Titel: | Der Fosberry-Mitrailleur im Parallel-Schießversuche mit anderen Schießwaffen, bei unbekannten Zielentfernungen. |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XIII., S. 44 |
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XIII.
Der Fosberry-Mitrailleur im
Parallel-Schießversuche mit anderen Schießwaffen, bei unbekannten
Zielentfernungen.
Nach Engineering, October 1870, S.
302.
Neue Schießversuche mit dem Fosberry-Mitrailleur bei
unbekannten Zielentfernungen.
Die bisher zur Vergleichung der Wirkungen des Fosberry-Mitrailleur mit denen gezogener Feldgeschütze und Gewehre,
sowie des Gatling-Geschützes angestellten
SchießversucheMan sehe die bezügliche Mittheilung im polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVIII
S. 289. basirten auf bekannte Zielentfernungen, was nach Eliminirung von Versagern,
unthätig gebliebenen Zündern oder sonstigen minder wichtigen Ursachen
zuzuschreibenden Schießfehlern, wohl die relative Zerstörungskraft dieser Waffen zur
Anschauung bringt, dabei aber deren Schußwirkung auf unbekannte, vom Schießenden
erst zu taxirende Distanzen ganz außer Acht und somit ein Element in Frage läßt,
dessen Wichtigkeit für Beurtheilung des Waffen-Werthes sich auch bei den im
Herbste dieses Jahres zu Dartmoor ausgeführten Schießversuchen der Feldartillerie
recht deutlich herausstellte. Die Commission hielt es deßhalb für nöthig, in dieser
letzteren Beziehung noch Vergleichsversuche anzustellen, deren Ausführung im
September 1870 erfolgte, welchen neueren Versuchen, ohne besondere Befehle des
Kriegs-Ministeriums, keine weiteren mehr folgen werden, da die Commission
diesen Theil ihrer Untersuchungen nun als geschlossen betrachtet und daher den
darauf bezüglichen Bericht auch bereits eingesendet hat, während dort andere Fragen
(wie z.B. die der genügenden Haltbarkeit für die Specialitäten des
Mitrailleur-Gebrauches) noch immer einer eingehenden Erwägung unterworfen
werden.
Diese Vergleichs-Schießversuche auf unbekannte, für jede Schutz-Serie
von einem anderen commandirenden Officier zu bestimmende Distanzen, welche den
früher mitgetheilten an Interesse mindestens nicht nachstehen, wurden zu Shoeburyneß
gegen 134, Infanteristen vorstellende Strohmänner ausgeführt, die in zerstreuter
Ordnung auf unebenem Grund placirt, einen retirirenden Truppentheil von 98 Yards
Frontbreite und 35 Yards mittlerer Tiefe bei etwas zurückgezogenem linken Flügel
darstellten, und lieferten mit den sämmtlichen dabei adoptirten Schießwaffen
folgende Resultate:
Serie I. – Indischer Vorderladungs-Bronze-9Pfünder mit
Shrapnels feuernd.
Textabbildung Bd. 199, S. 45
Positionen Nr; Taxirte Entfernung
Yards; Elevation; Grad; Minuten; Zum Feuern verwendete Zeit; Anzahl der
abgegebenen Schüsse; Gesammtzahl der Treffer; Anzahl der außer Gesecht gesetzten
Infanteristen; Bemerkungen; Zünderbohrung von 3/10
auf 1 1/2 Zehntel geändert, 2 Schüsse zu hoch, 3 wirksam. Zünderbohrung 3/10.
Bohrer abgebrochen; Zünderbohrung von 3 1/2 Zehntel. Zünderbohrung von 5/10. Der
Ordonnanz-Hakenbohrer zerbrochen; Summe
Serie II. – Hinterladungs-Feld-12 Pfünder mit Shrapnels
feuernd.
Textabbildung Bd. 199, S. 45
Zünderbohrung 2 1/2 Zehntel; 4
Zünderbohrungen 2/10 2 Schüsse zu hoch; Zünderbohrung 3/10; Aufenthalt durch
beim ersten Schuß zerbrochenen Sicherheitsstift des Zünders; Zünderbohrung von 4
1/2 Zehntel auf 5/10 und dann wieder auf 4 1/2 Zehntel geändert; Summe
Serie III. – Sechs Martini-Henry-Gewehre.
