl. lösende Körper, äußerst
                              									haltbar, besteht einfach aus einer Mischung von gewöhnlichem käuflichen Glycerin und geschlämmter trockener Bleiglätte.Dieses Gemisch wurde bereits von Pollack als
                                    											erprobtes Dicht- und Kittmittel für Eisen und Stein etc. empfohlen;
                                    											man s. polytechn. Journal Bd. CXCII S.
                                       												171.A. d. Red.
                              								
                           Mischt man Glycerin und Bleiglätte, so erhält man, je nachdem man das Verhältniß des
                              									Glycerins zur Bleiglätte so regelt, daß man vom steifen Teige zur dünn angeriebenen
                              									Breimasse übergeht, einen Kitt, der in der Zeit von 10 bis 30 Minuten zur harten,
                              									gleichmäßigen Masse erstarrt.
                           Die Anwendung ist die mannichfaltigste und kann nicht leicht begrenzt werden, da mit
                              									diesem Kitt nicht nur alle Metalle und überhaupt alle festen Körper in der buntesten
                              									gegenseitigen Verwechselung verkittet werden können, sondern auch seiner Anwendung unter Wasser und
                              									sonstigen Flüssigkeiten kein Hinderniß im Wege steht, indem er dort ebenso schnell
                              									und gut erhärtet, als an freier Luft. Außerdem ist er im Stande, eine Temperatur bis
                              									zu 220° R. gut zu ertragen, leistet also nach dieser Richtung dasselbe was
                              									ein guter Oelkitt, z.B. Leinölfirniß mit Mennige, leistet.
                           Zu Verdichtungen chemisch-technischer Apparate, bei denen man mit Chlor und
                              									Chlorwasserstoff, Schwefeldämpfen und schwefliger Säure, Salpetersäure und ähnlichen
                              									heftig wirkenden Körpern zu kämpfen hat, bewährt sich dieser Kitt erfahrungsmäßig
                              									ausgezeichnet. Das Gleiche gilt von Alkohol-, Aether-,
                              									Schwefelkohlenstoff- und verschiedenen anderen
                              									Kohlenwasserstoff-Dämpfen, wie denn auch diese Körper in siedendem Zustande
                              									ohne alle Wirkung auf diesen Kitt sind.
                           Ferner läßt er sich, vermöge seines schnellen Erstarrens und der Fähigkeit, ziemlich
                              									hohe Temperaturen auszuhalten, besser als Oelkitt zur Verdichtung bei
                              									Dampfmaschinen, Pumpwerken u.s.w. gebrauchen, und entspricht in diesen Fällen, falls
                              									richtig angewandt, allen Anforderungen.
                           Aber nicht nur als Kitt kann diese Masse die verbreitetste Anwendung finden, sondern
                              									auch als Ersatzmittel für viele andere, ähnlich benutzte Stoffe, die aber entweder
                              									sehr kostspielig sind, oder auch den an sie gestellten Anforderungen nicht völlig
                              									entsprechen. So ist diese Masse z.B. nicht genug als Unterguß beim Fundamentiren von
                              									Dampf- und anderen Maschinen zu empfehlen, zu welchem Zwecke sie sich um so
                              									mehr eignet, als sie bei ihrem Erstarren ihr Volumen um ein Geringes vergrößert.
                              									Auch kann die Galvanoplastik von dieser Masse den ausgebreitersten Gebrauch machen,
                              									indem sie die zu copirende Oberfläche mit größter Feinheit und Genauigkeit
                              									wiedergibt und sehr leicht gut leitend gemacht werden kann.
                           Schließlich sey noch über die Anwendung dieser Masse als Kitt oder als plastische
                              									Masse Einiges gesagt. Die zu benutzende Bleiglätte wird in einer Reibschale nocht
                              									einmal gut durchgerieben und alsdann unter beständigem Rühren und Kneten mit einem
                              									hölzernen Spatel oder mit der Reibkeule das Glycerin so lange zugesetzt, bis der
                              									Kitt die gewünschte Consistenz angenommen hat. Die zu kittenden oder zu dichtenden
                              									Flächen sind schon vorher, wie dieß jeder Kitt erfordert, vollständig gereinigt und
                              									mit etwas verdünntem Glycerin bestrichen oder eingerieben worden, so daß der Kitt
                              									gleich nach seiner Anfertigung ohne Aufenthalt zur Verwendung kommen kann. Dieß
                              									geschieht genau wie bei jedem anderen Kitte, nur ist zu bemerken, daß diesem während
                              									des Erstarrens Ruhe gegönnt werden muß, wenn dieses nicht bedeutend verzögert werden
                              									soll. Wird diese Masse in der Galvanoplastik zum Copiren verwendet, so ist es gut,
                              									auf die Oberfläche des zu copirenden Körpers erst eine schwache Schicht dünn
                              									angeriebener, dünn aber eine dicke teigartige Masse aufzutragen. (Deutsche illustr.
                              									Gewerbezeitung, 1869 S. 411.)
                           
