Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 204, Jahrgang 1872, Nr. , S. 159
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Miscellen. Miscellen. Wasserhaltungsmaschine von 1500 Pferdekräften. Unter den großartigsten aller Dampfmaschinen ist die kürzlich auf den Lehigh Zinc Company's Mines zu Friedensville (Pennsylvania) aufgestellte Wasserhaltungsmaschine als hervorragend zu erwähnen, deren gewöhnliche Leistung nicht weniger als 68,25 Kubikmeter – auf circa 100 Meter gehobenen Wassers – beträgt. Bei forcirtem Betriebe soll die Leistung 75 Kubikmeter überschreiten. Die Dimensionen der Maschine sind nachstehende: Cylinderdurchmesser 2,8   Meter                         Hub 3,05 Meter Durchmesser der schmiedeeisernen Kolbenstange 356  Millimeter Durchmesser der entlasteten Dampfventile 508         „ Hub                „         „                „   44         „ Der Dampf wird von 16 Kesseln von 15,14 Meter Länge und 910 Millimeter Durchmesser geliefert. Das Totalgewicht der Maschine beträgt etwa 650 Tonnen. (Journal of the Franklin Institute, Februar 1872, S. 144.) Ueber Dormoy's mechanisches Puddelverfahren; von Fr. A. Paget. Das hier zu beschreibende Verfahren ist bereits an vierzig Puddelöfen in verschiedenen Theilen von Oesterreich und Frankreich in Anwendung gebracht. Zu Riancourt (Departement der Ober-Marne) sind gegenwärtig drei von Dormoy's Apparaten in Betrieb, und man beabsichtigt dieses System dort aus alle übrigen Puddelöfen anzuwenden. Im Wesentlichen besteht das Verfahren darin, daß man eine Rührstange, welche durch Dampfkraft in rasche Umdrehung versetzt wird, in die Hände des Puddlers gibt. Der gewöhnliche Puddelofen bleibt unverändert, ausgenommen daß die Seiten des Herdes unter einem Winkel gesetzt werden, anstatt senkrecht zu seyn. Um das Verfahren bei einem vorhandenen gewöhnlichen Puddelofen einzuführen, wird eine Welle welche mit irgend einem Motor in Verbindung gebracht werden kann, beiläufig sechs Fuß über dem Ofen angeordnet. Ein Riemen überträgt von einer Rolle die Umdrehungen dieser Welle auf eine unter ihr befindliche Rolle, welche auf dem Riemen in kurzer Entfernung von der Außenseite der Ofenthür ruht. Ein Ende der Nabe dieser Rolle ist mit einem vom Puddler gehaltenen Griff gelenkig so verbunden, daß die Rolle sich drehen kann, ohne den Griff herumzuführen; das andere Ende der Nabe umfaßt das äußere Ende der Rührstange, an welchem es durch einen Querstift gehalten wird. Auf diese Weise kann durch den Riemen die Rührstange in jeder gewünschten Lage in Drehung versetzt werden. Die Anzahl der Umdrehungen welche man anwendet, beträgt drei bis fünf Hundert per Minute für weißes Roheisen, und acht Hundert bis Tausend für graues Roheisen. Während der Riemen die Rührstange führt und dreht, gestattet er die puddelnde Wirkung auf jeden Theil des geschmolzenen Metalles zu richten. Die Schnelligkeit womit das Werkzeug umgedreht werden kann, gibt dem Metall einen solchen Impuls, daß es sich horizontal auf dem Herde wendet und daher die mit der Atmosphäre in Berührung befindlichen Oberflächen beständig erneuert. Die Spitze des rottenden Werkzeuges ist nicht zu einem Haken umgebogen, sondern mit einer Scheibe versehen. Wenn das Eisen in den sandartigen Zustand übergegangen ist, ersetzt man dieses Werkzeug durch eine Stange mit kurz gewundener Spitze. Die folgenden Ziffern geben das Betriebsresultat von einem dieser Oefen zu Riancourt während der ersten zwei Wochen des letzten Decembers: Arbeitstage von 24 Stunden   1   2   3   4   5   6   7 Anzahl der Chargen 23 23 33 24 24 24 25 Arbeitstage von 24 Stunden   8   9 10 11 12 13 14 15 Anzahl der Chargen 28 26 25 26 26 25 24 23 Im Ganzen 369 Chargen, während welcher der Ofen nur neun Mal gefuttert wurde, so daß durchschnittlich auf 40 Chargen eine Herstellung des Futters kommt. Die Chargen von Roheisen und Frischschlacke für den Ofenherd betrugen 97,060 Kilogrm. Das erzeugte Stabeisen betrug 81,921 Kilogrm. bei einem Kohlenverbrauch von 45,240 Kilogrm., was 1185 Kilogrm. Roheisen per 1000 Kilogrm. Stabeisen ergibt, mit einem Aufwand von nur 552 Kilogrm. Kohle per metrische Tonne. Ueberhaupt zeigt das Resultat verschiedener Proben eine Zunahme von wenigstens 30 Procent in der Ausbeute, mit einer verhältnismäßigen Verminderung im Brennstoffverbrauch. Trotz der größeren Anzahl von Chargen wird der Puddler sehr wenig angestrengt. Wie man sowohl in Oesterreich als in Frankreich gefunden hat, werden durch dieses Verfahren Phosphor und Schwefel in solchem Grade ausgeschieden, daß ein Roheisen von geringer Qualität ein ausgezeichnetes Stabeisen liefert. (Vorgetragen im Iron and Steel Institute. – Aus dem Mechanics' Magazine, April 1872, S. 285.) Neues Antimonblau. Diese neue, sehr schöne und dauerhafte, leider auf Kalk nicht anwendbare Farbe erzeugt man sich sehr leicht durch Auflösen einer beliebigen Menge von Antimonmetall in Königswasser, filtrirt die Lösung durch granulirtes Glas und setzt so lange eine verdünnte Blutlaugensalzlösung zu, als ein Niederschlag erfolgt. Dieses Blau ist vom Ultramarin kaum zu unterscheiden und liefert dem Blumenfabrikanten ein Kornblau, wie es bisher noch nicht da war. Mit Chromgelb oder Zinkgelb (chromsaurem Zinkoxyd) gemischt, gibt es eine dem Schweinfurtergrün kaum nachstehende grüne, viel weniger giftige Farbe, als das Arsengrün ist. Mit Oelfirniß, Gummi, Leim und Stärke läßt sich dasselbe sehr gut behandeln. