| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. , S. 368 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Graphische Bestimmung des Wasserquantums in Strömen.
                           Der Verfasser des betreffenden Artikels in diesem Bande
                              									des polytechn. Journals S. 97 (zweites Aprilheft 1870) ersucht uns nachzutragen, daß
                              									durch ein Versehen im Manuscript die Bemerkung ausgeblieben sey, daß jene
                              									Mittheilung über die von Prof. Culmann erfundene Methode einem Vortrage entnommen sey, welchen
                              									Prof. A. R. Harlacher vor
                              									einiger Zeit im deutschen Ingenieur- und Architekten-Verein in Prag gehalten hat.
                           Die Redaction.
                           
                        
                           Cylinder für hydraulische Pressen.
                           Bei den gewöhnlichen gußeisernen Cylindern für hydraulische Pressen ist die
                              									gebräuchliche Metallstärke natürlich sehr bedeutend im Verhältniß zum Durchmesser,
                              									in Anbetracht der geringen Zugfestigkeit des Materiales; diese große Starke bewirkt
                              									eine sehr ungleichmäßige Vertheilung der Spannung im Inneren des Materiales, sobald
                              									die Presse benutzt wird. Da diese Uebelstände mit der Spannung wachsen und leicht
                              									die Veranlassung zu Brüchen werden können, so ist es in der That wünschenswerth,
                              									statt Gußeisen ein Material von größerer Zugfestigkeit zu verwenden, und Vickers, Söhne und Comp. zu
                              									Sheffield haben in der That auch in den letzten Jahren eine Anzahl von
                              									Gußstahlcylindern hergestellt, welche ausgezeichnete Resultate ergaben; in einigen
                              									Fällen sind auch schmiedeeiserne Cylinder zur Verwendung gelangt.
                           Neben Gußstahl und Schmiedeeisen aber gibt es noch ein anderes, weniger allgemein
                              									bekanntes Material, welches bereits vielfach in Verwendung ist und verspricht, in
                              									Zukunft noch in ausgedehnterer Weise beim Bau hydraulischer Pressen benutzt zu
                              									werden, und dieses ist das specielle cast malleable
                                 									iron, welches von Haffie, Forsyth und Miller in Glasgow hergestellt wird. Die Herstellungsweise
                              									dieses Metalles, welches, beiläufig gesagt, nicht mit dem gewöhnlichen hämmerbaren
                              									Gußeisen verwechselt werden darf, wird von den Fabrikanten geheim gehalten; nur so
                              									viel ist bekannt, daß in dem Kupolofen nebst dem Metalle noch eine gewisse Mischung
                              									in verschlossenen gußeisernen Töpfen aufgegeben wird, und daß die Güsse nach ihrer
                              									Vollendung einem langsamen Adoucirungsprocesse unterworfen werden. Wie es aber auch
                              									hergestellt seyn mag, so viel ist sicher, daß das Metall selbst sich als sehr
                              									geeignet für die Construction von hydraulischen Pressen erwiesen hat. Die genannte
                              									Firma hat bereits eine Anzahl Cylinder in verschiedenen Größen bis zu 13 Fuß Länge
                              									aufwärts, und von bedeutendem Durchmesser ausgeführt. Sie hat eben einen Cylinder
                              									von 2 Fuß 5 Zoll Durchmesser in Arbeit, welcher für eine große
                              									Panzerplatten-Biegmaschine zu Chatham-Dockyard bestimmt ist. Dieser
                              									Cylinder hat 5 1/4 Zoll Wandstärke und soll unter einem Drucke von 4 Tonnen per Quadratzoll arbeiten. Doch ist diese Firma
                              									eingerichtet Cylinder zu verfertigen, welche einen Druck von 6 Tonnen per Quadratzoll aushalten und bis zu 12 Tonnen Gewicht
                              									haben.
                           Die gewöhnlichen Dimensionen der hydraulischen Preßcylinder von Haffie sind derart bemessen, daß die Spannung, falls sie sich gleichmäßig
                              									auf den ganzen Querschnitt vertheilt, 8 bis 10 Tonnen per Quadratzoll betrüge; doch gewähren diese Dimensionen noch einen hohen
                              									Grad von Sicherheit, so daß in Fällen wo es auf möglichste Leichtigkeit ankommt, die
                              									Metallstärke noch erheblich reducirt werden kann, ohne daß die Gefahr des
                              									Zerspringens eintritt. Natürlich ist bei solchen Abmessungen die Metallstärke
                              									beträchtlich geringer als bei einem gußeisernen Cylinder von gleichem inneren
                              									Durchmesser, der für gleichen Druck bestimmt ist; hieraus folgt, daß nicht nur ein
                              									gewisses Gewicht von Metall erspart wird, sondern auch, daß die ganze Metallstärke
                              									weit besser ausgenutzt, und die übermäßige Spannung, welcher die inneren Schichten
                              									eines gewöhnlichen gußeisernen Cylinders unterliegen, vermieden wird. (Engineering, März 1870, S. 162; polytechnisches
                              									Centralblatt, 1870 S. 582.)
                           
