| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. , S. 580 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber mit dem Belleville'schen Röhrenkessel erzielte Resultate.
                           In der Sitzung des Aachener Bezirksvereines deutscher Ingenieure vom 2. Februar d. J.
                              									sprach Hr. Sachs über mit dem
                              										Belleville'schen Kessel (beschrieben im polytechn.
                              									Journal Bd. CLXXXIV S. 383) erzielte
                              									Resultate und hob hervor, daß die Gesellschaft Vieille
                                 										Montagne bereits acht solcher Kessel in Belgien in Betrieb habe, und eben
                              									einen von 40 Pferdestärken in Mülheim a. d. Ruhr aufstellen läßt. Derselbe wiegt
                              									6000 Kilogrm. und kostet circa 3200 Thaler. Mit 1
                              									Kilogrm. Kohlen wurden 7,8 Kilogrm. Wasser verdampft, und sind als besondere Vorzüge
                              									hervorzuheben, daß der Kessel einen sehr kleinen Raum einnimmt, sehr rasch und sehr
                              									trockenen Dampf liefert und inexplosibel ist, d.h. es können einzelne Röhren
                              									bersten, ohne aber den ganzen Kessel hinauszuschleudern oder Verwüstungen und
                              									Unglück anzurichten. Der Apparat ist daher in Paris ohne Concession zulässig und
                              									dort sehr verbreitet.
                           Nachtheilig ist zuweilen der geringe Dampfraum bei dem Belleville'schen Kessel, und hat der Apparat in Schweden, für eine
                              									Wasserhaltungsmaschine angewendet, schlechte Resultate geliefert, 1 Kilogrm. Kohlen
                              									verdampfte dort nur 4 bis 5 Kilogrm. Wasser. Es zeigt dieser Fall wieder, wie
                              									verschiedene Resultate derselbe Kessel für verschiedene Zwecke geben kann.
                              									(Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1870, Bd. XIV S. 337.)
                           
                        
                           Einfacher Schmierapparat.
                           Eine einfache, äußerst sparsame Schmiervorrichtung, welche sich Jeder selbst
                              									vorrichten kann, ist folgende: Mann nimmt ein kleines starkes Medicinglas,
                              									durchbohrt den Pfropfen und steckt eine Federspule so hinein, daß sie außen ein
                              									wenig vorsteht. In die Federspule steckt man einen Drahtstift, etwa von der Länge
                              									des Glases und so dick, daß er sich willig bewegen kann, aber nicht zu viel Luft
                              									hat. (Besser noch sind Holzpfropfen mit eingesetzten Messingröhrchen.) Steckt man
                              									nun die Spule in das Schmierloch des Lagers, so wird der Stift bis auf die Welle
                              									sinken und bei der Umdrehung derselben eine kleine Erschütterung erhalten, durch
                              									welche das im Glase befindliche Oel (das bei ruhigem Zustande wegen des
                              									entgegenwirkenden Luftdruckes nicht ausfließen würde), in ganz kleinen Portionen am
                              									Stift herunter auf die Welle läuft. (Zeitschrift für Eisenindustrie, durch die
                              									Dresdener Gewerbevereins-Zeitung)
                           
                        
                           Ueber trockene Zapfenlager.
                           Ueber trockene Zapfenlager, d.h. Lager welche bei 10,000 Umdrehungen in der Minute
                              									ohne jedes äußere Schmiermittel, als Oel, Fett, Wasser oder Graphit, sich nicht warm
                              									laufen, berichtet der Engineer Folgendes: Die Erfindung
                              									ist eine amerikanische, für deren Verwerthung sich in England eine Gesellschaft
                              									gebildet hat; das Material für die Lager wird „Metaline“ genannt, sieht aus wie Graphit, ohne daß es welcher
                              									ist, noch solchen enthält. Im Bureau der Gesellschaft in High-Holborn
                              									(London) werden Jedermann die erstaunlichen Resultate gezeigt. Es laufen dort Zapfen
                              									von 1/4 Zoll bis 6 Zoll Durchmesser mit den verschiedensten Geschwindigkeiten
                              									– Dampfmaschinen-Krummzapfen von 100 bis 150 Umgängen in der Minute
                              									– Spinnstuhlspindeln von 3000 bis 10,000 Umdrehungen pro Minute, ohne jede Schmiere, und ohne daß
                              									die Lager oder Pfannen warm werden. Nimmt man den Deckel von einem Lager, dessen
                              									Zapfen schon längere Zeit gelaufen, ab, so hat letzterer eine spiegelblanke Politur,
                              									was der beste Beweis für die geringe Reibung im Lager ist, da ja bekanntlich alle
                              									Schmiermittel keinen anderen Zweck haben, als die Ungleichheiten und Unebenheiten
                              									der sich reibenden Körper auszufüllen und deren Adhäsion zu verhindern. Dieses
                              									scheint nun durch das Metaline selbst, dessen Zusammensetzung vorläufig noch
                              									Geheimniß ist, ohne äußere Schmiermittel erreicht zu werden. Bei größeren Zapfen
                              									werden Metalinestäbe in die Lager eingeschoben, für Spindeln werden Hülsen und
                              									Pfannen davon geformt. Gegenwärtig werden in einer der Spinnereien Bright's sowohl mit Spindeln, als
                              									auch mit einem Krummhaken von 8 Zoll Durchmesser, 10 Zoll Länge und einem darauf
                              									lastenden Gewicht von 260 Centnern Versuche gemacht, und besteht das Metaline diese
                              									letztere Probe, so wird der allgemeinen Einführung desselben nichts mehr im Wege
                              									stehen. Welche außerordentliche, tiefeingreifende Wichtigkeit für das ganze
                              									Maschinenfach diese Erfindung hat, wenn sie sich als vollkommen bewährt, ist leicht
                              									ersichtlich, und wäre die Ersparniß an Geld und Zeit, besonders für Eisenbahnen,
                              									Spinnereien und alle Fabriken mit Maschinenbetrieb eine enorme.
                              									(Industrie-Blätter, 1870 S. 87.)
                           Jetzt liegen uns die betreffenden amerikanischen Patentbeschreibungen vor und wir
                              									ersehen daraus, daß die Zusammensetzung des Metalins eine höchst dehnbare ist und
                              										die angepriesene Wirksamkeit gerechten Zweifeln
                                 										unterliegen darf. Die erste Vorschrift besteht darin daß 80 Thle.
                              									feingemahlenes Pockholz (Lignum vitae) unter
                              									allmählichem Zusatz mit 20 Thln. Wallrath zusammengemahlen und das Ganze dann in
                              									einer Form stark gepreßt wird. Daran schließen sich nun noch folgende 13
                              									verschiedene Vorschriften:
                           
