| Titel: | Direct wirkende Dampfpumpe, erbaut von Hayward Tyler und Comp. in London. | 
| Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. XLVII., S. 173 | 
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                        XLVII.
                        Direct wirkende Dampfpumpe,
                           								erbaut von Hayward
                              									Tyler und Comp. in
                           								London.
                        Nach Engineering,
                              									Januar 1871, S. 46; aus dem polytechnischen Centralblatt, 1871
                              									S. 291.
                        Mit Abbildungen auf Tab. IV.
                        Direct wirkende Dampfpumpe nach Cope und
                           								Maxwell.
                        
                     
                        
                           Hayward Tyler und Comp., die Erbauer der nach den
                              									Entwürfen von Cope und Maxwell in Cincinnati construirten
                              									Universal-Dampfpumpe, haben vor einiger Zeit nach den
                              									Plänen der eben genannten Ingenieure eine neue Dampfpumpe
                              									angefertigt, welche nicht sowohl bestimmt ist, die erstere zu
                              									verdrängen, als vielmehr in solchen Fällen angewendet zu werden,
                              									in welchen ein längerer Schub nothwendig ist. Eine solche Pumpe
                              									ist kürzlich auf der Broad-Oak Kohlengrube zu Loughor,
                              									Llanelly, in Betrieb gesetzt worden. Fig.
                                 										15 zeigt die allgemeine Anordnung der Maschine. Der
                              									Dampfcylinder hat 40 Zoll Durchmesser, und die Kolbenstange ist
                              									durch beide Cylinderdeckel durchgeführt, so daß sie zwei
                              									Mönchskolben von 8 Zoll Durchmesser bildet. Jede Pumpe ist mit
                              									einem Saug- und Steigventile von der gewöhnlichen
                              									Tellerform versehen, welches nach oben und unten geführt ist,
                              									und 6 Zoll Durchmesser bei 5/8 Zoll Hub besitzt. Diese Pumpe
                              									hebt 15000 Gallons (65 Kubikmeter) Wasser per Stunde in einem einzigen Satze auf 670 Fuß Höhe,
                              									und noch durch etwa 490 Yards (1470 Fuß) horizontale Röhren.
                              									Dabei arbeitet sie so ruhig und gut, daß der Besitzer der Grube
                              									sich außerordentlich lobend darüber ausspricht.
                           Die Haupteigenthümlichkeit der Pumpe besteht in der Art der
                              									Dampfvertheilung. Die Anordnung der Steuerung ist aus den Figuren 16, 17
                              									und 18
                              									ersichtlich, welche den oberen Theil des Cylinders und den
                              									Schieberkasten bezüglich im Längendurchschnitt, Querdurchschnitt
                              									und Grundriß darstellen. Bei der
                              										Universal-DampfpumpeBeschrieben im polytechn. Journal, 1668. Bd. CXC S.
                                    											258. liegt der Schieber innerhalb des Dampfkolbens, und wird
                              									nur durch den Dampf allein, ohne die Vermittelung irgend welcher
                              									Steuerungstheile betrieben. Bei der vorliegenden Maschine
                              									dagegen ist der Schieber außerhalb angebracht und wird durch
                              									einen besonderen, im Dampfkasten liegenden Kolben bewegt, dessen
                              									Bewegungen durch eine außerordentlich einfache und sinnreiche
                              									Steuerung geregelt werden. Der Dampfcylinder ist von
                              									gewöhnlicher Construction, mit Dampfeinlaß- und
                              									Auslaßcanälen an beiden Enden, welche durch zwei Schieber C, C bedeckt sind. Diese beiden
                              									Schieber sind durch seitliche Rahmen zusammengehalten, so daß
                              									sie eine Art hohles Viereck bilden, innerhalb dessen der
                              									Hülfscylinder D liegt. Dieser
                              									Cylinder ist fest an den Schieberspiegel befestigt; Alles wird
                              									vom Dampfkastendeckel überdeckt, wie aus den Figuren zu ersehen
                              									ist. In dem Hülfscylinder befindet sich ein gewöhnlicher Kolben
                              										E mit hohler Stange g, g, welche durch ausgebohrte
                              									Oeffnungen in den Cylinderdeckeln hervorragt und mit ihren Enden
                              									sich direct an den Hauptschieber anlegt, so daß dessen
                              									Hin- und Herbewegung dadurch regulirt wird. Die Bewegung
                              									des Hülfskolbens aber wird wieder durch den Hauptkolben
                              									geregelt, wie sofort gezeigt werden soll. Zwischen den Enden der
                              									hohlen Kolbenstange g und dem
                              									Hauptschieber C ist ein klein wenig
                              									Spielraum, so daß immer nur das eine oder andere Ende durch die
                              									Berührung mit den ebenen Flächen F
                              									geschlossen wird. Der Hülfscylinder ist mit einem kleinen
                              									Ausströmungsschieber H versehen,
                              									welcher sich im rechten Winkel gegen dessen Achse bewegt, und
                              									die Canäle J, J' und h, h' bedeckt. Die Canäle J, J' leiten (Fig.
