Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. , S. 498 |
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Miscellen.
Miscellen.
Eine neue mechanische Faßpichmaschine.
Die von vielen Brauereien empfohlene neue Faßpichmaschine von Scheib und Comp. in Frankfurt a. M. hat zum
Zweck, die alte zeitraubende, und für das Gefäß meist schädliche Pichmethode durch
Hinweglassung des Aufschlagens, zu ersetzen. Das Grundprincip davon besteht in der
vollständig gleichmäßigen Erhitzung der inneren Faßwände durch einen heißen, mit
Gewalt einströmenden Luftstrom, welcher ganz besonders die volle innere Fläche des
Fasses derartig zur Aufnahme des geschmolzenen Peches vorbereitet (d.h.
austrocknet), so daß ein verhältnißmäßig dünner Ueberzug desselben genügt, um die
einzulagernde Flüssigkeit von der eigentlichen Holzfläche ganz zu isoliren.
Hierdurch wird die Bildung einer dicken, sich leicht ablösenden Pechkruste und damit
die Bildung von Schlupflöchern für die Hefe vollständig vermieden. Es versteht sich
von selbst, daß bei dieser Operation alle zurückgebliebenen, auf das Bier schädlich
wirkenden Rückstände zerstört werden.
Diese Maschine besteht aus einem, im Inneren mit feuerfestem Thon verkleideten
Blechcylinder, dem Ofen welcher auf einem dreiräderigen Gestell mit Handhaben zum
Vor- und Rückwärtsbewegen ruht, und dessen obere Oeffnung, welche zum
Einfüllen des Brennmateriales dient, mit einem gußeisernen, ebenfalls durch
Thonverkleidung geschützten Deckel geschlossen wird. Das bewegliche Gestell bildet
zugleich den mit zwei Putzthürchen versehenen Aschenkasten, trägt einen runden,
spiralförmig geschlitzten Rost, und nimmt das Gebläse auf, welches die Luft durch
den mit glühenden Kohks oder Holzkohlen gefüllten Ofen und ein verschiebbares Rohr,
in das vorgelegte Faß treibt. Der Ausströmungsöffnung gegenüber ist an dem
Blechmantel ein Kurbelmechanismus mit Schwungrad befestigt, mittelst dessen das
Gebläse in Bewegung gesetzt wird, und mit 40 bis 50 Umdrehungen per Minute eine heiße Luft erzeugt, wie sie zum
Verpichen der Fässer am vortheilhaftesten ist.
Je nach Zweck ist die Pichvorrichtung eingerichtet:
1) für Großgefäß mit Thürchen;
2) für Großgefäß mit Thürchen und für Transportfässer.
Beide Sorten für Hand- oder Maschinenbetrieb, wo dann
erstere transportable sind.
Die Vortheile dieser Maschine lassen sich zusammenfassen: 1) durch Umgehung des
Aufschlagens, in der großen Schonung aller Fässer, welche ihre längere Dauer
bedingt; 2) in der Sicherheit der Herstellung eines gleichmäßigen, dünnen, mit dem
Holze innig verbundenen Harzüberzuges; 3) in der raschen Arbeit, da für ein
Lagerfaß, je nach Größe, 12 bis 15, und für ein Transportfaß 2 bis 3 Minuten
vollständig hinreichen; 4) in der Ersparniß an Arbeitskraft, Heiz- und
Verpichungsmaterial; 5) in der Möglichkeit im Freien bei Luftzug oder in
geschlossenen Localen das Pichen verrichten zu können; 6) in der Nichtbelästigung
durch Rauch, und in der überhaupt gefahrlosen Arbeit.
Das Gewicht der Maschine beträgt 8 bis 10 Centner; sie ist bereits in vielen
Brauereien im Gebrauche und von Scheib und Comp. in Frankfurt a. M. zu beziehen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1872, Nr. 4)
Stärke schottischer Gußröhren.
Einen Beweis für die Güte schottischen Gusses liefert ein von dem Ingenieur Poppe angestellter Versuch mit mehreren leichten
schottischen Gußröhren aus dem Lager der Firma Andreä in
Cöln, von 6 Fuß engl Länge und 4 und 6 Zoll äußerem Durchmesser, und von 1/8 resp.
3/16 Zoll Wandstärke. Diese Röhren wurden innerem Wasserdrucke ausgesetzt und
zersprang das 6zöllige Rohr erst bei einem Druck von 45 Atmosphären, während das
4zöllige selbst bei dem höchsten meßbaren Druck des angewendeten Manometers, 50
Atmosphären, nicht zu zerstören war, und nicht die geringste Undichtheit bemerken
ließ. Der Bruch zeigte ein durchaus gleichmäßiges, feinkörniges und blasenfreies
Gefüge und war förmlich gußstahlähnlich.
Email für kupferne Kochgefäße.
Um kupferne Gefäße, welche zum Kochen von Speisen, namentlich von solchen die
Pflanzensäuren enthalten, welche das Kupfer bekanntlich beim Zutritt atmosphärischer
Luft unter sogenannter Grünspanbildung angreifen, mit einem Email zu versehen,
verfährt man folgendermaßen: 12 Theile weißer Flußspath, 12 Th. ungebrannter Gyps
und 1 Th. Borax werden fein gepulvert, innig gemischt und in einem Tiegel
geschmolzen; die geschmolzene Masse wird alsdann ausgegossen und nach dem Erkalten
mit Wasser zu einer teigartigen Farbe verrieben. Mittelst eines Pinsels streicht man
das kupferne Gefäß im Inneren an und bringt es in mäßige Wärme, so daß die Masse
gleichförmig austrocknet. Ist dieses geschehen, dann erhitzt man die Gefäße,
kleinere in einer Muffel, größere in einem gedeckten Ofen so stark, daß die
aufgetragene Masse in Fluß geräth. Nach dem Erkalten erhält man ein weißes,
undurchsichtiges Email, welches dem Kupfer sehr fest anhaftet, bei gewöhnlichem Stoß
und Schlag nicht abspringt und das Kupfer gegen Pflanzensäuren schützt. Man kann daher in solchergestalt
emaillirten Gefäßen unbedenklich die sogenannten sauren Gemüse, Sauerkraut u.s.w.
zubereiten. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1872,
Nr. 5.)
