Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 196, Jahrgang 1870, Nr. , S. 169
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Miscellen. Miscellen. Verbesserungen an Hochdruck-Dampfmaschinen. H. und T. Jennings (20, Sidney-street, City-road in London) haben ein Patent auf eine Construction von Hochdruck-Dampfmaschinen genommen, welche den Zweck verfolgt, dem Cylinderdampf am Ende des Kolbenhubes einen möglichst freien Ausgang zu gestatten, um den Gegendruck auf den Kolben auf ein Minimum zu reduciren. In dieser Absicht besitzt der Cylinder außer den gewöhnlichen Dampfcanälen und dem Schieber noch zwei Canäle, die mit einem besonderen Schieberkasten in Verbindung stehen, in welchem ein Schieber sich befindet. Der Auspuffdampf geht nur durch diesen Schieber und ist abwechselnd der eine Canal offen, der andere geschlossen, in allen Fällen aber der Zutritt des Kesseldampfes, welcher den Schieber auf seinen Sitz niederdrückt, unmöglich. Die Verschiebung des Schiebers erfolgt ruckweise je am Ende eines Kolbenhubes durch einen auf der Schwungradwelle sitzenden Daumen, so daß der bezügliche Canal plötzlich geöffnet wird und während des ganzen Hubes offen bleibt. (Mechanics' Magazine, Januar 1870, S. 9.) Ueber Verhinderung des Kesselsteines; von Dr. Eduard Wiederhold in Cassel. Ich sehe mich veranlaßt, eine kleine nachträgliche Bemerkung zu meinem Aufsatze über Verhinderung des Kesselsteines (Gewerbeblätter für Kurhessen, 1869, Nr. 3) zu machen. Von verschiedenen Seiten wurde mir in der Folge die gute Wirkung des hessischen Thones als Mittel sowohl zur Lösung von Kesselstein, worüber ich bisher noch keine Erfahrung hatte, als zur Verhinderung der Bildung einer festen Kruste bestätigt. Von zwei Seiten indessen wurde beklagt, daß sich durch den Gebrauch des Thones Röhren und Hähne verstopfen. Hr. Th. Becker hat hierüber eine Mittheilung in der Zeitschrift des Vereines für Zuckerindustrie (polytechn. Journal Bd. CXCV S. 559) gemacht. In den letztgenannten Fällen hat sich jedenfalls durch mitgerissenes Wasser auch früher Kesselstein an den betreffenden Stellen gebildet und es ist schon a priori einleuchtend, daß in solchen Fällen durch den Zusatz eines jeden festen Körpers zum Speisewasser der Ansatz seiner Masse nach nur vermehrt werden muß. Obwohl ich mich in meiner früheren Abhandlung hinlänglich verwahrt zu haben glaubte, daß ich meinerseits den Thon nicht als Universalmittel gegen Kesselstein angesehen wissen wolle, so glaube ich doch noch einmal darauf hinweisen zu müssen, daß die Anwendung bei allen Kessel-Constructionen, bei denen Wasser in beträchtlicher Menge mechanisch fortgerissen wird, selbstverständlich ausgeschlossen werden muß, es sey denn, daß, wie Hr. Becker bemerkte, ein Hülfsapparat angebracht wird, welcher das Ueberreißen vermeidet. (Gewerbeblätter, 1870, Nr. 1 u. 2.) Neue Getreide-Trockenapparate. Alfred Robert, Ingenieur in Charkoff (Rußland) ließ sich einen Apparat zum Trocknen und Ventiliren von Getreide (séchoir tubulaire et à ventilation) patentiren, welcher im Wesentlichen aus einem weiteren vertical aufgestellten Siebcylinder C besteht und im Inneren von Heizröhren durchzogen ist, in welchen Dampf, heißes Wasser oder auch abziehende Verbrennungsgase circuliren. Ein zweites engeres, central gestelltes und siebförmig durchbrochenes Rohr D fördert weiterhin den Zutritt der Luft zum Trockenraum. Das Getreide, überhaupt das zu trocknende oder zu ventilirende Material passirt, von oben nach abwärts fallend, den ringförmigen Trockenraum zwischen C und D, und ist hier der durch den Zug eines Schornsteines oder mit Hülfe eines Ventilators etc. eingesaugten Luft, welche durch die Heizröhren erwärmt