Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. , S. 257 |
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Miscellen.
Miscellen.
Verwendung von Torf in Vermischung mit Steinkohlen als
Brennmaterial bei größeren Feuerungsanlagen.
Die königl. württembergische Centralstelle für Gewerbe und Handel macht in Nr. 35 des
Gewerbeblattes aus Württemberg folgende Mittheilung:
„Wir haben in Nr. 31 des Gewerbeblattes darauf hingewiesen, daß der durch
den Krieg veranlaßte momentane Mangel an Steinkohlen bei größeren Feuerungen
durch Zusatz von Torf ausgeglichen werden könne. Aus den von uns indessen
gemachten Erhebungen geht hervor, daß diese Mischung des Brennmateriales nicht
nur als vorübergehender Nothbehelf zu betrachten ist, sondern auch denjenigen
Steinkohlen-Consumenten, welche den Torf zu mäßigen Preisen beziehen
können, zur nachhaltigen Anwendung empfohlen werden kann.
Abgesehen von den volkswirthschaftlichen Gründen, welche dafür sprechen,
dasjenige Capital gehörig auszunutzen, welches die Natur im Torf unserem
vaterländischen Boden so massenhaft geschenkt hat, bietet die Vermischung der
Steinkohlen mit Torf nach dem Ausspruch hervorragender Techniker, welche sich
seit Jahren mit dieser Frage beschäftigen, schon dadurch bedeutende Vortheile
dar, daß dadurch die Verschlackung des Rostes wesentlich verhindert wird. Dabei
wird auch, was sehr zu berücksichtigen ist, der Kessel mehr geschont. Es
vertheilt sich nämlich die größere Flamme, welche die Beimischung von Torf
erzeugt, mehr über den Kessel, als bei der reinen Steinkohlen- oder
Kohksfeuerung, welche zwar intensivere, aber kleinere Flammen erzeugen. Torf
allein zur Feuerung zu verwenden, ist unter Umständen weniger räthlich, weil bei
der reinen Torffeuerung viel mehr Torftheile, welche noch Brennkraft besitzen,
von der durch den Schornstein abziehenden Luft fortgerissen werden.
Als das günstigste Mischungsverhältniß werden 2 Theile Steinkohlen und 1 Theil
Torf zu betrachten seyn; indessen wird auch noch eine Mischung halb Kohle halb
Torf gelobt, in einzelnen Fällen befriedigt noch eine Mischung von 2 Theilen
Torf und 1 Theil Kohle. Hauptsächlich entscheidend ist der Preis, welcher für
das eine oder andere Material örtlich zu bezahlen ist.
Das Gleiche muß gesagt weiden, wenn wir eine Verhältnißzahl für die Leistung des
einzelnen Materiales nennen wollen. Die allgemein angenommene durchschnittliche
Zahl: 2 Centner Torf gleich 1 Ctr. Steinkohlen wird also nur dann zutreffen,
wenn eine Steinkohle von mittlerer Qualität in Betracht kommt. Gegenüber von
Steinkohlen der vorzüglichsten Beschaffenheit ändert sich das Verhältniß zum
Nachtheil des Torfes bis zu 3 in 1, so daß der übliche Kaufpreis zugleich die
Verhältnißzahl ausdrücken könnte. (1 Ctr. Steinkohle = 40 bis 42 kr., 1 Ctr.
lufttrockener Torf = 14 bis 15 kr.)
Bezüglich der Feuerungs-Einrichtung ist zu bemerken, daß die reine
Torfheizung die gleiche Rostweite verlangt, wie die reine Holzfeuerung. Da aber
für die reine Steinkohlenfeuerung der Rost bekanntlich enger gehalten wird, so
muß bei einer gemischten Torf- und Kohlenfeuerung auch die Entfernung der
Roststäbe von einander, dem Mischungsverhältniß des Materiales entsprechend,
regulirt werden. Will man nur vorübergehend Torfmischung anwenden, so genügt es,
in dem bisherigen zur Steinkohlenfeuerung eingerichteten Rost einen Stab
auszuheben und mittelst angebrachter Blechstreifen zwischen den anderen Stäben
den hierdurch entstehenden leeren Raum auszugleichen.“
Hülfswerkzeug zum Aufführen steinerner Schornsteine.
