Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 204, Jahrgang 1872, Nr. , S. 74
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Miscellen. Miscellen. Ueber die Gewinnung von Betriebskräften für die Kleinindustrie. In der Versammlung des hannoverschen Bezirksvereines deutscher Ingenieure vom 10. November 1871, wurde dieser Gegenstand, namentlich in Bezug auf Hannover, in lebhafte Besprechung gezogen. Zunächst äußerte sich Hr. Dr. Rühlmann, daß es für die hiesigen Verhältnisse hierin eigentlich nur zwei Wege gebe, da es durch den Mangel einer größeren Wasserkunst nicht möglich sey, das Wasser als Motor zu verwenden. Der eine Weg bestehe darin, daß man von einer größeren Betriebskraft mit genügenden Räumlichkeiten Antheile abmiethet, wie solches auch bereits in Nürnberg, Schaffhausen, Hamburg, Berlin und anderen Orten mit Vortheil zur Ausführung gekommen; der andere Weg, für manche Geschäfte der zweckmäßigere, bestehe in Benutzung der bekannten Gasmaschinen als Betriebskraft. Von letzteren hielt Redner die Hugon'scheHugon's Gasmaschine ist beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S. 4; man sehe auch Rühlmann's Bemerkungen über diese Maschine in Bd. CXCIV S. 281. für die bessere, da die Langen'sche viel Geräusch mache und einer starken Abnutzung ihrer bewegenden Theile unterworfen sey. Hr. Fischer führte dagegen an, daß er mit den Gasmaschinen in verschiedenen Fällen keine gute Erfahrungen gemacht habe; dieselben hätten zum größeren Theil die Leistung, welche garantirt sey, nur auf eine kurze Zeit ausüben können, dann hätten dieselben einen immer langsameren Gang angenommen und nach kurzer Zeit sogar stillgestanden. Besser wäre seines Erachtens für einen kleinen Betrieb die Lehmann'sche Luftmaschine.Lehmann's Luftexpansionsmaschine ist beschrieben im polytechn. Journal Bd. CXCIV S. 257. Hr. Holzapfel theilte noch mit, daß im Aquarium in Hannover eine Langen'sche Gasmaschine zum Betriebe zweier kleinen Pumpen diene und recht gut, wenn auch mit Geräusch arbeite. Dieselbe hätte 250 Thlr. gekostet und gebrauche täglich nur für 10 Sgr. Gas. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1872, Bd. XVI S. 88.) Meyn's Hochdruckkessel. In der Versammlung des hannoverschen Bezirksvereines deutscher Ingenieure vom 10. November 1871 theilte Hr. Dr. Rühlmann mit, daß auf der Krupp'schen Fabrik in Essen jetzt 10 Meyn'sche Patent-Hochdruckkessel im Betriebe seyen, welche das 7fache Wasser pro Einheit Kohle verdampfen und bis dahin zur größten Zufriedenheit gearbeitet haben. Der Meyn'sche Hochdruckkessel ist im polytechn. Journal, 1871, Bd. CXCIX S. 338 nach beigegebenen Abbildungen beschrieben. Bau von Panzerschiffen für die deutsche Kriegsmarine. Mit Rücksicht auf die Ansprüche, welche durch die in England bestellten Panzerschiffe an die Marineverwaltung gemacht werden, ist der Bau des in Wilhelmshaven in Angriff genommenen Panzerthurmschiffes „Großer Kurfürst“ der Art verzögert worden, daß die Fertigstellung desselben erst im Jahre 1875 (anstatt 1873) erfolgt. Dagegen wird, der „Weserzeitung“ zufolge, der Bau des Schwesterschiffes „Friedrich der Große“ auf dem Kieler Werft so beschleunigt werden, daß das Schiff im Jahre 1873 vom Stapel laufen kann. Das dritte Panzerschiff dieser Art ist bereits im Herbst v. J. bei der Gesellschaft Vulcan in Stettin bestellt worden. Die Lieferungszeit beträgt 2 1/2 Jahre, so daß die Fertigstellung desselben (Barbarossa) etwa im Frühjahr 1874 erfolgen wird. Von den Maschinen der beiden erstgenannten Schiffe ist diejenige des „Friedrich der Große“ der märkisch-schlesischen Maschinenbau-Gesellschaft (Egells) übertragen, diejenige des „Großen Kurfürst“ der Maschinenfabrik von Borsig, welche damit in die Reihe der für die Kriegsmarine thätigen inländischen Industriellen eintritt. Da die Lieferungsfrist der in England bestellten Panzerschiffe „Metz“ und „Sedan“ auf zwei Jahre festgesetzt ist, so wird also die deutsche Kriegsmarine in den nächsten vier Jahren einen Zuwachs von fünf großen Panzerschiffen erhalten. (Berggeist, 1872, Nr. 14.) Der hydrostatisch-galvanische Gas-Anzünder von Prof. Dr. Klinkerfues. Am 14. März d. J. Abends hatte Göttingen die Freude, zum erstenmal die neue Erfindung eines seiner Mitbürger, des Prof. Dr. Klinkerfues (aus Kurhessen), den hydrostatischen Selbstzünder (beschrieben im polytechnischen Journal Bd. CCIII S. 451, zweites Märzheft 1872), in Wirksamkeit zu sehen. Auf der längsten Straße Göttingens, der Weender, waren bis weit vor dem Thor alle Straßenlaternen (etwa 40) während des Tages mit den neuen Zündapparaten versehen worden, und in allen Kreisen der Gesellschaft, den zweifelnden wie den gläubigen, herrschte bis zum Abend keine geringe Aufregung, wie dieß Abends die zahlreich versammelte und erregte Menschenmenge bewies. Wir hatten von authentischer Seite genau die Zeit erfahren wann auf der hiesigen Gasanstalt der nöthige Druck gegeben werden sollte, und hatten eine Stellung gewählt, von der aus es uns möglich war fast alle Laternen zu überblicken. Es war in der That ein überraschender Anblick, als Punkt 5 Minuten vor halb 7 Uhr sich alle in unserem Gesichtskreis befindlichen Laternen mit einem Schlag entzündeten, und wie gewöhnlich weiterbrannten. Noch effectvoller war es, als in der Nacht zur festgesetzten Zeit in einem Augenblick die „Abendlaternen“ auslöschten, während die ebenfalls mit Apparaten versehenen Nachtlaternen fortbrannten – ein Beweis daß die verschiedene Dauer der Brennzeit kein Hinderniß ist, sondern, wie uns auch von fachmännischer Seite versichert wird, durch eine ganz geringfügige Vorrichtung ausgeglichen wird. Wir glauben in der That, daß keine lange Zeit mehr vergehen wird, bis wenigstens die größeren Städte dem Beispiel des kleinen Göttingen folgen werden. Göttingen aber hat so zum zweitenmal die Ehre, eine in seinen Mauern gemachte Entdeckung auch zuerst innerhalb derselben angewandt zu sehen: das erstemal war es als Prof. Gauß (der auch, wie der jetzige Erfinder, Prof. Klinkerfues, auf der Sternwarte wohnte) mit Prof. Weber den elektrischen Telegraphen erfand, und hier in Göttingen zuerst eine kleinere Leitung anlegte. (Elberfelder Zeitung.) Ueber eine rasch auszuführende Methode für die Scheidung des Kupfers vom Silber; von R. Palm. Der Genannte benutzte bei der Darstellung von salpetersaurem Silberoxyd aus bucharischen, mehrere Procente Kupfer enthaltenden Silbermünzen, bei welcher es auf möglichst rasche Ausführung ankam, die gewöhnlichsten Utensilien und andere erforderliche Bequemlichkeiten dagegen so gut wie gar nicht vorhanden waren, das verschiedene Verhalten der salpetersauren Salze der beiden Metalle zu concentrirter Salpetersäure, worin das Kupfersalz löslich, das Silbersalz dagegen unlöslich ist, und ist der Ansicht, daß diese Scheidungsmethode auch für andere Fälle einer näheren Berücksichtigung werth