Titel: Rotationsdampfmaschine von A. Lemoine, Mechaniker in Lissabon.
Fundstelle: Band 198, Jahrgang 1870, Nr. II., S. 13
Download: XML
II. Rotationsdampfmaschine von A. Lemoine, Mechaniker in Lissabon. Nach Armengaud's Génie industriel, Juni 1870, S. 295. Mit Abbildungen auf Tab. I. Lemoine's Rotationsdampfmaschine. Die von Lemoine construirte Rotationsdampfmaschine bietet vor anderen Anordnungen den Vortheil, daß sie trotz ihrer Einfachheit, nämlich ohne besondere Steuerung, mit Expansion arbeiten kann. Fig. 27 und 28 stellen eine einfach-wirkende Rotationsmaschine in einem Quer- und Längenschnitt dar. Im Cylinder A rotirt concentrisch der auf der Hauptwelle a aufgekeilte herzförmige Kolben B, welcher mit seiner von der Drehachse entferntesten Fläche m an der inneren Cylinderwand stets dampfdicht anliegt. Der hohle Schieber 0 dringt über die ganze Breite dampfdicht durch die Mantelfläche des Cylinders und wird durch den Dampfdruck ununterbrochen gegen den rotirenden Kolben B angedrückt. In Folge der Dichtungsstellen m und c' wird der Cylinderraum stets in zwei von einander vollkommen getrennte Abtheilungen R¹ und R² geschieden. Was den Schieber C betrifft, so ist aus Fig. 28 zu entnehmen, daß derselbe in zwei Kammern C¹ und C² getheilt ist. Die Dampfkammer C¹ steht mit dem Admissionsrohr S in Verbindung und durch den Canal i mit dem Cylinderraum R¹ ; während die andere Kammer C² und der Dampfweg j den Raum R² mit dem Auspuffrohr M in Communication bringt. Der Schieber C ist mittelst Liderungsstreifen dampfdicht in den Kasten E eingepaßt, ebenso wie der Kolben C im kleinen Cylinder D. Das dem rotirenden Kolben B zugekehrte Schieberende ist über die ganze Breite mit einer halbkreisförmigen Nuth versehen, in welche entweder ein Dichtungsstab aus Hartgummi (c¹ in Fig. 31) oder aus Metall (c² in Fig. 32) eingelegt ist. Diese Dichtungen c¹ oder c² können erneuert werden, ohne die Maschine demontiren zu müssen. Man bringt nämlich den Schieber in eine solche Stellung, daß dessen Ende in gleicher Höhe mit den Bohrungen o, o' in den Cylinderdeckeln steht, welche nach erfolgter Auswechselung der Liderung mittelst der Schrauben p, p' verschlossen werden. Die Größe der Expansion, mit welcher diese Maschine arbeitet, ist von der Form des Kolbens B abhängig, weil von dieser das Auf- und Niedergehen des Schiebers abhängig ist. Die Expansion beginnt in dem Moment wo die Canalöffnung i durch die Schieberfläche verdeckt wird. Eine nach demselben System construirte combinirte Hoch- und Niederdruck-Dampfmaschine (Woolf'sche Unordnung), welche zum Betriebe eines Schraubendampfschiffes bestimmt ist, zeigen Figur 29 und 30. Abgesehen von der Steuerung ist diese Maschinenanlage der oben beschriebenen im Princip gleich und bezeichnen daher gleiche Buchstaben auch gleiche Maschinentheile. Die Umsteuerung wird dadurch bewerkstelligt, daß man den Dampf bei der Bewegung in einem Sinne zuerst in die Kammer C¹, im entgegengesetzten Fall dagegen in die Dampfkammer C² eintreten läßt. Zu diesem Behufe leitet man den Admissionsdampf zunächst in den Schieberkasten L (Fig. 30), in welchem sich der Vertheilungsschieber n befindet. Sowohl der große wie der kleine Cylinder B', B sind mit einem Vertheilungsschieber versehen und beide werden bei einer Umsteuerung gemeinschaftlich durch Drehung des Handrädchens v an der Achse X in Verbindung mit dem Hebelwerk n', N umgestellt. Zu erwähnen bleibt noch, daß der Dampf auf dem Wege vom kleinen zum großen Cylinder die Uförmig gebogenen Rohre des Ueberhitzungsapparates T durchstreicht, welche von Außen durch directen Kesseldampf oder auch durch die abziehenden Essengase geheizt werden. V¹ bezeichnet das Verbindungsrohr beider Dampfkästen D und D', V² das Dampfleitungsrohr zum Condensator H.

Tafeln

Tafel Tab.
									I
Tab. I