Titel: | Leschot's Bohrmaschine mit Diamantspitzen. |
Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. LXXXVIII., S. 369 |
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LXXXVIII.
Leschot's Bohrmaschine mit Diamantspitzen.
Nach dem Scientific American, April 1870, S. 282; aus dem
polytechnischen Centralblatt, 1870 S. 945.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Leschot's Bohrmaschine mit Diamantspitzen.
Schon öfter ist darauf hingewiesen worden, welche große Wirksamkeit die schwarzen Diamanten besitzen, wenn es darauf ankommt,
harte Materialien zu durchdringen. Kein Stoff irgend welcher Art kann ihrer Wirkung
widerstehen, und ihre Dauerhaftigkeit ist höchlich bemerkenswerth. So wurde kürzlich
ein Ringbohrer bei einer der nachstehend zu beschreibenden Maschinen zum Bau eines
Ganges der Consolidated Bulletin and Incas Silver Mining
Comp. zu Colorado benutzt, welcher in horizontaler Richtung 417 1/2 Fuß
tief durch den härtesten Quarz und Feldspathfelsen schnitt, wobei die Betriebskosten
für Diamanten zum Bohren dieser Länge nur 30 Dollars betrugen.
Gegenüber den Schlagbohrern bietet die Bohrmaschine mit Drehbewegung den großen
Vortheil der geringen Reparaturbedürftigkeit. So constatirt beispielsweise die
Commission der Pariser Ausstellung (1867), daß bei dem Baue des
Mont-Cenis-Tunnels 1863 für acht arbeitende Bohrmaschinen (Sommeillier's Construction) 60
dergl. zur Reparatur in
den Werkstätten waren, während 1867 bei 16 arbeitenden Maschinen 200 (?) dergl. in
Reparatur befindlich gewesen seyen. 24 Mann waren stets mit Reparaturen von acht
Maschinen beschäftigt. Weiterhin drückte die Commission ihre Ueberzeugung aus, daß
das System der Schlagbohrer dem rotirenden Systeme weichen müßte, und befürwortete
warm dieses letztere, durch Leschot's Bohrmaschine auf der Ausstellung vertretene System. In
ihrem Berichte zieht die Commission noch einen Vergleich zwischen der Größe der
Betriebskraft für Schlagbohrer und drehbare Ringbohrer, und bestimmt dieses
Verhältniß als 204 zu 61.
Durch das Studium der Unvollkommenheiten des Schlagbohrsystemes faßte Leschot die Idee, Diamanten in den Ringbohrer
einzusetzen, wie dieß Fig. 8 der bezüglichen
Abbildungen zeigt. Dieser Theil der Maschinerie ist seit Einführung derselben in
Amerika erheblich verbessert worden; die Diamanten werden nun sicher befestigt und
so gestellt, daß sie hinreichenden Spielraum herstellen, um den Bohrer leicht
eindringen und den Kern leicht in der Höhlung emporsteigen zu lassen.
Auch in den verschiedenen Theilen des Betriebsapparates sind große Verbesserungen
gemacht worden. Die ursprüngliche französische MaschineBeschrieben im polytechn. Journal, 1864, Bd. CLXXIII S. 248.
erlaubte nur den vierten Theil der jetzt verwendeten Geschwindigkeit. Auch der
Vorschubmechanismus hat Verbesserungen erfahren, so daß sich per Drehung des Bohrers 1/100 bis 1/400 Zoll Vorschub geben läßt; der
Apparat ist nun so construirt, daß er sich selbstthätig der verschiedenen Härte des
durchbohrten Gesteines anpaßt, so daß er langsamer eindringt, wenn der Fels härter
wird, und von selbst wieder rasch vorrückt, sobald die harten Stellen durchdrungen
sind. Zum Betriebe der Maschine ist eine oscillirende Maschine statt der früheren
mit festem Cylinder angebracht worden, wodurch größere Geschwindigkeit,
Leichtigkeit, Ruhe und Dauerhaftigkeit erzielt werden (?). Ferner wurde noch ein
drehbarer Kopf beigefügt, um den Bohrer nach allen Richtungen drehen zu können, so
daß man im Stande ist, in jedem beliebigen Winkel zur verticalen Achse des Apparates
zu bohren. Eine andere Verbesserung ist die hohle Schraubenwelle, welche, in
Verbindung mit anderen kleineren Verbesserungen an der jetzigen Maschine, den
Ursprung aus der alten französischen Maschine kaum mehr erkennen läßt. Die Maschinen
zum Tunnelbau bohren drei bis fünf Löcher gleichzeitig in verschiedenen Richtungen,
je nach Bedürfniß.