Die freistehenden Schornsteine werden nach oben verjüngt so ausgemauert, daß ihre
äußere Seite durchschnittlich um 30 Millimet. pro Meter
von der Verticallinie abweicht. Um diese Verjüngung, das
„Geläuft“ genau auszuführen, bedienen sich die Maurer eines Lineals, ca. 1,35 Met. lang, oben 120 Millimet. und unten 80
Millim. breit; wenn dann dessen eine Seite mit einem Bleiloth vertical gehängt wird,
so gibt die andere Seite, an die Mauerung gelegt, das gewünschte Geläuft richtig an.
An höheren Schornsteinen ist es aber selten windstill, und ist meistens die Bewegung
des Lothes durch Luftströmung so stark, daß die Maurer mit dem Lineal sehr unsicher
arbeiten und viel Zeit verlieren. Ich bringe deßhalb anstatt des Lothes oben im
Lineal eine kleine Libelle an, nur die Glasröhre, wie sie bei jedem Mechaniker für
einige Groschen zu haben ist, lasse sie rechtwinkelig zur verticalen Seite so in's
Holz ein, daß sie von oben gut sichtbar und gegen Beschädigungen geschützt ist. In
Ermangelung einer zugeschmolzenen Libelle thut ein Wasserstandsglas, welches zuerst
über einem Schmiedefeuer um ca. 5 Millimet. gebogen,
dann auf 110 Millimet. Länge abgeschnitten, mit Weingeist gefüllt, und mit zwei
guten Korkstöpseln verschlossen wurde, ebenso gute Dienste. Erst nach dem Befestigen
der Libelle werden beide Seiten des Lineales durch Nachhobeln genau justirt. Alsdann
kann auch die verticale Seite des Lineales bei Errichtung verticaler Flächen ebenso
wichtige Dienste thun, wie die gewöhnliche Wasserwaage bei Herstellung horizontaler
Flächen.
Arbeiter, welche das Aufführen hoher Schornsteine als Specialität betreiben, rühmen
dieses Werkzeug als eine wesentliche Erleichterung ihres Geschäftes. G. Heim.
(Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1870, Bd. XIV S. 575.)
Verdampfungsfähigkeit von Kesseln, welche in der Ueberhitze
von Schweißöfen liegen.
J. Fr. Radinger theilt in der Zeitschrift des
österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, 1870 Heft 3, die
Resultate einer Reihe von sehr sorgfältig ausgeführten Versuchen an drei Kesseln des
gräfl. Henckel von Donnersmarck'schen Walzwerkes zu
Zwischenbrücken bei Wien mit, welche bei drei neben einander liegenden Schweißöfen
in üblicher Weise angebracht waren. Aus diesen Versuchen ergibt sich, daß diese drei
Kessel, welche zusammen eine Heizfläche von 400 Quadratfuß oder 40 Quadratmeter
besitzen, während 6 Stunden 30 Minuten eine Wassermenge von 366 Kubikfuß, oder 11,8
Kubikmeter verdampften, was pro Quadratfuß die enorme
Leistung von 0,14 Kubikfuß (8 Pfd.) verdampftes Wasser pro Stunde, oder 45 Kilogr. pro Quadratmeter
ergibt. Diese Resultate wurden mit der Ueberhitze von 7000 Kilogr. Kohlen erreicht,
welche also 11800 Kilogr. Wasser verdampften, d.h. ihr 1,7faches Gewicht.
Gewöhnliche Dampfkessel geben nur 20 bis 25 Kilogr. Dampf pro Stunde und
Quadratmeter. Die Gase ziehen freilich aus den Oefen noch so heiß in die Esse, daß
diese auf 2/3 ihrer Höhe feuerfest ausgemauert seyn muß; das Verhältniß der
Rost- zur Heizfläche ist 1 : 9, während es bei gewöhnlichen Kesseln 1 : 18
bis 1 : 36 ist.
Bei dem Betriebe dieser Oefen werden übrigens pro Tag und Ofen 30 Schienen
fabricirt.