                        
                           
                           Das der Kälte ausgesetzt gewesene Zinn in St. Petersburg; von
                              									Paul Lewald.
                           Es ist schon zu wiederholtenmalen das eigenthümliche Verhalten von Bancazinn, welches
                              									dasselbe in einem St. Petersburger Magazin bei großer Kälte gezeigt hatte, in
                              									öffentlichen Blättern besprochen worden. Prof. Fritzsche in St. Petersburg hat sich mit der
                              									Sache eingehend befaßt und es ist viel darüber geschrieben worden, ohne daß nach
                              									meiner Meinung das Richtige getroffen worden wäre.
                           Bald nachdem das Phänomen durch Prof. Fritzsche in die Oeffentlichkeit gebracht worden war,Polytechn. Journal Bd. CXCI S. 171
                                    											und Bd. CXCV S. 92. erhielt ich ein Stück von dem Petersburger Zinn. Dasselbe unterschied sich
                              									von ächtem Bancazinn in nichts als in der durch die Kälte verursachten
                              									Structur-Veränderung.
                           Es ist nun nicht richtig zu sagen, Zinn hat die Eigenschaft bei circa – 35° Cels. seine Structur zu ändern
                              									und zu zerfallen, sondern bloß Zinn, welches in Blockformen gegossen, zeigt dieses Verhalten. Um diese
                              									Behauptung zu belegen, muß ich etwas weiter ausholen.
                           Zinn kommt hauptsächlich in Blöcken von circa 250
                              									Kubikzoll in den Handel. Gießt man einen solchen Block in eine eiserne Form, so
                              									erstarrt das Zinn derart, daß die Oberfläche des Zinnes einsinkt und rissig wird.
                              									Unter dieser eingesunkenen Oberfläche befinden sich mehr oder minder große
                              									Hohlräume, die bis 40 Kubikzoll betragen können. Die Größe dieser Hohlräume richtet
                              									sich nach der Temperatur des Zinnes beim Ausgießen. Je höher dieselbe ist, desto
                              									größer werden die Hohlräume. Der Grund dieses Verhaltens ist folgender: nur in der
                              									Mitte, wo die Masse am längsten flüssig bleibt, kann das Zinn seinem Bestreben zu
                              									schwinden folgen; an den Seiten, in den Ecken, am Boden und an der Oberfläche geht
                              									die Erstarrung mehr oder minder rasch vor sich, es schwindet daher an der Oberfläche
                              									etwas, an den Ecken, dem Boden und an den Seiten gar nicht. Die Zinnkrystalle
                              									befinden sich hierdurch in einem Zustande der Spannung, und noch Stunden lang kann
                              									man manchmal einen Block, nachdem er gegossen, während des Erkaltens hin und wieder
                              									klingen hören. Dieses Klingen ist hervorgerufen durch das Zerspringen einzelner
                              									Krystalle bei zunehmender Abkühlung. Es muß daher einen Temperaturgrad geben, bei
                              									dem die Spannung der Krystalle einen solchen Grad erreicht, daß sie zum Zerfallen
                              									der Blöcke führt. Die im Handel vorkommenden Blöcke zeigen nun auf der Oberfläche
                              									nicht die oben beschriebene Einsenkung. Die Blöcke würden nicht hübsch aussehen, und
                              									deßhalb gießt man zuerst die Form nur etwas über halb, und nachdem das
                              									hineingegossene Zinn erstarrt ist, ganz voll. Es wird durch diese Verfahrungsart die
                              									innere Spannung noch vermehrt, da ja durch dieselbe auch die Zinnkrystalle der
                              									Oberfläche am Schwinden verhindert werden und eine höhere Spannung erhalten.
                           Das Petersburger Zinn stand in Haufen aufgesetzt, das Zinn sing an, Töne von sich zu
                              									geben und zerfiel. Es hatten bei dieser Art der Aufstapelung die unteren Blöcke
                              									nicht allein die Spannung in ihrem Inneren, sondern auch den Druck der auf ihnen
                              									lastenden Blöcke auszuhalten und das Resultat wurde hierdurch noch beschleunigt.
                           Das Verhalten des Zinnes in Petersburg wurde also in erster Linie hervorgerufen durch
                              									die Form und die Art der Fabrication und nicht durch die physikalischen
                              									Eigenschaften der Materie.
                           Wer sich hiervon überzeugen will, der gieße sich eine Zinnstange von circa 1 Quadratzoll Querschnitt, lasse dieselbe einmal
                              									durch ein Vorkaliber eines Rundeisen-Walzwerkes gehen, schneide dann sich ein
                              									beliebiges Stück ab, setze dasselbe einer Kälte von – 40° Cels. und
                              									darüber aus, und das Zinn wird nicht zerfallen. (Das
                              									Ausland, 1870 S. 71.)
                           
                        
                           Californiens Goldausbeute.
                           In dem zu San Francisco erscheinenden Commercial Herald and
                                 										Market Review vom 14. Januar lesen wir: „Bor 22 Jahren wurden
                                 										zuerst größere Mengen Gold in Californien gefunden; seitdem ist ungefähr für eine Billion Dollars
                                 										aus unseren Minen hervorgegangen, oder durchschnittlich 45 Millionen im Jahre.
                                 										Im ersten Jahre sammelte man 10 Millionen, im zweiten 40, mit allmählichem
                                 										Steigen bis 1853, wo mit 65 Millionen der höchste Punkt erreicht ward. Seitdem
                                 										hat die Ausbeute wieder abgenommen, und mehr als im Vorjahre, nämlich 23
                                 										Millionen, ist bisher nie erzielt worden. (Oest. Oekonomist.)
                           
