| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. , S. 478 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Verbesserter Dampfhammer von Jeremiah Head.
                           Dieser Dampfhammer, welcher auf den Werken von Fox, Head
                              									und Comp. zu Middlesbrough in Betrieb ist, zeichnet sich
                              									durch eine bis jetzt noch nie angewendete Einrichtung aus, nämlich durch Anbringung
                              									von Federn zwischen dem Cylinder und den Ständern. Die allgemeine Anordnung gleicht
                              									der Morrison'schen (das Morrison'sche Patent ist nun erloschen). Morrison hat zuerst Hämmer construirt, bei welchen Kolben und Kolbenstange
                              									aus einem Stück geschmiedet, den Haupttheil des Hammergewichtes bilden. Indem er die
                              									Kolbenstange durch den Deckel des Cylinders verlängerte, erhielt er hinreichende
                              									Führung in der Stopfbüchse, um eine weitere Leitung durch Geleise etc. entbehren zu
                              									können. Morrison's Hämmer
                              									genießen zwar in Folge ihrer leichten und schnellen Wirksamkeit einen guten Ruf,
                              									sind aber stets sehr zu Brüchen geneigt gewesen. Liegt nämlich die Luppe zufällig an
                              									der Seite des Ambosses, so wirkt der excentrische Schlag mittelst der Hebelkraft der
                              									langen Kolbenstange, für welche die untere Stopfbüchse den Drehpunkt vorstellt, in
                              									hohem Grade zerstörend auf den ganzen Bau. Ständer und Cylinder zerbrachen, wie
                              									stark man sie auch machen mochte, und die Reparaturkosten und Betriebsstörungen
                              									waren von der ernstlichsten Art. Manche solcher Hämmer waren von oben bis unten
                              									geflickt. Endlich sah man ein, daß, wenn man die Kraft der Schläge durch Federn
                              									absorbiren könnte, die Brüche aufhören würden, und es war nur abzuwarten, ob die
                              									Wirksamkeit des Hammers bei etwas nachgiebiger Aufstellung nicht beeinträchtigt
                              									würde. Es wurden nun Federn, aus mehreren Lagen von Schmiedeeisenplatten bestehend,
                              									zwischen die Ständer und den Cylinder eingeführt, welche den besten Erfolg hatten.
                              									Die Brüche hörten mit einem Male auf, und die Wirksamkeit des Hammers wurde nicht im
                              									Mindesten beeinträchtigt. Während des Zängens einer Luppe sieht man den Cylinder 3/8
                              									bis 1/2 Zoll auf und nieder tanzen, und bei seitlichen Schlägen noch weit mehr. Zwei derartige Hämmer
                              									sind seit 12 Monaten im Betrieb, ohne daß daran irgend eine Beschädigung vorgekommen
                              									wäre. Einzig und allein die Kolbenstange wird hiervon nicht berührt, da dieselbe ja
                              									direct den Schlag ausübt. Da die Gewalt des Schlages nur durch die Kolbenstange auf
                              									die Federn übertragen werden kann, so ist es klar, daß dieselbe in Folge des
                              									Widerstandes ihrer trägen Masse immer Beschädigungen durch wiederholte Seitenschläge
                              									ausgesetzt seyn wird. Man findet deßhalb, daß die Kolbenstangen, wenn sie aus Eisen
                              									bestehen, immer nach einiger Zeit brechen, und zwar stets unmittelbar über dem
                              									Hammerkopfe, oder in der Krümmung des Winkelhebels welcher durch die Kolbenstange
                              									und den Angriffspunkt eines seitlichen Schlages gebildet wurde. An einem der Hämmer
                              									von Fox, Head und Comp. wurde
                              									eine Kolbenstange aus Bessemerstahl eingesetzt, welche bis jetzt 12 Monate in
                              									Thätigkeit ist, ohne daß irgend ein Anzeichen eingetreten ist, welches auf baldigen
                              									Bruch schließen ließe. Man hofft deßhalb, daß der Wechsel im Material dem
                              									Uebelstande abgeholfen habe. Der Hammer ist mit der patentirten Steuerung von Gebrüder Davy zu Sheffield versehen, welche so angeordnet
                              									ist, daß vor dem Einlassen von Dampf auf irgend einer Cylinderseite der Raum zuerst
                              									mit Abdampf von der anderen Cylinderseite gefüllt wird. Man glaubt hierdurch
                              									Ersparnisse zu machen; doch sind weitere Versuche hierüber nothwendig. (Engineer, 1870 S. 110; polytechnisches Centralblatt,
                              									1870 S. 601)
                           
                        
                           Neue Knopflochnähmaschine.
                           Die Mittheilung über eine Knopflochnähmaschine in diesem Bande des polytechnischen
                              									Journals S. 86 (erstes Aprilheft 1870) ist dahin zu berichtigen, daß diese Maschine
                              									nicht von einem Pariser Mechaniker Guttmann, sondern von
                              									einem Deutschen, Hrn. Julius
                                 										Gutmann in Berlin erfunden wurde.
                           Von dieser Maschine, welche sowohl zum Knopflochnähen als auch zur Erzeugung des
                              									Steppstiches u. dergl. gleich gut verwendbar ist, baut die Näh- und
                              									Knopflochmaschinen-Fabrik Conring und Boigt in Berlin (Eigenthümerin der Patente des Erfinders)
                              									zweierlei Arten:
                           Nr. 1, große Maschine für Schneider, Schuhmacher u.a. zum
                              									Preis von 90 Thaler (pro Minute zwei Knopflöcher).
                           Nr. 2, Weißzeugmaschine zu 85 Thaler, welche mit
                              									Leichtigkeit 60 bis 80 Dutzend Knopflöcher pro Tag und
                              									25 bis 30 Dutzend Schweißleder näht.
                           (In der citirten Mittheilung ist Seite 87 Zeile 10 v. o. das Wort halben zu streichen.)
                           
                        
                           Vorbereitung des Roheisens für die Umwandlung in Schmiedeeisen
                              									oder Stahl, nach J. P. Budd in Ystalyfera.
                           Budd hat sich eine Erfindung patentiren lassen, nach
                              									welcher Roheisen, welches gepuddelt werden soll, vorher der Einwirkung eines
                              									Gemenges von Natronsalpeter und ockerigem Rotheisenstein oder einem anderen Eisenerz
                              									unterworfen wird. Er läßt das geschmolzene Roheisen 3 bis 5 Zoll hoch in flache
                              									Pfannen fließen, welche mit einem aus den erwähnten Materialien gefertigten Teige
                              									ausgefüttert sind. Dabei findet ein lebhaftes Aufwallen statt, und ein großer Theil
                              									des Siliciums nebst etwas Kohlenstoff, Phosphor und Schwefel, welche im Roheisen
                              									enthalten waren, werden oxydirt und gehen in die Schlacke über. In Folge dieser
                              									Behandlung geht der nachfolgende Puddelproceß viel rascher von statten, als bei
                              									Anwendung gewöhnlichen Roheisens. Auch das zur Stahlfabrication bestimmte Roheisen
                              									kann zunächst auf diese Weise behandelt werden. (Mechanics',
                                 										Magazine November 1869, S. 334.)
                           
