Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 202, Jahrgang 1871, Nr. , S. 88
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Miscellen. Miscellen. Das Hodgson'sche Drahtseilbahnsystem. Der Ingenieur J. Buch in Salgo-Tarjan soll – wie das ungarische Centralblatt für Eisenbahnwesen, Dampfschiffahrt und Verkehr meldet – an dem Hodgson'schen Drahtseilbahnsystem (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CCI S. 378, erstes Septemberheft 1871) zur Beseitigung gewisser Mängel die Verbesserung eingeführt haben, daß statt eines Seiles zwei parallel laufende Seile angewendet werden, auf welchen die Last aufgehängt wird. In Folge dessen sey es möglich, jede, auch die kleinste Curve anzulegen, Steigungen bis zu 1: 5 zu überwinden, Seitengeleise anzubringen, über jedes noch so gebirgige Terrain mit beliebig vielen Seitenabzweigungen und Curven bedeutende Lasten zu transportiren. Da das Schwanken des Seiles aufhöre, welches beim Hodgson'schen Systeme die meisten Seilbrüche herbeiführt, so sey man im Stande beim doppelseiligen System verhältnißmäßig schwerere Hunde fortzuschaffen. Amerikanische Handbohrmaschine. Der Fabrikant P. Suckow in Breslau legte – nach der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1871, Bd. XV S. 402 – in einer der letzten Sitzungen des Breslauer Bezirksvereines eine amerikanische Handbohrmaschine vor, welche besonders gute Dienste bei Gas- und Wasserleitungsarbeiten zum Anbohren der Rohre leistet. Die Stocksäule ist auf die Hälfte ihrer Länge mit einem Gewinde versehen; es läßt sich das Bohrgeräth mittelst zweier Klemmbratzen und Muttern sehr solid höher oder tiefer stellen, da die beiden Bratzen stets parallel bleiben. Am oberen Theile der Säule ist ein verstell- und drehbarer Schlitten angebracht, an dessen Vordertheile sich das drehbare Lager für die Bohrspindel befindet und zwar ist die Bohrhülse, welche ihrer Länge nach mit einem Gewinde und am oberen Ende mit einem Stellrädchen versehen ist, in dem Lager eingeschraubt. Durch die Hülse geht die eigentliche Bohrstange, welche durch eine oben aufgesetzte Kurbel in Drehung gesetzt wird. Zum Zurückziehen des Bohrers bedient man sich einer Falle, wobei die Kurbel selbstverständlich links gedreht wird. Man kann sich dieses Bohrgeräthes auch zum Gewindeschneiden bedienen. Zu diesem Zwecke wird ein Schraubenbohrer an Stelle des gewöhnlichen Bohrers eingesetzt und mittelst des Stellrädchens in das vorgearbeitete Loch eingedrückt. Sobald der Bohrer gefaßt hat, zieht sich die Bohrspindel nach Maaßgabe der Gewindesteigung nach, da die Kurbel auf der Bohrstange in diesem Falle verschiebbar ist. Der Preis dieser empfehlenswerten Handbohrmaschine beträgt 18 Thlr. Marsden's Steinbrechmaschine. Die auf dem Agricultural Show in Wolverhampton ausgestellte Marsden'sche Steinbrechmaschine, welche im polytechnischen Journal, 1869, Bd. CXCIV S. 197 beschrieben wurde, zeigt einige bemerkenswerthe Verbesserungen. So ist der bewegliche Brechbacken unten abgerundet und dem entsprechend der fixe Brechbacken gekrümmt. Es kann daher unzerkleinertes Material nicht mehr hindurchfallen. Weiter sind die Kerbungen des schwingenden Backens nach unten zu von der Linken zur Rechten gekrümmt, umgekehrt aber beim fixen Brechbacken. Auf diese Weise erleidet das durchgehende Material eine intensivere Quetschung und kommt gleichförmiger zerkleinert aus der Maschine. Eine Abbildung der neueren Construction ist übrigens unserer Quelle – Engineering, Juli 1871, S. 19 – beigegeben. Bestimmung der Schornsteindimensionen. Der praktische Maschinenconstructeur, 1871 S. 142, bringt nach den Vorlesungen des Prof. Gustav Schmidt am deutschen Polytechnicum in Prag empfehlenswerthe empirische Formeln zur Bestimmung der Schornsteindimensionen. Dieselben sind direct auf die Pferdestärken N bezogen, für welche die Anlage dienen soll, und lauten: (1)         N = 14 FH (2) H = [7N/(N + 14)]² und aus (1)   (3) d² = N/11√H. F ist der obere lichte Querschnitt des Schornsteines in Quadratmeter, H die Höhe in Meter und d der dem kreisförmigen Querschnitt F entsprechende Durchmesser