W. Siemens' Pyrometer.
Bekanntlich fehlt es bis jetzt noch an einem zuverlässigen und in der Handhabung
bequemen Instrument zur Messung hoher Temperaturen, d.h. solcher die über dem
Siedepunkte des Quecksilbers, circa 360° C.,
liegen. Von den verschiedenen zu diesem Zweck construirten Apparaten, den
Pyrometern, beruht das Wedgwood'sche, welches in England
noch immer vielfach, weit mehr als in Deutschland angewendet wird, auf der
Eigenschaft des Thones, in der Hitze zu schwinden, also ein kleineres Volumen
anzunehmen, wobei vorausgesetzt wird, daß diese Volumenverminderung proportional der
Höhe der Temperatur sey, welcher der Thon ausgesetzt wird. Daß diese Voraussetzung
nicht zutrifft, ergibt sich schon daraus, daß das Schwinden durch die Entfernung des
Hydratwassers verursacht wird, welche in der Hauptsache bei einer bestimmten
Temperatur stattfindet. Bestätigt wird die Unzuverlässigkeit des Wedgwood'schen Pyrometers auch durch die höchst
verschiedenen, zum Theil geradezu unmöglichen Resultate, welche mit ihm erhalten
worden sind. So gibt z.B. darnach der englische Physiker
Dr. Lardner die Schmelzhitze
des Gußeisens zu 9969° C., die Schweißhitze des Schmiedeeisens zu
11649° C. an, während sicher bei keinem metallurgischen Processe die
Temperatur von 2500° C. erreicht wird.
Bei anderen Pyrometern, den Luftpyrometern, wird die Ausdehnung der erwärmten Luft
zur Messung der Temperatur benutzt; sie sind für den technischen Gebrauch nicht
besonders geeignet und überhaupt nur unter derjenigen Temperatur brauchbar, bei
welcher das die Luft enthaltende Gefäß schmilzt oder erweicht. Die Metallpyrometer,
bei denen die Differenz der Ausdehnung zweier Metalle benutzt wird (in England
neuerdings von Gauntlett in compendiöser Form
hergestellt), sind nur bis etwa zu der Nähe der Rothgluth anwendbar, weil dann
permanente Ausdehnung der Metalle stattfindet. Weiter hat man einen Apparat auf die
Verbindung zweier verschiedener Metalle begründet, welche einen elektrischen Strom
geben. Die Stärke desselben, die gemessen wird und zur Bestimmung der Temperatur
dienen soll, wächst aber durchaus nicht proportional der letzteren. Andere Pyrometer
endlich beruhen auf dem Satze, daß die specifische Wärme von Metallen bei
verschiedenen Temperaturen die gleiche bleibt, daß somit durch Messung der Wärme
welche ein Metallstück in einem erwärmten Raum aufgenommen hat, die Temperatur des
letzteren bestimmt werden kann. Unter Anderen hat der bekannte deutsche Ingenieur C.
W. Siemens in London einen Apparat nach diesem Princip
construirt, der, wie Siemens in der Versammlung des
englischen „Stahl und Eisenvereines“ (Steel and Iron Institute) in Südwales am 6. September d. J. mittheilte,
auf Eisenhütten zur Messung der Temperatur der heißen Gebläseluft, für Hohöfen u.
dgl. viel Anwendung findet. Derselbe liefert, mit gewöhnlicher Geschicklichkeit
benutzt, recht befriedigende Resultate; seine Anwendbarkeit ist aber dadurch
begrenzt, daß Hitze von bestimmter Höhe auf die angewendeten Metalle, Kupfer oder
Platin, verändernd einwirkt, und weiter kann derselbe zur Messung der Wärme in
unzugänglichen Räumen nicht benutzt werden.
Neuerdings hat nun Siemens ein Pyrometer construirt,
welches leicht zu handhaben, allgemein anwendbar und zuverlässig ist und daher für
metallurgische Zwecke besonders geeignet seyn dürfte. Es beruht auf der Eigenschaft
reiner Metalle, dem Durchgange eines elektrischen Stromes einen mit der Temperatur
steigenden Widerstand entgegenzusetzen. Ein Platindraht von bekanntem elektrischem
Widerstand ist um einen Cylinder von feuerfestem Thon gewunden, in welchen
Schraubenwendungen eingeschnitten sind, um die Berührung zwischen den einzelnen
Drahtwindungen zu vermeiden. Dieser umwundene Cylinder wird in ein Platingehäuse
gebracht, wenn die zu messende Temperatur Schweißhitze überschreitet, für Messung
niedrigerer Temperaturen dagegen in ein Eisen- oder Kupfergefäß. Die Enden