erscheint. Die salpetersaure Lösung der Metalle wird zu dem Ende zur Consistenz eines dicken Oeles verdampft und hierauf mit concentrirter salzsäurefreier Salpetersäure vermischt, worauf alles Silbersalz krystallinisch gefällt, das Kupfersalz aber gelöst wird. Der Niederschlag, welcher von adhärirendem Kupfersalz noch einen bläulichen Anstrich hat, wird durch zwei- bis dreimaliges Auswaschen mit concentrirter Salpetersäure ganz weiß und kupferfrei. Die demselben anhängende Säure verdunstet beim Trocknen. Es ist hierbei durchaus nothwendig, daß die Lösung der beiden Metalle nur bis. zur Oelconsistenz verdampft wird, denn wird sie zur Trockne verdampft, so adhärirt das Kupfersalz dem Silbersalze fester und ist schwieriger von demselben zu entfernen. Je concentrirter die Salpetersäure ist, desto vollständiger wird das Silbersalz ausgefällt, jedoch schon eine Säure von 1,550 spec. Gewicht läßt sich benutzen, um beide Metalle vollständig von einander zu trennen. Für je einen Theil concentrirter Metalllösung sind 3 bis 4 Theile Säure zur Scheidung erforderlich. (Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland, Bd. VIII S. 491.) Neues Verfahren zur Darstellung von Platinmohr; von J. Lawrence Smith. Ich wende zu diesem Zweck das Kaliumplatinchlorid an. Nachdem das Platinchlorid durch Wasserstoffgas vollständig reducirt ist, wird die Masse mit Wasser ausgewaschen, um das Chlorkalium vollständig zu entfernen, und der Rückstand wird bei einer 105° C. nicht übersteigenden Temperatur getrocknet, worauf er zum Gebrauche fertig ist. Die Operation läßt sich in einer Porzellan- oder Platinschale leicht ausführen; man trägt das Kaliumplatinchlorid in dieselbe ein, und bedeckt es mit einem runden Glimmerblättchen, welches etwas kleiner als der große Durchmesser der Schale und in der Mitte mit einer Oeffnung zur Aufnahme der Mündung des Gaszuleitungsrohres versehen ist. Hierauf wird die Schale durch irgend eine Vorrichtung erwärmt, mittelst welcher eine 225 bis 260° C. nicht übersteigende Temperatur unterhalten werden kann; ein kleiner Bunsenbrenner mit Rosette ist dazu ganz geeignet. Ist die Temperatur zu hoch, so fällt der Platinmohr nicht so schön aus, wie bei niedrigerer Temperatur. Nachdem das Chlorkalium vollständig weggewaschen worden, wäscht man das Product noch mit einer Lösung von Aetzkali oder Aetznatron, und schließlich mit destillirtem Wasser aus. (American Chemist, Januar 1872, S. 291.) Statistische Notizen über die Staßfurter Salz-Industrie. In der Versammlung des sächsisch-anhaltinischen Bezirksvereines deutscher Ingenieure vom 5. November 1871 (in Staßfurt) theilte der Vorsitzende Hr. Michels die folgenden statistischen Notizen über die Staßfurter Industrie mit: Im Jahre 1870 wurden von Staßfurt an Düngesalzen und Fabricaten der chemischen Fabriken (excl. Steinsalz und Lecksteine) versendet: 2,036,827 Ctr. gegen 1,964,200 Ctr. in 1889, also Zuwachs 61 Proc. Davon sind 960,055 Ctr. Fabricate der chemischen Fabriken für technische Zwecke(Chlorkalium, schwefelsaures Kali, Kieserit, Chlormagnesium,Bittersalz, Glaubersalz), 83,000 Carnallitrohsalze direct von den Salzwerken an Fabrikenund Gewerbe, ––––––––––––– also 1,043,055 Ctr. für gewerbliche Zwecke, 993,772 für die Landwirthschaft zu Düngezwecken, ––––––––––––– Summa 2,036,827 Ctr. wie oben. Von den 1,043,055 Ctr. für gewerbliche Zwecke gingen: 557,055 in's Ausland via Hamburg, Bremen und Lübeck (England,Amerika, Schweden, Dänemark, Rußland, Frankreich,Italien und Spanien). 