                              
                                 I.
                                 80 Thle.
                                 Elfenbeinstaub und 20 Thle. Wallrath;
                                 
                              
                                 II.
                                 99   „
                                 Zinn und 1 Thl. Petroleumrückstand;
                                 
                              
                                 III.
                                 95   „
                                 Zink und 5 Thle. geschmolzener Kautschuk;
                                 
                              
                                 IV.
                                 90   „
                                 Anthracit und 10 Thle. ölfreier Talg;
                                 
                              
                                 V.
                                 98   „
                                 Bronze (am besten aus 93 Proc. Kupfer, 6 Proc. Zinn und 1 Proc.
                                    											Bleioder Zink bestehend) und 2 Thle. geschmolzener Kautschuk;
                                 
                              
                                 VI.
                                 96   „
                                 Typenmetall und 4 Thle. geschmolzener Kautschuk;
                                 
                              
                                 VII.
                                 95   „
                                 Zinnoxyd und 5 Thle. Bienenwachs;
                                 
                              
                                 VIII.
                                 50   „
                                 Eisen, 1/2 Thl. Paraffin und 50 Thle. Zinn;
                                 
                              
                                 IX.
                                 80   „
                                 Blei und 20 Thle. Cannelkohle;
                                 
                              
                                 X.
                                 92   „
                                 frische Knochen und 8 Thle. Bienenwachs;
                                 
                              
                                 XI.
                                 90   „
                                 präparirte Thonerde und 10 Thle. Wallrath;
                                 
                              
                                 XII.
                                 95   „
                                 möglichst quarzfreier Kupferglanz und 5 Thle. geschmolzener
                                    											Kautschuk;
                                 
                              
                                 XIII.
                                 86   „
                                 Blei, 12 Thle. Lampenruß und 2 Thle. Bienenwachs.
                                 
                              
                           Diese Zusammenstellung spricht wohl genügend für den Werth des
                              										„Metaline.“ (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 24.)
                           
                        
                           C. N.
                                 										Gregory's Verbesserungen an Papiermaschinen.
                           Diese Verbesserungen betreffen ausschließlich Vorkehrungen, welche dazu dienen
                              									sollen, eine starke Abnutzung des endlosen Metalltuches zu
                                 										verhüten. Zu diesem Zwecke überzieht Gregory die
                              									Leit- und Spannwälzchen wie auch die Tragwälzchen mit irgend einer weichen
                              									nachgebenden Substanz, z.B. mit vulcanisirtem Kautschuk, Gutta-percha, Leder,
                              									Filz oder wollenem Tuch. Ebenso bekleidet derselbe die Ränder des Vacuum-
                              									oder Saugkastens, über welche das Metalltuch streicht, mit einem derartigen Stoff.
                              									Für die Hauptwalze am Anfange der Papiermaschine ist ein Filzüberzug am
                              									zweckmäßigsten befunden worden. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt,
                              									1869 S. 24.)
                           
                        
                           
                           Grand's
                              									Methode zum Gießen innen verzinnter Bleiröhren.
                           Zur Herstellung von innen verzinnten Bleiröhren, welche zu Wasserleitungen etc. wegen
                              									ihrer Unangreifbarkeit durch die Flüssigkeit bedeutende Vortheile vor bleiernen
                              									haben, gibt Julien Grand
                              									jun. folgendes Verfahren an: Die beiden geschmolzenen
                              									Metalle werden in eine horizontale Form mit hohlen Zapfen eingegossen, während diese
                              									mit großer Geschwindigkeit um ihre Achse gedreht wird. Blei und Zinn werden beide in
                              									einem einzigen Tiegel geschmolzen, welcher am Boden mit einem Stöpsel oder Hahn
                              									versehen ist, von welchem aus eine Röhre in einen der hohlen Zapfen der Gußform
                              									führt. Sobald das Metall geschmolzen ist, öffnet man den Stöpsel; das Blei, als das
                              									schwerere der beiden Metalle, strömt zuerst in die Form und bildet den äußeren
                              									Umfang des Rohres, während das später in die Form gelangende Zinn die innere Schicht
                              									bildet; beide Metalle verbinden sich im flüssigen Zustande mit einander.
                           Der so erhaltene Blei-Zinn-Cylinder wird sodann aus der Form genommen,
                              									um in die hydraulische Presse gebracht zu werden, in welcher er zu einer Röhre von
                              									beliebigen Dimensionen umgewandelt wird, je nach der Stärke der Dorne und der Weite
                              									der Zieheisen welche in die Presse eingesetzt werden.
                           Um in dem gemeinsamen Schmelztiegel die Scheidung des Bleies von dem Zinn möglichst
                              									gut zu bewerkstelligen, befestigt man über der Oberfläche des Bleies einen Rost oder
                              									Trichter, auf welchem das Zinn zum Schmelzen kommt; besser noch bildet man den
                              									Schmelzapparat aus zwei über einander stehenden Tiegeln mit Stöpseln im Boden, in
                              									der Art, daß man zuerst das Blei und erst später das zur Bildung des inneren
                              									Rohrüberzuges dienende Zinn in die Form strömen läßt. (Armengaud's Génie
                                 										industriel, März 1870, S. 154.)
                           