Mechanisches Puddeln mittelst des Danks'schen Ofens.
Das im ersten Danks'schen mechanischen Puddelofen von Hopkins, Gilkes und Comp. auf
den Teeside Ironworks bei Middlesbrough erpuddelte Eisen
wurde auf der letzten Börse zu Middlesbrough in Luppen, Luppenstäben und Walzeisen
vorgezeigt und von den anwesenden Eisenhüttenleuten sehr gelobt. Andere mechanische
Oefen nach dem System von Dauks sind im Bau auf der Hütte
der Industrial Iron Company zu Carlton und auf einer
Hütte von Thomas Vaughan zu Darlington und es ist alle
Aussicht, daß sie bald im ganzen Tees-Districte verbreitet seyn werden.
(Berggeist vom 1. März 1872.)
Darstellung des wasserfreien Eisenoxyduls nach einer neuen
Methode und Eigenschaften desselben; von G. Tissandier.
Die neue Methode zur Darstellung des wasserfreien Eisenoxyduls besteht darin,
Kohlensäuregas auf zum Rothglühen erhitztes Eisen wirken zu lassen, wobei die
Reaction ist: Fe + CO² = FeO + CO.
Damit die Darstellung gut gelingt, ist es nothwendig dem Kohlensäurestrom eine große
Eisenoberfläche auszusetzen; man preßt daher in ein ziemlich weites Porzellanrohr
Bündel von sehr feinen und zu Spiralen gerollten Eisendrähten; dieses Porzellanrohr
muß zum lebhaften Rothglühen erhitzt werden, und der Kohlensäurestrom ein sehr
rascher seyn. Um das erzeugte Oxydul zu sammeln, werden die oxydirten Eisenspiralen
gerade gerichtet und mit einer Drahtbürste gekratzt.
Das so erhaltene wasserfreie Eisenoxydul ist schwarz, glänzend und von
krystallinischem Ansehen. Vom Magnet wird es angezogen. An der Luft bleibt es
unverändert; wenn man es aber in Berührung mit der Luft zum lebhaften Rothglühen
erhitzt, so nimmt es im Verhältniß von 7,40 auf 100 an Gewicht zu und verwandelt
sich in das dem Magneteisenstein entsprechende Eisenoxyduloxyd
(Fe³O⁴).
Das wasserfreie Eisenoxydul löst sich sehr leicht in Salzsäure, und in Salpetersäure;
die Schwefelsäure wirkt selbst in der Wärme nicht auf dasselbe.
Ich habe durch einen Versuch gefunden daß das wasserfreie Eisenoxydul den Wasserdampf
unter dem Einfluß der Wärme nach folgender Reaction zersetzt:
3 FeO + HO = Fe³O⁴ + H
Das wasserfreie Eisenoxydul wurde zuerst von Debray
erhalten, indem er ein Gemisch von Kohlensäure und Kohlenoxyd über zum Rothglühen
erhitztes Eisenoxyd leitete; das so dargestellte Product ist aber amorph. (Comptes rendus, t. LXXIV p.
531; Februar 1872.)
Eine sonderbare Baryt-Reaction.
Schüttelt man gypshaltiges frisches Brunnenwasser mit einem Ueberschuß von
kohlensaurem Baryt, so zeigt das filtrirte Wasser schon nach kurzer Zeit durch
Chlorbaryum keine Schwefelsäure mehr, wohl aber einen starken Gehalt an kohlensaurem
Baryt, in Folge des Kohlensäuregehaltes des frischen Brunnenwassers. Diese
Erscheinung hat nichts Auffälliges. Fügt man nun zu dem filtrirten barythaltigen
Wasser eine neue Portion frischen Brunnenwassers, so entsteht Trübung, es schlägt
sich etwas schwefelsaurer Baryt nieder. Filtrirt man jetzt das Wasser und versetzt
einen Theil desselben mit Schwefelsäure, einen anderen mit Chlorbaryum, so entstehen
in beiden Fällen Niederschläge von schwefelsaurem Baryt. Hieraus geht deutlich
hervor, daß in neutralen Flüssigkeiten Schwefelsäure und Baryt neben einander
bestehen können, ohne
daß schwefelsaurer Baryt gefällt wurde. Auf diesem Verhalten beruht auch die
Anwesenheit von Baryt neben Schwefelsäure, wie wir dieß in vielen Mineralquellen
wahrnehmen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1872,
Nr. 4.)
Ueber W. Weldon's Verfahren der
Chlorfabrication.
W. Weldon hat bezüglich seines Verfahrens der
Chlorfabrication mittelst fortwährend regenerirten Mangansuperoxydes –
beschrieben im polytechn. Journal Bd. CXCVIII S. 227 und Bd. CXCIX S. 272 –
im vorigen Jahre auf eine sehr vortheilhafte Abänderung hingewiesen. Diese
Modification (mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CCI S. 354) besteht darin, daß
man das Manganchlorür, statt durch Kalk, durch Magnesia zersetzt, das hierbei
entstandene Chlormagnesium nachher erhitzt, so daß es wieder Magnesia und Salzsäure
liefert, und aus dieser Salzsäure das Chlor gewinnt und dieselbe Magnesia
continuirlich immer wieder benutzt. In den Chemical News
vom 15. December 1871 und mehreren nachfolgenden Nummern hat Weldon über diese neue Form seines Processes folgendes Circular
veröffentlicht:
„Obschon die Entwickelung des Processes zur Bereitung von Chlor mit Hülfe
von durch Magnesia regenerirten Manganoxyden durch ein ernstliches Unwohlseyn
meinerseits sehr aufgehalten worden ist, bin ich nichtsdestoweniger in der Lage,
ankündigen zu können, daß dieser Proceß in einer gewissen modificirten Form,
welche er jetzt angenommen hat, sich als tauglich erwiesen hat, sogar noch
vortheilhaftere Resultate zu liefern, als ich früher für denselben in Anspruch
genommen habe. Es wird nothwendig noch einige Zeit dauern, bis ich im Stande
seyn werde, die Details der praktischen Versuche zu veröffentlichen. Einstweilen
mache ich Folgendes bekannt:
1) Die neue Form des Processes liefert in praktischer Weise alles in dem zu zersetzenden Kochsalz enthaltene Chlor, welches
ungefähr einer Tonne Chlorkalk auf je vierzehn Centner
Kochsalz entspricht, im freien Zustande.