403,000 blieben im Inlande nebst Oesterreich, Niederlande undNordfrankreich. Der gesammte Export betrug 825,039 Ctr., davon ab obige 557,055 für technische Zwecke, –––––––––––– bleiben 267,984 Ctr. für Düngesalz-Export incl. Kainit. Da im Ganzen 993,772 Düngesalze versendet worden sind und davon derExport betrug 267,984 so blieben im Inlande (incl. Oesterreich, Niederlandeund Nordfrankreich) –––––––––––– 725,783 Ctr. Düngesalze. Der Versandt der gesammten 2,036,827 Ctr. vertheilt sich, wie folgt: 825,039 Ctr. Export via Schönebeck-Hamburg, Bremen und Lübeck, 477,511 blieben in der Provinz Sachsen und in Anhalt, 118,087 gingen nach dem Königreich Sachsen und nach Oesterreich, 205,105 gingen nach der Provinz Schlesien und Posen, 70,397     „       „      „      „      Brandenburg, 93,532     „       „      „      „      Pommern und Preußen, 38,743     „       „     Braunschweig, Hannover und Oldenburg, 161,492     „       „     der Rheinprovinz, Westphalen incl. Nordfrankreichund Niederlande, 19,874 gingen nach Hessen, Thüringen etc., 4,300     „       „    Baden, 4,720     „       „    Bayern, 18,027     „       „    Mecklenburg, Schleswig-Holstein etc., ––––––––––––– Sa. 2,036,827 Ctr. wie oben. Die Gesammtförderung der beiden Salzwerke (des königlich preußischen und herzoglich anhaltischen) betrug im Jahre 1870: 5,376,356 Ctr. Kalisalze (Carnallite)    405,553   „ Kainite und harte Salze, ––––––––––––– in Summa 5,781,909 Ctr. Aus diesen Zahlen ergibt sich, welche Bedeutung die Staßfurter Salzindustrie schon erreicht hat. Wie der Salztransport sich sehr bedeutend gehoben hat, so ist es auch mit dem von Kohlen etc. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1872, Bd. XVI S. 92.) Methode zur Darstellung transparenter Stereoskopbilder auf Papier. 1) Man nehme nicht zu dickes Albuminpapier, welches gut geleimt ist. 2) Man sensibilisire wie gewöhnlich, aber lege das Papier zum Exponiren mit der nicht albuminirten und nicht empfindlich gemachten Seite auf das Negativ. 3) Man druckt ein wenig kräftig, tont wie gewöhnlich; den Ton wolle man in der Durchsicht beurtheilen. 4) Was das Coloriren mit Farben betrifft, so geschieht dieses auf der nicht albuminirten Seite, wo sich das Bild befindet; man kann ohne Mühe mit allen Aquarellfarben coloriren, die Bildseite nimmt die Farbe gut an und macht keine Flecke. Dieses Verfahren, welches ich durch Zufall entdeckte, wende ich seit zehn Jahren mit großem Erfolge für Lampenbilder an. A. v. Constant in Lausanne. (Photographisches Archiv, 1872 S. 60.) Ueber die Untersuchung türkischroth gefärbter Stoffe auf ihre Aechtheit; von Armand Müller in Zürich. Die von Martha beschriebene Methode zur Darstellung reinen Pflanzen-Alizarins (polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVII S. 58 und 292) kann mit einigen unwesentlichen Abänderungen auch benutzt werden zur Beantwortung der Frage hinsichtlich der Aechtheit türkischroth gefärbter Stoffe. Als der Verf. Wartha's Versuche wiederholte, wurde er aufmerksam auf die ungleichzeitig erfolgende Ablösung des Pigmentes der aus verschiedenen Türkischrothfärbereien stammenden Gewebe im nämlichen Abzugsbade. Eine nähere Untersuchung ergab nun das eben so interessante als unerwartete Resultat, daß die Entfärbungszeit nicht etwa bedingt ist durch einen variirenden Gehalt an Alizarin, sondern direct