wird, ausgesetzt. (Armengaud's Génie industriel, Januar 1870, S. 1 und Mechanics' Magazine, Februar 1870, S. 101.) Anschließend kann der von Milburn und Comp. in London (76, Church-lane, Whitechapel) construirte und in mehreren großen Brauereien mit dem besten Erfolg verwendete Apparat zum Trocknen der Malztreber erwähnt werden, welche bekanntlich ein gutes Viehfutter abgeben. Der Trockencylinder ist aus Kesselblech hohl derart zusammengenietet, daß ein ringförmiger etwa zweizölliger Zwischenraum bleibt, in welchen Dampf eingeleitet wird. Im Inneren des etwas geneigt liegenden Trockencylinders dreht sich eine Achse, welche mit Schaufeln versehen ist, um das durch einen Trichter an einem Ende zugeleitete Material auf dem ganzen Wege durch den Trockenraum möglichst viel der circulirenden Luft auszusetzen. Die Wasserdämpfe werden durch einen Schornstein abgeleitet. Pro Woche werden in einer Trockenmaschine von 19 Fuß Länge und 4 Fuß äußerem Durchmesser 100 Quarters Malztreber getrocknet. Auf 20 Centner trockene Treber werden 22 bis 23 Quarters nasse gerechnet. Die zwölf Trockenapparate, welche die Firma Milburn und Comp. betreibt, erfordern eine 10pferdekräftige Dampfmaschine, welche mit den Trockencylindern den Dampf von einem 40pferdekräftigen Cornwall-Kessel mit zwei Feuerröhren erhält. Ein Trockenapparat ist noch auf die Art zur Ausführung gelangt, daß derselbe mit einer Locomobile in Verbindung gebracht wird, welche indeß auch zu anderen Zwecken als zum Trocknen von Malzrückständen u. dgl. benutzt wird. (Mechanics' Magazine, März 1870, S. 17.) Verfahren, ungesundes Flußwasser trinkbar zu machen. Die an der Maas am unteren Theile ihres Laufes gelegenen Orte sind für ihr Trinkwasser auf das Wasser des Flusses angewiesen. Von diesem ist seit unvordenklichen Zeiten bekannt, daß es bei Allen, welche an seinen Gebrauch nicht gewöhnt sind, Durchfall mit mehr oder weniger bedenklichen Symptomen erzeugt. Trotz aller mikroskopischer und analytischer Untersuchungen ist jedoch die eigentliche Ursache dieser Wirkung noch nicht aufgefunden. Von dem Gedanken ausgehend, daß sie ihren Sitz in den festen Theilen habe, welche seine selbst bei längerem Stehen nicht verschwindende Trübung bedingen, und welche, wie in vielen anderen Fällen, aus organischen Stoffen bestehen, hat Dr. Gunning im Eisenchlorid ein Mittel gefunden, um das Wasser völlig unschädlich zu machen. Auf jeden Liter Wasser werden 0,032 Grm. trockenes Eisenchlorid, in der nöthigen Menge destillirten Wassers gelöst, zugesetzt, gut umgerührt und 36 Stunden stehen gelassen, wobei sich ein flockiger Niederschlag absetzt. Obgleich sich bei sorgfältiger Prüfung nachher keine freie Salzsäule auffinden ließ, so kann man der vollkommenen Sicherheit wegen dem gereinigten Wasser einige Stunden vor dem Gebrauche noch eine dem angewendeten Eisensalze äquivalente Menge krystallisirte Soda (0,085 Grm. dem Liter) zusetzen. Dieses Verfahren hat sich vollkommen bewährt. Es hat sich Gelegenheit geboten zu constatiren, daß über 240,000 Liter Maaswasser zu den verschiedenen Jahreszeiten, nach Gunning's Methode behandelt, sich als vollkommen gesund erwiesen haben. Der Capitän der englischen Corvette „Lynx“ hat sogar beobachtet, daß diejenigen Leute seiner Mannschaft, welche sich durch unvorsichtiges Trinken von nicht gereinigtem Maaswasser Durchfall zugezogen hatten, durch den Gebrauch des gereinigten Wassers schnell wieder curirt wurden. Das Eisenchlorid wird hiernach für alle ähnlichen Fälle ebenso anwendbar seyn. Bei Brunnenwasser, welches reich an Kohlensäure ist, ist seine Wirkung nach Gunning's Beobachtung weniger sicher. (Chemical News vom 14. Mai 1869; Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, Bd. XIV