Titel: Ueber das Anilinschwarz; von John Lightfoot.
Fundstelle: Band 203, Jahrgang 1872, Nr. CXXI., S. 483
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CXXI. Ueber das Anilinschwarz; von John Lightfoot. Aus dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, t. XLI p. 285; Juni und Juli 1871. Lightfoot, über das Anilinschwarz. Bisher wurde allgemein anerkannt, daß das Kupfer, in irgend einer Form, zur Entwickelung des Anilinschwarz unumgänglich nöthig ist; alle schwarzen Farben welche kein Kupfer enthalten, entwickeln sich nur in Folge des Kupfers welches von den Gefäßen worin sie bereitet wurden oder von den angewandten Druckwalzen herrührt. Diese Thatsache hat mich auch auf die Entdeckung des Anilinschwarz geführt. Im Jahre 1859 beobachtete ich bei Versuchen über Anilin, daß wenn ich ein Gemisch von salzsaurem Anilin und chlorsaurem Kali mit einer Holzform aufdruckte, sich fast keine Farbe entwickelte, während dasselbe Gemisch mit einer Kupferwalze aufgedruckt, nach Verlauf von 12 Stunden Grün erzeugte. Dieß brachte mich auf den Gedanken, dasselbe Gemisch mit verschiedenen Verhältnissen von Kupferchlorid aufzudrucken, und ich erhielt alsdann Grün, welches im fließenden Wasser gewaschen, schwarz wurde. Die schönen Versuche von Rosenstiehl und Lauth haben übrigens bewiesen, daß schon Spuren von Kupfer hinreichen um das Schwarz zu entwickeln, aber die Gegenwart dieses Metalles ist unentbehrlich. Ein lösliches Kupfersalz greift beim Drucken das Abstreichmesser der Walze zu stark an, und meine Entdeckung drohte daher nutzlos zu werden, als Lauth den glücklichen Gedanken hatte, das schwefelsaure Kupferoxyd durch Schwefelkupfer zu ersetzen; von nun an war die Anwendung des Anilinschwarz gesichert. In der Absicht, den Einfluß der verschiedenen Metalle auf das Anilinschwarz zu ermitteln, untersuchte ich ihre Wirkung auf ein basisches Anilinsalz. (Das beste Reagens, um zu erkennen ob ein Anilinsalz sauer ist, bildet Dale's Magentapapier, ein mit einer schwachen Auflösung von Fuchsin getränktes Filtrirpapier; der geringste Ueberschuß von Säure verwandelt die rosenrothe Farbe dieses Papieres in Gelb.) Die Probefarbe bestand bei meinen Versuchen aus basischem salzsauren Anilin (oder vielmehr aus salzsaurem Anilin mit Ueberschuß von Anilin) und chlorsaurem Ammoniak (dessen Anwendung von Rosenstiehl empfohlen wurde), das Ganze mit Stärke verdickt. Diese Farbe wurde mit einer Holzform auf gut gebleichten Kattun gedruckt, und während das Gewebe noch feucht war, wurden folgende Metalle auf dasselbe gebracht und 15 Minuten in Berührung gelassen: Kupfer, Eisen, Vanadin, Uran, Nickel, Blei, Zink, Antimon, Zinn, Mangan, Chrom, Wismuth, Arsen, Titan, Wolfram, Cadmium, Tellur, Molybdän, Quecksilber, Silber, Gold, Platin, Palladium, Rhodium, Iridium, Aluminium, Osmium, Kobalt, Ruthenium, Thallium, Magnesium, Lithium, Lanthan, Didym, Erbium, Yttrium, Selen, Tantal, Niobium. Hiernach wurde das Gewebe an einem warmen und feuchten Ort 12 Stunden lang aufgehangen, alsdann durch ein alkalisches Bad genommen. Das Resultat war, daß die größte Farben-Entwickelung durch das Vanadin hervorgebracht wurde, hernach durch das Kupfer, dann durch das Uran und zuletzt durch das Eisen. Alle anderen Metalle erzeugten nur eine geringe oder gar keine Färbung. Das Vanadin hat also auf das Anilinschwarz noch mehr Wirkung als das Kupfer, und doch ist die Wirkung des Kupfers schon eine sehr empfindliche. Ich habe nämlich, um die Empfindlichkeit eines Gemisches von Anilinsalz und chlorsaurem Ammoniak. in Berührung mit dem Kupfer nachzuweisen, folgenden Versuch angestellt: Ich legte auf ein mit der oben erwähnten Farbe bedrucktes Kattunstück einen Gold-Souverain und einen Silber-Shilling (beide Münzen waren vorher mit durch Salpetersäure geschärftem Wasser gut abgebeizt worden). Nach einer Berührung von 15 Minuten wurde das Gewebe 12 Stunden lang oxydirt, wornach keine Spur der Berührung der zwei Münzen sichtbar war. Dieselben zwei Münzen von Gold und Silber wurden hernach in einen Sack gebracht, welcher Kupfermünze enthielt, und mit derselben schwach geschüttelt. Nun wurden sie neuerdings auf dieselbe Farbe wie vorher gelegt, Alles unter gleichen Umständen. Die Berührung des Gold-Souverain erzeugte ein dunkles Grau, und die Berührung des Silber-Shilling fast Schwarz. Die Wirkung des Kupfers ist so empfindlich, daß wenn man eine Kupfermünze über einen mit Anilinsalz und chlorsaurem Ammoniak getränkten Kattun rasch rollen läßt, diese Münze eine Spur hinterläßt welche sich an der Luft schwärzt. Morgan Brown hat bei einem Versuche gefunden, daß die Berührung des mit Zink plattirten Kupfers, wobei ein galvanisches Element gebildet wird, selbst wenn sie eine halbe Stunde lang andauert, gar keinen Effect hervorbringt. Ich habe selbst andere Metalle, in Berührung mit dem Kupfer, wie Zinn, Blei, Wismuth versucht, und die Wirkung des Kupfers war vollständig neutralisirt. Ob diese Wirkung des Kupfers eine elektrische, oder katalytische, oder bloß ein Oxydationseffect ist, muß ich unentschieden lassen. Sichere Thatsache ist aber, daß die geringste Menge der vier erwähnten Metalle, Vanadin, Kupfer, Uran und Eisen, hinreicht um in einem Gemisch von Anilinsalz und chlorsaurem Ammoniak eine Reaction hervorzubringen, welche Schwarz zu geben vermag. Die Salze dieser vier Metalle wirken ebenso, während die Salze der unwirksamen Metalle ebenfalls unwirksam sind. Obgleich das Verhältniß des zur Bildung des Schwarz nothwendigen Kupfers ein sehr geringes ist, muß man in der Praxis beträchtlichere Quantitäten von diesem Metalle anwenden. Nach allen Versuchen welche in der Absicht angestellt wurden, das Kupfer aus der Druckfarbe wegzulassen, mußte man immer wieder auf seine Anwendung zurückkommen.