                        
                           Zur Bessemerstahl-Fabrication.
                           Mit dem 12. Februar d. J. ist eine erhebliche Ermäßigung der bisher an Bessemer für
                              									Anwendung seiner patentirten Erfindung (Fabrication des sogenannten Bessemerstahles)
                              									zu zahlenden Abgabe eingetreten. Während dieselbe bisher für Schienen 1 Pfd. Sterl.
                              									und für andere Fabricate 2 Pfd. Sterl. pro Tonne betrug,
                              									wird sie künftig für alle Stahlwaaren nur 2 Sh. 6 Pence ausmachen. In England werden
                              									in Folge dessen bereits vielfache Bestellungen auf Stahlschienen zum Ersatz für die
                              									abgenutzten Eisenschienen gemacht. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1870, Nr.
                              									12.)
                           
                        
                           Ueber Eisenmangan zur Fabrication von Bessemerstahl; von Math.
                              										Darmstadt.
                           In einigen Bessemer-Stahlwerken Englands und Nordamerika's wird ein in England
                              									producirtes Eisen, genannt „Ferromanganese“ zum Ersatze des deutschen Spiegeleisens
                              									angewendet.
                           Der Verfasser fand in demselben:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Eisen
                                 
                                 73,474
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Mangan
                                 
                                 21,064
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Kobalt
                                 
                                 0,007
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Zink
                                 
                                 0,062
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Kupfer
                                 
                                 0,072
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Blei
                                 
                                 0,011
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Aluminium
                                 
                                   Spur
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Titan
                                 
                                 0,011
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Calcium
                                 
                                 0,175
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Magnesium
                                 
                                 0,035
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Arsen
                                 
                                 0,001
                                 
                              
                                 
                                 
                                 AntimonZinn
                                 
                                    
                                    
                                 0,030
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Phosphor
                                 0,109
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Schwefel
                                      Spur
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Silicium
                                 0,059
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Kohlenstoff
                                 4,805
                                 
                              
                                 In der Schlacke
                                 
                                    
                                    
                                 Sauerstoff der KieselsäureSauerstoff der Basen
                                 0,0250,010
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 99,950
                                 
                              
                           Auf Stickstoff, Lithion und andere Alkalien wurde das Metall nicht geprüft.
                           Die untersuchte Probe erhielt der Verfasser durch Hrn. Dr. A. Schmidt, Dingenten des
                              									Bessemer-Stahlwerkes zu Fray in Nordamerika. (Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. VIII S. 114.)
                           Man sehe Prieger's Verfahren
                              									zur Fabrication des Eisenmangans im polytechn. Journal, 1865, Bd. CLXXVII S.
                              									303.
                           
                        
                           Gewinnung von Gold in schwammiger
                              									Form.
                           Nach Prat erhält man das Gold in schwammiger Form, wenn man eine zehnprocentige Lösung von
                              									Anderthalbfach-Chlorgold in der Kälte durch gepulvertes
                              									doppelt-kohlensaures Kali sättigt, alsdann 1 Aequivalent von demselben
                              									Bicarbonat in gesättigter Lösung auf 1 Aequivalent Goldsalz zusetzt und schließlich
                              									unter Hinzufügung von 5 Aequivalenten gepulverter Oxalsäure kochen läßt. Alles Gold
                              									schlägt sich dadurch in zusammenhängender Masse als Goldschwamm nieder. (Berichte
                              									der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 8.)
                           