S. 134.) Runge's Mittel gegen Fäulniß des Wassers. Da Eisen nur im lufthaltigen Wasser rostet, nicht aber in reinem, so folgt daraus, daß es den Sauerstoff nicht dem Wasser, sondern der darin enthaltenen Luft entzieht, so daß, wenn sich beide in einer verschlossenen Flasche befinden, endlich alles im Wasser befindlich gewesene Sauerstoffgas verschwunden ist. Man kann dieses daran sehen, daß ein von Neuem hinein gelegtes blankes Stück Eisen nun blank bleibt und nicht mehr rostet. Das Eisen ist demnach ein Mittel, das Wasser von beigemischtem Sauerstoff zu befreien, und paßt dazu um so mehr, als der Rost oder das Oxydhydrat, welches sich in Folge dessen bildet, im Wasser unauflöslich ist, so daß also dem Wasser nichts Fremdartiges mitgetheilt wird. Dieß ist äußerst wichtig. Denn ein Wasser, welches kein Sauerstoffgas oder atmosphärische Luft enthält, fault nicht, und somit ist Eisen das einfachste und wohlfeilste Mittel, das Wasser auf Seereisen unverdorben trinkbar zu erhalten. Es ist genug, es anstatt in Fässern, in Behältern von Schwarzblech aufzubewahren. Gußeisen ist für diesen Zweck nicht so gut. Selbst wenn das Wasser sich in hölzernen Fässern befindet, müssen hineingelegte eiserne Stangen von Wirksamkeit seyn. Dieß habe ich, sagt Runge, zu erproben Gelegenheit gehabt. In einem hölzernen Gefäß, welches zur Speisung eines kleinen Dampfkessels diente, wurde das Wasser oft sehr übelriechend; ich legte Eisenabschnitzel von Schwarzblech hinein und nun erfolgte es nicht; das Wasser blieb geruchlos. Dieses Mittel findet auch Anwendung in Brennereien, die nicht immer im Gang sind und wo das Wasser in den Kühlgeräthschaften nicht selten einen unerträglichen Geruch verbreitet. Man umwickelt zu dem Ende das kupferne Kühlrohr mit Eisenabschnitzeln und kann des Erfolgs gewiß seyn. Noch besser ist es, man löthet sie daran, dann wird zugleich das Kupfer vor jedem Roste geschützt. Von dieser fäulnißwidrigen Kraft des Eisens habe ich mich auch noch durch folgenden Versuch überzeugt. In ein kleines Gefäß mit 6 Loth Wasser schüttete ich 1/4 Zoll hoch Eisenfeile und setzte Blutegel hinein. Das Wasser wurde binnen 6 Monaten nicht gegen frisches vertauscht, sondern nur das verdunstete ersetzt. Die Blutegel waren die ganze Zeit über frisch und gesund, und das Wasser zeigte nicht die geringste Neigung zum Faulen. Die Eisenfeile war sehr gerostet und der Schleim, den die Blutegel von sich gelassen, hatte sich auf jene niedergeschlagen. Von diesen Erfahrungen kann man in noch vielen anderen Fällen Gebrauch machen. So wird es z.B. Jedem bekannt seyn, welch' unerträglichen Geruch oft das Wasser in Zimmern verbreitet, worin abgeschnittene Blumen stehen. Wäre das Gefäß inwendig mit Schwarzblech gefüttert oder befänden sich nur einige eiserne Nägel darin, so würde dieß entweder gar nicht oder in einem viel geringeren Grade eintreten. (Runge's technische Chemie.) Explosion bei einer Sauerstoffdarstellung im Großen. In der Sitzung der Société chimique zu Paris vom 4. März d. J. besprachen Bourgoin und Debray eine fürchterliche Explosion, welche in Paris in einem Pharmaceutischen Laboratorium bei einer Sauerstoffdarstellung im Großen erfolgte und den Pharmaceuten gefährlich verwundet hat. Die Darstellung geschah wie gewöhnlich in einem eisernen Gefäß mit chlorsaurem Kali und Braunstein. Die starke eiserne Flasche wurde zerschmettert, ohne daß die Ableitungsröhre sich verstopft hätte. Debray schiebt die Schuld auf eine ungenügende Menge Manganoxyds in dem Gemenge. In Deville's Laboratorium werden immer gleiche Gewichte der beiden Substanzen angewendet, und statt Mangansuperoxyds rothes Oxyduloxyd, welches man sicherer rein hat. Niemals ist ein Unfall geschehen. Es ist anzurathen, das eiserne Gefäß in einen mit Kohlen angefüllten Ofen zu stellen und das Feuer von oben anzuzünden. