Titel: | Mittheilungen aus G. Noback's Statistik der Brau-Industrie in Oesterreich-Ungarn. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. LXX., S. 288 |
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LXX.
Mittheilungen aus G. Noback's Statistik der Brau-Industrie in
Oesterreich-Ungarn.„Die Bierbrauereien in
Oesterreich-Ungarn, deren Statistik und
volkswirthschaftliche Bedeutung, von Gustav Noback, Brauerei-Ingenieur etc. Prag 1871, J. G. Calve'sche
Universitäts-Buchhandlung.“
Ueber die Bierbrauerein in Oesterreich-Ungarn.
Der Aufschwung und das bedeutende Renommée, welches in den letzten zehn Jahren
die Bierbrauereien in den österreichischen Staaten erhielten, zogen nicht nur die
Aufmerksamkeit des bierconsumirenden Publicums, sondern in noch höherem Grade auch
die der Bierproducenten auf sich. Der im Folgenden in kurzen Umrissen erstattete
Bericht über die
Verhältnisse der österreichischen Bierindustrie dürfte daher auch in weiteren
Kreisen auf Interesse Anspruch machen, zumal da das Braugewerbe in so viele
technische Fächer übergreift.
Fassen wir die allgemeinen günstigen Verhältnisse zusammen, welche Oesterreich der
Bierindustrie bietet, so ist es hauptsächlich der gesegnete Reichthum an Gerste
vorzüglicher Qualität, welchen die Felder Böhmens, Mährens und Ungarns liefern,
alsdann die ausgezeichnete Feinheit des böhmischen Hopfens, welche vereint so
wesentlich zur Erzeugung eines guten Bieres beitragen. In zweiter Linie ist
Oesterreich der Staat welcher an Zahl des bierconsumirenden Publicums Bayern am
nächsten steht, und hier ist es besonders Böhmen, in welchem gleich dem bayerischen
Staat, die Konsumtion von Wein dem Biere nicht Concurrenz macht.
Bezüglich der Qualität des Bieres, welches in den österreichischen Staaten producirt
wird, sind es hauptsächlich zwei Gattungen, welche von Bedeutung wurden. Auf der
einen Seite ist es das böhmische Bier, dessen
Hauptrenommée von Pilsen, und zunächst von dessen bürgerlichem Bräuhause
ausging. Der Charakter des böhmischen Bieres ist der eines leichten, weinartigen
Bieres von hellgelber Farbe, als dessen würdigster Repräsentant das
„Pilsener Bier“ genannt wird. Auf der anderen Seite sind es
die mehr starken, schweren, etwas dunkler gefärbten Biere, welche insbesondere durch
die sogenannten „Wiener Biere“
repräsentirt werden. Während die erste Sorte mit 10–11 procentiger Stammwürze
erzeugt wird, weisen letztere eine Concentration von 13–16 Proc. nach.
Böhmen.
1860Das Jahr vom 1. September bis 31. August folgenden Jahres zu
rechnen.
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Brauereien
1040
1036
1025
1025
1026
Biererzeugung in niederösterreichischen
Eimern
4424744
4280634
5086930
5468860
5546802
Steuererträgniß in Gulden österr.
Währ.
5015150
4787151
5668579
5958128
6234858
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Brauereien
1028
1026
1011
998
988
Biererzeugung in niederösterreichischen
Eimern
5416962
5134774
4981124
5395323
5650085
Steuererträgniß in Gulden österr.
Währ.
6092531
5780874
5557564
5782388
5944658
Aus diesen Zahlen ersehen wir, daß während der zehnjährigen Periode die Biererzeugung
von 4,424,744 auf 5,650,085 Eimer gestiegen ist, oder in Procenten ausgedrückt
beträgt diese Steigerung in genanntem Zeitabschnitte nicht weniger als 28 Proc. Wir
sehen ferner aus der Tabelle, daß in den Betriebsjahren 1866/67 die Bierproduction
beträchtlich zurückging, welches aber sowohl durch die hohen Preise der
Rohmaterialien, als durch die Stockung im Handel und in der Industrie, als Nachwehen
des Krieges von 1866, erklärlich ist.
