Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 196, Jahrgang 1870, Nr. , S. 478
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Miscellen. Miscellen. Verbesserter Dampfhammer von Jeremiah Head. Dieser Dampfhammer, welcher auf den Werken von Fox, Head und Comp. zu Middlesbrough in Betrieb ist, zeichnet sich durch eine bis jetzt noch nie angewendete Einrichtung aus, nämlich durch Anbringung von Federn zwischen dem Cylinder und den Ständern. Die allgemeine Anordnung gleicht der Morrison'schen (das Morrison'sche Patent ist nun erloschen). Morrison hat zuerst Hämmer construirt, bei welchen Kolben und Kolbenstange aus einem Stück geschmiedet, den Haupttheil des Hammergewichtes bilden. Indem er die Kolbenstange durch den Deckel des Cylinders verlängerte, erhielt er hinreichende Führung in der Stopfbüchse, um eine weitere Leitung durch Geleise etc. entbehren zu können. Morrison's Hämmer genießen zwar in Folge ihrer leichten und schnellen Wirksamkeit einen guten Ruf, sind aber stets sehr zu Brüchen geneigt gewesen. Liegt nämlich die Luppe zufällig an der Seite des Ambosses, so wirkt der excentrische Schlag mittelst der Hebelkraft der langen Kolbenstange, für welche die untere Stopfbüchse den Drehpunkt vorstellt, in hohem Grade zerstörend auf den ganzen Bau. Ständer und Cylinder zerbrachen, wie stark man sie auch machen mochte, und die Reparaturkosten und Betriebsstörungen waren von der ernstlichsten Art. Manche solcher Hämmer waren von oben bis unten geflickt. Endlich sah man ein, daß, wenn man die Kraft der Schläge durch Federn absorbiren könnte, die Brüche aufhören würden, und es war nur abzuwarten, ob die Wirksamkeit des Hammers bei etwas nachgiebiger Aufstellung nicht beeinträchtigt würde. Es wurden nun Federn, aus mehreren Lagen von Schmiedeeisenplatten bestehend, zwischen die Ständer und den Cylinder eingeführt, welche den besten Erfolg hatten. Die Brüche hörten mit einem Male auf, und die Wirksamkeit des Hammers wurde nicht im Mindesten beeinträchtigt. Während des Zängens einer Luppe sieht man den Cylinder 3/8 bis 1/2 Zoll auf und nieder tanzen, und bei seitlichen Schlägen noch weit mehr. Zwei derartige Hämmer sind seit 12 Monaten im Betrieb, ohne daß daran irgend eine Beschädigung vorgekommen wäre. Einzig und allein die Kolbenstange wird hiervon nicht berührt, da dieselbe ja direct den Schlag ausübt. Da die Gewalt des Schlages nur durch die Kolbenstange auf die Federn übertragen werden kann, so ist es klar, daß dieselbe in Folge des Widerstandes ihrer trägen Masse immer Beschädigungen durch wiederholte Seitenschläge ausgesetzt seyn wird. Man findet deßhalb, daß die Kolbenstangen, wenn sie aus Eisen bestehen, immer nach einiger Zeit brechen, und zwar stets unmittelbar über dem Hammerkopfe, oder in der Krümmung des Winkelhebels welcher durch die Kolbenstange und den Angriffspunkt eines seitlichen Schlages gebildet wurde. An einem der Hämmer von Fox, Head und Comp. wurde eine Kolbenstange aus Bessemerstahl eingesetzt, welche bis jetzt 12 Monate in Thätigkeit ist, ohne daß irgend ein Anzeichen eingetreten ist, welches auf baldigen Bruch schließen ließe. Man hofft deßhalb, daß der Wechsel im Material dem Uebelstande abgeholfen habe. Der Hammer ist mit der patentirten Steuerung von Gebrüder Davy zu Sheffield versehen, welche so angeordnet ist, daß vor dem Einlassen von Dampf auf irgend einer Cylinderseite der Raum zuerst mit Abdampf von der anderen Cylinderseite gefüllt wird. Man glaubt hierdurch Ersparnisse zu machen; doch sind weitere Versuche hierüber nothwendig. (Engineer, 1870 S. 110; polytechnisches Centralblatt, 1870 S. 601) Neue Knopflochnähmaschine. Die Mittheilung über eine Knopflochnähmaschine in diesem Bande des polytechnischen Journals S. 86 (erstes Aprilheft 1870) ist dahin zu berichtigen, daß diese Maschine nicht von einem Pariser Mechaniker Guttmann, sondern von einem Deutschen, Hrn. Julius Gutmann in Berlin erfunden wurde. Von dieser Maschine, welche sowohl zum Knopflochnähen als auch zur Erzeugung des Steppstiches u. dergl. gleich gut verwendbar ist, baut die Näh- und Knopflochmaschinen-Fabrik Conring und Boigt in Berlin (Eigenthümerin der Patente des Erfinders) zweierlei Arten: Nr. 1, große Maschine für Schneider, Schuhmacher u.a. zum Preis von 90 Thaler (pro Minute zwei Knopflöcher). Nr. 2, Weißzeugmaschine zu 85 Thaler, welche mit Leichtigkeit 60 bis 80 Dutzend Knopflöcher pro Tag und 25 bis 30 Dutzend Schweißleder näht. (In der citirten Mittheilung ist Seite 87 Zeile 10 v. o. das Wort halben zu streichen.) Vorbereitung des Roheisens für die Umwandlung in Schmiedeeisen oder Stahl, nach J. P. Budd in Ystalyfera. Budd hat sich eine Erfindung patentiren lassen, nach welcher Roheisen, welches gepuddelt werden soll, vorher der Einwirkung eines Gemenges von Natronsalpeter und ockerigem Rotheisenstein oder einem anderen Eisenerz unterworfen wird. Er läßt das geschmolzene Roheisen 3 bis 5 Zoll hoch in flache Pfannen fließen, welche mit einem aus den erwähnten Materialien gefertigten Teige ausgefüttert sind. Dabei findet ein lebhaftes Aufwallen statt, und ein großer Theil des Siliciums nebst etwas Kohlenstoff, Phosphor und Schwefel, welche im Roheisen enthalten waren, werden oxydirt und