2) So viel von diesem Chlor, als hinreichend ist, um eine Tonne Chlorkalk auf je
ungefähr dreißig Tonnen Kochsalz zu liefern, erhält man ganz unverdünnt, so daß es zur Fabrication von Chlorkalk in den jetzt
gebräuchlichen Kammern benutzt werden kann. Dieser Theil des Chlors wird in den
gewöhnlichen Blasen entwickelt und ist genau in demselben Zustande, wie das
durch meinen Proceß, wie er jetzt ausgeführt wird, producirte oder wie das
mittelst Braunstein entwickelte Chlor.
3) Der übrige Theil des Chlors ist verdünnt, aber
nicht mehr, als das durch irgend einen Proceß, der nur verdünntes Chlor liefert,
producirte Chlor und frei von Kohlensäure; das einzige Verdünnungsmittel ist
nämlich Stickstoffgas.
4) Der Proceß wird in seiner neuen Gestalt ohne Gebläse und ohne Maschinerie irgend welcher Art mittelst
Vorrichtungen, welche in jeder Sodafabrik schon in Anwendung sind, ausgeführt;
das einzige dabei angewendete Ding, welches irgend welche „bewegende
Theile“ hat, ist eine gewöhnliche Laugenpumpe.
Die neue Form des Processes liefert also aus einer gegebenen Quantität Kochsalz
mehr starkes Chlor, als bisher durch irgend einen
anderen Proceß erlangt worden ist, und überdieß den Rest des Chlors in einem
eben so guten Zustande, als das reichste Chlor, welches durch irgend einen nur
verdünntes Chlor liefernden Proceß erlangt werden kann. Indem sie gestattet, daß
die jetzige Production von Chlorkalk für eine gegebene Menge Kochsalz beinahe
vervierfacht wird, ermöglicht sie zugleich, daß
die Hälfte der vervierfachten Menge von Chlorkalk aus unverdünntem Chlor in den
bisher angewendeten Kammern dargestellt, und die Hälfte des Chlors in den jetzt
angewendeten Blasen entwickelt werden kann. Legt man die gesammten Kosten des
Processes bloß auf das starke Chlor, so verspricht
dasselbe dennoch per Tonne Chlorkalk wohlfeiler
auszufallen, als jemals bisher, und die andere Hälfte des Chlors kostet dann gar
nichts. Die für die neue Form des Processes erforderliche Einrichtung ist
endlich so einfach und wohlfeil, daß die Kosten derselben bei einer irgend
beträchtlichen Production den Betrag von 20 Pfd. Sterl. per Tonne wöchentlich fabricirten Chlorkalk wahrscheinlich nicht
übersteigen werden.
Walter Weldon.“
Officies ofWeldon's Chlorine Processes Company (Limited), 59, Lincoln's Inn
Fields, London W. C.
Physiologischer Einfluß von comprimirter Luft.
Beim Bau der Brücke über den Gast River zu Brooklyn bei
New-York waren die Fundamente in Caissons mit comprimirter Luft gelegt
worden. Dr. A. H. Smith
untersuchte mit dem Sphygmographen ihren Einfluß bei 15–17 Pfd. Ueberdruck
auf gesunde Männer und fand in einem Falle, daß sich nach 1 1/2 Stunden Aufenthalt
darin die Pulse von 82 auf 126, in einem anderen nach 1 Stunde von 84 auf 114 per Minute gesteigert hatten, doch verloren sie an
Stärke. Die Luft war warm und feucht, daher die Arbeiter sehr transpirirten, auch
wurde beobachtet daß die Lichter nur mit kleiner, rauchiger Flamme brannten, was das
Gegentheil ist von dem, was man bei der an Sauerstoff reichen Luft annehmen sollte.
(Berggeist, 1872, Nr. 18.)
Große Inductionsspirale.
Auf der dießjährigen Ausstellung des American Institute
war das interessanteste Stück der ausgestellten elektrischen Apparate eine colossale
Inductionsspirale, dem Stevens
Institute für Technologie zu Hoboken gehörig; dieselbe
ist der größte und mächtigste Apparat dieser Art, welcher bisher construirt worden
ist. Ihre Länge beträgt 40 Zoll (1016 Millimeter), ihr Durchmesser 18 1/2 Zoll (470
Millimeter) und sie wiegt 166 1/2 Pfd. (75,5 Kilogrm.). Der Hauptdraht ist 200 Fuß
lang, der Inductionsdraht aber 234100 Fuß (71351 Meter) und von Nr. 34 der
Drahtlehre. Die Spirale wird durch eine Batterie von 15
Zink-Kohlen-Elementen, Platten von 6 auf 9 Zoll (152 auf 228
Millimeter) betrieben, welche nach Bedarf mittelst einer Windvorrichtung in drei
große Glaströge eingetaucht werden, die mit einer Lösung von
doppelt-chromsaurem Kali und Schwefelsäure, nach gewöhnlicher Art zubereitet,
gefüllt sind.
Mit dieser Batterie – wenn in guter Verfassung – liefert die Spirale
durch die freie Luft schlagende Funken von 21 Zoll (533 Millimeter) Länge; ein Stück
Glas wird gezeigt, 3 Zoll (76 Millimeter) dick, welches von dem Funken durchbohrt
worden ist. Dasselbe zeigt ein unregelmäßig krystallinisches Aussehen. Diese
Leistungen übertreffen Alles, was bisher von Inductionsspiralen bekannt geworden
ist.