                        
                           Mittel zur Beseitigung von Silberflecken.
                           Flecke, welche von salpetersaurem Silberoxyd (Höllenstein) herrühren, sind heut zu Tage, wo dieses Salz
                              									in der Technik so große Anwendung findet, nichts Seltenes. Allen gewöhnlichen
                              									Mitteln widersteht das auf der Faser reducirte Silber,
                              									und es kann nur durch einen chemischen Proceß aufgelöst werden, der aus dem Silber
                              									eine lösliche Verbindung dieses Metalles darzustellen im Stande ist.
                           Im Folgenden sollen einige der Mittel aufgezählt werden, welche zur Entfernung von
                              									Silberflecken dienen können.
                           Wenn man Jodkalium in Wasser auflöst und dieser Auflösung
                              									so viel Jod zusetzt, als dieselbe aufzunehmen im Stande ist, so kann man durch
                              									Verdünnen der Lösung und Ueberstreichen der Silberflecke mit derselben, das Silber
                              									in Jodsilber umwandeln, welches von dem Jodkalium aufgelöst wird. Bringt man dann das Gewebe in
                              									reines Wasser, so waschen sich die Silberflecke mit der Jodkalium-Lösung
                              									vollkommen aus.
                           Ein anderes Mittel, welches aber nicht empfehlenswerth ist, weil eine Substanz dazu
                              									gebraucht wird, die man zu den gefährlichsten Giften rechnet, ist die Behandlung der
                              									Silberflecke mit einer Auflösung von Cyankalium. Es
                              									genügt in der Thal, mit Silberflecken behafteten Zeug in eine Lösung von Cyankalium
                              									einzutauchen, um die Silberflecke zu entfernen. Die Cyankalium-Lösung ist
                              									indessen eines der energischsten Gifte, und wenige Tropfen reichen zur Tödtung eines
                              									Menschen hin, besonders wenn sie durch eine wunde Stelle der Haut mit dem Blute
                              									selbst in Berührung kommen. Es kann deßhalb die Anwendung desselben, obgleich sie
                              									ganz bequem ist, nicht angerathen werden.
                           Ein drittes Mittel, welches aber ein wenig umständlich ist, besteht darin, daß man
                              									die Flecke mit einer Auflösung von Kupferchlorid
                              									bestreicht. Diese Auflösung kann man sich selbst sehr leicht darstellen, indem man
                              									ein wenig Kupfer in Königswasser auflöst und die Lösung an einem warmen Ort so lange
                              									stehen läßt, bis die Flüssigkeit vollkommen verdampft ist. Die zurückbleibende grüne
                              									Masse wird sodann in Wasser aufgelöst und direct benutzt. Wenn man Silberflecke mit
                              									Kupferchlorid bestreicht, so wird das Silber in Chlorsilber verwandelt, und dieses ist in verschiedenen Salzen löslich.
                              									Die Flecke verschwinden schon bei der Behandlung mit Kupferchlorid, aber dieses
                              									Verschwinden ist ein nur scheinbares, da das schwarze Silber in weißes Chlorsilber
                              									übergegangen ist. Bei weißen Stoffen sieht man also die Flecke nicht mehr; man hüte
                              									sich aber wohl, die Sache damit zu beendigen, weil das weiße Chlorsilber nach kurzer
                              									Zeit dunkel wird und die Flecke nun noch mehr hervortreten; das gebildete
                              									Chlorsilber muß vielmehr entfernt werden. Hierzu kann man sich einer concentrirten
                              									Kochsalz-Lösung bedienen; besser indessen ist es, die Flecke in eine
                              									Auflösung von unterschwefligsaurem Natron (Antichlor) einzulegen. Die Flecke verschwinden
                              									vollständig.
                           Eine vierte Methode, welche vielleicht als die praktischste angesehen werden kann,
                              									besteht darin, daß man die Flecke mit einer Auflösung von Zinkvitriol oder Chlorzink
                              									wäscht, welche so concentrirt als möglich seyn muß. Ueber die schwärzesten Stellen
                              									fährt man mit einem Stückchen Zink hin und her. Dasselbe Mittel kann auch zur
                              									Entfernung von Tintenflecken benutzt werden. Wenn die
                              									Farbe vollständig verschwunden ist, so wäscht man zuerst mit gewöhnlichem, hierauf
                              									mit Seifen-Wasser. Die Flecke sind dann so
                              									vollkommen verschwunden, daß man keine Spur mehr von ihnen sieht. (Mit Benutzung des
                              										Moniteur scientifique in der Musterzeitung für
                              									Färberei etc., 1870, Nr. 8.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Fabrication des schwefelsauren Kalis in
                              									Scheibenform; von J. Mahony.
                           Dieses Salz wird bei der Verarbeitung des Kelps gewonnen,
                              									entweder durch directes Auskrystallisirenlassen aus den Laugen, oder durch Lösen und
                              									Umkrystallisiren des in einer gewissen Periode des Verdampfens aus jenen Laugen in
                              									krystallinischkörnigen Massen sich ausscheidenden Schwefelsäuresalzes (granulate sulphate). Nachdem die Lösung eine
                              									Concentration von etwa 42 bis 44° Twaddle (27° Baumé) zeigt,
                              									wird sie in Kühlgefäße abgelassen und nach Verlauf von einem bis zwei Tagen ist die
                              									Krystallbildung vor sich gegangen. Hierauf wird die Mutterlauge wieder mit Sulfat
                              										(soft sulphate) gesättigt, so daß sich auf der
                              									ersten Krystallschicht eine zweite bildet; und so fort, bis ein Kuchen von
                              									genügender Dicke entstanden ist. Dieses Salz (das sogen. plate sulphate of potash) ist eigentlich ein Doppelsulfat von Kali und
                              									Natron, worauf zuerst Dr. Penny aufmerksam machte; Mahony fand aber, daß
                              									dasselbe in der Praxis nur 73 bis 75 Proc. an schwefelsaurem Kali enthält, anstatt
                              									78,56 Proc., wie es der Fall seyn müßte, wenn in dem Salze 3 Aequiv. schwefelsaures
                              									Kali mit 1 Aequiv. schwefelsaurem Natron verbunden wären. Die Kuchen oder Scheiben
                              										(plates) schließen während ihrer Bildung geringe
                              									Mengen von Mutterlauge ein, welche später krystallisiren; dadurch wird der Gehalt
                              									der Kuchen an Chloriden und anderen fremdartigen Salzen erklärlich, durch welche der
                              									Kaligehalt herabgedrückt wird. Die auf der Oberfläche der Scheiben aufgewachsenen,
                              									gut ausgebildeten Krystalle sind fast rein. Ein solcher, welchen Mahony der Analyse unterwarf, gab 77,60 Procent
                              									schwefelsaures Kali. Man sollte glauben, daß man durch Lösen und Umkrystallisiren
                              									dieser Verbindung, da dieselbe offenbar ein Doppelsalz bildet, nur ein reineres
                              									Doppelsulfat erhalten würde; dieß ist jedoch nicht der Fall, denn hierbei trennen
                              									sich die beiden Salze der Doppelverbindung von einander und zwar in einer ihren
                              									verschiedenen Löslichkeitsverhältnissen entsprechenden Reihenfolge. Mahony wies dieß nach, indem er fünf Pfund (engl.) von
                              									gewöhnlichem Scheibensalz (schwefelsaurem Kali in Scheibenform) gröblich zerpochte
                              									und in einer hinlänglichen Menge von siedendem Wasser löste. Er ließ den ungelöst
                              									gebliebenen Rückstand sich absetzen und filtrirte durch ein Filter von Baumwollzeug.
                              									Die ganze Lösung, welche ein specifisches Gewicht von 25° Twaddle (17°
                              									Baumé) zeigte, wurde auf 38° Tw. (24° B.) eingedampft, bei
                              									welcher Concentration sich auf der Oberfläche der Flüssigkeit ein Krystallhäutchen
                              									zeigte. Bei der Analyse gaben die zuerst ausgeschiedenen Krystalle:
                           