                        
                           Praktische Verwerthung der Spectralanalyse.
                           Wie jede Substanz im glühenden Zustande bestimmte helle Linien im Spectrum zeigt, die
                              									ihr eigenthümlich sind, so erzeugt sie, wenn ein helles Licht durch dieselbe hindurchstrahlt, im Spectrum bestimmte dunkle Absorptions-Linien oder Streifen. Diese
                              									Eigenschaft der Stoffe benutzt Sorby, um die im Handel
                              									vorkommenden Artikel auf ihre Reinheit zu prüfen. Es werden von der zu prüfenden
                              									Substanz kleine Mengen gelöst, und durch die Lösung Sonnenlicht hindurchgelassen,
                              									welches im Spectrum ganz bestimmte Absorptionsstreifen zeigen muß. Ist die Substanz
                              									gefälscht, dann sieht man andere Streifen. Diese Prüfungsmethode ist sehr einfach
                              									und von Jedem leicht ausführbar. Es kommt nur darauf an, die der betreffenden reinen
                              									Substanz eigenthümlichen Absorptionslinien zu kennen.
                           Sorby hat nun im Octoberheft des Quaterly Journal of Microscopical Science diese Bestimmung für gefärbte Weine, weiße Weine, die Farbstoffe des Bieres,
                                 										Safran, Senf, Käse und Butter ausgeführt. Er
                              									weist ferner nach, wie sich alte Weine und verdorbene Biere mittelst des
                              									Spectroskops einfach und leicht erkennen lassen, und fordert endlich auch andere
                              									Forscher auf, dieses reiche Material bearbeiten und für die praktische Verwerthung
                              									vorbereiten zu helfen. (Der Naturforscher, 1870 S. 24.)
                           
                        
                           
                           Verfahren zur Erkennung von Verfälschungen des
                              									Reismehles.
                           Nach A. D. van Bastelaer geben in geeigneter Weise
                              									bereitete Macerationen aller Mehlsorten, sowohl von Cerealien als von Leguminosen
                              									(Weizen-, Roggen-, Gersten-, Spelz-, Mais-,
                              									Hafer-, Buchweizen-, Erbsen- und Leinsamenmehl), mit alleiniger
                              									Ausnahme des Reismehles, mit einer gesättigten Lösung von Pikrinsäure Niederschläge. Es ist dabei zu beachten, daß man nicht länger
                              									als eine Stunde macerirt und das Filtrat nicht zu lange stehen läßt, sowie daß das
                              									Reagens in größeren Mengen zugesetzt wird. Auch eine Maceration von Mutterkornmehl
                              									gibt einen Niederschlag mit Pikrinsäurelösung. Die Reaction scheint auf der
                              									Einwirkung der Pikrinsäure auf die Proteinverbindungen der Getreidearten und
                              									Hülsenfrüchte zu beruhen, welche im Reis nur in sehr geringer Menge vorhanden sind.
                              									Bei der Prüfung nimmt man 20 Grm. des verdächtigen, vollkommen gebeutelten und
                              									kleienfreien Mehles, zertheilt es in 100 Grm. kalten Wassers, läßt es 1 Stunde lang
                              									in einer Temperatur von 11 bis 12°C. unter öfterem Umrühren stehen und
                              									filtrirt dann rasch. Dem Filtrat wird nach und nach die gleiche Gewichtsmenge einer
                              									bei gewöhnlicher Temperatur gesättigten Pikrinsäurelösung zugesetzt. Entsteht dabei
                              									ein Niederschlag, so ist das Reismehl mit anderem Mehl verunreinigt. In absichtlich
                              									bereiteten Gemengen von Reismehl mit den obenerwähnten Mehlsorten konnte ein Gehalt
                              									von 2 Procent der letzteren stets constatirt werden. (Pharmaceutische Centralhalle,
                              									Bd. IX S. 301).
                           
