Titel: Control-Thermometer von Chr. Oechsle, Mechaniker in Pforzheim.
Fundstelle: Band 200, Jahrgang 1871, Nr. IX., S. 22
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IX. Control-Thermometer von Chr. Oechsle, Mechaniker in Pforzheim. Mit Abbildungen auf Tab. I. Oechsle's Control-Thermometer. Schon im vorigen Jahre hatte Herr Director Huber die Güte, in diesem Journal (Bd. CXCV S. 313) das von mir construirte Control-Thermometer zu besprechen, und ich gebe nun im Nachfolgenden über dessen Anwendbarkeit und Einrichtung eingehendere Mittheilung. Der Zweck des Instrumentes ist: Temperaturen welche sich innerhalb einer bestimmten Grenze bewegen dürfen, zu controlliren und das Ueberschreiten derselben durch ein hörbares Zeichen kundzugeben. Es läßt sich dieses nur durch Anwendung eines genauen Metallthermometers erreichen, welcher mit einem galvanischen Clement und einem einfachen elektromagnetischen Läutewerk verbunden ist. Quecksilber-Thermometer mit eingeschlossenen Platindrähten können nur beschränkte Anwendung finden, da die letzteren nicht verschiebbar sind und stets nur eine und dieselbe Temperatur controlliren können; außerdem haben sie den Nachtheil, daß das die Platinspitze berührende Quecksilber sich in kurzer Zeit oxydirt und das Instrument unbrauchbar macht. Diesen Mängeln ist bei dem von mir construirten Control-Thermometer begegnet, indem mit demselben jede beliebige Temperatur bis zu 500° Celsius überwacht werden kann und keinerlei Störung durch Oxydation u.s.w. eintritt. Einen weiteren Vortheil bietet das Instrument dadurch, daß es sowohl als Maximum- wie auch als Minimum-Thermometer gebraucht werden kann, und einen richtigen Thermometrographen ersetzt. Für Temperaturen welche zwischen 0 und 100° Celsius liegen, ist die Scala in einzelne Grade getheilt; bei höheren Temperaturen aber bis zu 200° C. von 2 zu 2, und bei solchen bis zu 500° C. von 5 zu 5 Graden. Das Princip des Instrumentes ist das des Breguet'schen Metallthermometers und besteht dessen thermoskopischer Theil in einer Spirale, welche aus Platin und chemisch reinem Silber zusammengeschweißt ist. Dieses vorausgeschickt, gehe ich zur speciellen Beschreibung des in Figur 25 und 26 dargestellten Instrumentes über. a, Figur 25, ist die erwähnte Platin- und Silberspirale, deren unteres Ende bei b fest mit der dieselbe umgebenden Metallhülse verbunden ist, während ihr oberes Ende bei c an der den Zeiger tragenden Welle befestigt ist. Die Metallhülse ist von beiden Seiten durchbrochen, damit die Temperatur leichter auf die Spirale einwirken kann. Auf der Metallhülse ist das Zifferblatt d, d befestigt, durch welches die den Zeiger tragende Welle geht. Das Zifferblatt ist mit einer Scheibe von starkem Spiegelglase e, e bedeckt, an deren Rand sich die beiden Fortleiter f und f' des elektrischen Stromes an jedem beliebigen Punkte isolirt feststellen lassen. Diese Fortleiter tragen Kupferdrähte, an deren Enden Platinspitzen angebracht sind. Die Spitze des Zeigers z ist ebenfalls mit Platinspitze versehen. Das ganze Instrument steht auf einem festen Fuße F. E ist ein Meidinger'sches galvanisches Element. Das einfach construirte Alarm-Instrument Fig. 26 besteht aus dem Elektromagneten M, der Glocke G und dem Hammer H; außerdem trägt es die verschiedenen Verbindungsschrauben zur Fortleitung des elektrischen Stromes. Angenommen, es soll eine Temperatur welche sich zwischen 30 und 50° C. bewegen darf, controllirt werden. Zu diesem Zwecke sind die beiden Fortleiter f und f' mit Leitungsdrähten versehen, welche sich bei 6 zu einem vereinigen. Dadurch wird erreicht, daß sowohl die höchste als auch die niedrigste Temperatur controllirt wird. Der Gang des Ganzen ist nun folgender: Der elektrische Strom tritt von 1 am Element über 2 in das Zifferblatt ein, und geht von hier durch die Welle auf den Zeiger über. So lange nun die Temperatur sich innerhalb der vorgeschriebenen Grenzen bewegt, bleibt der galvanische Strom offen und das Läutewerk außer Thätigkeit; sinkt oder steigt aber die Temperatur über die vorgeschriebene Grenze, so wird durch Berührung des Zeigers gegen den einen der Fortleiter der Strom geschlossen. Derselbe geht dann über 3 nach 4 oder 5, von da über 6 nach 7. Von hier tritt derselbe bei 8 in die Drahtwindungen des Elektromagneten ein, durchläuft dieselben und tritt bei 9 aus, geht von hier über 10 auf die den Hammer tragende Metallfeder und bei Berührung derselben gegen den in 11 angebrachten Platinstift über 11 nach der Klemmschraube 12 und von da nach dem anderen Pole des Elementes. So lange nun der elektrische Strom durch den Zeiger des Instrumentes geschlossen ist, wird der Elektromagnet in Thätigkeit seyn. Da aber durch die Anziehung des Ankers die Fortleitung des Stromes bei 11 eine Unterbrechung erleidet, so wird hierdurch der Hammer in eine schwingende Bewegung versetzt und in Folge dieser das Zeichen an der Glocke so lange fortsetzen, als die Berührung des Zeigers mit einem der Fortleiter f andauert. Soll das Instrument zur Kontrolle der Temperatur eines geschlossenen Raumes, z.B. eines Kessels, einer Luftleitungsröhre, eines Backofens u.s.w. gebraucht werden, so bleibt der Fuß weg, und es wird an der die Spirale enthaltenden Metallröhre eine Deckplatte angebracht, vermittelst welcher dieselbe luftdicht auf dem betreffenden Raum angeschraubt werden kann. Das Instrument ist anwendbar: in chemischen Fabriken und Laboratorien zur Controlle von Trockenräumen, in Zuckerfabriken im Vacuum-Apparate, in Apparaten welche mit überhitztem Dampfe arbeiten, in großen Bäckereien im Backofen, bei Fermentationen welche eine bestimmte Temperatur nicht überschreiten dürfen, in Gewächshäusern deren Temperatur in bestimmten Grenzen gehalten werden muß, in Bergwerken u.s.w. Die Länge des Instrumentes richtet sich nach dem Zweck zu welchem es verwendet werden soll, und kann bis auf 4 bis 5 Fuß ausgedehnt werden. Das Thermometer kann in einem entfernten Raum aufgestellt worden, während sich das Läutewerk in einem Zimmer, Comptoir etc. befindet. Der Preis des Instrumentes ist, ohne Läutewerk, aber mit Maximum- und Minimum-Zeiger versehen (Thermometrograph) 28 fl., sammt Läutewerk und Meidinger'schem Elemente 38 fl. Die Zeichnung stellt dasselbe in halber Größe dar.

Tafeln

Tafel Tab. I
Tab. I