                              
                                 schwefelsaures Kali
                                 86,23
                                 
                              
                                             „        
                                    											Natron.
                                 13,83
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,06
                                 
                              
                           Von Chlor war keine Spur aufzufinden. Das am Boden des Abdampfgefäßes ausgeschiedene
                              									Salz gab:
                           
                              
                                 schwefelsaures Kali
                                 84,26
                                 
                              
                                             „        
                                    											Natron.
                                 15,66
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,96
                                 
                              
                           Das die Oberfläche der eingedampften Lösung überziehende Krystallhäutchen gab 81,16
                              									Procent schwefelsaures Kali. Nach der Entfernung des ersten Krystallanschusses wurde
                              									die Mutterlauge wieder bis auf 38° Tw. eingedampft; der zweite, dem ersten im
                              									äußeren Ansehen ganz gleiche Salzanschuß gab:
                           
                              
                                 Krystalle
                                 82,09 schwefelsaures Kali,
                                 
                              
                                 Bodensatz
                                 77,65            
                                    											„            
                                    											„
                                 
                              
                           Das Eindampfen und Umkrystallisiren wurde sechsmal wiederholt. Bei dem fünften
                              									Salzanschusse fand Mahony eine Schicht von schwefelsaurem
                              									Kali mit darauf sitzenden großen wohlausgebildeten Krystallen von schwefelsaurem
                              									Natron; der sechste Anschuß bestand im Wesentlichen aus schwefelsaurem Natron. Die
                              									Gesammtmenge des auf diese Weise gewonnenen Salzes betrug 4 Pfund 13 Unzen, mit
                              									einem Gehalte von 3 Pfund 10,36 Unzen an reinem schwefelsaurem Kali; die Menge der
                              									ungelöst gebliebenen Substanz und des Verlustes belief sich auf 3 Unzen. Zuletzt
                              									blieb schwefelsaures Natron, als das leichter lösliche der beiden Salze, in der
                              									Mutterlauge zurück. Hiernach kann das „Scheibensulfat“ nicht zu
                              									den gewöhnlichen Doppelsalzen gerechnet werden, welche auch nach dem
                              									Umkrystallisiren eine und dieselbe Zusammensetzung zeigen. (Chemical News, vol. XXI p. 151; April 1870).
                           
                        
                           