in Meter. Schmidt's Formeln, welche auf Armengaud's Erfahrungsresultaten basiren, sind, wie er in seinen Vorlesungen ausdrücklich bemerkt, von N = 20 bis N = 1000 Pferdestärken zulässig. Der Gaszünder von Prof. Dr. Klinkerfues. Hr. Prof. Dr. Klinkerfues, Director der Sternwarte in Göttingen, hat einen hydrostatisch-galvanischen Gaszünder erfunden, mittelst dessen es möglich werden soll, eine beliebige Anzahl Gasflammen von Einem Punkt aus anzuzünden. Der Scientific American vom 17. Juni d. J. brachte seine Patentbeschreibung, und wir verfehlen nicht, aus dieser amerikanischen Quelle über die deutsche Erfindung eine vorläufige Mittheilung zu machen. Die Erfindung besteht im Wesentlichen darin, daß durch eine in einem Gefäß enthaltene Flüssigkeit, wenn dieselbe mit einem Paar in dem Gefäß befindlichen galvanischen Platten in Verbindung gebracht wird, eine Kette geschlossen wird, in welcher der elektrische Strom eine oder beliebig viele Stücke Platindraht mittelst katalytischer Wirkung zum Glühen bringt. Die katalytische Wirkung des Platins in seiner schwammigen, pulverigen oder porösen Beschaffenheit ist oft zum Zweck des Anzündens von Flammen benutzt worden, aber wenn man von dem kurzen Erfolg des Döbereiner'schen Apparates abstrahirt, sind praktische Erfolge damit nicht erzielt. Das Platin in dieser Form ist zu sehr der Veränderung unterworfen, um einer eigentlich praktischen Verwendung fähig zu seyn. Dr. Klinkerfues hat Versuche angestellt, um zu ermitteln, bei welcher Temperatur metallischer Platindraht oder Platinblech so viel katalytische Wirkung besitzt, daß es Leuchtgas entzündet, und er hat gefunden, daß dazu nicht einmal Rothglühhitze erforderlich ist. Ein Platindraht, der zwischen den Polen einer kleinen Zink-Kohlen-Batterie angebracht war, entzündete einen Gasstrom augenblicklich, ohne daß selbst im Finstern an demselben die geringste Lichterscheinung zu bemerken war. Die Temperatur des Platindrahtes ist ausschließlich Folge katalytischer Wirkung und die Anwendung dieses Vorganges, statt wie bisher des elektrischen Funkens, neben dem hydraulischen Schluß für den galvanischen Strom, sind die charakteristischen Eigenschaften der Erfindung. Die Apparate welche sich Dr. Klinkerfues hat patentiren lassen, sind verschiedener Art. Der erste derselben besteht aus einer dünnen, cylindrischen Glasröhre, die unten geschlossen und oben mit einer Platte versehen ist, an der nach Innen ein Paar galvanische Platten, Zink und Kohle, von kleineren Dimensionen angebracht sind. Diese Platten sind nach Außen mit Leitungsdrähten verbunden, zwischen welchen ein Stück Platindraht eingeschaltet ist. Die Glasröhre ist mit doppelt-chromsaurem Kali und verdünnter Schwefelsäure gefüllt. Will man diesen Apparat zum Anzünden von Gasflammen für häusliche Zwecke verwenden, so braucht man denselben nur etwas geneigt derart zur Flamme zu führen, daß der Platindraht von dem ausströmenden Gas getroffen wird. Bei dieser geneigten Stellung tauchen die Platten in die Flüssigkeit ein, und der Strom ist hergestellt. Ein anderer Apparat dient dazu, Straßenflammen anzuzünden. Ein hermetisch verschlossenes Gefäß ist mit einem isolirten Fach oder einer Glocke versehen, welche unten offen ist, und mit dem Gasreservoir oder dem Hauptgasrohr communicirt. An dem Deckel des Gefäßes hängt ein galvanisches Plattenpaar, Zink und Kohle in solcher Höhe, daß sie in die Flüssigkeit womit der untere Theil des Gefäßes gefüllt ist (doppelt-chromsaures Kali und Schwefelsäure), nicht eintauchen so lange der Apparat nicht in Function ist. Ein weiteres Rohr, welches das Gas zum Brenner führt, geht gasdicht durch den Deckel des Gefäßes und reicht so tief in dasselbe hinunter, daß es in die Flüssigkeit eintaucht, und so den Zufluß des Gases von dem Rohr absperrt. Dieser hydraulische Verschluß ersetzt den üblichen Lampenhahn. Endlich geht von dem oberen Theil der isolirten Kammer oder Glocke noch ein Rohr aus, welches in beliebiger Länge nach dem Punkte hin geführt wird, von welchem aus das Anzünden erfolgen soll, und durch welches man im Stande ist, den Druck in der Kammer