Fig. 9 stellt
die sogenannte Versuchsbohrmaschine (Nr. 1, Prospecting drill) dar, welche diesen Namen führt, da
sie gemeiniglich zu Bohrversuchen in Gruben und Steinbrüchen verwendet wird. Dieselbe
besteht aus einem kleinen stehenden Dampfkessel, an dessen eine Seite das gußeiserne
Gestell fest angeschraubt ist, welches Maschine und Bohrkopf, Schraubenwelle etc.
trägt. Die Dampfmaschine, oscillirend, von 5 bis 7 Pferdestärken, ist mit A bezeichnet. B ist die
Schraubenwelle durch welche der Bohrer hindurch geht; dieselbe ist aus einem Rohre
von 5 bis 7 Fuß Länge gebildet und außen mit einem groben Gewinde versehen, welches
über die ganze Länge der Welle läuft. Die Welle selbst ist mittelst Feder und Nuth
mit dem oberen Rädervorgelege B' in Verbindung. Dieses
Räderwerk ist doppelt, und hängt durch seine Zähne unten mit dem conischen Treibrade
zusammen, oben aber greift es in das Rückgangsrad E ein,
welches auf der Vorschubspindel F sitzt. Am Fuße dieser
Spindel befindet sich ein Frictionsgetriebe, welches auf das untere Getriebe der
Schraubenwelle paßt, das einen oder mehrere Zähne weniger hat als das
Frictionsgetriebe, so daß ein Differentialvorschub erhalten wird. Das
Frictionsgetriebe ist an das Unterende der Spindel F
durch eine Mutter angedrückt; hierdurch entsteht eine combinirte
Differential- und Frictionsbewegung, welche den Bohrer völlig empfindlich für
die Beschaffenheit des durchbohrten Gesteines macht, und einen gleichförmigen Druck
auf dasselbe sichert. Der heftige und plötzliche Angriff der Schneiden beim
Durchbohren aus weichem in hartes Gestein, welcher bei gleichmäßigem festen
Vorschube eintritt, wird so vermieden.
Der Bohrer selbst geht durch die Schraubenwelle B und
besteht aus einer röhrenförmigen Bohrstange mit einem stählernen Bohrkopfe D, welcher an einem Ende daran geschraubt ist. Dieser
Bohrkopf ist ein stählerner Ring von etwa 4 Zoll Länge, mit drei Reihen fest
eingelassener schwarzer Diamanten in dem natürlichen rauhen Zustande; die Kanten der
einen Reihe ragen aus der Stirnfläche des Bohrers hervor, während die der beiden
anderen Reihen mehr nach außen und innen vortreten. Die Diamanten der ersteren Reihe
schneiden den Weg des Bohrers beim Vorrücken, während die beiden anderen die
Oeffnung erweitern und den freien Ein- und Austritt des Wassers erlauben,
wovon nachher die Rede sehn soll. Wenn der Bohrer beim Schneiden der ringförmigen
Oeffnung in den Felsen eindringt, so bleibt natürlich die innerhalb liegende
Steinmasse unangetastet und steigt in der Bohrstange in Gestalt eines massiven
Cylinders empor. Dieser Kern wird mit dem Bohrer in Stücken von 8 bis 10 Fuß Länge
heraus gezogen. Die Wandstärke des hohlen Bohrkopfes beträgt 1/4 Zoll, und die
Diamanten der inneren Reihe ragen 1/8 Zoll vor, so daß der Kern bei einem
zweizölligen Bohrer (der gewöhnlichen Größe für Bohrversuche) 1 1/4 Zoll Durchmesser
besitzt.
Innerhalb des Bohrkopfes D ist ein selbstthätiger Keil
angebracht, welcher dem Kerne ohne Hinderniß aufzusteigen gestattet, aber sich an
denselben ansetzt und ihn fest hält, wenn der Bohrer emporgedreht wird, so daß er
denselben unten abbricht und in die Höhe bringt, wenn der Bohrer herausgezogen wird.
Um den Bohrer heraus zu ziehen, ist es nur nöthig, das Rad E auszurücken, welches mit Nuth und Feder auf der Welle F steckt, indem man es in die Höhe schiebt; dieß
bewirkt, daß der Bohrer mit der gleichen Umdrehung, wie vorher, empor geht, aber 60
Mal schneller als er eindringt, während die Umdrehungsgeschwindigkeit dieselbe
bleibt.
