| Titel: | Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des Kupfers mittelst Cyankalium; von de Lafollye. | 
| Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. CII., S. 376 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        CII.
                        Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des
                           								Kupfers mittelst Cyankalium; von de
                              									Lafollye.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXXIV p. 1104; April
                              									1872.
                        Lafollye, über volumetrische Bestimmung des Kupfers mittelst
                           								Cyankalium.
                        
                     
                        
                           Von der Telegraphenverwaltung im Jahre 1865 neuerdings mit praktischen Untersuchungen
                              									über das Tränken harziger Hölzer nach Dr. Boucherie's Methode beauftragt, war ich zu jener Zeit
                              									veranlaßt, die Vertheilungsweise des Kupfers im Gewebe des präparirten Holzes zu
                              									studiren. Dabei mußte ich von der Gewichtsanalyse absehen und das auf die Anwendung
                              									einer titrirten Lösung von Schwefelnatrium gegründete Verfahren von Pelouze vorziehen. Die Veränderung der
                              									Schwefelnatrium-Lösung unter den Umständen, wo ich sie anzuwenden hatte,
                              									bildete aber hierbei eine Schwierigkeit; dieselbe wurde sehr leicht braun und da man
                              									bei diesem Verfahren den Punkt zu bestimmen hat wo das Kupferoxydammoniak entfärbt
                              									ist, so muß eine derartige Färbung des Reagens den Augenblick des Eintrittes der
                              									Endreaction mehr oder weniger maskiren. Durch meine Versuche wurde ich auf ein
                              									neues, von jenem Uebelstande freies Verfahren geführt.
                           Versetzt man eine Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd mit einer Lösung von
                              									Cyankalium, so bildet sich (wie in den meisten Fällen wo man die Lösung eines
                              									Metallsalzes mit einem kräftigen Alkali mischt) ein Niederschlag welcher sich in
                              									einem Ueberschusse des Cyankaliums wieder löst. Mein erster Gedanke war, die
                              									Cyankaliumlösung als Normallösung zu benutzen. Der Zeitpunkt wo der entstandene
                              									Niederschlag wieder in Lösung gegangen ist, läßt sich ziemlich leicht erfassen;
                              									keineswegs aber das Ende der Bildung desselben, zumal wenn er reichlich ist, weßhalb
                              									ich das Verfahren modificiren mußte.
                           Wenn man auf das suspendirte Cyankupfer anstatt Cyankalium Ammoniak gießt, so löst
                              									sich der Niederschlag ebenfalls wieder, und die Flüssigkeit nimmt eine mehr oder
                              									weniger intensive blaue Farbe an; wohingegen, wenn der Niederschlag vorher durch
                              									eine hinreichende Menge Cyankalium wieder gelöst worden war, die alkalische
                              									Cyankupferlösung durch Zusatz von Ammoniak in keiner Weise gefärbt wird.
                           Aus diesem Versuche ergibt sich, daß das Cyankalium zum Cyankupfer eine
                              									Verwandtschaft besitzt, welche die färbende Wirkung des Ammoniaks paralysirt, so daß, wenn man
                              									denselben im entgegengesetzten Sinne wiederholt, d.h. mit dem Ammoniak beginnt, die
                              									kräftig blau gefärbte Kupferlösung durch das Cyankalium vollständig entfärbt werden
                              									muß. Dieß findet auch in der That statt, und das Resultat ist ein so scharfes, daß
                              									am Ende der Operation ein Tropfen einer sehr verdünnten Cyankaliumlösung die noch
                              									ziemlich deutlich gefärbte Flüssigkeit vollständig entfärbt.
                           Man kann daher eine Lösung von weißem Cyankalium als Normalflüssigkeit zur sehr
                              									genauen Bestimmung des Kupfers anwenden, indem man durch sie das Kupferoxydammoniak
                              									entfärbt. Das von mir vorgeschlagene Verfahren besteht also darin, das von Pelouze benutzte Schwefelnatrium durch Cyankalium zu
                              									ersetzen. Die Genauigkeit der Operation wird durch einen geringen Eisen- oder
                              									Zinkgehalt des Kupfersalzes nicht beeinträchtigt.
                           Zur Darstellung der titrirten Flüssigkeit löst man eine kleine Menge reinen Kupfers,
                              									z.B. 1 Gramm, in Salpetersäure auf. Dieß ist die einzige Wägung welche auszuführen
                              									ist. Man färbt die erhaltene Lösung mit einem Ueberschuß von Ammoniak, verdünnt sie
                              									mit Wasser auf 100 oder 1000 Kubikcentimeter, und bewahrt sie in einer Flasche mit
                              									eingeschliffenem Stopfen auf. In einer anderen Flasche bereitet man sich eine Lösung
                              									von Cyankalium. Hierauf gießt man eine beliebige Quantität der Kupferlösung in ein
                              									graduirtes Glasrohr und notirt den markirten Theilstrich. Nun setzt man allmählich
                              									von der Cyankaliumlösung hinzu und hört damit auf, sobald die Entfärbung vollständig
                              									ist. Wenn die dem zugesetzten Cyankalium entsprechende Anzahl von Theilstrichen
                              									kleiner ist, als die der Kupferlösung entsprechende, so verdünnt man die
                              									Cyankaliumlösung darnach; ist hingegen jene Anzahl größer, so concentrirt man die
                              									Cyankaliumlösung, und verdünnt sie dann nöthigenfalls wieder. In der bequemsten
                              									Weise ist die Flüssigkeit titrirt, wenn die zur vollständigen Entfärbung der
                              									Kupferlösung erforderliche Menge Cyankaliumlösung dieselbe Anzahl von Theilstrichen
                              									der graduirten Röhre einnimmt, wie die Kupferlösung selbst.
                           Verdünnt man die Lösung von 1 Gramm Kupfer auf 100 Kubikcentimeter, so hat man eine
                              										Hundertel-Normalkupferlösung; verdünnt man sie
                              									auf 1000 K. C., so ist die titrirte Flüssigkeit eine Tausentel-Normallösung. Letztere habe ich bei meinen Analysen
                              									benutzt.
                           Die große Begierde, mit welcher das Cyankalium Wasser anzieht, gestattet zwar nicht,
                              									die zur Herstellung einer titrirten Lösung desselben erforderliche Menge des Salzes
                              									bei Luftzutritt abzuwägen; eine solche Lösung ist jedoch auf die so eben angegebene
                              									Weise sehr leicht zu bereiten. In einem gut verschlossenen Glasgefäße erhält sich
                              									die Flüssigkeit vollkommen.