des Platindrahtes werden nach außen geführt und innerhalb des sie umgebenden
Behälters mit dickeren kupfernen Leitungsdrähten verbunden, welche, soweit nöthig,
durch Thonröhren und dann durch Kautschuk oder Gutta-percha isolirt sind; sie
münden an dem zur Messung des elektrischen Stromes bestimmten Instrument, das an
einem beliebigen Ort aufgestellt werden kann. Der elektrische Strom, der durch eine
kleine Batterie erzeugt wird, läuft durch die ganze Verbindung und lenkt die
Galvanometernadel in dem eigenthümlichen, nicht näher beschriebenen Meßapparat je
nach der Höhe der Temperatur, welcher der Platindraht ausgesetzt ist, mehr oder
weniger ab. Aus besonderen Tabellen, welche jedem Instrument beigegeben werden, ist
dann die Temperatur zu ersehen, welche irgend einer beobachteten Ablenkung der Nadel
entspricht. Die Platinspirale mit ihrem Gehäuse bleibt entweder fortwährend in dem
Raume, dessen Temperatur zeitweilig gemessen werden soll, oder wird nur für jede
Beobachtung eine oder zwei Minuten lang in denselben gebracht. Letzteres muß stets
in solchen Fällen geschehen, in denen die zu messende Temperatur der Schweißgluth
nahe liegt, da sonst das Gehäuse zerstört werden würde, während das erstere für
Messung niedrigerer Temperaturen, wie in Trocken oder Glühöfen, Heißwindleitungen
etc. das zweckmäßigere ist. Die Genauigkeit des Instrumentes hängt nur von dem
Verhältnisse ab, in welchem der elektrische Leitungswiderstand des Platins mit der
Temperatur zunimmt. Diese Zunahme ist eine bedeutende; der Widerstand wächst vom
Gefrierpunkt bis zu circa 1611° C. um das
Vierfache. Die Zunahme ist aber keine gleichmäßige; sie folgt vielmehr, wie Siemens durch sorgfältige Versuche festgestellt hat,
einem Gesetz, das der Parabel entspricht. (Engineering September 1870, S. 193;
deutsche Industriezeitung Nr. 41.)
Zur wissenschaftlichen Verwerthung des Aneroids; von
Viceadmiral v. Wüllerstorf.
Herr v. Wüllerstorf legte der Wiener Akademie eine
Abhandlung vor, in welcher der wesentliche Unterschied zwischen Aneroid und
Barometer dargethan und gezeigt wird, daß ersteres den Druck der Luft angibt, ohne
selbst von der Schwere beeinflußt zu werden, während die Quecksilbersäule eines
Barometers in gleicher Weise wie die darüber lastende Luftsäule mit der veränderten
Schwere sich im Gewichte verändert, so daß für eine und dieselbe Luftsäule das
Barometer unter jeder Schwere dieselben Angaben liefern wird, was bei dem Aneroide
nicht der Fall seyn kann.
Würden also Aneroid und Barometer für eine bestimmte Schwere ganz gleiche Angaben
liefern, so könnte dieß bei einer Veränderung dieser letzteren nicht mehr möglich
seyn, und es werden die Unterschiede in den gleichzeitigen Angaben beider
Instrumente den Veränderungen der Schwere proportional seyn.
Aus den aufgestellten Grundsätzen ergibt sich die Formel zur Höhenmessung mit dem
Aneroide oder jene der Bestimmung jeder stattfindenden Veränderung der Schwere, also
auch für Beobachtungen an der Oderfläche des Meeres, die Bestimmung der Zunahme der
Schwere vom Aequator zu den Polen. Es versteht sich von selbst, daß die Angaben des
Barometers und des Aneroids fehlerfrei seyn müssen.
Die Fehler in den Angaben des Aneroids können aus Vergleichungen mit einem
corrigirten Barometer ermittelt werden und beziehen sich vorzugsweise auf die
Eintheilung des Zifferblattes und auf die Veränderungen der Temperatur, welche
letzteren auf die in der luftleeren Büchse zurückbleibende oder später eindringende
Luft zurückwirken.
In jedem Falle stellt der Unterschied zwischen Aneroid und Barometer die Summe der
Fehler dar für eine bestimmte Schwere, und dieser Umstand führt zu dem Resultate,
daß der verdoppelte Unterschied A – B + x₀ sich sehr nahe
zum Barometerstande B, wie der Unterschied der Schwere
G – G₀
sich zur Schwere G₀ verhält, für welche letztere
der Indexfehler x₀ des Aneroids dem Barometer
gegenüber Geltung hat.
