Titel: | Ueber Aluminiumplattirung; von Dr. Clemens Winkler. |
Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. CV., S. 382 |
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CV.
Ueber Aluminiumplattirung; von Dr. Clemens Winkler.
Aus der deutschen Industriezeitung, 1872, Nr.
20.
Winkler, über Aluminiumplattirung.
Schon siebzehn Jahre sind verflossen, seit H. Deville das
Aluminium fabrikmäßig darstellen lehrte, und noch immer harren die Hoffnungen welche
man an diese zweifellos höchst interessante und verdienstvolle Erfindung des
französischen Chemikers knüpfte, der Erfüllung. Mochten diese Hoffnungen auch zum
Theil etwas überschwängliche seyn, so ungerechtfertigt, wie man sie heutigen Tages
zuweilen hinzustellen liebt, waren und sind sie nicht, denn ein Metall von so
vortheilhaften Eigenschaften wie das Aluminium, welches sich durch angenehme Farbe,
Unveränderlichkeit an der Luft, wie in schwefelhaltigen Ausdünstungen, durch
auffallende Leichtigkeit, schönen Klang, vollkommenste Bearbeitungsfähigkeit und
absolute Unschädlichkeit auszeichnet, sollte doch wohl Anwartschaft auf die
mannichfachste industrielle Benutzung haben.
Bekanntlich ist es aber auch weit weniger der Mangel an guten Eigenschaften, welcher
bisher die ausgedehntere Verwendung des Aluminiums in der Technik verhindert, als
vielmehr sein Preis, der, obwohl anfänglich rasch fallend, sich doch während der
letzten Jahre auf unverhältnißmäßiger Höhe erhalten hat. Die Kostspieligkeit der
Aluminiumdarstellung, welche bis jetzt nur unter Anwendung von Natrium gelingt, kann
unmöglich die einzige Ursache dieses hohen Verkaufspreises seyn, denn die
Natriumfabrication darf als gelöstes Problem betrachtet werden und bei der
Billigkeit der Soda würde sich dieselbe, und mithin auch die Erzeugung des
Aluminiums, mit mäßigen Kosten betreiben lassen, sobald dieser Betrieb ein massiger
wäre. Massenproduction erfordert aber auch Massenabsatz und an diesem hat es bis
jetzt gemangelt, weil namentlich der Hang am Althergebrachten, weil Sitte und Gewohnheit
sich der allgemeinen Einführung des Aluminiums hindernd in den Weg stellten. Was ist
z.B. schon gesprochen und geschrieben worden über die Vergiftung durch
Küchengeschirre, wie hat man gewarnt vor der Anwendung kupferner Kochgeräthe, vor
bleihaltigen Topfglasuren und vor der Grünspanbildung an silbernen Löffeln! Wenn man
sich entschließen wollte, diese Hausgeräthschaften aus Aluminium herzustellen, so
würde nicht allein alle Vergiftungsgefahr beseitigt seyn, sondern man käme auch in
den Besitz von Gefäßen, welche, was Aussehen und Haltbarkeit betrifft, kaum etwas zu
wünschen übrig lassen dürften, deren Handhabung aber noch bequemer als die unserer
leichten Töpferwaaren seyn würde, weil sie, bei gleichem specifischen Gewicht,
dünnwandig gefertigt werden könnten und überdieß unzerbrechlich wären. Welch'
prächtige Wasserkrüge, Kannen, Becher, Teller, Lampen u.s.f. ließen sich aus
mattirtem und ciselirtem Aluminium anfertigen, wie bequem wäre die Handhabung von
Aluminiumlöffeln, an Stelle der jetzt gebräuchlichen silbernen! Muß es nicht
verwunderlich erscheinen, daß es bezüglich der Einführung letzterer nur beim Versuch
geblieben ist und daß dieser Versuch mißlingen konnte, obwohl kaum mit einem anderen
Hausgeräth so bedeutender Luxus getrieben wird, als gerade mit Speise- und
Theelöffeln? In diesem Falls könnte selbst der augenblickliche Preis des Aluminiums
kein Hinderniß für seine Anwendung seyn, denn derselbe beträgt halb so viel, als der
des zwölflöthigen Silbers; außerdem aber ist die Differenz im specifischen Gewichte
beider Metalle und die Ausgiebigkeit des Aluminiums so bedeutend, daß man für den
Geldwerth eines Löffels aus zwölflöthigem Silber mindestens sieben gleich große und
starke Aluminiumlöffel kaufen könnte.
Hier ist es nun entschieden das Vorurtheil, welches die Anwendung des Aluminiums
verhindert. Es ist wahr, Aluminium ist weder ein seltenes, noch ein edles Metall;
aber trotzdem besitzt es vor dem legirten Silber Vorzüge,
welche es edler als dieses erscheinen lassen, denn es schwärzt sich weder noch setzt
es giftigen Grünspan an, und was ihm an Glanz und Ansehen abgeht, wird durch die
angenehme Leichtigkeit ersetzt, die ihm eigen ist. Aber Otto trifft das Richtige, indem er sagt:Graham-Otto, Lehrbuch der Chemie, vierte
Auflage, Bd. II, zweite Abtheilung S. 636.
