Titel: | Mackie's Typen-Setzmaschine. |
Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. CII., S. 396 |
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CII.
Mackie's Typen-Setzmaschine.
Mackie's Typen-Setzmaschine.
Im Jahrgang 1870 dieses Journals, Bd. CXCV S. 112, berichtete Referent nach dem Engineer über die Maschine zum
Setzen und Ablegen der Buchdrucktypen, welche von dem Eigenthümer des Warrington Guardian und mehrerer anderen großen
englischen Zeitungen, Hrn. Alexander Mackie, erfunden und
durch die Maschinenbauer Muir und Comp. in Manchester bereits in einigen sehr genau arbeitenden Exemplaren
ausgeführt wurde.
Diese Setzmaschine zieht die Aufmerksamkeit aller Besucher der gegenwärtigen
internationalen Ausstellung in London auf sich, und es erscheint daher
gerechtfertigt, im Interesse der betreffenden Kreise auf dieselbe zurückzukommen,
obwohl die englischen Journale — Engineering, Mai
1871, S. 335 und Mechanics' Magazine, Juli 1871, S. 478
— bei Licht betrachtet keine neuen ausführlichen Mittheilungen über diese
Maschine liefern, wohl aus dem Grunde weil sich die gerade nicht sehr einfache
Construction ohne größeren Aufwand von Abbildungen nicht deutlich genug beschreiben
läßt.
Indem somit Ref. bezüglich des eigentlich Neuen an Mackie's Setzmaschine und ihrer sinnreichen Wirkungsweise auf den in diesem
Journal schon gelieferten Artikel verweisen kann, sey ihm gestattet, nochmals auf
den Zusammenhang der Lochung der Setzkarten, welche bekanntlich im Voraus auf einer
kleinen, klavierähnlichen Lochmaschine nach dem Manuscript verfertigt werden, mit
den in den verschiedenen Kästchen ausgetheilten Typen ausführlicher einzugehen.
Die Setzkarten, d. h. endlose, verschiedentlich gelochte Papierstreifen von 2 Zoll
Breite werden um einen kleinen Cylinder — eine Art Jacquardprisma —
gelegt und durch Eingriff von Warzen am Cylinder in Löcher, welche in der Mitte der
Streifen gleichweit aufeinander folgen, regelmäßig vorwärtsbewegt.
Neben dieser mittleren Lochreihe finden sich zu beiden Seiten je acht Reihen von Löchern,Die auf der Ausstellung befindliche Setzmaschine ist etwas größer als die im
Vorjahre beschriebene. Es sind nämlich 29 (statt wie früher 20)
Typenkästchen mit je 8 (statt 7) Fächern auf dem oberen Ring gleichmäßig
vertheilt. Je sieben dieser Fächer enthalten verschiedene Lettern und die
achte die Spatien.Die hierzu geyörige Lochmaschine für die Setzstreifen hat demnach auch 16 von
Tasten aus bewegliche Stempel und liefert pro
Stunde nach der einen Angabe (Engineering) für
16000, nach der anderen Meldung (Mechanics'
Magazine) für 10000 Buchstaben gelochte Setzkarten.
welche je nach den verschiedenen Wörtern, also nach den unterschiedlich zu
entnehmenden Typen, in abwechselnden Combinationen thatsächlich durchgestoßen sind.
Zieht man durch die Mittellöcher parallele Querlinien, so findet man auf der rechten
Seite stets nur zwei von den acht Löchern, auf der linken Seite aber ein bis acht
Löcher durchgestoßen.
Die zwei Löcher rechts bezeichnen das Schriftkästchen, aus welchem nach der Zahl und
Stellung der Löcher links die einzelnen Typen durch die Greifer (type-extractors, pick-pockets) entnommen
werden.
Zur Erleichterung des Verständnisses sey die Mittelreihe der Löcher mit O, dagegen die Löcher links und rechts mit gewöhnlichen,
beziehw. fetten Ziffern bezeichnet, also
Textabbildung Bd. 201, S. 396
Sey nun die gerade zur Wirkung gelangende Kartenstelle folgendermaßen gelocht:
Textabbildung Bd. 201, S. 396
Nach dem Gesagten entnehmen wir hieraus ohne Weiteres, daß aus dem Schriftkästchen,
welches durch die Combination 3 6 ganz genau bestimmt wird, je eine Type aus dem 1.,
2., 3., 6., 7. und 8. Fach zu entnehmen ist. Finden sich in diesem Kästchen die
Typen in den acht Fächern in der Ordnung: theirse
und endlich das Spatium, so wird der obigen Lochung entsprechend das Wort these und darauf folgend das Spatium herausgezogen,
durch den mittleren Aufnahmering weiter geführt und schließlich dem Abzugscanal
übergeben.
Durch verschiedene Combination der Löcher kann noch eine große Anzahl anderer Worte
je auf einmal aus diesem Schriftkästchen 3 6 entnommen
werden, fo z. B.
1
2
4
6
entsprechend this
1
2
3
4
5
entsprechend their
und the, her, his, he, is etc.
Die Möglichkeit dieser unmittelbaren Zusammensetzung ganzer Worte in einer Operation
bildet das Hauptmerkmal dieser so sinnreichen Setzmaschine. Durch zweckmäßige
Anordnung der Lettern in den einzelnen Schriftkästchen hat es Mackie
ermöglicht, durch einen Umgang der Maschine die Typen für mehr als 700 Worte oder
Worttheile zusammenzusetzen, was etwa 50 Procent von den in der englischen
Schriftsprache gewöhnlich vorkommenden Ausdrücken betragen soll.
Eine dieser Typen-Setzmaschinen ist seit 8 Monaten (vor Beginn der Ausstellung
am 1. Mai 1871) in regelmäßigem Betrieb in Mackie's
eigenem Etablissement zu Warrington, eine zweite arbeitet in der Druckerei von Clay Söhne und Taylor in
London für den Graphic. Es ist festgestellt, daß die
Setzmaschine pro, Stunde 12,000 Lettern setzt, etwas
mehr als in einer klein gedruckten (minion) Spalte der
Times enthalten sind.
Die Vertheilung der Lettern (in Duplicaten) der Typenkästchen wird durch Knaben per 1000 Stück um ½ Pence besorgt.
Aus Allem geht hervor, daß Mackie eine außerordentliche
Geduld und großen Scharfsinn auf die Erfindung und Vervollkommnung seiner
Setzmaschine verwendet hat und es scheint der Ausspruch heute schon ein begründeter
zu seyn, daß dieselbe von allen aufgetauchten oder noch existirenden Setzmaschinen
die beste ist. Zwar fehlen noch die näheren Belege betreffend der Kosten für die
gelochten Setzstreifen, für das Ausschließen und Columnenbilden des Satzes (welche
jedoch annähernd bestimmt werden können), um die Concurrenzfähigkeit der
Maschinengegenüber der Handarbeit zu beweisen; nach Mackie's Ausspruch, welchem schon eine längere Erfahrung zur Seite steht,
ist aber die Ueberlegenheit der Maschinenarbeit bereits entschieden.
J. Z.