gehen in die Schlacke über. In Folge dieser Behandlung geht der nachfolgende Puddelproceß viel rascher von statten, als bei Anwendung gewöhnlichen Roheisens. Auch das zur Stahlfabrication bestimmte Roheisen kann zunächst auf diese Weise behandelt werden. (Mechanics', Magazine November 1869, S. 334.) Legirung zum Plombiren der Zähne. Eine solche Legirung, welche in Form ziemlich grober, fast weißer Feilspäne im Handel vorkommt, ergab bei der Analyse folgende Zusammensetzung: Zinn 61,1 Silber 38,8 Kupfer etc. 0,1 –––– 100,0 Die Legirung wird vor der Verwendung amalgamirt, indem man sie in einem Löffel mit wenig Quecksilber erwärmt. Die Amalgamirung geht sehr leicht und vollkommen vor sich. Das noch warme Amalgam wird in sämischgaarem Leder mit einer Zange gepreßt, wobei es das überschüssige Quecksilber abgibt, und ist darnach zur Verwendung fertig. Diese Legirung hat vor dem berühmten Kupferamalgam (welches in hohem Grade dunkelt) den Vorzug, daß sie im Munde ihre vollkommene Weiße behält. Ihre Härte ist etwas geringer als die des Kupferamalgams. (Chemical News, vol. XXI p. 105.) Ueber das Vorkommen und die Nachweisung von Selen im käuflichen Kupfer; von E. Viollette. Mein Verfahren zur Abscheidung des Selens, welches in dem im Handel vorkommenden Kupfer enthalten seyn kann, ist das folgende. Zunächst oxidire ich das Metall im Muffelofen, dann erhitze ich das gebildete Oxyd mehrere Stunden lang in einem Strome trockener und reiner Luft zum Rothglühen. Ist nun im Kupfer noch so wenig Selen enthalten, so bildet sich nach Verlauf einiger Zeit am Austritt der Röhre in der Nähe des Rostes ein weißer Ring, welcher folgende Eigenschaften besitzt. Derselbe ist flüchtig, krystallinisch und besteht aus einem Aggregate von durchsichtigen, lang gezogenen, homogenen Krystallen, welche sehr hygroskopisch sind, an der Luft rasch zerfließen und sich in Wasser vollständig lösen. Ihre Lösung wird durch Ammoniak nicht blau gefärbt, ein Beweis, daß sie keine Kupferverbindung enthalten; salpetersaures Silberoxyd erzeugt in der Lösung einen reichlichen Niederschlag, welcher in Wasser sehr wenig löslich ist, von überschüssiger Salpetersäure aber vollständig zu einer klaren Flüssigkeit aufgelöst wird. Durch Reductionsmittel, wie z.B. durch Wasserstoff in der Hitze, oder durch feuchtes Schwefligsäuregas bei gewöhnlicher Temperatur wird der weiße Ring in einen rothen umgewandelt, welcher sich ohne Rückstand verflüchtigen läßt und in rauchender Schwefelsäure, welche er grün färbt, sich vollständig auflöst. In dieser Lösung bringt Wasser einen rothen Niederschlag hervor. Mit Schwefelwasserstoff erhält man einen rothbraunen Ring, welcher sich vollständig verflüchtigen und zu einem neuen Ringe condensiren läßt, der eine stark glänzende orangerothe Färbung zeigt. Diese rothe Substanz besitzt demnach alle Eigenschaften des Selens und der weiße Ring diejenigen der Selenigsäure. Mittelst dieses Verfahrens ist man im Stande, in den käuflichen Kupfersorten die Gegenwart von Selen nachzuweisen und dasselbe quantitativ zu bestimmen, somit das Vorkommen des so seltenen Elementes an verschiedenen bisher noch nicht gekannten Fundorten festzustellen. Vielleicht könnte diese Methode zur Aufsuchung des Selens auch in anderen Metallen dienen, welche aus ihren Schwefelverbindungen hüttenmännisch dargestellt werden. Das von mir geprüfte Kupfer stammte aller Wahrscheinlichkeit nach aus Chile. Ich beabsichtige auch andere Kupfersorten in dieser Weise auf Selen zu Probiren, sobald ich mir Proben von sicherem Ursprunge verschafft habe. (Comptes rendus, t. LXX p. 729; April 1870.) Ueber die Ursache der sauren Reaction des bei organischen Elementaranalysen erhaltenen Wassers; von E. Viollette. Bekanntlich besitzt Wasser, welches sich bei organischen mit Kupferoxyd als Verbrennungsmittel ausgeführten Analysen erzeugt, häufig, wenn nicht immer, saure Reaction. Die Ursache dieser bis jetzt unerklärt gebliebenen Erscheinung kann von Selenigsäure herrühren, welche in dem zu den Analysen verwendeten Kupferoxyd enthalten war; dieselbe würde von dem am Ende der Operation durch das Kupferoxyd getretenen Luft- oder Sauerstoffstrome mitgerissen werden. Die Richtigkeit dieser Annahme habe ich in Bezug auf das Kupferoxyd, dessen ich mich bediene, constatirt; ich habe dasselbe aus chilenischem Kupfer dargestellt und es während seiner Darstellung vor allen sauren Dämpfen, welche sich in den Laboratorien häufig entwickeln, geschützt erhalten. Von H. Sainte-Claire Deville darauf aufmerksam gemacht, daß man die saure Reaction des bei Verbrennungsanalysen erhaltenen Wassers allgemein der Chlorwasserstoffsäure zuschreibe, welche von dem im Kupferoxyd der Laboratorien stets enthaltenen Chlor herrührt, wiederholte ich meine Versuche mit Kupferoxyd, das aus chilenischem Metalle auf die gewöhnliche Weise, jedoch ohne Beobachtung der früher von mir angewendeten Vorsichtsmaßregeln, dargestellt war. Ich constatirte in der That, daß das mit diesem Oxyd erzeugte Reductionswasser sowohl Chlorwasserstoffsäure als Selenigsäure enthält. Die Selenigsäure rührt von dem im angewendeten Kupfer enthalten gewesenen Selen her; die Gegenwart der Chlorwasserstoffsäure schreibe ich den in der Atmosphäre