proportional ist der Aechtheit der Farben gegen Licht, Soda, Seife, Säuren und oxydirende Agentien (Chlorkalk, übermangansaures Kali etc.), also unzweifelhaft von der Methode der Beizung abhängt. Durch weitere Prüfungen stellte sich heraus, daß, je größer der Thonerdegehalt eines türkischrothen Stoffes ist, um so mehr die Farbe befähigt wird, der Alkohol-Salzsäure-Mischung längere Zeit Widerstand entgegenzusetzen, und umgekehrt, während gefärbter Zeug, dem mit Aether mehr oder weniger von der bekannten rothen Fett-Alizarinverbindung entzogen werden konnte, sich als am wenigsten solid erwies. Der Verf. will mit dem Gesagten nicht etwa behaupten, daß die Anwendung von mehr Oel im Mordant die Farbe unächter mache, sondern er sieht in den Versuchen den Beweis dargelegt, daß das Oel nur dann dem Roth dienlich ist, wenn es vollständig in jenen noch unbekannten, sogenannten „oxydirten“ Zustand übergeführt ist, in welchem es sich in Aether nicht mehr löst, daß aber ein Rest unverseifter Fettsäuren, vielleicht auch Oel, besonders am Lichte sehr nachtheilig auf das Alizarin einwirkt. Zur Prüfung in gedachter Richtung werden von den zu untersuchenden Stoffen gleiche Gewichtstheile, oder, bei Geweben derselben Fädenzahl, auch gleich große Abschnitte in ein Abzugsbad gebracht, bestehend aus 10 Volumen Weingeist von 96 Proc. Tr. und 1 Volumen Salzsäure von 1,18 spec. Gewicht. Die Mischung, von welcher etwas große Quantitäten in Anwendung zu bringen sind, wird auf dem Wasserbade langsam bis circa 50° C. erwärmt. Man sieht bald den einen oder den anderen Abschnitt bleicher werden und notirt endlich die Zeit, welche vom Eintauchen bis zur vollständigen Entfärbung, d.h. bis jeder röthliche Ton am Gewebe verschwunden ist, verging; ebenso wird auch die Entfärbungszeit der übrigen Abschnitte genau aufgezeichnet. In den so erhaltenen Zahlen hat man ein hinreichend genaues Verhältniß der Aechtheit aller untersuchten Farben unter sich. (Chemisches Centralblatt, 1872, Nr. 5.) Ueber die Einwirkung von übermangansaurem Kali auf Alkohol und Ammoniak. H. Tamm hat (nach Chemical News) gefunden, daß Alkohol mit einer Lösung von übermangansaurem Kali gekocht, theilweise in Essigsäure verwandelt und unter gleichen Bedingungen Ammoniak zu Salpetersäure oxydirt wird. Ueber die Ursachen der Mehlexplosionen in Mühlen. In der Juli-Versammlung 1871 des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, theilte Fabrikbesitzer Dr. Geringer mit Bezug auf ein Gutachten der Abtheilung für Chemie und Physik mit, daß sich der nieder-österreichische Gewerbe, verein mit der Erforschung der Ursachen der Mehlexplosionen in Mühlen beschäftigt habe. Es sey von Hrn. Eckstein auf die bekannte Erzeugung des Blitzes auf Theatern durch Bärlappsamen (semen Lycopodii) hingewiesen worden. Es gelinge zwar nicht, das gewöhnliche Mehl auf dieselbe Weise zum Verpuffen zu bringen, indessen, wenn man das Mehl zuvor im Wasserbade auf 30° C. erhitze, trete dieselbe Erscheinung ein wie bei Lycopodium. Wahrscheinlich geschehen also die Explosionen in Mühlen dadurch, daß sich das Mehl beim raschen Gang der Mahlgänge erhitze, und wenn zufällig ein Funke durch die Reibung der harten Steine entstehe, die Entzündung und Explosion des Mehles herbeigeführt werde. Der Grund, warum solche Explosionen früher nicht oder doch seltener stattgefunden haben, liege darin, daß die alten Müller das Getreide genetzt hätten, während dieses in den