Titel: Zur Galvanoplastik; von Professor Heeren.
Autor: Heeren
Fundstelle: Band 204, Jahrgang 1872, Nr. CXXXVII., S. 487
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CXXXVII. Zur Galvanoplastik; von Professor Heeren. Heeren, über Galvanoplastik. Die Anwendung von Graphit bei Gyps- und Gutta-percha-Formen verursacht viele Mühe und Zeitaufwand, weil das Einreiben des Graphites bis zum Metallglanz fortgesetzt werden muß, eine Bedingung welche zwar bei ebenen glatten Flächen nur geringe, dagegen bei unebenen, mit vielen größeren und kleineren Vertiefungen versehenen Flächen um so größere Schwierigkeit verursacht. Vor mehreren Jahren veröffentlichte mein Sohn, Dr. M. Heeren, ein bequemeres Verfahren,Polytechn. Journal, 1866, Bd. CLXXIX S. 86. welches darin besteht, die mit Wachs getränkte Gypsform mit einer Mischung von salpetersaurer Silberlösung und Alkohol ganz dünn zu bestreichen und sie dann der Einwirkung von Schwefelwasserstoff darzubieten, wodurch sich das Silbersalz in gut leitendes Schwefelsilber verwandelt. Ich habe nun gefunden, daß dieses Verfahren noch besser und sicherer gelingt, wenn man die Silberlösung vor dem Zusatz des Alkohols mit Ammoniak übersättigt, weil die so zubereitete, freies Ammoniak enthaltende Flüssigkeit noch besser am Wachse adhärirt und selbst beim Trocknen einen gleichförmigen, nirgend unterbrochenen Ueberzug der Silberlösung zurückläßt. Man bestreicht mittelst eines weichen Pinsels die Form mit dieser Lösung, jedoch nur schwach, um mit Vermeidung jedes Ueberflusses, der die zarteren Vertiefungen füllen könnte, die Oberfläche nur zu befeuchten. Nach Verlauf von einer oder ein paar Minuten, wenn der Anstrich fast, aber noch nicht ganz trocken ist, hält man das Stück über die Oeffnung eines Becherglases, in welchem sich aus Schwefeleisen und verdünnter Schwefelsäure Schwefelwasserstoff entwickelt, wodurch sogleich ein metallglänzender Ueberzug von Schwefelsilber hervorkommt. Nachdem man das Stück zum völligen Austrocknen kurze Zeit bei Seite gelegt hat, kann man es sofort dem galvanoplastischen Apparate übergeben. Zu größerer Sicherheit pflege ich wohl den Ueberzug in gleicher Weise noch einmal zu wiederholen. Bei Anwendung eines etwas kräftigen Stromes von etwa 4 oder 5 Daniell'schen Elementen verbreitet sich die Ablagerung des Kupfers schnell über die ganze Fläche, worauf man dann zu einem schwächeren Strom übergeht, um ein weicheres, weniger sprödes Kupfer zu erzielen. Zur Anfertigung der Lösung, die sich auch recht gut aufbewahren läßt, löse man 1 Gramm Höllenstein in 2 Grammen Wasser, füge 2 1/2 Gramme Ammoniak von der gewöhnlichen, in den Apotheken gebräuchlichen Stärke (0,96 spec. Gew.), und dann 3 Gramme absoluten Alkohol hinzu.