                        
                           Untersuchungen über die künstliche Verdauung der
                              									stärkmehlhaltigen Substanzen durch das Maltin; von Dr.
                              									L. Coutaret.
                           Mittelst des Maltins oder Pflanzendiastas,Man s. die Mittheilung von Dubrunfaut im
                                    											polytechn. Journal, 1868 Bd. CLXXXVII S. 491. welches durch lauwarme Maceration von Gerstenmalz gewonnen wird, ist man im
                              									Stande, auf künstlichem Wege eine sehr merkwürdige Verdauung aller als
                              									Nahrungsmittel dienenden Amylaceen (stärkmehlhaltigen Substanzen), welche sich in
                              										gekochtem Zustande befinden, hervorzurufen. Diese
                              									künstlichen Verdauungen geben nach Verlauf von weniger als einer Stunde eine
                              									milchartige Flüssigkeit, welche aus nicht verdautem Stärkmehl, Dextrin und Glykose
                              									besteht, und die Entstehung großer Quantitäten des letzteren Körpers läßt sich durch
                              									die üblichen Reagentien leicht nachweisen.
                           Nachstehend geben wir eine kurze Zusammenstellung der Hauptthatsachen, welche bei
                              									diesen künstlichen Verdauungen beobachtet wurden:
                           1) Ein vorheriges vollständiges Kochen der zu verdauenden Substanzen ist unerläßlich
                              									nothwendig.
                           2) Das Maltin wirkt um so besser, je mehr es sich seinem ursprünglichen Zustande
                              									während des Vegetationsprocesses nähert.
                           3) Die Gegenwart von Wasser ist für diese künstlichen Verdauungen absolut nothwendig,
                              									und die gar gekochten Amylaceen müssen mit durchschnittlich der zehnfachen
                              									Gewichtsmenge Wasser verdünnt werden, wenn eine normale Zuckerbildung erfolgen
                              									soll.
                           4) Die auflösende Wirkung des Maltins auf die Amylaceen ist bei den verschiedenen
                              									Arten derselben eine verschiedene; 1 Grm. Maltin vermag im Allgemeinen 1800 Grm. bis
                              									2 Kilogrm. gekochtes Stärkmehl zur Verdauung zu bringen. Jede Art von Stärkmehl
                              									erfordert aber die Gegenwart einer verschiedenen Quantität Wasser und eine mehr oder
                              									weniger verlängerte Dauer der Reaction, wenn bei allen Amylumarten ein gleiches
                              									Resultat erhalten werden soll.
                           5) Die Temperatur von 35 bis 40°C. ist für die künstlichen Verdauungen die
                              									geeignetste.
                           6) Diese saccharificirende Wirkung des Maltins auf das Stärkmehl ist absolut
                              									identisch derjenigen des Diastas im Speichel auf dieselben Nahrungssubstanzen.
                              									Ueberdieß verhalten sich beide Arten von Diastas, das animalische und das
                              									vegetabilische, hinsichtlich ihrer physikalischen, chemischen und physiologischen Eigenschaften
                              									ganz gleich. In denselben Mengen angewendet, äußern sie dieselbe Lösungskraft auf
                              									gekochte Amylaceen. Streng genommen existirt für das Pflanzen- und das
                              									Thierreich nur ein einziges Diastas und wir können ohne Anstand behaupten, daß das
                              									Maltin ein wahrer künstlicher Speichel, ein
                              									vegetabilisches Ptyalin ist.
                           Hieraus ergibt sich die ungemeine Wichtigkeit, welche das Maltin für die Behandlung
                              									von Dyspepsie (geschwächter Verdauung) gewinnen kann. Die
                              									Amylaceen bilden die Basis der menschlichen Ernährung. In der Mehrzahl der Fälle von
                              									Dyspepsie sind sie es, welche, indem sie schlecht verdaut werden, die dyspeptischen
                              									Beschwerden herbeiführen und es läßt sich dann ein gänzlicher Mangel, eine
                              									verminderte Absonderung oder eine veränderte Beschaffenheit des Speichels
                              									constatiren. In derartigen, ebenso gewöhnlichen als hartnäckigen Fällen vermag das
                              									Maltin ungemein große Dienste zu leisten; dieses Mittel stellt den normalen Verlauf
                              									der Functionen wieder her, indem es dem gänzlichen Mangel, der Verminderung oder der
                              									Verderbniß der Speichelabsonderung direct abhilft.
                           Ich wende dieses Mittel in meiner ärztlichen Praxis seit beinahe sechs Jahren täglich
                              									an und habe mit demselben mehrfach wahrhaft überraschende Resultate erzielt. Nächst
                              									der erforderlichen Diät und den alkalischen Wässern kenne ich kein Mittel, welches
                              									unter denselben Verhältnissen eine solche Unschädlichkeit bei solcher Heilkraft
                              									besitzt. (Comptes rendus, t. LXX p. 382; Februar 1870.)
                           