oder Glocke zu verringern, so daß das Niveau der Flüssigkeit sich dort hebt, in dem Gefäß selbst dagegen senkt, die Unterkante des Brennerrohres frei wird, so daß das Gas ausströmt, und bei weiterer Niveauveränderung die Eintauchung der beiden Platten in die Flüssigkeit und damit der galvanische Strom hergestellt wird. Durch diese Niveauveränderung wird der Apparat in Thätigkeit gesetzt, der Platindraht glühend und das ausströmende Gas entzündet. Man hat drei verschiedene Niveaustände, welche drei verschiedenen Functionen des Apparates entsprechen. Beim ersten ist das Zuflußrohr abgesperrt und die Platten tauchen nicht ein, der Apparat ist nicht in Thätigkeit; beim zweiten Stand ist das Zuflußrohr geöffnet, die Platten tauchen ein, der Apparat functionirt, das Anzünden erfolgt; beim dritten Stand, der zwischen den beiden ersten liegt, ist das Zuflußrohr offen, die Platten reichen aber nicht mehr in die Flüssigkeit hinein, es ist dieß der Zustand während des Brennens der Flammen, den man deßhalb herstellt, um nicht fortwährend Flüssigkeit zu consumiren. Will man die Flammen auslöschen, so stellt man einfach den ersten Stand wieder her, die Zuflußrohren sind abgeschlossen und der Apparat ist in Ruhe. Soweit die amerikanische Patentbeschreibung. Aus der mündlichen Mittheilung des Hrn. Dr. Klinkerfues glauben wir uns zu erinnern, daß derselbe die hier beschriebene Vorrichtung für Straßenflammen insofern abzuändern beabsichtigt, als zur Herstellung der verschiedenen Flüssigkeits-Niveaus nicht ein besonderes Rohr gelegt, sondern dazu der Druck in den Gasröhren selbst benutzt werden soll. Es sind überhaupt drei verschiedene Stände herzustellen. Beim ersten Stand ist der Apparat außer Function und das Brennrohr hydraulisch geschlossen; beim zweiten tauchen die Platten ein und ist das Brennrohr offen, das ist beim Anzünden; beim dritten Stand tauchen die Platten nicht ein, das Brennrohr ist aber noch offen, das ist während des Brennens. Den ersten Zustand kann man sich in jeder Laterne für den Tagesdruck herstellen; den zweiten Stand wählt man so, daß er etwa dem vollen Abenddruck plus 2 Linien entspricht; man hat also, um die Laternen anzuzünden, den vollen Abenddruck und für einige Minuten den Ueberschuß zu geben, dann kann man den Ueberschuß wieder abnehmen, die galvanischen Ströme werden aufgehoben und die Flammen brennen fort; beim Auslöschen hat man den Druck auf den gewöhnlichen Tagesdruck zu reduciren, und die Zuflußrohren werden hydraulisch verschlossen, der Gasstrom hört auf. Wir halten die Idee für außerordentlich sinnreich, und die Bedenken angesichts der colossalen Ersparnisse, um die es sich handeln würde, nicht für unüberwindlich; wir wünschen daher, im Interesse der Sache, daß Hr. Dr. Klinkerfues bald Veranlassung nehmen möge, seine Erfindung selbst eingehender öffentlich zu besprechen, und dadurch Anregung zur Anstellung von Versuchen in großem Maaßstabe zu geben, wodurch allein die Bedeutung der praktischen Schwierigkeiten constatirt und letztere überwunden werden können. Dr. N. H. Schilling. (Journal für Gasbeleuchtung, 1871, Nr. 14.) Ueber Eisenoxyd zur Reinigung des Leuchtgases. Seitdem man weiß, daß der Kalk in der Laming'schen Masse für den Proceß der Gas-Reinigung eigentlich ohne Bedeutung, ja sogar nachtheilig ist, insofern man ihn als Ballast jedesmal mit aus- und eintragen muß, wird statt der Laming'schen Masse fast nur Eisen- oder Manganoxyd zur Gas-Reinigung angewendet. Man benutzt natürliches Eisenoxyd (Raseneisenerz, Wiesenerz), welches sich in den großen Niederungen des Flachlandes unter Wiesen, Moorgrund etc. theils in kleineren, theils in weit ausgedehnten Ablagerungen findet, so z.B. in der Lausitz, in Niederschlesien, in der Mark Brandenburg, in Mecklenburg, Pommern etc. Was die Zusammensetzung desselben betrifft, so enthält es je nach dem Grade seiner Reinheit 20 bis 60 Proc. Eisenoxyd, gewöhnlich auch etwas Eisenoxydul und Manganoxyd, 30 bis 50 Proc. Sand, 7 bis 30 Proc. Wasser, außerdem meist noch andere Beimengungen in geringerer Menge. Für den Zweck der Gas-Reinigung ist natürlich das