Schließlich sind Aneroidbeobachtungen mitgetheilt, welche in den Jahren 1857 und 1858
am Bord S. M. Fregatte Novara gemacht wurden und mit den zur selben Zeit geltenden
Barometerständen, wie dieselben im meteorologischen Theile des Novarawerkes
enthalten sind, verglichen worden. Daraus ist F die
Zunahme der Schwere vom Aequator zu den Polen berechnet, und man erhält: aus 248
Beobachtungen im atlantischen Ocean
F = 0,0051161,
aus 161 Beobachtungen im indischen Ocean
F = 0,0050312,
wobei bemerkt wird, daß bei den letzteren Beobachtungen aus
dem Grunde ein Fehler vorausgesetzt werden muß, weil das Aneroid während eines
Sturmes auf den Boden fiel, und wenn auch scheinbar unbeschädigt, doch mindestens
eine Veränderung im Indexfehler erlitten haben muß.
Uebrigens sind die Beobachtungen zu anderen Zwecken gemacht worden und können kaum
volles Vertrauen einflößen, so daß diese Rechnung nicht so sehr die Bestimmung von
F, als den Beweis bezwecken soll, welchen Gebrauch
man von dem Aneroide in wissenschaftlicher Beziehung machen kann.
Die Vermehrung der Schwere vom Aequator zu den Polen wurde von Professor Airy in England (On the figure of
the Earth, Encyclopedia of Astronomy, London 1848) aus
Pendel-Beobachtungen zu 0,005133 bestimmt; es ist somit eine genügende
Uebereinstimmung erzielt worden, um die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Welt
auf diese neue Methode der Bestimmung der Gestalt der Erde zu lenken, um so mehr als
die Beobachtungen der Unterschiede im Stande des Aneroids und Barometers leicht zu
machen und zu wiederholen sind, und am Bord, so weit das fahrbare Meer reicht, unter
immer gleichen Verhältnissen der Beobachtungsörtlichkeit angestellt werden können.
(Anzeiger der Wiener Akademie der Wissenschaften, 1870, Nr. 20.)
Die Production der französischen Glasindustrie; von Bontemps.
Bontemps gibt in einem Werke, mit welchem er sich um den
Montyon'schen Preis für vorzügliche Leistungen auf
dem Gebiete der Statistik bewarb, und welches durch eine ehrenvolle Erwähnung von
der französischen Akademie ausgezeichnet ward,Der Titel dieses Werkes ist: Le Guide du Verrier,
traité historique et pratique de la fabrication des verres,
cristaux, vitraux &c., par M. Bontemps. Paris, 1868.
nachstehende annähernde Daten über die Production der französischen
Glasindustrie:
Geldwerth
GewichtsmengederProducte
GewichtsmengederRohstoffe
GewichtsmengedesBrennmateriales
Anzahl derbeschäftigtenArbeiter
BetragderAreitslöhne
Frcs.
Kil.
Kil.
Kil.
Frcs.
Fensterglas
12,500,000
31,000,000
44,000,000
105,000,000
2700
3,200,000
Spiegelglas
13,000,000
13,800,000
15,260,000
99,500,000
4000
3,500,000
Flaschenglas(110,000,000 Stück)
14,000,000
100,000,000
118,000,000
240,000,000
3800
4,000,000
Krystallglas
14,000,000
11,500,000
15,000,000
38,000,000
5000
4,000,000
Hohlglas
10,000,000
21,000,000
28,000,000
75,000,000
4200
3,300,000
(Comptes rendus, t. LXXI p. 93; Juli 1870.)
Nachweis des Schwefels im Steinkohlengas.