Textabbildung Bd. 199, S. 46
Positionen Nr; Taxirte Entfernung
Yards; Elevation; Grad; Minuten; Zum Feuern verwendete Zeit; Anzahl der
abgegebenen Schüsse; Gesammtzahl der Treffer; Anzahl der außer Gesecht gesetzten
Infanteristen; Bemerkungen; Per Mann abgegebene Schüsse. Summe
Serie IV. – Fosberry-Mitrailleur.
Textabbildung Bd. 199, S. 46
Neun Patronenplatten aufgerissen,
ein Versager, eine Hülse klemmte sich, zwei bliesen aus; Neun Platten
aufgerissen, 3 Versager, 6 eingeklemmte Hülsen; Eilf Platten aufgerissen, 9
neuen und 2 alten Patronenmodelles; Summe
Serie V. – Sechs umgeänderte Snider-Gewehre.
Textabbildung Bd. 199, S. 46
Per Mann abgegebene Schüsse; Per Mann abgegebene Schüsse; Per Mann
abgegebene Schüsse; Summe
Hinsichtlich der zweiten, dem Feld-12Pfünder zugefallenen Versuchsserie
verdient bemerkt zu werden daß die, namentlich in der ersten und dritten Position
gebrauchten längeren Zeiten dem umständlicheren Tempiren des
Zeitzünder-Systemes zuzuschreiben sind. Die fünf Schüsse der zweiten Position
von Serie I nahmen ungewöhnlich viel Zeit in Anspruch, weil bei vieren derselben
Stellungs- und bei einem Elevations-Wechsel stattfand. – Die
Schüsse mit dem Martini-Henry- und mit dem
umgeänderten Snider-Gewehr gaben sechs Mann der
schottischen Füsiliergarde unter Commando des Oberstlieutenant Fletcher ab. Bei letzterem Gewehr waren die Schußresultate der Position I
nicht rechtzeitig notirt worden, daher die Totalsumme der Treffer von Serie V nicht
richtig erscheint. – Die 2 1/2 Minuten betragenden Zwischenzeiten zwischen je
5 der auf 6 verschiedene Zielentfernungen abgegebenen Kanonenschüsse wurden jedesmal
zur Abgabe des Mitrailleur und Kleingewehr-Feuers benutzt, wobei das
Zurückstehen an Wirkung auf Position 3 der Serie III auf Anwendung von Patronen
neuen Modelles beruht, welche mit stärkerem Pulver gefüllt waren, was bei
ungeänderter Richtung des Mitrailleur diese Schüsse zu hoch gehen ließ. Auf weite
Zielentfernungen sind die besten Erfolge offenbar mit dem indischen
Bronze-Feldgeschütz und mit dem Hinterladungs-12Pfünder erhalten
worden, welchen die des Martini-Henry-Gewehres am nächsten kommen, während der
Mitrailleur und das Snider-Gewehr in dieser
Beziehung am schwächsten sind. Auf nahe Distanzen aber
zeigt sich der Mitrailleur überlegen, was für seine Verwendungsweise maßgebend seyn
dürfte, denn auf 1000 bis 2000 Yards, der geeignetsten Schußweite für das
Feldgeschütz, kann er gegen letzteres so wenig aufkommen, daß etwa zwei Geschütze
eine Batterie von sechs Mitrailleurs in wenigen Minuten durch Demontirung und
Mechanismusstörung zum Schweigen bringen würden, – während andererseits die
Mitrailleurs auf nahe Distanzen in kürzerer Zeit ein tödtlicheres Feuer liefern und
dabei weniger Material, weniger Mannschaft und weniger Pferde als die Feldartillerie
exponiren, was sie unter diesen Umständen weniger leicht wegnehmen läßt. Ueber
weitere, auch mit dem Gatling-Geschütz angestellte
Schießversuche sind die Resultats noch nicht bekannt geworden.