                           Ueber Gewinnung von Schwefel aus Leuchtgas.
                           Bekanntlich rührt der in den Steinkohlen enthaltene Schwefel theils von den Pflanzen
                              									her, denen sie ihren Ursprung verdanken, theils gehört er den Schwefelkiesen an,
                              									welche beim Bildungsprocesse der Steinkohlen durch Reduction von schwefelsaurem
                              									Eisenoxydul in denselben entstanden sind. Der erstere ist also primären, der zweite,
                              									dessen Menge wohl größer als die des ersteren ist, secundären Ursprunges.
                           Im Leuchtgase findet sich der Schwefel der Hauptmasse nach als Schwefelammonium, dann
                              									als Schwefelkohlenstoff, Schwefelcyanammonium und wohl noch in Form anderer
                              									Verbindungen.
                           Zur Reinigung desselben bedient man sich gegenwärtig allgemein der Laming'schen Masse, welche nach der gewöhnlichen
                              									Bereitung ein Gemenge von Eisenoxydhydrat, Kalk, Gyps und Sägespänen ist.
                              									Bekanntlich wirkt eine frische Masse weit weniger auf das zu reinigende Gas als eine
                              									Masse welche, indem man sie befeuchtet der Einwirkung der Luft längere Zeit
                              									ausgesetzt hat, wieder belebt wurde. Hierbei wird das bei der Entschwefelung des
                              									Gases gebildete Schwefeleisen (Fe² S³) unter Abscheidung des Schwefels
                              									wieder in Eisenoxyd verwandelt, während dieses von dem in der Masse enthaltenen
                              									Schwefelammonium unter Abscheidung von Ammoniak wieder geschwefelt wird u.s.f. Daß
                              									die bereits mehrmal gebrauchte, also viel Schwefel enthaltende Laming'sche Masse kein Ammoniak abgibt wenn Leuchtgas, wohl aber wenn
                              									atmosphärische Luft darüber geleitet wird, erklärt sich daraus, daß der feuchte
                              									Schwefel auch das Schwefelammonium zurückhält, indem er damit höhere
                              									Schwefelverbindungen bildet. Der Schwefelgehalt der Laming'schen Masse ist also ebenso wichtig, wie das Eisenoxydhydrat, indem
                              									der erstere das Gas vom Ammoniak, das letztere es von dem Schwefel befreit, der sich
                              									dann als solcher in der Masse findet. Theoretisch betrachtet, sollte dieselbe Masse
                              									fort und fort gebraucht werden können, wenn sie abwechselnd der Einwirkung des rohen
                              									Leuchtgases und dann wieder der Luft ausgesetzt wurde. Die Erfahrung zeigt aber, daß
                              									dieselbe nur 30 bis 40mal gebraucht werden kann, weil durch die große Menge
                              									Schwefel, ungefähr 50 Procent, welche sich dann darin gesammelt hat, die Einwirkung
                              									der Luft auf das Schwefeleisen zu sehr gehindert wird. Schneider hat aber nun ein sinnreiches Mittel angegeben, die unwirksam
                              									gewordene Masse beliebig oft wiederzubeleben, indem er ihr Eisenfeile (die Hälfte
                              									ihres Gewichtes) zusetzt und dieselbe befeuchtet, unter öfterer Erneuerung der
                              									Oberfläche, längere Zeit der Luft überläßt, wobei zuerst Schwefeleisen gebildet,
                              									dieses aber dann wieder unter Abscheidung des Schwefels in Eisenoxyd umgewandelt
                              									wird. Hierdurch verliert allerdings der Eisenvitriol in der Folge seine Bedeutung
                              									für die Gasfabrication, es ist aber doch noch die Frage, ob bei sehr großen
                              									Etablissements die Aufbringung der nöthigen Menge von Eisenfeile nicht kostspieliger
                              									werden dürfte, als die erneuerte Anwendung von Eisenvitriol.
                           Wie dem auch sey, so kommt doch der in der Masse abgeschiedene Schwefel der Industrie
                              									wieder zu Gute, indem er entweder a) mit Schwefelkohlenstoff ausgezogen werden kann, oder b) indem man die Masse im
                                 										Schwefelofen zu schwefliger Säure verbrennt, wobei man aus einer Tonne
                              									derselben 1 1/4 Tonnen Schwefelsäurehydrat erhält.
                           Im Jahre 1861 wurden in London bereits nahe 2300 Tonnen dieser Masse auf
                              									Schwefelsäure verarbeitet. Da gute Kohle im Durchschnitt 1 Proc. Schwefel enthält
                              									und in London im Jahre 1861 zur Erzeugung von Leuchtgas 1,100,000 Tonnen Steinkohlen
                              									verwendet wurden, welche Angabe wohl noch zu gering ist, so liefert diese Menge
                              									Kohle mindestens 11,000 Tonnen Schwefel, von dem ein bedeutender Theil als
                              									Schwefelsäure gewonnen werden kann.
                           Auf die letzte Welt-Ausstellung zu Paris hatten unter anderen die Compagnie Parisienne d'éclairage und die Gas-products utilising Company in London direct
                              									aus der Laming'schen Masse gewonnenen Schwefel geliefert.
                              										(Dr. Schrötter's Bericht
                              									über die chemischen Producte im österreichischen officiellen
                              									Ausstellungs-Bericht.)
                           E. Pelouze empfahl im vorigen Jahre, die Löslichkeit des
                              									Schwefels in den Steinkohlentheerölen zur Extraction der Laming'schen Masse zu benutzen; man s. polytechn. Journal Bd. CXCIII S. 152 und 513.
                           
                        
                           
                           Gewinnung von Ammoniakgas aus dem Gaswasser mit Hülfe eines
                              									Luftstromes.
                           Nach einem Patente von Braby und Baggs wird zur Ammoniakgewinnung aus Gaswasser dasselbe mit caustischem
                              									Kalk versetzt, in einem Kessel auf eine Temperatur zwischen 40–100° C.
                              									erhitzt und sodann durch ein im Boden des Kessels mündendes Rohr atmosphärische Luft
                              									hindurchgetrieben, welche sich durch einen siebförmigen Boden weiter vertheilt. Die
                              									mit Ammoniak und wenig Wasserdampf beladene Luft entweicht aus dem oberen Theile des
                              									Kessels in kalt gehaltene, mit Wasser, Salzsäure oder Schwefelsäure gefüllte
                              									Vorlagen.
                           In Deptford, wo dieses Verfahren zur Ausführung kam, geht die mit Ammoniak beladene
                              									Luft zunächst durch einen mit Kalkmilch beschickten Kalkreiniger, in welchem ein
                              									Rührapparat die Kalkmilch in steter Bewegung hält, und sodann durch ein gekühltes
                              									Schlangenrohr in die aus drei Gefäßen bestehende Vorlage. Zwei dieser Gefäße
                              									enthalten zu 1/3 ihres Inhaltes kaltes Wasser, das letzte wird am besten mit einer
                              									concentrirten Lösung von Eisenchlorid gefüllt, die unter Fällung von Eisenoxyd,
                              									welches im ausgeglühten Zustand als Anstrichfarbe dient, in eine Lösung von Salmiak
                              									verwandelt wird. (Aus Chemical News durch das Journal
                              									für Gasbeleuchtung, Februar 1870).
                           