                        
                           Legirung zum Plombiren der Zähne.
                           Eine solche Legirung, welche in Form ziemlich grober, fast weißer Feilspäne im Handel
                              									vorkommt, ergab bei der Analyse folgende Zusammensetzung:
                           
                           
                              
                                 Zinn
                                 61,1
                                 
                              
                                 Silber
                                 38,8
                                 
                              
                                 Kupfer etc.
                                 0,1
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           Die Legirung wird vor der Verwendung amalgamirt, indem man sie in einem Löffel mit
                              									wenig Quecksilber erwärmt. Die Amalgamirung geht sehr leicht und vollkommen vor
                              									sich. Das noch warme Amalgam wird in sämischgaarem Leder mit einer Zange gepreßt,
                              									wobei es das überschüssige Quecksilber abgibt, und ist darnach zur Verwendung
                              									fertig. Diese Legirung hat vor dem berühmten Kupferamalgam (welches in hohem Grade
                              									dunkelt) den Vorzug, daß sie im Munde ihre vollkommene Weiße behält. Ihre Härte ist
                              									etwas geringer als die des Kupferamalgams. (Chemical News,
                                 										vol. XXI p. 105.)
                           
                        
                           Ueber das Vorkommen und die Nachweisung von Selen im
                              									käuflichen Kupfer; von E. Viollette.
                           Mein Verfahren zur Abscheidung des Selens, welches in dem im Handel vorkommenden
                              									Kupfer enthalten seyn kann, ist das folgende. Zunächst oxidire ich das Metall im
                              									Muffelofen, dann erhitze ich das gebildete Oxyd mehrere Stunden lang in einem Strome
                              									trockener und reiner Luft zum Rothglühen. Ist nun im Kupfer noch so wenig Selen
                              									enthalten, so bildet sich nach Verlauf einiger Zeit am Austritt der Röhre in der
                              									Nähe des Rostes ein weißer Ring, welcher folgende Eigenschaften besitzt.
                           Derselbe ist flüchtig, krystallinisch und besteht aus einem Aggregate von
                              									durchsichtigen, lang gezogenen, homogenen Krystallen, welche sehr hygroskopisch
                              									sind, an der Luft rasch zerfließen und sich in Wasser vollständig lösen. Ihre Lösung
                              									wird durch Ammoniak nicht blau gefärbt, ein Beweis, daß sie keine Kupferverbindung
                              									enthalten; salpetersaures Silberoxyd erzeugt in der Lösung einen reichlichen
                              									Niederschlag, welcher in Wasser sehr wenig löslich ist, von überschüssiger
                              									Salpetersäure aber vollständig zu einer klaren Flüssigkeit aufgelöst wird.
                           Durch Reductionsmittel, wie z.B. durch Wasserstoff in der Hitze, oder durch feuchtes
                              									Schwefligsäuregas bei gewöhnlicher Temperatur wird der weiße Ring in einen rothen
                              									umgewandelt, welcher sich ohne Rückstand verflüchtigen läßt und in rauchender
                              									Schwefelsäure, welche er grün färbt, sich vollständig auflöst. In dieser Lösung
                              									bringt Wasser einen rothen Niederschlag hervor. Mit Schwefelwasserstoff erhält man
                              									einen rothbraunen Ring, welcher sich vollständig verflüchtigen und zu einem neuen
                              									Ringe condensiren läßt, der eine stark glänzende orangerothe Färbung zeigt.
                           Diese rothe Substanz besitzt demnach alle Eigenschaften des Selens und der weiße Ring diejenigen der Selenigsäure.
                           Mittelst dieses Verfahrens ist man im Stande, in den käuflichen Kupfersorten die
                              									Gegenwart von Selen nachzuweisen und dasselbe quantitativ zu bestimmen, somit das
                              									Vorkommen des so seltenen Elementes an verschiedenen bisher noch nicht gekannten
                              									Fundorten festzustellen. Vielleicht könnte diese Methode zur Aufsuchung des Selens
                              									auch in anderen Metallen dienen, welche aus ihren Schwefelverbindungen
                              									hüttenmännisch dargestellt werden.
                           Das von mir geprüfte Kupfer stammte aller Wahrscheinlichkeit nach aus Chile. Ich
                              									beabsichtige auch andere Kupfersorten in dieser Weise auf Selen zu Probiren, sobald
                              									ich mir Proben von sicherem Ursprunge verschafft habe. (Comptes rendus, t. LXX p. 729; April
                              									1870.)
                           
                        
                           Ueber die Ursache der sauren Reaction des bei organischen
                              									Elementaranalysen erhaltenen Wassers; von E. Viollette.
                           Bekanntlich besitzt Wasser, welches sich bei organischen mit Kupferoxyd als
                              									Verbrennungsmittel ausgeführten Analysen erzeugt, häufig, wenn nicht immer, saure
                              									Reaction. Die Ursache dieser bis jetzt unerklärt gebliebenen Erscheinung kann von
                              										
                              									Selenigsäure herrühren, welche in dem zu den Analysen
                              									verwendeten Kupferoxyd enthalten war; dieselbe würde von dem am Ende der Operation
                              									durch das Kupferoxyd getretenen Luft- oder Sauerstoffstrome mitgerissen
                              									werden. Die Richtigkeit dieser Annahme habe ich in Bezug auf das Kupferoxyd, dessen
                              									ich mich bediene, constatirt; ich habe dasselbe aus chilenischem Kupfer dargestellt
                              									und es während seiner Darstellung vor allen sauren Dämpfen, welche sich in den
                              									Laboratorien häufig entwickeln, geschützt erhalten.
                           Von H. Sainte-Claire Deville darauf aufmerksam
                              									gemacht, daß man die saure Reaction des bei Verbrennungsanalysen erhaltenen Wassers
                              									allgemein der Chlorwasserstoffsäure zuschreibe, welche von dem im Kupferoxyd der
                              									Laboratorien stets enthaltenen Chlor herrührt, wiederholte ich meine Versuche mit
                              									Kupferoxyd, das aus chilenischem Metalle auf die gewöhnliche Weise, jedoch ohne
                              									Beobachtung der früher von mir angewendeten Vorsichtsmaßregeln, dargestellt war.
                           Ich constatirte in der That, daß das mit diesem Oxyd erzeugte Reductionswasser sowohl
                              									Chlorwasserstoffsäure als Selenigsäure enthält. Die Selenigsäure rührt von dem im
                              									angewendeten Kupfer enthalten gewesenen Selen her; die Gegenwart der
                              									Chlorwasserstoffsäure schreibe ich den in der Atmosphäre unserer Laboratorien häufig
                              									vorhandenen Dämpfen dieser Säure zu, welche sich während der zeitraubenden
                              									Darstellung jenes Oxydes durch Glühen des Metalles unter Luftzutritt auf ihm
                              									niederschlagen. (Comptes rendus, t. LXX p. 730; April 1870.)
                           