unserer Laboratorien häufig vorhandenen Dämpfen dieser Säure zu, welche sich während der zeitraubenden Darstellung jenes Oxydes durch Glühen des Metalles unter Luftzutritt auf ihm niederschlagen. (Comptes rendus, t. LXX p. 730; April 1870.) Verfahren zum Ueberziehen der Metalle mit Nickel auf galvanischem Wege. Bezüglich des im polytechn. Journal Bd. CXCV S. 345 (zweites Februarheft 1870) besprochenen Verfahrens von Dr. Isaac Adams in Boston zum galvanischen Ueberziehen der Metalle mit Nickel, theilen wir aus dem Scientific American vom 7. Mai d. J. den Wortlaut des dem Erfinder in den Vereinigten Staaten verliehenen Patentes mit: „Diese Verbesserung besteht in der Anwendung von drei neuen Lösungen, aus welchen das Nickel durch den elektrischen Strom abgelagert wird: 1) einer Lösung welche aus dem Doppelsalz von schwefelsaurem Nickeloxydul und schwefelsaurer Thonerde besteht, oder aus schwefelsaurem Nickeloxydul, aufgelöst in einer Lösung von Kali-, Natron- oder Ammoniak-Alaun; 2) einer Lösung welche aus dem Doppelsalz von schwefelsaurem Nickeloxydul und schwefelsaurem Kali besteht; 3) einer Lösung welche aus dem Doppelsalz von schwefelsaurem Nickeloxydul und schwefelsaurer Magnesia besteht, mit oder ohne einen Ueberschuß von Ammoniak. Ich habe gefunden, daß ein guter Nickelüberzug durch den Batterieproceß aus den erwähnten Lösungen abgelagert werden kann, vorausgesetzt, daß sie in solcher Weise dargestellt und angewendet werden, daß sie von saurer oder alkalischer Reaction ganz frei sind. Bei Benutzung dieser Lösungen ist große Sorgfalt darauf zu verwenden, daß nicht durch Anwendung einer Batterie von zu großer Stärke oder durch Einführung fremdartiger Substanzen, die Lösung sauer oder alkalisch wird. Ich ziehe es vor, diese Lösungen bei einer Temperatur über 38° Cels. anzuwenden. Als Patentrecht beanspruche ich: 1) die galvanische Ablagerung von Nickel mittelst einer Lösung des Doppelsalzes von schwefelsaurem Nickeloxydul und schwefelsaurer Thonerde, welches in solcher Weise bereitet und angewendet wird, daß es frei von der Gegenwart von Ammoniak, Kali, Natron, Kalk oder Salpetersäure, oder von jeder sauren oder alkalischen Reaction ist; 2) die galvanische Ablagerung von Nickel mittelst einer Lösung des Doppelsalzes von schwefelsaurem Nickeloxydul und schwefelsaurem Kali, welche in solcher Weise bereitet und angewendet wird, daß sie frei von der Gegenwart von Ammoniak, Natron, Thonerde, Kalk oder Salpetersäure, oder von jeder sauren oder alkalischen Reaction ist; 3) die galvanische Ablagerung von Nickel mittelst einer Lösung des Doppelsalzes von schwefelsaurem Nickeloxydul und schwefelsaurer Magnesia, welches in solcher Weise bereitet und angewendet wird, daß es frei von der Gegenwart von Kali, Natron, Thonerde, Kalk oder Salpetersäure, oder von jeder sauren oder alkalischen Reaction ist.“ Im polytechn. Journal Bd. CXCV S. 374 wurde Remington's in Frankreich patentirtes Verfahren zum galvanischen Ueberziehen der Metalle mit Nickel mitgetheilt; die Erfindung desselben bezweckt die Schwierigkeit zu beseitigen, welche dadurch entsteht, daß es bisher nicht möglich war, durch Schmelzen reinen Nickels eine als positive Elektrode verwendbare Platte herzustellen, wie sie erforderlich ist, um die nothwendige Oberfläche darzubieten. In diesem Betreff theilen uns die HHrn. C. H. Borchert und Sohn in Berlin mit, daß sie bereits seit ca. 12 Jahren Nickel von 99 Proc. zu galvanischen Zwecken schmelzen und erst Ende vorigen Jahres eine Nickelplatte von 13 Zoll Durchmesser an die herzoglich anhaltische Eisenhütte zu Mägdesprung zur Vernickelung der Copien des Hildesheimer Silberfundes geliefert haben. Anwendungen des Natronaluminats. Das Natronaluminat wird jetzt vielfach bei der Fabrication von Milchglas (Halbporzellan), aus welchem man die Glocken für Gasflammen herstellt, verwendet. Bisher benutzte man zu diesem Zwecke häufig Kryolith, welcher jedoch die Glashäfen stark angreift und deßhalb mehr und mehr durch Natronaluminat verdrängt zu werden scheint. Bei der Bildung des Glassatzes werden 1 3/4 Ctr. Kryolith und 1/10 Ctr. calcinirte Soda durch 1 Ctr. Natronaluminat ersetzt. Das Aluminat, wie es von den Fabriken geliefert wird, welche Soda aus Kryolith bereiten, ist völlig frei von Eisen, was bei dem Kryolith selbst nie der Fall ist. – Ueberdieß findet das Natronaluminat in den Färbereien und Druckereien, zur Anfertigung weißer und schwerer Seifen, bei der Fabrication von Farbelacken etc. Verwendung, und dürfte sich noch zu vielen anderen Zwecken brauchbar erweisen. (Chemical News, December 1869, S. 317.) Darstellung des Chloralhydrats, nach D. Müller und R. Paul. Müller und Paul nehmen nur kleine Mengen Alkohol (250 Grm.) in Arbeit und erzielen dabei eine Ausbeute von 200 Procent. Das Chlor wird erst in eine leere Flasche, darauf durch ein langes Chlorcalciumrohr geleitet, und dann durch ein Rohr, welches höher ist als das Sicherheitsrohr der Chlorentwickelungsflasche (um das Rücksteigen des Alkohols zu verhindern), in einen langen und engen (keulenförmigen) Kolben von 750 Kubikcentimetern Inhalt. Der Kolben wurde so eng und so groß gewählt, damit das Chlor durch eine lange Schicht Alkohol streichen muß, und die