                        
                           Verfahren, eine Vermischung von Sodakrystallen mit
                              									Glaubersalzkrystallen zu erkennen; von Dr. Hermann Hager.
                           Eine mit Glaubersalz verfälschte rohe Soda ist bei den meisten Kleinhändlern etwas
                              									ganz Gewöhnliches und im Detailverkauf schon zu einem Usus geworden, in welchem man
                              									keinen Betrug mehr zu finden scheint. Da bisher noch keine brauchbare Methode
                              									angegeben ist, wie der Nichtchemiker die Glaubersalzkrystalle neben den kleineren
                              									Sodakrystallen sicher zu erkennen vermag, so wurde auch die Nachweisung der
                              									Verfälschung, welche nur der Chemiker constatiren konnte, vernachlässigt, und die
                              									vom Kaufmann anfangs schüchtern gewagte Verfälschung hat sich zu einer
                              									selbstverständlichen Unsitte ausgebildet.
                           Dr. Hager nun, um die
                              									erwähnte Verfälschung nachzuweisen, eine Lösung von 1 bis 2 Theilen Sublimat
                              									(Quecksilberchlorid) in 100 Th. Weingeist von circa 80
                              									Procent. Von den fraglichen Sodakrystallen wählt man kleinere Krystalle oder
                              									Stückchen und breitet sie auf einer einfachen Schale m
                              									der Art aus, daß ein Stückchen von dem anderen circa 1/2
                              									Centimeter entfernt liegt. Diese Krystalle übergießt man mit der Sublimatlösung. In
                              									wenigen Augenblicken sieht man die Sodakrystalle sich rothbraun färben, während die
                              									Glaubersalzkrystalle farblos bleiben. Die Sublimatlösung verliert dabei nicht ihre
                              									Durchsichtigkeit und Farblosigkeit. Man kann sie daher von den Krystallen abgießen
                              									und noch einige Male zu demselben Zwecke verwenden. Das Mißliche an diesem Verfahren
                              									ist die Giftigkeit der Sublimatlosung; man kann dieselbe aber mit einigen Tropfen
                              									Benzin und Terpenthinöl parfümiren. Pharmaceutische Centralhalle, 1870, Nr. 10.)
                           
                        
                           Ueber die Darstellung reinen Bromkaliums.
                           Nach Adrian ist das im Handel vorkommende Bromkalium nur
                              									selten rein. Mehrere von ihm untersuchte Proben enthielten durchschnittlich 10 bis
                              									15 Proc. fremdartige Bestandtheile in einer Probe betrug aber der Gehalt an
                              									letzteren 35 Procent. Die Beimengungen bestanden in der Hauptsache aus
                              									schwefelsaurem Kali (bis 3,3 Proc.), Chlorkalium (bis 30,0 Proc.), freiem oder kohlensaurem
                              									Alkali (bis 4 Proc.), Jodkalium und bromsaurem Kali. Es ist nicht möglich, aus
                              									solchen Producten durch einfache Operationen ein völlig reines Präparat zu gewinnen;
                              									man muß daher, um reines Bromkalium zu erhalten, das zur Darstellung desselben zu
                              									verwendende Brom einer Reinigung unterwerfen. Diese gelingt, indem man das käufliche
                              									Brom mit Wasser und wenig Aether schüttelt. Hierbei löst sich das vorhandene
                              									Bromchlorür wegen seiner größeren Löslichkeit im Aether und wird unter der
                              									Einwirkung des Wassers in Chlorwasserstoffsäure und Brom zerlegt. Durch mehrere
                              									successive Waschungen gelangt man dahin, das Chlor vollständig zu entfernen.
                              									Schüttelt man hierauf das Brom mit wenig Stärkekleister, so entzieht man ihm seinen
                              									Gehalt an Jod. Durch Destillation des so behandelten Broms erhält man ein
                              									chlor- und jodfreies Product, welches durch Lösen in chlor- und
                              									schwefelsäurefreier Kalilauge ein Gemenge von Bromkalium und bromsaurem Kali
                              									liefert. Letzteres wird durch Glühen in Bromkalium verwandelt, welches man in Wasser
                              									löst und krystallisiren läßt. Man erhält so ein Product, welches bezüglich seiner
                              									Reinheit vollkommen genügt, um zu medicinischen Zwecken verwendet zu werden.
                           Auch Bobierre und Herbelin
                              									haben sich mit der Aufgabe beschäftigt, das Bromkalium von dem sehr häufig darin
                              									vorkommenden Gehalt an Jodkalium zu befreien. Sie empfehlen, das Bromkalium in sehr
                              									wenig Wasser zu lösen, nach und nach Bromwasser zuzufügen, und darauf die Lösung zum
                              									Sieden zu erhitzen. Taucht man nach dem jedesmaligen Zusatz von Bromwasser unter
                              									Umrühren ein Stärkepapier in die Flüssigkeit, so sieht man die eintretende Reaction
                              									des Jods auf die Stärke allmählich abnehmen und schließlich verschwinden. Ein
                              									Ueberschuß von Brom ist zu vermeiden. Bekanntlich wird das Jod durch Brom aus seinen
                              									Verbindungen ausgetrieben. Die von Jod befreite Lösung wird zur Trockne verdampft,
                              									und der Rückstand umkrystallisirt. (Journal de Pharmacie et
                                 										de Chimie, t. XI p. 17 st 166; polytechnisches
                              									Centralblatt, 1870 S. 777.)
                           