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1872, Nr. 7.) Reduction der Schwefelsäure zu Schwefelwasserstoff durch Wasserstoff im Entstehungszustand; von Prof. H. Kolbe. Es ist allgemein bekannt, daß die schweflige Säure durch den mittelst Zink und Schwefelsäure oder Salzsäure entwickelten Wasserstoff im status nascens zu Schwefel und Schwefelwasserstoff reducirt wird. Weniger bekannt scheint es zu seyn und habe ich nirgends eine Angabe darüber gefunden, daß auch die Schwefelsäure unter Umständen eine gleiche Reduction erfährt. Schon vor mehreren Jahren machte ich wiederholt die Beobachtung, daß aus Zink und Schwefelsäure dargestellter Wasserstoff außerordentlich stark nach Schwefelwasserstoff roch und Bleipapier sofort schwärzte. Ich war anfangs der Meinung, diese Schwefelwasserstoffbildung rühre von einem Gehalt der Schwefelsäure an schwefliger Säure her, aber ich überzeugte mich bald, daß auch chemisch reine Schwefelsäure Schwefelwasserstoff und sogar fast in noch größerer Menge als die gewöhnliche käufliche Säure erzeugt. Bei allen diesen Versuchen wurde die concentrirte Schwefelsäure durch ein Trichterrohr in die das Zink und Wasser enthaltende Woulf'sche Flasche eingebracht. Es unterliegt keinem Zweifel, daß unter diesen Umständen die Schwefelsäure selbst wirklich zu Schwefelwasserstoff reducirt wird. Man erhält dieses Gas, wie ich gefunden habe, in desto größerer Quantität dem Wasserstoff beigemengt, je heißer die den Wasserstoff entwickelnde Flüssigkeit ist und in je concentrirterem Zustande die Schwefelsäure mit dem Zink in Berührung kommt. Wenn man die Schwefelsäure vor dem Einbringen mit etwa dem doppelten Volumen Wasser verdünnt, so ist das entwickelte Wasserstoffgas absolut frei von Schwefelwasserstoff. Läßt man aber hernach concentrirte Säure einfließen, so hat man augenblicklich wieder den deutlichen Schwefelwasserstoffgeruch. Diese Eigenschaft der concentrirten Schwefelsäure verdient Beachtung, wenn es sich um Darstellung von reinem Wasserstoff handelt, ganz besonders auch bei gerichtlich-chemischen Untersuchungen auf Arsenik. Wollte man im Marsh'schen Apparate den Wasserstoff durch Eingießen von concentrirter Schwefelsäure entwickeln, oder gar unmittelbar nach dem Einbringen der auf Arsenik zu prüfenden Flüssigkeit Schwefelsäurehydrat nachgießen, so würde durch den sofort entstehenden Schwefelwasserstoff unfehlbar ein großer Theil der arsenigen Säure, bei sehr kleinen Quantitäten vielleicht die ganze Menge, in Schwefelarsenik verwandelt werden und sich dadurch der Nachweisung entziehen. Es ist deßhalb bei Anstellung der Arsenprobe mit dem Marsh'schen Apparate, wie überhaupt zur Darstellung von reinem, resp. schwefelfreiem Wasserstoff nothwendig, mit Wasser verdünnte Schwefelsäure anzuwenden. (Aus des Verfassers Werk: „Das chemische Laboratorium der Universität Marburg.“ S. 277.) Ueber die Vertheilung des Kalis und Natrons in den Pflanzen. Bezüglich der aus den Comptes rendus im polytechn. Journal Bd. CCII S. 536 (zweites Decemberheft 1871) auszugsweise mitgetheilten Abhandlung von E. Peligot „über die Vertheilung des Kalis und Natrons in den Pflanzen“ erlaube ich mir zu bemerken, daß bereits vor 23 Jahren wesentlich ganz dasselbe, von dem französischen Chemiker als neu Behauptete, von mir nachgewiesen wurde. Aus meiner damaligen Abhandlung, welche im Journal für praktische Chemie, Bd. XLVII S. 193–225 erschien und auf die ich verweise, hebe ich nur in Kürze die zwei Hauptsätze heraus: 1) daß eine Vertretung des Kalis durch Natron, resp. Abhängigkeit vom Boden worauf die Pflanzen gewachsen, durchaus nicht bestehe, und wurden die Beweise für diese Behauptung eingehend erörtert; 2) daß der Grund der Vertretbarkeit des Kalis durch Natron, wenigstens in den meisten Pflanzen, in der Art des analytischen Verfahrens zu suchen ist. Dr. Carl Bischof. Wiesbaden, Ende März 1872. Versuche mit Lithofracteur, ausgeführt vom Sprengmittel-Comité des brittischen Kriegsministeriums. Die Details der am 20. Februar von dem Sprengmittel-Comité des brittischen Kriegsministeriums ausgeführten Versuche liegen jetzt in einem Berichte des Mining Journal vor, und wir ergänzen darnach die früheren Notizen (im polytechn. Journal Bd. CCIII S. 502, zweites Märzheft 1872). Nachdem