Titel: | Ueber Darstellung reiner Chromsäure; von Emil Zettnow. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. LXII., S. 265 |
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LXII.
Ueber Darstellung reiner Chromsäure; von
Emil
Zettnow.
Zettnow, über Darstellung reiner Chromsäure.
Folgende Methode ist zur Darstellung reiner Chromsäure zweckentsprechend:
300 Grm. käufliches rothes chromsaures Kali in Stücken werden mit 500 Kubikcentimeter
Wasser und 420 K. C. englischer Schwefelsäure bis zur Auflösung erhitzt. Wenn nach 10 bis 12 Stunden das
saure schwefelsaure Kali auskrystallisirt ist, gießt man die Mutterlauge ab, läßt
sie während 1 bis 2 Stunden möglichst abtropfen und wäscht die Salzmasse mit 10 bis
12 K. C. Wasser; alsdann erwärmt man die Lösung der Chromsäure auf 80 bis 90°
C., fügt 150 K. C. Schwefelsäure und hierauf allmählich so viel Wasser hinzu, bis
die in rothen Flocken gefällte Chromsäure sich klar gelöst hat, worauf man bis zur
Krystallhaut abdampft. Nach 10 bis 12 Stunden hat sich Chromsäure in bräunlichrothen
kleinen Krystallen abgeschieden, von welchen man die Mutterlauge klar abgießen kann.
Durch weiteres Eindampfen erhält man eine zweite und dritte Krystallisation. Die
zweite bildet gewöhnlich etwas größere federartige Krystalle, während die dritte aus
einer geringen, jedoch in sehr langen Nadeln krystallisirten Menge Chromsäure von
scharlachrother Farbe besteht. Zur Trennung der Mutterlauge von den Krystallen
bedient man sich zweckmäßig eines Trichters, in dessen Spitze man ein aus dünnem
Platinblech gefertigtes und mit vielen feinen Löchern versehenes kleines Filter
einsetzt. Die Mutterlauge läuft in einem Strahle ab, ohne daß Chromsäure mitgerissen
wird. Es ist vortheilhaft ohne Luftdruck zu filtriren. Zur weiteren Trennung der
Mutterlauge von der Chromsäure eignet sich besser als jede andere Vorrichtung ein
trockener Ziegelstein. Die Kraft, mit welcher er die Mutterlauge einsaugt, ist sehr
bedeutend und wird die Chromsäure viel reiner, als wenn man sie durch Filtration
unter hohem Druck von der Mutterlauge zu befreien sucht. Nach 12 bis 24 Stunden ist
die Chromsäure bei Anwendung von zwei Ziegelsteinen, damit sie nicht eine zu dicke
Schicht bildet, und Bedeckung mit Glasplatten, ein völlig trockenes Pulver, welches
man in eine Porzellanschale bringt, nach und nach mit 50 K. C. reiner Salpetersäure
von 1,46 spec. Gewicht übergießt, mit einem Glasstabe durcheinander mengt, bis es
gleichmäßig feucht ist und schließlich auf einen neuen Ziegelstein mit Hülfe eines
Hornlöffels bringt. Erweist sich nach 12 Stunden die Chromsäure bei einer
angestellten Probe noch nicht völlig frei von Schwefelsäure und Kali, so genügt eine
Wiederholung der Operation mit 25 K. C. Salpetersäure, um diese Beimengungen völlig
zu entfernen. Zur Verjagung der anhängenden Salpetersäure erhitzt man die Chromsäure
im Sandbade in einer Porzellanschale zuerst gelinde unter stetem Rühren, dann
stärker, bis die einzelnen Krystalle völlig trocken erscheinen, nicht mehr
aneinander haften und Dämpfe von Salpetersäure weder durch den Geruch noch durch
Ammoniak mehr nachzuweisen sind. Die Krystalle von allen drei Krystallisationen
haben alsdann ein gleiches Ausehen.
Nach dieser Methode lieferten 300 Grm. rothes chromsaures
Kali:
186,0 rohe Chromsäure = 91,2 Proc.;
175,0 von Schwefelsäure und Kali freie, jedoch noch
salpetersäurehaltige,
172,0 reine, trockene Chromsäure = 84,3 Proc.
Hat sich nach einigen Operationen eine gewisse Menge grüne Mutterlauge angesammelt,
so kann man dieselbe statt reiner Schwefelsäure benutzen. Ihr spec. Gewicht beträgt
im Durchschnitt 1,66 bis 1,67 und man kann auf 300 Grm. chromsaures Kali 800
Kubikcentimeter derselben und 500 K. C. Wasser zur Zersetzung nehmen. Nach dem
Auskrystallisiren des doppelt-schwefelsauren Kalis fügt man 400 K. C. hinzu,
dampft zur Krystallhaut ab, u.s.w.
Bei Anwendung von Mutterlauge statt Schwefelsäure erhält man etwa 5,5 Proc. mehr
Ausbeute, wohl deßhalb, weil die Mutterlauge mit Chromsäure gesättigt ist und bei
der Benutzung keine neue Chromsäure mehr aufnehmen kann. Bei längerem Stehen der von
verschiedenen Operationen herrührenden Mutterlauge setzt sich allmählich noch eine
gewisse Quantität Chromsäure ab.
Erhitzt man reine Chromsäure im Platintiegel vorsichtig unter stetem Umrühren mit
einem Glasstabe unter zeitweiliger Entfernung der Lampe, um eine Erhitzung der
Tiegelwände zu vermeiden, so gelingt es leicht eine größere Quantität zum Schmelzen
zu bringen, ohne daß eine Sauerstoffentwickelung stattfindet. Beim Erkalten zieht
sich die Chromsäure stark zusammen. Vorsichtig geschmolzen, löst sie sich völlig
klar und ohne die den chromsauren Chromoxydsalzen eigenthümliche bräunliche Farbe in
Wasser auf. (Im Auszug aus Poggendorff's Annalen, 1871,
Bd. CXLIII S. 468.)