                        
                           Ueber Wasserglas-Farben; von C. Puscher.
                           In der Versammlung des Nürnberger Gewerbevereines vom 22. Februar d. J. bemerkte Hr.
                              										Puscher über die
                              									Wasserglasfarben aus der Fabrik von Baerle und Comp. in Worms, daß dieselben
                              									auf rohen, jedoch trockenen Kalkputz, reines Holz, d.h. auf solches welches vorher
                              									nicht mit Oel oder Leimfarben angestrichen war, auf reines rostfreies Eisen mittelst
                              									Schwamm oder Pinsel aufgetragen werden können, gut decken und den Oelfarben
                              									gegenüber wegen ihrer Geruchlosigkeit und ihres schnellen Trocknens manche Vortheile
                              									bieten. Außerdem sind diese neuen Anstrichfarben ihrer Billigkeit wegen (das Pfund
                              									kostet nur 8 Kreuzer) zu Anstrichen für Häuser, ordinäre Möbel, Fußböden, Lamperien,
                              									Treppenhäuser, Korbwaaren, Papiere und Tapeten, Theaterdecorationen u.s.w. zu
                              									empfehlen, und zwar um so mehr, als die damit bestrichenen Gegenstände dadurch das
                              									Vermögen verlieren, mit Flammen zu verbrennen, weßhalb das Wasserglas schon lange
                              									als Schutzmittel gegen Feuersgefahr empfohlen wird. Verwendung können neben dem
                              									Wasserglas natürlich nur solche Mineralfarben finden, welche sich damit nicht
                              									zersetzen, wie: Ultramarin, ächt Chromgrün, Nürnbergergrün, gelbe und rothe Erde,
                              									Ocker, grüne Erde, braunrothe Eisenoxyde, Terra di Siena
                              									etc. etc Hr. Puscher erwähnte
                              									weiter, daß der Farbe beim Bestreichen von Papier, wenn dieselbe beim Trocknen nicht
                              									brüchig werden soll, etwas Glycerin zugesetzt werden müsse.
                           Auch einige Theerfarben, z.B. Corallin, Ponceau und Vesuvin, hat Hr. Puscher mit Erfolg zum Färben des
                              									Wasserglases benutzt. Wenn man einen Theil einer syrupdicken Wasserglaslösung mit
                              									drei Theilen Wasser vermischt, und das Gemisch bis zum Kochen erhitzt, so löst
                              									dasselbe sehr leicht das in geringer Menge zugefügte CorallinMan s. Puscher's
                                    											bezügliche Mittheilungen in diesem Bande des
                                    											polytechn. Journals S. 175 (zweites Aprilheft 1870). mit carminrother Farbe auf. Solche Lösungen eignen sich nicht nur zum Färben
                              									der künstlichen Blumen, zu Papier- und Tapetenanstrichen, sondern geben auch,
                              									auf hellfarbige, wenig Gerbsäure haltende Hölzer, wie Föhren, Fichten, Linden, Erlen
                              									etc. aufgetragen, brillante billige rothe Farben, welche den Spielwaaren- und
                              									Bleistiftfabrikanten, Korbmachern u.s.w. empfohlen werden können. (Gewerbezeitung,
                              									1870, Nr. 9.)
                           
                        
                           
                           Aetzdruck auf Anilinfarben.
                           Auf solchen Zeugen, welche mit Anilinfarben gefärbt sind,
                              									kann man dadurch leicht weiße Zeichnungen hervorrufen, daß man die weiß
                              									herzustellenden Stellen des Stoffes oder Garnes mit einer Masse bedruckt, welche Zinkpulver enthält. Dieses Pulver ist ganz fein
                              									vertheiltes Zink mit etwas Zinkoxyd gemengt, welches in
                              									den Zinkhütten als ein schwierig zu verwerthendes graues Pulver gewonnen wird.
                              									Dasselbe hat in Folge seines hohen Gehaltes an ganz fein vertheiltem Zink eine große
                              									reducirende Kraft und reducirt die Anilinfarben zu ungefärbten löslichen Producten.
                              									Dasselbe Pulver ist auch zur Reduction des Indigotins der
                              									Küpe vorgeschlagen worden und wird gewöhnlich Leuchs'
                                 										Präparat genannt, obgleich feststeht, daß nicht Leuchs, sondern der Chemiker Leonhardt der
                              									Erste war, welcher diese Verwendung des Zinkstaubes vorschlug und dieselbe auch vor
                              									langen Jahren in England patentiren ließ.
                           Das Zinkpulver wird zum Aetzdruck für Anilinfarben in einen Gummischleim eingerieben,
                              									dessen Zusammensetzung die folgende ist.
                           Man nimmt
                           100 Gramme Zinkstaub
                              								
                           (der Zinkstaub wird auch häufig unter dem Namen Zinkgrau, Gris de zinc, in
                              									den Handel gebracht)
                           und reibt denselben mit
                           50 Gram. Gummischleim von 20°
                              									Baumé.
                           zu einer homogenen Masse zusammen. In diese werden noch
                           20 Gram. einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron von 25° Baumé
                           eingerührt.
                           Den so erhaltenen Schleim druckt man direct auf, läßt trocknen und dämpft. Nach dem
                              									Dämpfen thut man gut, mit schwach Salzsäure haltigem Wasser den Zinkschleim von der
                              									Waare fortzunehmen. Die Stellen zeigen sich dann vollständig weiß geätzt.
                              									(Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 17.)
                           