im Mai 1871 eine Reihe von Versuchen durch die Herren Krebs und Comp. in Cöln, die Erfinder und Fabrikanten des Lithofracteurs, angestellt worden war, wurden die Resultate derselben dem Staatssecretär des Inneren mitgetheilt, welcher das gesammte Material an das Kriegsdepartement abgab. Nach vorläufigen Erkundigungen über den Grad der Sicherheit in der Herstellung des Sprengmittels schritt man zur Wiederholung der Versuche, welche in den Kalksteinbrüchen von Hrn. France zu Nant-Mawr bei Shrewsbury ausgeführt wurden, wo sich die beste Gelegenheit bot. Da die Sprengkraft des Lithofracteurs nicht in Zweifel war, so beschränkten sich die genannten Versuche hauptsächlich auf die Ermittelung der Einflüsse der Lagerung, des Transportes und der Gebrauchsmethode. Außer den Mitgliedern des Kriegsdepartements waren zugegen die Vertreter der französischen, amerikanischen und Peruvianischen Regierung, die Verwaltung- und Betriebschefs der Haupt-Eisenbahnlinien, eine große Zahl von Bergleuten, sowie eine ganze Reihe wissenschaftlicher und technischer Notabilitäten. Ausgeführt wurden die Versuche durch Prof. Engels, von der Firma Krebs und Comp., Hrn. O. Kirkmann (Vertreter der Firma in England) und Hrn. F. Nursey (Ingenieur der Firma in England), während Hr. France den Experimentatoren hülfreich zur Seite stand. Der erste Punkt bei der Untersuchung war das Verhalten des Lithofracteurs in hoher Hitze. Es wurde zu dem Behufe eine kleine Portion der Substanz im Oelbade bis 190° Cels. erhitzt, ohne daß eine Entzündung oder Explosion stattgefunden hätte; die Substanz dampfte allmählich fort. Als Gegenstück wurden einige Bohrlöcher im Kalkstein des Bruches besetzt und mit Hülfe der Elektricität abgeschossen. Der nächste Punkt, über den man sich zu vergewissern strebte, betraf die Lagerung des Lithofracteurs in einem dem Feuer ausgesetzten Ort und unter dem Einfluß einer Feuersbrunst im Magazin. Zu diesem Behufe umgab man eine Büchse mit 5 Pfd. Lithofracteur mit einem Haufen Stroh, Zweigen, Wellholz und entzündete denselben; die Flamme erreichte die Büchse und der Sprengstoff brannte ruhig und ohne Explosion aus. Die Entzündung einer gleichen Menge Sprengstoff in einer geschlossenen und in Gestein gestellten Büchse durch Bickford'sche Zünder ergab den gleichen Verlauf und zeigten sich die Reste der Büchse sehr wenig angegriffen. Dann wurden Versuche mit Stößen gemacht und zwar in verschiedener Steigerung. Druck und Schläge mit harten hölzernen Oberflächen, zwischen Stein und Eisen, ferner zwischen Eisen und Eisen verursachten nur ein Verspritzen der teigigen Masse auf den drückenden und schlagenden Flächen. Eine Büchse mit 5 Pfd. von der Höhe des Steinbruches auf dessen unterstes Plateau, etwa 150 Fuß tief herabgeworfen, wurde zertrümmert und zerstreute die Patronen nach allen Seiten hin. Sehr praktische Experimente machte man auf einem Bremsberg desselben Steinbruches, indem man zwei Wagen auf einander laufen ließ und die Bufferflächen mit Patronen von Lithofracteur garnirte. Außerdem legte man noch Patronen auf die Schienen in der halben Höhe der 500 Yards langen und 1 auf 8 steigenden Ebene und ließ den einen Wagen herablaufen. Die Geschwindigkeit mit der er unten auf den anderen mit Steinen beladenen Wagen auftraf, berechnete man auf 40 engl. Meilen per Stunde. Dabei explodirte nur eine der auf die Schienen gelegten Patronen, während die übrigen nur allerwärts zerstreut wurden. Diese Versuche wurden mit eisernen Bufferflächen, dann mit Holz- und Eisenflächen wiederholt, wobei nur beim zweiten Versuch mit Eisen auf Eisen die Bufferpatronen explodirten. Nach diesen Versuchen stellte man weitere Experimente vom rein militärischen Gesichtspunkte aus an, und vernichtete zunächst eine aus Eisenbahnschienen fest und eng zusammengestellte bombensichere Casematte. Diese Schienen waren 6 Fuß hoch bedeckt und 8–12 Fuß lang; man brachte den Lithofracteur auf den Scheitel des ganzen Baues, bloß mit frisch gestochenem Rasen bedeckt. Die Explosion zerbrach einige der Schienen, verbog die anderen und schleuderte zum Theil auch Trümmer fort. Versuche mit einfachen und doppelten Verhauen aus halbrunden 6 Zoll dicken, 9 Fuß langen und 10 Zoll von einander entfernten Balken, welche 1 1/2 Fuß tief in die Erde eingegraben waren, ergaben zum Theil sehr bedeutende Resultate. 