oxydreichste Erz das werthvollste, und die unreineren Sorten kommen überhaupt nicht zur Verwendung. In Norddeutschland findet das natürliche Eisenoxyd ausgedehnte Anwendung. Außerdem bilden auch seit Jahren die Anilinfabriken ausgiebige Bezugsquellen für eisenoxydhaltige Reinigungsmasse. Neuerdings hatte die Redaction des Journals für Gasbeleuchtung Gelegenheit, die von der Gesellschaft für Anilinfarben-Fabrication Rummelsburg bei Berlin gelieferte Masse einer Analyse zu unterziehen, und es fanden sich nach Prof. A. Wagner's Untersuchung in derselben, nachdem vorher einige grobe Eisenstückchen durch Absieben entfernt worden waren, 73,8 Proc. Eisenoxyd (entsprechend 71,2 Proc. Eisenoxyduloxyd), 15,1 Proc. Wasser und organische Substanzen und als Rest Sand etc. Ueber die Masse wurde 6 Stunden lang ein starker Strom Schwefelwasserstoff geleitet; hierauf wurde dieselbe 8 Tage lang unter Anfeuchten zur Regeneration stehen gelassen. Die Masse enthielt nun (wenn man das zum größten Theil noch als Eisenoxyduloxyd vorhandene Eisen auf Eisenoxyd berechnet) 62,2 Proc. Eisenoxyd, 12,0 Proc. freien Schwefel und 0,27 Proc. Schwefelsäure. Schwefeleisen war nicht mehr vorhanden. 100 Pfd. dieser Masse würden also auf diese Weise 159 Kubikfuß Schwefelwasserstoffgas absorbiren. Die Masse wird als Rückstand bei der Anilinfarben-Fabrication, nämlich bei der Reduction des Nitrobenzols mittelst Eisenfeile gewonnen und in Berlin sowohl von den städtischen Anstalten, als auch von denen der Imperial-Continental-Gas-Association, außerdem von den Anstalten in Charlottenburg und Leipzig mit Erfolg angewendet; die Production der Fabrik (2500 bis 3000 Kilogr. täglich) ist jedoch so bedeutend, daß noch eine Anzahl anderer Gaswerke mit diesem Material versehen werden können; der Preis des Materiales, offen in Waggons verladen, beträgt pro Centner ab Berlin 12 1/2 Sgr. (Journal für Gasbeleuchtung, 1871, Nr. 14.) Metallene Gegenstände mit einem fast kostenlosen, sich von selbst bildenden dauerhaften, schwarzglänzenden Ueberzug zu versehen; von C. Puscher in Nürnberg. Auf der letzten Pariser Industrie-Ausstellung fanden sich in der französischen Abtheilung Herde und Oefen ausgestellt, welche mit einem schwarzglänzenden dünnen Lacküberzug, der sich nicht mittelst des Fingers abkratzen ließ, überzogen waren. Auch andere metallische von Paris stammende Artikel, wie z.B. Corsettstahl, besitzen diesen elastischen, selbst beim Erwärmen weder riechenden noch klebenden Ueberzug. Die große Egalität desselben, sowie das Fehlen eines Pinselstriches, erweckten in mit die Vermuthung, daß der Ueberzug wohl auf eine andere Weise, als durch bloßes Anstreichen oder Eintauchen erzeugt seyn müßte. Nach verschiedenen Versuchen führte mich nachstehendes Verfahren zum Ziele. Man bedeckt den Boden eines 18 Zoll hohen cylindrischen gußeisernen Topfes ungefähr 1/2 Zoll hoch mit Steinkohlengries, legt einen Zoll höher einen Rost ein und füllt nun den übrigen Raum des Topfes mit den Gegenständen aus, welche man mit erwähntem Ueberzuge versehen will. Ich habe außer verschiedenen Eisengußwaaren, Gegenstände von Eisendraht, Messing, Zink, Bandstahl, verzinnten Blech- und Töpferwaaren dazu gewählt. Nun schließt man den Topf mit einem passenden Deckel und stellt denselben auf ein bereit gehaltenes Kohksfeuer unter einem gut ziehenden Schlot. Anfangs verdunstet nur die in den Steinkohlen befindliche Feuchtigkeit, bald aber tritt Verkohkung ein und es entweichen tiefbraune, die Lungen zum Husten reizende Dämpfe. Nachdem der Boden des Topfes etwa 1/4 Stunde einer angehenden Rothgluth ausgesetzt war, wodurch zugleich die eingesetzten Gegenstände eine ziemlich hohe Temperatur erhalten, ist die Verkohkung der Steinkohlen größtentheils vollendet. Der Topf wird nun vom Feuer entfernt und nach etwa 10 Minuten der Deckel desselben zum Abdunsten der Einlagen geöffnet. Sie sind alle bis auf die Thonwaaren mit einem schwarzglänzenden Ueberzug versehen, der die erwähnten Eigenschaften besitzt. Derselbe schützt nicht nur nach angestellten Versuchen die Metallwaaren vor Oxydation, sondern hält auch, da