Titel: Apparat um einige Eigenschaften der Dämpfe in Vorlesungen zu zeigen; von Fonseca Beneoides, Professor der Physik an der polytechnischen Schule zu Lissabon.
Autor: Fonseca Beneoides
Fundstelle: Band 203, Jahrgang 1872, Nr. LIX., S. 256
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LIX. Apparat um einige Eigenschaften der Dämpfe in Vorlesungen zu zeigen; von Fonseca Beneoides, Professor der Physik an der polytechnischen Schule zu Lissabon. Mit einer Abbildung. Apparat um einige Eigenschaften der Dämpfe zu zeigen. Die nachstehende Figur zeigt einen kleinen Apparat, welchen der Verfasser zusammengestellt hat, um in Vorlesungen einige Eigenschaften und Anwendungen des Dampfes zu zeigen. Er hat in den Annales de Chimie et de Physique, 1870, t. XX, im Mechanics' Magazine, September 1870 und im Scientific American, October 1871, kurze Notizen über dessen Construction und Verwendung veröffentlicht, woraus nachfolgende Angaben entnommen sind. B ist eine aus starkem Kupferblech getriebene Kugel; T ein Dreifuß, worauf dieselbe gestellt wird; L ein Bunsen'scher Gasbrenner oder eine Spirituslampe; I, m ein geschlossenes Quecksilbermanometer; t ein bis zu 300° Cels. reichendes Quecksilberthermometer; E ein Gefäß mit Wasser; G ein Rohr mit enger Mündung bei g und einem senkrecht nach dem Wassergefäß abzweigenden Rohre h; a ist eine Tubulatur, mit einem Hahn verschlossen; an diese können leicht Röhren befestigt werden, um den ausströmenden Dampf zu leiten; d ist die vierte Tubulatur, durch einen Hahn abschließbar. Textabbildung Bd. 203, S. 257 Der Apparat gestattet folgende Versuche leicht in Vorlesungen zu zeigen: 1) Gesetze des Siedens und Absorption der latenten Wärme. – Man füllt durch die geöffnete Tubulatur a den Ballon zur Hälfte mit Wasser und erhitzt. Wenn reichlich Dämpfe entweichen, beobachtet man den Stand des Thermometers, welcher 100° C. angibt. Das Manometer zeigt 1 Atmosphäre Spannung, d.h. die gleiche Tension wie die umgebende Luft. 2) Einfluß der Spannung auf den Siedepunkt. – Man verbindet den Hahn a mit einer Compressionspumpe. Alsdann beobachtet man, daß das Sieden der Flüssigkeit erst dann eintritt, wenn die Temperatur derjenigen entspricht, bei welcher die Spannung der Dämpfe der Flüssigkeit gleich wird dem auf die Flüssigkeit ausgeübten Luftdruck. Wenn man mit Hülfe einer Luftpumpe den auf die Flüssigkeit ausgeübten Druck vermindert, so erkennt man daß die Flüssigkeit bei um so niedrigerer Temperatur siedet, je mehr man die Luft verdünnt hat. 3) Dampfverdichtung und Entwickelung der latenten Wärme. – Befestigt man an den Hahn a ein Bleirohr, welches man in ein Gefäß mit kaltem Wasser gefüllt münden läßt und öffnet den Hahn a, so verdichtet sich der Dampf in Berührung mit dem kalten Wasser und seine lebendige Kraft verwandelt sich in latente Wärme, welche das kalte Wasser bald bis auf 100° C. erwärmt. 4) Beziehungen der Spannung zu der Temperatur. – Nachdem man das Wasser zum Kochen gebracht hat, schließt man den Hahn a. Man beobachtet das gleichzeitige Steigen des Thermometers und Manometers bei fortgesetzter Heizung und erkennt daraus den Druck, welcher den verschiedenen steigenden Temperaturen entspricht. Es hängt von der Stärke des Ballons ab, ob man die Erwärmung fortzusetzen wagen darf. Man kann Apparate anfertigen, welche ohne Gefahr 12 Atmosphären Spannung ausgesetzt werden; gewöhnlich wird es am besten seyn, die Erhitzung zu unterbrechen, wenn das Manometer 5 Atmosphären Spannung anzeigt. 5) Abkühlung des Dampfes von hoher Spannung durch seine Ausdehnung. – Man heizt bei geschlossenem Hahn, nachdem die Luft durch Dampf aus dem Apparat verjagt ist, bis das Manometer 5 Atmosphären Spannung anzeigt. Beim Oeffnen des Hahnes entweicht ein heftiger Dampfstrom. Hält man in einiger Entfernung von a die Hand in den Dampfstrom, so fühlt man eine gewisse Kühle, während ein Dampfstrom von geringem Druck die Hand verbrennen würde. 6) Anwendung des Dampfes als bewegende Kraft. – Setzt man die Tubulatur a mit einem kleinen Dampfmaschinenmodell in Verbindung, steigert die Spannung auf 3 bis 4 Atmosphären und öffnet dann den Hahn a, so treibt der Dampf das Modell, zeigt also die Umwandlung des Dampfes in mechanische Arbeit. 7) Wirkung des Dampfes in dem Injector von Giffard. – Wenn in dem geschlossenen Kessel der Dampf durch die Heizung eine gewisse Spannung angenommen hat, öffnet man den Hahn d. Man sieht den Dampf durch die Röhre G strömen, das Wasser durch h ansaugen und durch die Spitze herausspritzen.