Titel: Ueber die Zusammensetzung zweier krystallisirter Roheisen; von C. Rammelsberg.
Fundstelle: Band 204, Jahrgang 1872, Nr. CXXXIII., S. 479
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CXXXIII. Ueber die Zusammensetzung zweier krystallisirter Roheisen; von C. Rammelsberg. Aus den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1872, Nr. 9. Rammelsberg, über die Zusammensetzung des krystallisirten Roheisens. Beim Bruch einer Schienenwalze auf der Henrichshütte bei Hattingen a. d. Ruhr fand sich das Roheisen theilweise krystallisirt und zwar in deutlichen Aggregaten regulärer Oktaeder, welche oberflächlich in den lebhaftesten Farben bunt angelaufen sind. Einer meiner früheren Schüler, Hr. G. Brinck, als Hohofen-Ingenieur auf der genannten Hütte angestellt, hat die Güte gehabt, mir eine Probe dieses Eisens zu übergeben. Graues Roheisen ist mehrfach in regulären Oktaedern krystallisirt vorgekommen und auch von mir untersucht worden. Das schöne Ansehen des oben erwähnten bewog mich, auch dieses zu analysiren. Sein spec. Gewicht ist 7,285 und die elektronegativen Bestandtheile sind: Graphit 1,121 Proc. Kohlenstoff 1,963    „ Silicium 1,537    „ Schwefel 0,113    „ Phosphor 0,041    „ Hier ist das Atomverhältniß dieser Elemente und des Eisens = 1 : 7,6. Auch in dem krystallisirten Roheisen von Gleiwitz ist es = 1 : 7,9, allein in dem von der Lölling in Kärnthen = 1 : 12, in dem von Rothehütte am Harz und von Lauchhammer, welche ich früher untersuchte, = 1 : 19 und 1 : 21.Man s. mein Lehrbuch der Metallurgie, S. 104. Sieht man vom Schwefel ab, so verhalten sich die Atome von P : Si  : C Si : C Henrichshütte 1 : 42 : 126         1 : 3 Lölling 1 : 43 : 100 1 : 2,3 Rothehütte 1 : 32 : 8 4 : 1 Lauchhammer 1 :   3 : 2,4 1,3 : 1. Ich habe schon früherMonatsberichte der Berliner Akademie der Wissenschaften, 1863 S. 188. meine Ansicht über die Natur des Roheisens als einer isomorphen Mischung der einzelnen Elemente ausgesprochen, und die Annahme bestimmter Carburete zu widerlegen gesucht. Ich erinnere daran, daß das Eisen an sich, gleichwie Kohlenstoff, Silicium und Phosphor, regulär krystallisirende Elemente sind. Karsten hat bekanntlich zuerst gezeigt, daß das graue Roheisen einen Theil Kohlenstoff in der Form von Graphit enthält, während im weißen Roheisen sämmtlicher Kohlenstoff mit dem Eisen verbunden ist, und beim Auflösen in Säuren in Form von Kohlenwasserstoffen entweicht. Daß aber diese Behauptung nicht streng richtig ist, haben C. Bromeis und ich nachgewiesen, und genau an dem ausgezeichnetsten weißen Roheisen, dem Spiegeleisen. So macht z.B. in demjenigen von Mägdesprung der Graphit 16,5 Proc., in dem von Lohhütte fast 28 Proc. des gesammten Kohlenstoffgehaltes aus. Bei dieser Gelegenheit führe ich zugleich die Analyse eines weiß-strahligen Roheisens aus der Freisenbrucher Hütte (Neu-Schottland) an, welches ich dem Betriebschef derselben, Hrn. Behrend verdanke. Dieses Roheisen ist ebenfalls krystallisirt, jedoch nicht so deutlich, wie das zuvor erwähnte. Es war bei einer Betriebsstörung unter Schlacke sehr langsam erstarrt, und hat dabei eine ausgezeichnet gestrickte Form erhalten, wie sie bei regulär krystallisirten Körpern nicht selten ist. Sein spec. Gewicht ist = 7,617; es ist also weißes Roheisen; sein Graphitgehalt ist ein Minimum. Die Analyse gab: Kohlenstoff 2,820, Silicium 0,334, Phosphor 0,086, Schwefel 0. In diesem Roheisen sind C, Si, P : Fe = 1 : 7, und P : Si : C     Si : C = 1 : 4,3 : 84     1 : 19,5. Es würde das erste Beispiel dieses weißen Roheisens in regulärer Form seyn.