leichten condensirbaren Dämpfe sich an der Wand des Kolbens verdichten können. Kühlapparate werden nicht angewendet, weil sie das Entweichen der Salzsäure verhindern und so die Bildung von Chloräthyl und Wasser veranlassen. Im Kork des Kolbens ist ein Thermometer befindlich. Ein Ableitungsrohr führt je nach Bedarf entweder direct in die Luft oder erst in eine Vorlage. In den ersten Stunden läßt man die Temperatur nicht über 30° C. steigen; beginnt der Alkohol sich zu färben, so vertauscht man das Wasserbad, in welchem der Kolben bis dahin stand, mit einem Sandbade, und erwärmt auf 60°, dann binnen 6 Tagen allmählich bis auf 100° steigend. Hat die Temperatur 85° erreicht, so werden die aus dem Apparate entweichenden Dämpfe erst in die letzte Vorlage geleitet, ehe sie in den Abzug gelangen. Ist die Reaction zu Ende, so schmilzt man das erstarrte Chlorhydrat wiederholt und gießt es in einen anderen Kolben; zuletzt wird es der Destillation unterworfen, wobei die letzten Tropfen sich schwärzen. Schöne Krystalle erhält man, wenn man das geschmolzene Chloralhydrat an einem trockenen, warmen Orte stehen läßt und das noch flüssige Chloralhydrat von den Krystallen abgießt. Das Destillat und die Krystalle sind vollkommen farblos und geben mit Wasser eine ganz klare, neutrale Lösung, die mit Silbersalz keine Spur von Trübung zeigt. Destillat und Krystalle sind nach der Analyse chemisch reines Chloralhydrat. Reagirt das Destillat noch sauer, so kann man es mit scharf getrockneter Kreide destilliren. Krystallisirt es wegen seines Wassergehaltes schlecht, so destillirt man es nach Zusatz von etwas bei 150° getrocknetem Chlorcalcium. Die Färbung der Flüssigkeit ist kein Beweis, daß das Chlor nicht mehr auf den Alkohol einwirkt; sie verschwindet (anfangs) beim Steigen der Temperatur. Während der beiden letzten Tage geht das Chlor größtentheils unabsorbirt durch (und kann in eine andere Portion Alkohol geleitet werden); gleichwohl ist aber der Proceß noch nicht zu Ende; das fernere Einleiten von Chlor vollendet aber nicht bloß die Reaction, sondern treibt auch die Salzsäure aus dem Producte aus. (Pharmaceutische Zeitung, 1869, Nr. 100; chemisches Centralblatt, 1870, Nr. 2.) Verbessertes Verfahren zur Anfertigung von Copallack, von G. Hoedfield. Der Copallack wird bekanntlich durch vorsichtiges Schmelzen des Copals, Zusatz von Leinölfirniß und nachherigen Zusatz von Terpenthinöl bereitet. Hoedfield (dessen Verfahren in Frankreich patentirt ist) nimmt doppelt so viel Terpenthinöl als man gewöhnlich anwendet, um eine vollständigere Lösung des Copals zu erzielen und den Lack klarer und farbloser zu erhalten. Wenn die Mischung fertig ist, leitet man eine Zeit lang Luft hindurch. Der Sauerstoff der Luft ozonisirt sich unter dem Einfluß des Terpenthinöles, wirkt auf das Oel und macht dasselbe sehr trocknend. Wenn man die Oxydation für hinreichend hält, destillirt man die Hälfte des Terpenthinöles wieder von der Flüssigkeit ab. Der Rückstand bildet nun den fertigen Lack, welcher also nicht mehr Terpenthinöl enthält als gewöhnlich, aber farbloser und schneller trocknend ist. Das abdestillirte Terpenthinöl ist zur Darstellung des Lackes weit besser als gewöhnliches, nicht ozonisirtes Terpenthinöl, und wird deßhalb bei Wiederholung der Operation vorzugsweise verwendet. (Moniteur scientifique, Februar 1870, S. 127; polytechnisches Centralblatt, 1870 S. 633.) Ueber einen durch Anilindämpfe veranlaßten Vergiftungsfall; von Armand Dollfuß. Die Mülhauser Industriegesellschaft erhielt von den HHrn. Speckel und Dietz, Färber in Illzach, ein Schreiben über eine Vergiftung durch Anilindämpfe, welche bei einem ihrer Arbeiter und dessen jungen Gehülfen vorkam. Diesem Schreiben war ein ausführlicher Bericht von Dr. Hahn über die in diesem Falle beobachteten Symptome und über die von ihm befolgte Behandlung der Krankheit beigelegt. Das von den genannten Färbern angewandte Gemisch bestand in Anilin, Weinsteinsäure, Salzsäure, Schwefelkupfer, chlorsaurem Kali, Salmiak und heißem Wasser. In dasselbe wird die Baumwolle behufs des Schwarzfärbens getaucht und von Zeit zu Zeit werden die Strähne darin mit den Händen behandelt. Nach beiläufig anderthalb Stunden fühlte sich der Arbeiter und sein Gehülfe durch die Dämpfe welche sich aus dem Bade entwickelten, sehr belästigt. Ich will vorerst bemerken, daß ein solches Gemisch Chlor entwickeln muß; ferner daß vielleicht das angewandte Anilin nicht rein genug war, denn ich weiß daß die Färber für das Schwarz oft das Anilin verwenden welches bei der Fuchsinfabrication destillirt und beträchtliche Mengen von Arsenik enthält. Es ist möglich, daß sich im vorliegenden Falle außer dem Chlor noch Arsenchlorid und wahrscheinlich auch chlorirte Anilinderivate entwickeln. Nach den von mir eingezogenen Erkundigungen sind die Dämpfe von reinem Anilin der Gesundheit nur wenig schädlich, und die Unfälle welche in den Anilinfabriken vorkamen, sind auf die Sorglosigkeit der Fabrikanten oder die Unklugheit der Arbeiter zurückzuführen. Dieß gilt vielleicht nicht in gleichem Grade für die Dämpfe welche sich aus dem zum Drucken von Anilinschwarz angewandten Farben beim Kochen derselben entwickeln, oder aus den zum Schwarzfärben