                        
                           Ueber californischen Borax; von Archibald Campbell.
                           In seinem Vortrag über diesen Gegenstand in der Sitzung der Philosophical Society zu Glasgow vom 14. Februar d. J. erinnerte Campbell zunächst an den Borax aus Thibet, welcher unter
                              									dem Namen „Tinkal“ nach Europa kommt, sowie an das Product der
                              									toscanischen Lagunen und an die seit einigen Jahren aus Peru uns zukommenden
                              									Borsäureverbindungen, welche hauptsächlich aus borsaurem Kalk mit wechselnden Mengen
                              									von borsaurem Natron bestehen. Nach ausführlicheren Bemerkungen über diese
                              									Lagerstätten und über die von Walker ausgesprochenen
                              									Ansichten in Bezug auf ihre Entstehung theilte Campbell
                              									mit, daß kürzlich bei Halberstadt (Staßfurt), ferner in
                              									Siebenbürgen, in Ceylon, in mehreren Mineralquellen von Ost-Canada und im
                              									Seewasser an der californischen Küste Borax aufgefunden worden sey. Der wichtigste
                              									unter den in der neuesten Zeit entdeckten Fundorten ist aber der Boraxsee in Californien. Dieser See liegt ungefähr 40
                              									(engl.) Meilen vom Stillen Ocean und 60 Meilen von Suisum-Bai entfernt.
                              									Zwischen ihm und dem etwa 25 Meilen langen Clear Lake (klaren See) findet sich eine
                              									bedeutende Ansammlung von vulcanischen Producten, unter denen namentlich Obsidian
                              									und Bimsstein vertreten sind, zu einer beide Seen von einander trennenden Bergkette
                              									lose zusammengehäuft. In der ganzen Gegend sind in allen der Küstenregion
                              									angehörenden Bergketten heiße Quellen und die Ueberbleibsel dereinstiger Solfataren
                              									vorhanden. An mehreren Stellen lassen sich deutlich Hebungen mit steil
                              									emporgerichteten Schichten wahrnehmen, wo sich die vulcanische Thätigkeit einen Weg
                              									gebahnt hat und die aller Wahrscheinlichkeit nach mit den im Südwesten vorhandenen
                              									Geysirs in Verbindung stehen und in querer Richtung ganz oder beinahe ganz durch die
                              									Gebirgskette hindurchsetzen. In diesem eigenthümlichen Felde vulcanischer Wirkungen
                              									liegt nun der in Rede stehende Boraxsee. Der von ihm eingenommene Flächenraum ist je
                              									nach der Jahreszeit und den Witterungsverhältnissen verschieden. Im September 1863
                              									war er ungefähr 4000 Fuß lang und an der breitesten Stelle 1800 Fuß breit; seine
                              									Länge war früher doppelt so groß als jetzt, wie sich dieß an der Beschaffenheit des
                              									Bodens deutlich erkennen läßt. In manchen sehr dürren Jahren liegt der See ganz
                              									trocken; im September 1863 dagegen war das Wasser ungefähr 3 Fuß tief. Dieser See wurde zuerst durch
                              									die Mittheilungen von Dr. Beatch bekannt, welcher ihn im September 1856 untersuchte und Borax in
                              									seinem Wasser entdeckte. Erst mehrere Monate später wurde ein
                                 										ausgedehntes Lager von krystallisirtem Borax auf dem Boden des Sees
                                 										entdeckt. Das Land in dem Districte ist Eigenthum der
                              										„californischen Borax-Compagnie.“
                              								
                           Das zum Behufe der Analyse im Jahre 1863 aus dem See geschöpfte Wasser enthielt per Gallon 2401,56 Grains fester Substanzen, von denen
                              									ungefähr die Hälfte in Chlornatrium, ein Viertel in kohlensaurem Natron und der Rest
                              									wesentlich in borsaurem Natron bestand; dieser Rest enthielt nämlich 281,48 Grains
                              									wasserfreies Natronborat, entsprechend 535,08 Gr. krystallisirtem Borax; 13 Gallons
                              									des Wassers enthalten somit 1 Pfd. Boraxkrystalle. Auch fanden sich Spuren von
                              									Jod- und Bromverbindungen.
                           Die Größe der Krystalle des erwähnten Lagers auf dem Boden des Sees ist sehr
                              									verschieden; sie schwankt vom mikroskopisch Kleinen bis zum Durchmesser von 2 bis 3
                              									Zoll. Dieselben enthalten einen bläulichen Schlamm beigemengt; zuweilen
                              									wechsellagern mehrere Schichten von diesem Schlamme mit Schichten von
                              									Boraxkrystallen. Nach einer oberflächlichen Veranschlagung liegen auf dem Boden des
                              									Sees mehrere tausend Tonnen Borax. Das rohe Salz wird schon in einem so reinen
                              									Zustande gewonnen, daß die Probirer in San Francisco demselben vor dem aus dem
                              									Auslande bezogenen raffinirten Borax den Vorzug geben.
                           In der Nähe des Sees existirt eine heiße Quelle von merkwürdiger Beschaffenheit;
                              									dieselbe soll per Minute ungefähr 300 Gallons Wasser geben. Campbell gab folgende Zusammensetzung ihres Wassers an (die Zahlen
                              									bezeichnen die in 1 Gallon Wasser enthaltene Anzahl von Grains):
                           
                              
                                 Chlorkalium
                                 Spur
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 84,62
                                 
                              
                                 Jodmagnesium
                                 0,09
                                 
                              
                                 Brommagnesium
                                 Spur
                                 
                              
                                 zweifach-kohlensaures Natron
                                 76,96
                                 
                              
                                       
                                    											„               
                                    											„
                                    											         Ammon
                                 107,76
                                 
                              
                                 zweifach-borsaures Natron
                                 103,29
                                 
                              
                                 schwefelsaurer Kalk
                                 Spur
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 1,26
                                 
                              
                                 Kohlensäure (nicht gebunden)
                                 36,37
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 8,23
                                 
                              
                                 bei Rothgluth flüchtige Substanzen
                                 65,77
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 484,35
                                 
                              
                           Diese Zahlenangaben beziehen sich auf wasserfreie Salze; somit repräsentiren die
                              									103,29 Grains Biborat 195,35 Gr. krystallisirten Borax. (Chemical News, vol. XXI p. 91; Februar
                              									1870.)
                           