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 5.) Richard's bleifreie Glasur für ordinäres Töpfergeschirr; Bericht von Salvetat. Nach vielen Versuchen ist es dem Thonwaarenfabrikanten Richard gelungen, eine bleifreie Glasur für ordinäres Töpfergeschirr zu entdecken, wozu derselbe sein hierbei angewandtes Verfahren veröffentlicht. Salvetat macht in seinem Bericht mit Recht auf die Wichtigkeit dieses Gegenstandes aufmerksam, wobei jedoch zu bemerken ist, daß schon vor mehreren Jahren in Deutschland ähnliche Vorschriften zu bleifreier Töpferwaarenglasur veröffentlicht worden sind. Die Vorschrift von Richard ist nachstehende: 1000 Kilogrm. kohlensaures Natron, 800 Kilogrm. toscanische Borsäure, 135 Kilogrm. Kaolin (Porzellanerde), 250 Kilogrm. Gyps, 750 Kilogrm. krystallisirter Feldspath, 280 Kilogrm. Quarz, 150 Kilogrm. Flußspath; diesen Substanzen wird nach Ermessen so viel Braunstein zugesetzt, um die gewünschte Färbung zu erhalten. Die genannten Ingredienzen werden einzeln in ein feines Pulver verwandelt, hierauf gemischt und die Mischung bei passendem Feuersgrade gefrittet. Die erhaltene Fritte wird fein gemahlen, hierauf gemischt mit 110 Theilen fein gemahlenem Kaolin und 250 Theilen fein gemahlenem Feldspath auf 460 Theile der Fritte. Das Glasuren der Thonwaarengegenstände geschieht durch Eintauchen auf die bekannte Weise. Die durch das Einbrennen der Geschirre erhaltene Glasur ist genügend hart, bekommt keine Glasurrisse und ist bei der Verwendung der Töpfergeschirre in den Haushaltungen unveränderlich; Vorzüge, welche diese Glasur für die praktische Verwendung sehr geeignet machen. (Moniteur scientifique, 1868 p. 184; Elsner's chemisch-technische Mittheilungen für 1868.) Ueber krystallisirtes Natronhydrat; von O. Hermes. Während der großen Kälte in diesem Winter hatte ich leicht Gelegenheit, das krystallisirte Natronhydrat aus einer concentrirten Aetznatronflüssigkeit von 1,365 spec. Gewicht darzustellen. Die in schöner Ausbildung gewonnenen Krystalle sind rhombische Prismen mit Winkeln von 98° an den vorderen Seitenkanten, die an den schärferen Seitenkanten schwach abgestumpft sind. Da ich schon früherPoggendorff's Annalen, 1863, Bd. CXIX S. 170. Zusammensetzung und Krystallform des krystallisirten Natronhydrates ausführlicher angegeben, beschränke ich mich auf einige Bemerkungen. Die Krystalle sind glasartig, vollkommen durchsichtig und farblos. Schon bei einer Temperatur von 6°C. fangen sie an zu schmelzen. Aus Lösungen von Aetznatron, welche Chlornatrium, schwefelsaures und kohlensaures Natron enthalten, kann das krystallisirte Natronhydrat in ziemlicher Reinheit erhalten werden. Die Krystalle enthalten 30,09 Procent NaO, so daß sich die Formel NaO + 8HO ergibt. Der Umstand, daß in den neuesten chemischen Lehrbüchern noch falsche Angaben über die Zusammensetzung des krystallisirten Natronhydrates gemacht werden, war wesentlich die Veranlassung dieser kurzen Mittheilung. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 3.) Ueber doppelt-kohlensaures Ammoniak aus dem Leuchtgas; von Dr. Rüdorff in Berlin. Bei der im Februar d. J. herrschenden niedrigen Temperatur hatten sich auf der Reinigungsmasse (Raseneisenstein mit Sägespänen) in einem Nachreiniger auf der am Stralauer Platz gelegenen städtischen Gasanstalt glänzende Krystalle abgesetzt. Durch den Director der Anstalt, Hrn. Paulus, bin ich in Besitz einer Partie dieser Krystalle gelangt. Dieselben haben etwa 4–6 Millim. Durchmesser, sind überaus glänzend und vollständig durchsichtig. Beim Liegen an der Luft verwittern sie