Daß das rohe Steinkohlengas Schwefel enthält, ist bekannt. Der Schwefelkies fehlt in
keiner Steinkohle und der Schwefel desselben geht in verschiedenen Verbindungen in
das Gas über. Eine dieser Verbindungen, das Schwefelwasserstoffgas, wird durch den
Reinigungsproceß vollständig aus dem Gase entfernt; eine andere, der
Schwefelkohlenstoff, dagegen nicht, er bleibt gleichzeitig mit stickstoffhaltigen
Verbindungen darin zurück und verleiht wesentlich dem Gase jenen eigenthümlichen
Geruch, durch welchen es sich, unverbrannt, so leicht bemerklich macht. Die
Gegenwart dieser Schwefelverbindung im Gas läßt sich nach Mittheilung von Ulex in Hamburg in der Versammlung des Vereines für die
Gasfachmänner in folgenden verschiedenen Weisen praktisch ermitteln. Füllt man eine
Platinschale etwa mit 1/2 Liter Wasser und erhitzt sie so lange über einem Bunsen'schen Gasbrenner, bis das Wasser verdampft ist. so
findet man außen an der Schale, da wo die Flamme den Boden derselben berührt, eine
schmierige Flüssigkeit, welche sich als concentrirte Schwefelsäure erweist. Einen
zweiten Nachweis vom Schwefelgehalt des gereinigten Kohlengases kann man sich von
den Lampengläsern verschaffen. Nach kurzer Zeit des Gebrauches beschlagen diese sich
inwendig weiß und zeigen stellenweise Incrustationen. Spült man sie mit Wasser aus,
so findet man in diesem schwefelsaures Ammoniak. – Ein überraschender
Nachweis ist noch folgender. Haben in einem Zimmer einige Abende über eine oder
mehrere Gasflammen gebrannt, so braucht man nur mit den Fingerspitzen an einer
Fensterscheibe mehrmals hin- und herzureiben und diese mit destillirtem
Wasser abzuspülen, um eine Lösung zu erhalten, welche auf Zusatz von Chlorbaryum
weiß und milchig von schwefelsaurem Baryt und auf Zusatz von
Kalium-Quecksilber-Jodid ziegelroth wird. Werden Fenster eines
Zimmers, in welchem Gas brennt, etwa 8 Tage hindurch nicht abgewaschen, so bemerkt
man auf denselben im Schein der Sonne Taufende kleiner, glänzender Krystalle, welche die eben
angeführten Reactionen geben und sich als schwefelsaures Ammoniak erweisen, welches,
da die Lösung sauer reagirt, Ueberschuß an Schwefelsäure hat. Dem Inhalte der
Zimmerluft an sauren schwefelsauren Ammoniakdämpfen ist es höchst wahrscheinlich
zuzuschreiben, weßhalb Pflanzen so schwer in derselben zu ziehen sind und oftmals in
ihr absterben, und weßhalb Personen mit empfindlichen Respirationsorganen über
Trockenheit der Luft in Zimmern wo Gas gebrannt wird, klagen, während in
Wirklichkeit die Feuchtigkeit derselben durch brennendes Gas so bedeutend vermehrt
wird.
Ueber die Reduction der tellurigen Säure durch Traubenzucker;
von Prof. F. Stolba.
Wenn eine Lösung der tellurigen Säure in überschüssiger Kali- oder Natronlauge
mit Traubenzucker erhitzt wird, so bemerkt man bald am Boden des Gefäßes die
Abscheidung eines schwarzen Pulvers.
Wird dieses in einem Filter gesammelt und ausgesüßt, so ergibt sich, daß dasselbe
Tellur sey.
Wendet man verdünnte Lösungen an, eine hinreichende Menge von Traubenzucker und
erhitzt es längere Zeit, so ist die Reduction eine so vollständige, daß die
filtrirte Flüssigkeit, mit den entsprechenden Reagentien geprüft, sich als
vollkommen tellurfrei herausstellt. Durch dieses Verhalten ist demnach ein neues
Reductionsmittel für die alkalische Lösung der tellurigen Säure gegeben und man kann
von diesem Verfahren Gebrauch machen, um Rückstände welche tellurige Säure
enthalten, durch Auskochen mit Natronlauge und nachherige Behandlung mit
Traubenzucker auf Tellur zu verarbeiten.
Ich habe von diesem Verfahren bei der Ausarbeitung einiger Pfunde Tellurerz von
Siebenbürgen Gebrauch gemacht, um den nach Behandlung mit Salpetersäure, dann mit
Königswasser verbliebenen Rückständen den letzten Rest der tellurigen Säure zu
entziehen. Man ersetzt hierbei zweckmäßig die Filtration durch Decantation, nachdem
sich der Niederschlag gut abgesetzt hat.
Es könnte seyn, daß dieses Verhalten auch zur Scheidung des Tellurs vom Selen dienen
könnte, nachdem nach meinen bisherigen Versuchen die selenige Säure unter gleichen
Umständen durch Traubenzucker nicht reducirt werden kann. Die Constatirung bleibt
weiteren Versuchen vorbehalten. (Aus den Abhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft
der Wissenschaften, VI. Folge, IV. Band.)
Verfahren um Lichtseegrün auf Baumwolle mit Jodgrün zu färben;
von E. Ungnad.
Das Garn – 10 Pfd. – wird mit 2 Pfd. Sumach heiß schmackirt und dann
vier Stunden lang auf eine kalte Beize von zinnsaurem
Natron (Präparirsatz) von 4° Baumé Stärke gestellt und auf dem Bade
tüchtig umgezogen.
