Titel: | Staubfänger für Selfactor-Mulemaschinen. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. VI., S. 16 |
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VI.
Staubfänger für
Selfactor-Mulemaschinen.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Staubfänger für Selfactor-Mulemaschinen.
Abgesehen von der Reinhaltung der Spinnmaschinen selbst ist das öftere Reinigen des
Wagens und des Cylinderbaumes von dem anhängenden Spinnstaube, sowie das Abnehmen
der Ringel (entstanden durch die gebrochenen Fäden), die sich um die durch die
sogen. Gänse gegen den eisernen Vordercylinder gedrückten Unterwalzen gebildet
haben, dringend nothwendig, will man im Garn starke Stellen vermeiden, welche durch
das Mithineindrehen feiner Fasern hervorgebracht werden.
Leider ist aber das Reinigen des Wagens und des Cylinderbaumes für den Andreher nicht
ohne Gefahr und oft genug hört man, daß wieder einmal in der oder jener Fabrik der Andreher von dem
rückkehrenden Wagen der Spinnmaschine erfaßt und ihm eine mehr oder weniger ernste
Verletzung beigebracht worden sey. Aus meiner Praxis ist mit sogar ein Fall bekannt,
in welchem der Andreher von dem rückkehrenden Wagen erfaßt, mit dem Kopfe gegen den
Cylinderbaum geschoben und so buchstäblich scalpirt worden ist.
Durch strenge Aufrechterhaltung des Verbotes, den Cylinderbaum und die Unterwalzen
während des Ganges der Maschine zu putzen, läßt sich zwar diesen traurigen
Vorkommnissen in wirksamer Weise vorbeugen, durch das öftere Aufhalten der Maschine
aber wird eine nicht unbeträchtliche Minderproduction bedingt und es sind daher
vielfach Versuche gemacht worden, eine Vorrichtung zu construiren, welche das
Reinigen des Cylinderbaumes und des Wagens selbstthätig vornimmt.
Die einfachste derartige Vorrichtung, welche man übrigens an den meisten Maschinen
antrifft, die aber nur das Reinigen des Wagens besorgt, besteht in einem über die
ganze Länge des Cylinderbaumes an einem Draht befestigten Stück Kattun, an welches
sich beim Rückgang des Wagens der auf diesem liegende Spinnstaub anlegt. Die
nachstehend beschriebene Vorrichtung reinigt nun nicht allein den Wagen, sondern
auch den Cylinderbaum und bleibt somit nur noch das Abnehmen der Ringel von den
Unterwalzen übrig, was bei nur einiger Uebung bequem von der Vorderseite des Wagens
aus, während sich die Maschine im Gange befindet, durch Herausnahme einer Unterwalze
nach der anderen vorgenommen werden kann.
Die Idee rührt, so viel mit bekannt, von einem elsasser Fabrikanten her und besteht
im Wesentlichen in der in Figur 11 und 12
dargestellten Anordnung. Auf dem das Rad a tragenden
Bolzen (a vermittelt die Bewegung des mittleren
Cylinders II durch den Hintercylinder III und ist u die
in den sogen. Gänsen liegende Unterwalze) ist eine Scheibe b befestigt, welche mittelst der Scheiben c
und d die doppelspurige Scheibe e in Umdrehung versetzt, und wird von der zweiten Spur der Scheibe e aus, also von e¹,
die Bewegung durch eine Schnur s auf die am anderen Ende
des Cylinderbaumes C befestigte lose drehbare Scheibe
f übertragen.
An dem zwischen den Stelleisen i und i¹ ausgespannten Drahte hängt mittelst der beiden
Oesen o und o¹ ein 1
Zoll starker, 6 Zoll langer und 7 Zoll hoher hölzerner Winkel g, der, um ein Werfen desselben zu verhüten, oben mit einem Riegel g¹ überdeckt und an drei Seiten mit Borsten
versehen ist, welche bei einem Hin- und Hergang von
g den Cylinderbaum C von
vorn und von oben, sowie die Sattelhaken k von dem
anhängenden Spinnstaube reinigen.
Am unteren Ende von g hängt ein Stück Kattun T, auf welches sich beim Rückgang des Wagens der auf
demselben lagernde Spinnstaub anlegt und erstreckt sich g² deßhalb so weit unter den Cylinderbaum, weil auf dem hinteren
Theile von g² der aus einzelnen Scharnieren
bestehende Mitnehmer S befestigt ist. Um nun die
hin- und hergehende Bewegung des mit den Borsten besetzten Holzwinkels g zu bewerkstelligen, ist der auf g² befestigte Mitnehmer S mit der
Schnur s fest verbunden und wird, wenn er am vorderen
Ende der Schnur befestigt ist, g sich nach der Richtung
des Pfeiles bewegen. Ist nun auf diese Weise S bis nach
e¹ oder bei der entgegengesetzten Bewegung
bis f gezogen worden, so legt sich S in die sowohl an e²
wie auch an f angebrachten klauenartigen Ausschnitte und
wird so um e¹, beziehentlich um f mit herumgenommen. Während dieses Herumganges steht
g still; sobald aber S
(das, wie gesagt, aus einzelnen Scharnieren zusammengesetzt ist) auf die andere
Seite herum gekommen und wieder straff angezogen ist, wird die Bewegung von g in die entgegengesetzte verwandelt, auf welche Weise
der Hin- und Hergang des Apparates erzielt wird. Selbstverständlich steht der
Apparat während des Einzuges des Wagens still, weil in diesem Moment die Cylinder
ausgerückt sind, und es gehört zu jeder Seite der Maschine ein besonderer Apparat,
da derselbe nicht durch den Headstock hindurchgehen kann. B. (Deutsche
Industriezeitung, 1871, Nr. 30.)