Nach einer speciellen Tabelle in Betreff des Bierconsumes vom Jahre 1869 stellt sich
das Verhältniß, mit welchem die 11 und 12 grädigen Biere an der Erzeugung
participiren, folgendermaßen dar:
von
11°
wurden
1,268,073 Eimer
„
12°
„
364,018 „
erzeugt.
Die Gesammtmenge von Bier von 13, 14, 15, 16grädiger Würze betrug in ganz Böhmen nur
119,955 Eimer, Bierqualitäten wie sie in umgekehrten Verhältnissen in den Wiener und
Pester Brauereien gebraut werden. – Die Zahl der in dem Betriebe gestandenen
einzelnen Brauereien Böhmens belief sich im Jahre 1869 auf 988, während im Jahre
1860 deren 1040 bestanden. Dieser Umstand ist lediglich durch das Verdrängen der
kleinen in Bau und Einrichtung veralteten, sowie unrationell betriebenen Brauereien
durch die großen, fabrikmäßig angelegten Etablissements, welche besser und billiger
produciren, herbeigeführt.
Nach der officiellen Zählung vom December 1869 besitzt Böhmen 5,106,069 Einwohner,
mithin kommt auf den Kopf der Bevölkerung eine Verbrauchsmenge von 1,13 Eimer oder
48 Maaß Bier.
Nieder-Oesterreich,
Ober-Oesterreich und Salzburg.
Bei Betrachtung dieser drei Staaten tritt uns zunächst Wien und Umgebung mit seinen
den großartigsten der Welt zugehörigen Etablissements in den Vordergrund. Der
gewaltige Aufschwung, den wir bei den Wiener Brauereien bemerken und der damit
zusammenhängende Bierconsum fällt erst in die Reihe der letzten Jahrzehend. Das Dreher'sche Etablissement, das größte derartige Institut
des Continentes, producirte z.B. im Jahre 1837, dem ersten Betriebsjahre, 26,560, im
Jahre 1869, also nach 32 Jahren, das kollossale Quantum von 650,460 Eimer Bier, eine
24 1/2 fache Steigerung.
An den Wiener Verhältnissen beobachten wir in auffallender Weise wie sehr das
Biertrinken zunimmt und den Weingenuß verdrängt. Es hob sich die Bierproduction in
Nieder-Oesterreich von 2,561,491 Eimer im Jahre 1860 auf 3,453,933 Eimer im
Jahre 1869. Dieses Resultat ist eine Steigerung von 34 Proc. Die Zahl der Brauereien
fiel nach und nach von 138 im Jahre 1860 bis auf 121 im Jahre 1869.
Nieder-Oesterreich.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien 138
133
133
131
129
Erzeugte Eimer à 42 1/2
Maaß
2561491
2190217
2807204
2707067
2825261
Steuereinnahmen
3532617
2936635
3698138
3608067
3776041
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
127
126
122
119
121
Erzeugte Eimer à 42 1/2
Maaß
2864015
2982896
2860001
3157347
3435953
Steuereinnahmen
3780114
3886977
3757314
4154887
4448777
Ober-Oesterreich.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien
282
280
280
282
287
Erzeugte Eimer à 42 1/2
Maaß
1309917
747857
964351
970872
1012347
Steuereinnahmen
1184205
846632
1101114
1108332
1156950
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
286
290
287
279
283
Erzeugte Eimer à 42 1/2
Maaß
958256
1002228
915648
783367
949366
Steuereinnahmen
1096879
1149379
1502579
896513
1094145
In Ober-Oesterreich ist das Verhältniß ein anderes, dort sehen wir keine
starken Schwankungen und bemerken eher ein Fällen der Production. Die Bierbrauereien
in der Umgebung Wiens scheinen als starke Concurrenten aufzutreten und auf die
Entfaltung der ober-österreichischen Bierproduction störend zu wirken. Die
Zahl der hier bestehenden Brauereien wurde fast gar nicht alterirt. Man hat es hier mit mehr
kleineren Brauereien, welche als landwirthschaftliche Nebengewerbe betrieben werden,
zu thun. Die Zahl der fabrikmäßig betriebenen Brauereien ist nur gering. Außerdem
tritt hier noch der Bierproduction der Obstmost als Concurrent entgegen; es ist dieß
besonders in den guten Obstjahren merklich, in welchen also viel und billiger Most
zu haben ist.
Salzburg.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien
75
76
76
77
76
Erzeugte Eimer à 42 1/2
Maaß
316621
280440
305352
322460
321007
Steuereinnahme in Gulden österr.