                        
                           Färben leinener Waaren mittelst Anilinschwarz.
                           Man hat in neuerer Zeit versucht, leinene Waaren mit Hülse von Anilinschwarz zu
                              									färben. Man kann ein sehr hübsches Schwarz erhalten, wenn man auf folgende Weise
                              									verfährt.
                           Man klotzt die Waare in einem Bade von essigsaurem Anilin
                              									von 4° Baumé Dieses Bad muß außerdem noch 4 Procent Salmiak, 4 Procent chlorsaures
                                 										Kali, 1/2 Procent Salpetersäure und 1 Proc. Kupfervitriol enthalten. Nach dem Klotzen und Quetschen
                              									trocknet man nicht, sondern bringt die Waare in eine Oxydationskammer oder sonst einen feuchten und warmen Raum. Nach circa 2 bis 3 Tagen hat sich das Schwarz entwickelt.,
                              									worauf man durch Ammoniakflüssigkeit nimmt und dann bei
                              									60°C. durch schwaches Seifenwasser passirt. Man
                              									erhält auf diese Weise ein lebhaftes und außerordentlich ächtes Schwarz.
                              									(Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 12.)
                           
                        
                           Schwarz auf Filz oder Filzhüten.
                           Auf 100–120 Hüte.
                           Man bringt
                             6 Pfund  Blauholzextract,
                             2 Pfund  Grünspan,
                             8 Pfund  Eisenvitriol und
                           12  Loth  Gelbholzextract
                              								
                           in einen Korb und taucht denselben mit diesen Ingredienzien in
                              									einen Kessel mit kochendem Wasser. Man läßt den Korb 25 Minuten mitkochen, nimmt ihn
                              									heraus, füllt dann zwei Eimer aus dem Bade ab und bringt die 100 Hüte in den Kessel,
                              									in welchem sie eine Stunde kochen. Man nimmt sie dann heraus, legt sie eine
                              									Viertelstunde an die Luft, fügt die beiden Eimer Flüssigkeit wieder zu, erhitzt zum
                              									Kochen, bringt die Hüte wieder hinein und läßt sie zwei Stunden lang in dem Kessel,
                              									ohne daß dieser indessen wieder zum Kochen kommt.
                           Man nimmt die Hüte heraus, wäscht sie im Fluß und hat nur noch nöthig, sie mit einer
                              									Bürste und kaltem Wasser abzubürsten. (Moniteur de la
                                 										teinture; Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 11.)
                           