27 Pfd. Sprengmittel wurden in ein zwei Zoll weites Kautschukrohr von 12 Fuß Länge gebracht und an den Fuß des einfachen Verhaues entlang gelegt, dann mit einem Bickford'schen Zünder abgefeuert, welcher mit einem in dem Lithofracteur eingebetteten Zündhütchen versehen war. Es entstanden nur partiell Detonationen und Zerstörungen, weil ein Theil des Lithofracteurs etwas erstarrt war, aber die Folgen waren immerhin bedeutende. Der Ueberrest der Ladung wurde besonders angewärmt und nochmals abgeschossen, ohne aber bedeutende Zerstörungen anzurichten. Der doppelte Verhau, aus zwei 7 Fuß von einander stehenden Balkenschienen bestehend, wurde mit zwei 4 1/2zölligen Zinkröhren von je 11 Fuß Länge besetzt, die mit den Enden an einander stießen und nur durch die Zündrakete verbunden waren. Das Resultat war hierbei eine kolossale Explosion, welche den ganzen Verhau zertrümmerte, in 400 Yards Entfernung die Zerstörung von Fensterscheiben verursachte und 22 engl. Meilen weit in Shrewsbury deutlich gehört, 4 Meilen weit in Oswestry sogar gespürt wurde. Es entstand an dem Fuß des Verhaues ein Krater von 24 Fuß Länge, 9 Fuß Breite und 2–3 Fuß Tiefe, während die Erde ringsum auf circa 12 Fuß tief aufgewühlt war. Ein specieller Versuch, ein 6 Fuß langes Zinkrohr von 4 1/2 Zoll Durchmesser mit 43 Pfd. Lithofracteur vertical in die Erde einzugraben und zur Explosion zu bringen, ergab einen Krater von 16 Fuß Durchmesser und 4 1/2 Fuß Tiefe, bei einer 12 Fuß tief gehenden Lockerung des Erdreiches. Ein Versuch, den Sprengstoff unter Wasser anzuwenden, indem man einen in der Nähe vorbeiführenden Graben mit Schwellen überbaute und beschüttete, so daß die Unterfläche dieses Baues etwa 1 Zoll von der Wasserfläche entfernt war, auf der zwei Patronen schwammen, ergab ebenfalls eine sehr heftige Detonation und Zerstörung. Es wurde ein Bassin von 21 Fuß Durchmesser und 6 Fuß Tiefe unter der Wasserlinie ausgeworfen. Weitere Versuche, die Patronen unterzutauchen und von dem Ueberbau durch eine Wasserlage zu trennen, – zeigten ebenfalls die heftigsten Detonationen und Zerstörungen, so daß es außer Zweifel ist, daß der Lithofracteur ein wenig gefährliches und doch ausreichend mächtiges Sprengmittel abgibt. (Berggeist, 1872, Nr. 25.) Ueber die Verfälschung der Anilinfarben; von Prof. Dr. Wilh. Fr. Gintl. Mit der Verallgemeinerung der Anilinfarbstoffe, die nunmehr auch bei dem Kleingewerbsmanne sich Eingang verschafft haben, hat, wie nicht anders zu erwarten, der auf die Unkenntniß des Abnehmers speculirende Betrug auch bei der Anilinfarben-Industrie ein günstiges Terrain gefunden. Es ist ein hartes Wort, das Wort „Betrug“, aber man kann es wohl nicht anders nennen, wenn man die Praxis jener Fabrikanten bezeichnen will, welche unter dem Namen gewisser Anilinfarben Erzeugnisse zu Markte bringen, die nur zum kleinsten Theile das sind, was ihr Name bezeichnet. Es soll hier nicht die Rede von plumpen Verfälschungen seyn, welchen der Verfasser seit einer Reihe von Jahren bei der Untersuchung von diversen Anilinfarbstoffen begegnet ist, unter denen insbesondere die mit Bronze-Abfällen (so unglaublich dich auch klingen mag) hervorgehoben seyn möge. Vor solchem groben Betruge vermag sich selbst der Laie zu sichern, denn es wird ihm nicht schwer werden, die schon durch ihre Unlöslichkeit in den gewöhnlichen Lösungsmitteln der Anilinfarbstoffe auffallenden Bronze-Fragmente zu entdecken. Diese Zeilen gelten vielmehr einer sehr schlau gewählten Verfälschung von Anilinfarbstoffen, welche namentlich beim Fuchsin in neuester Zeit häufig angetroffen wird. Der Verfasser hatte seit einigen Monaten wiederholt Gelegenheit, Proben eines allerdings staunend billigen sogenannten „Diamant-Fuchsins“ zur Untersuchung zu bekommen, das von verschiedenen Consumenten im Hinblicke auf die anscheinend gute Qualität und besonders den billigen Preis gekauft, von diesen aber bald als von sehr geringer Ergiebigkeit erkannt worden war, ohne daß es ihnen unter Anwendung der gewöhnlichen Fuchsin-Proben gelungen wäre, dasselbe zu beanstanden. Das fragliche Product hat ein dem ächten Diamant-Fuchsin täuschend ähnliches Ansehen and ist namentlich von kleinen krystallinischen Sorten des ächten Fuchsins beim Ansehen nicht zu unterscheiden. Erhitzt, verbrennt es ohne wesentlichen Rückstand, und ist in den gewöhnlichen Lösungsmitteln ziemlich vollständig löslich. Merkt aber schon beim Erhitzen des Präparates die halbwegs geübte Nase das Austreten eines abnormen Geruches, so nimmt das beobachtende Auge noch weit leichter wahr, daß beim Versuche das fragliche Fuchsin in etwas stärkerem Alkohol zu lösen, zunächst eine Partie schwach rothgefärbter Kryställchen zurückbleibt, die sich erst allmählich aufzulösen vermögen. Bei genauerer Untersuchung dieser sich keineswegs wie Fuchsin verhaltender Krystalle findet man bald, womit man es zu thun habe – sie können ohne Mühe als Krystalle gewöhnlichen Rohzuckers erkannt werden, wie sie beim Versieden eines reineren Dicksaftes, etwa bei der Raffination erhalten werden.Auf die Verfälschung der rothen Anilinfarben mit Zucker wurde bereits von Ungerer und Joly aufmerksam gemacht (polytechn. Journal, 1871, Bd. CC S. 339 und 421). A. d. Red. Der Verf. hat sich der Mühe unterzogen, in einzelnen Sorten solchen Fuchsins den Zuckergehalt quantitativ zu bestimmen. Es war dieß nicht so leicht, als es