Währ.
362684
317111
350437
373845
371214
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
76
76
76
72
70
Erzeugte Eimer à 42 1/2
Maaß
315144
319951
308241
298580
320176
Steuereinnahme in Gulden österr.
Währ.
364642
371610
353008
340081
364119
Bei Salzburg bemerken wir das gleiche Verhältniß wie in Ober-Oesterreich. Die
Anzahl der Bierbrauereien erfuhr während der zehnjährigen Periode kaum erhebliche
Veränderungen, ebenso auch das Quantum des erzeugten Bieres.
Im Jahre 1869 bestanden in Nieder-Oesterreich 10 Brauereien, welche über
100,000 Eimer Bier jährlich brauten, und zwar alle in der Umgebung Wiens. Unter
diesen waren 6, welche über 200,000 Eimer und 3, welche über 300,000 Eimer
producirten, nämlich die:
Dreher'sche Brauerei in
Schwechat
650,460 Eimer.
Mauthner'sche Brauerei in St.
Marx
402,200 „
Brauerei von Löwenthal und Faber in Liesing
368,200 „
Mähren und Schlesien.
Die Bierbrauerei in diesen beiden Ländern hat eine Zunahme in der Production
nachzuweisen. Es stieg in Mähren während des zehnjährigen Zeitabschnittes die
Production um 419,834 Eimer, welches einem Procentsatz von circa 40 Proc. entspricht. In Schlesien stieg die Biererzeugung um 121,537 Eimer, gleich
einem Procentsatz von 53 Proc. Die Anzahl der Brauereien ist in Mähren bedeutend
gefallen und zwar von 301 im Jahre 1860 auf 257 im Jahre 1869, in Schlesien von 84
im Jahre 1860 auf 67 im Jahre 1869.
Mähren.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien
301
205
289
289
281
Biererzeugung in niederösterreichischen
Eimern
1043476
969173
1197224
1316111
1227853
Steuererträgniß in Gulden österr.
Währ.
1171797
1077594
1339720
1475867
1364681
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
281
267
269
263
257
Biererzeugung in niederösterreichischen
Eimern
1233405
1282371
1191160
1316877
1463310
Steuererträgniß in Gulden österr.
Währ.
1370688
1415215
1298372
1444113
1602806
Schlesien.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien
84
82
77
74
81
Biererzeugung in niederösterreichischen
Eimern
229946
182580
235091
276447
271781
Steuererträgniß in Gulden österr.
Währ.
259742
204842
269199
316832
311954
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
80
86
71
69
67
Biererzeugung in niederösterreichischen
Eimern
283742
291495
263004
302046
351483
Steuererträgniß in Gulden österr.
Währ.
326463
334679
301392
343462
401153
Mähren ist sehr begünstigt in Bezug auf die Beschaffung der vortrefflichsten
Braugerste. Eine der fruchtbarsten Gegenden Oesterreichs ist die sogenannte Hanna,
eine Gegend welche thatsächlich die beste Gerste producirt. Dieses Gebiet erstreckt
sich südlich von Olmütz, Proßnitz umschließend, bis nach Kremsier und Napajedl. In
den Städten Proßnitz und
Kremsier wurden in neuester Zeit großartige Malzfabriken errichtet und zwar in
Kremsier: Erste Hanna-Malzfabrik, in Proßnitz: Hanna-Malzfabrik der
Gebrüder Hamburger und Singer,
deren Hauptaufgabe es ist, Malz für den Export nach fernen Ländern zu bereiten.
Galizien und Bukowina.
In diesen Ländern hat sich die Zahl der im Betriebe befindlichen Brauereien sehr
erheblich vermindert, nämlich in dem Zeitabschnitte 1860–69 von 315 auf
260.
Galizien.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien
315
310
309
313
308
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
752546
609292
712241
704301
792207
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
726807
581093
679361
669688
740687
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
313
996
276
271
260
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
733446
615438
646871
685089
796152
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
701025
60170
629295
669465
828417
Bukowina.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien
20
19
18
18
19
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
48132
42083
40295
40426
53311
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
44041
37852
35272
35143
46544
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
20
17
15
14
16
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
48681
28321
33722
41774
50994
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
43714
25629
32175
39945
52110
Betrachtet man diese Daten, so bemerkt man daß in Galizien und in der Bukowina trotz
der zahlreichen Bevölkerung der Bierconsum nur unerheblich zugenommen hat, was der
noch herrschenden Beliebtheit des Branntweintrinkens bei der Landbevölkerung
zuzuschreiben ist.
