Titel: | Ueber die Kartoffelprobe mittelst Kochsalzlösung; von Dr. W. Schultze. |
Autor: | W. Schultze |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. XVII., S. 87 |
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XVII.
Ueber die Kartoffelprobe mittelst Kochsalzlösung;
von Dr. W. Schultze.
Schultze, über die Kartoffelprobe mittelst
Kochsalzlösung.
Bekanntlich ermittelt man den Stärkmehlgehalt der Kartoffeln durch das specifische
Gewicht derselben.
Zur Bestimmung des specifischen Gewichtes der Kartoffeln ist eine große Reihe von
Methoden vorgeschlagen worden.
Unter diesen Methoden befindet sich eine, welche vorschreibt, man solle circa 12 gut gereinigte Kartoffeln auf eine stark
concentrirte Kochsalzlösung legen, dann die letztere mit Wasser verdünnen, bis die
eine Hälfte der Kartoffeln zu Boden gesunken sey, und nun das specifische Gewicht
der Salzlösung ermitteln: das gefundene specifische Gewicht repräsentire das
mittlere specifische Gewicht der untersuchten Kartoffeln.
Diese Methode wird in den meisten Fabriken zur Untersuchung der Kartoffeln
angewandt.
Die Ansichten über ihren Werth sind getheilt: mehrere Spiritusfabriken empfehlen sie
als rasch und zuverlässig arbeitend; Balling dagegen
widersetzt sich ihr, indem er schreibt; „Diese Methode kann deßhalb kein richtiges Mittel
geben, weil die Kartoffeln ungleich groß sind, die halbe Anzahl derselben
deßhalb nicht auch ihr halbes Gewicht repräsentirt, – ferner weil sehr
schwere mit minder schweren Knollen zu Boden sinken, und weil sehr leichte mit
minder leichten schwimmen bleiben und man nie weiß, in welchem Verhältniß die
specifischen Schweren der zu Boden gesunkenen und der schwimmend gebliebenen zu
einander stehen. In Bezug auf Richtigkeit des Resultates muß diese Methode der
directen Wägung jedenfalls nachstehen.“ (Gährungschemie, Bd. I S.
313.)
Obgleich die Richtigkeit dieses Urtheiles sofort einleuchtet, so konnte ich mich,
doch noch nicht beruhigen; ich wollte vielmehr die Unzuverlässigkeit und die
Unrichtigkeiten durch vergleichende Wägungen, durch Zahlen festgestellt sehen. Darum
führte ich die nachfolgenden Versuchsreihen aus.
Die Versuchsreihe A wurde ausgeführt mit nicht sortirten
Kartoffeln, mit Kartoffeln wie ein Griff mit der Schaufel in einen großen Haufen sie
ergab. Zu jeder Versuchsnummer wurden 10 gut gereinigte Kartoffeln angewandt. Das
mittlere specifische Gewicht derselben wurde jedesmal erst durch Kochsalzlösung auf
oben angegebene Weise ermittelt und dann durch eine directe Wägung mit der
hydrostatischen Balkenwaage in der Luft und in Wasser von + 14° R.
controllirt.
A. Versuche
mit nicht sortirten Kartoffeln.
Textabbildung Bd. 202, S. 87
Nr. des Versuches; Anzahl der
Kartoffeln; Specifisches Gewicht derselben, bestimmt durch die Kochsalzlösung
bei + 14° R.; Diesem entsprechender Stärkemehlgehalt in Proc.;
Specifisches Gewicht derselben, bestimmt durch direkte Wägung in der Luft und in
Wasser von + 14° R.; Diesem entsprechender Stärkemehlgehalt in Proc.; Die
Stärkmehlprocente wurden aus den specifischen Gewichten mit Hülfe der bekannten
Balling'schen Tabelle bestimmt; Durchschnitt
Diese Versuchsreihe zeigt also mit großer Deutlichkeit die ganze Unzuverlässigkeit
dieser Kochsalzmethode.
Aendert man jedoch die Kochsalzmethode dahin ab, daß man zu jedem Versuche nur gleich
große Kartoffeln nimmt, so liefert sie Resultate welche sich weniger von der
Wahrheit entfernen, ja oft ganz genau übereinstimmen mit den durch die directen
Wägungen gefundenen Zahlenwerthen. Die Versuchsreihe B
zeigt dieß. Es wurden zu jedem Versuche 5 möglichst gleich große Kartoffeln
genommen. Das specifische Gewicht der Kochsalzlösung wurde dann ermittelt, wann von
den fünf Kartoffeln zwei am Boden des Gefäßes lagen, zwei auf der Oberfläche und
eine in der Mitte der Flüssigkeit schwammen. Darauf Controllirung durch directes
Wägen in der Luft und in Wasser von + 14° R.
B. Versuche
mit sortirten Kartoffeln.
Textabbildung Bd. 202, S. 88
Nr. des Versuches; Anzahl der
Kartoffeln; Specifisches Gewicht derselben, bestimmt durch die Kochsalzlösung
bei + 14° R.; Diesem entsprechender Stärkemehlgehalt in Proc.;
Specifisches Gewicht derselben, bestimmt durch direkte Wägung in der Luft und in
Wasser von + 14° R.; Diesem entsprechender Stärkemehlgehalt in Proc.;
große; mittelgroße; Durchschnitt
Liefert die abgeänderte Kochsalzmethode auch Resultate, welche schon brauchbar sind
zur Wertschätzung der Kartoffeln im Brennereibetriebe, so ist sie doch nicht
empfehlenswerth, weil sie außerordentlich zeitraubend ist. Für die große Praxis wie
für die wissenschaftliche Untersuchung ist die Methode der directen Wägung in der
Luft und in Wasser die beste, weil sie sicher und rasch arbeitet.