                        
                           Ueber die Giftigkeit einiger Producte der Phenylreihe; von P.
                              										Guyot in Nancy.
                           Aus meinen neuen Untersuchungen ergeben sich nachstehende Schlußfolgerungen:
                           1) Das Azulin wirkt giftig oder nicht, je nach dem zu
                              									seiner Darstellung angewendeten Verfahren.
                           2) Wenn dieser Farbstoff überschüssiges Anilin enthält,
                              									ist er giftig.
                           3) Ist das Azulin mit giftigem Corallin (man s. polytechn.
                              									Journal Bd. CXCV S. 480) dargestellt worden,
                              									so kann es Phenol enthalten, somit reizend auf die Oberhaut wirken.
                           4) Ist das Azulin mit Rosolsäure dargestellt, so kann es,
                              									sofern es gehörig ausgewaschen ist, als unschädlich betrachtet werden, selbst wenn
                              									die verwendete Rosolsäure giftig war.
                           5) Das Lydin (polytechn. Journal Bd. CXCV S. 154) übt, wenn es gereinigt, d.h.
                              									von Ferrocyanverbindungen und Anilin vollkommen befreit ist, auf die Haut keine
                              									schädliche Wirkung aus.
                           6) Zur Reinigung des Lydins dienen wiederholtes Auflösen in Alkohol und fractionirte
                              									Fällungen dieser Lösungen mit Natron.
                           7) Das Azulin und das Lydin können in der Färberei und im Zeugdruck ohne Nachtheil
                              									verwendet werden.
                           (Comptes rendus, t. LXX p. 877, April 1870.)
                           
                        
                           
                           Extraction des Hyacinthenparfüms.
                           In der Versammlung der polytechnischen Gesellschaft zu Berlin vom 21. April d. J.
                              									wurde bemerkt, daß man behufs der Gewinnung des Parfüms aus den Blüthen im südlichen
                              									Frankreich bis jetzt nur bei wenigen sehr feinen Parfüms die Extraction durch
                              									(rectificirten) Schwefelkohlenstoff anwende, z.B. bei dem Hyacinthenparfüm, welches
                              									sich auf keine andere Weise ausziehen lasse.Man sehe: Barreswil, die Parfümerie im Jahre 1862,
                                    											im polytechn. Journal Bd. CLXXIII S.
                                       												385.
                              								
                           Bei vielen anderen Parfüms, z.B. dem Jasmin, ist das alte Verfahren noch
                              									gebräuchlich. Es werden mehrere große Hürden von Filz, die mit feinem Olivenöl
                              									getränkt sind, über einander gestellt und schattig überdacht. Auf dieselben weiden
                              									alle Morgen die Jasminblüthen aufgeschüttet und das Oel, welches das Parfüm
                              									aufnimmt, tröpfelt unten ab; die Concentration des Parfüms richtet sich nach der
                              									Zeit, während welcher die Operation fortgesetzt wird. – Eigenthümlich ist es,
                              									daß man bis jetzt aus der Reseda auf keine Weise das Parfüm gewinnen kann. (Nat.
                              									Ztg.)
                           
                        
                           Schutz der Arbeiter in amerikanischen
                              									Kohlen-Bergwerken.
                           Mit Rücksicht auf die in Europa wiederholt sich erneuernden furchtbaren Unglücksfälle
                              									in den Kohlen-Bergwerken, denen entweder die europäische Technik oder die
                              									europäische Sorgsamkeit nicht gewachsen erscheint, wird es von Interesse seyn, das
                              									Gesetz kennen zu lernen, welches vor Kurzem von der Legislative der Vereinigten
                              									Staaten von Nordamerika „zum Schutz der Arbeiter in
                                 										Kohlen-Bergwerken“ angenommen worden ist. Dasselbe bestimmt in
                              									den Hauptpunkten Folgendes: „Eigenthümer der Kohlen-Bergwerke sind
                                 										verpflichtet, einen genauen Plan ihrer Bergwerke anfertigen zu lassen, der den
                                 										Bergwerks-Inspectoren des betreffenden Districtes einzureichen ist.
                                 										– Jedes Bergwerk muß wenigstens zwei von einander getrennte Schachte oder
                                 										Stollen haben, so daß im Falle der Noth ein Ausweg aus dem Bergwerk bleibt. Am
                                 										Ausgang oder Eingang jedes Bergwerkes haben die Eigenthümer ein Haus zu
                                 										errichten, in dem die Arbeiter sich waschen und anziehen können, bevor sie zur
                                 										Arbeit gehen oder wenn sie von derselben kommen. Die Ventilirung der Bergwerke
                                 										muß dergestalt seyn, daß auf je 50 Mann 55 Kubikfuß reiner Luft in der Secunde
                                 										kommen, oder 3300 Kubikfuß in der Minute. Alle Schachte, Stollen oder Gänge
                                 										müssen in der Welse ventilirt werden, daß keine gefährlichen Gase sich in Menge
                                 										ansammeln können. Die Aufsicht führenden Bergleute müssen darauf sehen, daß
                                 										hängendes Gestein so gestützt werde, daß für die Bergleute keine Gefahr
                                 										entsteht. Geeignete Signalapparate sind in der Sohle des Bergwerkes und am
                                 										Eingange anzubringen, so daß jederzeit Gefahr gemeldet werden kann. – Die
                                 										Bestimmungen sollen vier Monate nach Annahme des Gesetzes in Kraft treten.
                                 										Bergwerksbesitzer, die Knaben in ihren Bergwerken beschäftigen, welche noch
                                 										nicht 12 Jahre alt sind, verfallen einer Strafe von 500 Dollars; Maschinisten
                                 										die ihre Maschine verlassen, so lange sie zum Dienste verpflichtet sind und sich
                                 										noch Menschen oder Thiere im Bergwerke befinden, verwirken 500 Dollars und
                                 										Gefängnißstrafe von einem halben Jahre.“ (Oest. Oekonomist.)
                           