                        
                           Verfahren zum Ueberziehen der Metalle mit Nickel auf
                              									galvanischem Wege.
                           Bezüglich des im polytechn. Journal Bd. CXCV S.
                                 										345 (zweites Februarheft 1870) besprochenen Verfahrens von Dr. Isaac Adams in Boston zum
                              									galvanischen Ueberziehen der Metalle mit Nickel, theilen wir aus dem Scientific American vom 7. Mai d. J. den Wortlaut des
                              									dem Erfinder in den Vereinigten Staaten verliehenen Patentes mit:
                           
                              „Diese Verbesserung besteht in der Anwendung von drei neuen Lösungen, aus
                                 										welchen das Nickel durch den elektrischen Strom abgelagert wird: 1) einer Lösung
                                 										welche aus dem Doppelsalz von schwefelsaurem Nickeloxydul und schwefelsaurer
                                 										Thonerde besteht, oder aus schwefelsaurem Nickeloxydul, aufgelöst in einer
                                 										Lösung von Kali-, Natron- oder Ammoniak-Alaun; 2) einer
                                 										Lösung welche aus dem Doppelsalz von schwefelsaurem Nickeloxydul und
                                 										schwefelsaurem Kali besteht; 3) einer Lösung welche aus dem Doppelsalz von
                                 										schwefelsaurem Nickeloxydul und schwefelsaurer Magnesia besteht, mit oder ohne
                                 										einen Ueberschuß von Ammoniak.
                              
                           
                              Ich habe gefunden, daß ein guter Nickelüberzug durch den Batterieproceß aus den
                                 										erwähnten Lösungen abgelagert werden kann, vorausgesetzt, daß sie in solcher
                                 										Weise dargestellt und angewendet werden, daß sie von saurer oder alkalischer
                                 										Reaction ganz frei sind.
                              
                           
                              Bei Benutzung dieser Lösungen ist große Sorgfalt darauf zu verwenden, daß nicht
                                 										durch Anwendung einer Batterie von zu großer Stärke oder durch Einführung
                                 										fremdartiger Substanzen, die Lösung sauer oder alkalisch wird. Ich ziehe es vor,
                                 										diese Lösungen bei einer Temperatur über 38° Cels. anzuwenden.
                              
                           
                              Als Patentrecht beanspruche ich: 1) die galvanische Ablagerung von Nickel
                                 										mittelst einer Lösung des Doppelsalzes von schwefelsaurem Nickeloxydul und
                                 										schwefelsaurer Thonerde, welches in solcher Weise bereitet und angewendet wird,
                                 										daß es frei von der Gegenwart von Ammoniak, Kali, Natron, Kalk oder
                                 										Salpetersäure, oder von jeder sauren oder alkalischen Reaction ist; 2) die
                                 										galvanische Ablagerung von Nickel mittelst einer Lösung des Doppelsalzes von
                                 										schwefelsaurem Nickeloxydul und schwefelsaurem Kali, welche in solcher Weise
                                 										bereitet und angewendet wird, daß sie frei von der Gegenwart von Ammoniak,
                                 										Natron, Thonerde, Kalk oder Salpetersäure, oder von jeder sauren oder
                                 										alkalischen Reaction ist; 3) die galvanische Ablagerung von Nickel mittelst
                                 										einer Lösung des Doppelsalzes von schwefelsaurem Nickeloxydul und schwefelsaurer
                                 										Magnesia, welches in solcher Weise bereitet und angewendet wird, daß es frei von
                                 										der Gegenwart von Kali, Natron, Thonerde, Kalk oder Salpetersäure, oder von
                                 										jeder sauren oder alkalischen Reaction ist.“
                              
                           
                           Im polytechn. Journal Bd. CXCV S. 374 wurde
                              										Remington's in Frankreich
                              									patentirtes Verfahren zum galvanischen Ueberziehen der Metalle mit Nickel
                              									mitgetheilt; die Erfindung desselben bezweckt die Schwierigkeit zu beseitigen,
                              									welche dadurch entsteht, daß es bisher nicht möglich war, durch Schmelzen reinen Nickels eine als positive Elektrode verwendbare
                              									Platte herzustellen, wie sie erforderlich ist, um die nothwendige Oberfläche
                              									darzubieten.
                           In diesem Betreff theilen uns die HHrn. C.
                                 										H. Borchert und Sohn in Berlin mit, daß sie bereits seit ca. 12 Jahren Nickel von 99 Proc. zu galvanischen Zwecken schmelzen und
                              									erst Ende vorigen Jahres eine Nickelplatte von 13 Zoll Durchmesser an die herzoglich
                              									anhaltische Eisenhütte zu Mägdesprung zur Vernickelung der Copien des Hildesheimer
                              									Silberfundes geliefert haben.
                           
                        
                           Anwendungen des Natronaluminats.
                           Das Natronaluminat wird jetzt vielfach bei der Fabrication von Milchglas
                              									(Halbporzellan), aus welchem man die Glocken für Gasflammen herstellt, verwendet.
                              									Bisher benutzte man zu diesem Zwecke häufig Kryolith, welcher jedoch die Glashäfen
                              									stark angreift und deßhalb mehr und mehr durch Natronaluminat verdrängt zu werden
                              									scheint. Bei der Bildung des Glassatzes werden 1 3/4 Ctr. Kryolith und 1/10 Ctr.
                              									calcinirte Soda durch 1 Ctr. Natronaluminat ersetzt. Das Aluminat, wie es von den
                              									Fabriken geliefert wird, welche Soda aus Kryolith bereiten, ist völlig frei von
                              									Eisen, was bei dem Kryolith selbst nie der Fall ist. – Ueberdieß findet das
                              									Natronaluminat in den Färbereien und Druckereien, zur Anfertigung weißer und
                              									schwerer Seifen, bei der Fabrication von Farbelacken etc. Verwendung, und dürfte
                              									sich noch zu vielen anderen Zwecken brauchbar erweisen. (Chemical News, December 1869, S. 317.)
                           
