Titel: Wiederherstellung der in der Photographie benutzten Silberlösung; von Dr. Gräger.
Fundstelle: Band 200, Jahrgang 1871, Nr. XXXIII., S. 109
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XXXIII. Wiederherstellung der in der Photographie benutzten Silberlösung; von Dr. Gräger. Gräger, Wiederherstellung der in der Photographie benutzten Silberlösung. In Folge der großen Ausbreitung der Photographie wird an den Chemiker sehr häufig die Anforderung gestellt, aus den durch einen längeren Gebrauch für fernere Arbeiten untauglich gewordenen Silberflüssigkeiten das Silber so wieder herzustellen, daß es von Neuem benutzt werden kann. Nach dem gewöhnlich befolgten Verfahren fällt man das Silber durch Salzsäure oder auch Kochsalz, wäscht das entstandene Chlorsilber vollständig aus, trocknet es und reducirt nach einer der bekannten Methoden, und verwandelt alsdann das so reducirte Silber, durch Auflösen in Salpetersäure, wieder in salpetersaures Silberoxyd. Eine Zeit lang habe ich selbst mich dieses Verfahrens bedient, um das Silber aus den Auflösungen, die unbrauchbar geworden waren, wieder zu gewinnen. Aber es ist ein langer und auch kostspieliger Weg, besonders wenn es sich, wie dieß doch häufig vorkommt, nicht gerade um große Mengen von Silberflüssigkeit handelt, indem kleinere fast dieselbe Mühe und Zeit in Anspruch nehmen, wie größere Quantitäten. Es gibt zwar, namentlich in größeren Städten, Anstalten welche die Verarbeitung dieser Flüssigkeiten, behufs Abscheidung des Silbers, und dessen Umwandlung in salpetersaures Silberoxyd übernehmen, allein letzteres wird, abgesehen von den nicht unbedeutenden Kosten, auch noch durch Porto etc. so vertheuert, daß dem Photographen nur ein geringer Nutzen übrig bleibt, wenn er auf diese Weise sein Silber wieder gewinnen will. In der Regel enthält eine solche Flüssigkeit neben etwas Alkohol: Ammoniak-, Cadmium-, Zink-, Eisen- und Kupfersalze, letzteres Metall wahrscheinlich unmittelbar aus einem nicht ganz reinen salpetersauren Silberoxyde herrührend. Es lag nahe, die Abscheidung dieser Metalle durch Eindampfen der Flüssigkeit, Schmelzen des Rückstandes, Wiederauflösen desselben und Filtration, wo dann die verunreinigenden Körper zurückbleiben, zu bereiten. In der Regel gelingt das so auch ganz gut, doch bleiben leicht kleine Mengen von salpetersaurem Cadmium unzerlegt und gehen wieder in das salpetersaure Silber über. Vollständig und sicher gelingt dagegen die Abscheidung, wenn man die betreffende Flüssigkeit in einer Porzellanschale oder einem Glaskolben zum Kochen erhitzt, ihr frisch gefälltes und völlig ausgewaschenes Silberoxyd zusetzt und sie damit einige Zeit im Kochen erhält. Man läßt absetzen, filtrirt, verdampft zur Trockne und schmilzt zur Zerstörung der Ammoniaksalze den Rückstand, der reines salpetersaures Silberoxyd ist. Da man immer einen gewissen Ueberschuß an Silberoxyd anwenden wird, so ist auch der abgeschiedene Niederschlag mehr oder weniger reich an solchem; um dieses nicht zu verlieren, bewahrt man ihn am besten im feuchten Zustande auf, um ihn bei nachfolgenden Arbeiten in gleicher Weise zu benutzen, bis er sein Silber abgegeben hat. Die Photographen, deren Silberauflösungen, die unbrauchbar geworden waren, ich auf die angegebene Weise wieder herstellte, haben keinen Unterschied dieses gegen zum erstenmal angewendetes salpetersaures Silberoxyd gefunden, und sich demgemäß ihre Flüssigkeiten stets durch mich wieder herstellen lassen. (Photographische Zeitschrift „Licht,“ Februar 1871, S. 311.)