Titel: Ueber die Einwirkung des Wasserdampfes auf das Eisen und des Wasserstoffes auf das Eisenoxyd; von H. Sainte-Claire Deville. (Dritte Abhandlung.)
Fundstelle: Band 198, Jahrgang 1870, Nr. CXX., S. 514
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CXX. Ueber die Einwirkung des Wasserdampfes auf das Eisen und des Wasserstoffes auf das Eisenoxyd; von H. Sainte-Claire Deville. (Dritte Abhandlung.) Im Auszug aus den Comptes rendus, t. LXXI p. 30; Juli 1870. Deville, über das Einwirkung des Wasserdampfes auf das Eisenoxyd. Nach den in diesem Bande des polytechn. Journals S. 139 (zweites Octoberheft 1870) mitgetheilten Versuchen „über die Einwirkung des Wasserdampfes auf das Eisen“ hat der Verf. eine fernere Reihe von Versuchen über die Einwirkung des Wasserstoffes auf das Eisenoxyd angestellt und dadurch eine Bestätigung seiner früheren Beobachtungen über die Dissociations-Erscheinungen erhalten. Der Apparat, in welchem die Behandlung des Eisenoxydes mit Wasserstoff vorgenommen wurde, ist der bereits beschriebene, in welchem bei den früheren Versuchen das Eisen der Einwirkung des Wasserdampfes unterworfen wurde. Sollte das Oxyd des Eisens unter dem Einflusse des Wasserstoffes höheren Temperaturen ausgesetzt werden, so mußte dasselbe, wenn die Gesetzmäßigkeit der Dissociations-Erscheinungen hervortreten sollte, die Zusammensetzung des natürlichen Magneteisensteines haben, und zwar wurde dasselbe dargestellt, indem das Oxyd durch Wasserstoff reducirt. Und das dadurch erhaltene Eisen in einem Wasserdampfstrome auf ca. 800° C. erhitzt wurde. Das Ergebniß der Versuche ist, daß der auf überschüssiges EisenoxydEisenoxd einwirkende Wasserstoff so lange reducirend auf das Oxyd wirkt, bis der noch rückständige Wasserstoff eine bestimmte Spannung erreicht, welche von der Temperatur des Eisenoxydes abhängig ist. In einer Versuchsreihe, bei welcher die Temperatur des gebildeten Wassers auf 0°, die Spannung des Wasserdampfes also auf 4,6 Millimeter erhalten wurde, wurden folgende Zahlen erhalten: Temperatur desEisenoxydes Tension des feuchtenWasserstoffes Tension des trockenenWasserstoffes   860° 17,4 Millimet. 12,8 Millimet. 1040°       14,0      „          9,4       „ 1600°       10,0      „          5,4       „ Angewendetes Eisenoxyd Dem Eisenoxydentzogener Sauerstoff                9,78 Grm.          0,56 Grm. 14,55    „          0,38    „              20        „ einige Milligramme. Eine Vergleichung der Zahlen der vorstehenden Tabelle mit den Zahlen der auf S. 142 gegebenen Tabelle, welche letztere die Ergebnisse einer Versuchsreihe über die Einwirkung des Wasserdampfes auf metallisches Eisen enthält, läßt erkennen, daß die bei den verschiedenen Temperaturen des Eisenoxydes, resp. Eisens, schließlich constant bleibende Spannung des Wasserstoffes dieselbe ist, es mag Wasserdampf auf überschüssiges Eisen oder Wasserstoff auf überschüssiges Eisenoxyduloxyd einwirken. Als der Verf. fein zertheiltes metallisches Eisen einen Monat lang unausgesetzt in einem Wasserdampfstrome auf 440° C. erhitzt hatte, fand er dasselbe in ein Oxyd umgewandelt, dessen Zusammensetzung der Formel 2 FeO, Fe²O³ = Fe⁴O⁵ entsprach. Dieses Oxyd ist amorph, schwarz, magnetisch, aber nicht polar. Kochende concentrirte Schwefelsäure greift es oberflächlich an. Concentrirte Salpetersäure wirkt in der Kälte fast gar nicht, in der Wärme nur sehr wenig ein. Salzsäure löst es schon in der Kälte leicht auf und liefert eine dunkelbraune Lösung, die in der Kalilauge einen schwarzen Niederschlag hervorbringt. Eine Wasserstoffentwickelung wurde beim Lösen des Oxydes in Salzsäure nie bemerkt. Der Verf. hält es für wahrscheinlich, daß bei der Einwirkung von Wasserdampf auf Eisen bei noch niedrigerer Temperatur ein ferneres Oxyd 3 FeO, FeO, Fe²O³ entsteht, und es scheint ihm wichtig, dieß zu entscheiden, sowie die Temperaturgrenzen festzustellen, innerhalb deren die verschiedenen Oxyde sich bilden.