Dampfmühlen nicht geschieht. Gegen die Bemerkung, daß diese Erklärung immer nur Hypothese sey und die Richtigkeit der Annahme erst durch Versuche erwiesen werden müsse, machte der Vortragende geltend, daß die gleichen Bedingungen, die Erhitzung des Mehles und das Funkengeben der Steine, sich nur schwer würden künstlich erzielen lassen, und daß die Richtigkeit der Annahme doch mehr als wahrscheinlich sey, weil sich eine andere Erklärung kaum werde finden lassen. (Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1871 S. 260.) Gewinnung von Opium in Württemberg etc. Die Gewinnung von Opium hat, wie Hr. J. Jobst mittheilt, in Württemberg im letzten Jahre im Vergleich mit dem Vorjahre einen ziemlich bedeutenden Umfang angenommen. Die Qualität des Opiums war zumeist ausgezeichnet; es war von dunkelbrauner bis schwarzer Farbe und feinstem Geruch, wenn gehörig getrocknet, muschelig glänzend im Bruch und von einem Morphingehalt von 13 bis 15 Proc., welcher Reichthum an Alkaloid bekanntlich das einheimische Product weit über die besten Opiumsorten des Orients stellt. Es konnte darnach für die Mehrzahl der an Hrn. Jobst gemachten Sendungen der Preis von 15 Gulden pro Zollpfund bewilligt werden, obgleich das tonangebende kleinasiatische Product in Folge einer sehr reichen Ernte (circa 6000 Kisten à 150 Pfd. gegen sonstige 3000 bis 4000) ziemlich im Werthe gesunken war. Auf einer Reise, welche Hr. Jobst im vergangenen Winter nach den Hauptstapelplätzen der kleinasiatischen Opium-Production unternahm, überzeugte er sich, daß die Mohnpflanze jener Gegenden im Klima kaum etwas vor der unserigen voraus hat; so ist es z.B. für eine günstige Opium-Ernte unerläßliche Bedingung, daß die Mohnfelder während einiger Monate mit Schnee bedeckt liegen. In der Handhabung der Opiumgewinnung sind uns die Türken ebenso wenig überlegen. Dagegen bildet der billige Arbeitslohn den Hauptvortheil, welchen die kleinasiatische Opium-Production vor der unserigen voraus hat, sofern nicht die in Kleinasien angebaute Mohnvarietät eine größere Ausbeute an Opium oder Mohnsamen liefert, was jedoch nach den vorhandenen, allerdings spärlichen und wahrscheinlich auch unzuverlässigen Angaben nicht in erheblichem Maaße der Fall zu seyn scheint. Hr. Jobst hat sich eine gewisse Menge keimfähigen Mohnsamens aus demjenigen Districte Kleinasiens verschafft, welcher das geschätzteste „Boghaditsch“-Opium liefert, und dieser Same ist theils an verschiedene Grundbesitzer Württembergs zu Culturversuchen vertheilt, theils von Hrn. Jobst selbst zu dergleichen Versuchen benutzt worden. Derselbe theilt über die auf seinen Versuchsfeldern erzielten Resultate Folgendes mit: „Die orientalische Pflanze zeigte eine hellere Farbe als unser inländischer Mohn und kam mit dunkelvioletter Blume zum Blühen; sie trieb auffallend wenig Blätter und erreichte nur eine Höhe von circa 2 Fuß. Die Kapseln waren klein, jedoch wohlgefüllt mit einem äußerst feinkörnigen, bläulichen Samen. Vortheilhaft erscheint hierbei, einmal, daß die Pflanzen niedrig bleiben, mithin durch Sturm weniger leicht beschädigt werden, und zweitens, daß der orientalische Mohn um einige Wochen schneller reift. Was die Samenausbeute betrifft, so war solche kaum größer, als bei der einheimischen Pflanze; doch bleibt abzuwarten, ob der Heuer bei uns gewonnene türkische Mohnsamen nicht im nächsten Jahre eine üppigere Ausbeute liefert. Auch vom Opium ergab der orientalische Mohn eher weniger, als die einheimische Pflanze; im Morphingehalt sind jedoch beide Sorten annähernd gleich, indem die Analyse     für Nr.  