                        
                           Darstellung des Chloralhydrats, nach D. Müller und R. Paul.
                           Müller und Paul nehmen nur
                              									kleine Mengen Alkohol (250 Grm.) in Arbeit und erzielen dabei eine Ausbeute von 200
                              									Procent. Das Chlor wird erst in eine leere Flasche, darauf durch ein langes
                              									Chlorcalciumrohr geleitet, und dann durch ein Rohr, welches höher ist als das
                              									Sicherheitsrohr der Chlorentwickelungsflasche (um das Rücksteigen des Alkohols zu
                              									verhindern), in einen langen und engen (keulenförmigen) Kolben von 750
                              									Kubikcentimetern Inhalt. Der Kolben wurde so eng und so groß gewählt, damit das
                              									Chlor durch eine lange Schicht Alkohol streichen muß, und die leichten
                              									condensirbaren Dämpfe sich an der Wand des Kolbens verdichten können. Kühlapparate
                              									werden nicht angewendet, weil sie das Entweichen der Salzsäure verhindern und so die
                              									Bildung von Chloräthyl und Wasser veranlassen. Im Kork des Kolbens ist ein
                              									Thermometer befindlich. Ein Ableitungsrohr führt je nach Bedarf entweder direct in
                              									die Luft oder erst in eine Vorlage. In den ersten Stunden läßt man die Temperatur
                              									nicht über 30° C. steigen; beginnt der Alkohol sich zu färben, so vertauscht
                              									man das Wasserbad, in welchem der Kolben bis dahin stand, mit einem Sandbade, und
                              									erwärmt auf 60°, dann binnen 6 Tagen allmählich bis auf 100° steigend.
                              									Hat die Temperatur 85° erreicht, so werden die aus dem Apparate entweichenden
                              									Dämpfe erst in die letzte Vorlage geleitet, ehe sie in den Abzug gelangen. Ist die
                              									Reaction zu Ende, so schmilzt man das erstarrte Chlorhydrat wiederholt und gießt es
                              									in einen anderen Kolben; zuletzt wird es der Destillation unterworfen, wobei die
                              									letzten Tropfen sich schwärzen. Schöne Krystalle erhält man, wenn man das
                              									geschmolzene Chloralhydrat an einem trockenen, warmen Orte stehen läßt und das noch
                              									flüssige Chloralhydrat von den Krystallen abgießt.
                           Das Destillat und die Krystalle sind vollkommen farblos und geben mit Wasser eine
                              									ganz klare, neutrale Lösung, die mit Silbersalz keine Spur von Trübung zeigt.
                              									Destillat und Krystalle sind nach der Analyse chemisch reines Chloralhydrat. Reagirt
                              									das Destillat noch sauer, so kann man es mit scharf getrockneter Kreide destilliren.
                              									Krystallisirt es wegen seines Wassergehaltes schlecht, so destillirt man es nach
                              									Zusatz von etwas bei 150° getrocknetem Chlorcalcium.
                           Die Färbung der Flüssigkeit ist kein Beweis, daß das Chlor nicht mehr auf den Alkohol einwirkt; sie
                              									verschwindet (anfangs) beim Steigen der Temperatur. Während der beiden letzten Tage
                              									geht das Chlor größtentheils unabsorbirt durch (und kann in eine andere Portion
                              									Alkohol geleitet werden); gleichwohl ist aber der Proceß noch nicht zu Ende; das
                              									fernere Einleiten von Chlor vollendet aber nicht bloß die Reaction, sondern treibt
                              									auch die Salzsäure aus dem Producte aus. (Pharmaceutische Zeitung, 1869, Nr. 100;
                              									chemisches Centralblatt, 1870, Nr. 2.)
                           
                        
                           Verbessertes Verfahren zur Anfertigung von Copallack, von G.
                              										Hoedfield.
                           Der Copallack wird bekanntlich durch vorsichtiges Schmelzen des Copals, Zusatz von
                              									Leinölfirniß und nachherigen Zusatz von Terpenthinöl bereitet. Hoedfield (dessen Verfahren in Frankreich patentirt ist) nimmt doppelt so
                              									viel Terpenthinöl als man gewöhnlich anwendet, um eine vollständigere Lösung des
                              									Copals zu erzielen und den Lack klarer und farbloser zu erhalten. Wenn die Mischung
                              									fertig ist, leitet man eine Zeit lang Luft hindurch. Der Sauerstoff der Luft
                              									ozonisirt sich unter dem Einfluß des Terpenthinöles, wirkt auf das Oel und macht
                              									dasselbe sehr trocknend. Wenn man die Oxydation für hinreichend hält, destillirt man
                              									die Hälfte des Terpenthinöles wieder von der Flüssigkeit ab. Der Rückstand bildet
                              									nun den fertigen Lack, welcher also nicht mehr Terpenthinöl enthält als gewöhnlich,
                              									aber farbloser und schneller trocknend ist. Das abdestillirte Terpenthinöl ist zur
                              									Darstellung des Lackes weit besser als gewöhnliches, nicht ozonisirtes Terpenthinöl,
                              									und wird deßhalb bei Wiederholung der Operation vorzugsweise verwendet. (Moniteur scientifique, Februar 1870, S. 127;
                              									polytechnisches Centralblatt, 1870 S. 633.)
                           