wohl Manchem scheinen möchte, da eine bequeme und doch glatt gehende Trennung des Fuchsins vom Zucker erst ausgemittelt werden mußte. Als bequemster Weg zu einer hinlänglich sicheren Bestimmung des Zuckergehaltes wurde endlich folgendes Verfahren eingeschlagen. Eine abgewogene Menge des zu untersuchenden Fuchsins wurde in heißem Wasser gelöst, die Lösung mit Pikrinsäure-Lösung versetzt und so die Hauptmasse des Rosanilins als Picrat gefällt. Das klare vom Pikrinsäure-Ueberschusse gelb gefärbte Filtrat wurde nunmehr mit basischem Blei-Acetat gefällt, die Lösung auf 100° C. gebracht, filtrirt und das Filtrat der polarimetrischen Zucker-Bestimmung unterworfen. Es fanden sich auf diesem Wege, welchen der Verfasser für vorwurfsfrei hält, in einer Sorte Fuchsins 15 Proc. Zucker, in einer zweiten 24,2 Proc., in einer dritten endlich sogar 82,13 Proc. an Zucker. Zur Ehre des schlauen Fabrikanten (der Name thut hier nichts zur Sache) sey es gesagt, daß allerdings diese Pseudo-Fuchsinsorten billiger im Preise gehalten werden, als ächtes Fuchsin, aber nur jene, welche einen höheren Zuckergehalt führen, während man jene mit geringerem, etwa 15 Proc. nicht übersteigendem Zuckergehalte, als reines Fuchsin in den Handel zu bringen versucht. Aber wenn so auch der Fabrikant von einem Vorwurfe freigesprochen werden könnte, so dürften sich wohl Händler finden, die in richtiger Beurtheilung des Maaßes der Sachkenntniß ihrer Kunden, ein solches billiges Fuchsin im gleichen Preise an Mann zu bringen bemüht seyn werden, den sie für reines Diamant-Fuchsin erzielen können. Was die Erzeugungsweise dieses modernen Artikels anbelangt, so kann der Verfasser dießbezüglich nur vermuthen, daß man passend krystallisirten Zucker mit einer gesättigten Lösung von Fuchsin in möglichst starkem Weingeiste befeuchten und sodann trocknen lassen dürfte; denn nur so ist es zu erklären, daß die einzelnen Kryställchen einen gleich prächtig grünen Metallglanz zeigen wie solcher den Fuchsinkrystallen zukommt. Es dürfte von Manchem die Frage aufgeworfen werden, ob auch der Laie sich vor einer Uebervortheilung dieser Art leicht sicher stellen könne. Nichts ist einfacher als das. Man nehme das zu prüfende Fuchsin, gehe mit einer auf einer weißen Unterlage (Papier) ausgebreiteten Probe desselben an einem tageshellen Ort, besser noch an eine sonnenbeschienene Stelle, und mustere mittelst einer gewöhnlichen Loupe die einzelnen Kryställchen durch. Reines Fuchsin wird hierbei nur die bekannten spießigen Krystalle oder deren Fragmente erkennen lassen, welche selbst im auffallenden Sonnenlichte nur an den Kanten roth durchscheinen, – anders ein mit Zucker verfälschtes; bei diesem trifft man neben den charakteristischen Fuchsinkrystallen mehr oder weniger von mehr körnigen Kryställchen, welche meist vollkommen, entweder mit granatrother oder sogar nur schwach amethystrother Farbe durchscheinen, oder man findet, wie der Verfasser dieß bei dem 82,13 Proc. Zucker enthaltenden Fuchsin zu sehen Gelegenheit halte, überhaupt nur solche roth durchscheinende Fragmente. Holt man ein dergleichen verdächtiges Fragment aus der Masse hervor und erhitzt es auf einer Messerspitze, so nimmt man leicht den Geruch nach verbranntem Zucker wahr. (Aus dem „Techniker,“ 1872, Nr. 14.) Neues Reagens auf Alkohol; von Berthelot. Chlorbenzoyl (C⁷H⁵O . Cl) wird in Berührung mit kaltem oder selbst mit lauwarmem Wasser nur sehr langsam zersetzt; enthält jedoch das Wasser Alkohol, so entsteht sofort Benzoesäure-Aether. Dieser wird von dem überschüssigen Chlorbenzoyl aufgenommen; er kommt zum Vorschein, wenn man einen Tropfen des letzteren mit wässeriger Kalilauge erwärmt, da diese das Säurechlorid fast momentan löst, während sie auf den Aether nicht sofort einwirkt. Die Reaction ist sehr deutlich bei Wasser mit 1 Proc. Alkohol, wenn man 20 bis 25 Kubikcentimeter zur Prüfung anwendet; selbst bei ein Tausendtel Alkoholgehalt und nur einigen Kubikcentimetern Flüssigkeit ist der Geruch des Aethers noch deutlich wahrzunehmen. Die Reaction bietet den Vortheil, daß sie sich in kurzer Zeit und ohne Destillation ausführen läßt. (Comptes rendus, t. LXXIII p. 496; Annalen der Chemie und Pharmacie, 1872, Bd. CLXII S. 192.) Ueber die Verbindungen des Zuckers mit Kalk; von Horsin-Déon. Seit langer Zeit ist bekannt, daß eine hinreichend concentrirte Lösung von Calciumsaccharat beim Erwärmen sich trübt und dreibasisches Calciumsaccharat ausscheidet. Außerdem hat Peligot 1851 nachgewiesen, daß bei bestimmter Concentration die Lösung wie Eiweiß coagulirt, daß der Niederschlag beim Abkühlen wieder verschwindet und die Lösung nach völliger Abkühlung wieder klar und durchsichtig wird. Verschiedene Chemiker, zuletzt Boivin und Loiseau, haben diese Erscheinungen theoretisch zu erklären gesucht. Der Verf. ist durch einige neue Beobachtungen zu genauerem Studium veranlaßt worden und hat folgende Resultate gefunden: 1) Trübt sich eine Lösung von Zuckerkalk bei 100° C. nicht, so kann die Abscheidung des dreibasischen Calciumsaccharates durch hinreichenden Wasserzusatz jedesmal hervorgerufen werden. 