I. Opium, aus orientalischem Mohn gewonnen 12,6 Proc. und     für Nr. II., einheimisches, 12,8    „ Morphin ergab     Von Codein lieferte Nr. I. 0,12    „                                     N. II. 0,09    „ während das original-türkische Opium gewöhnlich 0,25 Proc. dieses Alkaloides enthält. In Nordamerika macht die Opiumcultur bedeutende Fortschritte. In einigen Gegenden Schlesiens hat man Opium mit einem Morphingehalt von 13 bis 14 Proc. gewonnen. Der Gebrauch des deutschen Opiums ist indessen, wie in dem Jahresbericht der Breslauer Handelskammer von 1870 angeführt ist, ausschließlich auf die Darstellung der Morphinsalze beschränkt; in den Apotheken darf es, da die Pharmacopoea borussica ausdrücklich türkisches Opium vorschreibt, nicht angewendet werden. Es ist, demselben Jahresberichte zufolge, nicht zu bezweifeln, daß die Mohncultur behufs der Opiumgewinnung bald in ausgedehnterem Maaßstabe betrieben werden würde, wenn diese Bestimmung wegfiele, worauf also bei der Ausarbeitung der neuen deutschen Pharmacopoe Rücksicht zu nehmen seyn dürfte. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1871, Nr. 51.) Wiener Weltausstellung von 3873. (Preisausschreiben für Zuckerrüben-Cultur- und Erntegeräthe.) Die Abtheilung für Land- und Forstwirtschaft etc. der Wiener Weltausstellungs-Commission hat in ihrer letzten Plenarsitzung die Preisausschreibung für die Lieferung verbesserter Zuckerrüben Cultur- und Erntegeräthe berathen. Nach den Bestimmungen der Preisausschreidung werden für die beiden besten Säemaschinen zwei Preise à 2000 und 1000 Gulden, für eine Egge oder Walze zum Krustenbrechen ein Preis von 500 Gulden, für Jäter zwei Preise von zusammen 2000 Gulden, für die besten Rübenerntemaschinen zwei Preise à 3000 und 2000 Gulden, und endlich für ein entsprechendes Instrument zum Köpfen und Putzen der Rüben ein Preis von 200 Gulden ausgeschrieben. Die Zuerkennung der Preise erfolgt im November 1873, und zwar nach der Beurtheilung auf Grund factischer Arbeitsleistung am Felde. Nach den täglich einlaufenden Beitritts-Erklärungen ist zu erwarten, daß die voraussichtliche reiche Dotirung des Concurses eine rege Betheiligung von Preisbewerbern herbeiführen wird. Seine Majestät der Kaiser Ferdinand haben in ihrer Eigenschaft als Besitzer der Swolenoveser Zuckerfabrik hierzu die Summe von 1000 Gulden, Seine Hohheit der Herzog August von Coburg die Summe von 300 Gulden, Seine Durchlaucht Fürst Johann Adolph zu Schwarzenberg die Summe von 1000 Gulden, Seine Durchlaucht Fürst Johann von Liechtenstein den Betrag von 1000 Gulden, und die Herren Schöller und Comp., Großhändler in Wien, die Summe von 1000 Gulden zu gleichem Zwecke gespendet. Im Ganzen sind an Beiträgen bis jetzt zu genanntem Zwecke 10,000 Gulden gestiftet vorden. Erfindungspatente im Elsaß. Wir werden von dem Patentbureau der Herren Wirth und Comp. in Frankfurt a. M. darauf aufmerksam gemacht, daß im Elsaß das französische Patentgesetz unverändert zu Recht besteht. Es ist nur zu beachten, daß wer ein französisches Patent hat und dasselbe im Elsaß aufrecht erhalten will, es auch dort bezahlen muß. Für Industrielle welche mit dem Elsaß in Verbindung stehen, ist es wichtig zu wissen, daß dieses Reichsland unter allen deutschen Staaten die beste Patentgesetzgebung hat.