und werden matt und undurchsichtig. An den meisten läßt sich die Krystallform deutlich erkennen: kurze rhombische Prismen mit Längs- und Querprisma und Längsfläche. Die chemische Analyse ergab Ammoniak, Kohlensäure und Wasser. Zur Ermittelung der quantitativen Zusammensetzung wurde eine abgewogene Menge der Krystalle in titrirter (Normal-) Schwefelsäure gelöst, die Kohlensäure durch Kochen entfernt und der Ueberschuß der Schwefelsäure durch Normalnatronlösung zurückgemessen. In drei Versuchen erhielt ich 21,35, 21,58 und 21,50 Proc. Ammoniak. Die Krystalle sind also doppelt-kohlensaures Ammoniak H⁴NO, CO² + HO, CO² welche Formel 21,52 Proc. Ammoniak erfordert. Diese Krystalle sind deßhalb von Interesse, weil es bis jetzt nicht gelungen ist, dieselben künstlich darzustellen. Es ist übrigens die Bildung derselben in einem Gasleitungsrohr schon von Schrötter in Wien (Berichte der Wiener Akademie, 1862, Bd. XCIV S. 13) beschrieben und stimmen die hier beobachteten mit jenen durchaus überein. Vielleicht wird diese Notiz dazu beitragen, die Aufmerksamkeit der Gasfachmänner auf diese Krystalle zu lenken; es ist wohl wahrscheinlich, daß sich dieselben häufiger bilden. (Journal für Gasbeleuchtung, März 1870, S. 159.) Ueber die Bereitung eines dem chinesischen ähnlichen fetten Goldlackes; von Dr. Ed. Wiederhold. In dem Museum zu Cassel war der Goldlack an den inneren Wänden eines großen chinesischen Kastens abgesprungen, so daß man einzelne Plättchen davon erhalten und untersuchen konnte. Dieser Umstand gab mir Veranlassung, einen Einblick in die Art zu thun, wie die Chinesen diesen prächtigen fetten Goldlack auf ihren Arbeiten erzeugen. An den abgesprungenen Lacktafeln hafteten an der einen Seite einzelne feine stecknadelkopf- bis linsengroße glänzende Plättchen, welche sich bei näherer Untersuchung als Stanniol erwiesen. Es ist hiernach kein Zweifel, daß die Chinesen den Grund zunächst auf einer Firnißunterlage mit Stanniolplättchen belegen und nachdem solche fest angetrocknet sind, mit einem gelben fetten Lackfirniß überziehen. Dieser Lackfirniß läßt sich natürlich nur durch Synthese nachbilden und empfehle ich folgende Vorschrift: 2  Theile Copal,   1 Theil Schellack werden zusammengeschmolzen und dem flüssigen Gemisch 2 Theile guten und siedenden Leinölfirnisses beigemischt, hiernach wird das Gefäß vom Feuer genommen und man gießt nach und nach 10 Theile Terpenthinöl zu. Zum Färben macht man sich einen Ansatz von Gummigutti und Drachenblut in Terpenthinöl, jedes Harz für sich in einem Glase, filtrirt die Lösungen und versetzt den oben beschriebenen Lack je nach der gewünschten Nüance damit, indem man für eine gelbe Nüance mehr Gummigutti, für einen röthlichen Stich eine entsprechende Menge Drachenblut zusetzt. Die übrige Behandlung ist nicht von der aller anderen fetten Lacke verschieden. Kann man sich ächten Körnerlack verschaffen, so empfiehlt sich folgende Vorschrift:   3 Theile Körnerlack, 1/8    „    Oelfirniß, 10     „    Terpenthinöl. Bei dieser Vorschrift bedarf es keiner Färbung mit Gummigutti oder Drachenblut. Selbstverständlich hat man alle Vorsichtsmaßregeln zu beobachten, die bei der Fabrication der fetten Lackfirnisse überhaupt das Gelingen verbürgen. (Gewerbeblätter, 1870, Nr. 3.) Zur Paraffin-Fabrication. Der Mineralöl-Verein zu Halle a. S. setzt: 1) für Auffindung eines chemischen Mittels zur Reinigung roher Paraffin-Preßkuchen mit möglichst geringem, nicht über 5 Procent betragenden Verlust, 2) für Auffindung einer Einrichtung zur Abkühlung von Paraffinmassen auf eine Temperatur von wenigstens – 5°C. in jeder beliebigen Jahreszeit zwei Preise von je Fünf Tausend Thalern aus. Als Reinigungsmittel für die Preßkuchen