2) Setzt man zu einer durch Erwärmen sich trübenden Lösung einen Ueberschuß von Zucker, so erzeugt Temperaturerhöhung auf 100° C. keinen Niederschlag mehr. 3) Je mehr Kalk die Lösung enthält, desto größere Neigung hat sie, bei 100° zu gerinnen; je weniger Kalk, desto concentrirter muß die Lösung seyn, um Coagulation zu zeigen. 4) Das abgeschiedene Saccharat löst sich beim Erkalten wieder auf, wenn die Lösung hinreichend verdünnt ist. 5) Bei stärkerer Concentration löst sich der Niederschlag durch Erkalten nicht; erhöhter Wasserzusatz löst ihn nur sehr langsam, wohl aber Zuckerwasser. 6) Alle Kalksaccharate haben die Eigenthümlichkeit, sich in hinreichend concentrirter Lösung bei 100° zu trüben, bei mittlerer Dichte von etwa 10–11° Baumé klar zu werden und sich bei stärkerer Verdünnung wieder zu trüben. Bei großem Kalküberschusse treten diese Erscheinungen nicht ein. Die Erklärung liegt in der Eigenthümlichkeit des dreibasischen Calciumsaccharates. In einer klaren kalten Zuckerkalklösung von beliebiger Zusammensetzung scheint Wärme die Verbindung des Kalkes mit der möglichst kleinen Zuckermenge zu begünstigen. Es bildet sich das dreibasische Saccharat, so daß aller Kalk in die Verbindung tritt und der überschüssige Zucker frei bleibt. Das dreibasische Saccharat ist in Zuckerwasser löslich, in kaltem mehr als in heißem; die Löslichkeit nimmt mit der Concentration zu. Deßhalb muß 1) eine bei 100° sich nicht trübende Lösung durch Verdünnung mit Wasser einen Niederschlag geben; 2) die Trübung durch Zuckerzusatz verschwinden; 3) bei hinreichender Concentration und mäßigem Zuckergehalte die ganze Lösung gerinnen. Je mehr Kalk die Flüssigkeit enthält, desto weniger dicht braucht sie zu seyn, um zu gerinnen. (Lösungen von 171 Zucker und 29,6 resp. 35,0 Kalk zeigten 1,1502 resp. 1,0402 spec. Gew.) Zur Erklärung dieser Thatsachen haben Boivin und Loiseau die Präexistenz des dreibasischen Saccharates in dem Zuckerkalk angenommen; dagegen scheint dem Verf. die oben unter 5) angeführte Thatsache zu sprechen; hätte das dreibasische Saccharat präexistirt, so müßte es sich durch Erkalten wieder lösen. Es muß demnach in der Flüssigkeit eine Zersetzung eingetreten seyn. Die vom Niederschlage abfiltrirte Lösung zeigt die Zusammensetzung des einbasischen Saccharates (171 Zucker mit 28 Kalk) Zuckerkalk von 171 Zucker und 35 Kalk enthält auf 4 Aeq. Zucker 5 Aeq. Kalk. In der erwärmten Flüssigkeit würden 10 Aeq. Zucker mit 30 Aeq. Kalk verbunden, die übrigen 14 Aeq. frei seyn. Nach dem Erkalten findet man im Niederschlage 3 Aeq. dreibasisches, in der Lösung 21 Aeq. monobasisches Saccharat. Sonach zerlegt sich eine auf 100° erwärmte Saccharatlösung mit hohem Kalkgehalte und von starker Concentration beim Erkalten in ein Gemenge von unlöslichem dreibasischen und von löslichem einbasischen Saccharat. Die Ausscheidung des dreibasischen Saccharates findet nur bei sehr concentrirten und bei sehr verdünnten Lösungen statt; bei mittlerer Dichtigkeit nicht. Die Verbindung von 28 Kalk mit 201,5 Zucker gerinnt bei einer Dichte von 1,153, bleibt klar bei 1,077, gerinnt wieder bei 1,065; das Saccharat 28 Kalk mit 171 Zucker gerinnt bei 1,200, bleibt klar bei 1,080, gerinnt wieder bei 1,071. Untersuchungen über die Dichten, welche verschieden zusammengesetzte Zuckerkalklösungen haben müssen, um bei 100° zu gerinnen, gaben folgende Resultate: Auf 28 Kalk: Zucker Dichtigkeit  171    1,071  201,5    1,065  232    1,060  262,5    1,055  293    1,050  323,5    1,0474  354    1,0460  384,5    1,0454 Bei zunehmendem Zuckergehalte nimmt also die zum Gerinnen der Lösung nöthige Dichtigkeit ab, aber nicht proportional dem Zuckergehalte. (Bullet, Par., nouv. série, t. XVI p. 26; chemisches Centralblatt, 1872, Nr. 14.) Ueber die Gährung; von Pasteur. Pasteur hat in einer kürzlich der Pariser Akademie vorgelegten Note auf die letzten Abhandlungen Liebig's über die Gährung (polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCV S. 537 und Bd. CXCVI S. 548) geantwortet. Wollte er, so äußert er sich, eine eingehende Kritik der Arbeit Liebig's liefern, so müßte er derselben Schritt für Schritt folgen, und dann wäre es wohl nöthig, eine fast ebenso lange Abhandlung zu schreiben, wie Liebig. Dazu habe er keine Zeit, sondern er wolle nur auf die beiden hauptsächlichsten Einwürfe eingehen, welche Liebig ihm gemacht habe. Dieß thut er, nicht indem er neue Thatsachen beibringt, sondern indem er sich auf seine früheren Arbeiten zurück bezieht. Liebig bestreite, daß man Bierhefe- und Alkoholgährung in einer salzhaltigen Zuckerlösung, in der man eine sehr geringe