dienenden Bädern. Die Vorsichtsmaßregeln welche beim Manipuliren von Anilin oder den Gemischen in welche es eingeführt wird, zu ergreifen sind, beschränken sich darauf, daß man es vermeidet deren Dämpfe einzuathmen. Hierzu genügt es an freier Luft zu arbeiten oder, wenn dieß nicht möglich ist, das Local gut zu lüften worin man diesen Ausdünstungen ausgesetzt ist. Wenn der Arbeiter sich belästigt fühlt, muß man ihn sofort an die freie Luft bringen. Sollten andere Unpäßlichkeiten hinzukommen, so muß man ihn rasch einer kräftigen Behandlung unterziehen. In dem Falle welcher den Gegenstand dieses Berichtes bildet, bestanden die Symptome in einer allgemeinen Schwäche ähnlich einer starken Trunkenheit, heftigem Kopfweh, behindertem Athmen, Erkalten der Extremitäten und einer veilchenblauen Färbung der Haut. Man bekämpfte diese Unfälle, indem man dem Kranken ein Brechmittel gab und ihn wieder erwärmte durch Reibungen mit schwach ammoniakalischem Wasser, Einhüllen in wollene Decken und Trinkenlassen von sehr heißem schwarzen Kaffee mit Zusatz einer alkoholischen Flüssigkeit. Ich will noch bemerken, daß die Wirkung des Anilins weit übertroffen wird von derjenigen des Körpers welcher zu seiner Darstellung dient, von dem Nitrobenzin, welches in gewisser Menge in Form von Dämpfen in die Lungen eingeführt, schon den Tod mehrerer Personen verursacht hat und folglich mit Vorsicht manipulirt werden muß. Diese Flüssigkeit, von welcher die Parfümerie sehr viel consumirt, dient als Ersatz des Bittermandelöles, dessen Geruch sie hat, aber auch, obgleich in geringerem Grade, die giftigen Eigenschaften. Man muß es daher vermeiden, ein Anilin anzuwenden welches eine gewisse Menge Nitrobenzin zurückhält, was manchmal bei dem käuflichen Anilin der Fall ist. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, t. XL p. 206; April 1870.) Ueber Gewinnung von Anthracen. Eine große Schwierigkeit für die Darstellung von künstlichem Alizarin in großem Maaßstab liegt in dem Mangel an genügenden Mengen Anthracen. Dieses scheint, wie Dr. Fr. Crace Calvert (nach Chemical News in der deutschen Industriezeitung) gefunden hat, nicht in größerem Verhältniß als 1/1000 Theer vorzukommen und erst im letzten Theil der Theerdestillation frei oder gebildet zu werden. Wird die Destillation nur so weit geführt, daß ein sehr weiches Pech zurückbleibt, so geben die erhaltenen Oele wenig oder gar kein Anthracen; destillirt man dagegen so, daß 10 oder 15 Proc. Oel mehr producirt werden, so bleibt einen hartes Pech zurück, das keinen oder doch nur geringen Werth hat, während die erhaltene Menge Anthracen, je nach Beschaffenheit der angewendeten Kohlen, 1 1/2 bis 8 Proc. von den abgeschiedenen schwersten Oelen beträgt. Es lohnt sich kaum, seiner Gewinnung wegen den Werth des Peches zu vermindern, auch ist seine Abscheidung aus den schweren Oelen und seine Reinigung sehr umständlich. Das reinste Product, welches Calvert in mäßig großem Maaßstab gewinnen konnte, enthielt, wenn kalt gepreßt, circa 40 Proc. und heiß gepreßt circa 70 Proc. Anthracen. Seine Darstellung wird dadurch erschwert, daß das Anthracen bei mäßigen Temperaturen in seinen Homologen sehr leicht löslich ist. So gibt z.B. ein Oel bei 40 oder 50° C. durch Filtration eine verhältnißmäßig große Menge Anthracen, bei 70 oder 80° C. dagegen wird das Anthracen vollständig gelöst. Palatin-Orange, ein neuer ächter Farbstoff von Rudolph Knosp in Stuttgart. Die Auflösung des Farbstoffes geschieht in heißem Wasser. Das Färben wird kochend in einem Bade vorgenommen, welches ganz wenig Säure enthält. Nimmt man Schwefelsäure, so genügen (wenn nicht etwa die Wolle vom Waschen her noch Alkali enthält) einige Loth auf einen Kessel. Besser dient Essigsäure, Weinsteinpräparat und Chlorzinn, wodurch man ohne Weiteres prachtvolle orange und goldgelbe Schattirungen erzielt. Würde – etwa durch Anwendung von zuviel Säure – der erzielte Ton zu gelblich erscheinen, so genügt gutes Auswaschen nach dem Färben, um ihn auf die richtige Nüance zurückzuführen. Das Orange ist ächt gegen Licht und Luft, sowie gegen Seife; es wird somit nicht nur für sich, sondern auch als Grund für eine Menge anderer Farben mit großem Vortheil angewendet. Fuchsin auf solchen Orange-Grund gefärbt, empfiehlt sich besonders für vollfarbige hoch- und granatrothe Töne; ebenso geben Indigo-Carmin, Orseille, Violett und Blau eigenthümliche Modefarben, welche durch diese Grundfarbe eine bedeutende Aechtheit erlangen. Für den Druck auf Wolle und Seide stellt man eine concentrirte wässerige Lösung her, ohne Säure anzuwenden. Für das Färben der Baumwolle nimmt man dieselbe zuerst durch eine Bleizuckerlösung, nachher durch ein Seifenbad, schließlich durch mit Schwefelsäure angesäuertes Wasser und wäscht aus. Das Orange färbt sich dann leicht auf, und es kann für rothe Töne noch ein Aufsatz von Fuchsin gegeben werden. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 19.) Ersparniß an Indigo für Blaudruckartikel. Herr Otto Hülsner in Hacking bei Wien theilt eine interessante Art mit, Indigo für Blaudruckartikel zu ersparen. Nach seiner Methode, welche in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht wurde, stellt sich derselbe eine 4 Fuß tiefe Küpe her, die so breit ist, als es die Reifen erfordern, füllt dieselbe mit einer zwei- bis dreigrädigen, mit Kalk hergestellten Lauge und läßt die bespannten Reifen 1/4 bis 1/2 Stunde lang hinein. Man stellt sich dann nach seiner Methode eine Küpe in derselben Größe mit einer Abkochung von 25 Pfund Terra japonica, 10    „      Kupfervitriol, 10    „      Alaun und   2 Maaß starkem Essig her, läßt eine halbe Stunde lang kochen, zieht dann zum Setzen in ein Gefäß ab und gibt so viel warmes Wasser zu, bis der Farbstoff ausgezogen ist. Man stelle nur so viel Flotte in der Küpe her, als man für die Waare braucht. Ist der Reifen über der Kalklauge aufgelaufen, so bringt man denselben in die Catechu-Küpe, läßt ihn eine halbe Stunde darin und bringt ihn, nachdem er abgelaufen ist, in die schlechteste Küpe. Es ist gut, wenn man derselben alle Abend etwas Kupfervitriol zugibt. Man färbt dann weiter wie gewöhnlich. Die Waare wird bei diesem Verfahren ganz egal und dunkel gefärbt; man spart dabei einen Zug in einer Küpe aus 20 Pfd. gutem Bengalindigo. Man spart ferner bei diesem Verfahren an Papp, Grünspan und Gummi, besonders für Grün und Orange, da die Kalklauge und der Catechu den Papp recht fest machen und ein Durchfärben niemals stattfinden kann. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 18.) Färberei der Jute. Um den Schwierigkeiten zu entgehen, welche das Trocknen der Jute, die man auf gewöhnliche Art gefärbt hat, darbietet, schlägt de Capol vor, die gesponnene Jute mit der Beize sowohl als später mit dem Färbebade einzusprengen. Das Färbebad kann man auch zu gleicher Zeit mit der Appreturmasse ausbringen. Die so behandelte Jute trocknet natürlich sehr leicht und bietet daher weiter keine Schwierigkeiten. (Moniteur de la teinture; Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 19.) Eine neue Methode zum Schwarzfärben des Holzes. Nach einem von Delique in Frankreich erfundenen und patentirten Verfahren kann man Holz in einem einzigen Bade und bei gewöhnlicher Temperatur schwarz färben. Das bezügliche Bad, welches dieses sogenannte Patentschwarz liefert, wird nach der „Musterzeitung für Färberei“ in folgender Weise hergestellt: Man mischt 175 Quart guten Holzessig, 100 Pfund geraspeltes Blauholz und 80 Pfund in Wasser gestoßene Galläpfel, bringt die Mischung in einen kupfernen Kessel, rührt sie täglich zwei- bis dreimal um, und setzt dieß acht Tage lang fort. Dann fügt man 40 Quart Wasser hinzu und läßt so lange sieden, bis nur noch 90 Quart Flüssigkeit im Kessel sind. Hierauf läßt man die Flüssigkeit abkühlen und zieht sie, nachdem sie sich gehörig geklärt hat, ab. Während der Zeit stellt man eine zweite Flüssigkeit in folgender Weise her: Man schüttet zu 45 Quart gutem Holzessig 20 Pfund Eisenfeilspäne, rührt von Zeit zu Zeit um, bis die Flüssigkeit 13 bis 14° Baumé zeigt und zieht sie nach der Klärung ab. Die beiden so hergestellten Flüssigkeiten werden mit einander gemischt und gut durch einander gerührt. Hierauf läßt man nochmals absetzen und zieht wieder die klare Flüssigkeit ab; dieselbe hat eine schwarze Farbe und wird direct zum Färben jeder Art von Holz im kalten Zustande benutzt. Die Holzstücke, welche man färben will, werden einfach in die Flüssigkeit eingetaucht und so lange, als man nach Versuchen für nöthig findet, darin gelassen. Je härter und fester das Holz ist, desto länger muß es in der Flüssigkeit bleiben; dieselbe dringt in die Fasern des Holzes ein und färbt dieselben schön schwarz. Wenn man die Flüssigkeit zum Kochen bringt, so kann man die Operation beschleunigen und ein besseres Resultat erhalten. Ein Zusatz von einer geringen Quantität, etwa 1/3 Loth Oxalsäure würde vielleicht die Oxydation des Blauholzes bei Luftzutritt befördern, wie dieß bei der Bereitung der bekannten Schreibtinte geschieht. Man würde dann auch das Blauholz und die Galläpfel durch weniger als die Hälfte trockenen Blauholz- oder Galläpfelextract, welche leichter löslich und verhältnißmäßig nicht theurer sind, ersetzen können. Die zweite Flüssigkeit könnte man dadurch herstellen, daß man Eisenvitriol mit einer Lösung von Bleizucker mischt und das Klare abzieht. Die von Delique angegebene Flüssigkeit kann auch zum Färben von Korbwaaren benutzt werden. Fabrication lackirter Korbwaaren. Die lackirten Korbwaaren sind seit einiger Zeit sehr beliebt und zeichnen sich sowohl durch die Nettigkeit und den Geschmack ihrer Formen, als durch Dauer und Solidität der Arbeit und der farbigen Lackirung aus. Von dieser Waare sind nach dem Auslande schon höchst bedeutende Quantitäten ausgeführt worden, und werden fortwährend noch nach verschiedenen Ländern gesendet. In Berlin existiren mehrere Fabriken, welche sich hauptsächlich mit der Anfertigung dieses Artikels beschäftigen und deren Product vorzugsweise gesucht ist. Die Färbung und Lackirung der Körbe, deren Material die feinsten Weidenruthen sind, kann auf zweierlei Weise bewerkstelligt werden; man beizt entweder das Holz und setzt einen farbigen Lack darüber, welches die solidere Art ist, oder man beizt, gummirt und lackirt zuletzt, auf welche Weise man freilich am billigsten fortkommt. Die Farben, welche man der Waare gibt, sind sehr verschieden, da die Façonirung