                                 										16) längs der Hauptdampfcanäle zu den Canälen P, P' des Hauptcylinders, während
                              									die Canäle h und h' mit den beiden Enden des
                              									Hülfscylinders communiciren. Der schon erwähnte Schieber H wird durch eine Welle L bewegt, welche sich über die ganze
                              									Länge des Schieberkastens erstreckt, und mit drei Armen M, N, M versehen ist, von denen der
                              									mittlere N mit dein Schieber H am Hülfscylinder in Verbindung
                              									steht, während die beiden anderen durch Einschnitte nahe den
                              									Enden des großen Cylinders in denselben hinein ragen, und mit
                              									schrägen Flächen versehen sind, an welche der Hauptkolben gegen
                              									das Ende seines Hubes antrifft.
                           Die Wirkung der beschriebenen Anordnung ist nun folgende: In den
                              									Figuren ist angenommen, daß sich der Kolben in der Richtung des
                              									Pfeiles bewege; sobald er in die Nähe des Cylinderendes kommt,
                              									drückt er den Hebel M in die Höhe,
                              									und bewegt den Auslaßschieber H des
                              									Hülfscylinders D mittelst der Welle
                              										L und des Armes N. Dieß gestattet dem Dampfe auf der
                              									Seite X des Hülfscylinders durch die
                              									Canäle h und J' in den Canal P' an der
                              									rechten Seite des Hauptcylinders auszuströmen, welcher in diesem
                              									Augenblicke in Verbindung mit dem Ausblaserohre steht. Sobald
                              									nun auf diese Weise der Dampf an der Seite X aus dem Hülfscylinder entfernt
                              									worden ist, expandirt der Dampf welcher sich schon aus der
                              									Gegenseite des Kolbens befindet, und bewegt den Kolben so weit,
                              									daß die Oeffnung der hohlen Kolbenstange g' gegen die Platte F am
                              									Hauptschieber angelegt und verschlossen wird. Hierdurch wird der
                              									Dampfeintritt an dieser Seite verhütet, dagegen aber das andere
                              										Ende g dem Dampfe frei gelegt, so
                              									daß er auf der Seite Y in den
                              									Hülfscylinder eintreten und so den Kolbenhub des Hülfscylinders
                              									vollenden kann, wodurch der Hauptschieber ebenfalls von rechts
                              									nach links verschoben wird. Sobald der Hub vollendet ist, hat
                              									sich der Canal J', welcher vorher
                              									als Ausströmungscanal diente, in einen Einströmungscanal
                              									verwandelt; der durch ihn nach der linken Seite des
                              									Hülfscylinders zurück strömende Dampf bildet einen Buffer, um
                              									den Kolben in seiner Bewegung aufzuhalten, und es bleibt nun der
                              									Dampf auf dieser Seite ebenso gut wie auf der anderen, vor dem
                              									Kolben stehen, so daß Alles zum Beginne des neuen Hubes bereit
                              									ist, sobald der Hauptkolben die Stellung der Welle L wieder geändert haben wird. Um zu
                              									bewirken, daß der Dampf nicht zu früh in den kleinen Cylinder
                              									zurückströmt und den Kolben aufhält, ehe er seinen Hub vollendet
                              									und den Hauptschieber hinreichend weit bewegt hat, ist der
                              									kleine Ausströmungscanal J so
                              									angebracht, daß er durch den Hauptschieber gegen das Ende seiner
                              									Bewegung entweder für den Dampfeinlaß- oder Auslaß eine
                              									kurze Zeit völlig geschlossen wird. Auf diese Art wird eine
                              									stetige Hin- und Herbewegung erzielt, so lange dem
                              									Cylinder Dampf zugeleitet wird. Endlich ist noch ein Hebel K, durch einen außen angebrachten
                              									Handgriff beweglich angeordnet, um den Schieber nach irgend
                              									einer beliebigen Richtung bewegen zu können, falls dieß zum
                              									Anhalten in einer bestimmten Kolbenstellung oder beim Anlassen
                              									der Maschine erforderlich seyn sollte.
                           Die ganze beschriebene Anordnung ist höchst sinnreich
                              									ausgearbeitet und gibt, wie schon erwähnt, in der Praxis
                              									vorzügliche Resultate. Noch ist schließlich zu erwähnen, daß, im
                              									Falle die Pumpe auf irgend einer Seite ihr Wasser verlieren
                              									sollte, die Maschine nicht durchgehen kann, während
                              									Beschädigungen der Cylinderdeckel ebensowohl durch die an beiden
                              									Seiten sich bildenden Dampfbuffer als auch dadurch verhütet
                              									werden, daß die Pumpenkolben lang genug sind, um mit den Enden
                              									ihrer Cylinder in Berührung zu kommen, bevor der Dampfkolben
                              									gegen den Deckel des Dampfcylinders schlagen kann. Für die
                              									Verwendung in Gruben sind die beschriebenen Pumpen trefflich
                              									geeignet, und es läßt sich erwarten, daß sie ausgedehnte
                              									Anwendung finden werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