Menge Hefe vertheilt, erzeugen könne. Für Liebig ist die Gährung eine mit dem Zerfallen der Hefe in Zusammenhang stehende Erscheinung; für Pasteur dagegen hängen die eigentlichen Gährungserscheinungen mit dem Leben der Hefe zusammen. Für die Milchsäuregährung z.B. hat er nachgewiesen, daß in einer Lösung von reinem, krystallisirtem milchsauren Kalk, welcher man etwas phosphorsaures Ammoniak, Magnesia und Kali, sowie geringe Mengen von schwefelsaurem Ammoniak, mit etwas Milchsäure vermengt, zusetzt, nach einigen Tagen die Milchsäure verschwunden, und dafür eine große Menge neuer Vibrionen entstanden ist. So lange noch milchsaurer Kalk vorhanden ist, vermehren sich die Vibrionen. Die anderen Fermente verhalten sich ähnlich. Für die Bierhefe ist aber der Nachweis etwas schwieriger, weil andere Organismen interveniren und die Entwickelung der Hefe stören können. Gewisse Infusorien, das Milchsäureferment, verschiedene Mucedineen können sich in der Flüssigkeit entwickeln und die Vermehrung des Alkoholfermentes aufhatten. Dieß sind die Schwierigkeiten, welche Liebig hatte, und die er nicht zu heben gewußt hat. Was die Essiggährung betrifft, so hält Pasteur nach wie vor daran fest, daß dieselbe nur unter Mitwirkung des Essigfermentes Mycoderma aceti vor sich geht; es existire in keinem Lande der Welt ein Tropfen Wein, der nur in Berührung mit Luft sauer werde, ohne daß vorher Mycoderma aceti darin vorhanden gewesen sey. Liebig bestreite dieß und führe den Essigbildungsproceß auf eine einfache Oxydation zurück. Er führe u.a. in seiner Abhandlung die Essigfabrik von Riemerschmid, einer der größten und best geführten in Deutschland, an (polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVI S. 549), in welcher der verdünnte Alkohol während des ganzen Betriebes keinen fremden Zusatz erhalte; Hobelspäne, welche in den Essigbildern dieser Fabrik seit 25 und 30 Jahren ununterbrochen in Gebrauch waren, zeigten sich frei von Mycoderma aceti. Dieß scheint allerdings für Liebig's Ansicht entscheidend zu seyn; denn man begreift nicht die Entstehung einer Pflanze innerhalb einer Flüssigkeit, welche frei von den zu ihrer Ernährung nöthigen Bestandtheilen ist. Ferner habe Liebig bei der Besprechung von Pasteur's Untersuchungen über die Bierhefe in dem ersten Theile seiner Abhandlung hervorgehoben, daß Pasteur Bierhefe, welche schwefelhaltig ist, erzeugt zu haben glaube innerhalb einer Flüssigkeit, welche frei von Schwefel war. Indeß täuscht sich Liebig, wie Pasteur meint, in beiden Fällen; die Hefeaschen, welche er (Pasteur) seinen Lösungen zugesetzt hatte, enthielten Sulphate, und was den verdünnten Alkohol betrifft, so ist derselbe mit gewöhnlichem Wasser verdünnt, welches alle zur Ernährung des Mycoderma aceti nöthigen mineralischen Bestandtheile enthält. Pasteur hält daher seine Ansicht über die Essiggährung aufrecht. Um die Frage zur Entscheidung zu bringen, schlägt er folgendes Mittel vor: Liebig möge von den Mitgliedern der Akademie einige erwählen; in deren Gegenwart wolle Pasteur dann mit Substanzen, die Liebig selbst ihm liefern möge, die beiden Fundamentalversuche, deren Richtigkeit Liebig bestreitet, wiederholen. Er werde in einer Salzlösung so viel Bierhefe, als Liebig vernünftigerweise verlangen könne, erzeugen, doch unter der Bedingung, daß Liebig die Kosten der Versuche trage. Wenn Liebig es wünsche, so wolle er (Pasteur), aber immer unter der genannten Bedingung, sogar einige Kilogramme Vibrionenfleisch erzeugen, dessen Kohlenstoff, Stickstoff, Schwefel, Phosphor, Fett, Cellulose etc. ganz und gar aus krystallisirten Substanzen und gährungsfähiger organischer Materie entnommen seyen. Was die Gegenwart von Mycoderma aceti auf den Hobelspänen der Essigbilder betrifft, so schlägt Pasteur Liebig vor, aus der Fabrik von Riemerschmid einige Späne zu entnehmen, sie schnell zu trocknen und nach Paris an die genannte Commission zu schicken. Er verpflichte sich, den Mitgliedern auf der Oberfläche der Späne die Gegenwart von Mycodermen nachzuweisen. Es gebe übrigens noch ein einfacheres Mittel, um Liebig von der Wahrheit des letztgenannten Punktes zu überzeugen. Er (Pasteur) habe zwar das, was er vorschlagen wolle, niemals probirt; allein das eben sey richtigen Theorien eigen, daß sie logische Deductionen gestatten, deren Wahrheit a priori behauptet werden darf. Liebig möge Riemerschmid ersuchen, einen von seinen Essigbildern, die seit längerer Zeit in Thätigkeit sind, und die jeden Tag 3 Liter Alkohol in Essigsäure verwandeln, 1/2 Stunde lang mit siedendem Wasser gefüllt zu halten, und dann den Essigbilder von Neuem in Gang zu setzen. Nach Liebig's Ansicht müsse der Essigbilder nachher ebenso wie vorher functioniren; er (Pasteur) behaupte dagegen, daß er keinen Essig in Alkohol verwandeln könne, wenigstens nicht vor Ablauf längerer Zeit, bis sich wieder