Die Bohrstange kann durch einfaches Anschrauben frischer Rohrstücke zu beliebiger
Länge ausgedehnt werden. Gewöhnliches Gasrohr leistet hierzu vortreffliche Dienste;
die einzelnen Stücke werden mit Hülfe einer inneren Kuppelung von 4 Zoll Länge, die
ein centrales Loch zum Durchlassen des Wassers besitzt, schnell mit einander
verbunden. Durch das Futter G am Untertheile der
Schraubenwelle wird der Bohrer fest an seiner Stelle gehalten.
Die kleine Dampfpumpe C ist durch Gummirohre mit einem
passenden Wasserlaufe oder Behälter verbunden und ebenso mit dem oberen Ende der
Bohrstange, nur daß der Schlauch hier eine drehbare Verbindung haben muß. Durch
diese Pumpe wird ein Wasserstrahl von 1/4 Zoll Stärke in die Bohrstange eingeleitet,
welcher zwischen den Diamanten am Bohrkopfe durchstreicht und rasch auf der
Oberfläche des Gesteines aus dem Bohrloche entweicht, wobei er alles Bohrmehl in dem
Maaße als es erzeugt wird, mit sich nimmt. Wo Wasser kaum oder schwierig zu haben
ist, wird vom Bohrloche nach dem Behälter eine Rinne gelegt und mit dem Schlauche
ein Sieb (Filter) verbunden, so daß dasselbe Wasser mit nur geringem Verluste wieder
und wieder benutzt werden kann. Diese Maschine gibt dem Bohrer 300 bis 360
Umdrehungen per Minute.
Fig. 10, 11 und 12 stellen
Bohrmaschinen von verschiedener Gattung dar, welche für besondere Zwecke bestimmt
sind, aber in allen wesentlichen Punkten mit der vorbeschriebenen
übereinstimmen.
Fig. 10 ist
eine Maschine für Steinbrüche, zur Herstellung von Löchern für Sprengarbeit.
Dieselbe wird auch in ausgedehntem Maaße für Eisenbahnarbeiten, Tagebaue,
Brunnenbohren etc. benutzt, wobei es nöthig ist, den Kessel in einiger Entfernung
vom Bohrer zu haben, oder diesen eventuell mit einem vorhandenen stationären Kessel
zu betreiben. Diese Maschine läßt 900 bis 1000 Umdrehungen des Bohrers zu.
Fig. 11 zeigt
eine Tunnelmaschine mit einem Bohrer, welche in Tunnels von jeder Höhe zwischen
4 und 16 Fuß arbeiten kann; dieselbe bohrt Löcher unter beliebigen Winkeln so nahe
an Decke und Boden, als Man will, und eben so dicht an den Seitenwänden.
Fig. 12
stellt die schwerste Versuchs- und Brunnenbohrmaschine dar. Diese Maschine
bohrt Löcher von 2 bis 4 Zoll Durchmesser auf jede Tiefe bis zu 1000 Fuß.
Was die Leistungen der Maschinen betrifft, so hat eine solche wie Fig. 9 auf dem
Hellgatefelsen (im Hafen von New-York) 8 1/2 Zoll in 4 1/2 Minuten gebohrt;
dieser Fels ist sehr hart. In braunem Sandstein arbeitete sie mit 13 Zoll Vorrücken
in 2 1/4 Minuten, ungeachtet ihre Thätigkeit durch die schlechte Beschaffenheit des
Schmieröles und die zur Erreichung der Maximalgeschwindigkeit nicht genügende
Dampfmenge gehindert wurde. In sehr harten Felsen von Quarz oder Granit hat sich 8
Fuß per Stunde als ein gutes Mittel der Geschwindigkeit
des Vorrückens herausgestellt, wenn nicht Löcher über 100 Fuß tief und 2 Zoll
Durchmesser erforderlich sind; während in Sandstein, Marmor, Schiefer etc. leicht 15
Fuß per Stunde gebohrt werden. Diese Thatsache in
Verbindung mit der Einfachheit und Solidität der Maschine, welche alle die Störungen
und kostspieligen Reparaturen vermeidet, denen die Schlagbohrmaschinen unterworfen
sind, weisen dieser Maschine ohne Zweifel einen der ersten Plätze unter den
Apparaten zur Arbeitsersparniß an.
Diese Maschine ist durch eine Reihe von Patenten beschützt, welche sowohl an Leschot, als an A. J. Severance und W. T. Holt, und W. T. Holt und John North ertheilt
wurden. Weitere Auskunft ertheilen Severance und Holt in
New-York (10, Wall-street).