                        
                           Ueber einen durch Anilindämpfe veranlaßten Vergiftungsfall;
                              									von Armand Dollfuß.
                           Die Mülhauser Industriegesellschaft erhielt von den HHrn. Speckel und Dietz, Färber in Illzach, ein Schreiben über
                              									eine Vergiftung durch Anilindämpfe, welche bei einem ihrer Arbeiter und dessen
                              									jungen Gehülfen vorkam. Diesem Schreiben war ein ausführlicher Bericht von Dr. Hahn über die in diesem
                              									Falle beobachteten Symptome und über die von ihm befolgte Behandlung der Krankheit
                              									beigelegt.
                           Das von den genannten Färbern angewandte Gemisch bestand in Anilin, Weinsteinsäure,
                              									Salzsäure, Schwefelkupfer, chlorsaurem Kali, Salmiak und heißem Wasser. In dasselbe
                              									wird die Baumwolle behufs des Schwarzfärbens getaucht und von Zeit zu Zeit werden
                              									die Strähne darin mit den Händen behandelt. Nach beiläufig anderthalb Stunden fühlte
                              									sich der Arbeiter und sein Gehülfe durch die Dämpfe welche sich aus dem Bade
                              									entwickelten, sehr belästigt. Ich will vorerst bemerken, daß ein solches Gemisch
                              									Chlor entwickeln muß; ferner daß vielleicht das angewandte Anilin nicht rein genug
                              									war, denn ich weiß daß die Färber für das Schwarz oft das Anilin verwenden welches
                              									bei der Fuchsinfabrication destillirt und beträchtliche Mengen von Arsenik enthält.
                              									Es ist möglich, daß sich im vorliegenden Falle außer dem Chlor noch Arsenchlorid und
                              									wahrscheinlich auch chlorirte Anilinderivate entwickeln. Nach den von mir
                              									eingezogenen Erkundigungen sind die Dämpfe von reinem Anilin der Gesundheit nur
                              									wenig schädlich, und die Unfälle welche in den Anilinfabriken vorkamen, sind auf die
                              									Sorglosigkeit der Fabrikanten oder die Unklugheit der Arbeiter zurückzuführen. Dieß
                              									gilt vielleicht nicht in gleichem Grade für die Dämpfe welche sich aus dem zum
                              									Drucken von Anilinschwarz angewandten Farben beim Kochen derselben entwickeln, oder
                              									aus den zum Schwarzfärben dienenden Bädern.
                           Die Vorsichtsmaßregeln welche beim Manipuliren von Anilin oder den Gemischen in
                              									welche es eingeführt wird, zu ergreifen sind, beschränken sich darauf, daß man es
                              									vermeidet deren Dämpfe einzuathmen. Hierzu genügt es an freier Luft zu arbeiten
                              									oder, wenn dieß nicht möglich ist, das Local gut zu lüften worin man diesen
                              									Ausdünstungen ausgesetzt ist.
                           Wenn der Arbeiter sich belästigt fühlt, muß man ihn sofort an die freie Luft bringen.
                              									Sollten andere Unpäßlichkeiten hinzukommen, so muß man ihn rasch einer kräftigen Behandlung
                              									unterziehen. In dem Falle welcher den Gegenstand dieses Berichtes bildet, bestanden
                              									die Symptome in einer allgemeinen Schwäche ähnlich einer starken Trunkenheit,
                              									heftigem Kopfweh, behindertem Athmen, Erkalten der Extremitäten und einer
                              									veilchenblauen Färbung der Haut. Man bekämpfte diese Unfälle, indem man dem Kranken
                              									ein Brechmittel gab und ihn wieder erwärmte durch Reibungen mit schwach
                              									ammoniakalischem Wasser, Einhüllen in wollene Decken und Trinkenlassen von sehr
                              									heißem schwarzen Kaffee mit Zusatz einer alkoholischen Flüssigkeit.
                           Ich will noch bemerken, daß die Wirkung des Anilins weit übertroffen wird von
                              									derjenigen des Körpers welcher zu seiner Darstellung dient, von dem Nitrobenzin,
                              									welches in gewisser Menge in Form von Dämpfen in die Lungen eingeführt, schon den
                              									Tod mehrerer Personen verursacht hat und folglich mit Vorsicht manipulirt werden
                              									muß. Diese Flüssigkeit, von welcher die Parfümerie sehr viel consumirt, dient als
                              									Ersatz des Bittermandelöles, dessen Geruch sie hat, aber auch, obgleich in
                              									geringerem Grade, die giftigen Eigenschaften. Man muß es daher vermeiden, ein Anilin
                              									anzuwenden welches eine gewisse Menge Nitrobenzin zurückhält, was manchmal bei dem
                              									käuflichen Anilin der Fall ist. (Bulletin de la
                                 										Société industrielle de Mulhouse, t. XL p. 206; April 1870.)
                           
                        
                           Ueber Gewinnung von Anthracen.
                           Eine große Schwierigkeit für die Darstellung von künstlichem Alizarin in großem
                              									Maaßstab liegt in dem Mangel an genügenden Mengen Anthracen. Dieses scheint, wie Dr. Fr. Crace Calvert (nach
                              										Chemical News in der deutschen Industriezeitung)
                              									gefunden hat, nicht in größerem Verhältniß als 1/1000 Theer vorzukommen und erst im
                              									letzten Theil der Theerdestillation frei oder gebildet zu werden. Wird die
                              									Destillation nur so weit geführt, daß ein sehr weiches Pech zurückbleibt, so geben
                              									die erhaltenen Oele wenig oder gar kein Anthracen; destillirt man dagegen so, daß 10
                              									oder 15 Proc. Oel mehr producirt werden, so bleibt einen hartes Pech zurück, das
                              									keinen oder doch nur geringen Werth hat, während die erhaltene Menge Anthracen, je
                              									nach Beschaffenheit der angewendeten Kohlen, 1 1/2 bis 8 Proc. von den
                              									abgeschiedenen schwersten Oelen beträgt. Es lohnt sich kaum, seiner Gewinnung wegen
                              									den Werth des Peches zu vermindern, auch ist seine Abscheidung aus den schweren
                              									Oelen und seine Reinigung sehr umständlich. Das reinste Product, welches Calvert in
                              									mäßig großem Maaßstab gewinnen konnte, enthielt, wenn kalt gepreßt, circa 40 Proc. und heiß gepreßt circa 70 Proc. Anthracen. Seine Darstellung wird dadurch erschwert, daß
                              									das Anthracen bei mäßigen Temperaturen in seinen Homologen sehr leicht löslich ist.
                              									So gibt z.B. ein Oel bei 40 oder 50° C. durch Filtration eine verhältnißmäßig
                              									große Menge Anthracen, bei 70 oder 80° C. dagegen wird das Anthracen
                              									vollständig gelöst.
                           
                        
                           Palatin-Orange, ein neuer ächter Farbstoff von Rudolph
                              										Knosp in Stuttgart.
                           Die Auflösung des Farbstoffes geschieht in heißem Wasser. Das Färben wird kochend in
                              									einem Bade vorgenommen, welches ganz wenig Säure enthält. Nimmt man Schwefelsäure,
                              									so genügen (wenn nicht etwa die Wolle vom Waschen her noch Alkali enthält) einige
                              									Loth auf einen Kessel. Besser dient Essigsäure, Weinsteinpräparat und Chlorzinn,
                              									wodurch man ohne Weiteres prachtvolle orange und goldgelbe Schattirungen
                              									erzielt.
                           Würde – etwa durch Anwendung von zuviel Säure – der erzielte Ton zu
                              									gelblich erscheinen, so genügt gutes Auswaschen nach dem Färben, um ihn auf die
                              									richtige Nüance zurückzuführen.
                           Das Orange ist ächt gegen Licht und Luft, sowie gegen Seife; es wird somit nicht nur
                              									für sich, sondern auch als Grund für eine Menge anderer Farben mit großem Vortheil
                              									angewendet.
                           Fuchsin auf solchen Orange-Grund gefärbt, empfiehlt sich besonders für
                              									vollfarbige hoch- und granatrothe Töne; ebenso geben Indigo-Carmin,
                              									Orseille, Violett und Blau eigenthümliche Modefarben, welche durch diese Grundfarbe eine bedeutende
                              									Aechtheit erlangen.
                           Für den Druck auf Wolle und Seide stellt man eine concentrirte wässerige Lösung her,
                              									ohne Säure anzuwenden.
                           Für das Färben der Baumwolle nimmt man dieselbe zuerst durch eine Bleizuckerlösung,
                              									nachher durch ein Seifenbad, schließlich durch mit Schwefelsäure angesäuertes Wasser
                              									und wäscht aus. Das Orange färbt sich dann leicht auf, und es kann für rothe Töne
                              									noch ein Aufsatz von Fuchsin gegeben werden. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870,
                              									Nr. 19.)
                           
