Titel: | Ueber die Wirkung von Eismaschinen; nach Professor C. Linde. |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XCIV., S. 362 |
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XCIV.
Ueber die Wirkung von Eismaschinen; nach
Professor C.
Linde.
Linde, über die Wirkung von Eismaschinen.
In einer längeren Abhandlung im bayerischen Industrie- und
Gewerbeblatt, 1870 S. 205, 321 und 363, erörtert Prof. C. Linde in München die Frage, unter
welchen Umständen eine sogen. Eismaschine, welche auf Wärmeentziehung durch
mechanische Mittel, auf Expansion entweder eines permanenten Gases oder einer
verdampfenden Flüssigkeit beruht, einen möglichst günstigen Effect geben könne.
Er kommt dabei unter Anderem zu dem Resultat, daß eine theoretisch vollkommene
Eismaschine pro Stunde und Pferdekraft 147 Kilogrm.,
also in 10 Arbeitsstunden circa 30 Ctr. Eis von –
3° C. aus Wasser von 10° C. erzeugen könne. Einen Verbrauch von 1,47
Kilogrm. Kohlen pro Stunde und Pferdestärke
vorausgesetzt, würde sonach 1 Pfd. Kohlen zur Erzeugung eines Centners Eis genügen.
Die wirklich ausgeführten Eismaschinen weisen höchstens 10 Proc. dieser Leistung
auf, d.h. in den besten Eismaschinen wird zur Erzeugung von 10 Pfd. Eis mindestens 1
Pfd. Kohlen verbraucht. Da also die Effectverluste 9/10 der disponiblen Leistung
betragen, so steht die Aussicht auf eine solche Lösung der in den Eismaschinen
vorliegenden Aufgabe noch offen, durch welche die Productionskosten des Eises
bedeutend unter das gegenwärtige Maaß heruntergezogen werden könnten, wobei übrigens
nicht zu verkennen ist, daß ein großer Theil jener Effectverluste durch Umstände
bedingt ist, die sich nicht beseitigen lassen.
Als erste Bedingung für eine ökonomische Eismaschine ist es zu betrachten, daß man
die Temperatur des vermittelnden Körpers während der Expansion nicht niedriger
und während der Compression nicht höher halte, als es absolut nothwendig ist. Es muß
auf diese so selbstverständlich scheinenden Bedingungen mit um so größerem Nachdruck
hingewiesen werden, als dieselben vielfach nicht erkannt und gewürdigt zu seyn
scheinen. Die Erhaltung der Expansionstemperatur auf möglichster Höhe setzt u.a.
voraus, daß auch die Temperatur des abzukühlenden Körpers nicht unter das absolut
nöthige Niveau heruntergezogen werde. Es erscheint von diesem Gesichtspunkte aus die
Abkühlung des Eises in den Eismaschinen weit unter den Gefrierpunkt als irrationell.
Wenn auch einige Grade unter Null dem Eise die nöthige Consistenz und
Transportfähigkeit zu verleihen geeignet sind, so muß doch der Proceß in solchen
Eismaschinen, welche das Eis mit viel niedrigerer Temperatur liefern, vom
Standpunkte der Oekonomie aus geradezu als fehlerhaft bezeichnet werden. Während
häufig zur Beleuchtung der Vortrefflichkeit einer Maschine gerühmt wird, sie arbeite
mit so und so niedrigen Temperaturen, so sollte gerade das Umgekehrte geschehen, es
müßte nachgewiesen werden daß sie Eis erzeuge, ohne daß der Proceß sehr weit unter
den Gefrierpunkt des Wassers greife. Denn jene Anpreisung ist nichts anderes, als
der sichere Nachweis dafür, daß die Maschine viel Arbeit consumirt. Allerdings
können dadurch ihre Dimensionen kleiner und die Anschaffungskosten geringer
ausfallen, allein dieser Vortheil wird im Allgemeinen gegen den Nachtheil der
belasteten Betriebskosten verschwinden. (Deutsche Industriezeitung, 1871, Nr.
6.)