                        
                           Zur Geschichte der Darstellung künstlichen Alizarins; von Dr. P. Bolley.
                           Aus der Geschichte der Darstellung künstlichen Alizarins verdient vor Allem
                              									hervorgehoben zu werden, daß die ursprünglichen Entdecker Gräbe und Liedermann einerseits in den Annalen
                              									der Chemie und Pharmacie (VII. Supplementband, S. 257) eine ausgedehnte Abhandlung
                              									veröffentlichten, worin alle theoretischen Anhaltspunkte genau präcisirt sind. Diese
                              									Abhandlung enthält eine ziemlich vollständige Geschichte der Arbeiten, welche
                              									einerseits über Anthracen und dessen Abkömmlinge, andererseits über Alizarin und
                              									dessen Begleiter in der Krappwurzel ausgeführt wurden. Wir sind genöthigt, uns auf
                              									die Verweisung an das Original zu beschränken, weil sie für unseren Raum zu groß,
                              									und obschon reich an technisch verwerthbaren Mittheilungen, doch hauptsächlich
                              									theoretische Erörterungen enthält. Andererseits sind jetzt die englischen Patente,
                              									welche die beiden Verfasser in Verbindung mit Caro
                              									genommen haben, sammt den Zusätzen veröffentlicht, die sie in ihrem französischen
                              									Patente hinzufügten.
                           Das vom 25. Juni 1869 datirte englische Patent wurde in den Berichten der deutschen
                              									chemischen Gesellschaft zu Berlin (1870, Nr. 7) in deutscher Uebersetzung gegeben
                              										und daraus in diesem Bande des polytechn. Journals S. 359 (zweites
                              									Maiheft 1870) mitgetheilt.
                           In dem Mémoire descriptif vom 18. Januar 1870,
                              									welches zu dem französischen Patent gehört, wird in etwas ausführlicherer Weise als
                              									im englischen Patent die Möglichkeit des Durchgehens durch die Sulfoverbindung
                              									(anstatt durch die Bromverbindung) des Anthrakochinons beschrieben und neben dieser
                              									Modification des Verfahrens ebenfalls die Umstellung der Operationen, d.h. Bereitung
                              									der Sulfosäure des Anthracens zuerst und nachheriges
                              									Oxydiren derselben betont; ebenso geschieht dieß in einem Zusatz vom 3. November
                              									1869 zu dem ursprünglichen Gräbe-Liebermann'schen
                              									Patente (vom 4. December 1868). Es verdient bemerkt zu werden, daß auch H. Siegle (das wohlbekannte Farblackegeschäft in Stuttgart)
                              									unterm 17. December 1869 ein Patent in Frankreich nahm, dessen Inhalt ebenfalls auf
                              									die Darstellung der Sulfanthrakochinonsäure hinausläuft. Aus diesem Patente ist,
                              									seiner etwas unbestimmten Redaction wegen, weniger Erkenntniß der Vorgänge zu
                              									schöpfen, als aus dem vorhergehenden. Wir dürfen aber nicht unterlassen zu bemerken,
                              									daß uns von mehreren Seiten mitgetheilt wurde, die genannte Fabrik producire ein
                              									ganz vorzügliches künstliches Alizarin.
                           Da jede Notiz über Erfahrungen aus der Geschichte einer Erfindung, welcher
                              									reformatorische Tragweite zugeschrieben werden muß, in den Anfangsstadien von Werth
                              									ist, wenn auch nur von vorübergehendem, so theilen wir Nachstehendes aus dem Briefe
                              									eines in dem vorliegenden Gebiete sehr gewandten Industriellen in Unteritalien
                              									mit.
                           Er findet zuerst, daß die Pastenform vor der Hand noch beibehalten werden sollte, da
                              									sich die getrockneten und gemahlenen künstlichen Alizarine lange nicht so gut und
                              									schnell auf dem Stoffe fixiren lassen, als die pastenförmigen. Das Gessert'sche und Meister-Luzius'sche Alizarin (en
                                 										pâte) sollen nach dem gleichen Beobachter die 10–12fache
                              									Färbekraft des in Italien dargestellten Garancin haben.
                           Die beiden Präparate verhalten sich nach demselben Industriellen verschieden. Das
                              									Elberfelder findet er in den Farbtönen dem Garancin ähnlicher, glaubt es darum für
                              									Druckartikel besser als das Höchster Präparat, das unavivirt ein zu braunes Roth
                              									liefere. Aus Türkischroth geben beide (en pâte)
                              									ausgezeichnete brillante aber etwas in's Gelbe ziehende Farben. Auch da steht das
                              									Elberfelder Alizarin den Garancinfarben näher im Ton, aber das Höchster Product habe
                              									intensivere vollere Farben gegeben.
                           Das Präparat der Elberfelder Fabrik werde in Italien zu 50 Thlr. das Pfd., = 375
                              									Francs das Kilogramm angeboten, während das Garancin auf 4 Francs 80 Cent. zu stehen
                              									komme. Der Preis des ersteren ist darum 78 Mal höher als der des letzteren.
                           Die Vergleichung der Färbekraft ergibt aber eine ziemlich ungünstigere Ziffer für das
                              									künstliche Alizarin. Es kommt hinzu, daß die Krapppreise in nächster Zukunft fallen
                              									werden. Freilich ist das Nämliche für das Anthracen in Aussicht. Weit entfernt, die
                              									bis jetzt erlangten Resultate für entmuthigend zu halten, sehen wir im Gegentheil
                              									das Ziel langsam aber sicher näherkommend. (Schweizerische polytechnische
                              									Zeitschrift, 1870, Bd. XV S. 51.)
                           