Das so gebeizte Garn wird dann auf einer kalten schwach sauren Flotte umgezogen, um
das Natron wieder zu entfernen und die Zinn säure auf der Faser zu befestigen. Man
säuert das Bad am besten mit etwas Schwefelsäure an.
Das so behandelte Garn kommt nun auf die Färbeflotte. Dieser setzt man auf die oben
angegebene Quantität Waare 1/4 Pfd. Leim und den Absud
aus 1/4 Pfd. Sumach hinzu. In dieser Flotte, welche kalt
angewendet wird, färbt man aus.
Man kann das Grün auch auf die oben beschriebene Art ohne Zuhülfenahme des zinnsauren
Natrons und des sauren Bades herstellen, muß aber in diesem Falle die Sumach- und Leim menge
verdoppeln. Indessen erhält man nach dieser Methode niemals ein so klares Grün wie
nach Beizung mit zinnsaurem Natron und Durchnahme durch Säure, also Fixirung von
Zinnsäure auf der Faser.
Der Herstellungspreis der Farbe beläuft sich auf ca. 10
Sgr. pro Pfd. Garn, exclusive Arbeitslohn. (M. Reimann's Färberzeitung, 1870, Nr. 3.)
Theerasphaltüberzug zum Schutz gußeiserner Wasserröhren gegen
das Rosten.
Nach dem Scientific American vom 21. Mai 1870 hat sich,
zufolge einer zehnjährigen Erfahrung, das Ueberziehen gußeiserner Wasserröhren mit
Theerasphalt (Theerpech) bei den Cochituate-Wasserwerken zu Boston so gut
bewährt, daß es dort allgemein angenommen worden ist. Auch in Deutschland, dem
Vernehmen nach z.B. in Frankfurt a. M., ist dieses Verfahren mit Vortheil in
Anwendung gekommen. Das Verfahren, welches Dr. Smith für Amerika patentirt wurde, besteht in
Folgendem:
Der Theer wird durch Destillation, oder einfaches Erhitzen, von den flüchtigen Oelen
so weit befreit, daß er die Consistenz von Wachs oder die eines dicken Syrupes
angenommen hat. Ein beim Erkalten hart und spröde sich zeigendes Theerpech ist zu
vorliegendem Zwecke ungeeignet. Das Material von der richtigen Beschaffenheit wird,
in geeigneten Gefäßen auf 150° C. erhitzt, auf dieser Temperatur erhalten,
worauf man die von Rost und anhängenden Unreinigkeiten gereinigten gußeisernen
Gegenstände (Röhren und dergl.) 1/2–3/4 Stunden lang, oder bis sie überhaupt
die Temperatur des Bades angenommen haben, eintaucht. Dieselben können zweckmäßiger
Weise auch vor dem Eintauchen erwärmt werden. Um die richtige Beschaffenheit des
Bades zu erhalten, setzt man demselben öfters Stücke frischen Theerasphaltes, sowie
täglich wenigstens 8 Proc. dickes Leinöl zu, nöthigenfalls ist schließlich der
Kessel ganz zu entleeren und frisch zu beschicken.
Nach der Entfernung aus dem Bade läßt man die gußeisernen Gegenstände so abtropfen,
daß ein gleichmäßiger Ueberzug entsteht. Letzterer darf nach dem Erkalten nicht
spröde, sondern muß zähe und nicht zum Abspringen geneigt seyn. (Bayerisches
Industrie- und Gewerbeblatt, 1870 S. 246.)
Chemisches Mittel zum Entkletten der Wolle ohne die Wolle
selbst anzugreifen.
Julius Boode, Schönfärber in Aachen, empfiehlt zum
Entkletten der Wolle das folgende Verfahren:
Auf 100 Pfund Tuch wird eine reine mit einem Haspel versehene Holzbütte, mit reinem
kaltem Wasser, 1 1/2 Pfd. Borax, 5 Pfd. Alaun und 3 Pfd. schwefelsaurer Thonerde,
welche zuvor in heißem Wasser gelöst werden, gefüllt; hierauf wird englische
Schwefelsäure beigegeben, bis das Bad eine Stärke von 6° nach dem
100theiligen Aräometer (4° Baumé) zeigt.
Die Tuche – selbstverständlich nur weiße, später zum Färben bestimmte –
werden nach dem letzten Auswaschen in dieses Bad genommen, 20 Minuten gedreht,
herausgenommen, 4 Stunden glatt liegen gelassen, nachher in großer Hitze getrocknet,
dann in Soda ausgewaschen und gewalkt wie gewöhnlich.