Dieser Apparat ist von E. S. Ritchie zu Boston construirt,
dessen Instrumente ähnlicher Gattung anerkannt die trefflichsten in der ganzen Welt
sind. Vor einigen Jahren brachte, wie der Scientific
American angibt, Prof. Mac Cullough einen großen
Inductionsapparat von Ritchie nach Paris, und zeigte ihn
Ruhmkorff, welcher so sehr über deren Ueberlegenheit,
Allem, was er selbst construirt hatte, gegenüber, erstaunt war, daß er um die
Erlaubniß bat, sie zu zerschneiden. Er erhielt die Erlaubniß, und fand, daß Ritchie's Isolation und Methode den Draht zu winden, weit
besser war, als seine eigene, so daß er seitdem dieselbe für seine eigenen Arbeiten
adoptirt hat. (Scientific American, November 1871, S.
320; polytechnisches Centralblatt, 1872 S. 198.)
Versuche mit Lithofracteur, ausgeführt vom
Sprengmittel-Comité des brittischen Kriegsministeriums.
LithofracteurNach J. Trauzl, Oberlieutenant der k. k.
Geniewaffe (Explosive Nitrilverbindungen etc., Wien 1870, L. Gerold's Sohn) hat der Lithofracteur, welchen Krebs und Comp. in
Cöln a. Rh. in den Handel bringen, annähernd folgende Zusammensetzung: 52
Gwthle. Nitroglycerin, 30 Thle. Kieselguhr und Sand, 12 Thle. Steinkohle, 4
Thle. Natronsalpeter, 2 Thle. Schwefel. Man vergl. polytechn. Journal, 1870,
Bd. CXCVII S. 290. und andere Nitroglycerin-Präparate sind durch Parlaments-Acte
vom Jahre 1869 in England verboten und werden nur unter Specialerlaubniß des
Ministers des Inneren bedingungsweise zugelassen. Versuche, welche im vergangenen
Mai in Steinbrüchen
bei Shrewsbury mit diesem Sprengmittel angestellt wurden,
hatten indessen gezeigt, daß es unter gewöhnlichen Verhältnissen ganz gefahrlos zu handhaben sey und die Fabrikanten Krebs und Comp. in Cöln a. Rh.
hatten, unterstützt von vielen Bergwerks- und Steinbruchsbesitzern, um die
Erlaubniß nachgesucht, dasselbe in England fabriciren und verkaufen zu dürfen. Der
Minister des Inneren, Bruce, wandte sich zur Begutachtung
an das Sprengmittel-Comité des Kriegsministeriums und dieses ließ im
Februar d. J. die Versuche in den Steinbrüchen des Hrn. France zu Nant Mawr bei Shrewsbury wiederholen. Diese zeigten, daß
Lithofracteur in einem Oelbade bis zu 374° Fahrh. (190° C.) erhitzt,
sich entzündet, aber langsam und ohne Explosion verbrennt. Ebenso wurde dieser Stoff
gegen den Stoß probirt, den er von Holz, Steinen oder durch Herabfallen aus 150 Fuß
Höhe erhielt, ohne zu explodiren. In einem Haufen von brennendem Stroh und Holz
pufften 5 Pfd. davon langsam auf. Dann wurden 5 Pfd. luftdicht in ein Bohrloch
eingeladen und mit einem gewöhnlichen Sicherheitszünder, jedoch ohne Zündhut, entzündet, wobei er gleichfalls ruhig
ausbrannte, ohne eine Explosion zu verursachen.
Um jedoch seine explosive Wirkung zu zeigen, wurden 27 Pfd. Lithofracteur in einer 2
Zoll dicken Gummiwurst an den Fuß einer aus 12 sechszölligen Balken bestehenden
Palissade gelegt und mit dem Zündhütchen und der Sicherheitsschnur entzündet, wobei
aber nur 1/3 der Wurst explodirte, da der übrige Theil gefroren war; dennoch wurden
dabei 4 Balken dicht über dem Boden abgeschlagen und weit nach rückwärts
geschleudert. Darauf sprengte man zwei Reihen von Palissaden, mit 7 Fuß Abstand von
einander, durch zwei 11 Fuß lange und 4 1/2 Zoll dicke, mit je 75 Pfd. Lithofracteur
gefüllte Zinkröhren, die an den Fuß der vorderen Reihe gelegt und mit dem
Zündhütchen gezündet wurden. Hierbei wurde die doppelte Palissade, bestehend aus 21
sechszölligen Balken, welche stark unter sich verbunden waren, in Stücke zerrissen
und der Erdboden 12 Fuß tief aufgelockert, zum Theil sogar trichterförmig
ausgeblasen. Dann grub man ein 6 Fuß langes, ebensolches Zinkrohr mit 43 Pfd. Ladung
senkrecht in die Erde und feuerte es ab, wobei ein Trichter von 4 1/2 Fuß Tiefe und
16 Fuß Durchmesser getagt und der Boden noch 12 Fuß tiefer aufgelockert wurde
– Um die Wirkung gegen bombensicher eingedeckte Räume zu zeigen, wurden 15
Pfd. auf einer aus 9 Eisenbahnschienen gebildeten Decke mit 6 Fuß freier Lage
explodirt. Die Schienen hatten Doppelköpfe, wogen 75 Pfd. per laufenden Fuß, und waren so gelegt, daß der Kopf jeder Schiene am
Stege der nächsten lag. Durch die Explosion der lose aufgelegten und nur mit frisch
gestochenem Rasen bedeckten Ladung wurden 3 Schienen zerbrochen und die anderen
gebogen. Endlich ließ man, wie schon früher, Lithofracteur-Patronen zwischen
den Buffern von Förderwagen, die eine geneigte Ebene hinabliefen, quetschen, ohne
daß sie explodirten, sobald die Buffer aus Holz waren, dagegen aber explodirten sie,
wenn sie zwischen Eisen und Eisen gequetscht wurden.