                        
                           
                           Eierproduction der Enten und Hühner.
                           Nach Mittheilungen in den Comptes rendus wurden Versuche
                              									darüber angestellt, ob Enten oder Hühner zweckmäßiger für die Erzeugung von Eiern zu
                              									verwenden seyen. Man wählte hierzu 3 Hühner und 3 Enten, die im Februar ausgekommen
                              									waren, nährte sie reichlich mit verschiedenem Futter. Die Enten legten im ersten
                              									Herbst schon 225 Eier, die Hühner keine. Im Februar begann die Legzeit bei den Enten
                              									wieder und dauerte ununterbrochen bis zum August; eine Neigung zum Brüten zeigte
                              									sich bei denselben nicht, sie wurden sehr mager, nahmen aber bald wieder zu. Die
                              									Zahl der gelegten Eier betrug im
                           
                              
                                 
                                 Jan.
                                 Febr.
                                 März.
                                 April.
                                 Mai.
                                 
                              
                                 von den Hühnern:
                                 26
                                 37
                                 39
                                  41
                                 39
                                 
                              
                                   „    
                                    											„   Enten:
                                 –
                                 24
                                 63
                                  68
                                 82
                                 
                              
                                 
                                 Juni.
                                 Juli.
                                 Aug.
                                 Summa.
                                 per Stück.
                                 
                              
                                 von den Hühnern:
                                 33
                                 32
                                 10
                                 257
                                 86
                                 
                              
                                   „    
                                    											„   Enten:
                                 72
                                 70
                                 13
                                 392
                                 131  
                                 
                              
                           
                              
                                 100
                                 Hühnereier wogen
                                 12,1
                                 Pfd., die Schalen
                                 1,44
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 100
                                 Enteneier        „
                                 11,8
                                   „      „      
                                    											„
                                 1,54
                                 „
                                 
                              
                           Die Trockensubstanz war bei den Hühnereiern 26,01 Proc., bei den Enteneiern 28,98
                              									Proc.; das Fett betrug bei den Hühnereiern 11,27, bei den Enteneiern 14,49 Proc.
                           Durch den größeren Gehalt an Trockensubstanz und an Fett wird sonach das geringere
                              									Gewicht von 100 Enteneiern mehr als aufgewogen. (Sächsisches landwirthschaftliches
                              									Amtsblatt.)
                           
                        
                           Conservirtes Fleisch aus Australien.
                           Die Ausfuhr von solchem Fleisch nach England nimmt nach den Zeitungen immer
                              									bedeutendere Dimensionen an, womit, wie auf dem Gebiete der Wollproduction, so nun
                              									auch auf dem der Fleischproduction eine bedenkliche Concurrenz erwächst. Die größte
                              									Gesellschaft für den Fleischexport hat ihr Depot in der Nähe von Melbourne, am
                              									Salt-Water-River; sie liefert wöchentlich 40 Tonnen = 800 Ctr.
                              									Fleisch. Eine andere Gesellschaft, die Victoria-Company, befreit das Fleisch
                              									der geschlachteten Thiere von den Knochen, Sehnen etc., pöckelt es schwach, verpackt
                              									es in Fässer und gießt die Zwischenräume mit geschmolzenem Fett aus. Das so
                              									conservirte Fleisch soll sich vortrefflich halten. (Pr. H.-Ztg.)
                           
                        
                           Berichtigung.
                           In der Beschreibung der Maschine zur Verfertigung von
                                 										Kötzerhülsen im vorhergehenden Heft (Bd. CXCV S. 499) lese man Seite 501 in
                              									der Anmerkung Zeile 1 von unten „Rechtecke“ statt „Achtecke.“