Steiermark, Kärnthen, Krain, Küstenland,
Tyrol und Vorarlberg.
Steiermark. Als Hauptort größerer umfangreicher
betriebenen Brauereien ist Graz und Umgebung zu bezeichnen. Die Bierbrauereien in
und nächst Graz haben ein großes Productionsquantum aus dem früher in kleineren
Brauereien auf dem Lande erzeugten Biere an sich gerissen. Die drei großen
Brauereien in und um Graz fabricirten weit über die Hälfte des in ganz Steiermark
erzeugten Bieres. Mit gutem Erfolge haben diese Etablissements via Trieft einen Export ihres Productes nach Alexandrien
und in den Orient angebahnt.
Steiermark.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien
137
134
135
135
130
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
530076
450380
541640
527730
501976
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
724007
608281
741309
672426
647904
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
125
118
108
97
87
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
547500
497477
494025
515422
552311
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
710467
649790
683214
673189
731777
Kärnthen besitzt im Verhältniß zu der Bevölkerung die
meisten Bierbrauereien unter den Ländern der österreichischen Krone. Die
Bierproduction ist dagegen in dem zehnjährigen Abschnitte sehr gesunken und zwar um
circa 25 Proc. Die große Anzahl der Brauereien
schließt schon den großartigen Betrieb selbstverständlich aus, und so sehen wir, daß
im Jahre 1869 nicht eine Einzige existirte, welche über 15,000 Eimer per Jahr braute.
Kärnthen.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien
223
209
208
207
204
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
210112
170565
201440
193215
161571
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
229953
183606
217332
209631
180003
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
203
199
180
169
163
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
148954
143016
137966
131504
143278
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
167990
164372
154166
149363
165894
Die Bierproduction ist also, wie man sieht, in diesem Zeitabschnitte um circa 23 Proc. gesunken.
Krain weist bei einem Sinken der Anzahl von den im
Betriebe gestandenen Brauereien eine Steigerung der Biererzeugung auf.
Krain.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien
28
28
26
25
23
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
41577
48362
55675
51892
42975
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
70709
60344
72089
63673
53162
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
23
20
22
18
17
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
45732
33469
30023
39599
57123
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
55366
40307
35378
48156
72077
Küstenland.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien
5
5
6
5
5
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
5815
4443
5049
4310
2510
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
6943
5310
6034
5159
3009
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
2
3
4
4
3
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
1016
2305
2410
2936
2692
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
1218
5704
10779*
12393*
14574In den Jahren 1867, 1868, 1869 sind die Steuerbeträge sehr hoch, da
die Beträge für den Bierausschank im Zollanschlusse Istriens und den
dazu gehörigen quarnerischen Inseln eingeschlossen sind.
Die Bierproduction, welche hier in ganz kleinem Maaßstabe ausgeübt wird, fiel in dem
zehnjährigen Zeitabschnitte unter die Hälfte.
Tyrol und Vorarlberg.
Tyrol und Vorarlberg weisen gleichfalls einen Rückgang der Bierproduction auf. Im
Jahre 1860 wurden noch 291,270 Eimer producirt, während im Jahre 1869 nur 211,209
Eimer Bier gebraut wurden.
Tyrol und Vorarlberg.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien
146
147
151
152
147
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
291270
282008
279936
251127
268945
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
320598
300781
306877
277899
299690
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
143
142
144
145
139
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
291843
288085
245480
211983
211209
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
332282
331452
277237
238073
238762
Ungarn, Siebenbürgen, Croatien,
Slavonien und die Militärgrenze.