Schließlich wurden in Wasser schwimmende Kästen mit je 50 Pfd. unter einer auf Balken
und Erde hergestellten Brücke explodirt, welche zertrümmert und in die Luft
gesprengt wurde. Was den Effect dieses Sprengmittels betraf, so war er zwar sehr
bedeutend, schien aber den von reinem Dynamit, d.h. ohne
Zuthat von Steinkohle, Schwefel und Chilisalpeter, nicht zu erreichen. (Berggeist,
1872, Nr. 18.)
Neues photolithographisches Verfahren.
Im vorigen Jahre wurde ein Vorschlag zu einem neuen photolithographischen Verfahren
gemacht,Polytechn. Journal Bd. CCI S. 374. welches sich in seinem ersten Theile eng an das Johnson'sche Kohleverfahren anschloß. Die uns vorgelegenen Resultate
dieses Verfahrens waren durchaus ermuthigend, doch wurde von verschiedenen Seiten
darüber geklagt, daß es schwierig sey, ein kräftiges fettes Bild auf dem Stein zu
erlangen. Diese Schwierigkeit wird durch eine von Hrn. Window in Simpson's Jahrbuch mitgetheilte
Modification gehoben. Während nämlich nach ersterwähntem Vorschlage das Gelatinebild
eine Reserve für die Aetzung des Steines bildete, wird es hier als Reserve für die
Einfettung benutzt, der es besser zu widerstehen scheint. Hr. Window sagt hierüber:
Die Details eines neuen photolithographischen Verfahrens sind kürzlich veröffentlicht
worden, welches sich von den früher bekannten wesentlich unterscheidet. Wie jene
eignet es sich nur zur Reproduction von Zeichnungen in Strichmanier, aber die
Manipulationen sind so einfach, die Resultate so exact und vollkommen, daß ihm für
manche Anwendungen wahrscheinlich der Vorrang gebührt. Das Osborne'sche oder James'sche Verfahren, welches
so allgemeine Anwendung findet, gründet sich auf die Eigenschaft der mit
doppelt-chromsaurem Kali versetzten Gelatine, an den nicht vom Licht
getroffenen Stellen Wasser zu absorbiren, und an den belichteten Stellen
Druckerschwärze anzunehmen. Weißes Papier wird mit einer Mischung von Gelatine und
doppelt-chromsaurem Kali überzogen, und nach dem Trocknen unter einem Negativ
belichtet. Dann wird das lösliche Chromsalz mit Wasser ausgewaschen. Wenn man das
nasse Bild mit Druckerschwärze betupft, nehmen nur die den klaren Linien des
Negativs entsprechenden Stellen des Papieres diese Schwärze an.
Das Verfahren, welches wir hier beschreiben wollen, basirt sich auf die Eigenschaft
der Gelatine, selbst in dünnen Schichten der fetten Schwärze Widerstand zu leisten,
und daraus, daß diese Schwärze vom lithographischen Stein gern angenommen wird. Ein
Stück gewöhnliches Gelatinepapier, wie man es zum Kohledruck verwendet, wird in
bekannter Weise auf einem Bade von doppelt-chromsaurem Kali empfindlich
gemacht, und unter einer positiven Matrize des zu
lithographirenden Gegenstandes belichtet. Nach hinreichender Belichtung wird das
Papier einige Secunden in Wasser getaucht, mit der Gelatineseite auf einen reinen
polirten lithographischen Stein gelegt und mehrmals mit dem Kautschukwischer
angerieben, um das überflüssige Wasser fortzuschaffen. Einige Minuten später wird
warmes Wasser (36° C.) aufgegossen, und hiermit das Bild ganz wie jedes
Kohlebild entwickelt. Das Papier löst sich allmählich und kann nach einiger
Einwirkung des warmen Wassers ganz fortgenommen werden. Sodann gießt man das warme
Wasser vorsichtig über den Stein, um sämmtliche löslich gebliebene Gelatine zu
entfernen. Das hierdurch entstandene Bild ist natürlich negativ, weil die Matrize
ein Diapositiv war. Die Linien müssen durchaus rein seyn; der geringste Schleier
deutet an, daß die Belichtung zu lang gedauert hat. Immerhin ist es nicht schwer,
die geeignete Belichtung zu treffen, indem die Gelatineschicht ganz dünn seyn
kann.
Nachdem man das Bild entwickelt hat, bis die Lichter ganz rein dastehen, übergießt
man den Stein mit Alaunwasser und läßt ihn trocknen. Nach dem Trocknen läßt sich
schon erkennen, ob die Operation gelingen wird; das negative Bild muß ganz klar und
scharf dastehen.
Die Ränder des Steines werden nun in gewöhnlicher Weise gummirt, und der Stein wird
mit lithographischer Druckerschwärze eingewalzt. Sobald dieß geschehen, wird der
Stein mit einem in Gummiwasser getauchten Flanell-Lappen gut abgerieben; die
Gelatine, aus der das negative Bild bestand, wird hierdurch entfernt, und die fette
Farbe bleibt nur an den anfänglich klaren Stellen zurück; wenn Alles richtig
ausgeführt wurde, hat man ein vollkommenes Positiv von großer Feinheit, das ganz wie
eine gewöhnliche lithographische Zeichnung gedruckt werden kann.
Mit diesem Verfahren sind mancherlei Vortheile verbunden. In erster Linie nenne ich
seine große Einfachheit und Leichtigkeit. Die Positiv-Matrizen kann man in
der Copir-Camera nach dem Original Negativ in jeder Größe leicht herstellen.
(Photographisches Archiv, 1872 S. 25.)
Darstellung der Collodiumwolle; von Prof. August Vogel.
Die Darstellung der Collodiumwolle geschieht im Laboratorium der k. Universität in
München seit Jahren nach folgender Vorschrift: In einem Glascylinder übergießt man
30 Grm. feingepulverten Salpeter mit 30 Grm. englischer Schwefelsäure und rührt so
lange mit einem Glasstabe um, bis der Salpeter gänzlich zergangen ist. In die
Mischung trägt man dann 2 Grm. Baumwolle ein und arbeitet hierauf ungefähr 5 Minuten
gut durch. Sodann wird mit vielem Wasser so lange ausgewaschen, bis kaum eine
schwach saure Reaction der Wolle mehr bemerkbar bleibt. Zur Beschleunigung der
Operation behandelt man nun die gut ausgedrückte Baumwolle mit starkem Alkohol
(96° Tralles), um auch die letzten Spuren der Säure vollständig zu entfernen.