derselben solches zulässig macht, indessen sind es gemeiniglich die Bronzefarben oder vielmehr bronzeähnliche Farben, die man dem Geflecht gibt. Es ist nicht immer nöthig, vorher zu beizen, da es oft dem Geschmack mehr zusagt, den natürlichen Farbenton des Holzes durchscheinen zu lassen. Zu den Beizen wählt man klare wässerige Auflösungen, meistens Abkochungen von Hölzern, z.B. Blauholz, Rothholz, Gelbholz und Sandelholz. Die Auflösung von Catechu gibt ein schönes Braun, welches mit Gummigutt in's Gelbliche, und durch Fernambuk-Abkochung in's Röthliche nüancirt werden kann. Auch die persischen Beeren, der Safran und die Cochenille dienen zur Färbung der Lacke. Hat das Flechtwerk die Beize erhalten und ist getrocknet, so wird es mit einer warmen Lösung von Pergamentleim überzogen, welcher die Poren des Holzes schließen soll, damit der Lack nicht aufgesaugt werde. Die Anwendung von Pergamentleim ist der der Gummiarten bei weitem vorzuziehen, da er stets elastisch bleibt; hierauf lackirt man nun mittelst eines stumpfen Fischpinsels. Der Lack wird bereitet, indem man stärkstem Spiritus bis zur Sättigung gepulvertes Sandarachharz zusetzt und darin unter fleißigem Umschütteln in der Kälte auflöst. Wenn der Spiritus nichts mehr aufnimmt, läßt man die klare Flüssigkeit vom Bodensatz sich abklären, trennt sie davon und setzt ihr den zehnten Theil Spiritus vom zuerst angewendeten Quantum noch zu; hierauf macht man eine Beimischung von 1 Loth Lavendelöl auf das Pfund Lack und vereinigt solches durch Umschütteln. Um den Lack vollkommen klar und rein zu haben, muß derselbe durch Fließpapier filtrirt werden; man bedient sich hierzu eines Glas- oder Porzellantrichters und verdeckt die aufgefüllte Flüssigkeit. Soll der Lack gefärbt erscheinen, so extrahirt man mit dem dazu bestimmten Spiritus die beliebigen Farben-Species. Man wendet den Lack auch ohne vorherige Beize des Holzes an, deßgleichen bedient man sich auch nicht immer des Pergamentleimes, es geht aber dann ein großes Quantum Lack darauf, da sich das Holz vorerst damit sättigen muß, ehe die Oberfläche glänzend erscheint. Bei großen Stücken, wie Stühlen, Papierkörben u.s.w. vertheuert der große Aufwand an Lack die Arbeit, und man suchte durch ein billigeres Fabricat zu grundiren; hierzu soll eine Auflösung von gewöhnlichem amerikanischen Harz (Colophonium) in Spiritus recht gute Dienste geleistet haben; zuletzt wurde aber immer der erst angeführte Lack angewendet. Zu manchen Lackirungen braucht man an einzelnen Stellen einen schwarzen, deckenden Lack; diesen erhält man, wenn etwas Lampenschwarz mit Spiritus auf einer Glasplatte fein abgerieben und solches dem Lack beigemischt wird. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1870, Nr. 8.) Das Glycerin im Biere. Die Anwesenheit des Glycerins in gegohrenen Flüssigkeiten ist schon vor 10 Jahren von Pasteur, später von Neßler, Pohl u.a. nachgewiesen, und hierauf zunächst eine Methode der Weinverbesserung, resp. Weinveredelung begründet worden,Polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIII S. 341 und 520. welche in ihren Resultaten so vorzüglich erscheint, daß es keinem Zweifel unterliegt, ein gewisser Zusatz von Glycerin zum Lagerbier werde demselben Eigenschaften ertheilen, welche dessen Qualität wesentlich verbessern. Um aber diesen Vorschlag nicht auf gutes Glück und auf die Gefahr hin, von der Praxis eines groben Verstoßes gegen den guten Ruf der deutschen Bierbrauereien beschuldigt zu werden, zu thun, untersuchte man erst mehrere Lagerbiere, solche der Dresdener Actienbrauerei und importirtes Culmbacher, böhmisches und Erlanger Bier. In jedem dieser Biere war das Glycerin deutlich nachweisbar und bestimmbar, und betrug in keinem derselben weniger als 2 pro Tausend, stieg aber in dem Erlanger Lagerbier auf 9 pro Tausend. Diese Thatsache beweist, daß auch bei der Gährung der gehopsten Würze neben der Umwandlung des Zuckers (Glykose) in Alkohol und Kohlensäure noch eine andere Form der Gährung, die sogenannte Bernsteinsäure-Gährung, d.h. die Umwandlung eines Antheiles der Glykose in Bernsteinsäure und Glycerin, mit unterläuft. Wird es nun dem guten Rufe eines Fabricates Eintrag thun, wenn man ihm einen Bestandtheil zufügt, welcher bereits fertig gebildet in demselben vorhanden und für die Güte desselben von Bedeutung ist? Das Glycerin wird gebraucht zur Aufbesserung geringer Jahrgänge beim Weine. Denn ein zuckerarmer Most gibt auch keinen süßen Wein; um diesen zu erhalten, setzt man Glycerin zu. Könnte man aber statt dessen nicht auch den viel billigeren Zucker wählen? Nein; denn der Zucker würde in dem Wein eine neue Gährung hervorrufen, und dieß thut das Glycerin nicht. In welchem Umfange dieses Scheelisiren des Weines betrieben wird, läßt sich zwar durch Zahlen nicht beweisen; denn kein Weinhändler gibt zu, daß der Wein scheelisirt werde; aber Freunde, welche wir im westlichen Deutschland haben, schreiben darüber Folgendes: „Die Fabriken von gereinigtem Glycerin senden ihre Reisenden nicht bloß zu den Weinhändlern, sondern auch schon zu den Weinbauern, so daß jetzt die Angelegenheit bereits so liegt, daß schon die Weinhändler, ohne es zu wissen, scheelisirten Wein von den Bauern kaufen, folglich nicht nöthig haben, noch Glycerin zuzusetzen.