Titel: Wheatstone's magnet-elektrische Uhren.
Fundstelle: Band 204, Jahrgang 1872, Nr. CXXVII., S. 455
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CXXVII. Wheatstone's magnet-elektrische Uhren. Aus dem Mechanics' Magazine, April 1872, S. 338. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Wheatstone's magnet-elektrische Uhren. Die Quelle der zum Betrieb elektrischer Uhren erforderlichen Kraft war seither die Volta'sche Batterie. Nachdem nun C. Wheatstone die letztere durch magnet-elektrische Ströme ersetzt und dadurch alle mit der bisher angewandten Batterie verknüpften Unannehmlichkeiten beseitigt hat, sehen wir die lange Reihe von Erfindungen, welche seinen Namen zu einem so berühmten gemacht haben, um eine neue bereichert. Bei dem in Rede stehenden System sind zwei Theile zu unterscheiden: 1) die durch ein Gewicht getriebene Uhr oder die Normaluhr, welche die magnet-elektrischen Ströme liefert; 2) die sympathischen Uhren oder Zeigerwerke, welche durch die letzteren in Gang gesetzt werden. Zur Erzeugung der Ströme dient folgender Apparat. Fig. 25 stellt die Pendelvorrichtung in der Seitenansicht und zum Theil im Grundrisse dar. An das Ende der Pendelstange R sind zwei mit isolirtem Kupferdraht umwundene Spulen neben einander befestigt, welche bei den Oscillationen der Pendelstange abwechselnd über die Schenkel der permanenten Stahlmagnete A, A' gleiten. Die entgegengesetzten Pole dieser Magnete liegen einander gegenüber, so daß, wenn die Spulen von A nach A' schwingen, ein Strom durch den Draht nach der einen, und wenn sie von A' nach A zurückschwingen, ein Strom nach der entgegengesetzten Richtung geht. – Da diese Ströme eine gewisse Arbeit zu verrichten haben, indem sie die „sympathischen“ Uhren in Gang setzen, so ist auch eine gewisse Kraft erforderlich, um das Pendel fortwährend in Schwingung zu erhalten, und zwar mehr Kraft, als erforderlich wäre, um eine Pendelstange mit einer gewöhnlichen Linse von dem Gewichte der Spulen B in Gang zu erhalten. Man kann sich davon überzeugen, wenn man die Drahtleitung und mit ihr den galvanischen Strom während des Ganges der Uhren unterbricht. Das Pendel beginnt alsdann mit großer Heftigkeit zu oscilliren, daher jede Uhr mit einem einfachen Bremsstücke ausgestattet wird, welches die Wirkung des Pendels mäßigt und einer Beschädigung in Folge zufälligen Reißens des Drahtes vorbeugt. Fig. 26 stellt die Hemmung dar, welche das Pendel unter sehr geringer Reibung im Gang erhält. Das Wichtigste an dieser Hemmung sind die um die Achsen a, a beweglichen Theile p, p, welche die Stelle der Paletten oder Spindellappen gewöhnlicher Echappements vertreten, und durch Federn s in ihrer normalen Lage erhalten werden. Die Zähne des Hemmungsrades C wälzen sich auf diesen Paletten auf analoge Weise ab, wie die epicykloidalen Zähne beim Rädereingriff, so daß eine Reibung eigentlich nur an den stählernen Achsen stattfindet. In dem Momente wo der Zahn die Palette verläßt, gibt er dem Pendel einen starken Impuls, und so wird die nöthige Kraft erzielt. Die Art, wie die anderen Uhren durch die elektrischen Ströme in Thätigkeit gesetzt werden, ist aus Fig. 27 zu ersehen. Jede Uhr ist mit einer gewöhnlichen Galvanometerspirale und magnetisirten Nadeln ausgestattet. An der Drehungsachse der Nadeln sitzt ein Getriebe welches in ein Kronrad greift. Letzteres setzt das Zeigerwerk in Thätigkeit. Die Wirkungsweise ist folgende. Angenommen, die Nadeln seyen anfangs den Windungen parallel und das Pendel befinde sich in der einen Grenzlage seiner Schwingungen, so sendet es, in die andere Lage schwingend, einen Strom durch die Drahtwindungen und lenkt sämmtliche Nadeln jeder Uhr ab. Da die Nadeln mit sehr geringer Reibung sich drehen, so machen sie vermöge ihrer Beharrung eine halbe Umdrehung oder darüber. Indem nun das Pendel zurückschwingt, sendet es einen Strom in entgegengesetzter Richtung. Da die Lage der Nadelpole rücksichtlich der Drahtwindungen jetzt die umgekehrte ist, so gibt der Strom den Nadeln abermals eine halbe Umdrehung und zwar in der nämlichen Richtung, so daß sie für jede Hin- und Herschwingung des Pendels eine vollständige Umdrehung machen. Auf diese Weise werden die Nadeln und mit ihnen die Zeiger der Uhr in fortwährender Rotation erhalten. Man könnte etwa glauben, es bedürfe einer besonderen Vorkehrung, um die Nadeln bei jedem Strom gerade eine halbe Umdrehung machen zu lassen, weil sonst der folgende Strom entweder nicht im Stande wäre ihnen den vollen Impuls zu ertheilen, oder sie nur veranlassen würde zu oscilliren, anstatt zu rotiren. Eine solche Vorkehrung ist jedoch nicht nöthig; denn es hat sich gezeigt, daß, wenn man die Normaluhr in Gang setzt, nach wenigen Umdrehungen die Rotation der Nadeln vollkommen gleichförmig wird und es so lange bleibt, als die Uhr im Gang ist. Es ist die Anordnung getroffen, daß jede kleine Abweichung nach einer Standuhr corrigirt werden kann. Die ganze Arbeit, welche erforderlich ist um die Uhren im Gang zu erhalten, beschränkt sich auf das regelmäßige Aufziehen der Normaluhr, worauf dann die anderen Uhren mit der letzteren ganz übereinstimmend gehen. Vorstehendes System ist an der Londoner Universität, sowie an mehreren anderen Instituten eingeführt und übertrifft alle bisher für den gleichen Zweck in Anwendung gebrachten Systeme rücksichtlich der Einfachheit des Mechanismus.