dürfen farbloses Theeröl, Benzin, überhaupt solche Substanzen nicht verwendet werden, welche lösend auf Paraffin wirken. Der Verlust an letzterem darf bei der Reinigung von schmutzfreien Preßkuchen 5Proc. nicht übersteigen, die Reinigungsoperation muß schnell und leicht ausführbar seyn und darf nur mäßige Kosten verursachen. Das gereinigte Paraffin muß eine weißlich bläuliche Farbe haben, ferner geruchlos seyn. Die Einrichtung zur Abkühlung der Paraffinmassen muß so beschaffen seyn, daß in einem oder mehreren Räumen täglich wenigstens 500 Ctr. Massen in Gesäßen von 5 Ctr. Inhalt auf eine Temperatur von wenigstens – 5°C. gebracht werden können. Am vortheilhaftesten würde dieß durch Kühlung der Räume selbst, in denen die Paraffinmassen zur Krystallisation aufgestellt werden, zu bewirken seyn. Die Abkühlung der Massen muß allmählich bewirkt werden können, derart daß die Ausbildung der Krystalle in denselben bezüglich ihrer Beschaffenheit, Größe etc. nicht beeinträchtigt wird. Den Preis empfängt derjenige, der die betreffende Aufgabe bis zum 1. Januar 1871 zur Zufriedenheit einer vom Mineralöl-Vereine zu Halle a. S. erwählten Commission, bestehend aus den HHrn. Fabrikbesitzer A. Riebeck in Halle, Bergrath Bischof in Weißenfels, Dr. Rolle in Gerstewitz und Dr. Hübner in Zeitz löst und der letzteren den Beweis für seine etwaigen Angaben auf seine Kosten beibringt. Unter mehreren Bewerbern erhält der den Preis, welcher die vortheilhafteste Lösung offerirt. Neues Bleichmittel für Wolle und Seide. Nach dem französischen Patent von Frèzon soll man an Stelle der jetzt noch üblichen Schwefelungen für Wolle und Seide eine Auflösung von Kochsalz und Oxalsäure verwenden. Diese Mischung ist nach dem Patentträger sowohl für die Seide in allen Formen, als auch für rohe, gekämmte, gesponnene oder gewebte Wolle anwendbar und kann gleichzeitig zum Bläuen und Beizen der Stoffe für das Färben benutzt werden. Man nimmt     4  Pfund  Oxalsäure und     4 Pfund  Kochsalz auf 200 Quart  Wasser, legt die Stoffe eine Stunde in diese Flüssigkeit, läßt abtropfen und spült im Fluß. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 13.) Notiz über das Weißmachen des Flanells; von Prof. Dr. Artus. Um Flanell, welcher durch längeres Liegen gelb geworden war, wieder weiß zu machen, versuchte Prof. Artus zunächst ein bereits früher vorgeschlagenes Verfahren: Man löst 1/2 Pfd. weiße Marseiller Seife in 50 Pfd. weichem Flußwasser auf, gießt zu der Lösung 2/3 Loth Salmiakgeist unter Umrühren hinzu, behandelt die Waare in dieser Flüssigkeit, und spült dieselbe wieder. Liefert dieses Verfahren schon recht befriedigende Resultate, so erreicht man denselben Zweck noch schneller, wenn man die Waare eine Stunde lang in einer verdünnten Auflösung von saurem schwefligsaurem Natron weichen läßt, dann unter Umrühren verdünnte Salzsäure (auf 50 Th. Wasser 1 Th. Salzsäure) zusetzt, das Gefäß bedeckt, 1/4 Stunde stehen läßt, und dann die Waare gut spült. (Vierteljahresschrift für technische Chemie, 1869.) Fischer's Methode, Stroh zu bleichen. Das Bleichen des Strohes zu Hüten und anderen Luxusartikeln ist nicht allein des schönen Ansehens wegen zu empfehlen, sondern es ist unerläßlich für Stroh welches gefärbt werden soll. Ungebleichtes Stroh wird die brillantesten Farben, namentlich Blau und Grün, stets durch seine natürliche Farbe verändern und verderben. Es ist aber nicht leicht, Stroh vollkommen zu bleichen. Die Bleiche mit schwefliger Säure entfärbt nie ganz vollständig und auch nicht dauerhaft, indem dergleichen Stroh nach und nach zu seiner ursprünglichen Farbe zurückkehrt; auf der Stelle thut es dieß, wenn man es in siedendes Wasser taucht. Die Bleiche an der freien Luft