                        
                           Unächter Aufsatz auf Türkischroth.
                           Man pflegt jetzt vielfach türkischrothen Garnen, welche man entweder nicht dunkel
                              									genug gefärbt hat, oder deren Lüfter nicht sehr schön ist, durch einen nachherigen
                              									Aufsatz mit Fuchsin und einem gelben Farbstoffe eine dem wohlgelungenen Türkischroth
                              									gleiche Farbe zu geben.
                           Als gelbfärbendes Agens nimmt man dabei gewöhnlich Curcuma. Das Verfahren ist folgendes:
                           Das türkischrothe Garn wird zur Entfernung sämmtlichen Oeles mit Soda gut ausgekocht, und zwar verwendet man am besten
                              									eine eingradige Lösung. Darauf wird das Garn gut gewaschen.
                           Auf 50 Pfund solchen Garnes kocht man dann 7 1/2 Pfund Curcuma gut ab und färbt das Garn in dieser Flotte kochend. Man hebt
                              									heraus und setzt der Flotte 2 Pfund Salzsäure hinzu, bringt
                              									das Garn wieder ein und läßt es über Nacht in der angesäuerten Flotte stehen.
                           Man wäscht und schreitet zum Beizen.
                           Dann löst man 3 Pfund Alaun in Wasser auf; ebenso löst man
                              									5 Pfd. Bleizucker in Wasser. Beides gießt man zusammen,
                              									läßt absetzen und verwendet die klare Flüssigkeit, welche man so weit verdünnt, daß
                              									man die 50 Pfd. Garn bequem darin herumnehmen kann. Man zieht in dieser Flotte das
                              									Garn beiläufig sechsmal umher und färbt die angegilbte Baumwolle nun mit Fuchsin vollends roth.
                           Zu diesem Zweck löst man 4 Loth Fuchsin in Wasser auf,
                              									setzt die klare Auflösung einer kalten, genügend großen Flotte zu und färbt in
                              									dieser das Garn bis zur Erreichung der gewünschten Nüance. (Musterzeitung für
                              									Färberei etc., 1870, Nr. 20.)
                           
                        
                           Ueber die Productions- und Consumtionsverhältnisse der
                              									Anilin- und Anilinfarben-Fabrication.
                           In diesem Betreff gingen mir durch die Güte des Hrn. Dr.
                              									J. Gessert in Elberfeld folgende Notizen zu. Von Anilinöl
                              									wurden consumirt
                           
                              
                                 1867
                                     1,500,000 Pfd.
                                 
                              
                                 1868
                                     2,000,000   „
                                 
                              
                                 1869
                                 3–3,500,000   „
                                 
                              
                           Mithin werden gegenwärtig täglich 100 Ctr. Anilinöl verarbeitet. Von obigen Mengen
                              									verbrauchte Deutschland 2 Mill. Pfd., der Rest vertheilt sich auf die Schweiz, auf
                              									England und Frankreich, und zwar in der Reihenfolge der Nennung dieser Länder.
                              									Producirt wurden in Deutschland kaum 1,000,000 Pfd. Anilinöl, der Rest wurde von
                              									Frankreich eingeführt, welches jährlich mehr als 1 1/2 Mill. Pfd. Anilinöl
                              									producirt. England, obgleich der Hauptproducent von Benzol, hat die geringste
                              									Anilinölfabrication und bezieht einen Theil seines Bedarfes noch von Frankreich.
                              									– Der Gesammtwerth der im J. 1868 producirten Anilinfarben dürfte sich auf
                              									4–4 1/2 Mill. Thlr. belaufen. – Das enorme Uebergewicht, welches die
                              									deutsche Anilinfarbenfabrication gewonnen hat, ist größtentheils eine Folge des
                              									Patentschutzes, welcher das Aufblühen dieser Industrie in Frankreich und England
                              									verhindert. Beide Länder bilden jetzt die Hauptabsatzmärkte für die deutschen und
                              									schweizerischen Fabriken.
                           Bezüglich des Jodgrüns äußert sich Dr. Gessert in folgender Weise: Bei der
                              									Fabrication von Jodgrün hat sich im J. 1869 eine Umwandlung in der Weise vollzogen,
                              									daß in Folge der ausgezeichneten Untersuchungen von A. W. Hofmann (polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIV S. 66) die Anwendung von
                              									Jodäthyl fast ganz aufgehört hat und an seiner Stelle jetzt hauptsächlich Jodmethyl
                              									angewendet wird. Die Jodwiedergewinnung hat sich wesentlich vervollkommnet und
                              									werden jetzt circa 60 Proc. des angewendeten Jods
                              									zurückgewonnen. Die Menge des verschwindenden Jods ist also noch sehr bedeutend und
                              									erklärt sich zum Theil dadurch, daß die Jodfarben noch theilweise als
                              									jodwasserstoffsaure Verbindungen verkauft werden (so die spirituslöslichen
                              									Violette). Aber auch die unvermeidlichen Verdampfungsverluste bei den Arbeiten mit
                              									den leichtsiedenden Jodüren bilden eine erhebliche Ziffer. In Summe wurden pro 1869 an englischem und französischem Jod in den
                              									Farbefabriken consumirt circa 90,000 Pfund. Hiervon
                              									kommen auf Norddeutschland (hauptsächlich Rheinprovinz) 65,000 Pfd., der Rest auf
                              									Frankreich, England und die Schweiz. Diese Zahlen zeigen ziemlich genau die
                              									Stellung, welche die deutsche Fabrication in der Anilinfarbenfabrication überhaupt
                              									einnimmt. Es ist abermals eine Reihe von Versuchen gemacht worden, das Brom in der
                              									Farbenindustrie als Ersatz für das Jod zu verwenden, hauptsächlich in Folge des
                              									Vorschlages von A. W. Hofmann,
                              									Bromamyl zu benutzen. Doch hat das Brom trotz seines niedrigen Preises sich bisher
                              									nicht recht einbürgern wollen und findet das seinen Grund darin, daß erstens die mit
                              									Brom gemachten Farben etwas weniger glänzend wurden, als die Jodfarben, und daß dann
                              									auch die Manipulationen mit Brom weit weniger bequem und glatt verlaufen, wie beim
                              									Jod. Prof. Dr. Rud. Wagner.
                              									(Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 24.)
                           