Um dasselbe Verfahren für Wolle anzuwenden, nimmt man auf 100 Pfd. Wolle 2 1/2 Pfd.
Borax, 7 Pfd. Alaun, 4 Pfd. schwefelsaure Thonerde und englische Schwefelsäure bis
das Bad 6° zeigt, – die Wolle wird nach der Wäsche 1 1/2 Stunden lang
in dieses Bad genommen, dann 4 Stunden in den Körben stehen gelassen und ebenfalls
scharf getrocknet.
Das Bad bleibt stehen, man setzt jedesmal bei erneutem Gebrauche Borax, Alaun,
schwefelsaure Thonerde und Schwefelsäure zu, bis das Bad 6° zeigt.
Hierbei ist zu beobachten, daß die so behandelte Wolle nicht auf Hürden getrocknet
werden kann, da sie diese beschädigen würde; vielmehr hat das Trocknen der Wolle auf
Lattengestellen mit mehreren Etagen zu geschehen, welche in einem entsprechend
erwärmten Trockenraume aufgestellt sind.
Ueber einen von einem Industriellen des Landes angestellten Versuch wird uns
Folgendes mitgetheilt:
„Wir machten eine Probe mit 20 Pfd. gewaschener Wolle, und ließen einer
gleichen Quantität von Hand entkletteter Wolle dieselbe Farbe geben, wie der
chemisch behandelten. Es wurden nun beide Partien zugleich auf einem Wasserwagen
gesponnen, und es ergab sich, daß bei der chemisch präparirten Wolle nicht Ein
Faden wegen Kletten riß, während bei der von Hand gereinigten dieses öfters
vorkam; auch zeigte es sich, daß die chemisch behandelte Wolle an ihrer Kraft
und Zähigkeit gegenüber der anderen Partie Nichts verloren hatte.
An dem fertigen Tuche zeigte sich nun dieselbe Weichheit bei beiden Partien,
dagegen fanden sich in der von Hand entkletteten Partie noch viele Noppen und
Unreinigkeilen, während das andere Stück vollkommen rein war.“
(Württembergisches Gewerbeblatt.)
Herstellung wasserdichter Zeuge zu Wagendecken etc.
Wasserdichte Zeuge zu Wagendecken etc., wie sie in Frankreich angewendet werden,
sollen nach dem Journal of applied Chemistry, vol. V p. 118 in folgender Weise hergestellt werden. Es
werden
106,5 Grm.
Kautschuk,
175 „
feingesiebte Sägespäne,
10 „
Schwefelpulver,
25 „
gelöschter Kalk,
125 „
schwefelsaure Thonerde,
125 „
Eisenvitriol,
10 „
Werg
in einem erwärmten Cylinder zu einem ganz gleichmäßigen Teig
zusammengemischt, der in dünne Kuchen geformt wird. Diese werden in kleine Stücke
zerschnitten und in der doppelten Gewichlsmenge Terpenthinöl, Benzin, Petroleum und
Schwefelkohlenstoff gelöst, wozu bei 5- oder 6maligem Umrühren ca. 24 Stunden nöthig sind. Diese Lösung wird mit
Messern oder Walzen auf die wasserdicht zu machenden Zeuge aufgetragen. Um dem Zeuge
Glanz zu geben, wird er durch Walzen mit Pappüberzug passirt; dann wird er über eine
hohle eiserne Röhre gewickelt, die, um das Anhaften zu verhindern, mit Zeug
überzogen ist, und auf dieser in einem geschlossenen Cylinder eine Stunde lang einem
Dampfstrom von 4. Atmosphären ausgesetzt. Soll der Ueberzug eine schwarze Farbe
erhalten, so wird auf ihn mittelst einer Bürste eine Lösung von Eisenvitriol und
eine Abkochung von Galläpfeln und Blauholz aufgetragen. – Auf ähnliche Weise,
wie die obige Ueberzugsmasse, wird ein Wasser- und dampfdichter Kitt
hergestellt, der in Frankreich zu ca. 4 Frcs. pro Kilogrm. verkauft wird. Es werden nämlich für diesen
Zweck 2125 Grm. Kautschuk in Benzin gelöst und in diese Lösung folgende Substanzen
gut eingerührt:
1500 Grm.
Sägespäne,
200 „
Schwefelpulver,
300 „
Mennige oder Glätte,
500 „
Alaun,
500 „
gelöschte Kalk,
500 „
Werg.
(Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 37.)