Das Trocknen der in dünnen Schichten auseinander gezogenen Wolle geht nach diesem
Verfahren sehr rasch
von statten. Die getrocknete Wolle löst sich leicht und ohne Rückstand in einem
Gemisch aus gleichen Theilen Aether und Alkohol.
Nach dieser Bereitungsart war stets eine Collodiumwolle gewonnen worden, welche
aufgelöst und auf eine Glasplatte ausgegossen, eine ganz durchsichtige Schicht
hinterließ. Es mußte auffallen, daß bei den Darstellungen der Collodiumwolle
jüngster Zeit ein Präparat erzielt worden war, welches aufgelöst und auf eine
Glasplatte ausgegossen, eine undurchsichtige Schicht zurückließ, d.h. ein
Collodiumpräparat welches für photographische Zwecke sich unbrauchbar erwies.
Mehrfache Versuche haben darauf geführt, daß die englische Schwefelsäure, welche zu
den späteren Darstellungen verwendet worden, die Ursache des veränderten Präparates
sey. Bekanntlich ist zwar die englische Schwefelsäure niemals ganz frei von
Salpetersäure, die Prüfung der zur Darstellung von Collodiumwolle verwendeten
Schwefelsäure zeigte aber, daß diese Sorte eine ungewöhnlich große Menge von
Salpetersäure enthalte. Es wurden nun die Quantitätsverhältnisse von Salpeter und
Schwefelsäure in der Art abgeändert, daß man 30 Grm. Schwefelsäure auf 15 Grm.
Salpeter nahm. Die in dieses Gemisch gebrachte Baumwolle gab eine Collodiumlösung,
welche auf einer Glasplatte verdampft eine vollkommen durchsichtige Schicht
zurückließ. Es scheint hiernach sehr wahrscheinlich, daß der ungewöhnlich vermehrte
Gehalt der englischen Schwefelsäure an Salpetersäure zu einer undurchsichtigen
Collodiumhaut Veranlassung geworden.
Es mag hier noch eine Beobachtung, welche sich mir in Hinsicht auf Bereitung von
Collodiumwolle wiederholt ergeben, Platz finden. Wenn man Collodiumwolle in einer
Menge, welche 30 Grm. übersteigt, auf einmal, d.h. in einer einzigen Operation
darstellt, so zeigt sich das Collodium in seinem optischen Verhalten etwas
verändert; dasselbe findet statt, wenn man die Wolle, um die letzten Reste von Säure
zu entfernen, mit Ammoniak, statt mit Alkohol auswäscht. (Neues Repertorium für
Pharmacie, 1872 S. 7.)
Ueber das Aurin; von R. S. Dale und
C. Schorlemmer.
Um reines Aurin darzustellen, löst man das Handelsproduct in heißem Weingeist und
setzt zu der concentrirten Lösung weingeistiges Ammoniak. Eine in Weingeist
unlösliche, krystallinische Verbindung von Aurin und Ammoniak scheidet sich aus,
während die anderen im Rohproduct enthaltenen Körper in Lösung bleiben. Der
Niederschlag wird vermittelst der Bunsen'schen
Filtrirpumpe mit Weingeist gewaschen. Der Luft ausgesetzt, dunstet aus dieser
Verbindung fortwährend Ammoniak ab, und zuletzt bleibt reines Aurin zurück, welches
man natürlich rascher erhält, wenn man den Körper mit verdünnter Essigsäure
behandelt.
In ihrer letzten Abhandlung (polytechn. Journal, 1871, Bd. CCI S. 373) haben die
Verf. Analysen des aus Essigsäure krystallisirten Aurins mitgetheilt. Die daraus
berechneten Formeln bedürfen jedoch einer Berichtigung. Die so erhaltenen Präparate
halten selbst bei höherer Temperatur hartnäckig Wasser und Essigsäure zurück.
Aus heißer concentrirter Salzsäure krystallisirt das Aurin in haarförmigen, rothen
Nadeln, welche bei 100° C. getrocknet, noch Salzsäure enthalten, und selbst
wenn man verdünnte Auflösungen von Aurin in Natronlauge mit verdünnter Salzsäure
fällt, erhält man ein Präparat, aus welchem Wasser nicht alle Salzsäure
auswäscht.
Bei der freiwilligen Verdunstung einer weingeistigen Lösung krystallisirt das Aurin
in matt rothen Nadeln mit grünem Flächenglanz. Die bei 110° getrocknete
Verbindung enthält keinen Weingeist, aber noch Wasser, welches erst zwischen 140 und
180° entweicht; die Krystalle verändern dabei ihr Ansehen nicht und können
selbst bis 200° erhitzt werden, ohne weitere Veränderung zu erleiden. Die
Analyse des bei 2000 getrockneten Aurins macht die Formel
C²⁰H¹⁴O³ C – 12, O = 16. sehr wahrscheinlich, und wenn dieselbe richtig ist, hätte man folgende
Gleichung für die Entstehung des Aurins:
3C⁶H⁶O + C²O² =
C²⁰H¹⁴O³ + 2H²O.
Die bei 110° getrocknete Verbindung enthielt 5,4 Proc. Wasser, was der Formel
C²⁰H¹⁴O³ + H²O entspricht. Die Analysen
von Fresenius, der sein Präparat bei 1000 getrocknet hat,
stimmen mit der Formel C²⁰H¹⁴O³ + 2 1/2
H²O.
Erhitzt man Aurin mit weingeistiger Ammoniaklösung auf 140°, so bildet sich
das sogenannte rothe Corallin, welches auf Seide und
Wolle einen rötheren Ton färbt als das gelbe Corallin. Auch diesen Körper haben die
Verf. in schönen Krystallen erhalten. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 18.)
