Titel: | Ueber die Vertheilung des Kalis und Natrons in den Pflanzen; von E. Peligot. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. CXXII., S. 536 |
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CXXII.
Ueber die Vertheilung des Kalis und Natrons in
den Pflanzen; von E.
Peligot.
Im Auszug aus den Comptes rendus, 1871,
t. LXXIII p. 1072–1080.
Peligot, über die Vertheilung des Kalis und Natrons in den
Pflanzen.
Meine früheren UntersuchungenPolytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVI S. 63. hatten mich zu der Ansicht geführt, daß die nach den zahlreichen Analysen
als feststehend geltende Vertretbarkeit von Kali durch Natron, sowie die
gleichzeitige Anwesenheit dieser beiden Nasen in den Pflanzen nur die Folge
ungenauer Bestimmungen ist, wodurch um so mehr Natron erhalten wurde, je
mangelhafter die Analyse selbst ausgeführt war.
Da meine Resultate seither keinen Widerspruch erfahren haben, so darf ich dieselben
wohl nun als feststehende betrachten.
Indessen will ich noch einen Versuch anführen, welcher beweist daß in einem Boden
der, wie alle cultivirten Böden, Kochsalz enthält, dieses von gewissen Pflanzen
absorbirt, von anderen ganz unberührt gelassen wird. Eine auf einem
Pastinaken-Beet gewachsene Runkelrübe wurde, ebenso wie die benachbarten, nur
wenige Centimeter entfernten Pastinaken eingeäschert. Nach meiner
Untersuchungsmethode konnte ich in der Asche der Rübe (die bekanntlich eine Salz
führende Pflanze ist) Natron nachweisen, nicht aber in den Pastinaken, weder in
deren Wurzeln noch in deren Blättern.
Im Anschluß an meine frühere Arbeit habe ich seither die Böden untersucht, welche die
betreffenden Pflanzen geliefert hatten, von welchen ich gesagt hatte, daß das in
ihrer Asche gefundene Kochsalz an der Oberfläche der Blätter abgelagert worden
war.
Wie schon angegeben, handelt es sich um die Polders der Loiremündungen, welche seit
langen Jahren keine Düngung erhalten haben. Sie sind durch 4–5 Meter hohe
Dämme vom Meere getrennt, waren früher mit Salzwasser bedeckt und wurden seit ihrer
Eindämmung durch offene Gräben entwässert und entsalzt, welche ein vollständiges
System mit hinlänglichem Falle für den Abfluß des Regenwassers bilden und sich, wie
die nachstehenden Untersuchungen zeigen, als sehr wirksam erwiesen haben.
Während der ersten Jahre des Anbaues sind die Ernten erbärmlich, mit fortschreitender
Entsalzung des Bodens werden sie besser.
Die Analyse dieser Böden wurde nur für das Kochsalz genau, im Uebrigen nur nach
abgekürzter Methode ausgeführt; die Bestimmung des Chlors geschah mittelst einer
Silberlösung von 0,005 Grm. Silber im Kubikcentimeter; sie wurde in geringem
Ueberschuß zugesetzt und dann mit Zehntel-Kochsalzlösung, welche 0,001 Grm.
Silber per K. C. fällte, zurücktitrirt. Der so gefundene
Gehalt an Kochsalz betrug bei 11 Bodenproben aus den bezeichneten Polders: 0,016;
0,008; 0,008; 0,014; 0,006; 0,006; 0,051; 0,067; 0,056; 0,018; 0,056 Grm. in den
löslichen Salzen von je 100 Grm. Erde.
Diese geringe Menge von nur 6–60 Hunderttausendsteln ist in Wirklichkeit noch
geringer, da hier das Chlor nur als Chlornatrium berechnet ist. Nach Analysen von
Hervé Mangon enthielten dieselben Böden vor 8
Jahren noch 1,76 bis 6,5 Procent Kochsalz, wornach also die Entsalzung eine sehr
schnelle gewesen seyn muß.
Eine Erde aus der Pariser Gegend, deren Fruchtbarkeit mittelst Stalldünger erhalten
wird, ergab mit 0,024 Proc. Kochsalz.
Um das Kali zu bestimmen, welches sich in verschiedener Form in diesen Böden findet,
verfuhr ich wie folgt: Die löslichen Kalisalze wurden aus den vereinigten
Waschwässern von je 50 Grm. obiger 11 Bodenproben bestimmt. Der Rückstand wog 0,460
Grm. und enthielt 0,027 Chlorkalium, entsprechend 0,049 im Kilogramm Erde. Waren
dieselben Proben vorher calcinirt worden, so ergaben sie 0,311 Grm., und waren sie
durch kohlensauren Baryt oder kohlensaures Natron aufgeschlossen, sogar 1,8 bis 3
Proc. vom Gewichte der Erde. Daraus läßt sich auf eine lange andauernde
Fruchtbarkeit, und auf den geologischen Ursprung des Bodens schließen.
Der geringe Salzgehalt der untersuchten Böden ist indessen nicht überall derselbe für
Böden ähnlichen Ursprunges: in dem mittäglichen Frankreich z.B. findet man große
Fruchtbarkeit bei einem so hohen Salzgehalt, daß bei trockenem Wetter förmliche
Auswitterungen stattfinden; man kann den Aufgang des Getreides nur mittelst
künstlichen Frischerhaltens des Bodens durch Bedeckung mit Streu sichern. Es
scheint, daß gewisse Umstände, eine höhere Temperatur, Gegenwart befruchtender
Stoffe u.s.w., die Wirkung des Kochsalzes paralysiren können.
Meine Analysen des Bodens der Polder lassen wenig Zweifel über die Fähigkeit der
darin wachsenden Pflanzen, das Chlornatrium in demselben ebenso zurückzulassen, wie
die im Inneren wachsenden Pflanzen, wobei von den Meerespflanzen, wie den Salsoleen,
der Runkelrübe u.s.w. allerdings nicht die Rede seyn kann. Dennoch kann das Kochsalz
auch günstige Wirkungen auf die Ernte hervorbringen, vielleicht weil es thatsächlich
erhebliche Mengen
von phosphorsaurem Kalk aufzulösen vermag, was namentlich seinen Werth in Gegenwart
anderer Dünger erklären würde. Jedenfalls aber sollte man von den in neuerer Zeit
üblichen Uebertreibungen zurückkommen, und dem Kochsalz nicht eine größere
Wichtigkeit zuschreiben, als durch die festgestellten Thatsachen gerechtfertigt
wird. –
Aus den Bemerkungen welche Dumas und Chevreul zu obigen Mittheilungen machten, ist nur hervorzuheben, daß es
nöthig erscheine, die Pflanzen, welche nur wenig Natron enthalten, und denen das
Kali zu genügen scheint, von denjenigen zu unterscheiden, welche unbedingt Natron
und in geringerem Grade Kali bedürfen. Dann wurde Peligot
ersucht, das Verfahren mittheilen zu wollen, wornach er Kali und Natron bestimmt
habe, da deren Trennung und Einzelbestimmung, worauf doch die Entscheidung der Frage
beruhe, große Schwierigkeiten habe; namentlich theilte Chevreul mit, daß er in verschiedenen Fällen bei der Trennung mittelst der
Platindoppelsalze in dem in Alkohol löslichen Theile, statt des erwarteten Natrons,
nur oder größtentheils Kali gefunden habe. Hierin und auch in der Aufnahme der
Alkalien aus den Gefäßen liege die Veranlassung zu manchen irrthümlichen Angaben in
den bisherigen Analysen.