Ungarn und Siebenbürgen
besitzen im Verhältniß zu ihrer Einwohnerschaft die wenigsten Brauereien aller
österreichischen Staaten. Im Jahre 1860 war die Anzahl derselben noch 458, im Jahre
1869 war die Zahl 291. Die Bierproduction hat in Ungarn und Siebenbürgen eine
Verminderung aufzuweisen. Auch sehen wir hier, wie in den anderen. Provinzen, die
Verdrängung der kleineren Brauereien durch die größeren; so weisen z.B. die drei
großen Brauereien in Pest und Umgebung eine große Steigerung der Bierproduction
nach, nämlich:
in den Jahren
1860
1869
Erste ungarische Actien-Bierbr.-Ges. in
Steinbruch
38,470
215,350
A. Dreher'sche Brauerei in
Steinbruch
22,900
202,920
Königsbierbrauerei (ehemals Tiköry)
43,113
80,100
Es sind dieß Resultate wie sie in der gleichen Zeitperiode vielleicht niemals bei
Brauereien vorgekommen sind.
Ungarn.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien
368
330
335
310
283
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
889119
640949
838544
710674
658075
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
916092
679450
829719
729632
691690
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
286
275
242
213
208
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
846383
803022
625349
787200
861084
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
854114
813392
624544
793615
1027814
Siebenbürgen.
1860
1861
1862
1863
1864
Anzahl der Bierbrauereien
90
93
86
90
81
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
88228
72703
66463
67154
76534
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
86022
70795
62717
64215
73387
1865
1866
1867
1868
1869
Anzahl der Bierbrauereien
84
93
93
83
83
Biererzeugung
in niederösterreichischen Eimern
110576
86309
68099
78920
95675
Steuererträgniß in
Gulden österr. Währ.
106316
83681
69325
78153
114201
Croatien und Slavonien. – Die in diesen Ländern
bestehenden Bierbrauereien sind sämmtlich kleinere und weisen ein Fällen, der
Bierproduction nach. Im Jahre 1860 producirten sie noch 67,239 Eimer, im Jahre 1869
32,773 Eimer. In der croatisch-slavonischen Militärgrenze besteht nur eine
Brauerei, Brauerei zu Pancsowo, welche über 15,000 Eimer braut.
Wir wollen am Schlusse dieser statistischen Aufstellung der einzelnen Kronländer noch
einige Bemerkungen über das Gesammtergebniß folgen lassen.
In allen Ländern, mit Ausnahme von Ober-Oesterreich, Croatien, Slavonien,
sowie der Serbisch Banater Militärgrenze, fand eine Abnahme der im Betriebe
stehenden Brauereien statt. In Gesammt-Oesterreich wurden im Jahre 1860 3314,
und im Jahre 1869 2820 Brauereien betrieben; es ist somit die Anzahl der Brauereien
um 494 gesunken. Dieses Sinken der Anzahl der Brauereien steht nicht vereinzelt da,
vielmehr kann man diese Erscheinung in allen bierproducirenden Ländern bemerken. Die
Benutzung der technischen Fortschritte in der Bier-Industrie setzt die großen
Brau-Etablissements in die Lage, dem Publicum ein besseres und billigeres
Bier zu liefern, als es den kleineren Brauereien möglich ist. Eine Steigerung der
Bierproduction in Gesammt-Oesterreich fand dagegen in hervorragendstem Maaße
in Nieder-Oesterreich, Böhmen, Mähren und Schlesien statt. Ein Rückgang ist
dagegen in Ober-Oesterreich, Kärnthen, Tyrol, Vorarlberg, Ungarn,
Siebenbürgen, Croatien, Slavonien und der Militärgrenze zu verzeichnen.
Die übrigen Länder sind stehen geblieben, oder haben nur einen unerheblichen Fortgang
oder Rückschritt gemacht. – Wir sehen ferner hieraus, daß in allen Ländern,
deren Bewohner mit der Industrie und dem Gewerbebetrieb sich vorzugsweise
beschäftigen, eine Steigerung der Bierproduction stattfindet, daß dagegen in den
Ländern wo die Bevölkerung zum größten Theil durch die Landwirtschaft ihren
Unterhalt findet, Stagnation oder Rückschritt bemerkbar ist. In
Gesammt-Oesterreich betrug die Bierproduction im Jahre 1860 12,602,404 Eimer,
im Jahre 1869 15,024,818 Eimer.
Im Betriebe waren im Jahre 1869 2820 Braustätten, von denen 2058 nur untergähriges
Bier erzeugten, 293 bereiteten nur obergähriges Bier, während 469 bestanden, in
denen sowohl obergähriges wie untergähriges Bier erzeugt wurde. Im Vergleich mit dem
Jahre 1860 finden wir, daß zu dieser Zeit nur 932 Brauereien untergährige Biere
erzeugten.