                        
                           Ersparniß an Indigo für Blaudruckartikel.
                           Herr Otto Hülsner in Hacking
                              									bei Wien theilt eine interessante Art mit, Indigo für Blaudruckartikel zu
                              									ersparen.
                           Nach seiner Methode, welche in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht wurde,
                              									stellt sich derselbe eine 4 Fuß tiefe Küpe her, die so breit ist, als es die Reifen
                              									erfordern, füllt dieselbe mit einer zwei- bis dreigrädigen, mit Kalk
                              									hergestellten Lauge und läßt die bespannten Reifen 1/4 bis 1/2 Stunde lang
                              									hinein.
                           Man stellt sich dann nach seiner Methode eine Küpe in derselben Größe mit einer
                              									Abkochung von
                           25 Pfund Terra japonica,
                           10    „      Kupfervitriol,
                           10    „      Alaun und
                             2 Maaß starkem Essig
                              								
                           her, läßt eine halbe Stunde lang kochen, zieht dann zum Setzen
                              									in ein Gefäß ab und gibt so viel warmes Wasser zu, bis der Farbstoff ausgezogen ist.
                              									Man stelle nur so viel Flotte in der Küpe her, als man für die Waare braucht. Ist
                              									der Reifen über der Kalklauge aufgelaufen, so bringt man denselben in die
                              									Catechu-Küpe, läßt ihn eine halbe Stunde darin und bringt ihn, nachdem er
                              									abgelaufen ist, in die schlechteste Küpe. Es ist gut, wenn man derselben alle Abend
                              									etwas Kupfervitriol zugibt. Man färbt dann weiter wie gewöhnlich.
                           Die Waare wird bei diesem Verfahren ganz egal und dunkel gefärbt; man spart dabei
                              									einen Zug in einer Küpe aus 20 Pfd. gutem Bengalindigo.
                           Man spart ferner bei diesem Verfahren an Papp, Grünspan und Gummi, besonders für Grün
                              									und Orange, da die Kalklauge und der Catechu den Papp recht fest machen und ein
                              									Durchfärben niemals stattfinden kann. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr.
                              									18.)
                           
                        
                           Färberei der Jute.
                           Um den Schwierigkeiten zu entgehen, welche das Trocknen der Jute, die man auf
                              									gewöhnliche Art gefärbt hat, darbietet, schlägt de Capol
                              									vor, die gesponnene Jute mit der Beize sowohl als später mit dem Färbebade einzusprengen. Das Färbebad kann man auch zu gleicher
                              									Zeit mit der Appreturmasse ausbringen.
                           Die so behandelte Jute trocknet natürlich sehr leicht und bietet daher weiter keine
                              									Schwierigkeiten. (Moniteur de la teinture; Musterzeitung
                              									für Färberei etc., 1870, Nr. 19.)
                           
                        
                           Eine neue Methode zum Schwarzfärben des Holzes.
                           Nach einem von Delique in Frankreich erfundenen und
                              									patentirten Verfahren kann man Holz in einem einzigen Bade und
                                 										bei gewöhnlicher Temperatur schwarz färben. Das bezügliche Bad, welches
                              									dieses sogenannte Patentschwarz liefert, wird nach der „Musterzeitung für
                                 										Färberei“ in folgender Weise hergestellt: Man mischt 175 Quart guten
                              									Holzessig, 100 Pfund geraspeltes Blauholz und 80 Pfund in Wasser gestoßene
                              									Galläpfel, bringt die Mischung in einen kupfernen Kessel, rührt sie täglich
                              									zwei- bis dreimal um, und setzt dieß acht Tage lang fort. Dann fügt man 40 Quart Wasser
                              									hinzu und läßt so lange sieden, bis nur noch 90 Quart Flüssigkeit im Kessel sind.
                              									Hierauf läßt man die Flüssigkeit abkühlen und zieht sie, nachdem sie sich gehörig
                              									geklärt hat, ab.
                           Während der Zeit stellt man eine zweite Flüssigkeit in folgender Weise her: Man
                              									schüttet zu 45 Quart gutem Holzessig 20 Pfund Eisenfeilspäne, rührt von Zeit zu Zeit
                              									um, bis die Flüssigkeit 13 bis 14° Baumé zeigt und zieht sie nach der
                              									Klärung ab.
                           Die beiden so hergestellten Flüssigkeiten werden mit einander gemischt und gut durch
                              									einander gerührt. Hierauf läßt man nochmals absetzen und zieht wieder die klare
                              									Flüssigkeit ab; dieselbe hat eine schwarze Farbe und wird direct zum Färben jeder
                              									Art von Holz im kalten Zustande benutzt.
                           Die Holzstücke, welche man färben will, werden einfach in die Flüssigkeit eingetaucht
                              									und so lange, als man nach Versuchen für nöthig findet, darin gelassen. Je härter
                              									und fester das Holz ist, desto länger muß es in der Flüssigkeit bleiben; dieselbe
                              									dringt in die Fasern des Holzes ein und färbt dieselben schön schwarz.
                           Wenn man die Flüssigkeit zum Kochen bringt, so kann man die Operation beschleunigen
                              									und ein besseres Resultat erhalten. Ein Zusatz von einer geringen Quantität, etwa
                              									1/3 Loth Oxalsäure würde vielleicht die Oxydation des Blauholzes bei Luftzutritt
                              									befördern, wie dieß bei der Bereitung der bekannten Schreibtinte geschieht. Man
                              									würde dann auch das Blauholz und die Galläpfel durch weniger als die Hälfte
                              									trockenen Blauholz- oder Galläpfelextract, welche leichter löslich und
                              									verhältnißmäßig nicht theurer sind, ersetzen können. Die zweite Flüssigkeit könnte
                              									man dadurch herstellen, daß man Eisenvitriol mit einer Lösung von Bleizucker mischt
                              									und das Klare abzieht.
                           Die von Delique angegebene Flüssigkeit kann auch zum
                              									Färben von Korbwaaren benutzt werden.
                           
