Titel: Zur Untersuchung des Graphits; von Prof. F. Stolba in Prag.
Fundstelle: Band 198, Jahrgang 1870, Nr. LII., S. 213
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LII. Zur Untersuchung des Graphits; von Prof. F. Stolba in Prag. Stolba, über Untersuchung des Graphits. Eine für technische Zwecke vollkommen ausreichende Methode die käuflichen Graphitsorten auf ihren Kohlenstoffgehalt und den Gehalt an Aschenbestandtheilen zu prüfen, beruht auf der Verbrennung des vorher entwässerten Graphits. Indessen gilt die Verbrennung einiger Gramme Graphits bei Luftzutritt für so schwierig, daß von dieser Methode sehr selten Gebrauch gemacht wird. Die Verbrennung des Graphits ist übrigens selbst mit Anwendung einer einfachen Bunsen'schen Lampe in wenigen Stunden leicht zu erreichen, wenn man nur die Bedingung erfüllt, den Graphit bei der größtmöglichen Hitze der Einwirkung der Luft auszusetzen. Dieses erreiche ich in folgender Art: Der fein zertheilte, entwässerte und gewogene Graphit (ich nehme circa 1/2 Grm.) wird in einem Platintiegel, welcher mit einem durchbohrten übergreifenden Platindeckel bedeckt wird, der stärksten Hitze der Lampe ausgesetzt. Mein Deckel hat in der Mitte eine runde Oeffnung von 5 Millimetern Durchmesser und wird auf den geneigten Tiegel so aufgesetzt, daß die Oeffnung des Tiegels etwa zu 1/4 unbedeckt bleibt. Hierdurch entsteht ein lebhafter Luftzug im Tiegel und da auch die Hitze hinreichend hoch ist, verbrennt der Kohlenstoff nach und nach vollständig. Es ist nur nothwendig die Oberfläche des Graphits zeitweilig zu erneuern, und dieses geschieht entweder durch vorsichtiges Drehen des Tiegels oder durch Mischen mit einem Platindraht. Zur Verbrennung von 1/2 Grm. Graphit reichen mir so 3–4 Stunden hin. Diese Methode hat das Angenehme, daß die Mineralstoffe in einer Form zurückbleiben, welche ihre genaue Untersuchung ermöglicht, und dieses ist sehr wichtig, da die Beschaffenheit der Beimengungen des Kohlenstoffes im Graphit für manche Zwecke die Anwendung des Graphits entscheidet. Versuche, die Verbrennung des Graphits im Platintiegel dadurch zu beschleunigen, daß man Sauerstoff zuleitet, gaben kein günstiges Resultat. Es ergaben sich hierbei zwei Uebelstände: entweder wurden die Mineralstoffe mit dem Gasstrome zum großen Theil fortgerissen, oder sie schmolzen zu Kügelchen welche in ihrem Inneren Graphit einhüllten. Zum Schluß muß darauf aufmerksam gemacht werden, daß die beschriebene Methode den Kohlenstoffgehalt (aus der Differenz berechnet) um ein Weniges höher liefert, als er wirklich ist. Der Grund ist der, daß manche im Graphit enthaltenen Silicate die letzten Wasserantheile nur bei sehr lang anhaltendem Glühen abtreten, und ferner enthalten namentlich die schuppigen Graphitsorten Glimmer, welcher wegen seines Fluorgehaltes beim Glühen etwas Fluorkiesel entwickelt. In beiden Fällen ist der Verlust größer, als dem Kohlenstoff-Gehalt eigentlich entspricht. Da der Platintiegel bei anhaltendem Glühen einen Gewichtsverlust erleidet, muß dieser bestimmt und in Rechnung gebracht werden. (Aus den Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, VI. Folge, IV. Band.)