Das Verhältniß der Biererzeugung zu der Einwohnerzahl in
den einzelnen Provinzen ist aus folgender Tabelle ersichtlich.
Bierconsumtion per Kopf im Jahre 1869.
Salzburg
Oesterreichu. d. Enns
Oesterreichob. d. Enns
Böhmen
Mähren
Schlesien
Steiermark
Kärnthen
Tyrol undVorarlberg
Eimer
2,090
1,726
1,288
1,130
0,725
0,684
0,485
0,424
0,238
Galizien
Krain
Bukowina
Serbisch-Banater-Militärgrenze
UngarnundSiebenbürgen
CroatienundSlavonien
Croatisch-SlavonischeMilitärgrenze
Küstenland
Eimer
0,146
0,122
0,099
0,089
0,071
0,032
0,015
0,004
Die Ein- und Ausfuhr sank und stieg mit der
Verbesserung der österreichischen Bierqualität.
Ausfuhr und Einfuhr von Bier in
Zollcentnern.1 österreichischer Eimer Bier à 42 1/2
Maaß ist mit 134,4 Zollpfund angenommen.
Einfuhr
Ausfuhr
1859
1865
1566
1867
1868
1869
1859
1865
1866
1867
1868
1869
14238
10060
6293
5889
7596
8808
37587
183203
174355
290010
388433
403550
Der Bierexport stieg also vom Jahre 1859 bis zum Jahre 1869 auf mehr als das
Zehnfache. Derselbe richtete sich in der Hauptmenge nach dem Süden, und zwar nach
Italien, Trieft und von diesem Hafen nach dem Orient und Egypten, ferner nach
Süddeutschland und Frankreich. Der Export nach Norddeutschland erfolgt meist aus
Böhmen.
Wir gelangen jetzt zu den für Brauereizwecke erforderlichen Rohmaterialien und zwar
zu Gerste und Hopfen.
Oesterreich liefert mehr Gerste als die gesammten
Bierbrauereien in diesem Lande verarbeiten. Wenn wir die statistischen Daten des
Jahres 1869 über die erzeugte Biermenge als Basis zu unserer Betrachtung
herausnehmen, so muß zu der Gesammtproduction von 15 Mill. Eimer Bier ein
Durchschnittsquantum von circa 7 1/2 Millionen Metzen
Malz oder circa 7 Mill. Metzen Gerste verwendet worden
seyn. Der Aufwand von Hopfen zum Brauen der 15 Mill. Eimer Bier, 1/3 Pfund per Eimer gerechnet, beträgt ein Quantum von ca. 50,000 Centner.
Wenn man nun eine Parallele zwischen der Production und Consumtion zieht, so ergibt
sich, daß Oesterreich-Ungarn sechsmal so viel Gerste und mehr als das
doppelte Quantum an Hopfen producirt, als die Brauereien im Jahre 1869 verwendeten.
Als Beweis hierfür dienen die großen Mengen Gerste, resp. Malz, welche ausgeführt
wurden. Es betrug die Ausfuhr an Gerste und Malz in
Zollcentnern:
Ausfuhr von Gerste und Malz in
Zollcentnern.
1859
1865
1866
1867
1868
1869
332796
1346657
1632853
2652354
5291538
2083112
Im Jahre 1869 nahm ungefähr die Hälfte dieses Quantums ihren Weg nach Sachsen, 1/4
nach und über Süddeutschland, der Rest nach Tyrol und Italien.
Auf den Hopfen übergehend, sehen wir daß bei der
zunehmenden Anerkennung des böhmischen (Saazer) Hopfens eine bedeutende Ausfuhr
stattfindet. Im Jahre 1868 betrug der Export 75,236 Ctr., derselbe fiel jedoch im
Jahre 1869 auf 32,445 Zollctr.
Ausfuhr und Einfuhr von Hopfen in
Zollcentnern.
Hopfen
1859
1865
1866
1867
1868
1869
AusfuhrEinfuhr
673014683
2575217865
2711511422
4072813620
75236 8277
3244531894
Im Jahre 1869 fand der bei weitem größte Theil des Hopfenexportes nach und über
Sachsen, als auch nach und über Süddeutschland statt.
Ph. Neumann.