er ja bei großer Hitze erzeugt wird, hohe Temperaturen aus, erst bei angehender Glühhitze verschwindet er, daher seine Anwendung zu Oefen und Herden, denen er zugleich ein schönes Aeußere gibt. Feine Eisendrahtgegenstände, wie z.B. Siebe, sind mit einer bewunderungswürdigen Egalität dieses Ueberzuges bekleidet, wie sie niemals durch Anstreichen erzielt werden kann. Zinnerne, verzinnte oder mit weichem Loch gelöthete Metallwaaren können, wegen der dabei stattfindenden Temperatur, bei welcher das Loth schmelzen würde, nicht mit diesem Ueberzug versehen werden. Es treten bei dieser Verkohkung der Steinkohlen nicht die riechenden Theerproducte auf, wie sie sich bei der bei Luftabschluß startfindenden Verkohkung in den Gasanstalten zeigen, weßhalb der Ueberzug geruchlos ist. Wird die Verkohkung der Steinkohlen zu weit getrieben, so verlieren die Gegenstände ihren Glanz und werden matt schwarz, der Ueberzug ist dann nicht so zähe und solid. Kleinere Artikel, wie z.B. Haken und Oesen, erhalten diesen Ueberzug, wenn solche in einer Kaffeetrommel, mit kleinen Stückchen Steinkohlen gemischt, unter stetem Umdrehen so lange erhitzt werden, bis sich derselbe erzeugt hat. Die Anwendung von Colophonium statt der Steinkohle gab keine so günstigen Resultate. Große Bedeutung möchte dieser fast kostenlose Ueberzug für die Eisengußwaaren haben, und jeder Industrielle wird sich leicht nach dem Mitgetheilten eine passende Einrichtung für obigen Zweck selbst construiren können. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1871 S. 217.) Ueber die Darstellung der Aethylenbasen im Großen; von Professor A. W. Hofmann in Berlin. Schon vor einem Jahre hat der Verf. auf eine Verwerthung hingewiesen, welche die Nebenproducte der immer schwunghafter betriebenen Chloralfabrication gestatten, nämlich auf die Benutzung der flüchtigeren Antheile jener Nebenproducte zur Darstellung der Aethylamine (polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVI S. 149). Seit jener Zeit sind die höher siedenden Fractionen derselben von Krämer einer näheren Untersuchung unterworfen worden, welche gezeigt hat, daß erhebliche Quantitäten von Aethylenchlorid und Aethylidenchlorid in denselben enthalten sind. Da nun, wie gleichfalls von Krämer beobachtet wurde, das Aethylenchlorid nur erst bei ziemlich hoher Temperatur (160° C.) vom Ammoniak unter Bildung von Collidin angegriffen wird, so lag der Gedanke nahe, daß sich das Gemenge der höher siedenden Choride in ähnlicher Weise für die Darstellung der Aethylenbasen eignen möge, wie sich die niedriger siedenden Fractionen als eine unerschöpfliche Quelle der Aethylbasen erwiesen hatten. Hr. Schering stellte dem Verf., nm diese Vermuthung zu prüfen, eine große Menge der hochsiedenden Nebenproducte der Chloralfabrication zur Verfügung. Die Bearbeitung derselben wurde in den Werkstätten der HHrn. Martius und Mendelssohn-Bartholdy in Rummelsburg, wo der Verf. besonders eines prachtvollen emaillirten Autoclaven von Gußeisen, der mehrere hundert Kilogramme Flüssigkeit faßte, sich bedienen konnte, ausgeführt. Versuche im Kleinen hatten dargethan, daß die besten Resultate erzielt wurden, als man das Gemisch der Chloride mit einem Ueberschusse alkoholischen Ammoniaks auf 100 bis 120° C. erhitzte. Dasselbe Verhältniß wurde auch im Großen eingehalten. Das Ergebniß war über alle Erwartung befriedigend. Die nach acht- bis zehnstündigem Erhitzen auf etwa 110° C. erhaltene braune Flüssigkeit wurde zunächst von dem ausgeschiedenen Salmiak abfiltrirt und alsdann durch Destillation von dem Alkohol und den nicht angegriffenen Chloriden befreit. Aus dem zurückbleibenden Syrup schossen alsbald kleine Nadeln an, welche durch mehrfaches Umkrystallisiren aus Wasser und Waschen mit Alkohol, in dem sie unlöslich sind, gereinigt wurden. Diese Krystalle sind das Chlorhydrat des Aethylendiamins, C²H¹⁰N²Cl² = (C²H⁴) H⁴N², 2HCl, dessen Reinheit durch die Analyse festgestellt wurde. Durch directe Krystallisation wurden etwa 1 1/2 Kilogrm. dieses schönen Salzes gewonnen, welches in prächtigen, silberglänzenden, 10 bis 15 Centimeter langen Nadeln anschießt. Wenn sich keine Krystalle mehr absetzen, wird die braune Mutterlauge mit Natriumhydrat destillirt; die ersten Destillate liefern wieder mit Salzsäure Krystalle des bereits genannten Salzes. Die späteren Fractionen enthalten die höheren Aethylenbasen, Diamine und Triamine. Mittelst des bereits gewonnenen Materiales hofft der Verf. seine Untersuchungen über die Körper, welche bei der Einwirkung des Ammoniaks auf das Chlorid und Bromid des Aethylens entstehen, fortzusetzen. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 12.) Casëin als Verdickungsmittel für Zeugdruckerei. In einer längeren Abhandlung über Casëin und Kleber im Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, 1871, t. XLI p. 103 berichtet E. Schlumberger u.a. über ein neues Verdickungsmittel für die Zeugdruckerei, das aus Casëin unter Zusatz von Magnesia hergestellt ist. Behandelt man nämlich Casëin in der Kälte bei Gegenwart von Wasser mit sehr wenig, etwa 2 bis 3 Proc. Magnesia, so erhält man eine dicke, gummiartige Lösung, die nicht von selbst, wohl aber durch die Wärme gerinnt: die geronnene Masse ist in alkalischen Flüssigkeiten löslich. Druckt man unlösliche Färben mit dieser Lösung, so werden dieselben in Folge des eintretenden Gerinnens beim Dämpfen fixirt, der Druck ist aber, wie nach dem erwähnten Verhalten der geronnenen Masse gegen Alkalien zu erwarten, nicht seifenächt. Behandelt man dagegen das Casëin mit einer größeren Menge Magnesia, etwa 5 bis 10 Proc., so erhält man nicht mehr eine Lösung, sondern einen dicken, halbflüssigen, homogenen Teig, der in Wasser angerührt werden kann, ohne eine eigentliche Lösung zu geben. In Barytwasser dagegen gibt dieser Teig eine dünnflüssige, gummiartige Lösung, die für gewisse Fälle als Verdickungsmittel geeignet erscheint. Dieselbe gerinnt in der Wärme fast vollständig und die geronnene Masse ist in Alkalien unlöslich. Die Lösung läßt sich, wie es scheint, sehr lange ohne Zersetzung aufbewahren, nur muß sie vor Einwirkung der Kohlensäure der Luft geschützt werden, die allmählich den Baryt fällt und so die Löslichkeit der Magnesiaverbindung vermindert. Zur Darstellung der Verdickungsmasse verwendet man 1 Kilogrm. gepulvertes Casëin, 75 Grm. gebrannte Magnesia und 4 Liter Wasser; man rührt zuerst das Casëin und die Magnesia, jedes für sich, mit etwas Wasser an, mischt dann und rührt einige Zeit lang um, wobei die Masse bald dick wird. Nachdem man eine Nacht hat stehen lassen, fügt man eine Lösung von 300 Grm. Barytkrystallen in 3 Liter höchstens 35° C. warmem Wasser hinzu und rührt um, bis das Ganze eine völlig gleichmäßige Masse bildet. Zur Darstellung von Druckfarben braucht man die Verdickungsmasse nur mit den Farbenpulvern anzurühren, welche fixirt werden sollen. Die oben beschriebene Masse enthält pro Liter 125 Grm. Casëin. Vergleicht man die damit erhaltenen Nüancen mit denen, welche Albuminfarben mit ebenfalls 125 Grm. Albumin pro Liter geben, so zeigt sich, daß der Vortheil sowohl in Bezug auf Aechtheit wie in Bezug auf Glanz eher auf Seite des neuen Verdickungsmittels ist. Ultramarin, Zinkweiß und Beinschwarz bieten beim Drucken keine Schwierigkeit; das Guignet'sche Grün erfordert nur einen stärkeren Barytzusatz, da die Farbe sonst gerinnt, wird dieß berücksichtigt, so läßt die Farbe nichts zu wünschen übrig. Mit Anilinfarben hat Schlumberger kinen Erfolg erzielt; dieselben werden durch die stark alkalische Lösung vollständig gefällt. Vielleicht wäre der Zweck dadurch zu erreichen, daß man unlösliche Lacke dieser Färben anwendete. Enthält das neue Verdickungsmittel nicht Baryt im Ueberschuß, so gerinnt es leicht bei Vermischung mit einem anderen Verdickungsmittel; das Gerinnen wird aber verhindert und selbst das schon gebildete Gerinnsel wieder aufgelöst, wenn man etwas überschüssigen Baryt zusetzt, und dann kann man die Masse mit Stärke, Traganth, Senegalgummi und Dextrin vermischen, ohne daß das Gerinnen in der Wärme beeinträchtigt wird. Ein Ueberschuß an Baryt hindert zwar demnach das Gerinnen nicht und vermindert auch die Aechtheit der Färben nicht, es scheint aber