„Wären auch die Löffel aus Aluminium eben so schön und dauerhaft, wie
silberne Löffel, sie würden doch nicht in die Haushaltungen der Reichen kommen,
weil sie billiger sind, als silberne Löffel. Es ist doch gewiß angenehmer, einen
leichten Löffel zu halten, als einen schweren, aber man läßt die silbernen
Löffel möglichst schwer machen, den Theelöffeln die Größe der Kinderlöffel
geben, nur um zu zeigen daß man etwas aufzuwenden habe. Je. größer die Löffel,
desto mehr ist der Mann werth.“
Muß man nun die Ueberwindung derartiger Vorurtheile der Zukunft überlassen und
hoffen, daß die Alles bezwingende Mode sich auch einmal auf diesem Felde nützlich
mache, so verdient dagegen unter den augenblicklichen Verhältnissen die Frage
Berücksichtigung, ob es nicht möglich seyn sollte, gewisse Metalle und Legirungen,
welche mißfarbig, oder der Veränderung an der Luft unterworfen sind, mit einer Decke
von Aluminium zu bekleiden, um ihnen dadurch wenigstens oberflächlich die
vortheilhaften Eigenschaften dieses Leichtmetalle zu ertheilen. Einer derartigen
Verwendung, bei welcher die Vertheilung des Aluminiums auf großen Flächen
stattfindet, würde selbst der jetzige hohe Preis des Metalles nicht hindernd im Wege
stehen, und es gälte hier nur die Frage zu erörtern, ob eine Belegung unserer
gemeinen Metalle, z.B. Eisen oder Kupfer, mit Aluminium überhaupt ausführbar und ob
sie zweckmäßig sey.
Diese Frage muß verneinend beantwortet werden. Man bedient
sich – wenn, wir das Verfahren welches bei der Verzinnung zur Anwendung
kommt, hier außer Betracht lassen – vorzugsweise zweier Methoden, um ein
Metall mit einem anderen zu überziehen: der Galvanoplastik und der Plattirung. Die
Abscheidung des Aluminiums durch den galvanischen Strom gelingt nur bei Anwendung
des wasserfreien, bei 185° C. schmelzenden Doppelsalzes von
Chloraluminiumnatrium, aber das Metall resultirt dabei als ein zusammenhangloses,
mit viel Chlornatrium gemengtes Pulver und deßhalb würde auf diesem Wege ein dichter
Aluminiumbeleg nicht erreicht werden können. Aus wässerigen Aluminiumlösungen aber
ist man bis jetzt noch nicht im Stande gewesen, das Aluminium metallisch
niederzuschlagen, und es beruht auf einem Irrthum, wenn Gore
Journal für praktische Chemie, Bd. LXI S. 447. behauptet, mit Hülfe einer Auflösung von Aluminiumchlorid in Wasser, und
unter Anwendung eines schwachen Stromes, Kupfer mit Aluminium überzogen zu
haben.
Was nun das Belegen anderer Metalle mit Aluminium durch das sogen.
Plattirungsverfahren anbetrifft, so ist dasselbe nach meinen Erfahrungen zwar in
gewissem Grade möglich, das Product aber vollkommen unbrauchbar. Jede Plattirung
erfordert ein angehendes Verschmelzen beider Metalle und deren schließliche innige
Uebereinanderlagerung durch gemeinsames Auswalzen; diesen Anforderungen vermag aber
das Aluminium in Folge
seines eigenthümlichen Verhaltens nicht zu entsprechen. Bekanntermaßen wird die
Ductilität des Aluminiums schon durch sehr geringe Beimengung anderer Metalle im
höchsten Grade beeinträchtigt; ein mäßiger Eisengehalt macht es brüchig, wenige
Procente Kupfer ertheilen ihm die Sprödigkeit des Glases. Wenn es nun auch gelingt,
eine Aluminiumdecke auf irgend ein anderes Metall aufzuschmelzen, so werden doch an
der Verbindungsstelle beide Metalle in einander übergehen und mag diese
Legirungszone noch so dünn seyn, so bildet sie doch eine Zwischenlagerung, welcher
alle Ductilität abgeht, so daß sie unter dem Drucke der Walzen zu Pulver zermalmt
wird und die Aluminiumdecke in Folge dessen wieder von ihrer Unterlage abspringt.
Diese Eigenthümlichkeit des Aluminiums, mit geringen Mengen anderer Metalle höchst
spröde Verbindungen einzugehen, läßt die Ausführung der Aluminiumplattirung
unmöglich erscheinen.
Aber selbst wenn sie möglich wäre, selbst wenn es gelänge, durch gemeinsames
Auswalzen beider irgend ein Metall mit einer dünnen Decke von Aluminium zu belegen,
so erscheint es doch fraglich, ob dadurch etwas erreicht werden würde. Denn so
widerstandsfähig sich das compacte Aluminium gegen oxydirende und schwefelnde
Einflüsse zeigt, so unbeständig ist es im vertheilten Zustande. In Pulver-
oder Blattform gebracht, zeigt es sich leicht oxydirbar; als Amalgam erhitzt es sich
an der Luft und zerfällt in den Händen in Thonerde und Quecksilber. Denkt man sich
nun z.B. Kupfer mit Aluminium plattirt und zu Blech ausgewalzt, so würde, selbst bei
verhältnißmäßig starker Plattirung, die Aluminiumlage doch schließlich eine
beträchtlich dünne seyn, und es ist wahrscheinlich daß das sonst so beständige
Metall mit dieser Vertheilung auch seine Dauerhaftigkeit einbüßen würde.