“ Was nun den Wein verbessert, sollte man meinen, könnte auch dem Biere nichts schaden. Es sind hierüber auch bereits Versuche gemacht worden. Von dem an Glycerin ärmeren Biere nahm man eine Probe und setzte 1 Proc. Glycerin hinzu; wie verbesserte sich da der Geschmack und die Fülle auf der Zunge! Versetzt man die gehopfte Würze mit Glycerin, so stört dessen Anwesenheit den Klärproceß auf dem Kühlschiff ebenso wenig, als die Gährung ohne irgend eine Störung regelmäßig verläuft. Wie oft ist es nun der Wunsch eines Brauers, dem Publicum ein volles, wenig bitteres und doch haltbares Product zu liefern! Die Haltbarkeit des Bieres fordert ein nicht zu unterschreitendes Hopfenquantum. Schlechte Jahrgänge, höheres Alter des Hopfens bedingen größere Mengen desselben; mit diesen vermehrt sich die Bitterkeit des Bieres. Welche Mittel hat denn der Brauer, um diesem Uebelstande entgegen zu wirken? Einkochen der Würzen vermehrt wohl die Fülle, aber auch die Bitterkeit: Zuckerzusatz würde die Gährungszeit ausdehnen, die Lagerzeit verlängern. Ein geringer Glycerinzusatz hebt das Uebel vollständig. Um den Zeitpunkt zu bestimmen, bei welchem ein solcher zu erfolgen hat, möge noch Folgendes gesagt seyn: Das Glycerin ist zwar für sich schwer verdampfbar; aber es geht mit den Wasserdämpfen einer kochenden Flüssigkeit, in welcher es sich befindet, sehr bald hinweg. Würde man daher das Glycerin zum Maischwasser bringen, so würde im Verlauf des Dickmaischkochens der größte Theil desselben wieder verdampfen. Aus demselben Grunde darf es nicht der Würze zugesetzt werden, bevor sie gehopft wurde; nicht einmal auf dem Kühlschiffe; denn auch da kann es zum Theil verdunsten. Wenn aber das gekühlte Bier auf die Gährbottiche kommt, da kann und muß man es zusetzen. Man mischt dann, je nach dem Hopfenquantum, welches angewendet wurde, auf 100 Maaß Bier 1/2 bis 1 Maaß Glycerin hinzu, indem man dasselbe vorher mit seiner 4- bis 6fachen Menge gekühlten Bieres schüttelt und diese Mischung auf die Gährbottiche vertheilt, ehe die Hefe zugegeben wird. 1 Pfund gereinigtes Glycerin, wie solches von den Fabrikanten C. L. Weber in Frankfurt a. M. und Weidenbusch und Comp. in Biebrich geliefert wird, kostet im Großhandel nicht über 8 1/2 Sgr. pro Pfund. Die Einführung wird den Bierfabrikanten sehr bald lehren, ob der Aufwand an Glycerin das Product unnöthig vertheuert oder nicht. Außerdem repräsentirt 1 Pfd. Glycerin wenigstens 2 Pfd. Malzextract oder 3 1/3 Pfd. Darrmalz, in welchem man dann entsprechend zurückgehen kann, um so einen, wenn auch geringen Theil des Mehraufwandes zu decken. Die Reinheit des Glycerins erkennt man an seiner Farblosigkeit und an seinem specifischen Gewicht. Reines Glycerin zeigt 1,7 spec. Gewicht oder 24° Baumé. Bei einer Production von täglich 200 Eimern Bier werden demnach höchstens 2 Eimer Glycerin = 360 Pfd. im Preise von 99 Thlrn. gebraucht. Eine Brauerei, welche jährlich 30,000 Eimer Bier producirt, consumirt demnach für 14,800 Thlr. Glycerin. Zur Deckung dieses Ausfalles von 15 Sgr. pro Eimer Bier sind dem Brauer zwei Wege offen: entweder den Preis seines Productes um einen gleichen Werth zu erhöhen, oder durch theilweise Malzersparniß und dem entsprechend geringeren Hopfenaufwand, sowie durch Vereinfachung der Manipulation im Betriebe, den Aufwand desselben zu verringern. Vereinigt er beide Wege, so wird ihn eine Preiserhöhung seines Productes um 7 1/2 Sgr. und eine Betriebskosten-Ermäßigung von gleichem Werthe pro Eimer um so sicherer decken, als die Qualität des Productes für einen größeren Absatz bei dem Publicum, welches immer ein volles und nicht bitteres Bier liebt, bürgt. Außerdem möge nicht unberücksichtigt bleiben, daß in obigen Zahlenwerthen der größte Consum an Glycerin in Rechnung gebracht wurde, welches überhaupt erforderlich wäre. Je geringer der Aufwand an Hopfen sich gestaltete, desto mehr wird der Brauer in dem Glyceringebrauch zurück gehen können. Dr. H. F. (Der Bierbrauer, Bd. XII, Nr. 12.) Conservirung von Thieren in Kreosotwasser, nach F. Holbein. Um ganze Thiere zu conserviren, legt man dieselben in Kreosotwasser, welches durch Schütteln von Steinkohlenkreosot mit gewöhnlichem Wasser dargestellt wird. Je nach der Größe des Thieres läßt man die Einwirkung eine bis mehrere Wochen dauern; bei großen Thieren öffnet man die Haut durch einen Schnitt; bei kleineren, besonders bei Vögeln, Reptilien und Fischen, ist dieß nicht nöthig. Man trocknet sie dann an der Luft und gibt ihnen dabei die Stellung welche sie einnehmen sollen. Da die Körper auch nach dem Trocknen elastisch bleiben, so kann man sie ohne besondere Vorsicht verpacken. Vorzüglich eignet sich dieses Verfahren für Vögel, Reptilien und Fische. Das Gefieder der Vögel behält seine Farbe, die Fische behalten Form und Farbe; weiche Thiere, wie Muscheln, schrumpfen dagegen ganz zusammen. Die angegebene Methode ist daher besonders für Reisende, welche Fische sammeln, empfehlenswerth. Man kann sich das Kreosotwasser an Ort und Stelle bereiten, legt die Fische in ein damit angefülltes Faß, trocknet sie dann und verpackt sie wie Mineralien. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1870, Nr. 2.)