als zersetzten sich die Farbmassen um so leichter, je größer derselbe ist, so daß also für jede Farbe die genau nöthige Menge Baryt zu ermitteln wäre. Wird diese nicht überschritten, so lassen sich die Färben, wie es scheint, sehr lange aufbewahren, ohne zu gerinnen, nur bildet sich durch Einwirkung der atmosphärischen Kohlensäure eine dicke Haut, deren Entstehung man aber auch vermeiden kann, wenn man die Farbe mit Oel oder Terpenthin bedeckt. Ein wesentlicherer Uebelstand liegt aber in der zu großen Verdickungskraft des Casëins in der angegebenen Lösung. Eine Lösung mit 125 Grm. Casëin pro Liter ist schon sehr gummiartig und noch concentrirtere Lösungen werden sich schwer drucken lassen. Andererseits aber wird diese Concentration in vielen Fällen, z.B. bei sehr dunklen Färben, welche bedeutende Mengen zu fixirenden Farbstoff enthalten, zur Fixirung des gesammten Farbstoffes nicht ausreichen. In Bezug auf den Herstellungspreis stellt sich die Casëin-Magnesia gegen Albumin sehr vortheilhaft; Schlumberger berechnet ihn wie folgt: 1 Kilogrm. Casëin 2 Frcs. 75 Cts. 75 Grm. Magnesia zu 6 1/2 Frcs. pro Kilogrm. –    „ 50   „ 300 Grm. Barythydrat zu 3 Frcs.   „          „ –    „ 90   „ ––––––––––––– 4 Frcs. 15 Cts. (Deutsche Industriezeitung, 1871, Nr. 39.) Das Färben der Furnüre; nach C. Puscher. Einige Industrielle in Nürnberg, welche seither ihre durch und durch gefärbten Furnüre von Paris bezogen hatten, waren durch die jüngste Occupirung von Paris genöthigt, sie selbst anzufertigen. Meine auf ihre Veranlassung deßhalb gemachten Versuche erzeugten wohl anfangs schöne Farben, jedoch nur auf der Oberfläche, im Inneren blieben sie ungefärbt. Erst nachdem ich die rohen Furnüre eine halbe Stunde hindurch in einer 10procentigen Aetznatronlauge gekocht und 24 Stunden darin digerirt hatte, nahmen sie, nachdem sie vorher durch öfteres Auswaschen von der anhängenden Lauge befreit waren, auch die Farben im Inneren auf. Sie erhalten dadurch im feuchten Zustande eine lederartige biegsame Beschaffenheit und müssen nach dem Färben beim Trocknen zwischen Pappendeckel gelegt und gepreßt werden. Legt man so vorbereitete Furnüre in eine concentrirte heiße Blauholz-Abkochung (1 Theil Blauholz auf 3 Theile Abkochung) 24 Stunden hindurch, läßt sie hierauf etwas abtrocknen und bringt sie dann in eine warme Eisenvitriollösung (1 Theil Vitriol auf 30 Theile Wasser), so erhält man nach Verlauf von 24 Stunden sehr schön schwarz durch und durch gebeizte Furnüre, die nach dem Abwaschen die Pariser Furnüre an Tiefe der Farbe weit übertreffen. Eine Auflösung von 1 Theil Pikrinsäure in 60 Theilen heißen Wassers und Zusatz von etwas Aetzammoniak, bis zur Geruchswahrnehmung desselben, färbt so vorbereitete Furnüre schön gelb und benachtheiligt, da die Pikrinsäure gesättigt ist, die später stattfindende Politur nicht. Corallin in heißem Wasser gelöst, dem man zuvor kleine Mengen Aetznatron und den fünften Theil des Wassers Wasserglaslösung zugefügt hat, gibt je nach der Menge des gelösten Corallins schön rosenrothe bis ponceaurothe Farben. Ein schönes Hochroth erzeugt man mit einer heißen Auflösung von Fuchsin in Wasser, dem man zur Hervorrufung der hochrothen Farbe eine entsprechende Menge einer wässerigen Vesuvinlösung zugegeben hat. Es ist nothwendig, daß die vorbereiteten Furnüre auch in diesen Farbenlösungen wenigstens 24 Stunden hindurch digerirt werden. Die einzige Farbe, welche die Furnüre ohne vorherige Abkochung mit Aetznatron durch und durch annehmen, ist ein sehr schönes Silbergran. Man erhält dasselbe, wenn man die Furnüre einen Tag hindurch in eine sehr verdünnte Eisenvitriollösung legt (1 Theil Vitriol, 100 Theile Wasser). (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1871 S. 217. Materialverbrauch bei der Zuckerfabrication. Um 100 Ctr. Rüben auf Rohzucker zu verarbeiten sind erforderlich: 2 Klafter 3 füßiges Eichenholz oder 30 Ctr. Kladnoer Kleinkohlen. Ferner bedürfen 100 Ctr. Rüben zur Verarbeitung auf Saftmelis   40 Ctr. Kladn. Kleinkohlen. Für das Raffiniren von 100 Pfd. Rohzucker sinderforderlich 118 Pfd. die Wiederbelebung von 100 Pfd. Spodium   19,9 Erzeugung von Spodium aus 100 Pfd.Knochen     0,093 Umwandlung von 100 Pfd. Melasse in Spiritus   64 Umwandlung von der Schlempe aus 100 Pfd.Melasse in Schlempekohle 106 Gewinnung von Rübenspiritus (Methode von Champonnois) aus 100 Ctr.Rüben benöthigt man 1 Klafter 3 füßiges Eichenholz von 50–60jährigenBeständen. 