                        
                           
                           Zink-Hochätzung.
                           Die Firma Lefmann und Lourdel
                              									in Paris befaßt sich seit einiger Zeit mit Herstellung von phototypographischen
                              									Druckplatten zu industriellen und artistischen Zwecken.
                           Ueber das Verfahren schreibt uns Hr. C.
                                 										Lourdel: „Wir lösen Gelatine in Wasser auf, welches mit
                                 										doppelt-chromsaurem Kali gesättigt ist, überziehen hiermit Papier, und
                                 										belichten dieß nach dem Trocknen unter dem Negativ. Dann walzen wir es mit
                                 										Ueberdruckschwärze ein, ziehen es auf einer Zinkplatte ab, und ätzen diese mit
                                 										verdünnter Salpetersäure bis ein genügendes Relief vorhanden ist. Das so
                                 										erhaltene Cliché wird auf eine Holzplatte geschraubt, und kann ohne
                                 										Weiteres gedruckt werden.
                              								
                           
                              Der Preis des Quadrat-Centimeters solcher hochgeätzten Platten stellt sich
                                 										auf 10 bis 15 Centimes.
                              
                           Das Verfahren ist gegenwärtig zur Reproduction directer Aufnahmen noch nicht
                                 										verwendbar, wichtig aber für die Wiedergabe von Holzschnitten, Aetzungen etc.,
                                 										ferner zu genauen Reductionen von Karten und Zeichnungen, und namentlich zur
                                 										Herstellung von Albums für Fabrikanten von Maschinen, Möbeln,
                                 										Beleuchtungsgegenständen, Bronze- und Töpferwaaren u. dgl.“
                              									(Photographisches Archiv, Juni 1870, S. 163.)
                           
                        
                           Der Kohlensäuregehalt der Luft in Schulzimmern.
                           Im Auftrage der Behörde hat Hr. Dr. Breiting in Basel die Luft der dortigen Schulzimmer auf ihren
                              									Kohlensäuregehalt geprüft, um festzustellen, in wie weit vielfach laut gewordene
                              									Klagen über die schlechte Luftbeschaffenheit begründet sind. Die Resultate dieser
                              									Untersuchung sind so selbstredend, daß wir hier nur eine Reihe der erhaltenen Werthe
                              									anführen wollen aus einem Zimmer, das einen Kubikinhalt von 251,61 Kubikmeter, 10,54
                              									Quadratmeter Fenster und Thür hatte, und an dem Versuchstage 64 Kinder enthielt.
                           
                              
                                 
                                    Zeit der
                                       											Messung
                                    
                                 
                                    Kohlensäuregehalt
                                    
                                 
                              
                                 Vormittags
                                    7 3/4 Uhr
                                 vor Beginn der Stunde
                                              
                                    											2,21 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                   
                                    											8        „
                                 bei Beginn der Stunde
                                 2,48   „
                                 
                              
                                 „
                                   
                                    											9        „
                                 Ende der Stunde
                                 4,80   „
                                 
                              
                                 „
                                   
                                    											9        „
                                 nach der Pause
                                 4,7     „
                                 
                              
                                 „
                                  10        „
                                 vor der Pause
                                 6,87   „
                                 
                              
                                 „
                                  10        „
                                 nach der Pause
                                 6,23   „
                                 
                              
                                 „
                                  11        „
                                 Ende der Stunde
                                 8,11   „
                                 
                              
                                 „
                                  11        „
                                 im leeren Zimmer
                                 7,30   „
                                 
                              
                                 Nachmittags
                                    1 3/4    „
                                 vor der Stunde
                                 5,3     „
                                 
                              
                                 „
                                   
                                    											2        „
                                 Beginn der Stunde
                                 5,52   „
                                 
                              
                                 „
                                   
                                    											3        „
                                 vor der Pause
                                 7,66   „
                                 
                              
                                 „
                                   
                                    											3        „
                                 nach der Pause
                                 6,46   „
                                 
                              
                                 „
                                   
                                    											4        „
                                 Ende der (Gesangs-) Stunde
                                 9,36   „
                                 
                              
                                 „
                                   
                                    											4        „
                                 im leeren Zimmer
                                 5,72   „
                                 
                              
                           Des Vergleiches wegen sey hier daran erinnert, daß die reine Atmosphäre 4/10000
                              									Kohlensäure enthält, und daß im Allgemeinen ein Kohlensäuregehalt von über 1 Proc.
                              									als gesundheitsschädlich angesehen wird. (Deutsche Vierteljahresschrift für
                              									öffentliche Gesundheitspflege.)