neue Mycodermen an der Oberfläche der Späne entwickelt haben. Auf Vorschlag des Präsidenten beschloß die Pariser Akademie, nachdem sie den Vortrag Pasteur's gehört hatte, die Kosten der Versuche, welche zur Entscheidung dieser Frage nöthig sind, zu tragen. (Comptes rendus, t. LXXIII p. 1419, 1424, 1427; chemisches Centralblatt, 1872, Nr. 2.) Ueber die Einwirkung schmelzender Aetzalkalien auf Braunkohlen; von L. Schinnerer und T. Morawski. Da es einerseits bekannt ist, daß durch die Einwirkung von schmelzenden Alkalien auf Cellulose Oxalsäure entsteht und andererseits Millon gezeigt hat, daß durch die Einwirkung von schmelzendem Kali oder Natron auf Holzkohle Humussubstanzen gebildet werden, so schien es uns nicht uninteressant zu seyn, die Producte näher kennen zu lernen, welche durch den Einfluß derselben Agentien auf Braunkohlen entstehen. Zu diesem Behufe wurden zuerst größere Quantitäten von Traunthaler Kohle (200 Grm.) mit Aetznatron (600 Grm.) so lange geschmolzen, bis die Wasserstoffentwickelung aufhörte, die braune Schmelze mit verdünnter Schwefelsäure gesättigt, die filtrirte Flüssigkeit nach dem Erkalten mit Aether ausgeschüttelt und der Aether abdestillirt. Im Kolben blieb eine braune Masse zurück, aus der nur auf sehr großen Umwegen Krystalle erhalten werden konnten. Wir suchten daher einen näheren, minder umständlichen Weg und fanden ihn in der Destillation der braunen Masse. Dabei erhielten wir ein weißes krystallistrtes Sublimat und ein gelbes Oel. Das krystallisirte Sublimat wurde nun auf seine Reactionen geprüft und zeigte hierbei mit Eisenchlorid und Sodalösung die charakteristische Reaction des Brenzcatechins. Die Elementaranalyse dieses Productes ergab folgende Zahlen, welche mit den für das Brenzcatechin berechneten sehr nahe übereinstimmen: Theorie: Versuch: I. II. C = 65,45 65,50 65,38 H = 5,45 5,85 5,79 Die ursprüngliche braune Masse zeigte ebenfalls deutlich die Reactionen des Brenzcatechins, ein sicherer Beweis, daß es als solches schon in der geschmolzenen Masse vorhanden war und sich nicht erst bei der Destillation bildete. Um zu erfahren, aus welchem Theile der Kohle die Bildung des Brenzcatechins vor sich gehe, wurde Braunkohle mit Aether vollständig extrahirt und der unlösliche Theil auf die oben beschriebene Art mit Aetznatron behandelt; in der Schmelze konnte jetzt der Nachweis des Brenzcatechins nicht geliefert werden. Die Bildung des Brenzcatechins kommt daher dem bituminösen und im Aether löslichen Theile zu, was übrigens auch durch einen directen Versuch bewiesen wurde. Es wurde nun eine Reihe von Kohlen auf dieselbe Art behandelt und nur bei Einwirkung der schmelzenden Alkalien auf junge Kohlen, welche noch deutlich Holzstructur zeigten, wie die Karbitzer Kohle und die Traunthaler Kohle, die Bildung von Brenzcatechin beobachtet. Auf Steinkohlen reagirten die schmelzenden Alkalien gar nicht, und bei Anwendung von Steierdorfer, Fünfkirchner, Grünbacher, Kirchberger Kohle und Kohle von Annathal wurde zwar eine Einwirkung, nicht aber die Bildung von Brenzcatechin beobachtet. (Mittheilung aus dem Laboratorium des Prof. Dr. A. Bauer in Wien. – Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1872, Nr. 5.) Mittel zum Tränken von Wagendecken-Leinwand. Als ein vorzügliches Mittel zum Tränken von Packleinwand zur Ueberdeckung von Wagen etc. haben sich Metallseifen bewährt, welche durch Vereinigung von Fettsäuren mit einem Metalloxyd zu erhalten sind. In Folge seines billigen Preises ist Eisenoxyd am vortheilhaftesten anzuwenden. Man läßt 2 Pfund Schmierseife in heißem Wasser zergehen und löst in einem besonderen Gefäße Eisenvitriol in warmem Wasser auf. Wenn man beide Flüssigkeiten zusammengießt, so bildet sich einerseits schwefelsaures Kali, andererseits eine Eisenseife (oleïnsaures, margarinsaures Eisen), welche, da sie unlöslich ist, zu Boden fällt. Die so erhaltene Eisenseife wird ausgewaschen und getrocknet, und dann in 3 Pfund Leinöl aufgelöst, in welchem man schon vorher 1/5 Pfd. Kautschuk sich hat lösen lassen. Der Vortheil der so hergestellten undurchdringlichen Leinwand ist der, daß dieselbe nicht bricht, wie sie es thut, wenn man sie mit Theer angestrichen hat. (Schlesische landwirthschaftliche Zeitung.) Erfindungspatente im Elsaß. Von amtlicher Seite wird uns mitgetheilt, daß die französischen Patente, welche vor dem Friedensschlusse (16. Mai) ertheilt wurden, auch in Elsaß und Lothringen gültig sind, sofern die Jahrestaxe auch im Elsaß bezahlt wurde und nicht nur in Frankreich. Alle Patente, für welche die Jahrestaxe vom 16. Mai 1872 bis heute fällig war und nicht bezahlt wurde, sind demnach verfallen. Für Erfindungen aber, welche nach dem 16. Mai in Frankreich patentirt wurden, können nun noch Patente im Elsaß genommen werden, falls die Erfindungen nicht veröffentlicht worden sind. (Arbeitgeber.)