1 Metzen = 1/3 Joch Area mittelst Dampf zu pflügen       (auf 10'' zu stürzen 100 Pfd. Kladn. Kohle. 1 Mandel Weizen mit Dampf zu dreschen   17,69     „ Dieser Kohlenverbrauch ist bei Kohlen gefunden, welche theoretisch 4493,76 Calorien enthielten, 6,91. Pfd. Wasser theoretisch verdampften, praktisch jedoch nur 4,837 Pfd. zu verdampfen vermochten. Von Ostrauer Kohlen verbrauchte eine Wiener Zucker-Raffinerie im großen Durchschnitt auf 100 Pfd. Rohzucker 75 Pfd. A. Ahrens. (Technische Blätter, Jahrg. 1871, Heft II und III, S. 181.) Ueber die Carbolsäure. In der Zeitschrift Hygiea (1871) theilt N. P. Hamberg Beobachtungen über die Carbolsäure mit. Derselbe war nämlich in den Stand gesetzt, aus der Fabrik F. C. Calvert's in Bradfort bei Manchester die Saure chemisch rein zu erhalten und diese reine Säure mit der gewöhnlich im Handel vorkommenden zu vergleichen. Die reine Carbolsäure (Calvert's Acid. carbolic. Nr. 1) bildet eine krystallinische Masse von farblosen, nadelförmigen Krystallen. Geruch kampferartig, an Steinkohlentheer nicht erinnernd. Specifisches Gewicht 1,066. Schmilzt bei 40 bis 41° C., erstarrt bei 39°, kocht bei 180 bis 180,5°. Löst sich bei 16 bis 17° in 15 Th. Wasser, ebenso bei 40° in 2 Volumen Ammoniak von 0,96 spec. Gewicht zu einer klaren Lösung, die jedoch bei 17 bis 18° milchig wird. Hielt sich (ohne noch bei 37° zu schmelzen) im geschmolzenen Zustande im Becherglase, mit einem Uhrglase bedeckt, 14 Tage lang und länger fast ganz unverändert. Die unter dem Namen Acid. carbol. cryst. medic. purissimum vorkommende Säure, sogenannte reine Säure der Fabriken, in platten Flaschen aufbewahrt, mit dem Namen des Fabrikanten im Glase eingedruckt, war dem Aeußeren nach auch ganz hübsch und farblos, aber von unangenehmem Geruch, fängt bei 26° C. an zu schmelzen und ist bei 34 bis 35° vollständig flüssig. Bei der Destillation ging bei 176° eine farblose, leichtflüssige, übelriechende, bei 18 bis 19° nicht erstarrende Flüssigkeit über (wenige Procent); das bei 180 dis 183° Uebergehende erstarrte sogleich; das bei 189 bis 191° blieb flüssig, je nach dem zunehmenden Gehalte an Kresol und anderen Homologen. Die Verunreinigungen wurden zu etwa 20 Proc. geschätzt. 1 Theil löst sich nicht klar in 20 Theilen Wasser, auch nicht in 2 Volumen Ammoniak (von 0,96). In oben erwähnter Weise der Luft ausgesetzt, war die Säure nach 14 Tagen hellflüssig, und der Schmelzpunkt von 340 auf 26 bis 28° gesunken. Ein Krankheitsfall, von vermutheter Carbolsäure-Vergiftung herrührend, hatte zunächst diese Untersuchung veranlaßt. Es wurden auch Versuche angestellt, um die bis jetzt wenig bekannten Wirkungen der Carbolsäure und ihrer Verunreinigungen auf den Organismus etwas genauer zu studiren. Von reiner Säure wurden einem kleinen Hunde 0,5, 1, 2 bis 3 Grm. nach einigen Tagen Zwischenzeit, mit Oel ohne Mehl und Wasser gemischt, eingegeben. Es wurden keine Abweichungen vom Normalen bemerkt. Mit dem für Kresol gewonnenen, bei höherer Temperatur erhaltenen Destillat gaben ähnliche Versuche dieselben Resultate. Von roher Carbolsäure mit 50 Proc. kresolhaltiger Säure und 30 Proc. Theeräther wurden einem mittelgroßen Hunde 3 Gramme gegeben. Nach einer Stunde traten Muskelzuckungen in Augenbrauen, Lippen und Extremitäten, endlich Lahmheit in den letzteren ein. Nach einigen Stunden schien jedoch das Thier wieder gesund. Von dem unter 1760 erhaltenen flüssigen Destillate brachten 2 Grm. dieselben Wirkungen, aber schon nach wenigen Minuten, hervor. Es scheint also dieser flüchtigere, übelriechende Theil die namhaft schädlichen Wirkungen auf den Organismus auszuüben. Jedenfalls ist für medicinische Zwecke die Reinheit der Säure von großer Wichtigkeit. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 13.)