                        
                           Fabrication lackirter Korbwaaren.
                           Die lackirten Korbwaaren sind seit einiger Zeit sehr beliebt und zeichnen sich sowohl
                              									durch die Nettigkeit und den Geschmack ihrer Formen, als durch Dauer und Solidität
                              									der Arbeit und der farbigen Lackirung aus. Von dieser Waare sind nach dem Auslande
                              									schon höchst bedeutende Quantitäten ausgeführt worden, und werden fortwährend noch
                              									nach verschiedenen Ländern gesendet. In Berlin existiren mehrere Fabriken, welche
                              									sich hauptsächlich mit der Anfertigung dieses Artikels beschäftigen und deren
                              									Product vorzugsweise gesucht ist. Die Färbung und Lackirung der Körbe, deren
                              									Material die feinsten Weidenruthen sind, kann auf zweierlei Weise bewerkstelligt
                              									werden; man beizt entweder das Holz und setzt einen farbigen Lack darüber, welches
                              									die solidere Art ist, oder man beizt, gummirt und lackirt zuletzt, auf welche Weise
                              									man freilich am billigsten fortkommt. Die Farben, welche man der Waare gibt, sind
                              									sehr verschieden, da die Façonirung derselben solches zulässig macht,
                              									indessen sind es gemeiniglich die Bronzefarben oder vielmehr bronzeähnliche Farben,
                              									die man dem Geflecht gibt. Es ist nicht immer nöthig, vorher zu beizen, da es oft
                              									dem Geschmack mehr zusagt, den natürlichen Farbenton des Holzes durchscheinen zu
                              									lassen.
                           Zu den Beizen wählt man klare wässerige Auflösungen, meistens Abkochungen von
                              									Hölzern, z.B. Blauholz, Rothholz, Gelbholz und Sandelholz. Die Auflösung von Catechu
                              									gibt ein schönes Braun, welches mit Gummigutt in's Gelbliche, und durch
                              									Fernambuk-Abkochung in's Röthliche nüancirt werden kann. Auch die persischen
                              									Beeren, der Safran und die Cochenille dienen zur Färbung der Lacke. Hat das
                              									Flechtwerk die Beize erhalten und ist getrocknet, so wird es mit einer warmen Lösung
                              									von Pergamentleim überzogen, welcher die Poren des Holzes schließen soll, damit der
                              									Lack nicht aufgesaugt werde. Die Anwendung von Pergamentleim ist der der Gummiarten
                              									bei weitem vorzuziehen, da er stets elastisch bleibt; hierauf lackirt man nun
                              									mittelst eines stumpfen Fischpinsels. Der Lack wird bereitet, indem man stärkstem
                              									Spiritus bis zur Sättigung gepulvertes Sandarachharz zusetzt und darin unter
                              									fleißigem Umschütteln in der Kälte auflöst. Wenn der Spiritus nichts mehr aufnimmt,
                              									läßt man die klare Flüssigkeit vom Bodensatz sich abklären, trennt sie davon und
                              									setzt ihr den zehnten Theil Spiritus vom zuerst angewendeten Quantum noch zu;
                              									hierauf macht man eine Beimischung von 1 Loth Lavendelöl auf das Pfund Lack und
                              									vereinigt solches durch Umschütteln. Um den Lack vollkommen klar und rein zu haben,
                              									muß derselbe durch Fließpapier filtrirt werden; man bedient sich hierzu eines
                              									Glas- oder Porzellantrichters und verdeckt die aufgefüllte Flüssigkeit. Soll
                              									der Lack gefärbt erscheinen, so extrahirt man mit dem dazu bestimmten Spiritus die
                              									beliebigen Farben-Species. Man wendet den Lack auch ohne vorherige Beize des
                              									Holzes an, deßgleichen bedient man sich auch nicht immer des Pergamentleimes, es
                              									geht aber dann ein großes Quantum Lack darauf, da sich das Holz vorerst damit
                              									sättigen muß, ehe die Oberfläche glänzend erscheint. Bei großen Stücken, wie
                              									Stühlen, Papierkörben u.s.w. vertheuert der große Aufwand an Lack die Arbeit, und
                              									man suchte durch ein billigeres Fabricat zu grundiren; hierzu soll eine Auflösung
                              									von gewöhnlichem amerikanischen Harz (Colophonium) in Spiritus recht gute Dienste
                              									geleistet haben; zuletzt wurde aber immer der erst angeführte Lack angewendet. Zu
                              									manchen Lackirungen braucht man an einzelnen Stellen einen schwarzen, deckenden
                              									Lack; diesen erhält man, wenn etwas Lampenschwarz mit Spiritus auf einer Glasplatte
                              									fein abgerieben und solches dem Lack beigemischt wird. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1870, Nr.
                              									8.)
                           
                        
                           Das Glycerin im Biere.
                           Die Anwesenheit des Glycerins in gegohrenen Flüssigkeiten ist schon vor 10 Jahren von
                              										Pasteur, später von Neßler,
                                 										Pohl u.a. nachgewiesen, und hierauf zunächst eine Methode der
                              									Weinverbesserung, resp. Weinveredelung begründet worden,Polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIII S. 341 und 520. welche in ihren Resultaten so vorzüglich erscheint, daß es keinem Zweifel
                              									unterliegt, ein gewisser Zusatz von Glycerin zum Lagerbier werde demselben
                              									Eigenschaften ertheilen, welche dessen Qualität wesentlich verbessern. Um aber
                              									diesen Vorschlag nicht auf gutes Glück und auf die Gefahr hin, von der Praxis eines
                              									groben Verstoßes gegen den guten Ruf der deutschen Bierbrauereien beschuldigt zu
                              									werden, zu thun, untersuchte man erst mehrere Lagerbiere, solche der Dresdener
                              									Actienbrauerei und importirtes Culmbacher, böhmisches und Erlanger Bier. In jedem
                              									dieser Biere war das Glycerin deutlich nachweisbar und bestimmbar, und betrug in
                              									keinem derselben weniger als 2 pro Tausend, stieg aber
                              									in dem Erlanger Lagerbier auf 9 pro Tausend. Diese
                              									Thatsache beweist, daß auch bei der Gährung der gehopsten Würze neben der Umwandlung
                              									des Zuckers (Glykose) in Alkohol und Kohlensäure noch eine andere Form der Gährung,
                              									die sogenannte Bernsteinsäure-Gährung, d.h. die Umwandlung eines Antheiles
                              									der Glykose in Bernsteinsäure und Glycerin, mit unterläuft. Wird es nun dem guten
                              									Rufe eines Fabricates Eintrag thun, wenn man ihm einen Bestandtheil zufügt, welcher
                              									bereits fertig gebildet in demselben vorhanden und für die Güte desselben von
                              									Bedeutung ist?
                           Das Glycerin wird gebraucht zur Aufbesserung geringer Jahrgänge beim Weine. Denn ein
                              									zuckerarmer Most gibt auch keinen süßen Wein; um diesen zu erhalten, setzt man
                              									Glycerin zu. Könnte man aber statt dessen nicht auch den viel billigeren Zucker
                              									wählen? Nein; denn der Zucker würde in dem Wein eine neue Gährung hervorrufen, und
                              									dieß thut das Glycerin nicht. In welchem Umfange dieses Scheelisiren des Weines
                              									betrieben wird, läßt sich zwar durch Zahlen nicht beweisen; denn kein Weinhändler
                              									gibt zu, daß der Wein scheelisirt werde; aber Freunde, welche wir im westlichen
                              									Deutschland haben, schreiben darüber Folgendes:
                           
                              „Die Fabriken von gereinigtem Glycerin senden ihre Reisenden nicht bloß zu
                                 										den Weinhändlern, sondern auch schon zu den Weinbauern, so daß jetzt die
                                 										Angelegenheit bereits so liegt, daß schon die Weinhändler, ohne es zu wissen,
                                 										scheelisirten Wein von den Bauern kaufen, folglich nicht nöthig haben, noch
                                 										Glycerin zuzusetzen.“
                              