Ueber Indulin-Blau; von Carl Pfundheller.
Der Verf. kann das Indulin (man s. polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVII S. 190)
welches jetzt ziemlich wohlfeil erzeugt wird, als ächtes und, wenn etwas Gelbholz
dazu genommen wird, dem Küpenblau ganz ähnliches Blau empfehlen. Ohne Zusatz von
Gelbholz ist es zu lebhaft.
Aufgelöst wird das Indulin durch sorgfältiges Zerreiben mit etwas Wasser und dann
Aufkochen mit 50 bis 100 Th. siedendem Wasser.
Färben. Man macht ein Bad mit Borax oder Soda schwach
alkalisch, gibt Farbstofflösung zu und behandelt die Wolle unter dem Kochpunkt, bis
eine herausgenommene Probe in kochendem, mit etwas Schwefelsäure angesäuertem Wasser
die gewünschte Nüance zeigt. Alsdann nimmt man die ganze Partie Wolle aus dem Bade,
läßt abtropfen, wäscht etwas aus und behandelt sie dann in einem mit Schwefelsäure
und Chlorzinn dargestellten kochenden Wasserbade, in welchem die blaue Farbe sich
rasch entwickelt. Nach einigem Kochen ist die Waare fertig. Dieses Blau hält die
Walke und rustet nicht ab. Das Indulin ist von dem Erfinder desselben, Hrn. Rudolph
Knosp in Stuttgart, zu beziehen. (Das deutsche
Wollen-Gewerbe, 1871, Nr. 22.)
Das Bläuen der Baumwolle mit Anilinblau.
Zu einer Partie von 400 Pfd. Waare löst man 2 Loth in Wasser lösliches Anilinblau in 1 Eimer kochendem Wasser auf.
Diese Auflösung theilt man in 200 gleiche Theile. Dich geschieht am besten, indem man
die Lösung nach Litern ausmißt und von jedem Liter je 5 Kubikcentimeter nimmt.
Andererseits löst man 1/2 Pfd- Alaun in Wasser auf und theilt diese Lösung in
gleicher Art in 20 gleiche Theile. Wenn dieß geschehen, füllt man ein passendes
Gefäß mit 6 bis 8 Eimern Wasser von etwa 30° R. Man setzt diesem Bade 1/200
der Blaulösung und 1/20 Alaun hinzu, rührt um und nimmt 2 Pfd. Garn hindurch. Man
drücke das Garn einige Male auf und nieder, nehme heraus und winde ab. Man setzt nun
wieder 1/200 Blaulösung hinzu und nimmt wieder 2 Pfd. Garn hindurch u.s.f.
Nachdem 20 Pfd. hindurchgenommen sind, gebe man wieder 1/20 der Alaunlösung hinzu,
sowie einen Eimer heißes Wasser, um die von dem Garn herausgenommene Quantität
Wasser, sowie die Wärme wieder zu ersetzen. So verfährt man, bis die 400 Pfd. Garn
zu Ende sind. Sobald das Garn aus der Anilinblaulösung kommt, wird es sofort
abgerungen. Es kann 1 Mann ganz bequem so viel Garn durch das Anilinblau
hindurchnehmen, als 3 Mann abwinden können.
Für Stück Waare bereitet man das Bad natürlich in einem Rollenständer, durch welchen
man die Waare hindurchlaufen läßt. Auch hier gebe man, sobald ein Theil der Waare
hindurchgelaufen ist, neue Alaun- und Anilinblau-Auflösung dem Wasser
hinzu. Das Abwinden wird in diesem Falle durch Abquetschen ersetzt. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr. 11.)
Tuch und andere Stoffe wasserdicht zu machen und gegen Motten
zu schützen.
Um Tuch und andere Stoffe wasserdicht zu machen und zugleich vor Zerstörung durch
Motten zu schützen, kann man sich des folgenden Verfahrens bedienen.
10 Pfd. Alaun und 10 Bleizucker werden in der nöthigen
Menge warmen Wassers aufgelöst und die Mischung stehen gelassen bis der Niederschlag
von schwefelsaurem Bleioxyd sich gesetzt hat. Die klare Flüssigkeit, welche nunmehr
essigsaure Thonerde enthält, wird abgegossen und mit
500 Maaß Wasser vermischt, in welches aufgelöste Hausenblase eingerührt wird.
Die zum Wasserdichtmachen bestimmten Gegenstände werden in diese Mischung getaucht
und bleiben darin 12 Stunden, bis sie sich gesättigt haben, worauf man sie trocknen
läßt und ihnen durch Pressen oder auf andere Weise beliebig eine Appretur gibt.
Die auf diese Weise wasserdicht gemachten Stoffe werden von Insecten nicht
angegriffen, und aus so behandelten Tuchen gefertigte Kleider stören die Ausdünstung
des Körpers nicht. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr.
8.)
Verfahren zur Asphaltpapier-Fabrication; von Friedrich
Pastor in Crefeld.
Die Fabrication dieses Verpackungs-Materiales (eigene Erfindung) ist so
einfach und überraschend productiv, daß sie die bisher bekannte Methode der
Fabrication von Wachspapier gänzlich verdrängt; man ist im Stande vermittelst einer
Maschine, welche der Erfinder zu 200 Thlrn. liefert, bis zu 10,000 Ellen pro Tag zur Versendung fertiges Material darzustellen,
welches insofern werthvoller ist als Wachspapier, weil es ganz wasserdicht und zudem
noch mindestens 30 Proc. billiger ist.