gibt bei Stroh nie ein günstiges Resultat, da theils die große Menge von Farbstoff im Stroh auf diesem Wege kaum zerstört werden kann, theils das Stroh durch den langen Aufenthalt auf der Bleichwiese an Glanz und Dauer verliert. Das Chlor hat sich auch hier als das kräftigste Bleichmittel erwiesen; indeß behandelt Fischer, von dem das gleich zu beschreibende Verfahren herrührt, das Stroh nicht unmittelbar mit der bleichenden Chlorverbindung, sondern vorher mehrmals mit Sodalauge. Das nach dieser Methode gebleichte Stroh soll dadurch an Glanz nicht verlieren, sondern sogar gewinnen; die Festigkeit des Strohes soll dadurch nicht im geringsten vermindert werden und die Bleiche vollkommen haltbar seyn, so daß an der Luft und im Sonnenlichte die natürliche Farbe des Strohes nicht wieder erscheint. Das Verfahren ist folgendem: Man bringe das zu bleichende Stroh in Bottiche von weißem Holz, gieße heißes Wasser darauf, lasse es 24 Stunden stehen, ziehe das Wasser ab, bringe dann das Stroh in eine Lauge von 1 Pfund Soda auf 1 Quart Wasser, koche es damit drei Stunden lang in einem kupfernen Kessel, indem man das während des Kochens durch Verdampfung verloren gehende Wasser immer wieder ersetzt, ohne das Sieden zu unterbrechen; lasse es dann erkalten, bringe das Stroh wieder in Bottiche, in denen man es mit kaltem Wasser übergießt, lasse dieses Wasser, wenn es sich gelb gefärbt hat, ab, gieße neues darauf und so 8 bis 10 Mal, bis das Wasser überhaupt völlig ungefärbt bleibt. Nun koche man das Stroh abermals eine Stunde lang in einer halb so starken Sodalösung, als die erste war, nehme es heraus, übergieße es in Bottichen mit siedendem Wasser, lasse dieses erkalten, gieße kaltes Wasser darauf und erneuere dieß drei Tage. Hierauf übergieße man das Stroh mit einer Lösung von Chlorkalk oder Chlornatron (sogenannte Javellische Lauge), bedecke das Gefäß und lasse es 24 bis 36 Stunden oder noch länger stehen, bis das Stroy überhaupt völlig gebleicht erscheint. Sollte sich die Bleichflüssigkeit während der Zeit etwas geschwächt haben, so ziehe man etwas ab, und gieße frische zu. Die gebrauchte Bleichflüssigkeit braucht man nicht wegzugießen, sondern kann sie zur Vorbereitung des später zu bleichenden Strohes benutzen. Das so gebleichte Stroh erhält zwar einen eigenthümlichen, sehr fest anhängenden Geruch, welcher jedoch durch Einlegen in Wasser, in welchem man etwas schwefligsaures Natron (sogenanntes Antichlor) aufgelöst hat, und darauf erfolgendes Abspülen mit gewöhnlichem Wasser vollständig zerstört wird. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1870, Nr. 7.) Horn ohne Anwendung von Siedhitze schwarz zu färben; von C. Burnitz, Schirmmacher in Stuttgart. In einer caustischen Lauge von Natron oder Kali werden die bis zum Poliren fertigen Gegenstände so lange präparirt, bis die obere Schicht des Horns etwas gelöst ist, was durch ein fettes Anfühlen zu erkennen ist. Bei einiger Sorgfalt können Staubkämme mit ganz feinen Zähnen so behandelt werden, ohne Nachtheil für dieselben. Die Gegenstände werden nun abgewaschen und durch Lucas'sches Anilinschwarz (man s. polytechn. Journal Bd. CLXXX S. 245) gezogen, langsam getrocknet und dann abgewaschen. Bei durchscheinendem Licht zeigt das Horn noch eine dunkelbraune Färbung, bei reflectirendem Lichte aber ein tiefes Schwarz. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1870, Nr. 15.) Das Wasserglas als Binde- und Lösungsmittel für Corallin; von C. Puscher. Die Eigenschaft des sonst in Wasser schwerlöslichen Corallins, in einer wässerigen alkalischen Lösung mit prachtvoll rother Farbe löslich zu seyn, veranlaßte mich, das immer alkalische Wasserglas dazu zu verwenden, womit zugleich eine gegen Wasser unempfindliche Bindung der Farbe nach einiger Zeit eintreten mußte. Der Versuch entsprach den Erwartungen. Je nachdem man weniger oder mehr Corallin in einer siedend heißen Lösung von 1 Theil syrupdickem Wasserglas mit 4 Theilen Wasser verdünnt, auflöst, erhält man Lösungen, welche Anstriche vom schönsten Rosa bis zum herrlichsten Carminroth geben. Besonders zu empfehlen sind dieselben für helle, wenig Gerbsäure haltende Hölzer, wie Föhren, Tannen, Erlen, Linden, Weiden, die nachher ohne Einbuße der Farbe lackirt und polirt werden können; ferner für Tapeten, Papier und andere Stoffe, zum Illuminiren von Bildern u.s.w. Sie sind daher von Interesse für Schreiner, Spielwaaren- und Korbmacher, für Papier- und Tapetenfabrikanten, Bleistift- und Blumenfabrikanten etc. Berücksichtigt muß jedoch werden, daß diese Lösungen sich nur für 1 bis 2 Tage brauchbar erhalten, da nämlich nach dieser Zeit eine Ausscheidung der Kieselsäure aus dem Wasserglase stattfindet, die Lösung gelatinirt und die Farbe dadurch ihr Feuer und Bindemittel verliert. Auch mit der in kaltem Wasser schon leichtlöslichen, im Handel unter dem Namen Ponceau vorkommenden Theerfarbe lassen sich mit verdünnter Wasserglaslösung ebenso schöne und viel concentrirtere prachtvoll rothe Lösungen, als wie mit Corallin, darstellen, die nach längerem Stehen in verschlossenen Gefäßen keine Kieselerde abscheiden und daher auch als rothe Tinte verwendet werden können. Anilingelb und Besuvin sind in Wasser löslicher als in verdünnter Wasserglaslösung, und geben daher keine empfehlenswerthen Anstriche. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1870 S. 98.) Verfahren, gelb gewordenes Elfenbein wieder weiß zu machen; von Drechslermeister Peinemann. Zu diesem Zwecke ist die Vorschrift im Gebrauch, daß man das Elfenbein in eine gesättigte Alaunlösung legt und darin eine Stunde weichen läßt. Hierauf reibt man es mit einem wollenen Tuche ab und schlägt es hernach in ein leinenes ein, worin man es völlig trocknen läßt. Ich ziehe indessen nach meinen Erfahrungen das folgende Verfahren vor. Nach demselben macht man in einem Topfe einen dünnen Kalkbrei, erhitzt denselben über dem Feuer und legt das Elfenbein so lange hinein, bis es weiß ist. Hernach nimmt man es aus der Beize, trocknet es ab und polirt es. (Gewerbeblätter, 1870, Nr. 3.) Kleister zum Aufziehen von Tapeten u. dgl.; von Hoftapezirer Loeffz in Darmstadt. Man weicht 18 Pfund Bolus, nachdem man ihn kleingeklopft, in Wasser auf und gießt das überschüssige Wasser von dem Bolusschlamme wieder ab. Dann werden 1 1/4 Pfund Leim, zu Leimwasser abgekocht, und 2Pfund Gyps gut mit dem erweichten Bolus gemengt und die ganze Masse nun mittelst eines Pinsels durch ein Sieb getrieben. Man verdünnt hierauf bis zur Consistenz eines dünnen Kleisters oder einer Schlichte, und das Fabricat ist zur Verwendung fertig. Dieser Kleister ist nicht nur billiger als alle anderen Kleisterarten, sondern haftet auch an getünchten Wänden, namentlich an mehrfach angestrichenen, besser als andere Kleister. Zum Aufziehen feiner Tapeten eignet er sich freilich weniger, weil dieselben leicht durch ihn beschmutzt werden. Wenn dieselben aber auf Grundpapier aufgezogen werden, so ist es unbedingt zu empfehlen, das Grundpapier mit diesem Kleister auf die Wand, und dann die Tapeten auf das Grundpapier mit gewöhnlichem Stärkekleister aufzuziehen. Eine besonders schätzbare Eigenschaft dieses vom Erfinder schon seit längerer Zeit angewandten Kleisters ist noch die, daß damit aufgezogene Tapeten auch in Borplätzen, Gängen u.s.w., wo sie dem Temperaturwechsel mehr ausgesetzt sind, als in bewohnten Räumen, gut an den Wänden haften und nicht leicht abspringen.