                           Was nun den Wein verbessert, sollte man meinen, könnte auch dem Biere nichts schaden.
                              									Es sind hierüber auch bereits Versuche gemacht worden. Von dem an Glycerin ärmeren
                              									Biere nahm man eine Probe und setzte 1 Proc. Glycerin hinzu; wie verbesserte sich da
                              									der Geschmack und die Fülle auf der Zunge! Versetzt man die gehopfte Würze mit Glycerin, so stört dessen Anwesenheit den Klärproceß
                              									auf dem Kühlschiff ebenso wenig, als die Gährung ohne irgend eine Störung regelmäßig
                              									verläuft.
                           Wie oft ist es nun der Wunsch eines Brauers, dem Publicum ein volles, wenig bitteres
                              									und doch haltbares Product zu liefern! Die Haltbarkeit des Bieres fordert ein nicht
                              									zu unterschreitendes Hopfenquantum. Schlechte Jahrgänge, höheres Alter des Hopfens
                              									bedingen größere Mengen desselben; mit diesen vermehrt sich die Bitterkeit des Bieres. Welche Mittel
                              									hat denn der Brauer, um diesem Uebelstande entgegen zu wirken? Einkochen der Würzen
                              									vermehrt wohl die Fülle, aber auch die Bitterkeit: Zuckerzusatz würde die
                              									Gährungszeit ausdehnen, die Lagerzeit verlängern. Ein geringer Glycerinzusatz hebt
                              									das Uebel vollständig. Um den Zeitpunkt zu bestimmen, bei welchem ein solcher zu
                              									erfolgen hat, möge noch Folgendes gesagt seyn:
                           Das Glycerin ist zwar für sich schwer verdampfbar; aber es geht mit den Wasserdämpfen
                              									einer kochenden Flüssigkeit, in welcher es sich befindet, sehr bald hinweg. Würde
                              									man daher das Glycerin zum Maischwasser bringen, so würde im Verlauf des
                              									Dickmaischkochens der größte Theil desselben wieder verdampfen. Aus demselben Grunde
                              									darf es nicht der Würze zugesetzt werden, bevor sie gehopft wurde; nicht einmal auf
                              									dem Kühlschiffe; denn auch da kann es zum Theil verdunsten. Wenn aber das gekühlte
                              									Bier auf die Gährbottiche kommt, da kann und muß man es zusetzen. Man mischt dann,
                              									je nach dem Hopfenquantum, welches angewendet wurde, auf 100 Maaß Bier 1/2 bis 1
                              									Maaß Glycerin hinzu, indem man dasselbe vorher mit seiner 4- bis 6fachen
                              									Menge gekühlten Bieres schüttelt und diese Mischung auf die Gährbottiche vertheilt,
                              									ehe die Hefe zugegeben wird. 1 Pfund gereinigtes Glycerin, wie solches von den
                              									Fabrikanten C. L. Weber in Frankfurt a. M. und Weidenbusch und Comp. in
                              									Biebrich geliefert wird, kostet im Großhandel nicht über 8 1/2 Sgr. pro Pfund. Die Einführung wird den Bierfabrikanten sehr
                              									bald lehren, ob der Aufwand an Glycerin das Product unnöthig vertheuert oder nicht.
                              									Außerdem repräsentirt 1 Pfd. Glycerin wenigstens 2 Pfd. Malzextract oder 3 1/3 Pfd.
                              									Darrmalz, in welchem man dann entsprechend zurückgehen kann, um so einen, wenn auch
                              									geringen Theil des Mehraufwandes zu decken. Die Reinheit des Glycerins erkennt man
                              									an seiner Farblosigkeit und an seinem specifischen Gewicht. Reines Glycerin zeigt
                              									1,7 spec. Gewicht oder 24° Baumé. Bei einer Production von täglich 200
                              									Eimern Bier werden demnach höchstens 2 Eimer Glycerin = 360 Pfd. im Preise von 99
                              									Thlrn. gebraucht. Eine Brauerei, welche jährlich 30,000 Eimer Bier producirt,
                              									consumirt demnach für 14,800 Thlr. Glycerin. Zur Deckung dieses Ausfalles von 15
                              									Sgr. pro Eimer Bier sind dem Brauer zwei Wege offen:
                              									entweder den Preis seines Productes um einen gleichen Werth zu erhöhen, oder durch
                              									theilweise Malzersparniß und dem entsprechend geringeren Hopfenaufwand, sowie durch
                              									Vereinfachung der Manipulation im Betriebe, den Aufwand desselben zu verringern.
                              									Vereinigt er beide Wege, so wird ihn eine Preiserhöhung seines Productes um 7 1/2
                              									Sgr. und eine Betriebskosten-Ermäßigung von gleichem Werthe pro Eimer um so sicherer decken, als die Qualität des
                              									Productes für einen größeren Absatz bei dem Publicum, welches immer ein volles und
                              									nicht bitteres Bier liebt, bürgt. Außerdem möge nicht unberücksichtigt bleiben, daß
                              									in obigen Zahlenwerthen der größte Consum an Glycerin in Rechnung gebracht wurde,
                              									welches überhaupt erforderlich wäre. Je geringer der Aufwand an Hopfen sich
                              									gestaltete, desto mehr wird der Brauer in dem Glyceringebrauch zurück gehen können.
                              										Dr. H. F. (Der Bierbrauer, Bd. XII, Nr. 12.)
                           
                        
                           Conservirung von Thieren in Kreosotwasser, nach F. Holbein.
                           Um ganze Thiere zu conserviren, legt man dieselben in Kreosotwasser, welches durch
                              									Schütteln von Steinkohlenkreosot mit gewöhnlichem Wasser dargestellt wird. Je nach
                              									der Größe des Thieres läßt man die Einwirkung eine bis mehrere Wochen dauern; bei
                              									großen Thieren öffnet man die Haut durch einen Schnitt; bei kleineren, besonders bei
                              									Vögeln, Reptilien und Fischen, ist dieß nicht nöthig. Man trocknet sie dann an der
                              									Luft und gibt ihnen dabei die Stellung welche sie einnehmen sollen. Da die Körper
                              									auch nach dem Trocknen elastisch bleiben, so kann man sie ohne besondere Vorsicht
                              									verpacken. Vorzüglich eignet sich dieses Verfahren für Vögel, Reptilien und Fische.
                              									Das Gefieder der Vögel behält seine Farbe, die Fische behalten Form und Farbe;
                              									weiche Thiere, wie Muscheln, schrumpfen dagegen ganz zusammen. Die angegebene
                              									Methode ist daher besonders für Reisende, welche Fische sammeln, empfehlenswerth.
                              									Man kann sich das Kreosotwasser an Ort und Stelle bereiten, legt die Fische in ein
                              									damit angefülltes Faß, trocknet sie dann und verpackt sie wie Mineralien. (Berichte
                                    									der deutschen chemischen Gesellschaft, 1870, Nr. 2.)