Man kann dazu jede Sorte Rollerpapier benutzen, wobei jedoch zu wünschen, daß es
möglichst gleichmäßig fabricirt ist; eine Rolle von circa 1500 Ellen, oder 30 bis 40 Pfd. schwer, wird vermittelst einer
Stange, welche durchgeht, an zwei vorderen Lagern der Maschine angebracht, das Ende
des Papieres streift über einen durch Dampf oder Bolzen erwärmten Tambour, über
welchem ein Abstreichmesser steht, vor dem der geschmolzene Asphalt mit Löffeln
aufgeschüttet wird, so daß die Masse etwa 2 Zoll hoch vorliegt; an den Seiten
befinden sich Absteller, damit jene nicht herunterläuft, so daß sich also eine Kante
(nicht gestrichene) bildet. Sowie das Papier hinter das Messer tritt, welches
richtig gestellt seyn muß, ist es gleichmäßig überzogen; durch die Wärme des
Papieres verbindet sich der Asphalt mit den Fasern desselben und bildet je nach dem
Wärmegrad sowie der Spannung einen mehr oder weniger dicken Ueberzug, welcher durch
das sofortige Erkalten trocken und fertig ist; auf diesem letzteren Princip beruht
die ganze Erfindung.
Das so gestrichene Papier passirt nun noch einige Rollen der Maschine bis zum
vollständigen Erkalten und wickelt sich dann auf eine letzte Rolle auf; die
Geschwindigkeit beträgt dabei 60 Ellen per Minute.
Die Ueberzugs-Masse besteht aus purem Asphalt von Steinkohlentheer, der indeß
nicht allzu hart abgekocht seyn darf; ist Letzteres der Fall so wird etwas
Terpenthinöl zugesetzt. 1 Liter Asphalt kostet 1 1/3 Thlr. und genügt für über 1000
Ellen.
Nach dieser Darstellung wird es wohl jedem einigermaßen praktischen Fabrikanten
ermöglicht, sich das Material leicht herzustellen; der Verfasser dieses hat aus dem
Grunde die Fabrication nicht cultivirt, weil sie sich nicht mit seinem anderweitigen
Appretur-Geschäft für Seide verträgt, und beschränkt sich auf allenfallsige
Lieferung von Maschinen, sowie die dazu gehörige gründliche Anleitung. Die Maschine
bedarf nur eines Raumes von 12 Quadratfuß und kann jeder größere Consument von
Wachspapier mit Vortheil sich das Papier selbst herstellen. (Musterzeitung,
Zeitschrift für Färberei etc., 1872, Nr. 7.)
Polstermaterial für Geschirre der Zug-, Reit-
und Lastthiere.
Dieses neue Polstermaterial, welches als sehr zweckentsprechend gepriesen und für die
Zwecke der Artillerie, Cavallerie, Fuhrwerke und zu landwirthschaftlicher Verwendung
empfohlen wird, besteht zum Ersatz der Haare oder anderer Stoffe, aus einer Vermischung von Leinsamen mit Talg.
Die leichte Beweglichkeit der Leinsamenkörnchen dient zunächst dazu, zu verhindern
daß der unmittelbar berührte Theil des Thieres einen harten Druck bekommt, es wird
sich vielmehr die auflagernde Fläche des Geschirres in dieselbe Form fügen, welche
der betreffende Körpertheil des Thieres hat, und dadurch die Verbreitung des Druckes
auf eine größere Fläche vermittelt werden. Außerdem wird durch die Fettigkeit des
Polstermateriales das umhüllende Leder stets gehörig durchzogen erhalten und so
gegen den Einfluß des sonst in das Leder eindringenden Schweißes vom Thiere
geschützt. Hierdurch aber wird ein Aufreiben des Thieres verhindert und sogar
bewirkt, daß Beschädigungen welche etwa stattgefunden haben, durch die vom Leder
übertragene Fettigkeit weiter heilen. Die aus den Leinkörnern sich herausdrückende
Flüssigkeit hält übrigens offene Wunden kühl und verhindert Entzündung.
Um nun die Leinsamenkörner an der Gährung zu hindern, ist Talg zugesetzt und zwar in
solcher Menge, daß die erwünschte Weichheit der ganzen Masse entsteht. Um einen
aromatischen Geruch hinzuzubringen, kann man etwas Terpenthinöl oder Campherpulver
zusetzen und dadurch die Dauer des Polstermateriales wesentlich erhöhen. Es wird ein Theil Talg auf 5, 6, 7, 8, 9 oder 10 Theile
Leinkörnchen genommen, je nach der Temperatur.
Von diesem Polstermaterial können je nach Beschaffenheit der zu polsternden
Gegenstände auch sehr dünne Lagen zur Ausfütterung angewendet werden. (Deutsche
Sattler-Zeitung.)
Das Aufbewahren mikroskopischer Präparate.
Das Glycerin, welches rein oder in verschiedenen Mischungen am meisten zum
Aufbewahren feucht einzuschließender mikroskopischer Präparate benutzt wird, hat
auch seine großen Nachtheile. Es macht zu durchsichtig und vernichtet die durch
Fettgehalt bedingten Lichtbrechungsunterschiede, indem es sich mit den
Fettbestandtheilen chemisch verbindet etc.
Diese störende Eigenschaft des Glycerins kann man vermeiden, wenn man statt dessen
eine nahezu concentrirte Lösung von essigsaurem Kali
benutzt. Da die Flüssigkeit weder austrocknet, noch krystallisirt, so kann man die
Präparate auch ohne Verschluß längere Zeit liegen lassen. (Archiv für mikroskopische
Anatomie.)
Bequeme Feueranzünder.
Bequeme, ökonomische und leicht herstellbare Zünder werden in Frankreich aus den
werthlosen entkernten Maiskolben auf folgende Weise angefertigt. Die Maiskolben
werden in ein Bad aus 60 Theilen geschmolzenem Harz und 40 Theilen Theer circa 1 Minute lang eingetaucht; dann nimmt man sie
heraus und läßt sie trocknen. Sie erhalten darauf eine zweite Präparation, die man
„Pralinage“ nennt, d.h. sie
werden auf eine auf 100° C. erhitzte Metallplatte ausgebreitet. Schließlich
werden sie nach der Größe sortirt und in Bündel gebracht. Diese Zünder werden zu 1
bis 2 Centimes das Stück verkauft. Die Compagnie des
allumettes landaises beschäftigt circa 30
Arbeiter und macht einen Jahresumsatz von circa 200,000
Francs. (Industrieblätter, 1871, Nr. 37.)