                        
                           Masse zum Tränken von Packleinwand zur Ueberdeckung von Wagen
                              									etc.
                           Das Verfahren besteht darin, daß man die Leinwand mit einer Metallseife bedeckt,
                              									welche durch die Vereinigung von Fettsäuren mit einem Metalloxyd erhalten ist. In
                              									Folge seines billigen Preises ist das Eisenoxyd am vortheilhaftesten anzuwenden.
                           Man läßt in heißem Wasser 1 Kilogrm. Schmierseife zergehen
                              									und löst in einem besonderen Gefäß Eisenvitriol in warmem
                              									Wasser auf. Wenn man beide Flüssigkeiten zusammengießt, so bildet sich einerseits
                              									schwefelsaures Kali, andererseits eine Eisenseife
                              									(oleïnsaures, stearinsaures, margarinsaures Eisen), welches, da es unlöslich ist, zu Boden
                              									fällt. Die so erhaltene Eisenseife wird ausgewaschen und getrocknet, und dann in 1
                              									1/2 Kilogrm. Leinöl aufgelöst, in welchem man schon
                              									vorher 100 Gramme Kautschuk sich hat lösen lassen.
                           Der Vortheil der so hergestellten undurchdringlichen Leinwand ist der, daß dieselbe
                              									nicht bricht, wie sie es thut, wenn man sie mit Theer aufgestrichen hat. (Moniteur de la teinture; Musterzeitung für Färberei
                              									etc., 1870, Nr. 18.)
                           
                        
                           Collodiumplatten für künstliche Gebisse.
                           Zur Anfertigung künstlicher Gebisse bedient man sich in Amerika seit kürzerer Zeit
                              									statt der Kautschukplatten der Collodiumplatten. Zu diesem Zweck wird die aus
                              									Schießbaumwolle bereitete Collodiumlösung in Schichten ausgegossen, die man, nachdem
                              									sie durch Verdunstung erstarrt sind, als Platten abhebt und, mit wenig Aether
                              									angefeuchtet, in einer Form zusammenpreßt, welche ihnen die Form des Gaumens gibt,
                              									dessen vorderer Rand die Zähne trägt. Statt des Zinnobers, mittelst dessen der
                              									Kautschuk röthlich gefärbt wird, bedient man sich, um die rothe Farbe des
                              									Zahnfleisches nachzuahmen, eines unschädlichen vegetabilischen Farbstoffes.
                              									Derartige künstliche Gebisse sollen leichter und dabei noch dauerhafter als die aus
                              									Kautschuk seyn. (Verhandlungen und Mittheilungen des nieder-österreichischen
                              									Gewerbevereines, 1870 S. 13.)
                           
                        
                           Trüffelbau in Frankreich.
                           Der Trüffelbau nimmt in Frankreich von Jahr zu Jahr größere Verhältnisse an. Die
                              									Ernte vorigen Winters – denn die Trüffel wird im Winter reif – betrug
                              									drei Millionen Pfund. Das Pfund wird dem Producenten mit ungefähr 4 fl. 40 kr.
                              									bezahlt; ehe es jedoch an den Consumenten gelangt, steigert sich der Preis bis zu 17
                              									fl., nach Qualität, Angebot und Nachfrage sich regulirend. Die Production vertheilt
                              									sich auf das mittlere und südliche Frankreich. Einige Departements liefern bis zu
                              									200,000 Pfund. Das der niederen Alpen liefert 150,000 Pfund. Vor einigen Jahren
                              									legte ein intelligenter Händler, Ravel, regelmäßige
                              									Culturen an, die sich glänzend bewährten. Eichenpflanzungen werden angelegt und in
                              									den gelockerten Boden junge unreife Knollen gebracht und wieder bedeckt. Unter
                              									Eichbäumen von 8–10 Jahren findet man gewöhnlich die besten. Auch unter
                              									Wachholdersträuchen sind sie von besonders pikantem Aroma. Das feine Aroma
                              									entscheidet hauptsächlich deren Güte. Die Trüffeln unter 2 1/2 Loth taugen wenig;
                              									von diesem Gewicht an sind sie gut. Man findet sie bis zum Gewicht von 2 Pfund. Die
                              									besten kommen aus Perigord, Lot etc. Sie ertragen 5 bis 6° C. Kälte und
                              									werden nach dem ersten Frost ausgegraben; Hunde und Schweine, die sie gern fressen,
                              									zeigen die Stelle an, wo reife Trüffeln, die sich durch ihr Aroma verrathen, liegen.
                              									An der Luft verlieren sie nach einiger Zeit den feinen Geruch. Die Ausfuhr betrug im
                              									Jahr 1865 104-, 1866 120-, 1867 140,000 Pfund nach Rußland, England
                              									und Amerika. Hr. Rousseau in
                              									Carpentras, welcher 1832 nur 18,000 Pfund umsetzte, machte 1866 ein Geschäft von
                              									109,900 Pfund. (Württembergischer Staats-Anzeiger.)